Selbstbewußtsein ... oder was will ich wirklich..?!!

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Tostan
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Selbstbewußtsein ... oder was will ich wirklich..?!!

Beitrag von Tostan »

Hallo,

ich suche zu folgender Problematik Rat und Hilfe.

Nachdem ich mehr als 15 Jahre verheiratet war und zwei Kinder im Alter von 10 und 15 Jahren habe, habe ich mich von meiner Frau getrennt.
Ich war schon seit Jahren sehr unzufrieden mit meinem Leben, u.a. auch deshalb weil ich schwul bin.

Meine Ehe war eigentlich schon vor 10 Jahren am Ende, zu diesem Zeitpunkt kam jedoch der zweite Sohn und ich habe die Ehe fortgesetzt.

Ein Jahr vor der Trennung habe ich arbeitsbedingt den Wohnort gewechselt und habe bereits alleine gelebt.
Bei der ersten Stelle, die ich mir gesucht hatte, war ich nur wenige Tage, da die Firma zahlungsunfähig war.
Ich habe mir da gesagt, Du musst Dein Leben in den Griff bekommen, Du musst herausfinden, was Du willst.

Eineinhalb Monate nach meiner offiziellen Trennung von meiner Frau habe ich einen Mann kennengelernt, in den ich mich total verliebt hatte. Ich war sehr unzufrieden und er gab mir sehr viel Kraft. Ich habe ihm das immer wieder gesagt.

In dieser Zeit hatte ich sehr viel Stress mit meiner Frau und der Kontakt zu den Kindern verlief nicht reibungslos. Meine Kinder sind eher ‚Mama’-Kinder und meine Frau hat die Kinder von Anfang an als Druckmittel eingesetzt.

In dieser Zeit ging es mir sehr schlecht, ich war immer gedrückter Stimmung und im Prinzip lief auch sexuell nicht viel, ich war eigentlich impotent.

Ich kam mit der ganzen Situation nicht zurecht. Meine Kinder sind mir sehr wichtig und ich hatte Angst den Kontakt zu verlieren.

Meinem Freund habe ich auch immer wieder gesagt, dass mir die Kinder sehr wichtig sind. Mit meinem Freund wollte ich mir ein neues Leben aufbauen. Monatelang habe ich die Wochenenden bei ihm verbracht. Ich habe mich sehr wohl gefühlt.
Erst 5 Monate später habe ich meine Mutter besucht. Mir war es wichtig, dass mein Freund dabei ist, damit ihn meine Mutter kennenlernt. Ich habe mit meinem Freund Ostern bei meinem Vater verbracht und ich habe ihn meiner Schwester und anderen Freunden und Bekannten vorgestellt. Meinen Kindern und meiner Frau habe ich letztendlich von ihm erzählt und Bilder gezeigt.
Mein ältester Sohn hat sofort gesagt, davon möchte ich nichts hören und auch nie angesprochen werden. Das belastet mich sehr.

Als ich meinen Freund kennengelernt hatte, habe ich nach 10 Jahren wieder den Kontakt zu meiner Mutter aufgenommen. Sie hatte sich von meinem Vater getrennt, nachdem sie in der Kur einen anderen Mann kennengelernt hatte. Wochenlang hat sie nur geweint und bestritten, dass da etwas sei. Dann war sie plötzlich weg.
Ich hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter, aber ich habe mich sehr verletzt gefühlt und den Kontakt abgelehnt.
Noch nach 7 Jahren habe ich meiner Mutter einer bösen Brief auf ihren Brief mit der Bitte um eine Versöhnung geschrieben.

Auch mit meiner Schwester, die im selben Ort wohnt, hatte ich zuletzt 4 Jahre keinen Kontakt mehr. Auch ihr habe ich einen Brief geschrieben.

Meine Frau konnte nie mit meinen Verwandten viel anfangen und die Situation kam ihr irgendwie recht, so glaube ich.

Nur schwer komme ich damit klar, dass mich meine Frau hintergangen hat. Sie hat zwei Kreditverträge unterschrieben und jeweils mein Unterschrift gefälscht. Ich habe das wegen der Kinder anerkannt.

