Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

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kleinerengel
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Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von kleinerengel »

Hallo Leute,

ich bin erst seit heute angemeldet, muss mich aber schon gleich ausheulen. Ich erzähle erst ganz groß die Vorgeschichte, damit ihr mich jetzt so ein bisschen verstehen könnt.

Eigentlich muss ich schon anfangen bei meiner Kindheit. Ich, heute 19 Jahre alt, habe eine nicht so schöne Kindheit erlebt. Meine kl. Schwester wurde immer von meinem vater bevorzugt, dadurch habe ich nicht nur das Vertrauen zu meinem Vater, sondern auch zu meiner Mutter verloren. Mein vater kam immer mehr in die Alkoholsucht, was auch ich verbal sehr oft spürte (auch non- verbal, aber geschlagen hat er mich nie) Naja, in der Schule immer der Außenseiter, meine schlimme Migräne erleichtert nicht gerade meine Situation. Nun war ich vom 2.32006 bis 12.4.2006 in einer psychosomatischen Klinik. Dort habe ich gelernt, auch mal nein sagen zu dürfen und auch meiner Familie sagen zu dürfen, dass es mir nicht gut geht und ich aufgrund der Depressionen, welche nun auch vorhanden sind, nicht an alles teilnehmen möchte/kann.
Heute Abend sollte ich mit meiner Mutter, meiner kl. Schwester und dem Freund meiner Mutter essen gehen. Ich habe dann gesagt, dass ich keine Lust habe auf das Essen. Ich dachte mir ich bin ehrlich (habe vorher schon von der Schule erzählt (Ausbildung zur Erzieherin mache ich), dass ich heute in der Schule ein Gespräch mit meiner Lehrkraft hatte, weil es mir zur Zeit sehr schelcht geht) und dann sagt meine Mutter nur: "Wegen dir haben wir den Termin schon verschoben!" Ich brach wieder in Tränen raus, da dann wieder diese Schuldgefühle hervor kamen. Also muss ich ja nun mit. Dann kamen mir die Gedanken, dass wenn ich mitkomme wieder solche Sätze kommen wie z.B.: "Immer verdierbst du uns mit deiner schlechten Stimmung die Laune!" Naja, der Freund meiner Mutter kommt vorbei und will uns abholen. Dann fragt er mich was schon wieder los ist und dann sagte ich: "Ich habe keine Lust mitzukommen, aber Mama hat ja gesagt, dass ich mitkommen soll, da ja der Termin wegen MIR verschoben wurde!" Naja, der Freund meiner Mutter sagt in einem agressiveren Ton: "Nee wenn du nicht willst brauchst du auch nicht mitkommen, du verdirbst uns ja nur die Laune und Geld dir hinter her werfen will ich auch nicht!Und ich frage mich, warum wir dann den Termin verschoben haben!" Daraufhin gehe ich in mein Zimmer, da auch hier wieder die Tränen kamen. Die Schuldgefühle kommen natürlich wieder und ziehen mich noch weiter runter. Man ich bin am Ende.
Dann kamen die wieder vom Essen. Ich habe mir gerade Abendbrot gemacht, da ich ja mal etwas essen muss. Habe gerade 4 Kilo zugenommen, mich tierisch gefreut und die will ich nicht wieder weg haben. So, dann sage ich nicht "Hallo" da ich noch sehr schlecht drauf bin und ich möchte ja die ach so gute Laune der anderen nicht verderben. Da mir aber die vorherige Situation nicht aus dem Kopf geht, gehe ich, nachdem der Freund meiner Mutter gegangen ist zu meiner Mutter und sage ihr, dass ich es nicht gut fand, dass sie zu mir gesagt hat, dass der Termin wegen MIR verschoben wird. Mir geht es eben nicht gut und dass müssen die akzeptieren! Naja, daraufhin heißt es wieder, dass ich ja angeblich nicht gesagt habe, dass es mir schlecht. Da hat sie mir mal wieder nicht zugehört. Manchmal denke ich echt, ich rede nur noch mit der Wand. Wozu komme ich denn noch aus meinem Zimmer, oder am WE zu ihr, wenn sie mir nicht zuhört? Ich weiß nicht was ich machen soll, ich bin komplett am verzweifeln. Ich halt das alles bald nicht mehr aus. Und am Montag beginnt auch noch das öberblöde beknackte Praktikum, woruaf ich gar keinen Nerv habe (ich mache es in einem Integrationskindergarten).
Das schlimmste an der Sache ist, dass meine Lehrerin mehr Verständnis hat als meine eigene Familie. Meine Lehrerin hat mich gefragt, ob ichm ich in der Lage fühle gleich loszustarten. Ich war 6 Wochen in der Klinik, dann hatte ich noch eine Woche Ferien und die letzten 3 tage (direkt nach den Ferien) war ich noch krankgeschrieben, also ist Montag der 1. tag wo ich wieder los soll. Ich soll dann am Montag gleich mit meiner Anleiterin reden und ihr meine Situation erklären und ihr sagen, dass mein Rückzug nichts mit der Einrichtung oder meiner Lust zu tun hat sondern mit meiner Krankheit. Selbst meine Lehrerin sagt, dass es okay ist, wenn ich die erste Woche "nur" in der Gruppe sitze und zuschaue und mich nicht voll in den Alltag einbringe.
Am Montag werde ich auch gleich zu meiner Krankenkasse gehen und nach einem guten Psychologen fragen, denn ich weiß, dass ich Hilfe brauche und ich weiß, dass es ein harter Kampf wird, aber ich weiß nicht ob ich dem gewachsen bin, denn ich muss ganz früh anfangen, in meiner Kindheit, also im
Ursprung der ganzen Sache.
Ich bin jetzt am Ende meiner Kräfte, ich sitze hauptsächlich in meinem Zimmer, schließe ab und heule.
Morgen habe ich mir vorgenommen mit einer sehr guten Freundin ins Kino zu gehen. Ich freue mich ja ein ganz kleines bisschen darauf, aber gerade würde ich echt am liebsten absagen. Sie hat auch scon gesagt, dass wir das verschieben können, wenn es mir nicht gut geht, aber das will ich dann auch nicht. Denn irgendwie muss ich ja raus, aber es fällt mir unendlich schwer.
Ich bin total am verzweifeln und am Ende, denn dass ist gerade alles nur ein kl. Teil von allem....

