Bleibt alles anders II

alyssa

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von alyssa »

chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

Huhu!

Danke, Ihr Lieben, für Eure Unterstützung – Dir, Regenwolke, einen besonderen Dank! Ich lese Deine intelligenten und ausgewogenen Beiträge immer sehr gerne. Die Auseinandersetzung mit den in diesem Thread und im Vorgängerthread behandelten Themen ist sehr hilfreich, aber auch erschöpfend für mich – aber es bewegt sich etwas. Wenn es mir gelingt, auch im einen oder anderen von Euch postive Prozesse ein bisserl anzustoßen, freut mich das sehr.


Liebe Emely,

kann gerade nur sehr eingeschränkt und depri-textend antworten – ist büschn schwierig mit mir; ich möchte und kann, wenn mein Befinden allzu unterirdisch, eigentlich nicht extensiv abjammern – mein gelegentliches Faß-ohne-Boden-Dasein ist für den Betrachter und Ratgeber mit Sicherheit nicht eben ein erfolgversprechendes Objekt.

Ich weiß um das Vakuum-Prinzip, nach dem sich die Leere füllt, nachdem wir bereit waren, das Alte, Verbrauchte endgültig loszulassen. Und ich weiß auch, daß es funktioniert – in Zeiten, in denen man es dem schwulen Schmerz nicht gewährt, sich verschlingen zu lassen.

Problematisch is' alles büschn, wenn man, wie ich Pflaume, eben unter einem schwierig auszuhaltenden Druck steht – ich muß ja irgendwie was finden, was meine Seele wieder dazu bewegt, das Leben an sich zu bejahen. Und ich find's nicht; allein die krampfhafte Suche nach »irgendwas« ist Erschöpfung pur. Ich habe mein Leben in den letzten Jahren immer wieder systematisch zerstört ob der Wut auf meine Unfähigkeit, glücklich zu sein. Natürlich suche und suchte ich das Glück weniger im Außen als im Innen – es war historischerweise eigentlich stets weniger mein Begehr, mich an irgendnem Außenkram festzuklammern. Xenia und Maggy verwiesen auf die Bedeutung des richtigen Maßes – so isses in meinen Augen auch verteilungstechnisch in Bezug auf das Innen und Außen: Neigste zu sehr dazu, nur im Innen zu suchen, kriechste eins auf die Mütze, neigste zu sehr dazu, nur im Außen zu suchen, kriechste ebenso eins auf die Mütze. Ich bin und war eigentlich eher immer verstärkt der Innenschau zugetan, ich bin ein Meister der Selbstbeobachtung – ich könnte den Rest meines Lebens damit verbringen, einfach nachzudenken und meinen Gedanken zuzuhören.

Die Aussage »ich brauche und liebe andere Menschen« treffen zu können, fällt mir auch heute noch sehr schwer – erzeugerlicherseits introjizierte, misanthrope [gibt irgendwie Wörter, die findet auf Deutsch nichma' Google – vielleicht gibt’s' die dann gar nicht ] Botschaften hallen noch immer nach; entsprechen aber so gar nicht meiner eher sozialkompatiblen Grundenergie. Der liebe Andreas-Hombre schrieb kürzlich im Muttertagsthread etwas, das mich wie ein Blitz traf:

»"Es kommt alles wieder, was nicht zuende gelitten wurde..." [Zitat Herrmann Hesse] Und genau so verhält es sich mit den alten Geschichten. Ohne es zu wollen, übertragen wir das, was uns widerfuhr, auf die schwächsten Glieder in der Kette: Unsere Kinder.«

Ich sollte mit 36 nun wahrlich erwachsen sein; mein Erzeuger hat es jedoch geschafft, mich in eine Situation zu manövrieren, aus der ich – so scheint es – nicht mehr herausfinde. Es fehlt mir schlicht an einem Konzept, das nicht ausschließlich aus Höchstleistung, die nicht zu leisten imstande bin, besteht. Und hieraus erklärt sich vielleicht ein wenig die mega-fette Wut, die ich auf all das habe, was sich »mein Leben« nennt. Is' jetzt nicht die Lust am Opferdasein, der ich fröne; ist irgendwie und einfach nur Ausdruck von müder Planlosigkeit.

