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Stiller Leser...

Verfasst: 20. Feb 2007, 22:31
von landschaft22
Guten Abend allerseits!

Vor einem Jahr bin ich auf diese Seite gestoßen und seitdem
lese ich still eure Beiträge!
Einige eurer kompetenten Beiträge haben mir sehr geholfen den Begriff "Depression" zu verstehen.

Vielen Dank das es euch gibt!!!

Tja ich weiß nicht wo anfangen... (Ist ja mein erster Beitrag)


Seit einer Zeit geht es mir psychisch nicht besonders gut.
Bin vor genau einem Jahr zum Arzt deswegen hingegangen und musste mich 1 Woche Krank schreiben lassen weil es auch auf der Arbeit nicht mehr ging.

Ich habe meinen Hausarzt versucht zu erklären wie ich mich zu den Zeitpunkt fühlte. Daraufhin hat er mich zu einem Neurologen geschickt - musste aber 2-3 Wochen warten bis ich zu diesen Termin durfte (WARTEN ist eine Qual für mich).
Als ich dann dort war, versuchte ich ihn meine Situation zu schildern (war nicht leicht es zu erklären).
Dieser hat einfach nur genickt und unsinnige Fragen gestellt oder einfach nur "AAHA" gesagt. Zudem hat er ganz leise gesprochen als ob wir in einer Bücherei wären.

Am Ende dieser 15 Minütigen Sitzung hat er mir irgendwelche
Tabletten verschrieben die für den Anfang erstmal helfen sollten!

Ich war immer gegen solche Ärzte Neurologen, Psychiater usw.
Als ich raus war, aus der Sitzung, hat sich meine Einstellung zu diesen Ärtzten nicht geändert. Nein! Sogar noch verschlimmert!
Ich hab es meiner Mutter (sie hat meine Sitauation bemerkt) zuliebe getan, aber ich wusste das es nix bringt!

Naja ich habe es tatsächlich mit diesen Tabletten (fragt mich nicht welche ich weiß es nicht mehr) versucht aber ich hatte das Gefühl, daß diese Tabletten mich zu sehr aufpushten, zu nervös machten.

Ich habs dann sein lassen mit diesen Tabletten und zum nächsten Termin zu diesen Neurologen bin ich auch nicht mehr hin.

Von da an habe ich mit niemanden mehr über meine Depression gesprochen. Ich wollte nicht, daß andere wissen wie es mir geht und hab einfach so getan als wäre alles in Ordnung.

Bin dann vor acht Monaten von meinen Eltern ausgezogen weil ich dachte es würde mir besser gehen.
Mit der Zeit hab ich bemerkt, daß das alleine Wohnen mir auch nicht geholfen hat oder hilft. Im Gegenteil es wurde sogar schlimmer. Zwar ging ich manchmal noch raus aber nicht mehr mit Freude.
Nach und nach meldete ich mich immer weniger bei meinen Freunden. Ich konnte diese Freude, Lachen, dieses Spaß haben meiner Freunde nicht mehr ertragen! Es fühte zu teilwiese bis völligem Kontaktabbruch und das ist auch was ich wollte obgleich ich somit egoistisch gehandelt habe.

Da hat sich auch nichts mehr bei mir geändert, ich lebe momentan in völliger Lethargie. Kann mich nicht freuen, nicht lachen aber auch nicht weinen geschweige denn auf der Arbeit konzentrieren. Mir kommt es so vor als würde ich neben mir stehen und sehen wie ich langsam aber sicher zerfalle.
Zu meinen Eltern habe ich Kontakt, gehe auch öfters hin aber rede nicht mehr über diese Krankheit! Aussenstehende, wie im Forum schon mal beschrieben, verstehen diese Krankheit nicht!
Möchte sie aber auch nicht belasten.

Danke an euch die meine Geschichte bis hierhin gelesen haben!

Ich habe nächste Woche einen Termin bei eine/m Therapeuten/in.
Nicht das Ihr jetzt denkt, daß ich mein Leben abgeschlossen habe.
Vielleicht kann sie/er mir für das Leben einen sinnvollen Tipp oder Rat geben den ich noch bisher nicht gelesen oder gehört habe.

Ich versuch es halt einfach nochmal, kann ja nicht schaden!