kleinerengel
r.p.mcmurphy
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Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von r.p.mcmurphy »

Hi Kleiner Engel,

erstmal Herzlich Willkommen!

Tut gut manchmal, sich den Balast von der Seele zu schreiben, oder?

Gute Idee mit der Krankenkasse und dem Psychologen und geh auf jeden Fall mit Deiner Freunding ins Kino. Dann hast Du ein bisserl Abwechslung und kommst weg vom Grübeln.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Kraft!

Gruß
Patrick
tomroerich
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Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von tomroerich »

Hallo Kleinerengel,

ich weiß, es ist ganz ganz bitter, wenn niemand versteht, dass man mit dieser Krankheit zur schlechten Laune, Kraftlosigkeit und vielem anderen mehr verdammt ist, ohne etwas daran ändern zu können. Genau das versteht so gut wie niemand und jeder scheint zu glauben, mit ein wenig gutem Willen ginge es ja schon. Und was heißt das dann im Klartext? Bist halt selbst Schuld und nicht krank!
Aber da ist guter Rat teuer denn es käme ja darauf an, dass deine Familie erst einmal ein besseres Verständnis dieser Krankheit bekommen würde. Hat denn keiner Deiner Ärzte mit ihnen gesprochen und hat sie aufgeklärt? Würde vielleicht eine informative Broschüre helfen?

