Lange Episode einer Depression

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WU
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Lange Episode einer Depression

Beitrag von WU »

Hallo!
Bin neu hier im Forum und suche Gleichgesinnte, denen es ähnlich ergeht wie mir. Bin Mitte 40 und habe zur Zeit meine 3.unipolare Depression. Die erste war 1985-87, die zweite 1990/99 und jetzt hat es mich wieder erwischt. Wenn ich dann wieder in so einem Tief bin ,bin ich gleich sehr lange krank, das letzte mal war ich 16 Monate krankgeschrieben. Die Zeit zwischen den Depressionen geht es mir verhältnismäßig gut, bin dann auch voll arbeitsfähig.(habe aber immer ADs genommen). Das Schlimme ist nur, jetzt bin ich gleich wieder so verzweifelt, weil ich nicht weiß, wie lange ich mich wieder rumquälen muss. Habe vor allem starke Angstgefühle. Wem geht es ähnlich und wie kann man mit so einer langen Episode am besten umgehen?
Betty
ricky
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von ricky »

Hallo Betty,

willkommen im Forum!!

Machst du denn auch Therapie? Ich frage, weil du ja dann evtl. Strategien entwickeln könntest, um besser mit einer erneuten depressiven Episode umzugehen und sie auch dadurch evtl. zu verkürzen.

LG Ricky
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
qq777
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von qq777 »

Hallo Betty,

mir geht es ähnlich, hatte schon als Kind Depressionen die aber unerkannt blieben. Vor 3 Jahren war ich deswegen erstmalig in Behandlung. Jetzt bin ich erneut betroffen und seit Juli 2006 w. schwerer Depression AU- geschrieben.
Welche Medikamente nimmst DU?
Ich nehme zur Zeit Taxilan und Citalopram-bimo. Diese Medi-Kombi hat erst jetzt, also gut nach einem halben Jahr, so angeschlagen
dass es mir wesentlich besser geht. Nur die Nebenwirkungen (Gewichtszunahme) belasten mich noch. Versuche diese Medikamente doch auch mal!
Was mich noch belastet ist, dass mich der Vertrauensarzt wieder arbeiten schicken will. Aber davor habe ich riesige Angst, denn den Dauerstress, Leistungsdruck ec. halte ich nicht aus, auch nicht für 4 Stunden täglich. Das hat mich auch schliesslich krank gemacht.
Was sagst Du denn dem Vertrauensarzt, so dass er Dich wie zuletzt 16 Monate AU schreibt? Mein Doc spielt da wohl mit, aber nicht der Arzt des MDK. Ich müßte noch bis zum Jahresende krankgeschrieben werden, denn habe ich sowieso mein Arbeitsleben beendet.(Aufhebungsvertrag/55er- Regelung)

Liebe Grüße, A D O N I S
WU
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von WU »

Hallo Adonis!
Danke für Deine Mail. Da hast Du doch schon einen Lichtblick, dass Dein Arbeitsleben bald beendet ist.Vielleicht versuchst Du es mal mit dem Hamburger Modell. Wenn es dann wirklich nicht geht mit arbeiten, hast Du es wenigstens probiert. Ich hatte damals keine Probleme mit der Arbeit zwecks Krsnkschreibung. Der medizinische Dienst hatte wohl eingesehen, dass man mich in diesem Zustand schlecht auf die Kinder loslassen kann.( arbeite als Erzieherin) Ich liebe meinen Beruf trotz des Stresses und es belastet mich sehr,dass ich zur Zeit so unfähig bin. Nehme zur Zeit Trevilor und Trimipramin, hat auch all die Jahre gut geholfen, nur jetzt nicht trotz Dosiserhöhung. Deine Medis kenne ich nicht, glaube auch nicht, dass der Arzt sich sagen läßt, was er verschreiben soll. Will mich lieber in die Klinik schicken, davor habe ich die meiste Angst. Habe letztes mal ein halbes Jahr dort verbracht. Warst Du schom mal staionär?
Liebe Grüße Betty
WU
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Registriert: 26. Feb 2007, 18:06

Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von WU »

Hallo Ricky!
Werde zur Zeit mit Medikamenten therapiert,
ich bin ehrlich, Psychotherapien, Ergotherapien, Entspannungsübungen usw. habe ich schon alles durch, die haben mir noch nie allzuviel gegeben. Geholfen haben höchstens damals lange Gespräch mit meiner Ärztin,doch die ist jezt in Rente und die neue Ärztin ist zwar auch nett, aber so viel Zeit hat sie nicht. Was soll da nun noch helfen?
Gruß Betty
qq777
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von qq777 »

