Wie schafft Ihr das?

tallgirl
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Wie schafft Ihr das?

Beitrag von tallgirl »

Hallo zusammen,

wie schafft Ihr dass mit der ständigen Traurigkeit und der daraus resultierenden Einsamkeit umzugehen? Wie schafft Ihr dass, die permanent kreisenden Gedanken zu „ignorieren“ und ein einigermaßen „normales“ Leben zu führen? Wie schafft Ihr dass, nicht immer darüber nachzudenken, was die anderen („Freunde“) gerade machen und warum sie sich nicht bei Euch melden? Wie geht Ihr mit der Einsamkeit um?
Liebe Grüße



Angie



Du kannst die Wellen nicht stoppen. Du kannst nur lernen, auf ihnen zu reiten.
cybolon
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von cybolon »

Hallo Angie,

naja, so ganz schaffe ich das auch nicht immer. Aber immer öfter
Allerdings ist "ignorieren" auch nicht so ganz der richtige Weg, gelle!

Aus den Beiträgen geht überwiegend folgender Tenor hervor:
Kreisende (negative) Gedanken erkennen, annehmen, zulassen, verarbeiten, loslassen.

Erkenne und hinterfrage die kreisenden Gedanken:

Erkennen:
Womit mache mich jetzt traurig?

Annehmen:
Dieses Gefühl ist zwar nicht schön, aber es ist ein Resultat meiner Gedanken. Da will ich jetzt durch.

Zulassen:
Es ist berechtigt, daß ich jetzt traurig bin, schließlich habe ich mir "..." vorgestellt.

Verarbeiten:
Mein Körper kann nicht unterscheiden, ob ich etwas tatsächlich erlebe oder mir nur vorstelle. Wie kann ich mir das vorstellen, damit ich mich JETZT besser fühle? Was kann ich selbst tun, damit ich mich JETZT besser fühle?

Loslassen:
JETZT habe ich diesem Gedanken, allein durch die Beobachtung (Achtsamkeit) schon ganzschön den Schrecken genommen.
JETZT widme ich mich (Arbeit, Spaziergang...).

Ach ja, Angie: Wenn es geklappt hat, Dich und das innere Kind belohnen. Ganz wichtig.

Auch die Frage, warum sich Deine Freunde nicht bei Dir melden, sieht mir schon wieder nach einer Grübelei aus. Wahrscheinlich suchst Du bei Dir nach der berühmten SCHULD, richtig?

Ich überlege mir lieber, wer meine ECHTEN Freunde snd und ergreife dann selbst die Initiative. Ich rufe sie an und mach was mit ihnen aus.

Ohne eigene Initiative könnte ich diese Gedankenschleife nicht durchbrechen.

Ich habe inzwischen auch ein paar "Freunde" abgeschossen, auf die ich verzichten kann.
Dafür habe ich neue gewonnen, die ich mehr achten kann.

*Angie ansporn* *anfeuer*
cybolon
tallgirl
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von tallgirl »

Hallo Horst,

ich Danke Dir für Deine lieben Worte. Deine Antwort auf meine Thread habe ich schon ein paar mal gelesen und sogar schon ausgedruckt, da ich Deine Ansätze sehr gut finde und versuchen werde, diese auf mich und meine Situation auch anzuwenden.
Ich werde mir jeden neuen Ansatz (und auch die daraus resultierenden Antworten) farblich markieren und so versuchen, mir ein Schema zu entwerfen, das ich anwenden kann.
Für mich ist dieses Forum mein rettender Anker geworden. Ich bin so froh dass es Euch und dieses Forum gibt. Es hilft mir immer wieder meine Gedanken in schweren Zeiten hier zu schreiben. Ich werde versuchen auch anderen zu helfen und mich mehr in dieses Forum einzubringen.
Liebe Grüße



Angie



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Hete
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von Hete »

Hallo,

auch mir machen die Traurigkeit und diese entsetzliche EINSAMKEIT sehr zu schaffen. Manchmal steigere ich mich so dahinein, dass ich eine Panikattacke bekomme. Schlimm!