Ich sehe das Problem, warum es zu solchen Reaktionen kommt, so: Wenn jemand schlechte Laune hat oder sich zurückzieht, traurig und teilnahmslos wirkt, dann weckt das in anderen ganz automatisch eine ganze Pallette von abweisenden Gefühlen, das kennst Du selbst sicher auch im Umgang mit anderen. Man fühlt sich von so einer Gestimmtheit anderer provoziert, fühlt sich genervt, gereizt, entwickelt negative Gefühle. Nur der fröhliche, umgängliche, interessante Mensch darf hoffen, jederzeit auf Zustimmung zu stoßen. Und in der Depression, wo man mit seinem Selbstbewusstsein ohnehin am Boden liegt, schmerzt das gewaltig und zieht einen noch weiter hinunter. Das ist eine der großen Komlikationen dieser Krankheit. Als ich so krank war, musste ich meine Familie verlassen (ich bin vater zweier Kinder, die waren damals noch klein), weil ich die Schuldgefühle nicht mehr aushalten konnte.

Ich würde dir empfehlen, solche Frustsituationen schon im Vorfeld zu verhindern- Du könntest klarstellen, dass Du Dich absolut nicht in der Lage fühlst, irgendwo hinzugehen, weil Du nichts gegen Deinen Zustand tun kannst und eben warten musst, bis es besser wird. Ich vermute ja auch ein wenig, dass deine Leute glauben, sie könnten Dich dadurch irgendwie aufheitern, indem sie Dich hier- und dahin schleppen. Oft ist das eine hilflose Form von Hilfsangebot und dann kommt bei denen noch der Frust dazu, dass du es nicht "dankbar" annimmst sondern so böse bist, mit schlechter Laune zu reagieren. Stell das klar, dass Dir das nicht hilft und auch, dass es Dich sehr belastet, wenn man Dir deinen Zustand zum Vorwurf macht.

Hilfe holen ist unbedingt gut. Jemand, der Dir zuhört und deine Probleme mit Dir zusammen angeht. Es ist schön, dass deine Lehrerin Dich versteht. Da könnte man fast vermuten, dass sie da was aus eigener Erfahrung versteht....
Und verlier nicht den Mut, das alles ist sehr schwierig, aber es hört auch wieder auf.

Alles Gute wünscht Dir

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
BeAk

Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von BeAk »

Lieber kleiner Engel,

tja das ist so eine Sache mit den lieben Angehörigen. Man kann einen Menschen nur immer vor den Kopf guken, nicht hinein.

Deine Familie weiß nicht wie schlecht es Dir geht und da sie nie Depressionen gehabt haben, werden sie es auch nie nachvollziehen können. Das heißt Du muß ganz klar sagen, das die Familienangehörigen unternehmen sollen was sie wollen, sie dich einladen können, aber das, wenn es Dir nicht gut geht, du nicht mitkommen wirst.
Das ist für Angehörige machmal schwer zu verstehn.
Mein Mann ist depressiv und ich bin es auch gewesen, ich hatte die schwerere Diagnose offiziel von unserem Psychiater bekommen. Mein Göttergate glaubt bis heute, das meine Krankheit ein Schnupfen gegenüber seiner Depression war.

Hast Du schon mal darüber nachgedacht, auszuziehen? Dann bräuchtst Du Dich für Deine Stimmung nicht schuldig zu fühlen und niehmand würde dich nerven.
kleinerengel
Beiträge: 45
Registriert: 21. Apr 2006, 20:16

Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von kleinerengel »

Hallo,

vielen lieben Dank für die Antowrten.
Ich bin schon ausgezogen. Unter der Woche wohne ich in einer WG, wegen der Ausbildung, da ich sonst pro Weg 60 Min. fahren müsste. Am WE bin ich zu Hause und genauso die nächsten 10 Wochen, da das Praktikum hier vor Ort ist und nicht bei meiner Schule.

Gestern habe ich mit einer hier aus dem Forum telefoniert, welche ich schon länger kenne und welche mir auch dieses Forum empfohlen hat. Ich finde schön, dass ich mich hier ausheulen kann, denn wenn keiner das in der Familie versteht, weiß man auch nicht mehr weiter.
Meine eine Freundin ist echt lieb. Sie versucht mich immer aufzumuntern und sagt auch oft: "Komm, steh auf" Aber sie sagt es so lieb und nett und ist nicht sauer, wenn ich zu etwas keine Lust habe. Und Sprüche wie: "Reiß dich mal zusammen" höre ich nicht von ihr.