Ich habe immer wieder gesagt, dass ich nur Probleme habe und mir nur noch ein Wunder helfen kann. Ich wusste nicht mehr weiter.
Einmal bin ich auch ganz verzweifelt gefahren und habe in einer SMS ausgedrückt, dass doch ehr nichts mehr einen Zweck hat. Mein Freund hat mich dann zurückgeholt.
Ich konnte aber nie richtig darüber sprechen. Ich habe gesagt, ich will Dich damit nicht belasten. Ich habe das Gefühl, ich funktioniere nur. Meiner Umwelt versuche ich eine heile Umwelt vorzuspielen.
Immer wieder habe ich in meinem Leben in die „Scheisse“ gegriffen. Ich habe Dinge getan, die ich nicht wollte. So ist mein Gefühl.

Nach fast acht Monaten habe ich mich mit meiner Frau ausgesprochen, schließlich war ja nicht alles schlecht.

Nachdem die Bank eine Streckung der Kredite abgelehnt hatte, bin ich dann regelrecht durchgedreht. Ich bekam Angstzustände und in mir war nur noch Unruhe.

Meinen Freund habe ich fast über Nacht stehen lassen. In einem Brief habe ich ihm noch geschrieben, dass ich ihn sehr liebe, aber ich brauche Zeit zum Nachdenken und um Herauszufinden, was ich wirklich will.
Das habe ich dann auch mit meiner Frau abgesprochen. Sie hat mir auch dazu geraten.

An meinem Wohnort im Fitnessclub habe ich Kontakt zu anderen schwulen Männern bekommen.
Eigentlich wollte ich die Beziehung mit meinem Freund nicht abbrechen, das habe ich ihm auch geschrieben.
Ich war und bin völlig unsicher. Ich fühlte mich auch etwas verlassen von ihm.
Er hat mir SMS, Briefe und kleine Geschenke geschickt. Ich fühlte mich bedrängt.

Einmal habe ich ihm geschrieben, niemand brauche mich zu verstehen, ich müsse mich nur selbst verstehen.
Ich war total durcheinander.
Ich habe dann mit einem anderen Mann etwas angefangen, mit dem konnte ich auch händchenhaltend über den Marktplatz gehen.
Über das Internet versuche ich andere Männer kennenzulernen, um mehr darüber zu erfahren, wie es mit dem Schwulsein und dem Vatersein ist. Damit komme ich nicht so zurecht.

Nach Außen behaupte ich immer, das ich natürlich weiß, was ich will und das das mit dem Schwulsein klar ist. Ich möchte das auch glauben.
Die Gedanken schwirren…!

Immer wenn es mir schlecht geht und alle 14 Tage bin ich am Wohnort meiner Frau und Kinder, ich wohne dann bei einem guten Freund.
Inzwischen unternehme ich mit meiner Frau und meinen Kindern Dinge zusammen und es tut uns allen sehr gut.

Meine Frau hat mir auch klargemacht, dass ich die Dinge und die Welt nicht so schwarzsehen soll.
Ich muß nicht anderen immer gefallen.

Im September habe ich meinen ersten Freund zum ersten Mal wiedergesehen. Ich habe ihm gesagt, wir können über alles, nur nicht über uns reden.
Dann hat er mich ziemlich rund gemacht.
Anschließend habe ich fast eine Woche lang meine Arbeit kaum geschafft.
Ich wusste, dass er mit dem meisten recht hatte.

Im Oktober hat er mir einen 18-seitigen Brief geschrieben. Ich habe ihn meiner Frau zum Lesen gegeben, da ich die Rückversicherung brauchte, dass das, was er mir geschrieben hat, wahr ist.

In einem anderen Brief hatte er mir folgendes geschrieben, vielleicht ist ja was wahres dran:

„Ich weiß es nicht, ich sehe, daß Du beeinflußbar ist, eigentlich nach Hilfe
und Halt suchst und es dennoch bestreitest. Du bist so beeinflussbar, es
ist eigentlich unwahrscheinlich. Keine eigene Meinung so richtig, kein
vernünftiger Halt.
Wird es aber unbequem, dann willst Du nur schnell weg, weg , weg, eigentlich
eine Reaktion wie von einem bockigen Kind.

Du solltest schon im Ansatz eine eigene Meinung. einen eigenen Willen haben.
Wo will man da ansetzen. Du verlangst mit Deinen 39 Jahren eigentlich
das Kindermädchen, das Dich beschützt und führt, und auf der anderen Seite
willst Du Dich freibeißen, Du möchte Du selbst sein, verfällst aber immer
wieder auf die Nanny, die Dich doch retten soll.