Hallo Betty,

nein, stationär war ich noch nicht und würde das auch ablehnen. Am wohlsten fühle ich mich zu Hause. Ein halbes jahr stationär???;...wenn ich nur daran denke bekomme ich schon Depressionen. (noch mehr)
Und dass Du dem Arzt nicht vorschreiben kannst welche Medikamente er Dir verschreiben soll glaube ich gerne, da sind es noch die Götter in weiß die dann beleidigt sind.
Ich habe meinen Doc mal gefragt ob man als Nebenwirkung meiner Medikamente epilepthische Anfälle bekommen kann. (Hatte mir ein Bekannter gesagt.) Da hat der Doc gleich durchgedreht und mir gesagt, auf diesem Niveau nicht mit mir zu diskutieren wenn irgentwelche Leute die keine Ahnung hätten sowas behaupten,... dann könne ich mir einen anderen Arzt suchen.
Seit dem überlege ich dreimal vorher was ich den Arzt fragen kann und was nicht.
Aber zurück zu Dir, wenn Du Angst vor dem Klinikaufenhalt hast warum machst Du keine Therapie vor Ort bei einem Phsychologen, dann bist Du hinterher wieder in vertrauten Umgebung.

Liebe Grüße, A D O N I S
atetobi
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von atetobi »

Hallo Elisabetty,

ich wünschte, ich könnte Dir viele Tipps geben, wie Du mit dieser Krankheit fertig wirst bzw. gut damit leben kannst. Der einzige Tipp, den ich Dir wirklich geben kann: Nimm es, wie es kommt, und versuche, damit irgendwie zu leben, besser noch, Deinen Frieden damit zu machen.

Das habe ich selbst leider bisher nicht so ganz geschafft, aber mein Streben geht nach wie vor in diese Richtung.

Seit ich denken kann, habe ich Depressionen, seit 18 Jahren bin ich durchgehend in ärztlicher Behandlung. Wirkung der Medikamente gleich Null, immer wiederkehrende Schübe, deren Abstände sich immer mehr verkürzen. Im Grund bin ich seit inzwischen ca. 7 1/2 Jahren ständig in Depressionen gefangen und habe es zwischendurch nur mühsam geschafft, meinen "Pflichten" nachzukommen.

Seit August letzten Jahres bin ich aus diesem Grund für zwei Jahre befristet in Rente. Das war grundsätzlich ein schwerer Schlag, den ich nicht so einfach wegstecke, aber trotzdem hoffe ich, dass ich, auf diese Weise dem Druck von außen weitgehend entzogen, wenigstens ein paar "ruhige" Jahre vor mir habe. Ich merke, dass ich mit den Depressionen besser klarkomme, seit ich versuche, nicht mehr dagegen anzukämpfen, sondern sie als gegeben hinzunehmen. Hoffnung auf Heilung habe ich nicht mehr.

@ Adonis

Hast Du nach der für mich total unbegreiflichen Reaktion Deines Arztes mal daran gedacht, Dir einen neuen zu suchen? Für mich sieht das sehr nach einem sehr zerrütteten Arzt/Patient-Verhältnis aus, da ist doch keine Vertrauensbasis mehr gegeben.

Liebe Grüße und alles Gute für Euch beide!

Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
WU
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von WU »

Hallo!
Eine Tagesklinik haben wir zwar vor Ort, war auch schon mal 4 Wochen da, hat mir aber absolut nichts gegeben, Dass ganze Psychogequatsche mag ja vielen helfen, aber mir nicht. Im Gegenteil, da werden ein noch Probleme eingeredet, die man gar nicht hat und zum Schluß glaubt man noch dass man an der Krankheit selber schuld ist. Ich habe eigentlich ein gutes soziales Umfeld, daran liegt es nicht und wenn die ADs nicht gleich helfen kann man nur warten und hoffen und vielleicht was neues ausprobieren. Wie äußern sich Deine Depressionen, bist Du dann auch so hoffnungslos und ängstlich?
Gruss Betty
WU
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von WU »

