Verdammt

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Müseli
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Verdammt

Beitrag von Müseli »

Ich dreh hier ab. Ich hasse diesen Zustand. Es ist alles da, nur keine Freude darüber. Nur ein einigermaßen angenehmes Gefühl würde reichen. Diese sinnlose Traurigkeit ist zum Kotzen. Ich weiß nicht mal worüber ich heulen soll. Das ist nur die Vorstufe. Danach kommt dieses "eingefrorene" Gefühl. Jetzt kann ich noch zeichnen solange man mich in Ruhe lässt, danach kann ich nur noch rumsitzen. Nicht mal nach Heulen ist mir dann noch. Das ist soviel verschenkte Lebenszeit. Alles zieht vorbei und die Zeit zerbröselt zwischen den Fingern. Sch...
Müseli
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Re: Verdammt

Beitrag von Müseli »

Ich möchte nicht, dass dieser Zustand je wieder kommt. Ich kann mein Leben nicht leben. Ich habe das nicht gebucht.
Das ist albern und funktioniert so nicht, das weiß ich. Andere werden mit widerlichen Hautkrankheiten geboren und haben die auch ein Leben lang am Hals. Aber so kann man nicht leben? Mit diesen "Unterbrechungen" funktioniert nichts. Ich müsste meine Ansprüche an mich selbst auf die einer Karotte runterschrauben, wenn ich damit zufrieden sein wollte. Ich würde gerne als Pflanze wiedergeboren werden. Dann müsste man nicht denken. Ich glaube nicht mal an Wiedergeburt. Immer muss erst irgendeine Hürde überwunden werden. Zum Kotzen.
Rike
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Re: Verdammt

Beitrag von Rike »

Anna. ich weiß wie schrecklich dieser Zustand und wie verzweifelt einem zumute ist, wenn es einen erwischt hat. Und wie wenig einem Andere dann eine Hilfe sein können in dieser Zeit, obwohl sie es gut meinen. Und wie wenig Andere es nachvollziehen können, wie es einem wirklich geht. Hast Du die Möglichkeit, zur Not in eine Klinik zu gehen, bis es Dir besser geht?
Gibt es irgendwas, was Dir in der Vergangenheit geholfen hat?

Ich möchte Dir keine guten Ratschläge erteilen, ich weiß, wie sinnlos sie in diesen Momenten sind, ich wünsche Dir aber, dass es Dir ganz schnell wieder besser geht!
Müseli
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Re: Verdammt

Beitrag von Müseli »

Hallo Ulrike,

vielen Dank für Deine Antwort.
Balsam.
Ich weiss nicht ob ich in eine Klinik kann. Ich weiss gar nichts. Ich würde ja, aber meine Tochter? Das haut sie aus der Bahn. Meine Laune aber auch. Könnten wir nicht zusammen? Immerhin hat auch sie eine neue Macke. Wir waren zur Abklärung einer Dyskalkulie (hat sie) in der Ambulanz einer Kinder- und Jugendpsychiatrie und da kam nebenbei heraus, dass sie sich derartig von ihren Schulkameraden abgelehnt fühlt, dass die Psychologin von einer ausgeprägten emotionalen Störung gesprochen hat. Der Witz ist, das der Klassenlehrer, der Sonderpädagoge und nicht zuletzt ihre Klassenkameraden und ich nicht wissen wovon sie spricht. Sie wird nicht abgelehnt und ist gut in die Klassengemeinschaft integriert. Sie steht morgens auf und ist fröhlich. Wovon spricht das Kind?
Am liebsten würde ich in eine Klinik, ich habe ein schlechtes Gewissen, weil es für alle schwierig wird, wenn ich hier rumhänge. Das schraubt alles noch rauf. Früher gab es doch "Schlafkuren". Kann man das nicht einfach verpennen? Aber wenn ich in eine Klinik gehe, dann ist das die komplette Kapitulation. "...jetzt ist sie so weit, dass sie sich nicht mal mehr um sich selber kümmern kann." Zumindest wenn das so überstürzt passiert. Ich meine kein wochenlanger Bewilligungsmarathon für die Aufnahme in eine psychosomatische Klinik mit wohlgeplanter Vorbereitung. Ich würde mich gerne hier komplett zurückziehen, bringe damit aber alle durcheinander. Und zumindest zum Einkaufen muss man raus. Scheusslich.
Der Brand hat offensichtlich geholfen. Aber das kann man schlecht rekonstruieren.
Medikamente haben geholfen. Das erste mal war ich depressiv, nachdem ich mir eine Hormonspirale habe legen lassen. Als die rausgenommen wurde, war der Spuk vorbei.
Das zweite Mal war in diesem Sommer. Ich war ein paar Wochen krank geschrieben und habe Gladem genommen. Anscheinend war das nicht genug. Mein Mann hat ebenfalls eine ganze Zeit gebraucht sich von dieser miesen Phase zu erholen. Er kann nicht damit umgehen und weiss überhaupt nicht was er von mir zu erwarten hat. Es hat einige Monate gedauert bis er sich da seiner Sache wieder sicher war. Anscheinend mutiere ich in seinen Augen während einer Depression zu einer Mischung aus Kameliendame und Zeitbombe. Und dann fing es schon wieder an.
Ich weiss also gar nicht was hilft und fühle mich dem völlig ausgeliefert.
Danke für Deine Antwort Ulrike und lass Dich bloß nicht runterziehen von meinem Geschreibe
Anna
Rike
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Re: Verdammt