Die interne Frage, wofür es sich noch zu leben lohnt, kann ich nicht mehr beantworten. Jeder Versuch einer Beantwortung dieser Frage endete in nichts anderem als in einer Lüge, die mich nach kurzer Zeit wieder in der darunterliegenden Resignation ertrinken ließ. Und es in den vergangenen Jahrzehnten nicht geschafft zu haben, die eigentlich bewegendste Lebensmotivation [höhere partnerschaftliche Liebe – nicht Einsamkeitsverhinderungsgemeinschaft oder Zwecksymbiose oder Abhängigkeitsverhältnis] zu erwirken, beweist mir allzudeutlich die Grenzenlosigkeit meines Versagens und die Unsinnigkeit meines Seins.

[Hier wieder der Verweis an die Moderatoren, daß ich in meiner tiefen Resignation sehr stabil bin. Ich brauchte und brauche weder Medikamente, noch Psychiatrie- noch Klinikaufenthalte oder Krisenintervention um meine Krisen zu überstehen – Krisen sind imho katharsisch [gibt's dieses Wort, Doc N.? ]


Herzliche und dankbare Grüße – und sorry ob des Schmodders...
Chimera

P.S.: @ Xeni: Das war nu' hoffentlich nich' so pralle eloquent – eigentlich nur unsinnig lang.
chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

Eigentlich isses ja nur das: Man braucht einen fucking lebensmotivationalen [schon wieder so'n schwules Wort, dessen Existenz unbewiesen ist] Grund, sich die Grütze weiterhin anzutun. Haste den nicht, biste am Sack. Das Gelaber »Du allein bist der Grund, Du selbst mußt Dir ein liebender Vater und eine liebende Mutter sein« ertrag' ich irgendwie nicht mehr. Diese fucking sinnlose Strategie verfolge ich seit fucking Jahrzehnten – funzte aber nie.
Holgi
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Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von Holgi »

UPS ?

Klare Worte für den im Augenblick "klaren" Zustand, indem du dich befindest.

Leider kommt keine Fee mit einem Sternenstab und befreit dich aus der Situation.

Lass doch endlich mal die Vergangenheit hinter dir.

Du kannst sie sowieso nicht ändern. Nur daraus lernen. Tut verdammt weh, aber immer noch besser als in dem Sumpf der dir angetanenen Dinge weiter nach der Ursache zu suchen.

Neuanfang - das ist meine Devise. Suchen in der Zukunft.

He und eins kann ich dir sagen, ich werde meinen "Arsch" finden, der in meine Hose passt.

Ich grüße dich von ganzen Herzen
und den Rest der Gemeinde auch

Holgi
-
Zum Adler sprach die Taube
Wo unser Denken aufhört, da beginnt unser Glaube
Zur Taube sprach der Adler jedoch
Wo Du schon glaubst, da denk ich noch
chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

Klar, Du hast natürlich recht, lieber Holgi.

Job aufgeben, Kunden aufgeben, Wohnung auflösen, Stadt verlassen – mit vielen (nicht-seelischen) Altlasten jedweder Art im Schlepptau. Ist eben nicht so ganz einfach, deswegen jammer' ich hier so rum.


Herzliche Grüße auch Dir,
Chimera
Holgi
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Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von Holgi »

Jammerdepression

Mein "Lieblingsspielplatz", wenn ich nicht mehr weiter weiß ( ich meine damit mich ).

Du weißt nicht, wie du deine Miete bezahlen sollst ?
Ok, ich weiß nicht, wie ich meiner Bank die 600.000 Eu zurückbezahlen soll.

