Fühle mich hin und her gerissen

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camping
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Registriert: 30. Jan 2007, 09:04

Fühle mich hin und her gerissen

Beitrag von camping »

Mir geht es im Moment ganz beschissen. Ich habe Angstzustände, die ich sonst von mir nicht kenne. War ein sehr lustiger und kontaktfreudiger Mensch. Zur Zeit könnte ich nur noch weinen, habe zu nichts Lust. Bekomme mal gerade meinen Alltag geregelt, das fällt mir schwer genug.Leider habe ich Erlebtes immer nur verdrängt. Bis jetzt ging es auch ganz gut. Doch durch den Tod von 3 engen Verwandten im Jahr 2006 ist in mir alles hochgekommen. Ich habe den Entschluss gefasst, mich endlich mit allem auseinanderzusetzen. Doch ich habe eine wahnsinnige Angst davor. War im letzen Jahr von meinem Arzt krankgeschrieben. Warte seit Mai 2006 auf eine Therapie und bekomme nun eine Reha (leider erst im April 2007).
Ich weiss nicht, wie ich es bis dahin schaffen soll.
Da ich gar keine Erfahrung mit dieser Krankheit habe. Kennt einer die Reha Klinik in Bernkastel Kues. Ist man dort gut aufgehoben,mir gehen tausend Fragen durch den Kopf.
Soll ich mich weiter krank schreiben lassen?
Bin nur teilzeitbeschäftigt. Komme aus einem Pflegeberuf und fühle mich ohnmächtig.
Andererseits mag ich meine Arbeit, obwohl ich jedesmal Angst habe arbeiten zu gehen, da ich nie weiss, was mich erwartet.Hat aber den Vorteil, ich kann dann wenigstens schlafen,da ich Nachts arbeite.
Ich weiss im Moment gar nicht, was mit mir los ist. Ich bin nicht mehr ich selbst.
CE
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Registriert: 28. Jan 2007, 10:51

Re: Fühle mich hin und her gerissen

Beitrag von CE »

Hallo Mary,
ich kann gut verstehen, dass Du Dich mies fühlst. Die Verluste zu verarbeiten, wird eine wichtige Aufgabe für Dich sein, und in der Reha bekommst Du sicher kompetente Hilfe! Ich war von November bis Dezember letzten Jahres 6 Wochen lang in einer neurologischen Reha. Dort wurde ich zwar nicht wegen Depressionen behandelt, aber zumindest kann ich Dir sagen, dass diese Reha, die ich erst partout nicht machen wollte, mir total gut getan hat!!! Die Anwendungen dort waren genau auf mein neurologisches Problem zugeschnitten; ich hatte sogar Gespräche beim Psychologen. Nur, dass die emotionalen Probleme nachträglich zu meiner OP erst aufgetreten sind, als ich schon wieder zu Hause war... Das konnte ja niemand ahnen, sonst hätten die Psychologen dort mich sicherlich noch intensiver betreut. Ich kann Dir nur raten: nimm an der Reha teil. Vertraue darauf, dass die dort wissen, was sie tun. Sie sind Fachkräfte, die sich mit Deinem Problem auskennen, und ich denke, je früher Du die Sache in Angriff nimmst, um so besser! In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Gute.
Herzliche Grüße von
Claudine
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Fühle mich hin und her gerissen

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Mary!!!

Herzlich willkommen hier,

Ich kann deine Zerrissenheit gut nachempfinden und möchte dir Mut für die kommende Zeit zusprechen.
Es ist gut, dass du schon für dich gesorgt hast (also, dass du dich um eine Therapie bemühst und eine Reha vor der Tür steht).

Ich war von Ende Oktober bis Mitte Dezember in Bernkastel-Kues. Ich kann natürlich nur von mir sprechen - ich fühlte mich dort gut aufgehoben. Schon nach wenigen Tagen fühlte ich mich "heimisch". Man bekommt sehr schnell Kontakt zu Mitpatienten und alle Mitarbeiter dort waren freundlich.

Wenn du noch weitere Fragen hast, frag ruhig.Ich helfe dir, so gut ich kann.

Ob du dich krankschreiben lassen sollst? Wie sehr belastet dich die Arbeit/Nachtschicht? Du schreibst, dass du die Arbeit eigentlich gern machst, aber Angst hast. Und dass du schlafen kannst, weil du nachts arbeitest.

