Ich bin neu hier und weiß nicht mehr weiter...

Antworten
cornucopia
Beiträge: 9
Registriert: 3. Mär 2007, 09:14

Ich bin neu hier und weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von cornucopia »

Hallo zusammen,

nun habe ich mich hier registriert und jetzt traue ich mich nicht so recht, hier zu schreiben, aus Angst, totalen Blödsinn zu reden.

Eine kurze Vorstellung vorab: Ich bin mittlerweile 30 und arbeite als angestellte Übersetzerin, in meinem Traumberuf. Meine Geburt ist einem "Verkehrsunfall" zu verdanken, ich war nicht geplant und es gab keinen Platz für mich; ich wuchs bei meiner Oma auf. Als ich 11 war, erkrankte diese an Krebs und starb, als ich 12 war, woraufhin ich zu meiner Mutter zog. Die zwischenzeitlich einen mir unbekannten Mann geheiratet hatte (wir sahen uns nicht sooo oft, vielleicht einmal die Woche, manchmal mehr, manchmal weniger), der mich über Jahre mißbrauchte. Wovon niemand etwas mitbekommen hat. Mit 12 wurde ich magersüchtig, auch das wurde nie erkannt. Vielleicht wollte es auch keiner sehen.

Über all die Jahre habe ich mich so durchgewurschtelt, immer allein, denn ich hatte niemanden, mit dem ich hätte reden können. Mal abgesehen davon, daß ich gar nicht wußte/weiß, wie "Reden" geht, weil ich das nie gelernt habe.

Anfang letzten Jahres brachte ich es endlich über mich, den Hausarzt zu wechseln, nachdem ich lange unzufrieden war, mich aber einfach nicht traute, woanders hinzugehen.
Ich hatte Glück und geriet an einen Arzt, dem ich spontan vertrauen konnte und dem ich gleich beim ersten Termin recht viel über mich erzählt habe, weil ich mich da einfach gut aufgehoben fühle. Mit ihm besprach ich die Möglichkeit einer Therapie.
Seit Januar 2006 bin ich nun auch in tiefenpsychologischer Therapie, hatte riesiges Glück, weil ich keine Wartezeit hatte. Mit meinem Therapeuten verstand ich mich auch immer sehr gut, ich hatte das Gefühl, das paßt.

In den letzten Monaten hatte ich nun im Job sehr viel zu tun, zu viele Überstunden in zu kurzer Zeit, Ruhepausen passen nicht da rein, und dann kam auch nebenher noch eins zum anderen: meine Beziehung läuft nicht mehr, ich bringe es aber einfach nicht, mich zu trennen, weil ich Angst habe, dann Streß wegen meines Vermieters, der aller Wahrscheinlichkeit nach insolvent ist (seit August leben wir hier im Haus mit der ständigen Gefahr, daß die Stadt uns das Wasser abstellt), dann diverse unglückliche Situationen im Job, die für sich allein genommen nicht so schlimm waren, zusammen aber schon eine ganz hübsche Summe ergeben usw.

Mein Vermieter drohte mir mit Kündigung, weil ich auf Anraten meines Anwalts keine Nebenkosten mehr gezahlt habe. Das machte mich ziemlich fertig, weil mir dadurch nun irgendwie meine "Zuflucht" genommen wurde. Dann ist gerade eine Freundschaft in die Brüche gegangen, was mich sehr traurig macht.

Und ich weiß, daß ich mitten in einem tiefen Loch sitze und allein da nicht mehr rauskomme. Die Therapie hilft mir zur Zeit überhaupt nicht; ich habe das starke Gefühl, daß mein Therapeut mich aufgegeben hat.

Mit Gefühlen tue ich mich sehr schwer; ich kann sie in der Öffentlichkeit nicht zeigen. Freude mal, ok, aber sonst? Fehlanzeige. Leider kann ich auch nicht weinen, obwohl mir so sehr danach wäre. Ich wünsche mir so sehr eine Erleichterung, daß der Druck weg ist, der Kloß weggeht, den ich im Hals sitzen habe. Und erwische mich immer öfter dabei, mich "wegzuwünschen".

