Schlecht behandeln lassen -gern geschehen

inka
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Schlecht behandeln lassen -gern geschehen

Beitrag von inka »

hallo, ich rekapituliere nun seit geraumer zeit meine "beziehungen" -freunde, bekannte, arbeitskollegen, therapeuten, ärzte usw. und ich stelle fest, dass ich mit besonderer zielsicherheit an den personen "hänge", die mich schlecht behandeln. d.h., die mich und meine belange nicht ernst nehmen, die mich ausnutzen, verarschen, belügen, fallenlassen usw. ich merke das zwar meist ziemlich früh, d.h. ich spüre dass da "irgendwas" nicht stimmt, doch höre (hörte) ich nie auf meine innere stimme. stets fand ich entschuldigungen die das verhalten der anderen rechtfertigten. "ach, das war sicher nicht so gemeint"- "sie kann eben nicht anders" "das war wahrscheinlich nur ein versehen" usw. und jedesmal aufs neue zerreißt mein herz und ich steh jedesmal aufs neue fassungslos da. die menschen, die einfach freundlich zu mir sind und es wahrscheinlich ernst und gut mit mir meinen, die bemerke ich meistens nichtmal...ich finde sie "uninteressant". es ist, als ob ich unter einem geheimnisvollen zwang immer aufs neue enttäuscht werden "will" ... kennt ihr das auch? und wie kann man das durchbrechen? inka
Thomas

Schlecht behandeln lassen -gern geschehen

Beitrag von Thomas »

Liebe Inka, ein Gedanke dazu: Solche Menschen halten dich in deiner Überzeugung fest, minderwertig zu sein. Vielleicht sind deshalb auch Menschen uninteressant, die dir das Gegenteil zeigen wollen. Es ist sehr schräg, aber in meinen Augen eine Tatsache: Wir erhalten unser Elend ständig selbst, wir lieben es geradezu, das kenne ich sehr, sehr gut. So funktioniert das depressive Muster, es braucht ständig Nahrung, um sich zu erhalten und man hat Angst davor, es zu durchbrechen. Wir selber sind es, wir geben anderen die Macht über uns und können sie auch wieder nehmen. Die innere Überzeugung der eigenen Wertlosigkeit will immer wieder bestätigt werden und man baut sein Leben so, dass man immer wieder Bestätigung findet- du bist, davon bin ich überzeugt, genau auf der richtigen Spur!! Wie kann man es durchbrechen- du brauchst den Sch... nicht mehr, wenn du dich magst, basta! Du bist sehr mutig, Inka, und du wirst es schaffen. Thomas
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Inka, auch ich habe mich immer, schon als Kind, zu solchen Menschen hingezogen gefühlt. Sie haben mich beleidigt, veralbert, gehänselt ....und ich, anstatt mich von ihnen abzuwenden, bin ihnen, als wenn ich nicht genug davon kriegen kann, obendrein noch hinterhergelaufen. Das mit dieser Anhänglichkeit in Bezug auf Menschen, die mich ausnutzen, schlecht behandeln, zog sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Auch als Erwachsene habe ich mich immer in die Richtung "verbogen", habe gelacht, um "ihnen" zu gefallen, habe "mitgeredet", obwohl mir nicht danach war, war für Leute da, tat alles für sie, bekam nichts zurück... Nichts ist falsch! Ich bekam Nichtbeachtung, Verachtung, Hohn und vieles mehr zu spüren, und ich konnte nicht aufhören, mich an diese Leute "ranzuhängen". Wie Du es beschreibst, gab es auch bei mir einige, die es ehrlich mit mir meinten, die wollte ich nicht, die waren mir zu langweilig... Warum ich mich immer wieder zu solchen Leuten hingezogen fühlte, weiß ich nicht, aber ich habe diesen Kreislauf durchbrochen...leider mußte es mir erst schlecht gehen, sonst wäre es heute sicher noch genau so. Eines Tages funktionierte das nicht mehr, daß ich mich verstellen konnte. Meine "Fassade" brach zusammen. Ich bekam Schmerzen, fühlte mich traurig, weinte viel... ich hatte nicht mehr die Kraft, dem, was mir wehtat, hinterherzulaufen...Irgendetwas in mir stemmte sich mit aller Kraft dagegen... Nun bin ich noch lange nicht geheilt, aber ich weiß, daß ich Demütigungen nicht zum Leben brauche und ich diese Kraft in andere Dinge investieren muß, um nicht "unterzugehen" Ich wünsche Dir alles Gute, daß Du den Weg zu Dir findest Liebe Grüße Susan


waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Inka, mir geht es genauso,schon immer, Das was ich bekomme an Liebe und Anerkennung,übersehe ich oder bewerte es gering,den Menschen,die mich schlecht oder gleichgültig behandeln,laufe ich hinterher. Ich war mal in einem Kinderchor,da haben sie mich "Klette" genannt. Jetzt kann ich schon viel besser die echten Freunde erkennen. Ich habe für mich einen Zusammenhang entdeckt. Ich weiß nicht,ob der auch für andere zutrifft??? Thomas sagt richtig,daß wir immer wieder die Bestätigung für unsere Minderwertigkeit suchen und daß wir in unserer Rolle bleiben wollen. Aber ich glaube auch,daß ich deshalb die Leute umwerbe,die sich nicht um mich scheren,weil ich verzweifelt Bestätigung suche.Wenn ich so jemand für mich gewinnen kann,fühle ich mich toll. Es hält natürlich nie an. Ich wüßte gern,ob diese Deutung auch für euch in Frage kommt? Ich habe ja als Kind Zuwendung vor allem durch Großmutter und Tante bekommen,aber ich wollte doch meine Mutter und später auch meinen Vater gewinnen. Als 5jährige ging ich einmal verloren. Ich wurde gefunden und meine Tante holte mich ab (die Mutter blieb bei den kleinen Geschwistern). Ich soll wie versteinert gewesen sein. Habe bis heute keinerlei Erinnerung daran. Susan,du beschreibst das schön,daß du keine Kraft mehr hattest,hinterherzulaufen. Endlich...! Gruß euch allen Waltraut
inka
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Beitrag von inka »

lieber thomas, du schreibst:" Die innere Überzeugung der eigenen Wertlosigkeit will immer wieder bestätigt werden und man baut sein Leben so, dass man immer wieder Bestätigung findet." ich glaube, damit hast du den nagel auf den kopf getroffen... als ich deine zeilen las habe ich spontan angefangen zu weinen...ein so tiefer schmerz durchzieht mich - es ist glaube ich der kern ---mein gott---so war es mein ganzes bisheriges leben lang---es ist schwierig zu akzeptieren- es ist für mich noch schwieriger es zu ändern. momentan weiß ich nur eins, ich habe endlich diesen kranken teufelskreis erkannt. mit dieser erkenntnis werde ich ins neue jahr gehen. liebe susan, liebe waltraut danke für eure postings, zeigt es mir doch (wieder mal) dass ich nicht die einzige bin der es so geht und dass es auch einen ausweg gibt. dein gedanke, susan, bestätigung zu bekommen...ich weiß nicht, ob das unbedingt bei mir zutrifft. bestätigung könnte ich ja auch von anderen, die es gut mit mir meinen bekommen. ich glaube, bei mir ist es wirklich der aspekt der sich selbst bestätigenden wertlosigkeit. dieses immer wieder abgewiesenwerden, am langen arm verhungern, ausgenutzt werden und trotzdem mit immer mehr liebe und kraft die liebe des anderen zu gewinnen versuchen. ...mein gott-ein harte lektion habe ich zu lernen. ich habe mit wahnsinnig viel kraft die augen vor der realität verschlossen gehalten all die jahre und nun zwingt mich das leben hinzusehen... inka -
gisi
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Beitrag von gisi »

Hallo, Ihr Lieben ! Da sind alle auf etwas gestoßen, daß mir nach langen Jahren mit Depressionen, Tabletten und Therapie erst unlängst in einem Gespräch mit einer guten Freundin, ja noch nicht einmal selbst aufgegangen ist, sondern sie mir erklärt hat. Es ging konkret um die Frage, weshalb ich, wenn 20 Leute am Tag nett zu mir waren und nur einer nicht, ich mich darüber aufrege und mich davon fertigmachen lasse, insbesondere wenn es jemand ist, der sich selbst sehr hoch schätzt und mich für minderwertig hält. Die Antwort meiner Freundin war, daß dies an der schwierigen Beziehung zu meiner Mutter liegt, die seit 5 Jahren tot ist, ich immer (noch) auf der Suche nach deren Anerkennung bin und deshalb quasi darauf angewiesen, daß mich gerade die mögen lernen, die mich abweisen, so wie früher meine Mutter. Ich versuche tatsächlich seit meiner Kindheit -und das ist schon etwas her- mein blutiges Werk "jetzt hab´ mich doch endlich lieb" zu vollenden, was selbstverständlich nicht möglich ist und mich nur immer wieder enttäuschen und krank halten wird. So ganz habe ich das gefühlsmäßig noch nicht begriffen, weil es ja geradezu pervers ist, selbst für den eigenen Untergang zu sorgen, aber langsam öffne ich mich den Menschen, die offenkundig bereit sind, sich positiv auf mich einzulassen und lerne ganz, ganz langsam, daß ich nicht nach Liebe und Zuwendung suchen muß, sondern mich von ihr finden lassen kann und darf. Das ist schwierig und man muß genau hinsehen, Mut haben und das Gefühl aushalten, jetzt etwas unbekanntes und riskantes zu tun, aber es ist überhaupt nicht gefährlich, wenn man seinen eigenen Käfig verläßt. Wie so oft, sind es die kleinen Schritte, die einen weiterbringen. Uns allen viel Glück, Kraft und Mut im neuen Jahr ! Gisela
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Gisi, schön,wieder von dir zu hören! "Nicht die Liebe suchen,sondern sich von ihr finden lassen", den Satz nehme ich als Motto für 2002!!! Mir geht es sogar hier im Forum so: wenn ich 5 liebe Zuschriften kriege und ein Brief bleibt unbeantwortet,dann bedrückt mich das! Kann man eigentlich so blöd sein??? Aber es ist dieses verzweifelte Werben um die Liebe,die einem versagt wird (zumindest empfinden wir das so). Insofern doch auch eine Suche nach Bestätigung. Ob wir es wert sind,geliebt zu werden,hängen wir daran auf,ob wir von einem bestimmten Menschen geliebt werden. Das Paradoxe ist nur,daß uns selbst diese Bestätigung,wenn es mal funktioniert,wieder nicht genügt und wir ein neues Liebesobjekt suchen,das von uns nichts wissen will. Vielleicht werden wir ja in diesem Jahr klüger. Mit so viel kompetenter Hilfe und Zuwendung sollte es eigentlich gelingen!!! Waltraut
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Gisi, deine Zeilen haben mich sehr bewegt und ich habe da einen Spruch entdeckt, der, so meine ich gut dazu paßt Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. Die kleinen Schritte als Erfolg zu sehen, fällt mir besonders schwer. Liebe Grüße Susan