Ich werde wohl mal ein Buch über Depressionen kaufen und dieses meiner Familie hinlegen. Die sollen dann richtig wissen, was mit mir los ist.

Die Nacht habe ich mal wieder fast nur wach gelegen. Man, dass zerrt auch an den Nerven und mein Kopf macht das leider auch sehr selten mit.

Gerade weiß ich gar nicht was ich fühle, ob Trauer, Fröhlichkeit oder sonst etwas. Ich merke nur Kopfschmerzen

Kleinerengel
kleinerengel
Beiträge: 45
Registriert: 21. Apr 2006, 20:16

Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von kleinerengel »

Hallo,

ich bins noch mal und ich heule mal wieder.

Ich habe gerade in meinen Mails geschaut und was sehe ich da? Eine Mail von dem Freund meiner Mutter. Er schreibt

.......Nur um in dein Gedächtnis zurückzurufen: Du warst eingeladen zum Essen, für dich war extra der Termin des Geburtstagsessens wegen deines Kuraufenthalts verschoben worden!....

...deine Launenhaftigkeit ist für deine Umgebung inzwischen ebenfalls ein echtes Problem...

...Ich versuche wirklich zu respektieren, dass du in den letzten Wochen keine einfache Zeit gehabt hast, aber das Wort ANSTAND scheint für dich ein Fremdwort zu sein....


Ich höre immer nur DU, DU, DU


Man immerheißt es ICH bin die böse, ICH bin so schlecht und ich habe keinen ANSTAND. Das ist doch alles nicht zum aushalten. Ich würde ja gerne andere Laube haben. Aber ICH kann es nicht und ICH kann mich oft nicht zurückreißen und ICH habe auf keine Lust auf soziale Kontakte und das weiß ICH und ICH kann es aber nicht ändern.
Ist es denn so schlimm, wenn ich mal kein "Hallo" gesagt habe? Die können froh sein, dass ich überhaupt unten im Wohnzimmer sitze, denn mir ist nach was ganz anderem zumute.

Und am meisten stört mich dann immer, dass immer nur meine negativen Seiten zum Ausdruck kommen. Tue ich mal irgendwenn etwas gutes, dann heißt es auch nur wieder: "Boah, was soll das denn. Das hast du ja völlig falsch gemacht!" Anstatt das mal ein Dankeschön kommt.

Leute, ich bin gerade wirklich am heulen und kann mich nicht beruhigen. Aber so weiß ich zumindest, welches gefühl ich gerade habe. (außer Schmerzen)

Kleinerengel
Lioness
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Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von Lioness »

Liebe Kleiner Engel,

Deinen Schmerz kann ich nachvollziehen, es ist mir in Deinem Alter oft auch so gegangen.

In der Tat solltest Du mit Deiner Mutter und ihrem Lover schleunigst mal Tacheles reden oder schreiben, was die Krankheit betrifft - dass Du keine Launen etc. hast, sondern definitiv krank bist usw. Wie wär's, wenn Du ihm postwendend eine Mail mit entsprechenden Auszügen aus der Info-Seite des Kompetenznetzes schickst? Beide müssen vor allen Dingen kapieren, dass 6 Wochen Rehaklinik (habe ich auch hinter mir) erst der Anfang eines langen Heilungsprozesses sind.

Allerdings möchte ich Dir keine falschen Hoffnungen machen, dass die es verstehen werden oder wollen - die Erfahrung zeigt leider, dass dem oft nicht so ist.

Es ist natürlich sehr ungünstig, dass Du jetzt 10 Wochen zu hause wohnen wirst. Mir ist bewusst, dass Du in der Ausbildung bist und daher nicht viel Geld haben wirst - aber gibt es nicht die Möglichkeit, z.B. für eine Zeit bei einer Freundin zu übernachten, um aus dieser für Dich unguten Atmosphäre rauszukommen?