Hallo Beate !
Hast Du in der langen zeit Deiner Depressionen wenigstens auch mal ein paar gute Tage dabei,sonst verzweifelt man doch. Es gibt doch jetzt so viele Möglichkeiten zur wenigstens vorübergehenden Heilung, ich denke da ist noch vieles offen für Dich man darf sich nur nicht selber aufgeben. Ich weiß das ist leicht gesagt gerade bei einer Depression . Ich habe z.B mal 14 Tage eine Infusion gekriegt ( Anafranil) dass war nach langen schwarzen Tagen wie ein Wunder.Hat zwar nicht dauerhaft geholfen, aber psychisch hat es mir gezeigt dass ich auch noch normal fühlen kann. Gruss Betty
atetobi
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von atetobi »

Liebe Betty,

bezüglich der Tagesklinik kann ich Dich gut verstehen. Mein Mann war im vergangenen Jahr drei Monate in einer, die grundsätzlich sehr gut ist. Ihm hat es sehr gut getan, aber mir täte es das nicht. Und auch einen Klinikaufenthalt lehne ich für mich ab. Da geht es mir wie Adonis. Mein Zuhause ist meine Zuflucht, da fühle ich mich geborgen. Und mehr "mit mir machen", als bereits geschehen ist, kann man auch dort nicht.

Ja, ich habe einzelne Tage, an denen es mir gut geht. Im vergangenen Herbst hatte ich sogar vier Wochen. Ein Geschenk! Ich glaube, da war ich der glücklichste Mensch der Welt! Und gleich schöpfe ich immer und immer wieder Hoffnung, dass jetzt der Durchbruch kommt und längerfristige Ruhe einkehrt.

Bis vor ca. 7 1/2 Jahren haben die Depressionen zwar auch mein Leben erschwert, aber sie waren meistens nicht so extrem schwer wie heute und die Abstände zwischen den Schüben waren größer, dauerten manchmal tatsächlich einige Jahre.

Infusionen habe ich zum ersten Mal vor ca. 18 Jahren bekommen. Ludiomil. Ich weiß nicht, ob das heute überhaupt noch verschrieben wird. Die Infusionen bekam ich täglich zusätzlich zu Tabletten, am Wochenende beim Notarzt. Einige Jahre später noch mal.

Damals hatte ich auch meine erste Therapie. 90 Stunden = ca. 2 1/2 Jahre. Und auch im Punkt Therapie gebe ich Dir in gewisser Hinsicht recht. Es werden häufig Dinge aufgewühlt, die möglicherweise tatsächlich zu den Depressionen beigetragen haben, verstärken aber in dem Moment, in dem sie "aufgedeckt" werden, u. U. die Depressionen. Da braucht es einen sehr guten Therapeuten, der dabei behilflich ist, damit klarzukommen und alles in den richtigen Schubladen abzulegen. Meiner Erfahrung nach sind diese Therapeuten sehr rar, wenn es sie überhaupt gibt. Auch zurzeit mache ich wieder mal Therapie, damit ich überhaupt einigermaßen weiterleben kann, aber für die Krankheit an sich gibt mir das nicht viel. Ist eher so, dass ich dadurch Verbindung zur Außenwelt habe und mir einige Dinge, die micht zurzeit bedrücken, von der Seele reden kann. Mehr nicht.

Extreme Ängst und Panikattacken habe ich auch.

Bis vor ca. einem Jahr war ich akut s-gefährdet, weil ich das alles kaum noch ertrug. Dazu kamen wie bei Dir lange Fehlzeiten im Beruf. Zuletzt 1 1/2 Jahre krank geschrieben, dann 9 Monate gearbeitet bzw. es mit viel Anstrengung versucht, dann ging gar nichts mehr.

Im Januar letzen Jahres brach ich dann wieder komplett zusammen und stelle meinen zweiten Rentenantrag. Aus einer sechswöchigen Reha im Frühsommer, die für mich die Hölle war, wurde ich arbeitsunfähig entlassen und im Herbst kam daraufhin der positive Rentenbescheid für zwei Jahre.

Ich habe tatsächlich resigniert, was bleibt mir auch anderes übrig? Medikamente haben bisher so gut wie keine Wirkung gezeigt. Das Ludiomil damals ja, aber es hat mich eher komplett ruhig gestellt, sodass ich kaum noch etwas in die Reihe bekam, und mir nebenbei 20 kg Gewichtszunahme beschert.

Ich nehme auch jetzt Medikamente, trotzdem zeigt sich keine Besserung. Ausprobiert habe ich inzwischen so ziemlich alles, was auf dem Markt ist.