susan
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Beitrag von susan »

Liebe Waltraut, ich bin in der letzten Zeit wieder öfter im Forum. Lese und schreibe auch... "Mir geht es sogar hier im Forum so: wenn ich 5 liebe Zuschriften kriege und ein Brief bleibt unbeantwortet,dann bedrückt mich das! Kann man eigentlich so blöd sein??? " Damit hast Du was angesprochen, was auch mir oft zu schaffen macht, ich warte auf eine Antwort, und wenn sie nicht kommt, nehm ich's gleich persönlich. Ich werde traurig, mag oft die anderen Beiträge nicht mehr lesen und brauche oft lange, um dieses "keiner mag mich"-Syndrom wieder abzuschütteln. Ich weiß auch, daß es Unsinn ist so zu denken, vielen geht es hier wie mir, sie fühlen sich mal besser und mal schlechter, sind oft nicht in der Lage, zu antworten... Und doch kriege ich diese traurigen Gefühle des Überflüssigseins nicht weg... Liebe Grüße Susan


waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Susan, vielen Dank,daß du mir so schnell geantwortet hast. Ich dachte wirklich,daß das eine besondere Schwäche von mir ist,aber du tröstest mich! Ich weiß von mir selbst,daß man manche Briefe sofort beantwortet,weil einem eine Antwort einfällt oder weil sie besonders dringlich sind.Andere verschiebt man,weil man drüber nachdenken will,und manchmal wird es dann von neuen Gedanken verdrängt. Und trotzdem gehts mir wie dir. Es bleibt eine Traurigkeit,ein Frustgefühl. Dein Spruch ist sehr wahr. dazu fällt mir etwas ein,was ich gelesen habe. Es geht darum,daß wir alle Angst haben,ein Risiko einzugehen,weil wir uns nicht fähig dafür fühlen. Und wir warten darauf,daß wir fähig werden. Dabei gibts nur eins,was uns fähig machen kann: es einfach tun,dann entwickeln wir die Fähigkeit dafür!!! Waltraut
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Waltraut, "Mir geht es sogar hier im Forum so: wenn ich 5 liebe Zuschriften kriege und ein Brief bleibt unbeantwortet,dann bedrückt mich das! Kann man eigentlich so blöd sein??? " ich finde es sehr mutig von dir, so etwas einzugestehen- überhaupt bewundere ich oft deine Offenheit mit dir selber und uns. Es ist durchaus kein spezielles Problem von dir, ich habe das gleiche. Und fange auch gleich an zu grübeln und zu analysieren, was ich wohl falsch gemacht habe, dass da keine Antwort kommt. Da kann die positive Wirkung der lieben Zuschriften schnell daneben verblassen. Aber ist es nicht ein allgemeines Prinzip, was hier wieder einmal deutlich wird? Immer den Blick fest aufs Negative gerichtet, selbst wenn es gar nicht wirklich erwiesenermaßen da ist, sondern erst hineininterpretiert werden muss. Wie oft geht mir das noch so: Der Blick der Verkäuferin ist unfreundlich, klar- wegen mir. Meine Frau hat schlechte Laune, wer ist wohl Schuld? Ein Freund hat sich lange nicht gemeldet, was habe ich falsch gemacht? Selbst den Kater verdächtige ich manchmal, er habe was gegen mich, weil er sich gerade nicht streicheln lassen will. Solche Anwandlungen habe ich besonders an schlechten Tagen. Aber es gibt auch eine Stimme in mir, die sich dann einschaltet und mich zur Ordnung ruft, ganz wie du sagst, Waltraut: "Wie kann man denn nur so blöd sein." sagt die Stimme und ich weiß, dass sie Recht hat. Und selbst wenn es zutrifft, dass ich schlechte Laune verbreite, das darf schließlich auch mal sein, oder? Wir sprachen ja schon über unsere Motive, hier zu schreiben und mir wird im Moment etwas klarer, was mir noch fehlte, um das beantworten zu können: Diese Verletzlichkeit, die ich hier an den Tag lege, macht mich etwas stutzig. Sie sagt mir, da ist etwas im Spiel, was mir nicht richtig klar ist. Will ich mir hier etwas holen, was es hier nicht gibt, nicht geben kann? Ich glaube, du denkst in eine ähnliche Richtung. Du hast damals geschrieben: Schwierig wird es dann,die Grenze zu ziehen zwischen dem Kümmern um andere und dem Ausweichen vor dem eigenen Leben.Ich sehe für mich ein Warnzeichen,wenn ich merke,daß ich über den virtuellen Freunden die "leibhaftigen" um mich herum vergesse. Ich verbringe inzwischen auch sehr viel Zeit hier im Forum, frag mal meine Frau, was die davon hält, eine Sucht? Auch für dich muss der Aufwand immens sein, noch größer als bei mir, schätze ich. Du bist eine sehr wichtige Person hier im Forum- wie abhängig bist du von dieser Tatsache? Ich spüre eine Abhängigkeit, beschäftige mich in Gedanken mit fremden Schicksalen, auch wenn ich nicht am PC sitze. Ich tat das schon immer, das Forum ist nur eine neue Form. Ist es wirklich nur mein altruistisches Wesen, was mich antreibt, mich mit anderen zu verbinden, oder gibt es da noch etwas anderes, ist das alte Gebot noch intakt "Du bist nur über andere wertvoll?". Alles, was du schreibst in deinem Brief über Motive, könnte auch von mir sein, es ist erstaunlich, wie du meine Gedanken aussprichst. Aber die Frage, warum das eigentlich so ist, ob ich damit wirklich bei mir angekommen bin, beschäftigt mich trotzdem. Es fühlt sich gut an, hier zu schreiben, mich mit Menschen wie dir und vielen anderen austauschen zu können- so ging mir das schon während meiner Klinikzeit. Da war ich richtig glücklich, endlich auf Menschen zu treffen, mit denen man über Wesentliches reden konnte, die meine Fragen nach Lebenssinn teilen konnten und nicht mit den Schultern zuckten. Muss man Depr. erlebt haben, um dahin zu kommen? Sicher gibt es auch andere Wege, aber diese Krankheit zwingt einen in die richtige Richtung und deshalb geht es mir wie dir- ich bin dankbar dafür und möchte weitergeben. Und vielleicht geht es ja auch gar nicht, die eigenen Motive wirklich zu ergründen. Gedanken, Gefühle steigen auf in uns wie Blasen in einem See, ziehen Kreise an der Oberfläche und verflüchtigen sich wieder. Woher sie wirklich kommen, bleibt unklar. Herzliche Grüße von Thomas
leo
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Beitrag von leo »

