??? ohne Büro noch Depressiver???

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Clover
Beiträge: 58
Registriert: 15. Mai 2006, 18:18

??? ohne Büro noch Depressiver???

Beitrag von Clover »

Bin nun die 2. Woche zuhause, nehm brav meine Antidepressiva (Edronax)versuche mir viel Gutes zu tun und merke wie ich immer weniger mit meinem Leben klar komme.

Kann es den sein, dass das Zuhause sein mich tiefer in die Depression bringt?

Solange ich zur Arbeit ging "funktionioerte" ich weit besser als jetzt. Kleinigkeiten bringen mich durcheinander... z.b. als gestern meine Zahnbürste nicht da war wo sie sein sollte hab ich mich einfach wieder hingelegt... völlig verzweifelt weil ich sie nicht finden konnte (sie war im Ladegerät, hatte sie da am Abend zuvor selber reingestellt)
Oder heute Abend. Ich musste mich zwischen 3 Nudelsorten entscheiden, fiel mir äusserst schwer!

Ich bin nun am Grübeln ob ich wieder ins Büro soll, damit ich nen Grund hab aufzustehn oder mich nochmal ne Woche krankschreiben lassen soll.

Und wenn krankschreiben bringt es mir wirklich was solang ich noch nicht in Thera kann?

Ich bin völlig verunsichert. Und ich hab das Gefühl je mehr Zeit ich für mich hab um so unkoordinierter werde ich.
Grüßle

Tina
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: ??? ohne Büro noch Depressiver???

Beitrag von triste »

Hallo Tina,

meinst Du denn, arbeiten zu können in einem Zustand, in dem Du über eine nicht auffindbare Zahnbürste verzweifelt bist?
Ich vermute eher, dass die Arbeit Dir bisher wunderbar dabei half, die eigentlichen Gründe zu verdrängen und jetzt, wo Du Zeit hast, spürst Du Dich besser, bzw. deutlicher, und deshalb nimmst Du verstärkte Depressionssymptome wahr.
Mag sein, dass es Depressive gibt, die sich mit Verdrängung, Arbeit und AD über eine Episode hinwegretten können. Meine Erfahrung war: Die Depression akzeptieren, die Gründe für die Erkrankung erforschen und lernen, in sich hineinzusehen und -zu spüren: erst das hat mir geholfen. Vorher hatte ich jahrelang versucht (am Ende nur noch mittels Arbeit) zu verdrängen und wurde dadurch ernsthaft krank.
Jeder muß seine Strategie selbst herausfinden, aber mein Tipp ist trotzdem, sich erstmal mit sich selbst zu beschäftigen. Denn einer Depression muß man sich stellen, die kann man nicht ignorieren...
Alles Gute!
Virginia
zweifler
Beiträge: 629
Registriert: 14. Jun 2005, 16:07

Re: ??? ohne Büro noch Depressiver???

Beitrag von zweifler »

hallo tina!

also ich muß virginia in vollem umfang recht geben.davonlaufen ist sicher kein guter weg.
es schadet nicht wenn du mal einen rundgang durch deine seelische rumpelkammer machst.

deine tabletten helfen nach zwei wochen noch nicht.manchmal kommt es auch zu einer verschlechterung am anfang der einnahme welche wieder verschwindet.
alles gute

mfg herbert
Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: ??? ohne Büro noch Depressiver???

Beitrag von Lee »

lilly
Beiträge: 360
Registriert: 24. Jan 2006, 11:06

Re: ??? ohne Büro noch Depressiver???

Beitrag von lilly »

Bei mir war es umgekehrt. Erst, nachdem ich nach 35 Jahren nicht mehr gearbeitet habe, ging es mir viel viel besser. Ich habe mich nämlich sehr oft über Kollegen geärgert, hatte viel Stress und wurde zum Schluss gemobbt. Allein schon das Aufstehen morgens um halb 6 war immer ein Horror für mich. Daran konnte ich mich nie gewöhnen.