Aber ich geb nicht auf. Ich werde einen Weg finden.

Ich habe im Augenblick das Gefühl, das du den Glauben an dich verloren hast.

Falls es so ist, finde ich das sehr schade, denn du hast so viel Potenzial.

Lies bitte mal die Postings von all denen, die dir geantwortet haben.

Sicher kommen wir irgendwann an einen Punkt wo wir uns die Frage stellen -Ist das wirklich alles ?-

Die Antwort darauf, weißt nur du allein.

Nochmals viele Grüße an dich

Holgi
chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

Weise Worte, Holgi...

Worte, die mir wieder ein wenig Boden unter den Füßen vermitteln. Du fühlst richtig – ich hatte meinen Glauben an mich in der letzten Zeit völlig verloren. Es ist und war nie richtige Weg, mir »psychische Probleme« anzudichten – unsere Psyche ist viel intelligenter, als unser beschränkter Verstand es erfassen kann; wir müssen ihrer Zickigkeit folgen – das war immer mein Glaube, und wenn ich selbigen nicht verneine, bin ich »gesund«. Tue ich das Gegenteil, bin ich »krank«.

Ergo: wann immer ich es wagte, »mein Leben« zu führen [also meinen Arsch zu finden ], ging es mir gut – das Ende der Selbstverleugnung ist stets das Ende der Depression. Logisch eigentlich.

Spannend, daß Du Aleister Crowley liest – und danke, daß Du mir heute abend das »Gesetz von Thelema« geschenkt hast: Erkennen und leben des eigenen »Wahren Willens«; ein faszinierendes mystisches Konzept, das mich schon seit jeher in seinen Bann zieht.

»... daß man bei der Ausführung des Wahren Willens vom ganzen Universum unterstützt wird, und daß zwei wahre Willen nie gegensätzlich sein können. Daraus folgt, daß man um dem eigenen Wahren Willen zu folgen, jeden anderen Wahren Willen respektieren muß. Dies wird mit den Worten 'Liebe ist das Gesetz' beschrieben.«

»Love is the Law, love under will.«

Die Antwort, ja, die weiß nur ich allein...

Danke!
chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

»mit mehreren dankes ums heranbringen an bestsellerliteratur«

Alyssa, ich mag ja Deinen Schreibstyle echt gerne – aber sachma, was bedeutet denn dieser Satz? (Frag' mich übrigens gerade, was Dein wertes Befinden so macht...)
alyssa

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von alyssa »

alyssa

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von alyssa »

Regenwolke
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Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von Regenwolke »

Lieber chimera,

dankeschön für das Dankeschön weiter oben

Ich lese Deine Beiträge auch gern, und gerade dieser Thread beschäftigt mich sehr, auch wenn ich ihn erst ziemlich spät gelesen habe - die hohe Anzahl der Postings (etwas, das mich manchmal überfordert), hat mich zunächst davon abgehalten.

Einsamkeit und ungewünschtes Singledasein sind auch für mich zentrale Themen, bin nicht sicher, ob ich Partnerschaft in diesem Leben noch hinkriege...

Übrigens mußte ich gerade in einem Anamnesebogen die Frage beantworten, worin für mich der Sinn des Lebens besteht. Ich hab geschrieben: "Einfach darin, mein Leben zu leben, da zu sein, Teil eines großen Kosmos."

Viele Grüße,
Regenwolke
imagine
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Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von imagine »

Hallo Andreas,
mehr aus Langeweile, denn aus Interesse las ich in dem Thread, der ja nun schon ewig lang ist...
Und bin auf deinen Satz gestoßen, dass du bei Xenia und Chimera ein Lexikon brauchst.

