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Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 22. Jan 2007, 17:07
von CyberAndrea
Hallo zusammen,
ich kenne dieses Forum nun auch schon eine ganze weile, und es hat mir - in den schlimmen Zeiten meiner Depression - manches mal sehr geholfen, so habe ich z.B. hier gelesen, als ich kurz davor war so ziemlich alles in meinem Leben hinzuschmeissen (Job, Beziehung), dass man in einer Depression NIE NIE NIE solche wichtigen Entscheidungen treffen solle.
Für mich war das damals "sonnenklar", dass das ganze Leben nicht mehr lebenswert erschien - dass das alles nur auf diese Krankheit zurückzuführen war, das habe ich erst viel viel später verstanden.

Aber hier meine Geschichte - die ich schreibe um anderen betroffenen Mut zu geben - es GIBT einen Ausweg - IMMER!!!

Im März 2005 hat es ein Ereignis in meinem Leben gegeben, dass mich nach einer kurzen Zeit, völlig aus der Bahn geworfen hat:
Mein Freund hat mir einen Heiratsantrag gemacht!
Tja, werden jetzt vielleicht viele denken: warum denn das?? ist doch was schönes?? da freut man sich doch??!! Und glaubt mir, all diese Gedanken sind mir in dieser schwierigen Zeit 100mal am Tag durch den Kopf gegangen - aber es war so wie es war: das ganze hat viele viele Ängste bei mir ausgelöst, Zweifel, Bindungsangst, Angst dem ganzen nicht gewachsen zu sein, den gesellschaftlichen Anforderungen die an mich gestellt wurden/werden nicht gewachsen zu sein, Angst vor..... weiss ich nicht was.

In einer Phase von ca. 3-4 Wochen bin ich quasi zu einem psychischen Wrack geworden, mit Panikattacken, Zittern, schlaflosen Nächten in denen in seitenweise Notizblöcke mit meinen Gedanken gefüllt habe, Arbeitstagen die keine waren, weil ich mich nicht konzetrieren konnte.....

Ich bin dann zu einem (meinem) Neurologen gegangen, habe da wie ein Häufchen Elend gesessen und nur geheult.

Nach ein paar kurzen Ausflügen mit Insidon und Trimipramin hat mein Arzt mir dann ziemlich schnell Mirtazapin gegeben.

Damit habe ich im Juni 2005 begonnen (ich glaube mit einer Dosis von 15mg die ich dann im Verlaufe von einigen Wochen auf 45mg gesteigert habe).
Die erste Zeit war grauenhaft!!!
Ich war mehr denn je ein Schatten meiner selbst, jedenfalls habe ich mich so gefühlt. Ich fühlte mich sehr oft benommen, wie als würde ich neben mir stehen und verspürte statt der erhofften Besserung einfach nur einen bleiernen Druck auf mir.
Leistungsfähigkeit im Job war damals zwar nicht gleich null, aber tendierte in diese Richtung - auf den Job gehe ich deswegen so ein, weil es für mich damals eine Zeit war in der ich unglaublich ätzende Aufgaben hatte, zu denen hätte ich mich wahrscheinlich noch nicht einmal im gesunden Zustand ordentlich aufraffen können.
Mein Partner hat in dieser Zeit immer zu mir gehalten - er war da wenn ich ihn brauchte (jedenfalls meistens) - er hat an mich geglaubt, mich von den größten Dummheiten abgehalten, hat mir immer wieder gesagt, ich sei krank, was ich ihm partout nicht glauben wollte.... (wie? ich und krank?? niemals!!)

Ich kann gar nicht mehr genau sagen wann, aber irgendwann in den Wochen darauf ist es besser geworden, ja eigentlich kann man sagen, dass es auf den Normalzustand zurück ging. Im Job ging es auch wieder aufwärts, ich hatte eine neue interessante und herausfordernde Aufgabe bekommen, die ich noch heute mit sehr viel Elan verfolge.

Im Februar 2006 war es dann das erste mal soweit, dass ich (immer in enger Absprache mit meinem Arzt) reduzieren durfte (von 45mg auf 30mg).
Diese Schritte nach unten waren für ein paar Wochen immer mit Symptomen wie kribbeln in den Fingern und ängstlichem Beobachten des eigenen Zustands verbunden.
Auch der Schlaf war in den ersten Tagen dieser Reduzierung schon mal nicht so durchgängig mit mit der höheren Dosis davor.

Letztlich bin ich mit dem Step von 45mg auf 30mg aber sehr gut klar gekommen.

Dann habe ich gleich wieder im Juni 2006 von 30mg auf 15mg redzuziert - alles wie bei der ersten Reduzierung sehr gut geklappt. Gespürt das ich da etwas verändere habe ich aber immer.

