Wie krank bin ich?

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Ray
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Wie krank bin ich?

Beitrag von Ray »

Zunächst möchte ich mich vorstellen.

Ich heiße Ray, bin 20 Jahre alt, komme aus Nürnberg und mache ein FSJ in einer Drogentherapieeinrichtung.

Ich hoffe, hier kann ich Antworten auf meine vielen Fragen bekommen. Meinen Krankheitsstatus kann ich nicht richtig einschätzen, zu einem Psychologen will ich irgendwie nicht so recht gehen, das einzige was ich weiß, ist, das die Symptome eines psychischen Problems da sind, welche es auch immer ist (Müdigkeit, Lustlosigkeit, Frustration, Aussichtslosigkeit, Kein Schlaf, Tränenausbrüche).
Ausgelöst hat dies alles wahrscheinlich folgendes Problem:

Vor einem Jahr lernte ich S. durch eine Freundinn kennen. Anfangs haben wir uns gar nicht verstanden, aber irgendwann empfanden wir doch etwas zu uns beiden, und eines Tages dann kamen wir zusammen.
Unsere Beziehung verlief wunderschön, ich spürte zum ersten Mal etwas von "wahrer" Liebe, wir verbrachten viel Zeit miteinander und waren sehr verliebt.
Doch als ich meine Schule abbrach änderte sich alles.
Sie war zwar enttäuscht, aber damit einverstanden, obwohl sie gewollt hätte, das ich weitermache. Doch meine Eltern waren absolut dagegen. Ich erklärte ihnen nie so richtig, wieso es damals zu meinem Schulabbruch kam (Rassismus und Ausländerfeindlichkeit war Grund meines Abbruchs), sie waren sehr verzweifelt, für sie war es ein riesiger Schock, da sie sich sowas nie hätten vorstellen können. In ihrer Verzweiflung schiebten sie die Schuld meiner Freundinn zu, und damit fing die Misere an.
Ich streitete viel mit meinen Eltern. Die Streitereien nahmen massive Auswüchse an, so das ich öfters von zuhause abhaute und zu meiner Freundinn ging, bei ihr Tage, Wochen verbrachte. Meinen Eltern tat ich damit mehr weh und sie machten damals sehr viel mit. Auch mich strapazierte dies enorm und ich kam irgendwann nicht mehr klar. Noch wusste ich auch nicht so recht, wie es mit mir und meienr Schule weitergeht.
Irgendwann kam ich wieder zurück nach Hause, und meine Eltern wollten von mir, dass ich in die Türkei fliege, für 2 Monate, damit sie von mir und ich von Deutschland abschalten sollte. Das tat ich dann auch, denn damals war ich auch ziemlich am Ende. Davor bewarb ich mich als FSJ an der Drogentherapieeinrichtung, bekam ihn und mein nächstes Jahr war schon mal sicher. Doch die Beziehung mit meiner Freundinn musste kurz vor meinem Türkei-Urlaub ihre erste Krise durchmachen. Wir stritten uns, weil sie nicht wollte, dass ich in die Türkei fliege, stattdessen versuchen sollte mein kaputtes Elternhaus wieder zusammen zu flicken. Doch ich bräuchte einfach nur Ruhe. Irgendwann machten wir Schluß und ich flog mit gebrochenem Herzen in die Türkei und ließ auch eins zurück.