Das ließ mich dann mehr als schmunzeln, ich habe lauthals gelacht, ich dachte auch, ich kenne die meisten Fremdwörter, aber hier muss ich auch nachschauen, zum Glück gibt es ja Wikipedia

Liebe Grüße, ich weiß nicht, wer hier alles schreibt, aber zumindest an dich
Lisa

imagine
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ANOVA
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Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von ANOVA »

Hallo Imagine,

aber ich finde, dass ich mich gebessert habe! Zumindest meistens.

Gruß

Xenia
imagine
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Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von imagine »

Liebe Xenia,
das stimmt, aber auch wenn nicht,ich mag dich trotzdem dich und deine Beiträge, aber ich schrieb ja schon zum Glück gibt es Wikipedia

Alles Liebe dir, und Chiron und Allen, die mich mögen (oder auch nicht)

imagine
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ANOVA
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Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von ANOVA »

@Imagine:
Lisa23

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Imagine, danke für Deine Grüße.

Mir geht es genauso mit Chimera und Xenia. Fremdwörter und kein Ende. Ich habe mir schon überlegt, wo man die alle lernt. Dabei sind beide, im Gegensatz zu mir, noch so jung.

Ohne Wikipedia wäre ich auch aufgeschmissen, aber selbst mit der Übersetzung stehe ich manchmal noch auf dem Schlauch und weiß nicht, ist das jetzt positiv oder negativ zu werten. Der Sinn will ja auch verstanden sein. Ach ja, ich bin schon ein rechter Kulturbanause.

Trotzdem gefallen mir die Texte der beiden. Manches verstehe ich sogar, den Rest versuche ich zu verstehen und hoffe, dass meine Übersetzungen mir da keinen Streich spielen.
imagine
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Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von imagine »

Liebe Lisa,
meine Tochter würde jetz sagen "Mama, du hast ja auch kein Abitur"
Und da gebe ich dir recht, Wikipedia ist auch mir manchmal ein Rätsel
Nun denn, dank meines Hohen Alters kann ich es gelassen nehmen
Liebe Grüße
imagine
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chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

Wie schwierig es doch ist, ein Leben zu führen, das in jeder Sekunde behauptet, ein Kampf zu sein. Alyssa, mußte heute mittag so'n büschn rumheulen, als ich Dein letztes hier im Thread Getextetes las – es ist ganz aussichtslos, solange es nur ein Kampf ist, ja – Du hast das sehr treffend beschrieben. Wußte nichma', daß Watzlawick nu' schon soviel weiter ist als wir. Wünsch' Dir alles von Herzen Gute und Liebe; hab' Deinen Thread gerade gelesen und weiß nur stumm mitzufühlen.
chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

»Wie ich es schon seit so langer Zeit gewohnt war, hoffte ich immer noch auf imaginäre 'bessere Zeiten', die mich von meinem Leid erlösen würden. Dabei verhielt ich mich ganz passiv und hoffte immer darauf, daß die Zukunft mir etwas 'bringen' würde. Der Gedanke war mir fremd, aus der Gegenwart selbst etwas zu machen. Ich muß eine ungeheure Kapazität an Hoffnung gehabt haben. Die Hoffnung ist zwar auch eine Chance im Leben, aber manchmal wäre Verzweiflung wohl die bessere Reaktion den Umständen gegenüber.«
[aus]

»Von allen Gestalten, seien es literarische Gestalten oder Literaten selbst, deren Schicksal daraus bestand, daß sie gerne eine Frau gehabt hätten, aber keine hatten, daß sie immer gerne im Leben gewesen wären und doch außerhalb des Lebens standen, war mir immer die Gestalt des Tonio Kröger am meisten aufgefallen; ja, man kann sagen, daß mich der Held dieser trübsinnigen Novelle von Thomas Mann seit meiner Mittelschulzeit ununterbrochen begleitet hatte. Auch diese Figur stand nicht richtig im Leben und war immer deprimiert; auch diese Figur hatte mit dem 'Höheren' zu tun und mußte darum auf die 'Wonnen der Gewöhnlichkeit' verzichten. Tonio Kröger war eben ein Künstler, und als solcher war es seine Aufgabe, das Leben nicht zu erleben, sondern nur zu beschreiben.«
[aus]