Beitrag von Rike »

Nein, Anna, ich lass mich dadurch nicht runterziehen, keine Bange. Wenn ich unten bin, bin ich unten, da kann keiner was für.

Wenn ich Dich richtig verstehe, macht Dir am meisten die Reaktion Deines Mannes zu schaffen und dass andere über Dich denken könnten, dass Du nicht mehr richtig tickst? Das mit Deinem Mann kann ich gut verstehen, mein Ex hat immer ähnlich reagiert, das ist vielleicht einfach Hilflosigkeit, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen und meistens auch Angst davor haben, sichd amit auseinanderzusetzen. Es könnte ja sein, dass sie das gar nicht so genau wissen wollen, warum es einem so schlecht geht...

Was Andere denken, wird Dir irgendwann egal sein, wenn es Dir richtig dreckig geht. Im übrigen haben die Anderen meistens mehr Verständnis dafür, als man denkt. Und selbst wenn sie kein Verständnis haben, sie stecken nicht in Deiner Haut!
Ob Du mit Deiner Tochter zusammen in eine Klink kannst, weiß ich nicht, da müsstest Du Dich erkundigen. Selbst wenn nicht, es muss zur Not auch mal ohne Dich gehen, denn so geht es ja auch nicht!
Wann hast du das Medikament abgesetzt, kann es sein, dass Du einen Rückfall hast? Depressionen haben nun mal ein hohes Rückfallrisiko. Vielleicht hat es auch etwas mit dem Brand zu tun, eine Reaktion darauf, auch wenn es Dir nichts auszumachen scheint? So was ist ja auch nicht von Pappe, wenn plötzlich alles futsch ist. Und irgendwas muss Dir doch zu schaffen machen, denn aus heiterem Himmel kommen solche Zustände selten.
Magst Du noch ein bisschen über Dich erzählen?
Hast Du sonst noch Menschen, mit denen Du darüber reden kannst, wenn es Dir schlecht geht?
Ich drück' Dich! Ulrike
1106
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Re: Verdammt

Beitrag von 1106 »

hallo ich weis von was du redest .ich habe den zustand jetzt 1 1/2 jahre und ich habe kein lichtblick ob ich wieder gesund wärde.ich mus auch bald wieder in eine klinik.das ist die schlimmste krankheit wo es gibt .ein gesunder mensch kann diese krankheit nicht verstehen.ich verstehe es selber nicht ich habe es .aber verstehen kann ich es nicht man fühlt sich wie im gefängnis man will raus und es geht nicht.man lebt und ist doch tot.so fühle ich mich aber du weist es ja selber.ich war ein gesunder sportlicher ganz normaler mensch bis ich ein unfall hatte.seit diesem unfall ist alles schlecht.ich kann es immer noch nicht fassen das ich mich so fühle aber es ist so und ich kann nix dagegen machen ich habe schon so viele medikamente +hypnose war schon in 2kliniken aber alles hat mir nicht geholfen.es ist einfach unglaublich.aber du weist es ja .ich weis ganz genau wie du dich fühlst.ich wünsche dir das du wieder gesund wirst .liebe grüsse sven
Müseli
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Re: Verdammt