Nun habe ich im Dezember 2006 von 15mg auf 7,5mg reduziert und werden im Februar ganz aufhören. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie happy ich damit bin!!!!!!

Was ich jedem von Euch sagen möchte, der sich vielleicht auch im Moment in einer schlimmen Lage befindet und hier Hilfe sucht:
- vertraue darauf, dass es Medikamente gibt die dir helfen.
- mache eine begleitende therapie bei einem einfühlsamen Therapeuten.
- gebe diesen Medis eine Chance die Wirkung zu entfalten, dass geht nicht von heute auf morgen, sondern braucht seine Zeit.
- wenn jemand auch absetzen möchte und sich nicht sicher ist, ob es "gut" ist: mach es langsam und gaaanz sanft, dann kann eigentlich nichts passieren, lass dir Zeit mit dem kompletten ausschleichen. ich habe mir jetzt fast ein jahr Zeit gelassen.

Ich hoffe das mein Beitrag ein kleines bißchen Mut verbreiten kann!!!

P.S.: mit meinem Freund ist alles in Ordnung, wir haben diese schwierige Phase zusammen durchgestanden, und ich habe ihm gerade heute morgen noch gesagt, wie dankbar ich ihm bin, dass er immer zu mir gehalten und den glauben an mich nie verloren hat. Ach ja, und unsere Hochzeit steht noch in diesem Jahr an, das Thema ist immer noch nicht ganz einfach für mich (dies hat eine längere Vorgeschichte, die ich hier aber nicht erzählen möchte) aber ich bin mir sicher, dass wir das richtige tun

Ganz liebe Grüße von
andrea

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 22. Jan 2007, 17:11
von Lioness
Hallo Andrea,

danke für dieses mutmachende Posting! Würde es Dir was ausmachen, es nochmals zu posten, und zwar in "meinen" Mutmachthread II in "Umgang mit der Krankheit". Er passt dort perfekt hinein, wie ich finde - dieser Thread soll quasi ein Sammelbecken für solche Berichte wie den Deinen werden.

Liebe Grüße

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 30. Jan 2007, 10:34
von tomya
Ich finde den Beitrag sehr mutmachend, kann ich grad sehr gebrauchen, da ich immer noch in einem Loch sitze, obwohl ich nun seit 4 Wochen Mirtazapin 45 mg nehme. Mein Arzt sagt auch Geduld, Geduld.. Ist aber doch sehr schwer für mich. Ich bin oft abwechselnd unruhig und depressiv oder beides zugleich. Z.T. kommen noch erschreckende Herzstiche dazu, ein Druck- und Spannungsgefühl auf dem Rücken.
Am Anfang der Einahme von Mirtazapin habe ich gut und lange geschlafen, waar auch zwei Wochen krank geschrieben. Inzwischen arbeite ich wieder, mehr schlecht als recht und schlafe (deshalb?) wieder zum Teil sehr schlecht. Letzte Nacht gar nicht, obwohl ich noch zusätzlich Bromazepam genommen habe, das ich im Notfall immer dann nehme, wenn meine Unruhe oder meine Panik zu groß wird. Ich weiß, ich muss warten, aber das fällt echt schwer, wenn es einem nicht gut, oder besser gesagt schlecht geht.
Wer hat vieleicht noch Erfahrung mit Mirtazapin? Habe schon vor drei Wochen einmal einen Beitrag geschrieben und leider nur eine Antwort erhalten.
Habe ganz vergessen zu schreiben, dass ich gstern abend auch ein homöopatisches Komplexmittel gegen Nervosität genommen habe, vieleicht war meine extreme Unruhe und Schlaflosigkeit auch eine Erstverschlimmerung, wie man es bei homöopathischen Mitteln oft hört. Hat vieleicht auch damit irgendjemand Erfahrung?
Würde mich echt auf Resonanzen freuen.
Bis dann liebe Grüße
Thomas

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 3. Feb 2007, 17:59
von Sieglinde1964
Ich nehme seit gestern abend Mirtazapin und habe nun vor den kommenden Wochen ein wenig Angst, weil ja erst die volle stimmungsaufhellende Wirkung in ca. 4 Wochen eintreten soll, laut meines Neurologen. Ich fange nun mit 15 mg an und steigere sie nach einer Woche auf 30 mg, die ich in den kommenden Wochen erstmal beibehalten soll. Bei mir hat Cipralex mit 20 mg keine eindeutige Besserung meines Zustandes erreichen können (ich hatte in den letzten drei Monaten mindestens je drei Male heftige Tiefs)

Liebe Andrea,
dein Beitrag macht mir aber Mut und ich hoffe nun auch das richtige Medikament gefunden zu haben und dass es wirkt, auch wenn ich erstmal durch ein Tal gehen muss und ich auf hellere Stimmungsmomente warten muss.