Seinen Ängsten stellt sich Fritz Zorn erst, als es zu spät ist. Eine Krebserkrankung, die er – zeitgemäß – als psychosomatische Krankheit deutet, ermöglicht ihm zwar die beschriebenen Einsichten in seinen Leidensweg, dennoch stirbt er 32-jährig, ohne jemals richtig gelebt zu haben. Fritz Zorn ist endgültig am Problem der Partnerwahl gescheitert. Adolf Muschg schreibt im Vorwort zu diesem Scheitern:

»Er ist daran gestorben, daß er sein Leben nicht teilen, nicht mitteilen lernte, bis es zu spät war. Was ihm also gefehlt hat, war derjenige und diejenige, die ihm Teilung und Mitteilung rechtzeitig abverlangt hätten. In einer unheilbaren Gesellschaft ist sein Tod keine Ausnahme, sondern der Normalfall. Wir werden weiter so sterben, solange wir weiter so leben. Das ist das wirklich Erschütternde an diesem Buch«.
[aus]

.

Nein, ich identifiziere mich nicht mit Literaten, aber ich finde, die Jungs beschreiben die – ob des Schmerzes und der Ungläubigkeit und Hilflosigkeit ob seines behenden Bestehens erwählte – Apathie recht bewegend. Amnesie war zu Zeiten gnädig, die nicht geschaffen waren, sich selbst halten zu können – doch Erwachen findet statt, wenn der verkapselte Schmerz in Wärme zerfließen kann ob des Hintergrundes des Befreiung versprechenden Glaubens, der besagt, daß in der Nichtvermeidung des Schmerzes Chance auf neues Leben gründet. Alles, was wir ans Lichte zu fördern bereit sind, zerschmilzt ob seiner Wärme – glaubt Schwachmat Chimera.

Nur unbelebt zu leben, weil das als unlebenswert erachtete tiefe Sein, das nur in Schmerzen spricht, verborgen bleiben muß ob seiner Kongruenz mit unmittelbar verknüpften Vernichtungsängsten, ist fahle Depression, ist ausschließlich unwirklich, ist der Tod, der dem Leben vorangestellt bleibt, bis man erwacht; den nahen Abgrund zu sehen und ihn nicht mehr zu fürchten bereit ist – das war nu' mehr konfrontativ denn pathetisch intentioniert ob des wiederum Katharsis versprechenden Blickes durch die Löcher der Mauern, die das große und schöne und echte Gefühl unter Verschluß halten.
chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

Huhu Lisa und Imagine,

macht Euch mal meine Gedanken über Fremdwörter und so – selbige pflegen so heftig eh nur Foristen und Foristinnen, die's entweder nötig und Profilneurose oder einfach verstärktes Interesse an der Welt und der Beschreibung derselben oder einfach büschn Spaß an der Lustigkeit der Sprache haben. Oder alles zugleich.

Büdde nichso ernstnehmen, mein Geschwalle – beziehungsweise nur an den vereinzelten ernstzunehmenden Stellen.


Schreibt ironiebeflissen doch ironieunbeflissen wirklich nett gemeint
Chimera [der im Gegensatz zu Xenia nichma' Abitur hat, aber trotzdem alle mag – und sich ferner gerade ganz irritiert fragt, ob man nu »misanthroposophisch« oder »misanthrop« sacht und schreibt ]
Guitaranderl

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von Guitaranderl »

>Büdde nichso ernstnehmen, mein Geschwalle
Doch!

