Bitte helft mir!

[blacky77]

Hallo,
muss mich hier gerade mitteilen. Ich bin 30 und leide schon seit meiner Jugend unter Depressionen. Eigentlich geht es immer um die selbe Sache bzw. ertappe ich mich wie ich immerwieder über dass Leben grüble, mir tausend Fragen stelle, mich zu wichtig nehme, mir denke dass ja trotzdem alles scheisse ist weil alles sinnlos ist bzw. keinen Gott gibt, und ich mir selber helfen muss und genau deshalb find ich alles schlecht weil ich mich betrogen fühle, weil mir alles als Lüge erscheint eine Illusion! Ich frage mich was soll das alles eigentlich, ist doch alles ein grosser Witz! Ich meine ich dachte mal es wäre alles schon irgendwie richtig und wird seine Ornung haben, und ich sei wichtig und Gott oder sowas ähnliches kümmere sich um jeden und jeder wäre wichtig, aber wenn ich dann alles mit der Realität abgleiche und versuche zu verstehen und zu analysieren dann komme ich zu dem niederschmetternden Ergebnis dass alles wertlos, sinnlos, zufällig und egal ist und da dieses wohl die Realität ist kann ich davor nicht die Augen verschliessen bzw. tu mich regelrecht zerfleischen und ich denke, dass ich genauso gut tot sein könnte weil es sowieso keine Rolle spielt... Ich denke ich bin egal, wertlos und alles ist so absurd! Ich weiss selber das es sehr selbstmitleidig ist so zu denken, aber es scheint mir die Wahrheit zu sein, wie soll ich damit umgehen? Ich sehe alles schwarz bin innerlich oft haltlos und mutlos, habe Angst vor dem Leben, angst vor der Zukunft. Es ist wie ein Sumpf und meine Dunklen Gedanken ziehen mich hinunter lassen mich mutlos, kraftlos und schwer werden und machen mir Angst weil ich manchmal so ausschweife dass ich mir selber Angst mache... Ich weiss nicht ob ich wieder ne Therapie machen soll, ich dachte ich schaffe es selbst, da ich schon einiges geschafft habe. Trotzdem mein Selbswertgefühl geht zur Zeit wieder ins Minus, ich habe keine Freundin, werte mich selbst ab und finde immerwieder alles beschissen und denke immerwieder `wenn die Dinge so scheisse sind, wie soll ich bzw. kann ich in dieser Welt leben`? Ich denke es wird sich nie etwas ändern, wenn es einen Gott, eine gute Kraft o.ä. gäbe würde er/es mir endlich helfen, bzw. mich nicht leiden lassen da ich nach dieser Hilfe regelrecht schreie! Und wieder denke ich, man muss alles selber machen und in die Hand nehmen, dass ist doch alles Scheisse, ich hasse es wegen meinem einstigen Halt bzw. Glauben an das Gute, Hilfe, Gerechtigkeit so zu leiden, es ist als wäre nun alles nichtsmehr wert, weil sich alles als falsch entpuppt hat! Ich meine ich sehne mich nach einem Sinn, nach Halt nach dem Guten, fühle mich aber nur enttäuscht! Hilfe, bitte ich sehe alles schwarz!

[BDH]

Lieber Arne,
Du scheinst gerade wieder in einer heftigen Dpression zu stecken...? Ich kenne Deine Gedanken sooo gut!! Genau so dachte ich auch-denke immer wieder so, wenn gerade der Deprischub da ist...War schon drei mal in intensiver klinischen Behandlung.Momentan ist nur nicht mehr so heftig. Genau diese nichts-wert sein Gedanken kenne ich.Ich würde Dir gern gutes sagen. Ich weiß nicht, ob das hier gern gesehen wird, was ich schreiben möchte-aber ich tu es trotzdem. Weil Du nach Gott und seiner Unbegreiflichkeit fragst, darüber nachsinnst. Ja, manchmal ist Gott unbegreiflich! Doch weil er gesagt hat, daß er da ist-miiten in der Finsternis, glaube ich es auch. In den tiefsten Tiefen unseres Lebens ist er da und will uns tragen-wir können es leider oft nicht spüren. Aber was spüren wir schon gutes in der wirklich schweren Phase??? Gott hat leider(?)nicht versprochen, daß er alles leid von uns hält und erst später werden wir erkennen warum. Suche hier bitte nicht nach einem warum-das bringt Dich tiefer in die Verzweifelung!
Aber geagt hat er, daß wir"in seinen Augen wertgeachtet und auch herrlich sind" und er uns "liebhat". Genauso steht es dort...Und daran halte ich mich fest. Ich weiß nicht, ob es Dir etwas hilft und ich will Dich niemals überrumpeln!!!!!Ich schreibe es nur, weil Du danach fragst und ich dachte, evtl. kann Dir das etwas helfen.
Aber wichtig ist: Suche Dir einen Therapeuten. Toll, wenn Du einiges schon selbst geschafft hast!! Stelle es DIr immer wieder vor Augen! Ich weiß selbst, daß das eine große Hürde ist, zum Therapeuten zu gehen-aber lass uns doch verabreden, daß wir uns beide darum kümmern (ich schaffe das auch gerade irgendwie nicht-schiebe das immer wieder auf...)Echt,Du solltest Dir schleunigst jemanden suchen-als "Notfalllösung" gibt es auch zur Überbrückung ambulante Gespräche in Kliniken.
So, nun schicke ich Dir ein paar Sonnenstrahlen in die schwärze und hoffe, sie kommen an!
Viel Kraft und Mut Dir!Grüße! Sonntagskind