Auf jeden Fall ist es gut, dass Du für heute Abend etwas vorhast - bitte versuche nach Möglichkeit, diesen Kinobesuch wahrzunehmen, alles wird besser sein als alleine im Zimmer zu sitzen und zu heulen.

Und gut ist es auch, dass Du Dich auf die Suche nach einem Psychologen machen willst - je eher, desto besser!

Ich weiß, es ist ein schmerzvoller Prozess - aber Du wirst nicht umhinkommen, Dir bewusst zu machen, dass von nun an nur DU gut für Dich sorgen kannst - und dass Du Dir Unterstützung von außerhalb des Elternhauses holen musst. Deine verständnisvolle Lehrerin ist die Erste, Deine liebe Freundin die Zweite, der Psychologe wäre der Nächste, das wären dann schon drei! Bau Dir ein Netz auf, dass Dich unterstützt, und orientiere Dich zunehmend nach außerhalb. Eine gute Möglichkeit wäre da z.B. eine Selbsthilfegruppe für Depressive, die gibt es in vielen Städten, guck mal unter

www.nakos.de

So hart das klingt, aber das Elternhaus hat aufgehört, der sichere Ort zu sein, war es nach Deinen Schilderungen wohl auch nie. Und das tut so verdammt weh, weil es doch eigentlich anders sein sollte und man es sich auf jeden Fall anders wünscht. Die Trauer deswegen, die lasse bloß weiter zu - ich kann mittlerweile nicht mehr trauern und weinen..... Auch ich habe so darunter gelitten, dass andere Bezugspersonen alles Verständnis der Welt für mich aufbrachten, nur die eigene Mutter nicht.

Kopf hoch, es gibt so viele von uns mit dieser Thematik, und alle kennen wir diesen Schmerz! ABER es gibt Wege, da raus zu kommen, sich weiter zu entwickeln, und auch Du wirst es - mit entsprechender Unterstützung und Geduld - schaffen, aus diesem Loch wieder herauszukommen. Nur Mut, Du hast doch schon ganz viele Schritte gemacht in die richtige Richtung!

Liebe Grüße
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
kleinerengel
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Registriert: 21. Apr 2006, 20:16

Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von kleinerengel »

Hallo,

ich bin schon am überlegen, ob ich nicht eventuell vorrübergehend in die Wohnung von meinem Vater soll. Dieser leigt im Krankehaus, von daher wäre diese zur Zeit frei. Andererseits denke ich dann wieder, dass ich mich dann wieder zu sehr zurückziehe. Und gerade aus den sozialen Rückzug möchte ich raus, denn ich bin dabei mir einen Freundeskreis wieder aufzubaune, da ich im Vorfeld einige Enttäuschungen einstecken musste.

Mit einer Selbsthilfegruppe klingt es sehr gut, nur bezweifel ich, dass es ihr so etwas gibt. Ich wohne auf dem platten Land, hier gibt es mehr Meerwasser und Kühe und Schafe als alles anderes. Aber ich werde mal schauen und auch Hilfe in Anspruch nehmen.

Wenn ich bei einem Psychologen anrufe werde ich auch sagen, dass ich jetzt ganz dirgend einen Termin brauche, denn ohne Hilfe komme ich bald nicht mehr weiter.

Aber heute habe ich auch schon etwas positives erlebt. Habe von einer Frau, welche ich in der Klinik kennengelernt habe, Post bekommen, und auch sie schreibt mir, dass es ihr nicht sehr gut geht und da weiß ich auch wieder, dass ich nicht alleine bin. Ist eine klitzekleine Aufmunterung und ich denke, ich muss versuchen positive Dinge am Tag bewusst zu erleben und wenn es nur wirkliche Kleinigkeiten sind.