Während meines Urlaubs fingen wir übers Internet wieder an miteinander zu reden. Wir fanden wieder zusammen, indem wir uns klar und offen unsere Wünsche und Bedürfnisse entgegenbrachten. So konnten wir für den damaligen Standpunkt eine Lösung finden und wir verliebten uns wieder ineinander.
Das Verhältnis zu meinen Eltern stabilisierte sich ebenfalls wieder und 2 Monate Abstand taten mir sehr gut. Als ich wieder zurückkam war zwischen meinen Eltern und mir alles wieder in Ordnung, und zu meiner Freundinn ebenfalls. Ich und S. verbrachten wieder eine wunderschöne Zeit, ich fing mein FSJ an und die Welt schien irgendwie wieder heil zu sein.
Aber als ich meinen Eltern sagte, das ich wieder mit S. zusammen bin, sollte wieder alles von vorne anfangen. Sie schweigten für mehrere Wochen und es schien, als würden sie gar nicht drauf reagieren.
Doch nach einer Weile wurde mir ein Ultimatum gestellt. Entweder ich trenne mich von meiner Freundinn, und bleibe zuhause, oder ich werde rausgeworfen. Ich sollte genügend Zeit haben, mich zu entscheiden. Ich verfiel wieder in eine schlimme Zeit, brach vorerst den Kontakt zu meiner Freundinn ab, ohne ihr zu sagen warum, weil ich sie von dem ganzen fernhalten wollte. Doch sie machte sich sehr viele Sorgen und schrieb mich sehr oft an bis sie auch kaputt ging.
Als die zeit knapp wurde, und ich mich entscheiden musste, entschied ich mich leider für meine Eltern, was damals aus dem jetzigen Zeitpunkt heraus ein großer Fehler war. Ich machte mit S. Schluß, ohne wieder ein Wort zu sagen, wieso, sagte ihr einfach sie solle mich in Ruhe lassen. Und ich konnte halbwegs den Tag retten.
Ein halbes Jahr lang versuchte ich alles zu verdrängen, es ging auch ganz gut, in der Zeit hatte ich aber kaum richtige Beziehungen, höchstens was kurzzeitiges. Aber sie schien mir einfach nicht aus meinem Kopf zu verschwinden. Irgendwann fand ich etwas, was mich sehr an sie erinnerte, und plötzlich kam irgendwie alles auf einmal. Mir wurde klar, was für einen riesigen Fehler ich gemacht hatte, ich liebte sie über alles, hötte für sie kämpfen können. Doch dafür war es irgendwie zu spät. Ich gestand mir selbst, wie sehr ich sie eigentlich vermisse. Und es tat sehr weh. Ich schrieb ihr einen Brief, und sagte wie leid mir das alles tat, ich erklärte ihr, wieso es damals zum Kontaktabbruch kam, und wieso ich mich für meine Eltern entscheiden musste. Auch verlangte ich ein Ja oder ein Nein, ob es mit uns aus ihrer Ansicht heraus weitergehen kann oder nicht. Sie schrieb mir aber nie zurück.
Monate verharrte ich in mir selbst, redete mit niemandem über meine Sehnsucht zu ihr und machte mich dabei sehr kaputt. Eines Tages kam wieder alles hoch, irgendwie alles auf einmal. Ich wollte irgendwie ein Lebenszeichen von ihr hören. So rief ich sie an, und wir redeten erst mal sehr lange. Danach trafen wir uns. Da merkte ich den wahren Ausmaß meiner Tat. Ich wusste, dass ich ihr sehr weh getan habe, aber als ich sie sah wurde mir das noch klarer. Für sie war ebenso wie für mich eine Welt damals zusammengebrochen.
Sie konnte sich aber eine weitere Beziehung vorstellen. Allerdings unter 3 Bedingungen, die ich zu erfüllen hatte.

1. Ich sollte ihre Freundinn wieder kontaktieren und mich bei ihr entschuldigen. Das war die Freundinn, die uns damals auch zusammengebracht hat. Für S. war es wichtig, weil es die Basis unserer Beziehung war. Damit war ich einverstanden.

2. Ich sollte zum Psychologen und mit ihr zusammen zu einer Paartherapie gehen. Sie sah, wie kaputt ich war und das ich dringend professionelle Hilfe bräuchte, vor allem weil sie mich kannte und wusste, dass ich alles in mich hineinfresse und nur durch ewiges Anschubsen erst anfange zu reden. Damit war ich ebenfalls einverstanden.

Doch da war Bedingung 3, die für sie das wichtigste war, aber für mich eine Horrorvorstellung bedeutetet:

3. Ich solle meinen Eltern wieder sagen, das wir Kontakt hatten. Dies sollte der Anstoß für das kaputte Verhältnis zwischen mir und meinen Eltern darstellen. Im Grunde wollte sie mir damit helfen.
Doch ich konnte mein Elternhaus besser einschätzen als sie, und wusste, das dies nur nach hinten losgehen würde. Zwischen mir und meinen Eltern hatte sich die Situation verbessert, aber ich traute ihnen nichts mehr an, redete kaum mit ihnen und setzte aus Angst eine andere Maske auf, wenn ich zuhause war. S. konnte das nicht mit ansehen und bestand darauf, mir damit einen Gefallen zu tun. Doch ich war absolut zufrieden damit und würde mir auch wünschen wenn es auch immer so bleiben würde, da es die perfekte Distanz zwischen mir und meinen Eltern ist.