Die Verrentung tut mir gut, weil der äußere Druck wegfällt, aber durch meinen extremen Ängste ziehe ich mich dadurch noch mehr von der Außenwelt zurück als vorher und vermeide es, meine Wohnung zu verlassen, wenn es nicht unbedingt nötig ist rauszugehen. Persönliche Kontakte habe ich außer mit meiner engeren Familie (Mann und Kinder) gar nicht mehr.

Ich bin Mitte 50 und ohne jede Hoffnung.

Dir wünsche ich von Herzen, dass Du gute Unterstützung und Heilungschancen findest!

Liebe Grüße
Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
WU
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von WU »

Hallo Beate !
Es ist doch irgendwie tröstlich, wenn man sich mit Gleichgesinnten austauschen kann,denn auch wenn die anderen Verständnis zeigen VERSTEHEN können sie es nicht. Ich hänge sehr an meinem Beruf und hoffe, dass ich ihn nicht aufgeben brauch. Aber zum jetzigen Zeitraum wäre ich gar nicht dazu fähig. Mit Kindern arbeiten fordert volle Konzentration, das würde ich wohl nicht schaffen. Außerdem bin ich ein Typ, der immer alles perfekt machen will und mache mir dann selber Stress.
Ich muß diesen Montag wieder zu meiner Ärztin, bin ja gespannt was sie nun macht, wo sich doch noch nichts gebessert hat. Werde erstmal versuchen das Krankenhaus abzublocken, es muss doch noch andere Möglichkeiten geben.
Meine letzte Ärztin dagegen war super, ist aber leider jetzt in Rente, die konnte ich jederzeit anrufen wenn es mir wieder schlechter ging, hatte sogar ihre Privatnummer. Sie hat mir immer wieder Mut gemacht und viel probiert und irgendwann haben wir es gemeinsam geschafft, mich aus der Depression zu befreien. Aber wie gesagt dass ist nun auch schon 8 Jahre her und nun bin ich wieder im selben Schlamassel. Und wer ist der ideale Arzt manchmal sind die doch auch hilflos und das ist dann erst recht deprimierend. Aber das kennst Du ja sicher selber. Vielleicht solltest Du mal den Arzt wechseln,man darf sich nur nicht aufgeben.
Ich will meinen Frieden einfach nicht mit dieser Krankheit machen und hoffe das sich das Kämpfen auch diesmal wieder lohnt. Aber es wird wohl ein langer steiniger Weg werden.
Grüße Betty
atetobi
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von atetobi »

Liebe Betty,

ja, ich empfinde es auch als sehr schön, sich mit anderen Menschen in ähnlichen Situationen austauschen zu können. Allein zu sehen, dass man mit seinen Problemen nicht allein dasteht, hilft manchmal schon.

Ich drücke Dir für Montag die Daumen, dass Du einen Klinkaufenthalt vermeiden kannst. Nach allem, was Du bisher geschrieben hast, halte ich das auch für ziemlich sinnlos. Es sieht mir eher danach aus, als wenn die Ärztin hilflos ist, nicht mehr weiter weiß und die "Verantwortung" verlagert werden soll.

Ich habe früher auch einen sehr guten Arzt gehabt, der dann in den Ruhestand ging. Mein jetziger erscheint mir eher hilflos, ich suche ihn nur noch auf, um mir Medikamente verschreiben zu lassen und um in Bezug auf die Rente regelmäßige Besuche dort nachweisen zu können. Ansonsten hilft er mir nicht weiter.

Zweimal habe ich in den vergangenen Jahren einen Arztwechsel in Angriff genommen. Was ich dabei erlebt habe, lässt meinen Arzt in goldenem Licht erscheinen, also habe ich auch in der Hinsicht den Mut verloren.

Ich bin seit 1989 durchgehend in ärztlicher Behandlung, habe bis dahin mindestens 20 Jahre vergeblich einen Arzt gesucht, der mir helfen konnte. Also nehme ich es jetzt, wie es kommt. Was bleibt einem schon anderes übrig?

Dass Du mit dieser Krankheit keinen Frieden schließen kannst, kann ich gut verstehen. Ich kann es bei allem guten Willen auch nicht, versuche es aber immer weiter. Sie blockiert so sehr, hindert an so vielen guten Dingen.

