Von der Neurologin hierhergeschickt

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EricMax
Beiträge: 2
Registriert: 26. Jul 2006, 10:34

Von der Neurologin hierhergeschickt

Beitrag von EricMax »

Hallo zusammen!

Nachdem ich mich geweigert habe, zum Psychologen zu gehen, hat mich meine Neurologin dazu überredet, hier zu posten und Meinungen von Betroffenen einzuholen, die mich eventuell eher bewegen können.
Zur Hintergrundgeschichte:
Ich bin 32 Jahre alt und arbeite in der EDV-Branche. Im Herbst 2005 traten gleichzeitig Magenprobleme und Schwindelattacken auf. Der Magen hat wohl die glohrreiche Mischung aus Stress und Kaffee nicht mehr verkraftet und nach einem kleinen 'Koffeinentzug' hatte der sich auch beruhigt. Was blieben, waren die Schwindelattacken, ein paar mal die Woche, zwischen fünf Minuten und zwei Stunden, zwischen Unwohlsein und der Unmöglichkeit, sich aufzusetzen. Im Februar hatte mich meine Frau soweit, dass ich zum Hausarzt bin, der mich zum HNO geschickt hat. Der konnte wiederum nichts finden, der Radiologe auch nicht und so landete ich letztendlich im Juni bei der Neurologin, die körperlich nichts finden konnte und psychische Probleme vermutete. Zum Abklären verschrieb sie mir Opipramol, dass mich zwar müde machte, die Schwindelattacken aber waren verschwunden. Da ich mich nach Ende der Packung weigerte, zum Psychologen zu gehen, bin ich nun hier und habe keine Ahnung, ob ich hier nun an der richtigen Stelle bin.
Ich fühle mich zwar auch ohne Opipramol permanent antriebslos und leistungsschwach, vermute aber, dass es schlicht an Überarbeitung liegt. Die letzten freien Tage liegen ein Jahr zurück, die Arbeitswoche hat 60 Stunden, dazu nochmal 20 für Fortbildungen privat. Effektives Arbeiten ist duch die Konzentrationsprobleme allerdings kaum möglich. Dazu kommt das Problem, als einziger Studierter in der Abteilung nicht akzeptiert und vor allen Dingen nicht Ernst genommen und stattdessen bei allen Entscheidungen übergangen zu werden.
Das einzige, was derzeit Spaß macht, ist das Toben mit meiner zweijährigen Tochter, aber auch das hält nur einige Minuten an, dann kann ich nicht mehr mithalten. Mein Gewicht ist gleichbleibend, dafür sind meine sexuellen Aktivitäten auf Null heruntergegangen.
Alles in allem wohl meiner Neurologin auch ein zu unspezifisches Diagnosebild, sonst hätte sie wohl mehr auf den nächsten Schritt beharrt.

Eric
Tabby
Beiträge: 189
Registriert: 4. Jun 2003, 00:30

Re: Von der Neurologin hierhergeschickt

Beitrag von Tabby »

Wenn die geschilderte Lebensform nicht zum Burn-Out-Syndrom führt, dann weiss ich auch nicht.
BeAk

Re: Von der Neurologin hierhergeschickt

Beitrag von BeAk »

Lieber Eric,

ich vermute eher, das Deine Neurologin sehr wohl weiß, was mit Dir los ist. Solange Du Dich aber nicht für krank und behandlungsbedürtig hälst, kann sie ohnehin nichts machen. Deshalb hat sie Dich ja auch hierher geschickt, damit Du siehst, wie andere mit ähnlichen Situationen umgehn.

Also mal konkret, das Antidepressiva hat dir geholfen, aber Du willst es trotzdem nicht weiter einnehmen. Warum nicht?

Dir geht es nicht besonders gut, es gibt so einige Baustellen, mir dehnen Du nicht fertig wirst, wenig Anerkennung durch Kollegen, dafür um so mehr Ärger, kein Spaß am Leben, ständig gestresst, zu lange Arbeitszeiten und vieles mehr. Aber die Hilfe eines Therapeuten um diese Baustellen zu bearbeiten willst Du nicht annehmen. Warum nicht?