Eins möchte ich noch loswerden:
Mir ist bewußt, daß viele hier im Forum viel schwerere Situationen erlebt haben als ich.
Gerade dadurch habe ich viel über die Depression gelernt und verstanden. Meine Geschichte wollte ich nur mal "veröffentlichen" um mich ein klein wenig zu entlasten!

Danke!

Re: Stiller Leser...

Verfasst: 20. Feb 2007, 23:21
von Hina1
Hallo Landschaft,

sei herzlich willkommen im Forum, jetzt also auch als Schreiber.

Wie Du schreibst, hat Dir dieses Forum einiges mit auf Deinen Weg gegeben. Aber ich möchte auch ganz offen zu Dir sein. Wenn Du mit der Einstellung, der Arzt kann mir eh nicht helfen und verschreibt mir doch nur "irgendwelche" Tabletten und ein Therapeut würde Dir vielleicht ein paar hilfreiche Tipps verpassen, denkst, daß Du damit Deine Situation in den Griff bekommst, dann wirst Du vermutlich sehr enttäuscht sein. Nur Du selbst kannst Dich aus der Depression "rausarbeiten". Es müssen Deine eigenen Erkenntnisse sein, die Dir den Weg nach draußen zeigen. Der Therapeut wird Dich darin unterstützen aber er wird Dir nicht sagen, was Du zu tun hast. Er wird allenfalls Denkanstöße geben und Dich zur Selbsterkenntnis lenken.

Außerdem wäre es ganz sinnvoll, wenn Du Dich nochmal einem Facharzt anvertraust. Muß ja nicht wieder dieser Leisesprecher sein. Du hast sicher schon im Forum gelesen, daß es sehr wohl wirksame Medikamente gibt, die erstmal stabilisieren und die Spitzen in der Depression nehmen. Heilen können sie natürlich nicht. Aber meist ist man wirklich erst offen und erfolgreich in einer Therapie, wenn durch die Medis überhaupt erstmal eine "Grundlage" geschaffen wurde. Alle Antidepressiva brauchen eine Einschleichphase und einige Wochen, bis sie wirklich antidepressiv wirken. Die Nebenwirkungen, die im wesentlichen aber wieder verschwinden, merkt man meist ganz schnell und empfindet sie als störend. Aber da muß man auch mal durch. Wenn das Medi gar nichts bringt, gibt es noch jede Menge anderer Präparate. Manchmal muß mal halt etwas probieren. Aber das A und O ist, daß man wenigstens etwas Geduld aufbringt.

Liebe Grüße
Hina

Re: Stiller Leser...

Verfasst: 21. Feb 2007, 04:00
von rm
Guten Morgen auch von mir und Emma ,

es ist schön, wieder ein neues aktives 'Mitglied' dieser 'Familie' begrüßen zu können. Sei willkommen und ruh' dich erst mal ein wenig aus und dann sehen wir weiter.

Den ersten Schritt aus der Isolation hast du auf jeden Fall hiermit schon getan!

Einen frühmorgendlichen Gruß von Emma und Reinhart

Re: Stiller Leser...

Verfasst: 21. Feb 2007, 07:04
von Katrina
hallo stiller leser oder stille leserin?

ich kann Dich gut verstehen, wenn Du von Deinen Empfindungen beim Arzt sprichst. Mein Arzt, ein Psychater, hat mir so Fragen gestellt wie "Was stimmt in Ihrem Leben gerade nicht"? oder "wie erklaeren Sie sich Ihren Selbsthass?" und dann hat er auf seine Notizen geguckt und nach meinem Namen gesucht. Ich fuehlte mich voellig austausch-bar, eine unter vielen, der Mann ist unpersoenlich und macht routinemaessig seinen Job, sich mit "Psychos" zu unterhalten.

Mir kam es so vor, als wuerde er nur dasitzen und sich gelangweilt mein Gestotter anhoeren um dann zum Schluss ein paar schlaue Saetze ueber meinen Zustand zu sagen, die er wahrscheinlich jedem sagt und dann die Kohle einzusacken. 75 Euro fuer eine Stunde!!!