Dieser Drang zur Perfektion scheint bei den meisten Depressiven vorhanden zu sein. Er erschwert zusätzlich alles, und es ist sicherlich gut, wenn man versucht, dem entgegenzuwirken. Das ist schwer, sicher, aber es nimmt auch einige Last von den Schultern, wenn man es schafft, die Ansprüche an sich selbst zu reduzieren. Bis heute ist mir aber nicht klar, ob ein Menschenleben ausreicht, so viele "Baustellen" erfolgreich zu bearbeiten, falls das überhaupt möglich ist.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und guten Mut!

Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
WU
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von WU »

Liebe Beate !
Schön, dass Du mir wieder geantwortet hast. War nun heute bei meiner Ärztin, und konnte die Einweisung in die Klinik erst mal abwenden. Mir wurde Blut abgenommen, damit sie sehen kann wie hoch der Medikamentenspiegel im Blut ist. Wenn er noch nicht so hoch ist will sie das Trevilor noch mal erhöhen, obwohl ich schon 225 mg nehme. Glaube nicht, dass das noch was bringt, aber die Hoffnung stirbt ja schließlich zuletzt. Ansonsten will sie noch mal ein anderes Medikament probieren, da heißt es nur abwarten.
So einfach ist es wirklich nicht einen guten Arzt zu finden. Meine ist aus Berlin und obwohl ich aus der Provinz komme und einen ziemlich langen Anfahrtsweg habe ist es für mich im Moment die geeigneteste Möglichkeit. Habe mich zwar schon mal in meiner Gegend umgehört, aber das ist absolut schwierig, entweder die Ärzte taugen nichts, oder sie vergeben keine Termine mehr, weil sie schon so voll sind. Ja so steht es eben mit unserem Gesundheitswesen, wenn du dir nicht selber hilfst bist du verloren.
Darf ich Dich fragen, als was du mal gearbeitet hast und wie du es geschafft hast Rente zu bekommen? Das geht doch heutzutage auch nicht mehr so einfach. Hast Du auch manische Episoden dazwischen oder Psychosen, denn bei einer unipolaren Depression sind sie doch ziemlich kleinlich wegen Rente. Dabei leidet man genauso.
Ich wünsche Dir endlich wieder eine gute Zeit!
Viele liebe Grüße Betty
WU
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von WU »

atetobi
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von atetobi »

Liebe Betty,

gut, dass Du um einen Klinkaufenthalt herumgekommen bist. Ich hoffe, die Dosiserhöhung wird Dir gut tun und weiterhelfen.

Ich war als Personalsachbearbeiterin tätig. Angestellt bin ich dort ja grundsätzlich immer noch, das Arbeitsverhältnis ruht zurzeit.

Im Januar vergangenen Jahres stellte ich meinen zweiten Rentenantrag, weil gar nichts mehr ging. Im Mai wurde ich von der Rentenversicherung zur Reha geschickt und dort nach 6 Wochen als arbeitsunfähig entlassen.

Anfang Oktober kam dann rückwirkend ab August der Rentenbescheid, befristet auf zwei Jahre.

Zurzeit nehme ich einen MAO-Hemmer, ein Neuroleptikum und zusätzlich fast täglich Diazepam oder Alprazolam (= Benzodiazepine). Trotzdem lassen die Depressionen nur selten nach.

Nein, bipolare Störungen habe ich nicht. Mein Arzt brachte das Thema mal vor ca. drei Jahren auf, aber es war wohl eher eine aus Hilflosigkeit geborene Idee, bei mir fehlen eindeutig die manischen Phasen.

Mein Arzt weiß viel zu wenig über mich, er geht da eher seinen Ahnungen nach, anstatt mal gezielt Fragen zu stellen. Er hat mich ja von seinem Vorgänger übernommen und behandelt mich "einfach" irgendwie weiter.

Es ist so schade, dass es scheinbar so wenige gute Psychiater und auch Therapeuten gibt. Oder liegt es daran, dass diese Krankheit so schwer zu greifen und bei jedem anders ist?