Bist Du Dir eigendlich im klaren darüber, das das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange ist?
Was sagt eigendlich Deine Partnerin zu der ganzen Sache?
Was glaubst du, macht einen guten Vater für Deine Tochter aus?
EricMax
Beiträge: 2
Registriert: 26. Jul 2006, 10:34

Re: Von der Neurologin hierhergeschickt

Beitrag von EricMax »

Hallo Bea,

das Antidepressiva hat mich platt gemacht. Selbst in der geringsten Dosis hatte es die Wirkung einer Schlaftablette, was meine sowieso schon gelittene Leistungsfähigkeit noch weiter eingeschränkt hat. Ich konnte und kann es mir nicht leisten, noch weiter hinter die Kollegen zurückzufallen. Ich weiß, dass ich mehr kann als die Kollegen, aber man lässt mich nicht. Wenn die Kollegen auch noch mitbekommen, dass ich in ärztlicher Behandlung bin, kann ich meine Sachen gleich packen. Ich habe noch Ziele, die ich verwirklichen möchte und befürchte, sie mir zu verbauen.

Das ist auch ein Grund, warum ich keinen Therapeuten aufsuchen möchte. Der andere ist, dass meine Frau die Sache herunterspielt und nicht wahrnehmen will. Vielleicht hat sie aber auch Recht, ich weiß es nicht. Zudem kommt im Herbst unser zweites Kind, sie hat wirklich genug um die Ohren, sich nicht auch noch um mich zu kümmern.

Noch habe ich die Hoffnung, dass sich die Sache wieder einpendelt, aber wenn ich die ganzen Beiträge im Forum lese, habe ich meine Zweifel.

Eric
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Von der Neurologin hierhergeschickt

Beitrag von Denker »

Warum sollte "es" sich wieder einpendeln? Dein Körper schickt dir klare Warnsignale und wenn du die überhörst, werden die nächsten Signale noch deutlicher werden!
Zu den Tabletten: Dein Medi kenne ich nicht, aber grundsätzlich gibt es sedierende und antriebssteigernde Antidepressiva. Du kannst zusammen mit deiner Neurologin (die mir ziemlich clever zu sein scheint!) über einen Wechsel des Medikaments nachdenken oder über eine Veränderung der Dosis oder über einen anderen Zeitpunkt der Einnahme. Trotzdem sollte dir klar sein, dass diese Pillen nur so etwas wie Schmerzmittel für die Seele sind, d.h. sie ändern nichts an den Ursachen! Wenn du nachhaltig etwas an deiner Situation verändern willst, dann brauchst du eine Psychotherapie!
Gruß
Denker
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Von der Neurologin hierhergeschickt

Beitrag von Lioness »

Hallo Eric,

die Zweifel sind durchaus berechtigt! Wem hilfst Du, wenn du so weitermachst, medikamentöse und therapeutische Hilfe kategorisch ablehnst und über kurz oder lang völlig zusammenklappst (letzteres ist mir passiert)?? DAS kriegt dann nämlich jeder mit - und da steuerst Du gerade frontal drauf zu!

1. Müssen Deine Kollegen nun wirklich nicht erfahren, dass Du zu einem Psychologen gehst. Das ist doch Deine Angelegenheit!

2. Starke Nebenwirkungen des Antidepressivums lassen nach einiger Zeit nach, ansonsten sollte man ein anderes ausprobieren. Wann nimmst Du denn die Tablette ein? Ich nehme auch ein müdemachendes AD (Mirtazapin), nehme es abends ein und bin am nächsten Tag nicht müde. Opipramol ist der Wirkstoff in Insidon, lies' dir dazu mal den Thread unter Pharmakotherapie durch.

Eric, die Depression ist zum größten Teil auch ein Hilfeschrei von Körper und Seele, dass es so nicht weitergeht. Wie Trude schon schrieb: Burn-Out lässt grüßen! Es nicht wahrhaben und angebotene Hilfe nicht annehmen zu wollen wird nichts an der Tatsache ändern - und den Kopf in den Sand zu stecken führt nur weiter in die Abwärtsspirale. Du wärst nicht der erste, der sich unversehens in der Psychiatrie wiederfindet (worst-case scenario) oder zumindest völlig handlungsunfähig zu Hause sitzt. Besser jetzt gegensteuern - frage Deine Frau, ob es ihr besser gefiele, wenn Du in einem halbem Jahr ganz am Ende bist, wenn das Baby kommt?