Wir geraten in einen Zwist, ich wollte meine Vorstellungen durchsetzen, sie ihre. Ich war der Ansicht, das dies alles noch kaputter machen würde. Ihr lag aber viel daran, das bessern zu können und mir und ihr dabei einen großen Gefallen zu tun. In dem Punkt fanden wir einfach keine Lösung. Sie ga mir Zeit darüber nachzudenken, ob ich das durchziehen soll oder nicht. Nach vielem Überlegen konnte ich mich nicht von ihr umentscheiden lassen und ließ es dabei, meinen Eltern nichts zu sagen. Das sagte ich ihr, nannte alle möglichen Gründe dafür, und gab ihr dann die Zeit, darüber nachzudenken, ob sie damit weitermachen kann, oder nicht.
Am nächsten tag schrieb sie mir, das sie noch Gefühle für mich hat und von der Liebe immer was da sein wird.
Am Tag darauf brach sie den Kontakt ab mit der Begründung, das es ohne diese 3. Bedingung nicht weitergeht.

Wir 2 hatten ausgemacht, dass wenn einer den Kontakt abbricht, niemals wieder ein Dialog, eine Annäherung oder eine Kontaktaufnahme zwischen uns wieder stattfindet. Das bedeutet, ich darf nie wieder mit ihr reden.

Und ab da ging es für mich bergab. Jene Hoffnung, jene erwartungen, die ich gesetzt habe, sind verschwunden, und damit auch ein großer teil meines Lebens. Ich hatte damit gerechnet, dass es irgendwann vorbei ist, aber nie hätte ich mir vorstellen können, das es so schnell passiert. Seitdem weine ich jede Nacht, wenn ich in meinem Bett liege, rede mit niemandem darüber. In der Arbeit bin ich verpflichtet, meine persönlichen Probleme aus der Arbeit rauszulassen, das ist auch möglich, aber auf Dauer macht es mich kaputt. Einem Psychologen kann ich mich nicht anvertrauen, da ich Angst davor habe. Meine Eltern wissen ebenso nichts von dem ganzen, weil ich eine gant andere Maske auf habe. Ich bin im Grunde ständig am Weinen, doch niemand sieht das. Leise schreie ich auch nach Hilfe, aber auch das sieht niemand. Innerlich bin ich kaputt, habe zu nichts Lust, fühle mich unmotiviert, habe im Grunde keine Lebenslust.

Auch denke ich oft ans Ritzen. Ich habe es zwar noch nie getan, würde es aber so gerne machen, weil ich glaube, es würde mich befriedigen können. Ich schaue oft Foren durch, und suche Antwort auf die Frage, wie sich das anfühlt.

Ich kann es mir nicht so richtig vorstellen ohne sie. Am liebsen würde ich sie noch ein eiziges mal sehen wollen, und einfach nochmal mit ihr reden. aber ich weiß, das das nicht mehr wieder vorkommen wird.

Hatte selbstmordgedanken, die wieder weg sind, weil mich zuviel an diesem Leben festhält.

Hab keine AHnung, wie es mit mir weitergeht. Bin am Boden zerstört. Weine immer noch, weil dieser Schmerz einfach nicht weggeht. Gibt es hier Hilfe? Dieses Forum ist bis jetzt die einzige Anlaufstelle, der ich mich bis jetzt anvertraut habe. Ich danke euch fürs durchlesen und eure Geduld
charlynoa
Beiträge: 15
Registriert: 4. Apr 2006, 16:53
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Re: Wie krank bin ich?

Beitrag von charlynoa »

Hallo Du!

Oh je, das hört sich wirklich schlimm an.

Auch, wenn es Dir evtl. unmöglich erscheint, aber vielleicht könntest Du versuchen mit Deinen Eltern zu reden.
Ihnen sagen, dass Du Dich für sie (Deine Eltern) entschieden hast, dass es Dir aber auch ohne S. sehr schlecht geht und Dich eine "entweder, oder"- Entscheidung total fertig macht.

Weißt Du denn, was die Gründe sind, dass Deine Eltern S. ablehnen?
Sind da kulturelle Unterschiede?

