Leben oder Einstellung ändern?

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Melakka1
Beiträge: 18
Registriert: 6. Dez 2007, 13:47

Leben oder Einstellung ändern?

Beitrag von Melakka1 »

Ein Hallo an euch!
Ich würde mich gern zu folgendem Thema austauschen: Seit sich mein (Ex-)Freund in seiner (ich glaube ersten wirklich ausgebrochenen) Depression befindet (leichte bis mittlere), spricht er immer wieder davon, sein Leben zu ändern - Jetzt sofort und überhaupt, radikal, inklusive der Beziehung zu mir.
Paradoxer Weise ist er so sicher, dass sein Leben anders aussehen muss, denn er will
„dort nie wieder hin wo ich war“ (O-Ton zum tiefsten Punkt seiner Depri), weiß aber überhaupt nicht, was er ändern will/muss, um „endlich glücklich zu werden“.
Es wirkt immer so, als würde er äußere Faktoren mit dieser Veränderung meinen aber es ist doch genau anders herum: seine Sicht/Einstellung zu den Dingen, die er nicht beeinflussen kann, muss sich ändern.
Meine Frage: Fängt man immer wieder an diesem Punkt an, wenn man erneut in eine Depression verfällt oder verbuche ich dieses Neuordnen wollen bei ihm unter „Erstlings-Erfahrung“ mit seiner Erkrankung?
Danke für eure Erfahrungen.

Liebe Grüße
Kerstin
Quentin
Beiträge: 202
Registriert: 16. Sep 2003, 12:24

Re: Leben oder Einstellung ändern?

Beitrag von Quentin »

Hallo Kerstin,

ich finde, die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich versuche es aber trotzdem mal.

Ich glaube es ist von beidem etwas. Ich glaube manchmal kann es hilfreich sein, äußere Umstände zu ändern, muß aber nicht. Auf der anderen Seite ist es manchmal auch gar nicht so leicht, die innere Einstellung zu ändern. Eine Bekannte von mir sagte mal zu mir, es kommt auch darauf an, von welcher Seite aus man etwas betrachtet. Und irgendwie muß ich ihr recht geben. Es gibt einige Sachen bei mir, die nicht so gelaufen sind, wie ich es mir mal vorgestellt habe. Eine Zeitlang hatte ich da ziemliche Schuldgefühle und hab mir auch oft selbst Vorwürfe gemacht. Ich hätte es gerne anders gemacht, konnte aber irgendwie nicht. Wunsch und Realität liefen sehr stark auseinander. Inzwischen komme ich damit besser klar, und kann mir manche "Fehler" auch selber verzeihen.

Was ich damit sagen will ist, daß sich bei mir die innere Einstellung zu manchen Sachen geändert hat und es mir damit besser geht. Das Schlimme ist ja immer, daß man an der Vergangenheit nichts ändern kann, sondern damit leben muß.

Ich habe aber auch schon "äußere" Sachen verändert, und damit geht es mir besser. Als ich 19 Jahre alt war, ist mein Vater gestorben. In der Zeit danach ging es mir nicht so gut und eine zeitlang hatte ich auch den falschen Umgang. Als ich mich davon wieder getrennt hatte, ging es mir auch besser, weil mich diese Leute auch runtergezogen hatten.

Ich glaube es kommt immer auf die Situation an, wie man sich verhält. Ich weiß jetzt nicht, ob ich Dir wirklich weiterhelfen konnte, aber ich habe zumindest mal versucht es aus meiner Perspektive zu schildern.

Viele Grüße

Quentin
Melakka1
Beiträge: 18
Registriert: 6. Dez 2007, 13:47

Re: Leben oder Einstellung ändern?

Beitrag von Melakka1 »

Hallo Quentin,
ich glaube auch, dass es schwer ist, seine innere Einstellung zu ändern, weil man diese ja bislang gelebt hatte und davon überzeugt war, die richtige zu haben.Vielleicht hofft man auch, das dieses Neue, was einen endlich glücklich und zufrieden macht, von außen kommt. So müsste man nicht selbst aktiv werden, wenn man sich ohnehin vielleicht schon schwach und antriebslos fühlt.
Der Wunsch meines Freundes nach dieser großen Veränderung hängt vielleicht damit zusammen. Und es ist etwas nicht Greifbares, was genau passieren soll. Er weiß nur ganz sicher, dass er einen Schlussstrich unter sein bisheriges Leben ziehen will. Möglicherweise wird er feststellen, dass es dann gar nicht so ganz anders aussieht als bisher. Ich glaube, er hofft auch mit dem Schlussstrich seine Depression sofort und für ewig verbannen zu können.
Die Erkenntniss, dass er von jetzt an beständig an sich arbeiten muss, d. h. in sich hineinhören, auf sich achten etc., um möglichen Rückfällen vorzubeugen, hat er (glaub ich) noch nicht. Aber das wird sicherlich alles im Rahmen seiner Gesprächstherapie klären.

Liebe Grüße
Kerstin
Quentin
Beiträge: 202
Registriert: 16. Sep 2003, 12:24

Re: Leben oder Einstellung ändern?

Beitrag von Quentin »

Hallo Kerstin,

irgendwie kann ich es schon verstehen. Ich wollte auch immer einen Schlusstrich unter mein bisheriges Leben ziehen, in der Hoffnung, daß es mir besser geht. Ich denke aber auch, man kann sich nicht grundlegend ändern. Man kann vielleicht einzelne Aspekte seines Lebens ändern, oder versuchen manche Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Ich möchte mich aber auch gar nicht grundlegend ändern, das würde mir auch Angst machen.

Ich bin zum Beispiel eher der ruhigere Typ, der nicht immer im Mittelpunkt stehen muß. Solange ich ein paar Kumpels und Freunde habe, langt mir das aber auch. Im Gegenteil, ich würde gar nicht immer gerne im Mitelpunkt stehen wollen. Das wäre mir viel zu anstrengend.

Das Ziel wäre eigentlich, mit sich selbst so im reinen zu sein, daß man sich selbst so akzeptieren kann, wie man ist. Ich hoffe, daß ich das eines Tages schaffe.

So, jetzt muß ich ins Bett, bin totmüde.

Grüße

Quentin
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