Ich weiß, daß ich *eigentlich* meinen Hausarzt ansprechen und ihm das sagen soll. Gleichzeitig habe ich aber eine solche Angst davor, daß er denken könnte, ich übertreibe, nur um Zuwendung zu bekommen oder um an irgendwelche Medikamente zu kommen. Und diese Angst ist so groß, daß ich den Mund nicht aufkriege.
Was, wenn er das nicht ernstnimmt (was ich nicht glaube)? Was, wenn er denkt, ich übertreibe nur, stelle mich nur an? (was ich auch nicht glaube, aber...)
Klar, ich kann das nur herausfinden, wenn ich mit ihm rede, aber ich habe solche Angst...

Was muß denn noch passieren, muß ich denn erst total zusammenbrechen, damit ich mal für mich einstehe? Es ist alles so sinnlos, irgendwie.

Tut mir leid, daß ich solchen Müll schreibe, aber ich bin echt verzweifelt und wußte jetzt gerade nicht, wohin...

Viele Grüße
cornucopia
Clown
Beiträge: 4328
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Ich bin neu hier und weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Clown »

Liebe Cornucopia,

herzlich willkommen hier!
Ich freue mich, dass du hergefunden hast und dich mitteilen kannst.

Natürlich hast du keinen Müll geschrieben, das weißt du auch, fühlst dich aber wohl momentan ganz anders.
Nach meinem Empfinden bist du auf einem guten Weg, der gleichzeitig schwer und schmerzvoll ist - kann auch gar nicht anders sein, bei deiner Geschichte.

Alles Gute und liebe Grüße,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
KeTi
Beiträge: 79
Registriert: 22. Mär 2005, 11:04

Re: Ich bin neu hier und weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von KeTi »

hallo cornucopia,
du solltest das unbedingt mit deinem doc besprechen.und er wird das bestimmt ernst nehmen,trau dich! deine probleme könntest du aufschreiben das wichtigste an erster stelle und alles nach und nach ganz in ruhe abarbeiten.es tut mir leid das du so schreckliche dinge erleben mußtest logisch dass es dir schlecht geht.ich wünschte ich könnte mehr für dich tun als nur zu schreiben,leider bin ich selber zur zeit aus der bahn geraten aber du hast mein volles mitgefühl und ich drück dich
alles alles gute lg K
Engel31
Beiträge: 14
Registriert: 27. Feb 2007, 20:50

Re: Ich bin neu hier und weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Engel31 »

Hallo cornucopia,
ich finde es sehr mutig von dir was du da alles geschrieben hast. ich bin auch ganz neu hier habe erst 2. auf etwas geantwortet.Da ich dachte meine Erfahrung könnte behilflich sein. Habe meine eigenen Probleme gar nicht geschrieben. Deshalb finde ich das du echt mutig bist auch das du so über deine Probleme schreiben kannst. Ich hoffe das du einen Weg für dich findest der dir gut tut.
Ich war auch Anfang des Jahres total fertig.
Nehme jetzt ein Medikamt dank meiner Therapeutin welches mir total gut tut.
Vielleicht gibt es auch da für dich eine Lösung. Ich kann mir nicht vorstellen das dein Therapeut dich aufgegeben hat.
Wünsche dir viel Kraft für das Wochenende. und alles gute
Grüße vom Engel
cornucopia
Beiträge: 9
Registriert: 3. Mär 2007, 09:14

Re: Ich bin neu hier und weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von cornucopia »

Hallo ihr drei,

ihr glaubt gar nicht, wie gut mir eure Antworten tun! Vielen herzlichen Dank dafür!

Ehrlich gesagt habe ich mich fast nicht getraut, hier noch mal nachzulesen, aber ihr habt mich hier so lieb empfangen... Einfach nur schön.

Mein Arzt hat noch bis einschließlich Donnerstag Urlaub, für Freitag hatten wir ohnehin einen Termin vereinbart, allerdings zur Akupunktur.
Und ich weiß einerseits schon, daß ich den Mund aufmachen muß, weil nur sprechenden Menschen geholfen werden kann, andererseits will ich ihm aber auch nicht auf die Nerven gehen. Ach, ich weiß, daß das Müll ist, aber es ist mir einfach einmal zu oft passiert, daß mich ein Arzt nicht ernst genommen hat.