Und das alles obwohl ich einen lieben Mann habe, an sich ein interessierter Mensch bin und auch Hobbys habe.

Doch wenn ich in den Gedankenschleifen hänge, dann bin ich klein, ängstlich und im Entwicklungsstadium eines Kleinkindes, was eine beschützende Mama haben will.

Ich habe für solche Fälle eine Selbstfürsorgeliste in meiner Diele aufgehängt. So, dass ich sie immer sehen kann. Selbst wenn spazierengehen, oder irgendetwas tun garnicht mehr geht, bemühe ich mich mir einen Tee zu kochen und mich irgendwo einzukuscheln. Ich weiß wie schwer es ist. Und ganz oft vergesse ich dabei, dass ich eine erwachsene Frau bin, die für sich sorgen kann.

Liebe Grüße
und viel Erfolg

Hete
cybolon
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von cybolon »

Hallo Hete,

wir gönnen es uns bestimmt nicht oft genug, ein kleines Kind sein zu dürfen.

Abends, nach der Arbeit stecke ich manchmal, auf dem Sofa sitzend, meine Nase unter das Kinn meiner Frau und grunze behaglich. (Etwa so, wie ein schnarchender Dackel.) Dann nimmt sie mich ganz fest in den Arm und wiegt mich hin und her. Wenn sie dann noch was Liebes flüstert, dann empfinde ich GEBORGENHEIT, wie damals, als kleines Kind.
Und das tut so unendlich gut!

Wir sollten uns einfach erlauben, mal nicht die Erwachsenen zu sein, die für sich selber sorgen können. Wenigstens ab und zu.

@Angie
Es freut mich, wenn Dir das, was ich HIER gelernt und somit weitergegeben habe, auch Dir helfen kann. Lass uns wissen, wie es bei Dir anschlägt.
Anfangs braucht es wiedermal, na was wohl?
Genau, die liebe Geduld...
Training... Üben...

*kindisch herumalber*
cybolon
Hete
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von Hete »

Lieber Horst,

an sich albern mein Mann und ich gerne, auch behagliches Kuscheln und gegenseitiges wohliges in den Arm nehmen gehört dazu. Leider ist aber mein Mann aus beruflichen Gründen die Woche über nicht zu Hause. Da bleibt mir dann nur, meinen von ihm bekommenen Bären, in den Arm zu nehmen und auf Freitag zu warten.

Hete (ein bissl niedergeschlagen)
tallgirl
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von tallgirl »

Hallo Hete,

da ich single bin, habe ich lange überlegt ob ich mir auch so einen "Kuschelbären" kaufen soll. Ich habe mich dann für einen 4beinigen entschieden.

Seit 3 Jahren habe ich nun eine Katze mit der ich mein Haus teile. Sie merkt es immer, wenn ich mich nicht gut fühle und läßt mich dann auch nicht allein. Sie geht dann immer auf "Kuschelkurs" und schläft quasi unter meiner Decke in meinen Armen ein.
Das ersetzt zwar keinen Mann aber es hilft mir ungemein...auch wenn ich "nur" eine schnurrende Katze in den Armen halte....
gestern hat sie mir sogar eine Träne aus dem Gesicht gewischt. (bestimmt nur, weil die erst direkt auf ihr Gesicht gefallen ist und es sie ungmein störte ich mußte trotzdem ein bißchen grinsen.
Liebe Grüße



Angie



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Hete
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von Hete »

Schön von deinem Stubentieger zu lesen. Ich wünsche mir auch so sehr ein Tier, am liebsten einen Hund. Doch zum einen dürfen wir das hier in Wohnung nicht und zum anderen wäre es besser, wenn mein Mann und ich dann auch die ganze Woche wieder in einer Wohnung leben würden. Darf ich erfahren wie alt du bist?

Liebe Grüße
Hete
tallgirl
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von tallgirl »

Hallo Hete,

natürlich darfst Du.

Ich bin "noch" 35, gehe aber mit großen Schritten auf die 36 zu.

