Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hallo zusammen,

es ist soweit - heute Abend nehme ich die letzte 45 mg Tablette Mirtazapin. Ab morgen dann 30 mg, und dann schaue ich, ob das klappt.

Habe ganz schön Muffensausen, dass ich "es" wieder nicht schaffe und Angst, Unruhe und das Gefühl, nichts zu schaffen und zu können, zurückkehren, wie bei den letzten beiden Versuchen, das AD runterzudosieren.

Der Kopf sagt mir, dass die Chancen gut stehen - bin seit einem Dreivierteljahr weitgehend stabil, mit gelegentlichen Einbrüchen, die aber nur maximal 1-2 Tage anhalten, und die ich "immer schon" mal hatte. Kein Vergleich zu dem Abgrundgefühl in der akuten Episode.... Habe mein Examen bestanden, eine feste Stelle, bin gut zufrieden damit, und habe hier vor Ort neue Freundschaften und ein festes Psychosoziales Unterstützungsnetz geknüpft.

Die Thera sagt mir, dass sie den Zeitpunkt für gut hält, und dass sie mich so wahrnimmt, dass es gut klappen kann. Gleiches sagt die Psychiaterin. Die Thera sagt: reduzieren auf 30 mg und dann diese Dosis erstmal eine Weile halten und stabil bleiben. Dann erst weiter runterdosieren. Zeit lassen!

Die Psychiaterin meint, Angst und Unruhe dürften nicht als Absetzsymptome auftreten, wenn noch 30 mg genommen werden. Dass diese beim letzten Mal aufgetreten sind, sei ein Zeichen, dass es noch zu früh war - ich hatte ja auch noch die Belastung der ausstehenden Examensprüfungen samt Staatsarbeit.

Und doch - da ist eine ziemliche Angst in mir, dass es wieder nicht klappt. Dass mir dadurch wieder bewusst wird, psychisch angeschlagen / labil zu sein. Dass ich es nicht aus eigener Kraft schaffe, stabil zu bleiben. Dass ich weiter auf Medis angewiesen bin.

Warum mache ich das dann überhaupt? Weil ich wieder runter will von dem massiven Übergewicht. Weil die Psychiaterin meinte, sie würde mich gerne runter vom AD sehen (blöder Grund, ist mir auch klar, und doch...... der Satz nagt an mir......) WEIL ICH ES ALLEINE KÖNNEN WILL?! Weil... ach, ich weiß auch nicht.....

Hrrmph................

Wie dem auch sei, ab morgen gilt's! Ich darf wohl vor allem nicht in die Falle tappen, in den nächsten Wochen ständig in mich hineinzuhorchen, ob es mir denn auch noch gut geht.......

Es ist halt soooooooo ätzend, wieder die Depri-Symptomatik zu spüren - oder das, was ich dafür halte..... Habe das Ganze aber so getimed, dass die "berühmten" drei bis vier Wochen (nach denen die Symptome die letzten Male wieder aufgetreten sind) kurz vor Beginn der Osterferien um sind. Und mir dann schon einen Termin bei der Psychiaterin geben lassen, so dass ich aufgefangen würde, wenn.... Termine bei der Thera hab ich ja eh jede Woche.

Also kann doch eigentlich nix Schlimmes passieren! So richtig abgeschmiert bin ich auch das letzte Mal nicht. Dann nehme ich halt wieder mehr und..... ja, was dann? Vor DEN Gefühlen graust's mir halt auch. "Versagen" ist als stolze Löwin nicht meine bevorzugte Beschäftigung (ich weiß, ich weiß, es wäre kein Versagen, wenn sich herausstellt, dass ich das Medi doch noch brauche....)

Nochmals: Hrrrmph......!

Wie dem auch sei, genug der Worte, nun muss die mutige Tat folgen, ich werde dann gegebenenfalls hier jammern - oder aber freudig verkünden, dass ich einen Schritt weiter bin.....

Tapfere Grüße
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
mudgeraaba

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von mudgeraaba »

Liebe Lioness,

In dem Fall bist DU es der entscheidet, ob Du einen Absetzversuch machst, wenn man mal von dem schrecklichen und belastenden Übergewicht absieht.