Ich bin froh, dass Forum hier kennenlernen zu dürfen und wenn es mir besser geht, dann werde ich auch mal andere Beiträge lesen, aber zur Zeit habe ich keinen Nerv darauf, da ich erst einmal mit mir selber zurecht kommen muss. Und ich finde es sehr schön, dass ihr auf meine Beiträge antwortet und mir Mut macht. Schön, dass es welche gibt, denen es genau so geht wie mir *knuddel*

Kleiner Engel
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von Lioness »

Das "Loch" nach einem Klinikaufenthalt kennen wir auch nur allzugut - es gehört quasi zum "Standard". Gut, dass Du noch Kontakte zu ehemaligen Mitpatienten hast, das baut auf!
Lioness



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Chiron
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Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von Chiron »

Liebe Kleiner Engel,

es tut mir sehr leid wie es Dir gerade geht und ich kann es sehr gut nachvollziehen.
Du brauchst dringend psychologische Hilfe und am besten eine Selbsthilfegruppe, die Dich verstehen und in Notsituationen auffangen können.
Zum Thema:.... in der Kindheit anfangen.
Es ist nie zu spät dazu und kann sehr erleichternd sein.
Mein Trauma erlitt ich im Alter von ca. 2,5 Jahren und behandelte es mit 41 Jahren das erste Mal während eines psychosomatischen Krankenhausaufenthaltes. Das war sehr sehr schwer, dieses erste Mal davon zu sprechen.
Heute gelingt es mir,zu meinem eigenen Erstaunen sehr gut. Ich habe es als Teil meines Lebens akzeptiert und weiß, es lässt sich nicht rückgängig machen. Diese Versöhnung damit, erleichtert mir heute das Weiterleben.
Dir wünsche ich ebenso eine Aufarbeitung Deiner Probleme, denn es lohnt sich.
Die Probleme mit einem unverständigen Umfeld kenne ich zur Genüge. Du kannst dagegen nicht sehr viel tun. Manche Menschen sind gefangen in ihren Vorstellungen und teilweise wie verbohrt beim Thema Depression.
Nutze den Austausch im KND, hier gibt es immer jemanden der zuhört und versucht Trost zu spenden. Du fühlst Dich dann nicht mehr so alleine und verkehrt.
Ich spreche aus Erfahrung.

Ein Buch möchte ich Dir noch empfehlen, ich bekam den Tipp von HappyEnd (liebe Forumanerin ) und habe es fast durchgelesen, obwohl es erst gestern mit der Post kam.

Cheri Huber, "nichts an dir ist verkehrt".

Es ist groß und einfach geschrieben, so dass
wir Depris mit Konzentrationsstörungen es trotzdem lesen können.

Du schaffst das!!!

Alles Liebe und Gute für Dich,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
270792
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Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von 270792 »

Hallo Kleiner Engel!

Herzlich willkommen hier! Wir kennen uns ja schon.
Ich denke, Du findest hier mehr Verständnis als bei deiner Familie.

Ein Zitat von Honore de Balzac beschreibt es sehr treffend : "Nichts in der Welt versteht sich so gut wie zwei Träger gleicher Schmerzen".

An dieser Stelle noch mal ein ganz großes Dankeschön an alle hier, die mir in schweren Zeiten Mitgefühl und Verständnis entgegengebracht haben, obwohl es ihnen selber schlecht ging und vielleicht immer noch geht. Ihr habt mir sehr geholfen, nicht aufzugeben und ich wünsche Euch sehr, dass es auch für Euch aufwärts geht!
Und Du, Kleiner Engel, wirst hier ebenfalls Mitgefühl und Verständnis finden, da bin ich mir sicher.

Auch ich kann Dich nur immer wieder ermutigen, die "liebe" Familie mal aufzuklären, was Sache ist. Ich fände es auch besser, wenn Du während des Praktikums nicht dort wohnen müsstest, aber das wird wohl schwierig sein. Grenze Dich ab, so gut es geht und nimm Dir die Sprüche nicht zu Herzen, auch wenn es schwer fällt, sie haben null Ahnung.

Meine Telefon- und Handynummer kennst Du, Du weißt, dass ich immer ein offenes Ohr für Dich habe! Lass Dich nicht unterkriegen, das Leben hat auch schöne Seiten, auch wenn man sie nicht immer sieht. Meine Psychiaterin nennt es "Tunnelblick".