Aber egal, ich will euch nicht schon wieder so zutexten, sondern freue mich nun einfach über die nette Aufnahme hier bei euch - und einen guten Austausch mit euch.

Liebe Grüße
Cornucopia
Clown
Beiträge: 4328
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Ich bin neu hier und weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von Clown »

Liebe Cornucopia,

du hast so einen schönen Namen, hab ich (durch Wikipedia) festgestellt - mythologisches Symbol des Glücks!

Dass dir unsere Reaktionen guttun freut mich, möge es so weitergehen hier für dich.

«ich will euch nicht schon wieder so zutexten»

Du erlaubst, dass ich solche depri-typischen Äußerungen und Ängste nicht so sehr beachte?

Vom Arzt nicht ernstgenommen werden - das gibt es leider wohl öfters, davon wird hier immer wieder berichtet.

Ich habe das Glück, sowohl einen liebevollen, ganzheitlich denkenden und behandelnden Heilpraktiker zu haben (aber auch erst seit 2 Jahren), als auch einen Thera, bei dem ich mich sehr gut aufgehoben fühle.

«Mit meinem Therapeuten verstand ich mich auch immer sehr gut»

Kannst du sagen, was sich geändert hat, dass es nun nicht mehr so ist? Gab es ein konkretes Erlebnis für dich?
Du hast deinen Beitrag im Unterforum 'Psychotherapie' eingestellt, hast du vielleicht eine Frage in dieser Hinsicht an uns?

Lieben Gruß,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
cornucopia
Beiträge: 9
Registriert: 3. Mär 2007, 09:14

Re: Ich bin neu hier und weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von cornucopia »

Hallo Clown,

danke für das Kompliment! Auf den Namen bin ich mal bei einer Übersetzung gestoßen - "das Füllhorn". Hab meinen Wunsch halt mal in einem Namen ausgedrückt. *rotwerd*

Ok, vergiß einfach das mit dem Zutexten wieder, ich weiß schon.


Ich habe diesen Beitrag im Unterforum Psychotherapie aus zwei Gründen eingestellt. Zum einen weil ich nicht wußte, wo ich ihn sonst hinstellen sollte, was Besseres ist mir nicht eingefallen. Und zum zweiten - der Hauptgrund - denke ich, daß mein größtes Problem derzeit nicht diese überaus anhängliche Depression ist, sondern die Tatsache, daß das einzige, was mir bislang Halt gegeben hat, nämlich die Therapie, zur Zeit irgendwie so gar nicht klappen will. Irgendwie habe ich in letzter Zeit oft das Gefühl, daß mein Therapeut mich einfach nicht verstehen *will*. Ok, das ist eine rein spekulative, böse Unterstellung, aber sämtliche Versuche meinerseits, das klarzustellen, verliefen im Sande.

Am Ende unserer vorletzten Stunde, wirklich genau zum Abschied, fragte er mich, ob ich mir sicher sei, daß mir die Therapie zur Zeit was bringe. Und damit ließ er mich rausgehen. Das hat mich ziemlich fertiggemacht. Ich war mein ganzes Leben irgendwo allein, hatte nie jemanden, mit dem ich mal hätte reden können; man gewöhnt sich an alles und ich habe mich damit abgefunden, weil Kämpfen in der Hinsicht eh keinen Sinn hat - aber so alleingelassen habe ich mich noch nie gefühlt.
Als ich da rausging, war mir alles so dermaßen egal, daß ich es mit Worten nicht wiedergeben kann. Ich denke, alle hier dürften wissen, wie sich das anfühlt.

In der letzten Stunde nun sprach ich meinen Therapeuten direkt darauf an und sagte, ich fand den Zeitpunkt nicht so günstig, ich hätte gern mit Ihnen darüber gesprochen. Seine Reaktion? "Na, das tun wir ja jetzt." Hätte er mir stattdessen eine Ohrfeige verpaßt, wäre die weniger schmerzhaft gewesen als diese Worte.

