Warum nur bin ich so undankbar und zermürbe mich mit Selbstvorwürfen?

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mistatee5
Beiträge: 7
Registriert: 21. Jul 2007, 19:08

Warum nur bin ich so undankbar und zermürbe mich mit Selbstvorwürfen?

Beitrag von mistatee5 »

Hallo zusammen,

ich habe mich in den vergangenen Tagen hier ein wenig umgeschaut und bin total begeistert wie offen und verständnisvoll ihr miteinander umgeht.

Damit aus dem "ihr" vielleicht ein "wir" entsteht habe ich mich dazu entschlossen , euch meine derzeitige Lage zu erzählen.

Ich bin mitten in den Zwanzigern und habe nach meinem Studium vor einem Jahr eigentlich meinen absoluten Traumjob in der Medienbranche gefunden.

Ich habe viele Freunde oder Bekannte, die nach eigener Aussage meine energetische, lebensbejahende und lustige Art immer sehr geschätzt haben. Nur leider sind die nicht an meinem neuen Lebensort sondern quer durch Deutschland zerstreut.

Seit gut einem halben Jahr erkenne ich mich kaum wieder. Ich bin völlig antriebslos, habe auf nichts mehr richtig Lust, verliere jeglichen Funken an Selbstwertgefühl und entwickle aufgrund dessen antropophobische Züge.

Ich vermisse mein Lachen und meine Spontaneität. Mein ganzes bisheriges Leben stelle ich in Frage, wäre gerne ein anderer Mensch aber komme aus meiner Haut einfach nicht heraus.

Das Gefühl niemandem mehr zu genügen raubt mir den letzten Nerv, der Druck den ich mir in jeder noch so alltäglichen Lebenssituation aufhalse schnürt mir scheinbar alles zu. Meine Psychologin sagte mir, sie habe selten Menschen erlebt, die so grausam mit sich selbst ins Gericht gehen würden.

Alles gipfelt darin, dass ich mir Vorwürfe mache, diese Gedanken überhaupt zu haben, weil es mir doch eigentlich so gut geht. Kennt ihr dieses Gefühl? Als wäre man "neugeboren", hätte von nichts eine Ahnung und fühle sich immerzu sich selbst ausgeliefert. Alles Selbstwertgefühl ist wie weggeblasen.

Habe Freunde, Familie und einige Arbeitskollegen in meine Depressionen eingeweiht, verstehen kann sie keiner. Ich habe einfach nur panische Angst alles zu verlieren und habe mich deshalb zu einer Gesprächstherapie entschlossen, die nächste Woche beginnt.

Bevor ich hier völlih ausschweife, eine alte Angewohnheit von mir;-)

Wie geht ihr mit diesen Gefühlen um wenn ihr sie habt, wie ernst muss , darf, sollte man sie nehmen und was hat euch möglicherweise eine solche Gesprächstherapie gebracht? Gern würd ich mich mit euch darüber austauschen...

Fühlt euch gedrückt und lieben Dank für eure Aufmerksamkeit!
Calzino
Beiträge: 215
Registriert: 12. Jan 2007, 13:34

Re: Warum nur bin ich so undankbar und zermürbe mich mit Selbstvorwürfen?

Beitrag von Calzino »

hallo mistatee5,

erstmal herzlich willkommen hier im forum .

du scheinst hier durchaus richtig. dein leidensdruck ist zu deutlich zu spüren.

du stellst viele fragen und erwartest antworten von uns. ich kann dir auch keine antworten geben. das kannst du nur selbst.

dein betreff fragt "warum bin ich nur so undankbar....". bist du denn undankbar? wem schuldest du denn dank? und warum überhaupt? fühlst du dich schuldig?

>Alles gipfelt darin, dass ich mir Vorwürfe mache, diese Gedanken überhaupt zu haben, weil es mir doch eigentlich so gut geht.<

wer sagt dir eigentlich, daß es dir gutgehen muß? offensichtlich stimmt das ja wohl nicht.

wenn du diese krankheit loswerden willst, wirst du sie erstmal annehmen müssen mit all den ängsten und schlechten gefühlen. es sind deine, sie gehören zu dir.

du machst therapie, das ist gut. bei deiner psychologin scheinst du mir ganz gut aufgehoben.
ob deine therapie erfolgreich sein wird, hängt weitgehend davon, ob du bereit dich da ganz einzubringen und auch zu verändern.

du hast den mut gehabt für professionelle hilfe zu sorgen und hier zu posten. das schon ein wichtiger schritt. mach weiter so und gebe nicht auf. du kannst es schaffen!!

ich wünsche dir viel kraft und alles gute
viele grüße

calzino
ausdemEis
Beiträge: 320
Registriert: 18. Mär 2007, 22:11

Re: Warum nur bin ich so undankbar und zermürbe mich mit Selbstvorwürfen?

Beitrag von ausdemEis »

Hallo mistatee5,

na, wer so begeistert ist, den sollte man herzlich willkommen heissen! Also: Herzlich willkommen!

Ich konnte Deinem Text leider nicht ganz folgen, was vermutlich weniger an Deinen Worten als an mir liegt, da ich gerade ganz schrecklich unkonzentriert bin. Mein Kopf ist wieder einmal voller Gedanken, die da nicht hingehören und die ich am liebsten verbannen würde. Es ist Sonntag und ich will meine Ruhe haben! Ruhe vor mir selbst. Wie heisst es so schön: Klingt zwar komisch, ist aber so.

Auf jeden Fall solltest Du wissen, dass Du mit diesen ganzen Gefühlen, Nicht-Gefühlen oder was auch immer nicht alleine bist. Damit umgehen tut jeder hier anders, glaube ich, aber Du wirst sicher einen Weg für Dich finden. (Schön, dass ich bei anderen Menschen immer so viel Hoffnung habe.) Ernst nehmen solltest Du Deine Gefühle auf jeden Fall!!! Super, dass Du den Schritt in Richtung Therapie schon gemacht hast.

Also, mein Rat für heute, insofern ich überhaupt einen geben kann: Nimm Dich und Dein Seelenleben ernst, denn wenn Du es nicht tust, wird es so schnell niemand anders tun. Rede Dir nicht ein, dass Du irre oder sonstwas bist. Du bist krank und eine Therapie wird Dir sicherlich irgendwie helfen können, Deinen Weg wieder zu finden. Das ganze Forum ist auf der Suche nach dem jeweils eigenen Weg und manchen gelingt es schneller, anderen weniger schnell.

Und noch etwas: Fühl Dich wie zu Hause Ausschweifen muss auch mal sein.

Liebe Grüße
vom Urmel
Nell
Beiträge: 4
Registriert: 5. Aug 2007, 23:29

Re: Warum nur bin ich so undankbar und zermürbe mich mit Selbstvorwürfen?

Beitrag von Nell »

Hallo mistatee5,

Dein Beitrag hat mich grad dazu gebracht, selbst einen zu schreiben.

Ich bin in einer sehr ähnlichen Sitaution wie Du: Studium zu Ende, tollen Job in einer anderen Stadt gekriegt - und wusch, voll erwischt (allerdings schon zum zweiten Mal). Dabei müsste ja alles toll sein...da traut man sich schon gar nicht zu sagen, dass es einem schlecht geht.

Ich wünsch Dir jedenfalls alles Gute für Deine Gesprächstherapie, mir hat es nach meinem ersten Depri-Schub sehr geholfen.

Viele Grüße,
Nell
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