Ich war jetzt dreimal da und die beiden ersten Male ginge es mir danach richtig schlecht. Beim dritten Mal ging es, aber im grossen und ganzen ist mein Gefuehl so, dass ich glaube, schon so viel ueber mich gesagt zu haben, ueber meinen Zustand und wie ich mich fuehle und die vermuteten Gruende fuer die Depression, dass ich ueberhaupt nicht mehr weiss, was jetzt eigentlich stimmt.

Ich werde aber weiter hingehen. Ich wuensche Dir viel Erfolg bei der Therapie, hoffentlich gehts Dir dabei besser als mit dem Neurologen.
Courage!
Lieber Gruss
Katrina

Re: Stiller Leser...

Verfasst: 21. Feb 2007, 10:57
von KMB
Ich denke, Ärzte sind sehr unterschiedlich. Es sind Menschen und Empathie ist nicht immer das Gleiche.

Mein Arzt hat mich auch gefragt "Haben Sie zuhause oder beruflich irgendwelche Probleme?", in dem Augenblick dachte ich mir "Was soll ich dem sagen?"- ich wusste es nicht. Dennoch, obwohl ich damals mit meinem Gemütszustand nicht gerne zum Arzt gegangen bin, so denke ich, dass gerade eben diese Art und Weise Fragen zu stellen, der Versuch ist, "eine Tür zu öffnen, ohne das Haus einstürzen zu lassen".
Wie würdet Ihr jemandem nach seinen Problemen fragen? Vorallem wenn er gar nicht weiß, warum es ihm so geht?

Für mich war es immer ein Graus "Oh mein Gott, ich muss Tabletten nehmen, damit ich normal bin".
Aber unter uns, wenn alles andere nicht wirklich hilft, dann nehme ich wirklich lieber eine Tablette, denn dann bin ich wenigstens im Geiste mehr bei mir und kann bewusster über mich und mein Problem nachdenken und viell. werde ich eines Tages davon befreit sein. Ein wenig Hoffnung habe ich für mich...
und auch für Euch, denn Ich wünsche Euch allen, dass Ihr eines Tages wieder frei von allen Einschränkungen glückliche Menschen sein könnt und wollt

Re: Stiller Leser...

Verfasst: 21. Feb 2007, 11:43
von monalisa3
hallo liebe/r landschaft,

sei gegrüsst hier im forum........
jeder von uns hat seine ganz eigene geschichte und ich kann deine ganz gut "nachfühlen".
auch ich habe mir hilfe geholt - von einer psychiaterin und einer psychologin. die gesprächstherapie finde ich gut, aber von der psychiaterin bin ich nicht überzeugt. ich streube mich auch gegen die tabletten (nehme sie aber z.zt. noch, weil ich trotzdem hoffe, sie holen mich aus meinem "loch" raus).
ich werde morgen einen anderen weg einschlagen: ich habe einen termin bei einer psychosomatischen heilpraktikerin und werde mich überraschen lassen, was die zu mir und meiner situation meint....
ausserdem ist nun eine reha für mich beantragt worden.....zur stabilisierung, also dass ich wieder auf die beine komme und wieder "erwerbstätig" werde.

ich sehe zwar im moment ganz "duster", wenn ich an meine zukunft denke, aber wenigstens bin ich nicht "untätig" - vielleicht gibt es einen weg aus der depression.

mone3

Re: Stiller Leser...

Verfasst: 21. Feb 2007, 19:48
von landschaft22
Hallo!

Vielen Dank erstmal für eure Beiträge/Antworten!
Nur so als Info, ich bin ein Männlein.

Auch dir danke ich Hina1 für deine Offenheit.
Du hast sicherlich recht mit der Aussage "ein Arzt kann mir eh nicht helfen".
Ich weiß auch, daß ein Therapeut mir die Depression nicht wegzaubern kann!

Ich bin gerade an einem Punkt angelangt mir helfen zu lassen,
da ich alleine keinen Ausweg aus dieser Depression finde.
Tabletten, wie du dir schon denken kannst, möchte ich eher ungern nehmen
aber wenn es hart auf hart kommt klar bleibt mir dann nichts weiter übrig.
Momentan gehts noch ohne Tabletten.

Ein Facharzt, wie du auch geschrieben hast, oder eventuell eine langfristige Therapie
wäre für mich die nächste Hürde nach dem Sitzungstermin.
Ich glaube ich habe die Depression, meine Depression, noch immer nicht
richtig akzeptiert und tuhe mich deshalb so schwer damit!?