Das war nur ein Beispiel, aber so in der Art läuft das meinem Eindruck nach in den letzten Wochen *ausschließlich*.

Gestern hatte ich nun sowieso einen Termin bei meinem Hausarzt, den ersten nach seinem Urlaub. Und als er mich nach einer kurzen Unterhaltung zu seinem Urlaub fragte, wie es mir denn sonst ginge (ich werde da zur Zeit wieder einmal wegen Schmerzen behandelt, mit Akupunktur), gab ich für mich selbst überraschend eine sehr kurze und sehr ehrliche Antwort, aus der jedoch sehr deutlich hervorging, was Sache ist.

Wie erwartet, wies er mich darauf hin, daß ich das mit meinem Therapeuten besprechen müsse, da er behandlungstechnisch für mich zuständig sei. Natürlich. Ob ich ihm das auch so klar gesagt hätte wie ihm, wollte er wissen. Ja, hatte ich.
Trotzdem solle ich bitte mit meinem Therapeuten darüber sprechen, ihn anrufen oder ihm eine E-Mail schreiben, er habe ja eine Adresse. Zum Schluß, nach der Behandlung, vereinbarten wir einen neuen Termin und ich bekam eine Überweisung für Neurologie/Psychiatrie mit, für den Fall, daß mein Therapeut das für nötig hält.

Und nun haben wir den Salat...
Anrufen wäre vielleicht der direkteste Weg gewesen, aber mit Anrufen hätte ich da nicht viel erreicht. Wir haben am Dienstag ohnehin unseren nächsten Termin, und wie um alles in der Welt hätte ich in der auf einem AB zur Verfügung stehenden Zeit unterbringen sollen, was ich mit meinem Arzt besprochen habe?
Gut, also habe ich mich hingesetzt und geschrieben. Schonungslos ehrlich, da muß er jetzt durch. Habe dazugeschrieben, daß ich bitte am Dienstag mit ihm über den Inhalt meines Briefes reden möchte.
Und habe den Brief gleich gestern noch abgeschickt, ohne weiter darüber nachzudenken. Den Rest des Abends habe ich mich dann zu Hause verkrochen.

Und nun sitze ich hier und habe Angst. Wieder mal. Weil ich nicht weiß, wie er reagieren wird. Wie schon gesagt, es gab da gewisse Differenzen - die übrigens da begannen, als ich in mein geliebtes schwarzes Loch abzurutschen begann, ganz klar ausgelöst durch Überarbeitung. Er hat den Eindruck, ich wehre mich gegen alles, was er mir vorschlägt, was so aber nicht stimmt. Das will er dann aber irgendwie auch wieder nicht hören. Manchmal habe ich so den Eindruck, er sagt nebenher mal so, machen Sie doch "einfach". Obwohl er weiß, wissen muß, daß das so einfach nicht sein kann, denn dann bräuchte ich seine Hilfe schließlich nicht. Sag mir, wo der Schalter liegt, und ich betätige ihn!

Tja, wie gesagt, nun habe ich Angst vor seiner Reaktion. Mein Arzt bat mich ja, mit meinem Therapeuten zu besprechen, ob er eine psychiatrische Mitbehandlung, evtl. mit Tabletten, für angebracht hält. Das habe ich gleich mit in den Brief eingebaut, damit ich mich am Dienstag nicht wieder drücken und mir einreden kann, mir geht's doch besser.
Was mache ich, wenn mich mein Therapeut nicht ernst nimmt? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie lange ich diesen Zustand so noch aushalte. Ja, ich bin stark, sonst hätte ich es vermutlich gar nicht so weit geschafft, aber im Moment bin ich einfach nur am Ende, will, daß das wieder aufhört. Und ich habe keine Ahnung, wie ich das einem Therapeuten klarmachen kann, der das Problem vor der Nase sitzen hat und es irgendwie nicht wahrnimmt. Habe ich das alles wirklich so runtergespielt? Gut, ich habe diese Neigung, weil ich halt niemandem zur Last fallen und Sorgen bereiten will , aber er hat mich andererseits auch schon auf dem bisherigen Tiefpunkt meiner Verzweiflung erlebt, von daher *sollte* er wissen, was Sache ist.