Hallo Waltraut und Thomas, ich hab mich noch nie direkt an euch beide gewendet, aber jetzt muss ich euch einfach mal sagen, euere Beiträge sind spitze!!! Ihr legt beide eine so differenzierte Betrachtungsweise an den Tag, dass ich nur staunen kann. Durch euch hab ich schon wahnsinnig viel gelernt und fühle meine Gedanken und Gefühle, die ich aber oft nicht so richtig ordnen und systematisieren kann, gespiegelt. Danke! Grüße von Leo
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Oh! (erröt), danke, liebe Leo. Thomas
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Leo,lieber Thomas, so viel liebe Worte auf einmal,da hat für heute kein negativer Gedanke mehr Platz!!!! Thomas,mir gehts wie dir,mein Mann ist reichlich eifersüchtig auf das Forum,deshalb verschiebe ich meine Antwort. Aber jedes Wort ist mir aus der Seele gesprochen. Euch beiden einen ganz lieben Gruß Waltraut
Monika 44

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Beitrag von Monika 44 »

Liebe Waltraut, zu Sylvester bekam ich 12 sms auf mein Handy...alle ganz lieb gutes neues Jahr und so... 12mal bekam ich beim öffnen einen schmerzlichen Stich weil sie nicht von J. war... also liebe Waltraut, lass uns zusammen blöd sein da sind wir wenigstens nicht so einsam...! Ich drücke Dich MOMO
erika
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Beitrag von erika »