Lange Jahre hat das Deine Frau gemacht, dann war ich mal dran irgendwie,
jetzt ist es wieder Deine Frau im wesentlichen, selbst Verantwortung zu
übernehmen, das schafft Du nicht, natürlich alles unter dem Deckmäntelchen
für die Kinder. Da kommen auch die hohen Schulden zurecht. Auch dafür muss
Du Dich mit der Frau, dem alten Leben arrangieren.
Das ist doch toll, dann muss man nicht weiterdenken und muss eigentlich nicht
viel tun. Wenn man zuviel macht, dann versteht die Frau das ja nicht mehr
und wird unruhig, und es tut einem doch gut (im Moment). Die Kinder wollen
es ja sowieso.

Ich versuche mich in Dich hineinzuversetzen:

"Die Kinder wollen das ich da bin und K. ist ja jetzt auch so nett. Die
versteht mich, die ist doch eigentlich die einzige, die mich versteht, da
muß ich nicht viel erklären. Ist doch eigentlich gut, daß die mich schon
"therapieren" wollte in der Vergangenheit, da kann ich so sein wie ich bin
und immer war.
Die hat halt akzeptiert, das ich auf der Suche bin und vor allen Dingen, die
versteht, dass ich jetzt nicht mehr sie will. Da hat die vollstes
Verständnis und kann damit umgehen.

Die schützt mich gegenüber den Kindern, wenn die das akzeptiert, dann
akzeptieren die Kinder das auch.

Und außerdem, ich habe ja auch ein schlechtes Gewissen, ich komme damit
nicht zurecht, ich habe die (sie) sitzen lassen.

So zwei gefälschte Unterschriften, die muss ich halt hinnehmen, die Situation
war halt so, ok, die hat mich zwar abgewertet... nein das ist nicht so, ich
verstehe mich doch gut mit ihr und das tut auch allen gut, ja...

...die hat mich hintergangen, damit werde ich nicht fertig...die wollte
mich immer verändern

ok, ich glaube mir zwar selber nicht so richtig...aber die Kinder…ich habe
sie ja sitzen lassen...ich liebe meine Kinder über alles...die sind mir
wichtiger...da muss anderes zurückstehen

ich leide zwar unter der Situation...nein, nein...ich muss so handeln...ich
kann nicht anders

ich muß mit mir klarkommen...die Beziehung zu meiner Mutter, 10 Jahre kein
Kontakt...ich nehme ihr die Verletzungen immer noch übel, aber man muß mal
darüber hinwegsehen...wir hatten mal ein sehr gutes Verhältnis, für meine
Mutter habe ich alles gemacht...ich muss damit
klarkommen...

was sollen die nur von mir denken...ich muss da jetzt auch noch
hinfahren...was sollen die nur von mir denken

es war ja auch nicht alles schlecht...ich muss mich nur selbst verstehen…ein
anderer muss mich auch nicht verstehen

mir kann nur ein Wunder helfen...ich habe nur Probleme...mir kann keiner
helfen...ich will keinen mit meinen Problemen belasten

K. hat mir klargemacht, ich muss nicht alles so schwarz sehen...mit ihr
kann ich auch meine privaten Probleme besprechen...die schützt mich vor
Angriffen von außen und hilft mir meine eigenen privaten Probleme zu
lösen...(wenn ich die nicht hätte)...K. und ich haben jetzt auch schon
wieder jeweils Rücklagen gebildet...schließlich habe ich für eine Familie zu
sorgen...(wir sind ein prima Team)

wir unternehmen auch gemeinsam wieder etwas zusammen...das tut uns allen gut

ich muss meine Frau fragen, ob die Kinder ihre Oma sehen...wenn meine Frau
nicht zustimmt, dann....

...in meinem Leben muss sich alles ändern...

--> d.h. ich bin total hilflos, bodenlos, ich schwimme, ich hänge zwischen
Himmel und Hölle und nerve mich und andere


Ich weiß, Du siehst im Moment nicht mal den Baum vor dem Fenster, der ist
schon viel zu weit weg, wie schön der ist, nimmst Du gar nicht wahr.

Machen wir doch alle mal!