Ich hoffe für Dich, dass Deine Eltern mit sich reden lassen, wenn sie sehen, wie sehr Du leidest.
Aber bitte mach ihnen keine Vorhaltungen und mach nicht den gleichen Fehler wie sie, ihnen ein Ultimatum zu stellen.

An Deiner Stelle würde ich versuchen völlig wertfrei zu sagen, dass es Dir schlecht geht in der momentanen Situation und dass Du einen Ausweg/ eine Lösung suchst, weil Du Dich fühlst, als würdest Du daran zerbrechen.

Falls Du Dich doch entscheiden solltest einen Psychologen aufzusuchen, erkundige Dich doch nach einem, der Deinen kulturellen Hintergrund versteht... der kann dann sicher besser auf Dein Problem eingehen.

Alles Gute und Kopf hoch
~charly
BeAk

Re: Wie krank bin ich?

Beitrag von BeAk »

Lieber Ray,

Du lebst zwischen 2 Kulturen und weißt nicht wie Du damit fertig werden sollst.

Ich habe den Eindruck das Du deinen Weg zwischen den Kulturen, mit einem selbstgewählten Partner finden würdest, aber Deine Eltern Dich zwingen wollen außschließlich in ihrer Kultur zu leben, damit sie bis zu ihrem Tode die Kontrolle über Dich behalten. Du also, solange sie leben niehmals selbständig über Dein Leben entscheidest.
Ich kenne diesen Kampf um Emanzipation von den Eltern, mein Mann hat ihn auch gefochten.

Ich denke das ein Therapie für Dich das beste ist, um herrauszufinden welchen Weg Du gehen möchtst.
Du hast Angst vor dem Therapeuten, das liegt daran das Du nicht weißt was in einer Therapie auf Dich zukommt.
Zuerst einmal ist der Therapeut ein Mensch. Hast Du Angst vor Menschen?
Er/Sie kann Dir helfen Deinen Weg ins Leben zu finden, ist in der Regel sehr einfühlsam und vorsichtig und ehrlich, sollte er/sie zumindest sein. Für mich sind das positive Eigenschaften, wie siehst Du es?

Meine Gespräche mit meinem Therapeuten bringen mir große Erleichterung, bestätigen mich meinen Weg zu gehn, unterstützen mich auf meine Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen, lassen mich gesund werden.

Überwinde Deine Angst, sprich offen mit Deinem Hausarzt, wie schlecht es Dir geht oder drucke Deinen Post hier aus und gib ihn diesen zu lesen, lass Dich zu einem tiefenpsychologisch arbeitenden Therapeuten überweisen.
Ray
Beiträge: 2
Registriert: 7. Apr 2006, 23:41

Re: Wie krank bin ich?

Beitrag von Ray »

Nein, da gibt es keine kulturellen Kämpfe in diesem Spiel. Meine Eltern würden eine Deutsche akzeptieren, auch wenn es ihnen nicht gefallen würde, dieses Recht bleibt mir vorbehalten. Einzig und allein mein Schulabbruch war Auslöser des ganzen, davor gab es keinerlei Quereleien.

Das mit Kontrolle ist etwas zu krass ausgedrückt. Ich kann jederzeit aus dieser Kontrolle raus. Von meinen Eltern fühle ich mich auch keineswegs kontrolliert. Sie erwarten nur zuviel von mir. Und damit ich ihre Erwartungen erfülle, gehen sie sogar über Leichen.

Es wäre schwer mit meinen Eltern darüber zu reden, schwer für mich. Das stellt mir sehr viel Kraft und Ermüdung dar.
BeAk

Re: Wie krank bin ich?

Beitrag von BeAk »

Lieber Ray,

um so besser für Dich, wenn Deine Eltern Dir eigenständige Entwicklungen zugestehn.
Dann streiche mal meine ersten Sätze in meinem vorigen Post.
Aber so ab Mitte trifft meine Aussage immer noch zu.
Suche Dir Hilfe z.B. von einem Therapeuten, um DEINE Wünsche für Die Zukunft zu sortieren. Er kann Dir den Rücken stärken, so das Du in der Lage bist sie auch umzusetzen. Dann wird es Dir besser gehn, glaube mir.

Ein Mensch kann nicht gegen seine Bedürfnisse leben, versucht er es, wird er krank.
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