Da ich leider allergisch auf viele Hunderassen reagiere, kam ein Hund für mich nicht in Frage, obwohl es bestimmt gut gewesen wäre, denn bei einem Hund ist man gezwungen vor die Tür zu gehen und das jeden Tag. (auch wenn es sehr schwer fällt)
Liebe Grüße



Angie



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Hete
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von Hete »

Ich bin vor ein paar Tagen 38 geworden.....

Bis später dann mal, muß jetzt los zum Thera Termin.

Liebe Grüße
Hete
s-ch
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von s-ch »

hallo Angie,

auch bei mir kreisen die Gedanken rund um die Uhr, ich kann sie nicht ignorieren und habe auch keinerlei Ablenkung außer meiner Arbeit.

Ich (um die 40...) hatte noch niemals eine auch nur unverbindliche Partnerschaft und auch keine Freunde. Ich weiß daher genau, was Einsamkeit ist, ich lebe seit vielen Jahren vollkommen allein. Es liegt an mir, ich kann und will keinerlei Nähe zulassen, weil ich dort zutiefst verletzt wurde als Kind.

Ich weiß auch nicht, wie es geht. Meine Gefühle sind vollkommen ausgeblendet, von daher wird mir der gesamte desolate Umfang wohl gar nicht so bewußt.

Ich hätte schon gerne ein Haustier, aber ich kann mir keines anschaffen, da meine Lebenssituation viel zu instabil ist, um Verantwortung für ein Tier zu übernehmen.

Ich hoffe, Deine Katze gibt Dir die Nähe und Du kannst sie auch zulassen oder sogar genießen und zurückgeben.

Ich wünsche Dir alles Gute, S.
tallgirl
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von tallgirl »

Hallo s-ch,

es macht mich traurig zu lesen, dass Du so allein auf der Welt bist und ich würde Dich jetzt am liebsten einmal ganz käftig drücken.

Also, fühl Dich von mir gedrückt.

Meine Katze (Ihr Name ist Luna) hilft mir schon ungemein, aber sie ersetzt leider keine Freunde.

Nach einer viel zu kurzen Nacht, (ich hatte mal wieder Schlafprobleme und meine "Ich will nicht denken und nicht fühlen Tabletten" haben auch nicht wirklich lange gewirkt) sitze ich hier auch schon wieder vor dem Laptop und Denke...denke..denke. Ich fühle mich so wahnsinnig allein und würde mich am liebsten ins letzte Loch verkriechen.

Habe gestern noch mit meiner Freundin gesprochen. Wir sind jetzt sogar schon so weit, dass ich einen Termin mit Ihr machen muß, um sie mal zu sehen. Ich wollte spontan mit Ihr heute einen Kaffee trinken gehen aber sie meinte nur, dass sie Dienstags immer Ihren Freund trifft, Dienstags wäre Ihr Tag. Das stimmte auch, zumindest als er noch gearbeitet hat und wenig Zeit hat. Jetzt ist er schon seit wochen zu Hause und sie können sich jeden Tag sehen aber ich habe einen Termin für nächste Woche Donnerstag zum Kaffee bekommen. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich habe keine Kraft mehr. Ich will nicht mehr.

Ich habe einmal einen Spruch gelesen, der sinngemäß ungefähr so ging;

Wenn jemand Dir sagt das er keine Zeit hat, so ist dass nur eine Ausdruck dafür, dass er etwas bessers zu tun hat.

Jetzt bin ich ganz allein.
Liebe Grüße



Angie



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Hete
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von Hete »

Es macht mich betroffen, deine Worte zu lesen. Fühl dich mal von mir in den Arm genommen.

Ich wohne seit 3 Jahren in der Nähe von Ulm und mir ist es bisher nicht gelungen hier auch nur eine Bekanntschaft zu schließen, mit der ich mal einen Kaffee trinken gehen könnte.

Wenn du es irgendwie schaffen kannst, dann freue dich auf euer Date am Donnerstag. Habt ihr immer das selbe Cafe, in welches ihr geht oder trefft ihr euch zu Hause?