Bei mir war das im Dezember 2005 anders.
ICh mußte mal wieder umziehen, hatte kein stabiles soziales Netz (das hatte ich zuletzt 1999) keinen festen Vertrag, begab mich wieder in eine PRobezeit, da ich nach 4 monatiger Suche keine Stelle im Radius von 100 km gefunden habe UND habe in der Situation das Mirtazepin 45 mg (ich nahm es seit 6 Wochen im EXPRESSVERFAHREN abgesetzt: 5 Tage 30 mg 5 Tage 15 mg und dann keines mehr, WEIL sich in einer "Routine Einstellungsuntersuchung" bei mir herrausstellte, dass die Leberwetre GOT GPT um das 5-10 Fache des oberen normalen Wertes erhöht waren. Gamma GT war normal!
Wie durch ein Wunder traten nach dem Absetzen die schrecklichen Angstzustände, die mich Seit Sommer 2005 quälten und wogegen das Mirtazepin so wunderbar half nicht mehr auf.
Trotzdem ist es mir im Kopf mit Mirtazepin soo gut gegangen, ohne die Müdigkeit und das erhöhte Schlafbedürftnis, das ich mit Cipramil hatte.
Lekture, die ich mir von Pharmafirmen zuschicken ließ, ergaben, dass bei den Studien herrauskam, dass 2-5 pro 100 000 Personen, die Mirtazepin einnahmen, diese extreme Leberwerterhöhung auftrat.
Da ich so ungewöhnlich auf Medikamente reagiere, aber wahrscheinlich immer noch nicht die richtigen nehme, habe ich vor jeder Medikamentenumstellung Angst.

Sei mein Beitrag hoffentlich ein Trost für Dich.

Grüße von Mudgeraaba
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Denker »

Hallo Lioness,
ich kann dich sehr gut verstehen! Habe im Januar auch einsehen müssen, dass es nach 3 Monaten ohne AD wieder bergab geht und bin reuhmütig zu Fluoxetin zurückgekehrt. Es ist sehr schwer, so etwas nicht als persönliches Versagen hinzunehmen und es hat mir gezeigt, dass ich die Depression als Krankheit letztlich noch immer nicht so ganz akzeptiert habe.
Mirtazapin habe ich vor etwa 2 Jahren (zusätzlich zu Fluoxetin) genommen, da ich große Schlafprobleme hatte. Dafür war das Zeug auch ganz prima. Habe leider auch 12 kg davon zugelegt und war vorher schon nicht wirklich dürr. Kann dich also auch in diesem Punkt voll verstehen!
Ich habe auch 3 Versuche benötigt, um Mirtazapin endlich erfolgreich abzusetzen. Beim letzten Versuch habe ich dann zusätzlich 5 g Lachsölkapseln und Vit. B-Komplex eingenommen. Vielleicht hat das ja geholfen?
Dein Umfeld stimmt und der Zeitpunkt erscheint gut gewählt. Das sind riesige Vorteile!
Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg und freue mich auf deine Erfahrungsberichte.
Gruß
Denker
Dendrit
Beiträge: 4976
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
Kontaktdaten:

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Dendrit »

Hallo Lioness,

solltest Du die 30 mg nur noch morgen nehmen und dann Schluss oder noch ein oder zwei Wochen?

Ist blöde Situation, wohl psychische Abhängigkeit. Meinst Du, wenn ersteres zutrifft, nicht einfach noch langsamer ausdosieren - die halbe 30er, viertel (ich weiß, gibt eine schöne Bröselei ) - besonders wenn Du noch einige hast. Um Dich innerlich zu "verabschieden". Dass Du nicht nur vom Verstand aus diesen Therapieschritt machst, sondern auch von Herzen - also auch gefühlsmäßig. Mit Zwang ist's dann doch bloß wieder 'ne psychische Belastung.

Und vllt. mag das Abnehmen-wollen-Gefühl so stark werden, dass es Dir schließlich schnuppe ist, ob Du nun 7,5 mg nimmst oder gar nichts. Kleiner "Ansporn": ich hatte 25 kg zugenommen. 2 d nach der letzten Einnahme schon 1 kg verloren und innerhalb der nächsten paar Wochen waren 10 herunten. Dann gings langsamer. Aber vllt. geht es Dir auch so oder ähnlich.

Ich wünsch Dir, dass Du es innerlich schaffst. Und so wie Du bist, ganz sicherlich - ob übermorgen oder nächste Woche oder nächsten Monat!!

LG, Manuela
Lisa23

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Lioness,

die Erhaltungsdosis von 30 mg ist ja nicht sehr hoch. Wahrscheinlich verlierst du aufgrund dieser geringen Dosis auch Dein Übergewicht.

Für die Psyche sind die 30 mg vielleicht immer noch wichtig und auch ausreichend.

Ich stelle gerade um von 60 mg Cymbalta auf 75 mg Trevilor. Bei mir ist auch das Gewicht ausschlaggebend. Laut Beipackzettel nimmt man zwar auf Cymbalta nicht zu, bei mir war es aber anders. Deshalb versuche ich es nun mit Trevilor.

Mir reichen diese geringen Dosierungen in ruhigen Zeiten und ich kann gut damit leben.

Ich wünsche Dir viel Erfolg.