Du hast ziemlich Probleme hat und versuchst das aber krampfhaft
hinter einer Fassade zu verstecke.
Ich weiß, das machen wir alle gerne und lange Zeit, bis nichts mehr geht.

Es zu erkennen ist ja schon schwierig, aber dann zu handeln und das
durchzuhalten, das ist noch schwieriger und setzt verdammt viel Disziplin im
Denken und Handeln voraus. Wie will Du Deine Mitte finden, wenn Du wie ein wildes Reh, das eigentlich scheu ist, kopflos hin und her hüpft.

Du brauchst viel und lange Hilfe.“

Das finde ich schon ziemlich hart, irgendwie hat er recht, aber ich weiß auch nicht.

Im Moment spreche ich nicht mit ihm. Ich mache mir viele Gedanken und handele nur noch von heute auf morgen. Ich sehe da keine Zukunft.
Ich muss ja für meine Kinder da sein.

Ich muss halt funktionieren! Ich schaffe es auch nicht meine Gefühle und Bedürfnisse einem anderen mitzuteilen.

Ich könnte noch viel mehr schreiben.

Was soll ich tun??!!!
mopo
Beiträge: 28
Registriert: 10. Dez 2005, 22:13

Re: Selbstbewußtsein ... oder was will ich wirklich..?!!

Beitrag von mopo »

Guten Morgen Tostan!
fast sprachlos kann ich nur sagen: Schau endlich mal nach dir! Deine Frau hat Dich hintergangen und Dein Ex-Freund scheint Dich nicht zu verstehen... Aber ich denke, gerade jetzt brauchst Du jemanden, der für Dich da ist, dich akzeptiert, wie Du bist und dem Du vor allem vertrauen kannst! Hat Du so jemanden? Deiner Verzweiflung nach zu urteilen eher nicht... Aber hier wirst Du immer jemanden finden, der Dir zu hört...

Ganz liebe Grüße und viel Kraft schickt Dir Monika
Tostan
Beiträge: 2
Registriert: 1. Feb 2006, 14:17

Re: Selbstbewußtsein ... oder was will ich wirklich..?!!

Beitrag von Tostan »

Ich habe schon Leute, mit denen ich sprechen kann, eine gute Freundin und meine Frau.

Mein Ex-Freund hat seine eigenen Probleme. Ich war aber auch nicht ehrlich zu ihm, ich habe ihm nicht gesagt, dass ich erst kurz vor unserem Kennenlernen meine Frau verlassen habe. Ich bin in einer Situation, wo mich niemand so richtig verstehen kann und muß. Es soll ja auch nicht jeder mitbekommen, was los ist.
Mein Ex-Freund hatte Wochen später mit meiner Mutter telefoniert und ich war ärgerlich darüber. Meine Mutter sollte nichts über meinen Zustand erfahren. Ich hatte ihr auch nicht gesagt, dass ich meinen Freund Wochen vorher stehen gelassen habe.
Ich habe ihn auch sehr verletzt, da ich sehr abweisend geworden bin, obwohl ich ihn sehr liebe und er sehr liebevoll ist.
Ich komme mit der Trennung von meinen Kindern nicht zurecht und meine Frau ist doch irgendwie die Brücke.
mopo
Beiträge: 28
Registriert: 10. Dez 2005, 22:13

Re: Selbstbewußtsein ... oder was will ich wirklich..?!!

Beitrag von mopo »

Tostan, wie alt sind Deine Kinder? Ist es nicht abzusehen, dass sie in naher Zukunft selbst Kontakt zu Dir aufbauen ohne das alles über Deine Frau läuft?
Und was mir gerade aufgefallen ist: Warum geht Ihr alle so unehrlich mit Euch um? Jeder macht dem anderen was vor und fragt dritte. Sicher, ich weiß wie schwer es sein kann, offen zu reden, Aber versuche es mal. Mach Du den Anfang, die anderen in Deiner umgebung werden sicherlich bald nachziehen...
Und auch wenn Dich niemand verstehen kann: Aber Deine Freunde sollten, Dich und Deine Entscheidungen akzeptieren, auch wenn sie sie nicht gutheißen.
Das alles mag ein bißchen schroff klingen, aber es ist nicht böse gemeint. es ist mir halt so in den Sinn gekommen, als ich Deine Geschichte gelesen habe.
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