Ich habe heute Abend ein Telefondate mit einer guten Freundin, die 300 km entfernt wohnt. Wir verabreden uns seit einigen Monaten zum telefonieren; per SMS; weil wir uns dann vorher beide gut auf den anderen einstelln könen. Sie hat eine Krebserkrankung und ich meine Psychische Erkrankung. Wer telefonieren zwar auch spontan- doch solche Telefonate; wie es heute Abend eines geben wird ersetzt uns das Kaffeetrinkendate.

Hast du schon einmal daran gedacht in eine Selbsthilfegruppe zu gehen? Ich bin jetzt so weit, dass ich das tun werde. Es gibt hier eine SHG "Angst". Diese werde ich am Donnerstag Abend zum ersten mal aufsuchen.

Außerdem mache ich wenn möglich "ständig" einen Kurs an der VHS. Es sind immer Ziechen oder Malkurse, richtige Kontakte schließe ich dabei zwar auch nicht, doch man ist für einen Abend mit meist freundlichen Menschen zusammen und das Malen tut mir immer sehr gut.

Liebe Grüße
Hete
tallgirl
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von tallgirl »

Liebe Hete,

danke für Deine lieben Worte und die Umarmung. Fühle Dich auch von mir ganz fest gedrückt. Ich weiß wie schwer es ist einen Menschen zu finden, dem man 100% vertrauen kann, bei dem das Verhältnis zwischen nehmen und geben stimmt.

Ich versuche es wirklich jeden Tag wieder auf Neue. Versuche mich jeden Tag aufs Neue wieder für meine Freundin zu freuen dass sie wieder eine Beziehung hat. Aber es ist so wahnsinnig schwer wenn sie sich so abweisend verhält und kaum noch Zeit findet für mich.

Sie weiß wie schlecht es mir geht, aber es kommt nicht eine SMS, nicht ein Anruf mit der Frage wie es mir geht.

Bin ich egoistisch? Liegt es vielleicht an mir? Denke ich zu verquer. Es ist schon klar, dass eine Freundschaft sich verändert wenn wieder ein Partner ins Spiel kommt…aber so??

Es muss an mir liegen. Vielleicht sollte ich nicht mehr darüber reden wie es mir geht sondern nur noch „gut gelaunt“ agieren.

Vielleicht ändert sich dann wieder alles.

Es gibt nur sehr wenige Menschen auf dieser Welt die wirklich ehrlich und aufrichtig sind, ich versuche immer noch diesen Menschen zu finden.

Ich möchte Euch auch nicht mit diesem Thema langweilen. Es gibt hier viele Menschen die Sorgen und Nöte haben die schlimmer sind als meine.

Ich habe schon mal an eine SHG gedacht, nur leider habe ich in meiner Nähe nichts gefunden. Ich wohne im westlichen Münsterland und es gibt hier in meiner Nähe nicht viel.
Liebe Grüße



Angie



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Hete
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von Hete »

Zuerst muß ich dir mal sagen, dass du hier niemanden langweilst! Und niemandem ist wohl das Thema Einsamkeit vertrauter als Menschen mit Depressionen. Also nicht noch selbst abwerten, es ist so schon anstrengend genug für dich.

Ja, wenn eine von zwei Freundinnen wieder einen Partner findet ist das ein großer Verlust für die, die dabei allein bleibt.
Was gibt es denn überhaupt für Möglichkeiten etwas zu "TUN" in deiner näheren Umgebung.
Hast du vielleicht "irgendein" Interesse, welches du wieder verfolgen könntest, was hast du als Kind gerne getan, vielleicht auch mit Farben "gespielt" so wie ich, denn als malen mag ich das nicht bezeichnen.

Geh doch mal ein wenig in dich, ganz bestimmt gibt es da irgend etwas ganz klitzekleines was dir irgendwann mal Freude bereitet hat. Schreib es mir doch bitte, vielleicht finden wir gemeinsam eine Möglichkeit, dich ein wenig als deiner Isolation zu befreien.