[hubsia]

Hallo Arne!
So nun hast Du dich nieder gemacht und dabei alle Register gezogen, fühlst du dich jetzt besser? Die Hilfe die Du erwartest von Gott
und allen Menschen die giebt es nicht. Du kannst dich nicht hin stellen und jammern auweia ich bin krank nu helft mal alle schön,
damit es mir wieder besser geht. Hast Du die Irdichen Hilfen schon mal in Anspruch genommen?
Doc, Therapeut/in, Klinik, Therapie. Wenn ja
und alles nicht geholfen hat, dann liegt es an deiner Einstellung, Du musst die Krankheit akzeptieren und mit ihr leben, dann giebt das was. Auch wenn ich Dir jetzt jetzt ein wenig auf die Füsse getreten habe, es musste sein.
Mir ging es am Anfang auch so und ich dachte genau so, bis ich erkannte man darf nicht gegen an kämpfen sondern muss akzeptieren, dann ging es Schritt für Schritt und heute bin ich sehr offt Oben. Jetzt durch meinen kleinen Hund bin ich sogar im siebten Himmel.
Du musst vor allen Dingen lernen dich auch an kleinen Dingen zu erfreuen, nicht auf die sechs richtige warten.
Mir hat auch sehr eine Selbsthilfe Gruppe
geholfen, die sagen einem wie sie selber begriffen haben wie es geht. Ich war in einer EA Gruppe, findest Du unter Google wo die sind.
Alles liebe Hubert.

[KristinaB]

Hallo Arne,

Du scheinst in einer schlimmen Depression zu stecken. Bitte besorge Dir ein gutes Buch zum Thema Depression (z.B. von Wolfersdorf) und informiere Dich über die Behandlungsmöglichkeiten. Und dann mache unbedingt kurzfristig einen Termin bei einem Facharzt (Psychiater). Nur Denken und Deuten kann einen noch tiefer in das Schlamassel treiben.

Ich wünsche Dir viel Kraft!

Bis bald

Kristina

[Bärchen007]

Hallo Arne,

leider kenne ich diese Symptome nur zu gut. Ich glaube (leider) nicht das Dir die Selbstgespräche helfen können. Einfach weil die Realität anders aussieht als wie Du sie Dir (negativ) ausmalst. Ich bin in therapeutischer Behandlung weil ich für mich feststellen mußte: alleine komme ich da nicht heraus. Es ist sehr schwer sich in diesem Stadium selbst zu helfen. Leichter ist es mit Hilfe, also einem Therapeuten. Es scheint mir das Du bzw. ihr (Du + Therapeut) in Deiner letzten Therapie nicht den Kern Deiner Probleme gefunden bzw. bearbeitet habt das es Dir wieder schlechter geht. Ist auch nicht leicht (wenn man das wüßte) zu finden wenn es einem selbst nicht bewußt ist und man lange danach suchen muß. Ich meine Du brauchst eine neue Therapie evtl. bei anderem Therapeuten/Therapeutin. Was mir etwas bekannt vorkommt ist das Du Dich selbst abwertest und niederdrückst. Das Thema hatte/habe ich auch gerade. Es ist wirklich so das man sich auf dem "level" hält was man kennt oder einem vermittelt wurde. Bei mir ist es so das ich das schon selbst mache weil ich immer dachte ich müße das alles aushalten und so leiden (vielleicht damit es anderen besser geht?). Kaum geht es einem besser sorgt man schon selber dafür, das das schon bald nicht mehr der Fall ist. Einerseits willst Du da natürlich heraus und Deinen Weg gehen, aber dann kommt wieder die andere negaive Seite und macht Dir einen Strich durch die Rechnung. Dadurch kann es dann zu einem schlechten Zustand kommen. Für den Weg daraus braucht man einfach einen therapeutischen "Spiegel".
Laß den Kopf nicht hängen.