Hallo an alle, ich fühle mich angesprochen und habe trotzdem einen Rest Angst, etwas dazu zu sagen, weil abgewiesen zu werden. Dennoch werde ich es noch mal wagen, obwohl eine Stimme in meinem Kopf mich zum Schweigen bringen will. Reden ist Silber... Ich kenne all das, was ihr beschreibt, in allen Einzelheiten seit so unendlich vielen Jahren, dass ich manchmal glaube, es gibt nichts anderes mehr. Meine Krankeheit begann vor mindestens dreissig Jahren. In Wirklichkeit wohl schon eher, aber den Beginn markiere ich mit dem ersten Aufsuchen einer Beratungsstelle. Es folgten Klinikaufenthalt und mehrere Jahre Gesprächstherapie, die ich irgendwann abbrach, da ich immer mehr krank wurde. Ich litt zunehmend unter Angst und Panikattacken, Depressionen, somatischen Begleiterscheinungen, unter mir selbst. Wäre da nicht mein Kind gewesen, würde ich heute nicht mehr leben. Mehr als einmal dachte ich an erweiterten Selbstmord. Das einzige, was mich weiterleben ließ, war ein unbestimmtes Gefühl, das das alles eine Ursache haben musste und ich nicht verrückt sei. Selbst mein Beruf, (ich helfe anderen) reichte irgendwann nicht mehr aus, mir das Gefühl von Wert zu geben. Das ich immer mehr vereinsamte und nur noch gestörte Beziehungen hatte, war nur folgerichtig. Was du, Inka, schreibst von "Ernstnehmen", hatte ich ständig im Kopf und auf den Lippen. Warum nahm keiner ernst, was ich sagte? Du schreibst, etwas zwingt Dich, ent täuscht zu werden. Das ist wirklich so: etwas will, dass man die Selbsttäuschung aufgibt. Und das ist der gesunde Kern in einem. Auf dem Höhepunkt meiner Krise, meine Angst hatte sich an alles mögliche geheftet und ich fand mich nur noch unerträglich und war es wohl auch für meine Umwelt und mich, half mir der Zufall. Oder war es mein hartnäckiges verzweifeltes Suchen nach der Ursache? Nach einem Gespräch mit meiner Schwester, bei dem es um einen ähnlichen Vorgang in der Kindheit ging, der aber von meinen Eltern gravierend verschieden behandelt wurde, kroch ich in mein Bett. Ich bekam einen Heulanfall und da erinnerte ich mich: Mein Vater hatte versucht, als ich zehn Jahre alt war, mich totzuschlagen. Ich hatte das total verdrängt. Ich wußte nur noch von den Schlägen und das sie damals behaupteten, es wäre zu meinem Besten und weil ich so böse gewesen bin. Ich habe dieses Bild der liebenden besorgten Eltern immer aufrechterhalten und alle Schuld für alles bei mir gesucht und bereitwillig immer auf Strafe gewartet. Dort im Bett habe ich mich dann nicht mehr wehren können und zugelassen, dass man mich totschlägt (gefühlsmäßig). Nachdem ich völlig erschöpft war vom Weinen, zog mein ganzes Leben an mir vorbei und alles fügte sich wie Mosaiksteine ins Bild. Ich habe zum ersten Mal verstanden, warum ich so und nicht anders handeln konnte. (Auch ich habe unbewußt immer die Situation herbeigeführt, sogar mit einem realen schlagenden Mann, irgentetwas wollte, dass ich die Täuschung aufgab). Schlagartig verlor ich meine irrationalen lebenslähmenden Ängste. Bis heute sind sie nicht mehr wiedergekommen. Ich kann sogar einigermaßen angstfrei allein bleiben, was ich jahrelang nicht mehr konnte, da ich immer fürchtete, jemand kommt und bringt mich um! Ich dachte zunächst, ich sei völlig geheilt. Aber da ist noch ein Rest geblieben. Die Jahre haben halt ihre Spuren hinterlassen, ich habe zum Beispiel nicht lernen können, wie ich gut mit mir und anderen umgehen kann. Das bringt noch viele Unsicherheiten. Ich krabbele jetzt mühsam ins Leben, in mein Leben, das ich nicht führen konnte, so wie ich es wollte. Zumindest glaube ich nun felsenfest daran,bzw. weiss ich in bezug auf dieses eine Trauma, dass Verhaltensweisen und Gefühle eine Ursache haben und man nicht verrückt ist. Die Schwierigkeit liegt wohl auch darin, wenn man sich selbst nicht ernstnehmen kann, weil man sich nicht versteht, wie soll ein anderer das verstehen? Hätte ich einen guten Therapeuten gehabt, hätte der das wohl verstanden. Aber so habe ich es eben selbst herausfinden müssen. Und vielleicht kann ich den Rest, der noch im Unklaren liegt, mit Eurer Hilfe finden. Dein Spruch, liebe Susan, ist wahr. Aber das erscheint einem wohl erst so, wenn man den Schritt getan hat. Ich erinnere mich, dass ich sogar ein bißchen wütend war, als ich meine Erkenntnis hatte: "Ach, so einfach ist das also", was mir vorher unüberwindlich schien! Vor dem Schritt liegt aber ein gehöriges Maß an Mut, an eine Grenze zu gehen. Und da ist eine helfende Hand so wichtig. Wer stellt sich schon freiwillig an den Abgrund, außer in höchster Not. Erika