Also bedeutet das, das du dann tags über schläfst, oder? Damit schottest du dich natürlich vom "normalen Leben" völlig ab. Wenn du krankgeschrieben bist, könntest du langsam wieder zu einem normalen Tag- und Nachtrhytmus finden. Ich komme selber aus einem pflegenden Beruf, kenne also diese Problematik. Ich hatte zuletzt am liebsten die Nachtschicht gemacht, weil ich dann mit keinen Mitmenschen konfrontiert war. Aber ich habe oftmals Blut und Wasser geschwitzt, weil ich - wie du - Angst hatte, was in der Schicht kommen könnte.

Naja, jetzt bin ich seit Juli krankgeschrieben...

Viele Grüsse und eine eine gute Portion Durchhaltevermögen wünscht dir,
Sonnenwurm
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Fühle mich hin und her gerissen

Beitrag von sonnenwurm »

sorry, war doppelt abgeschickt....
naja, doppelt hält besser
camping
Beiträge: 7
Registriert: 30. Jan 2007, 09:04

Re: Fühle mich hin und her gerissen

Beitrag von camping »

Hallo Sonnenwurm
Ich danke dir für deine Antwort. Es ist auch so, wie du es schreibst.Doch ich kann mir meine Arbeit im Tagdienst gar nicht vorstellen, da würde ich echt abbauen. Es ist zuviel drumherum- Telefon, Untersuchungen, op´s etc. Da weiss man gar nicht mehr, wo man anfangen soll. Für den Patienten hat man da noch weniger Zeit. Nachts kann man sich die Arbeit besser einteilen. Hauptbroblem ist, ich habe dort mit vielen Menschen zu tun, bei denen psychisch nachts eine Menge herrauskommt, die viele Fragen haben, über ihre Ängste sprechen. Leider haben die oftmals die Erkrankung, wodurch ich 2 Angehörige im letzen Jahr verloren haben. Sie sprechen genau über das, was ich 2 mal life mitgemacht habe.Die Betroffenen haben ja so recht mit Ihren Ängsten, denn genau das, wovor sie Angst haben, wird passieren. Als ich zum erstenmal wieder arbeiten gegangen bin, habe ich vor der Patiententür geweint, fühlte mich total überfordert. Anschließend habe ich mal wieder erbrochen, wie so oft im letzten Jahr. In dem Beruf weiss man einfach zuviel und wenn du dann selbst betroffen bist denkst du, du stehst allein da, du bist die erste der soetwas passiert. Überall fragst du dich dann durch. Doch oft ist es leider so, das ich gar nicht den Mut habe oder überhaupt nicht in der Verfassung bin, mich um mich selbst zu kümmern. Für andere ist es viel einfacher.
Das die Mitarbeiter und Mitpatienten sehr nett sind, beruhigt mich natürlich. Für mich ist es das erste mal, das ich überhaupt in Reha fahre.
Wichtig ist mir, das ich dort ernst genommen werde und mir nicht einfach gesagt wird, - so wie beim MDK - was wollen sie denn, sie arbeiten ja nur Teilzeit, andere Menschen haben auch Probleme - dass war der Hammer. Zu dem Zeitpunkt ging es mir noch schlechter als jetzt. Ich habe das große Glück einen verständnisvollen Mann und eine Familie zu haben, die sich sehr um mich bemüht. Leider bin ich oft nicht in der Lage Hilfe anzunehmen. Ich stoße meinem Mann oft vor den Kopf und will es eigentlich gar nicht. Er ist der letzte, der es verdient hat.
camping
Beiträge: 7
Registriert: 30. Jan 2007, 09:04

Re: Fühle mich hin und her gerissen

Beitrag von camping »

Guten morgen Sonnenwurm
Nachdem ich gestern einen Spaziergang gemacht habe ist mir deine Mail nicht aus dem Kopf gegangen. Du schreibst, das du seit Juli krank geschrieben bist. Das bedeutet, das du von der Reha aus nicht gesund entlassen wurdest?????
Was machst du jetzt, denn wenn du den gleichen Beruf hast, dann wird es auch bei dir keine Möglichkeit geben, das du an einem anderen Ort eingesetzt werden kannst. Ich habe es im letzten Jahr probiert und mir wurde gesagt, das ich überqualifiziert bin. Wie geht es denn dann weiter???? Rente??? Dafür bin ich viel zu Jung.
Na, ja heute geht es mir einigermaßen, ich habe viele Beiträge gelesen und festgestellt, das es anderen hier im Forum noch schlechter geht. Es tut gut zu wissen, das man nicht allein ist. Glaube es ist am besten ersteinmal alles in Ruhe auf mich zukommen zu lassen- lässt sich leicht schreiben, wenn es in der Praxis nur so einfach wäre.
Wünsche dir alles liebe auf deinem weiteren Weg.
Gruß
Mary63
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Fühle mich hin und her gerissen

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Mary, guten Morgen!!