Liebe Grüße, Lisa
uti
Beiträge: 19
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von uti »

liebe lioness,
ich wünsche dir viel glück bei deinem versuch.bleib aber eine weile bei 30 mg.ich nehme das auch.hab einige versuche hinter mir runterzudosieren.mal hat es sehr gut geklappt ein andermal gar nicht.da ich eine chronische depression habe mußte ich manchmal auch wieder rauf dosieren.jetzt versuche ich es auch gerade mit 30.klappt ganz gut und am gewicht merkt man es sofort.
viel erfolg.
ich drück dir die daumen aber auch nicht traurig sein. gruß uti
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für den Zuspruch, das tut mir wirklich gut!

@Manuela: ich werde die 30 mg erstmal eine Weile lang nehmen, auch wenn die drei Wochen vorbei sind, und sehen, ob ich damit stabil bleibe. Danach erst soll es weiter runtergehen. Was Du über psychische Abhängigkeit schreibst, gibt mir natürlich zu denken. Da ist sicherlich durchaus was dran.......

Ich habe, glaube ich, ehrlich Angst davor, "es" ohne Medis nicht zu schaffen und damit an der Tatsache nicht mehr vorbeikomme, mich tatsächlich auf längere Sicht mit der Krankheit konfrontiert zu sehen - und das, obwohl die Diagnose ja mittlerweile "rezidivierende Depression" lautet, obwohl meine Ärztin ja von Anfang an gesagt hat, ich solle lernen, mit der Krankheit zu leben, ich hätte aufgrund meiner Lebensgeschichte die Disposition, in Stresssituationen mit einer Depression zu reagieren.

Andererseits ist sie es ja, die den Stein mit ins Rollen gebracht hat, und die Lage positiv bewertet. Also werde ich einfach meinen Mut zusammennehmen und es angehen müssen, sonst werde ich es nie schaffen, oder?

Wie sage ich in solchen Situationen anderen so gerne: FORZA!

Entschlossene Grüße
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von ghana »

Hallo Lioness,

wie sieht es mittlerweile aus? Merkst du bereits einen Unterschied?
Oder hat Mirtazapin ohnehin so eine lange Halbwertszeit, dass erstmal mit nix zu rechnen ist?

LG
ghana
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hallo Stefanie,

lieb, dass Du nachfragst!

Mirtazapin HAT in der Tat eine recht lange Halbwertzeit. Die letzten beiden Male hat es auf den Tag genau drei Wochen gedauert, bis - vom Empfinden her von jetzt auf gleich - der "Schalter" im Hirn quasi auf "unruhige Depressionssymptomatik" umgelegt wurde.....

ABER ich bilde mir ein, wieder intensiver zu fühlen, mich z.B. spürbar mehr freuen zu können! Das würde übereinstimmen mit einigen Berichten über Mirtazapineinnahme hier im Forum: Dass Gefühle gedämpft werden. Ist ja immerhin primär auch ein sedierendes AD.

Andererseits liegt's vielleicht auch am Frühling, der in der Luft liegt, die Energie, die fast greifbar vor der Tür lauert, die singenden Vögelein, die sprossenden Pflanzen, die Sonnenstrahlen..... und daran, dass sich in meinem sozialen Umfeld so viele positive Dinge tun.

Egal warum, ich genieße diesen Zustand erstmal und tanke Kraft und Zuversicht. Vielleicht geht's ja diesmal gut.....

Lieben Gruß
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von ghana »

Liebe Lioness,

das hört sich ja gut an. Ich drücke meine Daumen, dass es auch die nächsten Wochen so weitergeht. Wenn du weiterhin so positiv berichten kannst, machst du damit sicher auch anderen potenziellen Mirta-Absetzlern Mut.

Lg
Stefanie
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von balduin.cruchot »

Lioness, wie geht's Dir inzwischen? Ich bin jetzt seit einer Woche am Runterdosieren von Mirtazapin und nun, nach genau einer Woche, bin ich in einem ziemlichen Loch und das dauert nun schon drei Tage. Dabei war ich anfangs nach dem Runterdosieren (von 60 auf 45 mg) total happy und euphorisch, weil ich endlich mal wieder wach war. Erzähl doch mal, wie es Dir ergangen ist und ob Du mir Hoffnung machen kannst, dass mein Tief bald wieder vergeht!
Gruß
Anke
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hallo Anke!

Es tut mir Leid zu hören, dass es Dir mit dem Runterdosieren nicht so gut geht. Wenn die "Verschlechterung" schon nach einer Woche eintritt - dann ist das vielleicht doch ein Zeichen, dass es noch zu früh zum Absetzen ist?