Beitrag von Müseli »

Hallo Ulrike,

wenn es mir so geht wie jetzt, dann komme ich überhaupt nicht damit klar, wenn man sich von mir zurückzieht. Im Moment komme ich selbst kaum mit anderen in Kontakt. Das fällt mir auch sonst nicht ganz leicht. Und es tut mir leid, dass das meinen Mann so verwirrt und ganz sicher ist das Hilflosigkeit. Ich habe ihn sehr gerne und wäre gerne eine ausgelichenere Partnerin und nicht jemand, bei dem er sich täglich neu nach der Befindlichkeit erkundigen muss.
Es macht mir zu schaffen, wie andere über mich denken. Ich bin mir da nie sicher. Anscheinend wirke ich völlig anders, als ich mich fühle. Eine Freundin meinte ich wirke sehr tough (darf man jetzt so schreiben: taff, oder?). Wäre ich auch gerne. Bin ich aber nicht. Huste mich an und ich falle um.
Oft merke ich, dass ich Leute verunsichere und an guten Tagen finde ich das brauchbar. Wahrscheinlich ist auch ADS ein Grund für diese Unsicherheit. Ich habe ADS und wie meine Tochter eine ausgeprägte Dyskalkulie. Allerdings hat man während meiner Schulzeit davon noch wenig gewusst oder wissen wollen. Ich komme aus einer Akademikerfamilie und war nicht in der Lage das Gymnasium zu besuchen. Mein Bruder hat ein mild ausgeprägtes Aspergersyndrom. Ich bin mir sicher, dass mein Vater davon ebenfalls betroffen ist. Es wäre ihm möglich gewesen über intellektuelle Leistungen Kontakt zu mir zu finden. Meine Schulzeit war eine Katastrophe. Meine Mutter hat sich um meine vier jüngeren Geschwister gekümmert und konnte und wollte sich nicht mit mir auseinandersetzen und ist dabei geblieben. Ich bin mit 16 ausgezogen. Den Kontakt mit meinem Vater musste ich nicht erst abbrechen. Den Kontakt zu meiner Mutter - Kontakt hört sich nach Gegenseitigkeit an, das war es nicht. Ich glaube nicht, dass sie mich auch nur einziges Mal angerufen hat. Meine Geschwister sind sehr viel jünger als ich und haben wohl gründlich gelernt, dass ich das schwarze Schaf bin. Ob ich nun da bin oder nicht. Dann bin ich lieber weg. Keine behütete Kindheit.
Mit 25, als meine Tochter fünf Jahre alt war habe ich von ADS erfahren. Seit der Diagnose nehmen wir beide Ritalin. Ich kanns nicht ganz in Worte fassen. So schräg meine Eltern auch drauf waren, für vieles waren sie nicht verantwortlich. Wir haben beide viel aufgeholt. Manches bleibt aber wohl hängen. Ob man das aufholen kann?
Ich meine ein Baby, dessen Aufmerksamkeitsspanne extrem kurz ist, lernt im entsprechenden entwicklungsbiologischen Alter nicht, dass die Mutter wiederkommt, wenn sie kurz das Zimmer verlässt. Wahrscheinlich entsteht da ein extrem konfuser Eindruck von der Welt und vor allem von Beziehungen. Vielleicht sogar das subjektive Gefühl von Vernachlässigung, obwohl objektiv alles in Ordnung war. Die Aufmerksamkeitsspanne ist zu kurz um zu verhindern, dass die Hand auch ein zweites, drittes und auch viertes Mal auf der Herdplatte landet. Der Schluss: die Welt ist gefährlich.
Das reicht als Ursache für Depressionen, oder? Nur, dass ich bis jetzt auch ohne ausgekommen bin.
Du hast recht so gehts nicht. Es gibt wohl psychosomatische Kliniken in der Eltern und Kinder aufgenommen werden können, aber das dauert. Ach Ulrike, ich weiss auch nicht. Jetzt ist es später am Abend und schon gehts mir besser und mir kommt das alles sehr absurd vor. Morgen früh fängt alles wieder von vorne an.