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Erika, deine Lebensgeschichte ist eine Hoffnungsgeschichte für uns alle. Es ist unglaublich,was du erreicht hast!!! Daß du es ohne Therapie geschafft hast,ist noch ungewöhnlicher. Die Gesprächstherapie ist bei dir vermutlich nie weit genug gegangen.Ein wirklich guter Therapeut hätte dir viel Schmerzen ersparen können!! So ein Schlüsselerlebnis wie du es im Bett hattest,wünscht man sich,weil es wie ein Wunder die Dinge neu zurechtrückt. Aber es gibt nicht für jeden so eindeutige Auslöser. Du kannst zu diesem Thema noch im thread "Depression beginnend in der Kindheit" und die neueste Diskussion mit Dr.Niedermayer in "Positiv" nachlesen. Deine Geschichte ist ein großartiges Beispiel dafür,daß wir selbst an unserer Heilung arbeiten können,daß wir der Chemie in unserem Hirn nicht hilflos ausgeliefert sind! Zu den Problemen,die du noch hast,fällt mir auf,daß du einen helfenden Beruf hast,aus dem du nicht mehr genug Selbstbestätigung ziehst. Das ist,denke ich,ein wichtiger Punkt. Du hast sehr viel von dir gegeben. Und irgendwann kommt der Punkt,wo dein Selbst sagt,"jetzt mußt du dich endlich um mich kümmern". Ich habe meinen (künstlerisch-pädagogischen) Beruf über alles geliebt,und als ich die Arbeit aufgeben mußte,stellte ich fest,daß ich nicht vorhanden war. Ich hatte keine Identität außer der Arbeit. Es war ein sehr schmerzhafter Prozeß. Jetzt bin ich so weit,daß ich mich selbst kennenlerne. Ich erfahre,was mir gefällt,was mir gut tut,welche Menschen ich wirklich mag,wie ich leben möchte,womit ich mich beschäftige,was meine Ansichten über die Welt sind usw. Du hast das bisher wohl auch sehr vernachlässigt,dein Kind und die Arbeit ernster genommen als dich selbst. Und jetzt schreit das Kind in dir.Versuch ihm zuzuhören,was es möchte. Kannst du sagen,was im Umgang mit dir und der Umwelt passiert? Was läuft falsch? Mußt du eine Rolle spielen? Hast du Probleme zu dir zu stehen? Erika,ich finde es total bewundernswert,wie du dein Leben gemeistert hast!! Kannst du dich dafür liebhaben??? Waltraut
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Erika, auch mich hat Deine Geschichte sehr bewegt. Ich weiß, wieviel Mut dazu gehört, so offen zu sein. Du hast soviel durchgemacht, es ist völlig normal, wenn da alles in Dir "explodiert". Diese Schlüsselerlebnis, das Du hattest, es war sooo wichtig für Dich. Daran sieht man deutlich, unter welcher Anspannung Du gelebt hast. Ich will an dieser Stelle schreiben, wie es mir nach einigen Gesprächen mit meinem Therapeuten ging. Angefangen hat es, daß ich vor ihm saß, mich klein fühlte, mich nur verkriechen wollte, eine unendliche Leere spürte. Anstatt Antworten auf seine Fragen kamen nur Tränen. Ob es um meine Kinder ging, um meinen Mann, um meine Eltern, ich weinte meinen Kummer aus mir heraus. Wenn ich etwas sagen wollte, mir fielen die Worte nicht ein, ich schämte mich, so vor ihm zu sitzten. Durch die Gespräche wurde mir immer deutlicher, ich war am Ende mit meinen Kräften, ich hatte einen sinnlosen Kampf gekämpft, habe mein Leben auf's Spiel gesetzt, denn auch wie bei Dir, liebe Erika, waren es nur meine Kinder, die mich von einem Selbstmord abhielten.... Fast nach jedem dieser Gespräche, bin ich ein Stück durch den Wald gegangen, ich weinte oft beim Laufen, zitterte am Körper und war froh, wenn mir niemand begegnete. Ich spürte immer mehr, wie verletzt und traurig ich war. Oft kamen mir die Gedanken, in einem See zu versinken, mit einem Stein um den Hals, um ja nicht wieder aufzutauchen. Bei einem dieser Spaziergänge entstand vor meinen Augen ein Bild, erst verschwommen, aber dann wurde es immer deutlicher: Ich stand vor meinem Therapeuten (auf dem Bild war ich ein kleines Mädchen!) und schaute mit verweinten Augen und einem Schluchzen zu ihm hinauf, stumm fragend,was ich nun tun soll. Ich war verzweifelt, weil ich angefangen hatte, ein Bild zu malen, und ich nicht wußte, wo meine Buntstifte sind...Er sagte: "Du brauchst nur ein Stück zur Seite zu gehen, Du stehst auf ihnen." Er nahm mich behutsam beiseite und da waren sie, meine Stifte. Er hob sie auf, gab sie mir und legte noch einige andere Stifte dazu. So war ich überglücklich, mein Bild weitermalen zu können. Ich hatte nicht nur meine Stifte wieder, das Bild konnte ja jetzt auch bunter werden, hatte ich doch einige Farben dazubekommen. In dem Moment, in dem dieses Bild vor mir erschien, fühlte ich etwas Mystisches, Unheimliches. Auf einmal war alles so klar: Da ich von meinen Eltern, Geschwister noch heute wie ein kleines Kind behandelt werde, war ich also ein kleines Mädchen, und nicht eine Frau, die vor ihm stand. Und er wollte mir sagen, Du weißt, welchen Weg Du gehen musst, Du hast das Zeug dazu, Du hast nur die Orientierung und die "Werkzeuge" verloren.... Ich war sehr erleichtert nach diesem Erlebnis, hätte durch den Wald hüpfen können. Ich weiß heute noch nicht, wie es zu dieser "Vision" kam. So etwas war mir vorher noch nie passiert. Und ich versuche, mein Bild weiterzumalen, es geht nur stockend voran, ich habe es schon oft zur Seite legen müssen, nehme es ab und zu, schaue es mir an, finde es oft zu bunt, manchmal ist es nur grau und schwarz.... Da sind Deine Worte sehr treffend: "Ach, so einfach ist das also", was mir vorher unüberwindlich schien" Es ist völlig klar, liebe Erika, daß solche Wunden, wie sie Dir zugefügt wurden, nicht von heute auf morgen heilen. Ich kann mich Waltrauts Worten nur anschließen, es ist bewundernswert, daß Du es so weit geschafft hast - allein durch Deine Kraft. Ich wünsche Dir alles, alles Gute auf Deinem Weg!! Liebe Grüße Susan