Ich habe jetzt schon 3,5 Wochen mit 30mg statt bisher 45 mg hinter mir, und es geht mir sehr gut damit. Wacher fühle ich mich auch, und ich spüre meine Gefühle wieder intensiver.

Ich hatte aber nach 1,5 Wochen auch einen Einbruch, der allerdings einen konkreten äußeren Anlass hatte. Er wurde auch dadurch ausgelöst dass es im Moment in mir wahnsinnig "arbeitet", sprich dass ich in der Therapie, in der Verarbeitung und Bewältigung, geradezu Quantensprünge mache. Meine Thera meinte, mein System sei halt noch zu labil, um so einem "Quantensprung" ohne "Nachspiel" zu überstehen.

Der "Absturz" äußerte sich derart, dass ich wieder, wie zuletzt in der akuten Phase kurz vor dem Zusammenbruch, ein schier nicht zu ertragendes Einsamkeitsgefühl hatte; dass ich am Sonntag eigentlich zum Gottesdienst wollte, auch, weil ich da auf mittlerweile vertraute Menschen stoßen würde - und es einfach nicht ging. Im Nachhinein kann ich mir wieder nicht erklären, was denn die Schwierigkeit war. Es war jedenfalls nicht das, was ich momentan so übe - in mich Hineinhören, was ich wirklich will, und dann vielleicht entscheiden: och nö, heute keine Lust auf Kirche - mein Körper braucht Schlaf/ Ruhe - will den Morgen allein in Ruhe genießen - etc. Sondern ich war durchaus früh genug wach, hockte dann auf der Bettkante - UND ES GING EINFACH NICHT! Aufstehen, Duschen, Anziehen, Frühstücken, Losfahren - es ging halt nicht...... Der Kopf sagte mir ständig: "Komm, hiev Deinen A........ ins Bad, Du fühlst Dich einsam, unter Menschen zu sein kann Dir nur guttun" - aber keine Chance, da war nur dieses Gefühl, im schwammigen grauen Einerlei festzukleben. Keine Chance auch, irgendetwas an Handwerkszeug aus meinem Notfallkoffer anzuwenden. Habe den Rest des Tages dann mehr oder weniger in der Ecke gelegen, nix auf die Reihe gekriegt, und mich deswegen noch schlechter gefühlt. Dieses Gefühl hat noch ein, zwei Tage angehalten.

Gruselig - so grottenschlecht hatte ich mich nicht mal in der Examenszeit gefühlt. Und natürlich war sofort die Angst da: Scheiße, es geht wieder los. Das darf nicht wahr sein, es ging mir doch so gut..... Ich will nicht, dass "es" wiederkommt. Etc. etc. pp.

In der nächsten Therasitzung (Do) ging es mir gottseidank wieder ganz leidlich, und natürlich habe ich diesen Absturz und meine Sorge vor einer Neuauflage der Depression thematisiert. Meine Thera hat mich am Ende der Sitzung sehr beruhigt und meinte, ich sei auf keinen Fall wieder auf dem Weg in eine neuerliche Phase. Aber mein System sei halt noch labil genug, um auf die massiven inneren Umwälzungen empfindlich zu reagieren (ich hatte es am Freitag bei einem kniffligen Konfliktgespräch auf der Arbeit erstmals geschafft, als Erwachsene dabeizusein und nicht als das verängstigte, gedemütigte Kind). Und da ich das Mirtazapin runterdosiert habe, spüre ich nun auch die negativen Gefühlsschwankungen, die aber noch im Normbereich liegen, wieder stärker. Daran muss ich mich erst wieder gewöhnen, und mir Bewältigungsstrategien erarbeiten.

Der Kernsatz meiner Thera, der mir endgültig aus diesem Loch geholfen war, lautete sinngemäß: "Sie werden immer wieder im Leben, wie alle Menschen, an Ihre Grenzen geraten. Und diese Grenzen fühlen sich immer wieder gleich, immer wieder schlimm an. Nur für Sie (read: als depressiv Erkrankte) sind die Grenzen noch mit einem ganz besonderen Schrecken verbunden, und erinnern Sie an die schlimme depressive Phase. Aber heute können Sie anders damit umgehen, und es kommt jetzt darauf an zu sehen: Wie komme ich aus diesem Grenzbereich wieder heraus? Und die Erfahrung zu machen: Nicht jedes sich-im-Grenzbereich-Befinden bedeutet automatisch den Rückfall in die Depression."

Das hat mir immens geholfen - wie eben die Tatsache, dass mir die Thera sagte, sie könne ganz sicher bei mir keine weiteren Depri-Symptome erkennen. Alles, was ich schilderte, ließe auf inneres Wachstum, auf Vorwärtsgehen schließen. So empfinde ich es selbst auch.