Sorry, dass ich jetzt erst antworte, ich habe es schlicht übersehen, dass du nochmal geschrieben hattest.
Schön zu lesen, dass es ein wenig besser geht. Ich finde übrigens, dass man sein eigenes Leid nicht mit dem der anderen vergleichen sollte. Es gibt sehr viele Menschen, denen es viel, viel schlimmer geht, aber entscheidend ist doch das Maß des eigenen Leids. Für dich ist dein Leid so schlimm, dass du es nicht mehr aushalten kannst!!! Ich habe auch schon mal von einer Psychotherapeutin zu hören bekommen :"Seien Sie froh, dass Sie überhaupt eine Arbeit haben. Jeder Job ist stressig..."

Zu deinen Fragen: Ganz den gleichen Job haben wir nicht. Ich bin Heilpädagogin und habe in einem Wohnheim für Schwerstbehinderte gearbeitet. Habe insgesamt in den letzten 6 Jahren vier Gruppen durchlaufen - hatte immer die Hoffnung, in einer anderen Gruppe ist es besser. Ich habe am meisten unter den Arbeitsbedingungen gelitten und unter der Art, wie Kollegen mit den Bewohnern umgingen. Im Juli bin ich dann zum Hausarzt und hab ihm gesagt, dass ich nicht mehr kann. Ich war in den letzten Jahren immer wieder mal wegen Erschöpfung für ein paar Wochen krankgeschrieben.

Mein Arzt regte an, in Reha zu fahren, eine Psychotherapie zu machen. Ausserdem fragte er, ob ich über eine Umschulung nachdenken könnte. Der Rententräger meinte dann, erst müsste ich eine medizinische Reha machen, danach kann ich die berufliche Reha beantragen. Also bin ich in Bernkastel gewesen. Leider haben sich dort im Laufe der Reha ein paar andere Dinge aus der Kindheit in den Vordergrund der Therapie gestellt, so dass mir die berufliche Frage nicht mehr so dringend erschien. Die 6 Wochen waren so schnell rum. Ich wurde krank entlassen. In dem Abschlussbericht stand, dass eine jetzige Rückkehr in den Beruf meinen Zustand verschlimmern würde.

Nach der Rückkehr habe ich dann einen Antrag auf Umschulung gestellt - der wurde abgelehnt. Aufgrund des Abschlussberichts der Reha ist der Rententräger der Ansicht, meine Depris rühren von einer Traumatiesierung in der Kindheit und nach einer Psychotherapie bin ich wieder fit für den Job.

Hm. Wie weiter? Ich möchte diese Arbeit nicht mehr machen - ich kann nicht mehr. Es kostet mich ganz viel Kraft, aber ich bin dabei "Abschied" zu nehmen. Ich setze mich in der Therapie sehr damit auseinander, warum ich diese Arbeit damals gewählt habe und warum sie jetzt nicht mehr gut für mich ist...

Der Rententräger hat seine Zuständigkeit jetzt an die Agentur für Arbeit abgegeben, die haben da auch eine Reha-Abteilung. Ich bin noch immer durch meinen Hausarzt krankgeschrieben und warte z.Z. auf einen Termin beim Gutachter der Agentur für Arbeit.
Sollten die eine Umschulung auch ablehnen, dann werde ich meine Arbeit kündigen. Wie es dann weitergehen soll, weiß ich noch nicht. Ich bin erst 32, also für Rente viiiiel zu jung, außerdem möchte ich ja gerne arbeiten und bin auch noch leistungsfähig. Eben nur nicht mehr im sozialen Bereich.

Puh, das war jetzt ganz schön viel...wünsche dir einen schönen Tag!!