Ich befinde mich auch schon wieder in Grübelein über meine Therapiestunde gestern und vergehe in meiner Angst, dass die Kasse eine weitere Therapie nicht bezahlt. Irgendwie ist das mein Antrieb in die SHG zu gehen. Denn soetwas ist unabhängig von der Zustimmung irgendwelcher Geldgeber. Und macht mich vielelicht ein wenig unabhängiger von Therapie und Therapeuten. Anscheinend brauche ich den Druck, um für mich selbst etwas zu bewegen.

Liebe Grüße
Hete
tallgirl
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von tallgirl »

Liebe Hete,

lieb von Dir, dass Du so schnell antwortest.

Mit meinen Interessen ist das so eine Sache. Das Hobby, was mir immer sehr viel gebracht hat kann ich mir nicht mehr leisten und ist zeitlich leider auch viel zu aufwendig.
Ich habe lange Jahre geritten und hatte auch mein eigenes Pferd, bis ich mich 91 dann für fast 2 Jahre nach Toronto verkrümelt habe. Damals ging es mir noch gut und ich wollte etwas von der Welt sehen bevor ich alt und grau werde. Ich hatte den großen Vorteil, dass ich einen Onkel dort habe, bei dem ich wohnen konnte.

Auch habe ich früher gerne geschwommen. Damals war ich in einem Verein und habe das Leistungsmäßig betrieben. Heute, nachdem ich 15kg durch die Medikamente zugenommen habe, traue ich mich nicht mehr in meinen Badeanzug obwohl das eigentlich blöd ist.

Malen hat mich nie sonderlich interessiert. Da habe ich keinerlei Talent für…sieht mehr aus wie ein wildes gekricksel bei mir.

Was mich wirklich allerdings interessiert sind Sprachen. Ich spreche, bedingt durch meinen Auslandsaufenthalt fließend englisch mit dem typisch amerikanischen Akzent. Ich würde gerne auch noch spanisch lernen aber ich kann mich dazu im Moment einfach nicht aufraffen. Ich bin Abends so erschlagen und fertig wenn ich vom Büro komme (obwohl wirklich nicht viel zu tun ist aber allein die Tatsache, dass ich dorthin muss, stresst mich ungemein) dass ich nur noch froh bin auf die Couch zu kommen.
Ich weiß dass das verkehrt ist und ich will das auch ändern aber im Moment fehlt mir dazu der Antrieb, die Kraft.

Ich habe heute Abend noch einen Termin bei meinem Arzt und wollte mal fragen, ob er vielleicht eine SHG hier in der Nähe kennt.
Liebe Grüße



Angie



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Hete
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von Hete »

Na, da hast du ja ein interessantes Leben hinter dir.
Das Gefühl im Job kenne ich, für mich ist es fast schlimmer wenn ich wenig zu tun habe, als wenn ich komplett ausgelastet bin. Aber in einem Forschungslabor gibt es nun mal diese und jene Phasen.
Da ich im Moment nach langem Krankenhausaufenthalt eine Wiedereingliederung mache, ist es eh alles ein bissl komisch.

Die Idee Spanisch zu lernen finde ich sehr gut. Ich bin sprachlich völlig unbegabt, kann kaum ein bissl Englisch. So hat jeder seine Stärken und Schwächen.

Bin schon gespannt, was dein Arzt dir für eine Auskunft bezüglich SHG gibt. Ich hoffe, eine positive.
tallgirl
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von tallgirl »

Hallo Hete,

ich hätte mir die Zeit in Toronto und mein Pferd ohne die Hilfe meiner Eltern nicht leisten können.