Seitdem bin ich wieder auf dem aufsteigenden Ast. Ich hoffe sehr, die 30 mg jetzt eine Weile halten und dann weiter reduzieren zu können.

Allerdings musste ich in der Vergangenheit auch schon zweimal den Versuch einstellen, weil er schlichtweg gescheitert ist. Das hat mich jedesmal auch runtergezogen- aber wenn es nicht geht, ist es halt noch zu früh! Ich habe letzten Winter einen Vortrag der Oberärztin von der Depressionsstation "unserer" lokalem Psychiatrie gehört. Sie plädierte dafür, ein AD erst ein ganzes Jahr nach dem völligen Abklingen der Depressionssymptomatik abzusetzen.

Dir weiterhin alles Gute beim Ausschleichen - oder aber eben auch beim Weiternehmen. "Es" nicht zu schaffen ist keine Schande und kein Zeichen für Willensschwäche oder persönliches Versagen!

Gruß
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Sieglinde1964 »

Vom Runterdosieren bin ich noch weit weg. im Gegenteil, ich soll seit gestern noch eine halbe Tablette morgens zu mir nehmen. Mein Neurologe merkte beim Gespräch, dass ich noch nicht so hoch bin mit der Stimmung. Für mich war das erstmal ein "Schock", dachte ich, es geht nun mit den 30 mg. Aber heute habe ich gemerkt, dass es doch gut ist, die halbe Tablette morgens noch zu nehmen. Ich war besser drauf als sonst.

Was ich nun gerne wissen möchte, von euch Mirtazapin-Nehmern, habt ihr auch das Gefühl, dasa ihr gefühlsmäßig wie abgestumpft seid, oder liegt das einfach nur an der Depression selbst und nicht am Mirtazapin? Kam bei euch die Emotion wieder mit niedrigerer Dosis?
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hallo Ihrs,

es wird mal wieder Zeit, den Thread hochzuholen und zu aktualisieren!

Nachdem mir ja das Runterdosieren von 45 mg auf 30 mg problemlos geglückt war und ich mich weiterhin gut fühlte, hatte ich beschlossen, den nächsten Schritt nach unten zu gehen.

Auf Anraten meiner Psychiaterin habe ich jetzt also ca. 3 Wochen lang jeweils alternierend 30 mg und 15 mg genommen.

Und nachdem es mir seit einer guten Woche wieder einigermaßen schlecht geht, musste musste ich mir gestern leider endlich eingestehen, dass es für diesen Schritt wohl doch noch zu früh ist. Angst, Unruhe, eingefrorene Gefühle, alles wird zuviel, zu Hause einigeln und nichts gebacken bekommen, "es geht mir schlecht" ohne genau sagen zu können was nun los ist - das halte ich nicht länger als eine Woche aus, wenn ich weiß, ich muss nur mein AD wieder höher dosieren, und schon geht's wieder besser / gut.

Das hat mir schon einen herben Schlag versetzt - schließlich haben sich meine Lebensumstände wieder beruhigt, ich mache in der Therapie große Fortschritte, es geht mir soweit echt gut. Warum also bleiben die Deprisymptome hartnäckig dabei, sobald das AD auch nur runterdosiert wird - von einem völligen Absetzen im Moment offensichtlich gar nicht zu reden!

Hier ist - wieder mal - etwas außerhalb meiner Kontrolle, und damit können stolze Löwinnen nun so gar nicht umgehen.....

GRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR!

Frustrierte Grüße
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von ghana »

Liebe Lioness,

[quote]Warum also bleiben die Deprisymptome hartnäckig dabei, sobald das AD auch nur runterdosiert wird[/quote]

Es wurde und wird ja diskutiert, ob bei schweren und / oder lang andauernden Depressionen die Hirnstrukturen und / oder der Hirnstoffwechsel sich nicht langfristig verändern und wenn ja, inwieweit und ggf. in welcher Zeit diese Veränderungen reversibel sind.

Vielleicht reichen deine stabileren Lebensumstände für genug Botenstofftätigkeit aus, dass du sie mit "nur" 30 mg Mirta zusätzlich unterstützen musst.
Aber soviel Unterstützung braucht dein Hirn offensichtlich noch ("Anpassungsproblem"?).

Eine andere Möglichkeit, die ich mir denke könnte ist, dass das, was du für Depri-Symptome hälst, in Wirklichkeit Absetzsymptome sind. Die sollen sich ja manchmal recht ähnlich sein. Ich habe aber zu wenig Ahnung von Mirta um zu wissen, ob Absetzsymptome häufig vorkommen und wie sie in Erscheinung treten.