Und dann diese Äußerung in der letzten Stunde, als ich ihn fragte, ob ich ihn jetzt endgültig zur Verzweiflung getrieben hätte: ich könne ihn gar nicht zur Verzweiflung treiben, da wir ein Arbeitsverhältnis hätten. Holla, was habe ich denn da angestochen? *kopfkratz*

Ja, einen solchen Heilpraktiker, wie du ihn beschreibst, lieber Clown, habe ich auch, aber da "darf" ich ja seitens meines Therapeuten eigentlich nicht hingehen. Eigentlich = ich tu es doch, weil ich weiß, daß mir das meist hilft; der Mann guckt mich an und weiß, was in meinem Kopf abgeht. Und er arbeitet auf einer ganz anderen Ebene als mein Therapeut, obwohl beide das gleiche Gebiet abdecken, nämlich die Psychotherapie. Wenn er merkt, daß ich mauere, bleibt mein Therapeut vor der Mauer stehen und wartet ab. Der HP dagegen kennt ein Schlupfloch in einem abgelegeneren Teil der Mauer und geht einfach da durch.

Wie gehen denn bei dir die beiden "miteinander um"? Wissen sie voneinander?
Ich weiß noch, ich habe mich bei meinem Therapeuten mal verplappert, so daß er erfahren hat, daß ich auch zu dem HP gehe. Und darauf reagierte er "etwas" allergisch. Na, dann sei ja nicht sicher, ob ich überhaupt noch mal wiederkäme. Wenn der andere mir ja besser helfen könne, würde mir die Therapie wohl nichts bringen.
Solche Sachen. Da fühlte sich jemand ganz deutlich auf die Füße getreten, glaube ich. Und seitdem war ich natürlich noch bei meinem HP, aber mein Therapeut weiß nichts davon. Ebensowenig weiß der HP von meinem Therapeuten, da ich das Gefühl habe, daß er da genauso drauf reagieren würde wie der andere auf ihn. Soll egal sein, sie helfen mir beide, der eine nur zur Zeit eher mehr, während der andere mich mehr in Frage zu stellen scheint.

Immerhin habe ich nun am Wochenende mal ein bißchen "Luft", mein Freund ist zu seinen Eltern gefahren und ich habe mir Arbeit mit nach Hause genommen, die ich *eigentlich* auch angehen *müßte*. Nur aufraffen kann ich mich irgendwie so gar nicht...

Mein Arzt hatte mir für gestern eine Krankmeldung angeboten. Die hätte ich nur zu gerne angenommen, aber es geht nicht, ich mußte zur Arbeit.
Er akzeptierte das, meinte aber, ich solle mich einfach von selber melden, wenn ich eine brauche. Und das tat so gut. Bei diesem Arzt fühle ich mich wirklich gut aufgehoben, eine ganz neue Erfahrung.

Ach, ich habe einfach das Gefühl, ich übertreibe das alles. In zwei Wochen habe ich zwei Wochen Urlaub, in drei Wochen um diese Zeit sitze ich schon auf Mallorca in einer Finca im Landesinneren... Es gibt da so etwas wie Hoffnung. Wobei dieser Urlaub mir zwar gut tun wird, meine Probleme aber nicht lösen wird, denn die werden hinterher unverändert auf mich warten, wenn ich sie nicht selbst löse.
Ist das jetzt mit Kanonen auf Spatzen geschossen? Wird mein Thera sich nicht denken, die will bloß Pillen? Ich habe ihm geschrieben, daß das nicht der Fall ist, daß ich es aber zur Zeit einfach nicht mehr allein gebacken kriege und Hilfe brauche.

Was soll's, das war jetzt lang genug, ich höre besser mal auf. Und lenke mich mit einer Runde Training im Fitneßstudio ab, dann kann ich mich vielleicht auch wieder besser bewegen...

Danke fürs Zuhören und viele liebe Grüße
cornucopia
winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Ich bin neu hier und weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von winnie »

Hallo Cornucopia,

also ohne daß ich da jetzt wieder eine "Ferndiagnose" stellen möchte, kommt es mir tatsächlich so vor, als wärst Du da bei diesem Therapeuten nicht allzugut aufgehoben.