Endlich konnte ich den Sch..Laden verlassen, die ganzen Intrigen nicht mehr miterleben.

Wenn Du gerne berufstätig bist und förmlich aufblühst, dann ist das Zuhausesein eine große Umstellung für Dich, und ich kann mir vorstellen, dass Du dann depressiv werden kannst.

Vielleicht wartest Du einfach mal ab, bis Du Dich an die neue Situation gewöhnt hast. Man findet dann neue Aufgaben. Aber alles braucht seine Zeit.
Nachttaube
Beiträge: 295
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: ??? ohne Büro noch Depressiver???

Beitrag von Nachttaube »

Hallo Tina,
Deine Frage ist wirklich sehr schwer zu beantworten. Und Du siehst ja schon an den unterschiedlichen Antworten, das jeder / jede anders empfindet.

Deswegen sollte die Frage lauten: fühlst Du dich besser, wenn Du arbeitest? Hilft es Dir Tagessturkturen einzuhalten und damit nicht in die endlosen (und oft sinnlosen) Grübeleien zu verfallen? Ist diese Beschäftigung und Ablenkung und Anerkennung hilfreich, um evtl. schon jetzt bevor Du in Therapie gehst, Dich mit Dir gezielt (in der Freizeit) auseinanderzusetzen? Sind immpulse von Kollegen vielleicht wichtig um interessante Gedankengänge zu verfolgen?

Oder fühlst du dich schlechter wenn Du arbeitest, weil jeder handgriff quälerei ist, Du zu viele Fehler machst, Dir alles zu viel ist...?

Bei mir war es eher so, dass ich lieber gearbeitet habe, um ein bißchen meines Selbstvertrauens zu erhalten. Leider hatte ich (berufsbedingt) auch sehr viel freie Zeit. Ich habe diese Zeit nie richtig nutzen können, konnte mir nie gutes tun, über mich nachdenken usw. Allerdings habe ich mich in diesen freien Zeiten gerne in tiefstem Selbstmitleid zerrrissen, habe mich immer elendiger, handlungsunfähiger und fremdgesteuert gefühlt.
Sara32
Beiträge: 160
Registriert: 17. Apr 2006, 00:10

Re: ??? ohne Büro noch Depressiver???

Beitrag von Sara32 »

Hallo Tina!
Also mein Therapeut sagte, dass man bei einer Depression nicht ohne Tagesstruktur zuhause bleiben sollte.
Also wenn Du und Dein Arzt entschieden habt, dass Du zuhause besser aufgehoben bist, dann denke ich, wäre es an der Reihe, sich einen Tagesplan zu machen.
Ich würde bei einer Krise noch tiefer abstürzen, wenn ich zuhause rumhänge....
Es ist schwierig zu beantworten, zumal ja auch sehr viel von der Arbeit und den Arbeitsbedingungen abhängt.
Wenn du solche Entscheidungsschwierigkeiten hast und Dich labil fühlst, wäre eine anspruchsvolle Arbeit und fordernde Kollegen oder ähnliches sicherlich nicht hilfreich.
Denke ich.

Laß es Dir gut gehen!
Irielle
Beiträge: 30
Registriert: 16. Okt 2005, 01:25

Re: ??? ohne Büro noch Depressiver???

Beitrag von Irielle »

Hallo,
das ging mir ähnlich.
Im Krankenstand wurde nichts wirklich besser, ohne Anforderungen (und ohne Therapie) war mir alles zuviel, es ging nicht bergauf.
Irgendwann sagte ich Schluß jetzt und schrieb mich quasi selbst gesund (mein Doc war jedoch einverstanden).
Mein Job ist jedoch nicht sehr anspruchsvoll, völlig streßarm, aber es tut mir gut rauszukommen, mich vollwertig zu fühlen.
Zu Hause (letztens 2 Tage Kinderkrankenschein) werde ich sofort lethargisch.
LG Irielle.
LG Irielle.
adelgunde
Beiträge: 80
Registriert: 10. Jan 2006, 11:48

Re: ??? ohne Büro noch Depressiver???