Die Medikamente habe ich nach ca. vier Wochen wieder abgesetzt. Vom Arzt kam nichts gegenteiliges und mir ging es dann ohne Medikamente besser. Ich habe das alles nicht für voll genommen, weil ich dachte, dass das erste Mal die Hormonspirale Schuld war und das zweite Mal einfach Erschöpfung und miesgelaunte Kollegen. Wahrscheinlich ist das ein Rückfall. Ich habe eine Depression nicht wie eine Krankheit betrachtet die ausheilen muss, sondern als vorrübergehende Phase. Ausgestanden, vorbei, weg mit den Tabletten.

>Und irgendwas muss Dir doch zu schaffen >machen, denn aus heiterem Himmel kommen >
>solche Zustände selten.

Wenn ich das wüsste.

<Hast Du sonst noch Menschen, mit denen Du <darüber reden kannst, wenn es Dir schlecht geht?

Doch, eigentlich schon. Aber ehrlich gesagt weiss ich nicht was ich sagen soll. Ich kann nur sagen, dass es mir schlecht geht.

Vielen Dank Ulrike, hat geholfen
Müseli
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Re: Verdammt

Beitrag von Müseli »

Hallo,
ich würde gerne in eine Klinik und zwar bald. Ich möchte nicht wieder wochenlang hier rumsitzen und mich zusammenreißen um nicht zum Skalpell zu greifen und dabei möglichst normal wirken. Sollen doch andere auf mich aufpassen. Konsequent wäre es zu meinem behandelden Psychiater zu gehen. Das letzte mal hat der aber auf meinen Wunsch in eine Klinik zu gehen merkwürdig reagiert. Als wäre das ein ziemlich abartiger Gedanke. Oder anmassend. Vielleicht habe ich das nur hineinphantasiert. Ich hab´s nicht verstanden und habe nicht nachgefragt. Um etwas zu bitten fällt mir enorm schwer. Es kommt mir so seltsam vor zu einem anderen Arzt zu gehen und um eine Überweisung in eine Klinik zu bitten.
Außerdem habe ich Bedenken, dass ich in einer Klinik wieder um das Ritalin diskutieren muss. Und diese Diskussion bin ich so derartig leid - ich kann es kaum beschreiben. Da wachsen noch in der größten Lethargie Reißzähne. Ist bei Depressionen die Gefahr einer chronischen Erkrankung größer, wenn eine Behandlung verschleppt wird oder gibt es da keinen Zusammenhang?
viele Grüße Anna
Müseli
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Re: Verdammt

Beitrag von Müseli »

Ich hatte ein paar meiner Einträge aus dem Forum kopiert und wollte sie dem nächsten Psychiater und Neurologen geben, in der Hoffnung dass ich dann nicht soviel erklären muss. Ich glaube mündlich gebe ich nichts Sinnvolles von mir. Die Praxis ist bis zum 22.2. geschlossen. Ich bin müde, ich habe heute Nacht nicht geschlafen und werde auch jetzt nicht schlafen können. Mein Mann ist da und geht mir aus dem Weg. Würde ich fragen warum: "Weil Du komisch bist" Es ist mir nicht nach fragen. Es ist mir nach gar nichts, aber gar nichts lässt viel zuviel Raum zum Nachdenken.
Rike
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Re: Verdammt

Beitrag von Rike »

Liebe Anna,
was Du von Dir geschrieben hast, hört sich schon so an, als ob es mehrere Gründe für eine Depression gibt. Warum der/die eine sie kriegt und ein anderer/eine andere eben nicht, wer weiß das schon. Und gebrauchen können wir sie wohl alle nicht. Wir wären wohl alle gern taff und ausgeglichen, eine gute Partnerin, eine gute Mutter, gut im Beruf, eine gute Freundin und was wir alles an Ansprüchen an uns selbst stellen.
Nur die Depression, die macht uns einen dicken Strich durch die Rechnung...