Alles Gute
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
BeAk

Re: Von der Neurologin hierhergeschickt

Beitrag von BeAk »

Zudem liebe Eric,

Du bist es, der was ändern muß, nicht Deine Frau. Denn Dir geht es nicht gut.
Sie hat Dich doch zum Arzt geschickt, dann kann sie sich auch nicht beschweren, wenn du alles tust um wieder gesund/stabiel zu werden.

Ich kann mir nicht vorstellen, das ein liebender Partner etwas dagegen hat, wenn der kranke Partner an seiner Gesundheit arbeitet, denn davon profitiert die ganze Familie. Allerdings wäre dafür wieder das Eingeständnis der Krankheit vor dem Partner notwendig.
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Von der Neurologin hierhergeschickt

Beitrag von heike56 »

Hallo Eric,

es gibt auch Medikamente die antriebssteigernd wirken, d.h. sie machen nicht müde, wie Opipramol (was nur schwache antidepressive Eigenschaften, dafür aber gut beruhigt).

Eine medikamentöse Therapie legt den Grundstein dafür, dass dir das Leben wieder leichter fällt. Eine Psychotherapie kann dir helfen, Faktoren zu erkennen und zu verändern, die Krankheitsfördernd sind.

Bis sich die Wirkung von Antidepressiva einstellt kann es etwas dauern.
Ich würde dir davon abraten den jetzigen Zustand aushalten zu wollen. Und wenn Du keine Antidepressiva nehmen willst, versuche es mit Johanniskraut (hochdosiert). Es wirkt bei nicht so stark ausgeprägten Depressionen auch ganz gut.

Alles Gute

Heike 47
kendra
Beiträge: 30
Registriert: 15. Jun 2006, 17:52

Re: Von der Neurologin hierhergeschickt

Beitrag von kendra »

Hallo Eric,

Ich arbeite auch in der EDV-Branche und weiss daher sehr gut, wie schwierig es ist, mit Konzentrationsstörungen und Schwindel als Symptome einer Depression an der Arbeit gute Leistung zu erzielen. Mein Problem war, dass ich mich über Monate einfach überfordert habe. Gerade in diesem Berufsfeld denkt man oft, das mache ich mal eben und in der Regel dauert es dann viel länger (Unterschied zwischen Theorie und Praxis). Mir hat es sehr geholfen, beruflich einfach kürzer zu treten und im Endeffekt leiste ich jetzt mehr als in der Zeit, wo ich mich so unter Druck gesetzt habe. Es ist nicht einfach, seine eigenen Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren, aber es lohnt sich. Meiner Familie geht es zudem auch besser, wenn ich mich an der Arbeit nicht so stressen lasse

Viele liebe Grüße Kendra
skip
Beiträge: 526
Registriert: 18. Feb 2006, 18:59

Re: Von der Neurologin hierhergeschickt

Beitrag von skip »

Hallo Eric,

mensch, kann ich deine Situation gut verstehen (bin selbständig) und trotz des Verstehens sage auch ich sofortige Psychatrische oder Therapeutische Hilfe!!!!!!

Ich stand auch mal kurz vorm Burn out und deine Geschichte des momentanen Lebens erinnert mich genau daran.

Worauf wartest du? Bis man dich in eine Klinik einliefert und du garnicht mehr kannst? Was soll dann aus deiner Familie werden? Und vor allem aus dir und deiner Zukunft. Wenn es noch nicht zu spät ist ziehe nun die Notbremse.

Du bist hierher gekommen um dir Meinungen einzuholen und nun nach dem dir einige ihre Meinung abgegeben haben solltest du handeln.

Tue es für dich, denn ansonsten wird das eh nichts. Es ist keine Schande, sondern nur ein Eingeständnis.

Ich hoffe das du unsere Worte ernst nimmst
Einen besseren Weg wünscht dir
Skippy
Der Weg war schon immer das Ziel
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