Mal schauen was kommt!!

Danke!

Re: Stiller Leser...

Verfasst: 22. Feb 2007, 01:39
von paperdoll
Hallo stiller Leser,

ja beim Neurologen ist man echt gut aufgehoben, gelle? War mal bei einem, der auch Psychologe war. Der sagte meine Taubheitsgefühle in den Fingern seien Psycho... Ich hab dann Dok 5 (Gefäßchirurg) ausgelassen und beschlossen, dass die mich alle mal können.

Ich denke mal mit deiner Therapeutin bist du besser beraten. Klar kannst du erst zum Hausarzt gehen und dir zig Überweisungen zu allen möglichen ganz wichtigen Doktoren geben lassen. Aber ich glaube umgekehrt fährst du besser. Du suchst dir deinen Therapeuten oder Psychiater selbst aus und musst evtl. dann nochmal zum Hausarzt, damit der unterschreibt, dass deine Depris nicht organisch sind.

Wünsch dir viel Glück. Vielleicht erzählst du hier noch mal wie es weiterging.

Alles Liebe

Re: Stiller Leser...

Verfasst: 22. Feb 2007, 02:28
von Hina1
Lieber Landschaft,

ja ich denke, genau das Annehmen der Krankheit ist Dein Problem. Ich denke, Männern fällt das besonder schwer. Frauen sind in vieler Leute Augen noch eher gesellschaftsfähig, wenn sie eine Krankheit haben. Männer sind es auch aber sie glauben nicht so recht daran. Schade eigentlich, denn es geht so unglaublich viele wertvolle Zeit verloren, bis sich was dreht und leider ist es mit den Depressionen so, je länger man das Problem "mit sich rumschleppt", desto länger dauert es auch, da wieder rauszukommen. "Aussitzen" verlängert nur den Leidensweg und macht leider nichts besser. In der Zeit ist dermaßen viel Lebensqualität verloren gegangen, daß man sich nicht wundern muß, warum viele nicht mehr an Besserung der Situation glauben. Aber das muß so nicht sein. Ein Infekt ist auch eine Krankheit aber mit Fieber schleppt sich auch niemand freiwillg rum, sondern tut etwas. Warum geht man dann mit einem der wichtigsten Merkmale, die einen Menschen ausmachen, der Psyche, so heftig um? Genauso ist das mit der Einstellung zu den Medikamenten. Mein Freund hatte mir erklärt, er will keine Medis, sie würden die Persönlichkeit verändern - hat ihm irgendjemand weis gemacht. Ja, habe ich gesagt, das machen sie auf jeden Fall, sie verschieben nämlich Deine durch die Depri ins negative veränderte Persönlichkeit wieder ein wenig ins Positive. Insofern gebe ich Dir wegen der Veränderung recht. Naja, kam wohl nicht wirklich so gut an aber es ist eine Tatsache, daß all diese "Gegenargumente" hauptsächlich von Leuten kommen, die keine Erfahrungen mit den Medis habe und es ist auch eine Tatsache, daß besonders Männer das verweigern. Ich glaube, sie legen sich das selbst als Schwäche aus. Aber ich sehe es eher als Schwäche, wenn man sich eben nicht um sich kümmert, daß man wieder voll "da" ist. Nun gut, es ist meine persönliche Meinung und ich muß zugeben, ich habe auch eine Weile gebraucht, bis ich meine Depression für mich angenommen habe.

Liebe Grüße
Hina

Re: Stiller Leser...

Verfasst: 22. Feb 2007, 10:02
von KMB
Ich gebe Hina in der Hinsicht Recht: Wenn ich Depressionen habe und auch so manche Phasen danach, erkenne ich mich selbst nicht wieder. Ich bin eigentlich immer ein sehr fröhlicher Mensch, sicher mit ein paar Komplexen wie dem Aussehen etc. aber ich habe für mich entschieden, dass wenn ich unter dieser Gemütsveränderung leide, dass das definitiv nicht zu mir gehört!
Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich Ad´s nehmen kann und vor allem dass sie mir zumindest dabei helfen, besser den Alltag zu bestehen, auch wenn sie das Problem nicht lösen- aber zumindest klären sie den Geist ein wenig.