Liebe Grüße
Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
WU
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von WU »

Liebe Beate !
Sorry, war die letzten 2 Tage nicht am Computer und will Dir jetzt endlich antworten. Hatte gestern und vorgestern jeweils Besuch von einer Kollegin. Dadurch wird man zwar ein bißchen abgelenkt aber irgendwie macht es mir auch schmerzlich bewußt, dass ich im Moment nicht dazugehöre. Ergeht es Dir manchmal auch so? Und dann immer diese Fragen, wie fühlst du dich oder tut dir was weh , selbst wenn ich es versuche zu erklären, versteht es ja sowieso keiner, geschweige es kann jemand nachfühlen. Außerdem habe ich es sowieso satt, ständig jemanden meinen Gefühlszustand zu erklären. Es ist als wenn man sich für diese Krankheit rechtfertigen muss.
Selbst die Ärzte haben keinen Schimmer wie es einen wirklich ergeht, da können sie noch soviel studieren. Vielleicht ist das auch der Grund für ihre zeitweise Hilflosigkeit.
Sag mal was sind denn Benzediazepine für Medikamente? Sind das eine Art Beruhigungstabletten und wie helfen sie dir?
Ich kann mir gut vorstellen, dass dir die Reha nicht viel gebracht hat. Denn wenn es einen schon dreckig geht und man dann noch so ein Therapieprogramm durchziehen muss, ist das doch bestimmt die Hölle. und dann auch noch 6 Wochen, eine ziemlich lange Zeit. Wie sieht es aus mit Urlaub, packst Du das gemeinsam mit deiner Familie? Mein Winterurlaub mußte ich leider absagen, da mich drei Wochen vorher die Depression erwischt hatte. Dann ist plötzlich alles gleich anders und man ist aus der Bahn geworfen. Schon ein Scheißgefühl, diese Ohnmacht die einen dann erfüllt. Aber das kennst Du ja sicher alles selber.
Viele liebe Grüße Betty
atetobi
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von atetobi »

Liebe Betty,

ja, ich kenne dieses Gefühl, nicht dazu zu gehören leider auch nur zu gut. Habe es allerdings nicht "nur" mit Kollegen und Kolleginnen, sondern auch in anderen Bereichen.

In Bezug auf Ärzte und auch Therapeuten gebe ich Dir Recht. Wenn sie nicht selbst Depressionen hatten, werden sie nie nachfühlen oder auch nur erahnen können, wie sich ein Mensch damit fühlt, egal, wieviel theoretisches Wissen sie sich darüber aneigenen. Im Grunde sehen sie nur die Oberfläche und sind ratlos, wenn Medikamente nicht anschlagen.

Benzodiazepine sind in der Tat beruhigende Medikamente. Valium gehört z. B. in diese Kategorie. Sie machen, wenn sie regelmäßig genommen werden, abhängig. Ich benutze sie schon seit mehr als 18 Jahren in Notfällen, habe sie im vergangenen Jahr aber monatelang in klinischer Höchstdosierung regelmäßig genommen. Das hatte teilweise verheerende Auswirkungen, ich war total ruhig gestellt, eher schon apathisch, und konnte kaum noch geradeaus gehen. Beim Absetzen hatte ich heftige Entzugserscheinungen.

Schade, dass Du Deinen Winterurlaub absagen musstest. Vielleicht wäre es Dir dort ja trotz allem besser gegangen. Fern vom Alltag sieht die Welt doch oft ganz anders aus, man ist abgelenkt, kann besser abschalten und entspannen.

Wir planen für Mai/Juni einen vierwöchigen Urlaub am Mittelmeer. Ich habe große Angst davor, freue mich aber auch darauf, weil das Ziel ein Ort ist, den ich seit meiner Kindheit kenne, an dem ich mich sehr wohl und irgendwie auch geborgen fühle. Die Vorstellung, dort zu sein, benutze ich häufig bei Entspannungsversuchen.

Ich schalte mein Profil frei, wenn Du magst, kannst Du mir gern mailen.

Herzliche Grüße
Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
WU
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Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von WU »

Hallo Beate!
Ich würde Dir auch gern per Email schreiben, weiß aber nicht wie das geht.Wie erreiche ich denn dann, wenn du dein Profil freischaltest.
Bin noch nicht so bewandert mit dem Forum, denn vor meiner Krankheit hatte ich gar keine Zeit für sowas.Man war nur im Stress wegen der Arbeit und ich konnte zuhause auch nur schwer abschalten. Jetzt ist das alles so in die Ferne gerückt, aber manchmal bin ich doch froh, dass ich mich jetzt nicht mit arbeitsmäßigen Problemen rumplagen muss. Nun merke ich erstmal wie unwichtig das alles ist, wenn einen die Krankheit beherrscht.