*drückdich*
Stefanie
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von balduin.cruchot »

Hallo Lioness, ich möchte hierzu auch 2 Sachen sagen:
1. die Erfahrung, dass
es trotz Psychotherapie ohne AD nicht geht, habe ich in den letzten 5 Jahren auch zweimal machen müssen. Das ist im ersten Moment sehr frustrierend, weil man vorher auch so stolz auf sich ist, dass man durch die Psychotherapie so weit gekommen ist. Ich muss im Nachhinein sagen, dass es eben nicht die Psychotherapie war, sondern nur das AD, das geholfen hat - so traurig das ist. Es ist nochmal ein sehr großer Schritt, sich einzugestehen, dass die Depri vielleicht ohne ADs nie wieder weggehen wird. Ich bin inzwischen froh, wenn ich die ADs, die die Depri im Griff haben, auch einigermaßen vertrage, mehr verlange ich schon gar nicht mehr... Man wird auch bescheidener mit der Krankheit.
Das andere ist: ich habe ja gleichzeuitig mit Dir das Mirta runterdosiert. Ich war anfangs auf 60 mg. Ich habe immer nur eine Vierteltablette runterdosiert und habe das jedesmal bretthart gemerkt - 3 - 4 Tage lang sehr depri, danach ging's aber langsam wieder, und nach weiteren 3 Wochen bin ich weiter runter. Momentan bin ich auf einer Dreiviertal-Tablette (also 22,5 mg). Vielleicht dosierst Du zu schnell runter? Vielleicht versuchst Du es auch mal mit Vietel-Schritten, nicht gleich mit Halbieren? Ich würde noch nicht gleich aufgeben, könnte mir auch vorstellen, dass das einfach Absetzsymptome sind!
Alles Gute für Dich
Anke
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hallo ihr beiden,

danke für Eure aufmunternden Antworten! Ihr habt Recht, ich tue mich gar fürchterlich schwer einzusehen, dass es ohne AD offensichtlich noch nicht funzt. Noch schwerer wäre es einzusehen, dass es vielleicht gar nie nicht ohne funzen würde.....

Bislang war es ja so, dass es auf Grund meiner Lebensumstände nicht verwunderlich war, dass mir die Depression erhalten geblieben ist. Und wenn ich ganz ehrlich bin - ok, die absoluten Basics (Arbeit, Wohnung, Teile des sozialen Umfeldes) stimmen wieder. Aber damit ist mein Leben nicht im Lot, und Dinge, die in den letzten Jahren völlig hinter dem Überlebenskampf (also Beruf/ Arbeitsfindung, Examen etc.) zurück stehen mussten - die haben sich leider, leider zwischenzeitlich nicht erledigt, sondern brechen sich nun munter Bahn.

UND Geduld haben war und ist wahrlich noch nie meine Stärke gewesen - leider! Geduldig abzuwarten, bis mein Körper - vielleicht - mal so weit ist, ohne Medis auszukommen, das macht mich fertig. Erst recht der Gedanke, für eine psychsiche Stabilität vielleicht auf Dauer auf eine Medikation angewiesen zu sein. Schaut man meine Lebensgeschichte an, habe ich seit 20 Jahren mit der Krankheit zu tun, nur leider war sie nie als solche diagnostiziert worden, bis vor 2 1/2 Jahren. Zeit genug, aus den entsprechenden Hirnwindungen Hackfleisch zu machen?

Waaaaaah! Mag nicht mehr! Aber Jammern hilft da leider auch nicht, woll? ALSO werde ich jetzt mal raus gehen und selbwelchige Hirnwindungenan einer Frischluftbehandulung unterziehen, hilft bestimmt ein bisschen!

Immer noch frustrierte Grüße
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

@ Anke: Wie viertelst Du denn Tabletten, die nur einen Falz zum halbieren haben? Mit dem Messerchen? Klappt das denn?

Gruß
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von flora80 »

Liebe Lioness!

Wie du weißt habe ich im letzten Jahr meine Medikation quasi von einem Tag auf den anderen komplett abegsetzt. Allerdings war die Voraussetzung auch eine etwas andere: Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir das WIRKLICH was bringt.
Ich habe es dann so erlebt, dass es mir direkt danach nicht sonderlich gut ging, aber ich wollte auf keinen Fall zurück zu meinem damaligen Psychiater. Habe mich dann um einen Termin bei einer anderen Psychiaterin bemüht, aber die war bis Januar (damals war es September) komplett ausgebucht und hatte keine Termine mehr... Also hab ich es dann einfach gelassen, teils aus Trotz, teils, weil ich es satt hatte, mein Leben mit irgendwelchen Pillen zu verbringen, das hatte ich schließlich bereits vier Jahre ziemlich erfolglos getan. Die ADs habe mir nicht sehr geholfen, höchstens das Seroquel, um stabiler zu sein und schlafen zu können. Und ich hatte in der ganzen Zeit 35kg zugenommen. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr. Es war mir egal, ob ich abstürze oder nicht, habe das als meine einzige Chance gesehen, es irgendwie zu packen. Ich hab mich selbst ins Wasser geworfen. Schwimm oder stirb war mein Motto.