Monika 44

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Beitrag von Monika 44 »

Ich weiss nicht mehr weiter... Latein am ende.... Mir gings so gut... Und jetzt...1mal treff ich ihn zufällig und alles klappt zusammen! Ich will das nicht mehr! Seit sechs Monaten schwersten Liebeskummer! Wofür lebe ich noch...nur um zu leiden? Ich kann nicht mehr, brauche immer alles um wieder einigermassen hochzukommen...und dann? Wozu????????????????????????????????????????? Ja für meine Kinder...sonst für nix! Fühl mich so leergelutscht....so scheisse....sorry für die Jammerei... MOMO
erika
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Beitrag von erika »

Hallo, liebe Waltraut,liebe Susan, erst mal herzlichen Dank! Das war ein anstrengender aber schöner Tag mit vielen Gedanken und das haben auch Eure Zeilen bewirkt. Waltraut, ich hatte Deinen Beitrag rasch gelesen und meinerseits noch einen geschrieben. Habe aber dann vergessen, ihn abzuschicken. Das hat mich zunächst mal verblüfft, ich war aber nicht mehr in der Lage, das Ganze nochmal so zu formulieren, aber es hat geholfen, meine Gedanken zu ordnen. Besonders Deine letzte Frage hatte mich doch sehr beschäftigt. Und mir ist auch klargeworden, dass so eine gezielte Frage Zuwendung bedeutet, die ich auch häufig übersehe und manchmal schlecht annehmen kann. Paradox, nicht wahr, da man ja häufig unter Liebesdefizit leidet. Ich hatte nachmittags dann noch passend einen Traum, in dem meine beiden Beine zerlöchert waren von tiefen Wunden. Die Verbände waren lange nicht gewechselt und blutverschmiert. Das bedeutet, dass ich mich zwar fortbewegen kann, mich aber um den Zustand nicht ausreichend kümmere. Immerhin habe ich jetzt einen Blick darauf werfen können. Liebe Susan, ich finde Deine Buntstiftgeschichte wunderschön und einfach "einfach" aufschlussreich. Sowas kann einem nur passieren, weil man den Gefühlen Raum lässt und sich daraus die richtigen Gedanken formulieren. Erkennen kommt von Kennen in neuer kreativer Gestaltung, die aber etwas Ureigenes ist. Ich habe viel gelesen und mit vielen geredet. Je komplizierter oder differenzierter die Formulierungen waren, umso unbedeutender erschienen mir manchmal meine Gedanken. Dabei gilt mal wieder dieser alte Spruch: Krücken gibt es viele, gehen muß? kann!! und darf!! man selber. Vielleicht ist es das, was einen so behindert. Es gibt so viele, zu viele negativ gefärbte Weisheiten. Schon als Kind bekam ich zu hören: "Du mit deinen Vorstellungen... pass auf, dass du nicht in der Gosse landest!" Das war gutgemeinte Erziehung zur Vorsicht, hat aber in Wahrheit die ersten Wunden in die Fähigkeit zur eigenen Fortbewegung gesetzt. Ich betrachte Dein Bild vom Kind, Susan, aus dem Blickwinkel, dass man als kleiner Mensch noch in hohem Maße eine Einheit ist zwischen Gefühl und Ratio. Man ist noch mehr "bei sich", eben einfach, nicht einfältig. (Ein Fach ist mehr als eine Falte, ich liebe diese Wortspielereien.) Die Welt ist bunt, weil sie neu und aufregend ist und Kind sie natürlich entdecken will. Als Erwachsene fokussiert man sich immer mehr auf grau, so wie wir nur noch Kindern eine Farbigkeit ohne Vorurteile zugestehen, höchstens noch Künstlern oder Spinnern. Es ist doch schön, dass Du das Kind bewahrt hast, jetzt mußt Du ihm nur wieder mehr Raum geben. Und liebe Waltraut, Du warst in einem künstlerischen Beruf. Wie hast Du Dich da verloren, trotz der Farbigkeit, die doch genau dort einen Platz hat? Holen wir also alle die Buntstifte wieder hervor! Liebe Grüße Erika
erika
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Beitrag von erika »