Ich möchte Dir noch einige Zitate mit auf den Weg geben:

"Wenn Du den dunkelsten Wald erst einmal bis zur Hälfte durchquert hat, dann bist Du schon dabei, auf der anderen Seite herauszukommen". (chinesisches Sprichwort)
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Wenn Du glaubst, "Ich kann nicht mehr..."

...und Dir alles zuviel wird, versuche, einen klaren Gedanken zu fassen. Gibt es wirklich keinen Ausweg? Bist Du wirklich am Ende Deiner Kräfte?

Schüttle alle Zweifel ab, atme tief durch und dann hör auf Deine kleine Stimme, die Dir sagt:

"Ich will aber!" (Verfasser unbekannt)
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"Nichts im Leben ist hoffnungslos und traurig; selbst eine Träne, die die Wange hinabrollt, kitzelt!" (Verfassser unbekannt)
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"Jede dunkle Nacht hat ein helles Ende."((persisches Sprichwort)
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"Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigenen Kraft". (Maria von Ebner-Eschenbach)

Und diese Kraft hast Du, sie ist nur verschüttet und Du musst sie nur ausgraben.
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Was das Forum hier und unsere Telefonate betrifft: "Es verliert die schwerste Bürde die Hälfte ihres Druckes, wenn man von ihr reden kann" (Jeremias Gotthelf)
Und den ersten Schritt dazu hast Du ja schon getan.

In diesem Sinne liebe Grüße

Annette
Nichts im Leben ist hoffnungslos traurig; selbst eine Träne, die die Wange hinabrollt, kitzelt.
kleinerengel
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Registriert: 21. Apr 2006, 20:16

Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von kleinerengel »

Hallo,

die Zitate, liebe Annette, sind ganz toll und einige werde ich mir noch aufschreiben.

Ich war gestern Abend nun im Kino und ich muss sagen, dass ich froh bin, dass ich los war, denn ich konnte mal so richtig gut Lachen. Der Film ist echt zu lustig.

Heute geht es mir so lala. Nicht sehr gut, aber auch nicht so schlecht. Klar es könnte besser sein, aber ich darf ja nicht zu viel von mir erwarten.

Gruß
Kleinerengel
270792
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Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von 270792 »

Hallo KleinerEngel!

<die Zitate, liebe Annette, sind ganz toll

Finde ich auch. Ich habe noch mehr davon, aber die schienen mir am besten zu passen. Ich habe mir das Büchlein gekauft, als ich in der psychiatrischen Akutklinik war.

>und einige werde ich mir noch aufschreiben.

Viel zu mühsam. Textdokument auf Deinem PC erstellen, die Zitate in meinem Beitrag blau markieren (Maus mit gedrückter Taste darauf entlang ziehen), rechte Maustaste/Bearbeiten/Kopieren, auf das Textdokument gehen, rechte Maustaste/Bearbeiten/einfügen, ausdrucken fertig!

>Ich war gestern Abend nun im Kino und ich muss sagen, dass ich froh bin, dass ich los war, denn ich konnte mal so richtig gut Lachen.

Das ist schön. Wenn man wirklich ganz unten ist, kann man nicht mal mehr das, man ist innerlich vollkommen leer und und kann keinerlei Gefühle mehr empfinden, weder Freude noch Trauer.

> Heute geht es mir so lala. Nicht sehr gut, aber auch nicht so schlecht.

Ich habe rasende Kopfschmerzen, schon den 4. Tag in Folge, immer noch Fieber, kann kaum noch sprechen (es wird also erstmal nix mit telefonieren). Für morgen habe ich mich an der Arbeit krankgemeldet, bei dem Wetter stundenlang im Wald zu sein, dürfte nicht gerade förderlich sein.

Meine Hausärztin ist wie immer, wenn ich sie brauche, im Urlaub. Gehe ich halt zu ihrem Vertreter. Ich vermute mal Bakterienbeteiligung, weil der ausgehustete Schleim quietschgelb ist, ich schleppe es ja auch schon über eine Woche mit mir herum und es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Ich hätte mich vieleicht schon Anfang der Woche krankmelden sollen, aber Du weißt ja aus eigener Erfahrung, warum ich das nicht getan habe......
Wenigstens kann ich dank Wireless Lan meinen Laptop mit in Bett nehmen und dort surfen.