Beitrag von adelgunde »

Liebe Tina,
bei mir war es auch so, daß ich erst richtig depressiv wurde, als ich arbeitslos war und es mir erst wieder besser ging, als ich einen Job bekam, bei dem ich um 8:00 Uhr auf der Matte stehen mußte. Ich konnte mir meinen Tag nicht selbst einteilen, obwohl ich genug zu tun gehabt hätte (Doktorarbeit schreiben). Und ich habe mich in sinnlose (ich finde, sie sind IMMER sinnlos) Grübeleien verstrickt, Entscheidungsschwierigkeiten inklusive. Trotzdem stimmt es auch, daß ich mich meiner Depression stellen mußte. Das heißt aber nicht grübeln!!! Das ist auch nur eine Ausweichstrategie, um die wahren Hintergründe nicht sehen zu müssen. Ich konnte mich der Depri besser mit Arbeit als ohne stellen. Du wirst es wohl für Dich selbst herausfinden müssen. Und wahrscheinlich weißt Du es auch schon, oder? Und traust der Antwort nicht über den Weg, weil es DEINE Antwort ist?
Viele Grüße
Inga
Clover
Beiträge: 58
Registriert: 15. Mai 2006, 18:18

Re: ??? ohne Büro noch Depressiver???

Beitrag von Clover »

Meine Hausärtzin hat entschieden, dass Büro im Moment nichts für mich ist.
ich soll mich, wie hier auch teilweise geraten, erstmal nur um MICH kümmern mir klar werden, dass ich schlicht nicht arbeitsfähig BIN. Daher bin weiter 2 Wochen krankgeschrieben worden. Debatte hierrüber lies sie nicht zu

Sie ist zwar keine Therapeuthin steht mir aber jederzeit zum Reden zur Verfügung, was mir schon mal sehr hilft. Heute Morgen (normale Sprechstunde) nahm sie sich für mich 45 Minuten Zeit und hat im Verlauf dieses Gespräches mit mir zusammen nen Tagesplan erstellt, den ich nun diese Woche umsetzten soll.

Aufstehn zwischen 7 und 8 Uhr
Frühstücken
waschen/duschen
1 Stunde "sinnvolle" Hausarbeit
2 Stunden für mich
Mittagessen
2 Stunden sinnvolle Dinge tun die mir Spass machen und wobei ich in Bewegung bin (z.b. Garten, einkaufen,spazieren u.ä)
1 Stunde Ruhephase (lesen, puzzlen, schlafen o.ä.)
Abendessen
Abends Freunde anrufen/treffen eben kontakte pflegen (fällt mir im Moment auch schwer)
Grüßle

Tina
dore
Beiträge: 216
Registriert: 15. Mär 2006, 11:29

Re: ??? ohne Büro noch Depressiver???

Beitrag von dore »

Das find ich richtig gut! Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass arbeitsloses Herumhängen die depression erst recht verschlimmert, natürlich sollte man nicht verdrängen und in bloßen Aktionismus verfallen, auch Grenzen erkennen. Aber ein "Geländer" zum Entlanghangeln ist supersinnvoll, denke ich. Ich habe damit momentan meine Probleme, vielleicht sollte man es wirklich strikt wie in einem Stundenplan aufschreiben und diszipliniert "abarbeiten". Vielleicht gelingt es ja dann, mehr Selbstkontrolle zu bekommen, v.a. Ablenkung von den quälenden Grübeleien und Angstgefühlen zu kriegen?
Schreib doch mal, ob es geklappt hat und wenn ja, ob du dich mit Deinem Plan besser gefühlt hast, würd mich mal interessieren...



Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.

-Immanuel Kant-
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