Liebe Momo, obwohl ich Dich nicht kenne, würde ich Dich gerne trösten und weiß doch, das in so einer Situation Trost vielleicht unangebracht ist, weil er als Ersatz für das, was Dir fehlt, nicht taugt. Du schriebst am 3.Januar, dass Du eine Nachricht von ihm erwartet hast und hast ihn eine Woche später gesehen. Ich bin seit einiger Zeit überzeugt, dass es Zufälle nicht gibt, es kommt so, wie es kommen muss. Du hattest Dich mühsam aufgerichtet und bist erwartungsgemäß zusammengeklappt.Vielleicht ist die Trauer um so etwas wertvolles verlorenes noch nicht zu Ende. Ich selbst bin jahrelang tiefen Beziehungen unbewusst aus dem Weg gegangen, deren Trennung mich hätte belasten können, aus Selbstschutz, wie ich heute weiß. Mittlerweile habe ich mich an eine Beziehung herangetraut, in der ich zugebe, dass ich sie haben will und brauche. Sie drohte mehrmals zu zerbrechen. Da kämpfte dann mein Verstand mit meinem Gefühl: Du läßt dich nicht kleinkriegen gegen du läßt dir von ihm nicht aufzwingen, ihn nicht mehr zu lieben. Wenn er gegangen und nicht mehr wiedergekommen wäre, hätte ich unendlich getrauert, aber auch das Gefühl mitgenommen, die Liebe endlich mal gewagt zu haben. Das allein ist schon wertvoll. So ein Ablösungsprozess braucht natürlich viel mehr Zeit als sie unverbindliche Beziehungen mit sich bringen. Und leiden bedeutet doch, dass man seine Gefühle zulassen kann, bzw. wenn Du keinen Schmerz fühlen würdest, wüßtest Du nicht, dass Du verletzbar bist. Und Verletzungen heilen, das ist ein Naturgesetz. Ohne Wunden keine Heilung. Liebe Momo, lass Dich von lieben Menschen in Deiner Trauer begleiten. Liebe Grüße Erika
waltraut
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Schlecht behandeln lassen -gern geschehen

Beitrag von waltraut »

liebe Erika, ich freue mich über deine "Rückmeldung". Ich bin mir oft nicht sicher,ob ich den richtigen Ton treffe,vor allem,wenn ich jemand noch nicht kenne. Die negativen "Weisheiten" aus der Kindheit haben mich auch ganz schön beeinflußt. "Erst die Pflicht,dann das Vergnügen" habe ich so oft gehört,daß ich es gleich uminterpretiert habe in "nur die Pflicht,nie das Vergnügen". Die Folge war,daß ich auch in meinem geliebten Beruf nie entspannt war. Ich hatte immer das Gefühl,noch mehr tun zu müssen,nie gut genug zu sein,keine Minute mit privatem Kram vergeuden zu dürfen. Was ich erst hinterher kapiert habe,daß ich dadurch ein völliger Fachidiot wurde,niemand wußte,wer ich außerhalb meiner Arbeit war,ich selbst am wenigsten. Ich habe mühsam lernen müssen,das Geschenk "freie Zeit" anzunehmen. Es ist eine lange Geschichte... Für heute nur: schön,daß du da bist. Waltraut
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Schlecht behandeln lassen -gern geschehen

Beitrag von susan »

Liebe Erika, danke für Deine Zeilen. Es ist mir beim Lesen wieder mal aufgefallen, daß ich das mit Bild noch nie von dieser Seite betrachtet hatte: "Es ist doch schön, dass Du das Kind bewahrt hast, jetzt mußt Du ihm nur wieder mehr Raum geben." Du hast Recht, das Kind in mir hatte ich sehr verdrängt. Ich wollte wahrgenommen werden, von meinem Mann, meinen Kindern, und je mehr ich den Wunsch nach Beachtung unterdrückt habe, desto stärker wehrte sich mein Inneres, meine Schmerzen nahmen zu ... Ich sollte diesem "Kind" wirklich mehr Raum geben. Ich habe die Buntstifte lange nicht in der Hand gehabt, aber eins weiß ich, ich will mich nie wieder auf sie stellen... Liebe Grüße alles Gute für dich Susan


erika
Beiträge: 27
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Schlecht behandeln lassen -gern geschehen

Beitrag von erika »

Liebe Momo entschuldige, wenn ich mich zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. Deine Nachricht klang einfach so verzweifelt. Vielleicht habe ich alles fehlinterpretiert und es stellt sich anders dar. Ich hatte mich auch nicht genügend mit Dir und Deinen Beiträgen beschäftigt. Ich wollte nur der Sache noch etwas Gutes für Dich abgewinnen. Liebe Grüße, Erika und Kopf hoch
Monika 44

Schlecht behandeln lassen -gern geschehen

Beitrag von Monika 44 »

Liebe Erika, ich habe gerade Deine nachricht gelesen und mich sehr darüber gefreut...eine ganz tolle Art das Ganze zu betrachten. Was Du über Zufälle sagst...es gibt in letzter Zeit niemanden den ich so oft treffe wie J. Aber am Samstag abend haben wir uns ausgesprochen und irgentwie gehts mir seitdem gut...ich fühle mich befreit! Als ich ihn kennengelernt habe war ich schon fast mitten in meiner jetzigen Phase...deshalb wollte ich mich unbedingt verlieben. Er ist ein Mensch in meinem Leben der sehr wichtig ist. Aber ich habe vielleicht verkannt wer er wirklich ist? Was gibt es wichtigeres als einen Freund? Ich bin im Moment und heute zufrieden damit...morgen...keine Ahnung...? Grüsse und nochmal danke MOMO
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