Wie man deutlich erkennen kann, bin ich nicht gestorben und mir geht es mittlerweile gut, wie nie zuvor.

Die ersten Wochen nach dem Absetzen waren genau so, wie du es beschreibst. Aber das ging vorbei. Es kann tatsächlich sein, dass das auch bei dir eine vorübergehende Absetzsymptomatik ist. Was hältst du davon, jetzt bis zu den Sommerferien einfach weiter auf 30mg zu fahren und in den Sommerferien dann zu reduzieren. Dann hast du die Kapazitäten, auch mal ein, zwei Wochen richtig miese Stimmung aushalten zu können, weil du nicht den Druck hast, in der Schule funktionieren zu müssen. Wenn es dann am Ende der Ferien immer noch nicht besser ist, kannst du immernoch zum Medikament zurückkehren...

Ich möchte hier übrigens keinesfalls Werbung dafür machen, seine Medikamente einfach so abzusetzen... Ich habe das so gemacht und mir ist klar, dass das ein gefährliches Unterfangen war. Es ist gut gegangen, aber es hätte auch schwer daneben gehen können... Die sicherere und bessere Variante ist IMMER, das mit dem Arzt zu besprechen. Aber ich hatte auch das Vertrauen zu meinem damaligen Arzt verloren und wie gesagt, die Suche nach jemand neuem gestaltete sich schwierig. Mittlerweile habe ich auch eine neue Therapeutin. Aber das halbe Jahr alleine Laufen hat ehrlich gesagt auch mal gut getan. Es hat mir geholfen, für mich klar zu kriegen, was ich eigentlich will und für mich brauche, was mir eine neue Therapie geben soll. Mit dieser Klarheit konnte ich dann viel besser wieder starten.

Liebe Grüße, Flora
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hallo Flora,

nochmals lieben Dank für Dein Feedback. Deinen Gedanken, bis zu den Sommerferien in gut 2 Wochen 30 mg zu schlucken werde ich in die Tat umsetzen, den hatte ich auch schon. Zumal diese Woche der Kirchentag beginnt, wo ich im geistigen Zentrum meiner Gemeinschaft mitarbeiten werde. Da brauche ich alle meine Kraft....... Und die Woche drauf steht zu allem Überfluss auch noch die Renovierung meiner waschmaschinenwassergeschädigten Wohnung an. Da graust's mir jetzt schon!

Lieben Gruß zurück
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Regenwolke »

Liebe Lioness,

ich hab selbst ja kaum Erfahrung mit AD, kann mir aber auch vorstellen, daß Dein "Absturz" nicht unbedingt ein Zeichen dafür ist, daß Du ohne AD sofort wieder in die Depression rutschst, sondern daß Deine Synapsen sich einfach wieder umstellen müssen und das seine Zeit braucht. Die Idee, in noch kleineren Schritten zu reduzieren, finde ich nicht schlecht.

Ich wünsch Dir viel Glück dabei, und nicht zu viel Gram, wenn es doch nicht wie geplant funktionieren sollte.

Lieben Gruß,
Regenwolke
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hallo Regenwolke,

lieben Dank für das Mutmachen!

Habe gestern abend wieder 30 mg genommen, und heute geht es mir wieder ganz "gut". Gestern kriegte ich nichts gebacken, fühlte mich einfach - ja, eigentlich fehlen mir die Worte, diesen Zustand zu beschreiben! Da ist einerseits trotz Allem keine Weltuntergangsstimmung, auch nicht das Gefühl, minderwertig etc.zu sein - aber es geht mir halt einfach 'schlecht', ich habe das Gefühl, alles wird zuviel, und ich will lieber gar nichts machen, auch Niemanden treffen, mich in meiner Löwenhöhle (in der es leider auch entsprechend aussieht....) einigeln (oder besser: einlöwen?), und am Liebsten an gar nichts mehr denken müssen. Das alles eingepackt in eine völlig diffuse, mich quasi von oben bis unten durchwabernde Angst - Wovor? Null Ahnung! Dem Leben?

Brrrrrrrrrrr - also die Vorstellung, so meine Sommerferien zu verbringen, ist wahrhaft wenig beglückend. Andererseits - einen Versuch ist es wohl wert..... theoretisch jedenfalls......