>aber ich darf ja nicht zu viel von mir erwarten.

Du weißt ja: Schritt für Schritt, nicht überfordern.

Liebe Grüße

Annette
Nichts im Leben ist hoffnungslos traurig; selbst eine Träne, die die Wange hinabrollt, kitzelt.
kleinerengel
Beiträge: 45
Registriert: 21. Apr 2006, 20:16

Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von kleinerengel »

Hallo,

heute nur kurz, da ich Tod müde bin. Heute hatte ich den Tag im Kindergarten. Und ich bin erstaunt über mich selber. Nach einer fast schlaflosen nacht war ich sehr fit und, obwohl es mir psychisch echt dreckig ging, hat mir der Tag Spaß gemacht.

Meine Anleiterin ist auch sehr nett. Sie will sich demnächst mit mir zusammensetzen und ich soll ihr etwas über meinen Gesundheitszustand erzählen, damit sie besser auf mich eingehen kann und weiß, wie sie mir helfen kann Sehr nett, sage ich da nur.

Gruß kleinerengel
Löwenzahn
Beiträge: 139
Registriert: 29. Mär 2006, 18:07

Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von Löwenzahn »

Hallo kleiner Engel...

schön, dass Du den Weg in`s Forum gefunden hast..ich bin vor zwei Wochen auch hier gelandet..und durch den Austausch mit den Menschen hier geht es mir heute schon wesentlich besser!

Herzlich Willkommen

Und was ich Dir noch empfehlen kann, ist ein Taschenbuch von Ulrich Schaffer. Es heisst "Grundrechte - ein Manifest" : Du hast das Recht, Du selbst zu sein und grenzenlos zu denken (ISBN 3 7831 0948 5)

Es ist gedacht:

Für die Zaghafen,
die unsicher sind,
ob sie
sie selbst sein dürfen.

Für die Ängstlichen,
die in dem Druck,
alles richtig machen zu müssen,
vergessen haben,
was sie wollen
und wer sie sind.

Und für die,
die sich selbst entdecken
und dabei spüren,
dass Gott für Sie ist,
gerade auch in Ihrer Eingenart
und Unvollkommenheit.

Mir tut dieses Taschenbuch ausgesprochen
gut..ich kann immer immer wieder darin lesen..
habe es in einer schlimmen Situation
von einem Freund geschenkt bekommen und will es nie wieder missen..

liebes kleines Engelchen..
ich wünsche Dir alles Gute

die Löwenzahn
Tryna
Beiträge: 34
Registriert: 22. Mär 2006, 19:16

Re: Bin neu und muss mich gleich ausheulen (kann länger werden)

Beitrag von Tryna »

Hallo kleiner Engel
Erstmal herzlich willkommen!
Ich bin auch noch nicht solange dabei und ich bin24J alt, also auch noch ziemlich jung für diese Erkrankung.
Ich kann dich aber sehr gut verstehen, denn ich komme mir auch immer vor als würde ich gegen eine Wand reden, wenn ich versuche mit meiner Fam- über meine Probleme zureden.
Als ich deine Geschichte gelesen habe, dachte ich es könnte auch fast meine sein.
Nur das ich einzelkind bin, aber trotzdem war ich auch nicht real für meien Vater.
Ich finde es gut, dass du dir eien Psyochologen suchen willst, der wird dir bestimmt(hoffentlich) weiterhelfen können.
Und versuche dich mit deiner Freundin zutreffen und ins kino zu gehen, vielleicht bringt es dich auf andere Gedanken, zumindest kurzzeitig mal.
vielleicht kannst du mit ihr auch einwenig über deine Probleme sprechen.

Ich hoffe, das ich dir einwenig helfen konnte und würde mich freuen wieder von dir zuhören
Liebe Grüße Tryna (Denise)
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