Wir wollten eigentlich auch Ende Mai 2 Wochen nach Griechenland fliegen. Ist schon seit voriges Jahr gebucht. Nun hängt alles in der Luft und ich weiß gar nicht was wird, denn wenn man krankgeschrieben ist, darf man bestimmt nicht soweit fliegen. Außerdem bin ich mir auch nicht sicher, ob es gut für mich ist. Denn wenn die Angstgefühle richtig durchkommen, erträgt man es doch am besten, wenn man sich in den eigenen 4 Wänden verkriechen kann.
Diese Krankheit stiehlt mir wertvolle Zeit. So sehe ich das und das macht mich traurig.
Tschüß Betty
atetobi
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Registriert: 12. Feb 2004, 14:02

Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von atetobi »

Liebe Betty,

zum Profil gelangst Du, wenn Du in der linken oberen Ecke des postings die Grafik über "Weitere Beiträge dieses Autors" anklickst. Ein Kopf mit einem Dokument dahinter.

Grundsätzlich bin ich auch lieber in meinen vier Wänden, wenn es mir schlecht geht, aber ein Ortswechsel, noch dazu in den sonnigeren Teil unserer Welt, kann ja durchaus auch eine Besserung bringen. Es kann durchaus geschehen, dass Dein Arzt einen Urlaub im Süden für Dich befürwortet. Näheres dazu müsstest Du mit Deiner Krankenkasse klären.

Auch ich habe das Gefühl, dass die Krankheit mir wertvolle Zeit stiehlt. Sie hemmt so Vieles, nimmt so viel Lebensfreude. Ich finde für mich keine Wege mehr raus, verkrieche mich fast nur noch in meinen vier Wänden und meide das Rausgehen, wo ich nur kann, lasse mich auf keine Beziehungen zu Menschen mehr ein, obwohl ich mich so sehr danach sehne.

Heute Abend gehen wir nach mehr als einem Vierteljahr aus. Ich möchte es, möchte mal wieder einfach unbefangen in die Nacht hineinleben, habe aber trotzdem ganz schreckliche Angst davor. Je mehr man sich zurückzieht, desto schwerer wird ein erneuter Anlauf.

Ich hoffe, dass es mit der Mail klappt, und sende Dir für heute herzliche Grüße.

Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
Munder
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Registriert: 14. Jan 2004, 17:47

Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von Munder »

Hallo,

Beate, in fast allem, was du schreibst finde ich mich wieder.
Ich leide bereits mein ganzes Leben lang unter Depressionen und Medikamente helfen mir nicht.
Seit 3 Jahren bin ich deshalb nun auch berentet. Was für mich bedingt eine Erleichterung ist.
Ich versuche nun ständig die Situation anzunehmen und mit der Depression zu leben, nur leider will mir das einfach nicht gelingen.
Irgendwie gebe ich nicht auf, aber machmal habe ich das Gefühl, ich kann das alles nicht mehr ertragen.
Ein kleiner Lichtblick war heute mal wieder hier im Forum zu lesen, dass es doch vielen Menschen ähnlich geht.

WARUM VERSCHLIESST SICH "DIE SOGENANNTE GESUNDE GESELLSCHAT" DENN SO SEHR EINEN DEPRESSIVEN MENSCHEN EINFACH MAL SO ANZUNEHMEN WIE ER GERADE IST?

Liebe Grüße Marga
atetobi
Beiträge: 274
Registriert: 12. Feb 2004, 14:02

Re: Lange Episode einer Depression

Beitrag von atetobi »

Liebe Marga,

es geht mir wie Dir: In meiner Hoffnungslosigkeit bin ich immer wieder froh zu lesen, dass andere Menschen ähnlich empfinden und in ähnlichen Situationen sind wie ich.

Du schreibst:
"WARUM VERSCHLIESST SICH "DIE SOGENANNTE GESUNDE GESELLSCHAT" DENN SO SEHR EINEN DEPRESSIVEN MENSCHEN EINFACH MAL SO ANZUNEHMEN WIE ER GERADE IST?"

Vielleicht, weil sie meint, Schwächen bei ihm zu sehen, die sie nicht akzeptieren möchte. Wobei ich der Meinung bin, dass es keine Schwächen sind, sondern dass Depressive eher "normal" und "gesund" auf bestimmte Dinge, die ihnen geschehen, reagieren als die so genannten Gesunden.

Und: Menschen, die sich über sich selbst und andere Gedanken machen, sind in dieser Gesellschaft nicht gefragt.

Liebe Grüße und alles Gute für Dich!

Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
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