Eure Erfahrungsberichte und Euer Zuspruch helfen mir sehr in dieser Situation. Etwas Diffuses, Schwammiges, worüber ich nicht die Kontrolle habe, und woran ich selbst aktiv wenig ändern kann - jaja, ich weiß, regelmäßig Sport, Tagesstruktur, sich selbst zu positiven Aktivitäten zwingen, blablabla etc. - der Alptraum schlechthin!

Und bevor hier gleich wieder der beliebte Vergleich mit dem Diabetiker zitiert wird, der ohne sein Insulin nicht existieren kann (den habe ich hier, glaube ich, bestimmt auch schon mal aus der Klamottenkiste gezogen) - Weiß ich! Will aba trotzdem, dass es auch ohne geht! Wahhhhhhh! (Die informierte Laiin diagnostiziert spontan: typischer Fall vom Konflikt mit dem inneren Kind!)

So, nun werde ich versuchen, meinen weisen Anteil zu konsultieren, mir Rat und Bestätigung zu suchen, und dann mein Kind trösten.

Und heute Abend und die nächsten 1-2 Wochen definitiv wieder auf 30 mg durchgehend gehen, soviel steht fest! Maunz!

LG
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
Ilka
Beiträge: 400
Registriert: 29. Nov 2005, 21:07

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Ilka »

Hallo Lioness,

"gut gebrüllt Löwin" - find Dich einfach klasse!
Alles Gute!

Lieber Gruß
Ilka

P.S. Ist zwar n. bißchen kurz, mir gehts besch....., deine Zeilen zu lesen haben mir aber gerade gut getan und mich zu diesen zeilen spontan motiviert!
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Lioness »

Hey Ilka!

Prima! Dann ist mein Gejammere ja zu etwas gut!

Ich verkneife mir jetzt zu sagen: "Halt die Öhrchen steiff", Du hast ja schon Muskelkater. Schick den doch mal zu mir in meine Löwenhöhle - so unter Katzen, da ist er gut beschäftigt und lässt Dich vielleicht in Ruhe.

Oder besser noch, schicke Deinen GöGa in ebenjene Löwenhöhle - den brülle ich an, dass ihm Hören und Sehen vergeht. Danach muss DER zur Reha - und Du kannst Dich zu Hause in Ruhe darauf konzentrieren, wie Du es schaffen kannst, Dich von seinen Ansprüchen an die funktionierende Gattin / Mutter/ Köchin/ Putzfrau/ Geliebte /Schwiegerdrachenunterhalterin .... (Liste bitte beliebig ergänzen) abzugrenzen!

Soll ich ma probebrüllen?

GGGGROOOOOOARRRRRRR!

*japs, hechel* Boah, das tat gut!

Lieben Gruß
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Mirtazapin runterdosieren - habe ganz schön Bammel.....

Beitrag von Denker »

Liebe Löwin,
du hast einfach einen klasse Schreibstil, selbst wenn es dir nicht so gut geht. Deine Beiträge sind aber auch inhaltlich immer wieder sehr sehr lesenswert!

Ich habe 2004/5 für 8 Monate Mirtazapin genommen (max. 30 mg/Tag), zusätzlich noch 40 mg Fluoxetin. Habe es erst im 3. Versuch geschafft, Mirtazapin endgültig abzusetzen. Ich weiß, wie sich das anfühlt.
Ich denke, mir hat folgendes geholfen: Etwa 1 Monat vor dem erfolgreichen 3. Absetzversuch habe ich begonnen, täglich 5 g Lachsöl (also Omega-3-Fettsäuren) zu mir zu nehmen. Außerdem habe ich noch hochdosierte B-Vitamine geschluckt. Ob es da wirklich einen ursächlichen Zusammenhang gibt, kann ich natürlich nicht wirklich sagen, aber es wäre beim nächsten Reduktionsversuch doch eine Überlegung wert, oder?
Trotzdem denke ich, dass du dir ruhig Zeit lassen solltest mit dem reduzieren.

Ich nehme jetzt seit 2,5 Jahren Fluoxetin in wechselnder Dosierung. Meist war 40 mg die richtige Menge, fast ein jahr lang ging es mit einer Erhaltungsdosis von 20 mg ganz gut, derzeit geht es mir mit 60 mg ziemlich schlecht. 2 mal habe ich das Fluoxetin komplett abgesetzt, was jeweils nur für 2-3 Monate gut gegangen ist. Dann gab es wieder irgendwelche gravierenden Ereignisse in meinem Leben und ich konnte zusehen, wie meine Stimmung wieder den Bach runter ging. Ja, auch mein inneres Kind möchte ohne diese Pillen auskommen. Es kann doch nicht sein, dass eine Messerspitze von einer chemischen Substanz eine solche Macht über mich hat!

Wir müssen wohl alle lernen, nachsichtiger mit uns umzugehen.

Liebe Grüße
Denker
Antworten