Es ist zwar sehr wahrscheinlich, daß er mit seiner Art, Dich zu therapieren, eine gewisse Absicht verfolgt, nämlich Dich dazu zu bringen, selbst Lösungsmöglichkeiten zu finden. Therapie bedeutet ja nicht, daß der Therapeut einen bei der Hand nimmt und sagt, was man zu tun hat - das muß man sich halt nun mal selbst erarbeiten.
Trotzdem erwarte ich eigentlich von einem fähigen Therapeuten, daß er bei allem auch immer die aktuelle Situation und die momentanen Möglichkeiten des Patienten berücksichtigt. Also zB nicht von jemandem, der vor lauter Überlastung zusammengebrochen ist, zu verlangen, jetzt "endlich mal tätig zu werden" oder so.

Das nächste ist die Sache mit dem Heilpraktiker. Ich persönlich stehe solchen alternativen Behandlungen zwar immer etwas skeptisch gegenüber, aber ich weiß sehr wohl, daß es da sehr fähige Leute gibt, nicht alle sind schließlich Scharlatane. Und das Entscheidende ist ja schließlich, daß DU Dich dort gut behandelt fühlst. Es hilft Dir also - und aus diesem Grund sehe ich nicht den geringsten Anlaß, Dir das madig zu machen. Allerdings so, wie Dein Therapeut klingt, kommt es mir so vor, als sähe er in diesem HP nichts weiter als eine bedrohliche Konkurrenz für sich. Und er versucht, Dich unterschwellig unter Druck zu setzen und Dir Schuldgefühle einzureden ("Na, dann werden Sie ja bald nicht mehr kommen..."), damit Du "den Blödsinn läßt" - so nach dem Motto "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben".
Und das finde ich absolut unmöglich.
Wenn er jetzt klar sagen würde, ok, er habe Bedenken, daß die Therapie durch den HP seiner eigenen entgegen läuft, dh daß jener Dir zB genau das ausredet, was er selbst Dir empfiehlt oder so - dann wär immerhin eine Begründung da und man könnte drüber reden. Aber offenbar äußert er sich ja gar nicht weiter darüber, warum es ihm so stinkt, daß Du auch noch zum HP gehst. Sehr suspekt, meine ich, und die Vermutung eines verletzten Egos liegt doch nahe. Was für einen Therapeuten reichlich unprofessionell ist.

Dann die Sache mit den Medikamenten. Verstehe ich das richtig, daß Du keine nimmst - und zwar nicht zuletzt auf "Wunsch" des Therapeuten keine nimmst?
Sorry, aber dadurch disqualifiziert er sich nun wirklich von selbst.
Gut, Medikamente sind natürlich nicht der Weisheit absolut letzter Schluß - aber in vielen Fällen sind sie nun mal einfach notwendig. Gerade wenn es einem wirklich sehr schlecht geht (Du sagst ja selbst, Du rutschst immer wieder in das tiefe schwarze Loch, Dein Hausarzt wollte Dich krank schreiben, usw.), finde ich es regelrecht sträflich, wenn einem die Medikamente verweigert werden. Denn die beste Therapie nützt nichts, wenn man von seinem Befinden her gar nicht in der Lage ist, der Therapie zu folgen. Medikamente (also Antidepressiva) beseitigen natürlich nicht die Krankheit, aber sie stabilisieren einen soweit, daß einem dann die Therapie auch etwas bringen kann. (Mit einem gebrochenen Bein macht man schließlich auch erst dann Krankengymnastik, wenn der Knochen wieder einigermaßen zusammengewachsen ist - vorher hat es logischerweise nun wirklich keinen Sinn...)
Ich weiß, reine Therapeuten (also keine Dr. der Psychotherapie/Psychiatrie) können keine Medikamente verschreiben, und stehen ihnen (deshalb...?) auch nicht selten etwas ablehnend gegenüber. Aber auch hier erwarte ich von einem kompetenten Therapeuten, daß er gegebenenfalls auch die Notwendigkeit erkennt und nicht darauf besteht, die Behandlung auf Teufel-komm-raus ohne Medikamente durchzuziehen. Denn das geht rein auf Kosten des Patienten.