Dass Du dich um einen Klinikplatz bemühst, finde ich gut. Lass Dich nicht abspeisen, wenn dein Arzt Dir anders nicht helfen kann, musst Du eben in einer Klinik Hilfe suchen. Sprich noch mal mit Deinem Arzt darüber.

Wenn Du Dein Medikament nur vier Wochen genommen hast, ist das eine sehr kurze Zeit und eigentlich auch nicht empfehlenswert. Das steht auch in allen Beipackzetteln, dass man ein AD mindestens ein paar Monate nehmen soll, um einen Rückfall zu vermeiden. Manche (so wie ich) müssen es jahrelang nehmen.
Vielleicht wäre es gut, damit die Wartezeit auf einen Klinikplatz zu überbrücken? Eine Psychotherapie wäre in jedem Fall zu empfehlen, ambulant oder in der Klinik oder beides.
Ich wünsch Dir, dass Du ganz schnell Hilfe bekommst und nicht so leiden musst!
tomroerich
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Re: Verdammt

Beitrag von tomroerich »

Hallo ihr Ärmsten,

eure Gefühle werden wiederkommen, auch wenn es dauert. Wie lang war das bei mir doch gleich, ist schon so lange her jetzt? Aber es hat sicherlich 2 Jahre und mehr gedauert bis ich dachte, jetzt ist alles wieder da. Und manche Gefühle haben sich noch länger Zeit gelassen, die Natur z.B. konnte ich ganz lange nicht mehr intensiv empfinden. Aber wie gesagt, alles kommt zurück und dieser schreckliche Zustand, wie eingefroren zu sein oder erstarrt, hielt bei mir "nur" ca. 1/2 Jahr an. Man braucht einen verdammt langen Atem, um das durchzustehen. Sven, du hast Recht. Es ist absolut furchtbar und niemand, der es nicht hatte, kann sich nur annähernd vorstellen, was es bedeutet.
Ich brauchte auch Jahre, um rauszukommen aber mittlerweile ist das 10 Jahre her! Und ich wurde wieder ganz gesund und führe ein lebenswertes leben. Ich hoffe, das macht euch ein wenig Mut.

Viele Grüße von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Müseli
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Re: Verdammt

Beitrag von Müseli »

Hallo ihr,
Thomas: die Zeitspannen von denen Du schreibst rauben mir gerade Atem.
Aber immerhin hattest Du keinen Rückfall? Wie bist Du finanziell über die Runden gekommen?
Ich kann mich extrem schlecht konzentrieren hoffentlich wird das hier kein zu großer Murks.

Was Sven schrieb fand ich tragisch, weil eine Unfallfolge so nahe liegt. Obwohl, das Gefühl ist wahrscheinlich ähnlich. Aber Sven, wurden da alle physischen Unfallfolgen komplett abgeklärt? Keine Ahnung man da unternehmen könnte. Ein PET vielleicht. Vielleicht gibt es da noch etwas. Ach Blödsinn, nach eineinhalb Jahren wird sich da schon jemand gekümmert haben.
Vielleicht hilft die Zeit? Das ist ein magerer Trost.

Mittlerweile bin ich die dritte Nacht wach. Morgen früh habe ich einen Termin bei einem Neurolgen.

Mein Mann hat die Forenbeiräge gelesen. Und natürlich ist er sehr verständnissvoll. Das macht es eigentlich noch schwieriger. Es tut mir leid das ich so schwierig bin. Ich weiß, dass Selbstvorwürfe zu den Symptomen gehören und es nützt überhaupt nichts.

Es graust mir vor dem Arzttermin. Ich komme mir vor wie eine Simulantin. (ja ... ich weiss ...)

Ich würde mich besser fühlen wenn die Depression sichtbar wäre. Aufgeschnittene Handgelenke oder andere klassische "Beweise". Das gibt nur Sauerei und ist so durchsichtig. Ein Strick um den Hals macht keinen Dreck, wirkt aber albern.