Ich werde Dir auf jeden Fall berichten, was mein Arzt bezgl. der SGH gesagt hat. Muß ihn auch noch fragen, wie es mit den Blutuntersuchungen aussieht. Habe ein neues Medikament verschrieben bekommen, bei dem so eine Untersuchung (laut Beipack) erforderlich ist.
Liebe Grüße



Angie



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Radlerin

Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von Radlerin »

hallo.
ich möchte mich auch mal zu wort melden. wie ich gerade in dem anderen tread zum thema oberflächigkeit geschrieben habe, habe ich auch keine freunde. dieser satz ist gerade total blöd geschrieben..

es ist total schrecklich wenn man niemanden hat, dem man sich 100% anvertrauen kann. einige leute nennen unsere "beziehung" als freundschaft. also muss dann doch auch was zurück kommen?

oder habe ich nur falsche erwartungen?? nunja- ich mecker viel, bin auch sehr anstregnend, dass sehe ich ja auch alles ein. nur ich habe ein großes problem das zu akzeptieren.

vom kopf her ist mir vieles klar aber vom gefühl her bzw. das umzusetzen fällt mir sehr schwer.
tallgirl
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von tallgirl »

Hallo Ratlerin,

ich habe gerade eine Antwort zu Deinem Thread geschrieben.
Liebe Grüße



Angie



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Radlerin

Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von Radlerin »

jetzt habe ich noch einen tread zu dem gleichen thema eröffnet, tut mir leid.

deine antwort ist sehr sinnvoll und ich hab auch schon geantwortet.
Hete
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von Hete »

...ich habs nochmal hier her kopiert, möchte gerne im Austausch mit dir bleiben....

Liebe Angelika,

ich muß dich jetzt wirklich fragen, ob du eine Therapie machst oder ob du versuchst das alles allein durchzustehen?

Wenn ich lese was du schreibst, erkenn ich mich in vielen Dingen wieder, daher "rate" ich dir, eine Therapie zu machen, falls du das nicht sowieso schon machst.

Ich sitze gerade mit wahnsinnigen Kopfschmerzen in meinem Labor, sende dir aber dennoch ganz viele liebe aufmunternde Grüße. Hete

Es ist bald wieder Wochenende- wie sieht es mit deinem Plan für diese zwei Tage aus?
tallgirl
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von tallgirl »

Hallo Hete,

auch Ich würde sehr gerne im Kontakt mit Dir bleiben.

Ich warte noch auf einen Therapieplatz. Das kann noch ca. 9-12 Monate dauern, ich rufe da aber alle 4 Wochen an um zu bestätigen, dass ich noch auf der Warteliste sein möchte.

Auch ich möchte Dir ganz liebe Grüße aus dem Büro senden.

Hier stapeln sich zurzeit die Arbeiten und ich weiß nicht, wie ich sie machen soll. Je mehr ich schaffen möchte, desto nervöser werde ich und desto weniger schaffe ich.

Am Samstag bin ich bei einem Bekannten zum Geburtstag eingeladen. Ich werde auch auf jeden Fall versuchen dorthin zu gehen obwohl ich eigentlich nicht möchte.
Der Sonntag ist der Tag, vor dem ich am meisten Angst habe. Da bin ich immer allein und es meldet sich auch in den wenigsten Fällen jemand bei mir.
Ich möchte nicht bei meiner Freundin anrufen da ich genau weiß, dass sie mit Ihrem Freund zusammen ist und da habe ich dann nur das Gefühl zu stören. Früher haben wir am Sonntag oft etwas unternommen, ganz spontan. Heute passiert das nicht mehr. Auch nicht an Ihrem freien Tag. (vielleicht bin ich auch einfach nur zu besitz ergreifend.)
Eigentlich hatten wir geplant im Juni zusammen nach Toronto zu fliegen aber im Moment weiß ich gar nicht wirklich, ob das so eine gute Idee ist und ob vielleicht doch im letzten Moment ein Rückzieher kommt. Sie sagt immer wieder dass sie den Urlaub brauchen würde, aber irgendwie fühlt sich das ganze bei mir sehr komisch an.
Liebe Grüße



Angie



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Hete
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von Hete »

Das ist ja bitter, 9-12 Monate auf einen Therapieplatz zu warten. Welche größere Stadt ist denn in deiner Nähe? Ich fahre derzeit ca. 1 Stunde zu Therapiestunde- vor meinem Therapeutenwechsel waren es 2 Stunden (habe den Wohnort gewechselt und konnte mich nicht von der Thera lösen, habe also die 2 Stunden hin und 2 Stunden zurück alle 2 Wochen später alle 4 oder 6 Wochen gerne auf mich genommen)

Ich weiß ja nicht wie mobiel du bist- aber fast ein ganzes Jahr zu warten wäre für mich unerträglich.
Hast du schon mal über eine Klinik nachgedacht? Ich war von September bis Dezember 11 Wochen stationär.