Und last not least - wenn Du hier im Forum mal ein wenig rumstöberst, wirst Du immer wieder lesen, daß man gerade bei seinem Therapeuten (mit dem ja nun irgendwo einen sehr intimen Kontakt hat) auf sein "Bauchgefühl" hören muß.
Wenn Du da kein wirklich gutes Gefühl hast, dann ist die gesamte Therapie nicht sehr erfolgversprechend.
Ich würde mir daher wirklich gut überlegen, ob Du Dich bei diesem Mann eigentlich wohl fühlst. Und wenn nicht, würde ich doch mal über einen Wechsel nachdenken.

Gruß von
Winnie
cornucopia
Beiträge: 9
Registriert: 3. Mär 2007, 09:14

Re: Ich bin neu hier und weiß nicht mehr weiter...

Beitrag von cornucopia »

Hallo Winnie,

danke für deine Antwort!

Du hast absolut recht mit dem, was du sagst. Ja, ich habe auch schon darüber nachgedacht, ob es sinnvoll ist, bei ihm weiterzumachen. Allerdings kamen wir ja die ganze Zeit (seit Jan. 2006) gut miteinander aus, ich vertraute ihm und hatte wirklich das Gefühl, mit dem Mann reden zu können.
Diese seltsame Reaktion mit dem HP kam im November letzten Jahres. Und ich habe das ganz genauso gesehen wie du, nämlich daß sich da jemand ganz eindeutig bedroht fühlt, sonst hätte er ja nicht so reagieren müssen.
Ich habe versucht meinem Thera zu erklären, warum ich da hingehe und daß das nicht damit zu tun hat, daß ich an ihm zweifle oder denke, daß er mir nicht helfen kann. Sondern eben daß ich in einem Loch sitze (da fing das Ganze so langsam an) und in diesem Zustand nicht aktiv an meinen Baustellen arbeiten kann. Der HP kann durch seine etwas andere Herangehensweise diese Blockade lösen, so daß ich dann wenigstens mit der Therapie weitermachen kann.
Aber da kam dann nur so etwas wie "man wird doch mal fragen dürfen". Nun, ich habe es dann dabei belassen, hatte ja keinen Sinn.
Bedenken hat er keine geäußert, nur eben, daß ich dann ja wohl nicht wiederkommen würde.

Ich habe schon mal darüber nachgedacht, daß er vielleicht einfach überfordert ist. Als ich die Therapie anfing, stand zwar u.a. die Depression auf der Überweisung, aber da kann erstens viel stehen, Papier ist bekanntlich geduldig, und zweitens war ich da stabil, es ging mir sogar ganz gut. Sonst hätte ich mich gar nicht auf eine Therapie einlassen können.

Seit November nun kreisele ich langsam immer weiter abwärts. Gut, ich habe wie schon angedeutet eine gewisse Neigung, meine Probleme kleinzureden, aber als erfahrener Therapeut (und auf eine gewisse Erfahrung schließe ich mal aufgrund seines geschätzten Alters und seines sehr vollen Terminkalenders) denke ich, er sollte das erkannt haben.

Fakt ist, er sagte mir, ich solle doch endlich mal geduldiger mit mir sein. Erzählt mir einen von wegen ich solle mein inneres Kind doch mal an die Hand nehmen. Es stimmt wohl, daß ich da gewisse Defizite und Schwierigkeiten habe, weil ich das nie gelernt habe, immer funktionieren mußte, auch als Kind schon. Und wenn ich dann in einem solchen Loch hänge, bin ich einfach nicht *fähig*, derlei Ratschlägen zu folgen. Was er mir nun "vorwirft". Nein, er meinte das nicht böse, er meinte nur, ich würde mich ja wehren, immer dagegen reden.