Warum habe ich so Schiss, dass man mich nicht ernst nimmt? Ach ja. Bei genauerem Nachdenken ist mir das schon mehrmals passiert. Als ich knapp 18 war, wollte ich wieder zur Schule gehen, habe kein BaföG bkommen und bin deshalb zu einer Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Jugendamtes gegangen um einen Weg zu finden.
Der Psychologe dort hat mit mir geschlafen. Mehrmals. Ratet mal wer der Vater meiner Tochter ist? Arschloch. Ich war ein dankbares Opfer. Jahre später habe ich versucht ihn anzuzeigen. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren eingestellt, da es damals für eine Verurteilung noch keine Rechtsgrundlage gab. Es gab nur Gebote des Berufsverbandes der Psychologen. Das hat sich mittlerweile geändert. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde habe ich nicht mehr riskiert. Falls ich auch damit gescheitert wäre, wäre er zum zweitenmal offiziell in seinem Verhalten bestätigt worden. Wieviele wohl in die Falle getappt sind? Ich bin in eine andere Stadt gezogen und habe im fünften Schwangerschaftsmonat blauäugig beschlossen, dass nicht alle Psychotherapeuten wildern. Da ich in einer Uniklinik gearbeitet habe, habe ich dort in der psychosomatischen Klinik nachgefragt. Der Psychotherapeut dort hat mir offen gesagt, dass er mir nicht glaubt. Schön - soviel Offenheit. Noch schöner wenn man sich täglich in der Kantine trifft. Soll ich weiter machen? Das war noch nicht alles.

Das ist alles schon länger her. Meine Tochter ist jetzt zwölf Jahre alt. Damals wurde ich nicht depressiv.

viele Grüße Anna
tomroerich
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
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Re: Verdammt

Beitrag von tomroerich »

Hallo Anna,

ich weiß, das klingt zunächst entmutigend. Aber ich sagte es auch für diejenigen, die bereits sehr lange zu kämpfen haben. Und man muss sich auch klar machen, dass es keinen klassischen Krankheitsverlauf gibt. Wochen, Monate oder gar 1-2 Jahre. Die Gefühlsstörungen können lange bleiben oder auch schnell durch das richtige Medikament vergehen. Da ist alles drin. Und der Leidensdruck bleibt nicht konstant über die ganze Zeit. Bei mir war es so, dass ich 8 ganz furchtbare Wochen hatte, die mich schließlich in eine Klinik führten, dass die Zeit danach bis zu völligen Genesung aber eher aus wechselnden Phasen bestand. Es waren auch Wochen darunter, in denen ich mich über den Berg glaubte.
Einen Rückfall in dem Sinne hatte ich seitdem nicht mehr. Diese Zeit von 2-3 Jahren war durch eine längere Phase unterbrochen (ca. 1/2 jahr), in der ich mich gesund fühlte. Aus heutiger Sicht erinnere ich diese Jahre (94-96) aber als eine (1) Krankheitsphase. Bitte mach nicht den Fehler, deinen jetzigen, sicher ganz schlimmen Zustand, auf Jahre hochzurechnen. Die Leidensqualität einer Depression kann sehr sehr unterschiedlich sein.

Finanziell kam ich über die Runden. Meine Frau ist Beamtin, während ich selbständig bin. Außerdem half mir nun die Entscheidung früherer Jahre, mich mit einer BU-Versicherung abzusichern. Zu diesem Thema ist zu sagen, dass die Depression diese Probleme enorm negativ verzerrt erscheinen lässt. Ich sah mich praktisch schon in der Gosse, ging aber nach Abklingen der Depression ganz normal meinem Beruf wieder nach. Dass es Veränderungen geben kann, damit muss man schon rechnen. Nur erscheinen die jetzt als Katastrophe und nach der Depression im Vergleich zum Durchlittenen als Klacks.

Zu deiner Erfahrung mit Psychologen sage ich lieber nichts und lasse Bilder sprechen

Ich grüße dich

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Müseli
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Registriert: 8. Nov 2005, 16:24

Re: Verdammt

Beitrag von Müseli »

Hallo,
ich war gestern bei einem Psychiater, der mir Lorazepam für den Notfall und noch ein anderes Medikament zum Schlafen aufgeschrieben hat. Schlafen geht sonst nur noch, wenn ich vorher min. zwei Nächte wach war. Nerv.
Außerdem hat er mich in einer psychiatrischen Klinik angemeldet. Hoffe ich. Hat er so gesagt, glaube ich. Läuft aber unter Reha. Aufgenommen wird man dort nach drei bis vier Wochen. Die Häfte des Gespräches habe ich in meiner Wirrnis schon wieder vergessen. Einschließlich der Dosierungsempfehlung. Falls die Suizidgedanken stärker werden soll ich in die nächste Klinik oder anrufen.