Sonnenwurm
camping
Beiträge: 7
Registriert: 30. Jan 2007, 09:04

Re: Fühle mich hin und her gerissen

Beitrag von camping »

Hallo Sonnenwurm
Ich danke dir recht herzlich für deine Antwort. Dort steht vieles drin, was ich noch nicht wusste. Ich habe mir nämlich auch schon Gedanken gemacht, was passiert, wenn ich krank entlassen werden sollte. Das es die Möglichkeit einer beruflichen Reha gibt war mir neu.Bin auch noch viel zu Jung um Rente zu beantragen. Wie gesagt, ich bin ganz neu auf dem Gebiet. Zur Zeit bin ich krank geschrieben, da ich mich nicht in der Lage fühle arbeiten zu gehen. Ich habe mit meinem Hausarzt gestern ein sehr ausführliches Gespräch geführt. Das hat mir richtig gut getan.Auch mein Mann gibt sich sehr viel Mühe, mich aus dem Loch herrauszuholen. Wir gehen zur Zeit öfter walken und ich merke, das es so einige Beschwerden lindert.Trotzdem bin ich nur unter eigenem Zwang zur Zeit in der Lage meinen Haushalt in den Griff zu bekommen (mehr oder weniger)
Normalerweise bin ich ein positv denkender Mensch und sehe in schlechten Dingen oft auch etwas gutes. Früher jedenfalls. Ich hoffe, das ich diese Eigenschaft bald wiedererlangen kann. Was ich alles im Forum gelesen habe, hat mir arg zu schaffen gemacht. Wieviele von den Dort anwesenden geht es echt dreckig. Die meisten sind noch weiter unten. Da möchte ich nicht hineinrutschen. Ich gebe mir alle Mühe, jetzt auf mich und meinen Körper zu achten. Das ist auch ein Grund, warum ich mich habe krank schreiben lassen.
Ich warte seit letztem Jahr Mai auf einen Therapieplatz bei meiner Psychotherapeutin, als ich anrief ob ich nach der Reha Termine bekommen könnte, gab sie mir zur Antwort, sie wird es versuchen, solle mich aus der Reha heraus nochmal bei ihr melden. Ich werde langsam wahnsinnig, das kann doch nicht sein, das ein Mensch so ewig lange warten muss. Mir ist die Zeit bis zur Reha schon zu lang. Leider kann ich nicht eher kommen, da dort auch alles belegt ist. Irgendwie schaff ich das wohl auch noch, ich muss ja.
Dir wünsche ich auf jedenfall auch alles Gute und das du die Kraft hast, den Kopf nicht in den Sand zu stecken.
Gruß
Mary
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Fühle mich hin und her gerissen

Beitrag von sonnenwurm »

huhu Mary!!

Ich wünsche dir sehr, dass du rechtzeitig die Notbremse gezogen hast und so dem tiefen Loch entgehst!!! Klinge gut, dass du was für dich tust und Unterstützung durch deinen Mann erfährst.

Ja, die Zeit bis zur Reha ist noch lang, aber dann kannst du sie ja prima nutzen, um dich zu informieren. Hier im Forum kommt man durch die Suchfunktion an jede Menge Informationen.

Ich hatte mich durchtelefoniert, beim Rententräger, Krankenkasse und Arbeitsamt. Jeder sagt was anderes und es ist mühsam, das alles zu sortieren.
Auch für die Reha kannst du dir Gedanken machen...

Bei mir war es so, dass schon im ersten Gespräch gefragt wurde, was ich erwarte. Dann wurden in der ersten Woche mit der Therapeutin Ziele vereinbart, die ich erreichen wollte in dieser Zeit.
Ich wünschte, ich hätte deutlicher machen können, wie wichtig für mich die Frage nach einer beruflichen Veränderung war. Das ist untergegangen und ich hatte ja gehofft, dass in der Reha die Umschulung eingeleitet wird.

Die Klinik hat einen sozialen Dienst, bei dem man sich beraten lassen kann. Wenn du da einen Termin haben möchtest, dann musst du dich von Anfang an dahinterklemmen!!!
(Kleiner Insider-Tipp: die Termine da sind knapp, also immer wieder nachhaken, wann man einen Termin bekommt)

Schönen Tag noch!!!
Sonnenwurm
camping
Beiträge: 7
Registriert: 30. Jan 2007, 09:04

Re: Fühle mich hin und her gerissen

Beitrag von camping »

Hallo Sonnenwurm
Ich habe gerade erst gelesen, das du mir noch etwas geschrieben hast. Sorry tut mir Leid, doch ich habe in letzter Zeit sehr viel nachgedacht. Bin im überigen Krank geschrieben und ich merke das es besser so ist. Du hast recht, die Zeit ist noch sehr lang. Hoffe, das ich sie überstehe. ´Kann es ja doch nicht ändern. Eigentlich freue ich mich auf die Reha, auch wenn ich Angst davor habe. Doch hier im Forum habe ich eine Menge positiver Dinge gelesen. Das tut echt gut.
Danke nochmal für deinen Tipp. Dir wünsche ich viel Glück und Geduld.
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