Hete
tallgirl
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Re: Wie schafft Ihr das?

Beitrag von tallgirl »

Hallo Hete,

ich komme aus einer für mein Verständnis, eher kleineren Stadt mit dem Namen Bocholt.
Die größeren Städte in meiner Nähe sind, Oberhausen, Dinslaken oder, ca. 75km von mir entfernt, Düsseldorf.

Auch ich würde gerne eine Fahrt auf mich nehmen, da habe ich keinerlei Probleme mit. Ich habe ein Auto, also ist dass kein Problem. Mein Problem ist, dass ich gerade einen neuen Job angefangen habe und bis um 17:00 Uhr jeden Tag arbeiten muss. Sicherlich kann ich „Mal“ früher gehen aber eben nicht in wöchentlichem Rhythmus.

Ich weiß nicht wie es ist eine Therapie zu machen aber ich klammere mich an die Hoffnung, dass so eine Therapie mir helfen könnte aus meiner Denkensweise endlich ausbrechen zu können und mir vielleicht aus Lösungsvorschläge bietet, wie ich das veranstalten soll. Ich habe mir ein paar Schritte von Horst schon auf einen Plakat aufgemalt aber ich kann sicherlich nicht erwarten, dass ich mein Gehirn in kurzer Zeit umprogrammieren kann. Aber es ist den Versuch auf jeden Fall wert.

Auch ich habe schon einmal an eine Kur oder einen Klinikaufenthalt nachgedacht aber in meiner jetzigen Situation kann ich mich nicht einmal krankschreiben lassen, denn dass würde bedeuten, dass ich meinen Job sofort verliere, vor allem, wenn der Arzt noch ein Psychologe (Psychiater) ist. Leider kann mein Arzt die Therapie nicht selber durchführen, da er diese Termine nicht mehr in seinen so oder so schon sehr engen Terminkalender hinein bekommen würde. Ich habe schon gefragt.

Es ist sehr komisch, dass gerade der morgen für mich immer am schlimmsten ist. Da bekomme ich richtige „Panikattacken“, bin völlig nervös und stehe total neben mir.

Zur Zeit nehme ich Mianserin und Oxazepam, welche mir beide helfen sollen ruhig zu bleiben. Ich habe auch meinem Arzt schon gefragt, wie gefährlich Oxazepam ist, da auf der Anweisung steht, dass diese Medikament auch in kleineren Dosierungen abhängig machen kann. Er sagt mir, dass er mich genau beobachtet und ich eigentlich nicht die Art von Patient bin, bei der er sich Gedanken darüber macht. Ich nehme dieses Medikament auch wirklich nur dann, wenn es nicht anders geht und ich innerlich „zerreiße“.

Ich weiß schon gar nicht mehr wie es sich anfühlt „normal“ zu sein. Wie es sich anfühlt mal nicht über alles nachdenken zu müssen und diese extremen Gefühle von Einsamkeit zu haben.

Ab und zu, habe ich mal ein paar „lichte Momente“ und das tut so gut. Ich versuche diese immer zu genießen, nur leider dauern sie nicht allzu lang.

Ich denke immer noch über den Satz eines Freundes nach, dem ich meine Gedankengänge geschildert habe. Ich hatte es geschafft eine für mich bedrückende Situation in meinem Leben zumindest ein bisschen zu klären, habe mir aber zeitgleich schon wieder Gedanken darüber gemacht, ob das, was ich getan habe richtig war.

Er meinte nur;“ Angie, ich glaube Du willst Dich nicht besser fühlen“.

Kann das sein? Kann es sein dass wir in unserer Denkensweise schon so festgefahren sind, dass wir gar nicht mehr anders können?
Liebe Grüße



Angie



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