Im Moment bin ich etwas benebelt. Ohne Medikamente. Aber sonst gehts.
Am Wochenende ist mein Mann nicht da und meine Tochter übernachtet bei einer Freundin. Das wird heftig. Ich könnte einfach das Lorazepam nehmen, habe aber keine Erfahrung damit.

Vor den Medikamenten habe ich ziemlich Respekt. Ich habe ADHS, nehme Ritalin und kenne die paradoxe Wirkung, die beruhigende Medikamente auf ADSler oft haben. Meine Tochter bekam vor einer Untersuchung Diazepam und hing mehrere Tage an der Decke.

Anästhesisten ignorieren diesen Hinweis vor OPs gerne mal (und haben hinterher den Ärger). Und dummerweise hat auch nicht jeder Psychiater genügend Ahnung von ADS. Ich wollte nicht genauer nachfragen. Blöde Situation. Normalerweise schlafe ich mit Ritalin sehr viel schneller ein als ohne. Er meinte ich soll das Ritalin abends einfach weglassen. Das Ritalin ist nicht die Ursache für die Schlaflosigkeit. Aber versuchen kann man es mal. Bin jetzt schon hippelig.

Ohne Lorazepam wird das Wochenende - Hilfe, ich will gar nicht daran denken.
Mit Lorazepam wird es evtl. genauso, falls es paradox wirkt. Ich möchte meinen Mann nicht bitten hierzubleiben um Kindermädchen zu spielen. Er fährt zum Otto-World-Cup nach Hamburg und ist mit mehreren Judokas unterwegs, die er trainiert. Er kann also nicht einfach hier bleiben.

Wirre Grüße
Anna
Müseli
Beiträge: 20
Registriert: 8. Nov 2005, 16:24

Re: Verdammt

Beitrag von Müseli »

Hallo Thomas,

>Ich sah mich praktisch schon in der Gosse, ging aber nach Abklingen der Depression ganz normal meinem Beruf wieder nach. Dass es Veränderungen geben kann, damit muss man schon rechnen. Nur erscheinen die jetzt als Katastrophe und nach der Depression im Vergleich zum Durchlittenen als Klacks

Hoffentlich. Es ist merkwürdig sich selbst zu versichern, dass die Ängste die man hat nicht realistisch sind. Tatsächlich ist das Geld der Hausratversicherung heute überwiesen worden. Eigentlich eine Summe die mich jubeln lassen müsste. Mein Gefühl ist aber, dass wir fürchterlich sparen und aufpassen müssen, um das Geld nicht zu verpulvern. Da wir nicht verwöhnt sind und uns bei Bedarf auch ganz gut einschränken können, ist mir klar, dass auch das keine angemessene Befürchtung ist. Skuril, dass sie trotzdem da ist und das auch noch so stark.
neurotische Grüße
Anna
mopo
Beiträge: 28
Registriert: 10. Dez 2005, 22:13

Re: Verdammt

Beitrag von mopo »

Hallo Anna und alle anderen Poster in diesem Thread!

wenn ich so lese, was Euch so zu schaffen macht, kommt mir das alles so bekannt vor.

Bin wohl schon seit einiger Zeit total abgestumpft, was mir aber gerade erst jetzt bewusst wird. Habe vor 3 Monaten mein AD abgesetzt und bin am Zweifeln, ob das nicht zu früh war.

Gefühle? das ist gerade ein Fremdwort... Ich merke nur, dass etwas nicht stimmt, komme aber nicht an die ursachen ran. Bin nur am denken, denken, denken... Was kann ich tun, dass es mir besser geht? und die antwort bleibt offen.

Am liebsten würde ich weglaufen... Aber das geht schlecht, denn früher oder später holt mich alles wieder ein.

Liebe Anna, es tut mir leid, dass ich anstatt Dir zu helfen auch noch ins selbe Horn blase. Wollte Dich nicht zusaätzlich belasten. SORRY!!!

Monika
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