Was soll ich davon halten?

[AvantGarden]

Hallo allerseits,

ich war heute zum 2. Mal bei meiner Psychotherapeutin und bin etwas verunsichert. Ich mein, ich mag sie usw., aber sie verhält sich so komisch. Erstmal sagte sie zu mir, dass sie gar nicht davon begeistert ist, dass ich krankgeschrieben bin. Ich hab ihr beim 1. Mal schon versucht, begreiflich zu machen, dass die Firma mit ein Grund dafür ist, dass es mir so schlecht geht und dass ich mich ja jahrelang nicht krankschreiben lassen wollte, es aber einfach nicht mehr ging. Und heute hab ich ihr gesagt, dass ich momentan noch nicht die Kraft habe, zur Arbeit zu gehen. Wenn ich jetzt wieder hingehen würde, dann wäre ich wahrscheinlich nach 2 Tagen im Krankenhaus. Sie ist aber während des gesamten Gespräches immer wieder darauf rumgeritten. Ich hab das Gefühl, sie denkt, dass ich gar nicht arbeiten will, faul bin u.ä. Dabei ist das absolut nicht der Fall.
Ausserdem hab ich heute beim Gespräch viel rausgelassen und auch viel geweint und so. Sie war auch sehr verständnisvoll und so, aber als die Zeit um war, hat sie nur gesagt: "o.k.", ist aufgestanden, hat ihr Terminbuch geholt und mit mir einen neuen Termin vereinbart. Dann ist sie aus dem Zimmer gegangen und hat mich an der Tür verabschiedet. Sie war sehr komisch, hat das Gespräch ganz abrupt beendet, ohne irgendeinen Rat oder sowas und hat mir an der Tür auch nicht noch irgendwas auf den Weg mitgegeben. Ich finde das sehr seltsam und frage mich, ob das bei Therapeuten normal ist und ich das vielleicht zu ernst sehe?! Wie ist das bei Euch?

LG

[Regenbogen16]

Hallo Dani!

Deine Gedanken sind für mich sehr gut nachvollziehbar.
Bin selber (leider) schon mehrfach "therapeutenerprobt"...
Aber eines hat sich wie ein roter Faden durch mein Erleben gezogen.

Es wäre - im Nachhinein betrachtet - gut gewesen, wenn ich meinen ersten Eindruck und meine innere Stimme ernst genommen hätte.
D.h., ich habe Therapien auf Biegen u. Brechen durchgezogen, obwohl ich dieses "komische" Gefühl in mir hatte.
...und im Endeffekt brach ich dann nach längerer Zeit ab.

Bei der jetzigen Thera hat sowohl der erste Eindruck gestimmt, und die Zusammenarbeit ist trotz der Schwere unserer Themen eine Bereicherung!

Bleib in Deinem Selbst und Du wirst eine Antwort finden!
alles Liebe;
Fridolina

[Weltenwandlerin]

Hallo!

Bitte sprich offen mit deiner Therapeutin über deine Gefühle, ich denke anders ist es nicht zu bereinigen. Ich fand meine am Anfang auch seltsam, bzw.einfach nicht so, wie ich sie haben wollte. Ich teilte ihr meine ??? mit und seit dem sind viele Knoten und Knötchen geplatzt, unsere Beziehung ist fürs erste geklärt. Soweit das zwischen zwei fühlenden Wesen möglich sein kann!

Ich werde mit Händedruck und "bis nächste Woche" verabschiedet, wenn es hoch her ging, dann auch mit dem Hinweis, dass ich sie anrufen könne im Notfall. Aber wie gesagt: hätte ich nicht offen über meine Gefühle gesprochen, wäre es jetzt vielleicht nicht so.

Trau dich, ich denke, es ist es wert und kann als weiterer Schritt zum heil-werden gezählt werden.

Viel Erfolg,
Mika

[strudelbrain]

Hi Dani,

Angenommen, Du bist aus Deutschland, sind die ersten fünf Sitzungen ohnehin dazu da, sich gegenseitig zu beschnuppern und kennenzulernen. Nutze das! Und wie schon weiter oben geschrieben: Höre auf dein Gefühl. Es ist *deine* Therapie, nicht die Spassveranstaltung der Therapeutin.

Ich hatte mich vor ein paar Jahren mal zu einer Therapie durchgerungen. Nichtwissend bin ich hingetrabt und hab mir alles angehört, ihr mein Leben und meine Probleme geschildert. Meine berufliche Laufbahn lässt es mir allerdings gegenwärtig nicht zu, mich für längere Zeit an einen Ort zu binden. Will meinen: Ich kann nicht ausschließen, dass ich u.U. mal umziehen muss. Ich hatte ihr das gesagt, da meinte sie: Das ginge ja gar nicht! Ich müsse mich entscheiden, ob ich für die nächsten zwei Jahre mich auf "die Reise in mein Ich" begeben wolle oder meiner Karriere nachgehen. Es ginge nur eins von beidem und überhaupt. Ich habe gesagt, dass ich das nicht garantieren *kann*, da war das Thema gegessen und ich dachte "Was war das denn für ein Sch**ß?" und hatte das Thema Therapie erstmal für zwei weitere Jahre abgehakt. (Was nicht gut und nicht hilfreich war.) Mit anderen Worten: Es ist deine Therapie, dein Raum, du bestimmst (zu einem hohen Anteil), wo es lang geht.

(Mit meiner aktuellen Therapeutin bin ich sehr zufrieden. Die Suche gestaltete sich einfach: Ich hab alle Therapeuten im Umkreis während der normalen Sitzungszeit angerufen im Wissen, den AB zu bekommen. Ich bekam einen Eindruck von der Stimme und bei den sympathischen hatte ich eine Nachricht hinterlassen. Sie war eine von zweien, die mich zurückgerufen hatten - und einen Termin frei hatte.)

LG
Stefan

[heike56]

Hallo Dani,

vor einiger Zeit hatte ich einen Vortrag über Psychotherapie bei Depressionen gehört und da wurde die Meinung vertreten, dass man seinem eigene Gefühl trauen soll, ob die Chemie zum Therapeuten stimmt oder nicht.

Ich habe in den Therapien die Erfahrung gemacht, dass ich in meinem momentanen Zustand wahrgenommen werde und nicht gedrängt werde. Auch hat der erste Eindruck meistens nicht getrogen.

Für mich klingt es so, als ob deine Therapeutin mit der Krankheit Depression Probleme hat. Entweder ist sie überfordert mit dem Thema oder es berührt sie zu sehr. Aber beides ist keine Grundlage für eine Therapie.

Das waren meine Empfindungen als ich deinen Beitrag gelesen habe.

Alles Gute für dich!

Heike 47