Gruß
Bärchen007

[ben1]

Hallo Arne

vielen Dank für diese Beschreibung! Das trifft den Nagel auf den Kopf!

Ich greif nur mal die Eingangsfrage auf: Es gibt keinen Gott, also muss ich alles selber machen.

Warum soll es nicht beides geben? Welches Bild von Gott hast Du?

Für mich ist Gott (um in der Computersprache zu sprechen) die Hardware, auf der alles läuft. Da können Programme laufen, die Bugs haben, andere rumpeln so vor sich hin, andere funktionieren ganz gut - und stören auch andere Programme nicht. Gott kümmert sich um Dich (und um mich und alle anderen Menschen), indem er die Hardware zur Verfügung stellt und dann (und jetzt kommts)uns Menschen die Freiheit gibt, damit zu experimentieren, unsere Erfahrungen zu machen usw. Das hat oft erschreckende Folge, oft gute!

Ich glaube NICHT an einen Gott, der irgendwie steuernd ins Leben eingreift. Wenn wir irgendwann mal kapieren, das wir sowohl das Programm sind (unser Leben), das so vor sich hinrumpelt, manchmal abstürzt usw., als auch Anteil am Computer haben (der uns die Möglichkeit und damit auch das Vertrauen bietet, alles auszuprobieren (Gott hat NIE eingegriffen!!!)) - dann sind wir doch schon einen großen Schritt weiter!

Das Leben mit Gott sehe ich als Symbiose: Ein Computer, auf dem keine Programme laufen, ist sinnlos. Unsere Aufgabe ist es, in uns und anderen Menschen auch den "Hardwareanteil" (Gott) zu sehen und unser Lebensprogramm entsprechend auszurichten.

Das Leben nur schwarz, leer und sinnlos zu sehen bedeutet, dich selbst nur auf der Ebene des Programms zu sehen (Stell Dir den Quellcode von Word vor und identifizier dich damit - ohne den Computer zu haben, auf dem das Programm läuft) - Du bist aber auch Anteil des Computers (wie wir alle). Wenn wir alle uns (auch) als Ausdruck des göttlichen Sehen könnten (was wir meiner Meinung nach sind), erhält das Leben auf einmal eine ganz andere Qualität. Vielleicht ist Depression häufig der Weg dahin ...

Würde mich freuen, wieder vor Dir zu hören

Ben

[Clown]

Hallo Ben,

deine Postings lese ich immer mit großem Interesse und ich merke, dass ich dich gerne mal in echt erleben würde, einfach weil ich neugierig auf den Menschen bin, der so eine Einstellung zu sich und der Welt hat.

Grüße,
Clown

[ben1]

Danke, Clown.

Ich denke, mein Leben "rumpelt" genau so vor sich hin wie das aller anderen auch - aber es gibt den Unterschied (und den hab ich der Depression zu verdanken - also hier mal ein klares "Ja" zur Depression, wenn auch nur rückwirkend , das ich mein Leben mittlerweile auf verschiedenen Ebenen betrachten kann und auch gelernt habe, das ich viel mehr bin, als nur der Funktionsklumpen, den Eltern, Sozialisation und Umfeld aus mir herausgemeiselt haben.

Um (wieder mal) ein Bild zu gebrauchen - Ich muss nicht mehr ständig an der Oberfläche des Flusses wild ums überleben rudern, ich kann mich auch mal treiben lassen oder mal ein wenig abtauchen. Manchmal lieg ich auch nur so da (in meinem Flussbett) und schau mir an, wie das Wasser so über mir dahinzieht. Ich bin nicht mehr ständig mit meinem "Schein-ich" identifiziert, sondern kann mittlerweile auch eine ganze Menge anderer Anteile von mir Leben (Schatten), ohne zum Amokläufer oder Triebtäter zu werden.

Kurz - die Depression hat mich gelehrt, mit mir selbst zu leben und nach vielen Kämpfen, Diskussionen und Arbeit hat sich mittlerweile schon eine kleine Freundschaft in mir und mit mir entwickelt.

und selber?

Ben

[Clown]

Und selber, fragst du, Ben - da komme ich ins Nachdenken.

Deine Ausdrucksweise 'durchs Leben stolpern' hat was. Eigentlich läuft es für mich darauf hinaus, ins Fließen zu kommen. Im Körper durchlässig zu werden für alle Empfindungen, alles, was auftaucht kommen und gehen zu lassen. Und ich freue mich über jeden Moment, in dem das geschieht und verzeihe mir, wenn es anders ist.

«eine kleine Freundschaft in mir und mit mir»
Ja, das klingt schön. Und bescheiden, das berührt mich besonders. Ich hab sie auch, diese Freundschaft zu mir und bin mir zunehmend treu.

Grüße,
Clown