Hola Hombre und Ihrs,

naja, manchmal ist es sehr spannend und aussagekräftig, WIE jemand schreibt, anstatt nur zu schauen, WAS. Und ich sehe da einen ziemlichen Zusammenhang zur Grundproblematik:
Chimera, Du beginnst Deine Posts häufig mit glasklaren Abwertungen, bzw. Entschuldigungen, dass Du gerade schlecht drauf bist und deprimäßig kaum einen klaren Gedanken fassen kannst. Dann kommt für gewöhnlich aber ein Text, der den Leser ganz schnell meinen lässt.. WOW, WENN der jetzt depri-mäßig schwachmatisch drauf ist, WAS in Gottes Namen kommt denn dann rüber, wenn der richtig gut drauf ist..!?

Ein bißchen wirkt dieses Understatement, was ja gar keines ist, auf mich so, als wenn jemand im Kartoffelsack auf eine Party geht und darunter Prada trägt. In jedem Fall ist es eine Art Täuschung und wie ich schon einmal schrieb, für mich auch Nebelkerze.

Witzig, die Wahrheit liegt wahrscheinlich genau dazwischen und nicht - nur- in den Extremen... aber das wäre mittelmäßig.. aber o.k., damit ließe sich auch einiges verMITTEln..
Und was gebe es im Sinne der Identität schöneres als eine Mitte.. oder etwas mehr Mitte.

Soweit ein paar Gedanken dazu
Andreas

Ansonsten ist nachstehendes Buch sicher für Jede/n sehr empfehlenswert.
jes
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Registriert: 14. Okt 2004, 00:48

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von jes »

Chimera, wenn wir dich nicht ernst nehmen würden, hätte niemand mehr geantwortet. Und das ist doch auch nicht das was du willst oder ?

Jessica, mal wieder alles sehr genau Wörtlich nehmend
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
chimera

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von chimera »

Hi Jessica und Hombre,

nee, das will ich natürlich nicht. Ich will eben niemandem mit meinen Gejammer auf den Zeiger gehen, und dann muß ich ab- und an durchblitzen lassen, daß ich mich selbst und mein Gequatsche doch auch immer mit Humor nehme. Ausdrücken wollte ich mit dem »Büdde nichso ernstnehmen, mein Geschwalle«-Satz ferner, daß ich's manchmal auch nicht so recht sagen kann, was ich eigentlich sagen möchte, und daß ich mich nicht so wichtig nehme, wie's vielleicht manchmal erscheinen mag.

Holgi schrieb da oben so schön: »Jammerdepression – mein 'Lieblingsspielplatz', wenn ich nicht mehr weiter weiß.« Und ich weiß gerade eben nicht mehr weiter; alles, was ich in den letzten Jahren unternahm, um mich aus meiner Situation zu befreien, funktionierte nicht so recht – bin ich wahrscheinlich nicht alleine mit...

Ich rufe jetzt mal bei 'nem Typen an, der mir vielleicht dahingehend helfen kann, wieder ins soziale Netz zu kommen. Hab' mal wieder größere gesundheitliche Probs (körperlicher Natur) und kann nichma' zum Arzt – fühlt sich nicht so pralle gut an.


Viele Grüße,
Chimera
Lisa23

Re: Bleibt alles anders II

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Chimera,

gut, dass Du selbst auf die Idee gekommen bist. Das wollte ich Dir nämlich auch schon vorschlagen.

Ich weiß, bei Selbständigen ist das nicht unbedingt so einfach, mit Krankmeldung usw. Aber ich denke, Du hast zumindest einen vernünftigen Tarif ausgehandelt und bist gut abgesichert. Bist ja noch relativ jung und da sind die Tarife in der PKV noch human.

Suche Dir einen guten Arzt und lass Dir endlich mal helfen. Selbst der schlechteste Arzt ist immer noch besser, als gar keiner. Allein bekommt man nicht immer alles auf die Reihe. Nimm endlich mal Hilfe an, das ist auch eine Form der Eigenverantwortung.

Ich wünsche Dir viel Erfolg.

Liebe Grüße, Lisa
Antworten