Selbst Lösungsmöglichkeiten zu finden ist eines meiner Leichtesten. Ich war mein Leben lang immer allein und habe gelernt, immer erstmal selber zu probieren, ehe ich den Mund aufmache, mir die Blöße gebe und nachfrage. Aber das weiß er doch alles?!
Und ich weiß auch, daß ich durch meine Baustellen allein durch muß, daß der Therapeut nur da ist, um einem den Weg etwas zu erleichtern, indem er einem die Möglichkeit aufzeigt, das andere mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Und das hat er ja getan.

>>Trotzdem erwarte ich eigentlich von einem fähigen Therapeuten, daß er bei allem auch immer die aktuelle Situation und die momentanen Möglichkeiten des Patienten berücksichtigt. <<

Genau das vermisse ich zur Zeit etwas bei ihm. Wenn ich so richtig schräg drauf bin, und das hat er auch schon mal live miterlebt, dann bin ich nicht mehr in der Lage, da irgendwelche Entscheidungen zu treffen oder überhaupt irgendwas zu tun, was über minimale Schadensbegrenzung hinausgeht.

>>Also zB nicht von jemandem, der vor lauter Überlastung zusammengebrochen ist, zu verlangen, jetzt "endlich mal tätig zu werden" oder so.<<

Dazu sagte er mal, ich solle doch einfach mal aufhören, mich kaputtzumachen. "Aktiv an Entspannung arbeiten, mal abschalten." Einfach, mhmh, schon klar. Wenn ich wüßte, wie das "einfach" geht, hätte ich es längst getan, denn mir gefällt das auch nicht.

Die Sache mit den Medikamenten ist so, daß laut meinem Arzt von meinem Therapeuten da eine klare Ansage kommen muß. Er selbst ist einer von denen, die nicht verschreiben dürfen, weil er nur ein "normaler" Psychologe ist. Mein Therapeut muß entscheiden, ob Medikamente zusätzlich sinnvoll sind. So sagte es mir mein Arzt. An meinem Arzt hängt es nicht, der will nur nicht dem anderen reinpfuschen, was ich ja auch verstehe. Und die Überweisung habe ich hier liegen. Es steht und fällt alles damit, wie mein Therapeut am Dienstag auf den Brief reagiert, den ich ihm zum Glück geschrieben habe.

Medikamenten stand ich bislang eher ablehnend gegenüber, zumal bei mir auch immer erhöhte Suchtgefahr besteht (lange Magersucht-Karriere), wobei das ja bei Antidepressiva wohl nicht gegeben zu sein scheint. Nur im Moment weiß ich nicht, wie ich da wieder rauskommen soll. Und ehrlich gesagt, nach mehreren Monaten Kämpfen bin ich nur noch müde. Und habe nun Angst, von jemandem "abhängig" zu sein, bei dem ich nicht weiß, ob er mich überhaupt noch ernst nimmt. Denn wie gesagt, er hat mich erlebt und sollte wissen, wann die Grenze überschritten ist. Eigentlich.

Ich darf nicht darüber nachdenken, was ist, wenn er sagt, das sei nicht nötig.

Diese Geschichte macht mich jetzt noch zusätzlich fertig. Und das wird erst am Dienstag aufhören. Oder dann erst richtig anfangen. Muß ich denn immer um alles kämpfen?


Ja, ich habe schon darüber nachgedacht, ob ein Wechsel sinnvoll wäre. Allerdings haben wir jetzt nur noch sieben Stunden, dann wäre die erste von der Kasse genehmigte Verlängerung "verbraucht". Und für die kurze Zeit noch mal woanders hinzugehen, ich weiß nicht... Gerade wenn es jetzt noch mal um eine Verlängerung geht, sollte ich doch da bleiben, sonst kriege ich die doch niemals genehmigt?
Und wie bereits gesagt, anfangs fühlte ich mich da sehr wohl, sonst wäre ich da nicht geblieben. Aufgrund meiner MB-Erfahrungen geht das bei mir gar nicht ohne Vertrauen und Wohlfühlen.

Na, ich will jetzt nicht weiter jammern, sondern einfach mal abwarten, was da am Dienstag rauskommt. Für den Fall, daß er behauptet, meinen Brief nicht bekommen zu haben, nehme ich das Ganze nochmal ausgedruckt mit. Man kann nie wissen.

Danke!

Liebe Grüße
cornucopia
Antworten