Man soll ja heftigen Hunger von Mirtazapin bekommen und zunehmen?! Kannst du das bestätigen? Ich habe nämlich eh schon 25 kg zu viel an mir und Angst, besonders wegen dieser Nebenwirkung.
Auch sollen Ödeme vorkommen. Wie hast du Mirtazapin diesbezüglich vertragen? Würde mich als "Anfänger" dieses Medikaments interessieren.

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 4. Feb 2007, 11:28
von CyberAndrea
hallo zusammen,

ich freue mich sehr, dass mein beitrag euch mut macht! dafür habe ich ihm geschrieben: um aufzuzeigen, dass es aus jeder krise und aus dieser krankheit einen ausweg gibt.

was die anfangsphase angeht: es hat bei mir auch eine ganze weile gedauert, bis die volle wirkung eingesetzt hat - in dieser zeit war ich natürlich auch sehr sehr ungeduldig. in den ersten wochen habe ich sogar eher eine leichte verschlechterung meines zustandes erlebt - und aufgrund dessen natürlich total mit diesem medikament gehadert. anstatt erleichterung zu spüren fühlte ich mich oft als würde ich neben mir stehen - es war keine schöne zeit - ich würde sagen die psychologisch verwirrendste phase. irgendwann nach ein paar wochen hat sich das aber ganz ganz deutlich und grundlegend verändert: ich wurde stabil und kam langsam innerlich zur ruhe -
und darum: gebt euch ein bißchen zeit, auch wenn es am anfang recht holprig ist - es lohnt sich!

was die gewichtszunahme angeht:
ja, zweifelsohne steigert mirtazapin den appetitt und man nimmt auch zu, aber hier ist es wichtiger, dass das medi gut gegen die krankheit wirkt, die gewichtszunahme ist eine blöde nebenwirkung, aber gewicht kann man auch wieder abnehmen!
ich habe extrem dagegen angekämpft als ich merkte was mirtazapin mit meinem appetitt macht. man sollte nicht versuchen nichts zu essen (damit geht man baden...), sondern versuchen sich mit "satt-machenden" lebensmitteln mit wenig kalorien zufrieden zu stellen. ich habe z.B. abends wenn der hunger kam im vorletzten winter tonnenweise orangen, kohlrabi, möhren, gurken, paprika..... fertig geschnibbelt auf einem teller zurecht gemacht verdrückt und dabei auch sport gemacht (laufen, hilft sowieso gegen depries).

viele grüße von
andrea

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 4. Feb 2007, 13:15
von tomya
Hallo,
ich bin`s wieder
Geduld in der Anfangszeit zu haben ist echt schwer, da bei mir echt nach über 4 Wochen hoher Dosierung (45 mg) noch keine grundlegende Besserung eingetreten ist. Das nervt echt und Zweifel kommen immer wieder hoch. Zum Teil hatte ich aber zwischendurch doch schon bessere Tage oder zumindest halbe Tage. Auf der einen Seite baut das auf, auf der anderen Seite ist es jedesmal wieder schrecklich, wenn nach guten Stunden die depris wieder voll zuschlagen oder fast noch schlimmer die starke innere Unruhe mit Druckgefühl auf der linken Rückenseite und Herzstichen kommen.

Andrea, weißt du noch, wie lange es genau gedauert hat, bis bei dir Mirtazapin "voll" gewirkt hat?
Mein Neurologe meinte, mann müsse mindestens 8 Wochen warten, bevor man evtl. entscheiden köne, das Medikament zu wechseln.
Es ist halt ne schwere Zeit und ich kann nur hoffen, auch diesmal wieder rauszukommen, wie schon einige Male in meinem Leben zuvor.

Besonders schwer ist auch für meine Familie, mit dem Auf und Ab meiner Krankheit umzugehen, besonders auch meine Kinder können das alles schlecht einschätzen.
Hat eigentlich jemand von euch Ideen oder Erfahrungen, wie man mit innerer Unruhe und den von mir beschriebenen somatischen Begleiterscheinungen umgehen kann?
Ich will mich ja nicht ständig mit Benzos vollstopfen.
Ich nehme in Zeiten starker Unruhe und Anspannung Bachblütennotfalltropfen, die mir aber nur bedingt helfen.
Seit gestern nehme ich noch homöopatische Tabletten (Nervoregin), weiß aber noch nicht, ob die etwas helfen.

Liebe Grüße an alle

Thomas

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 4. Feb 2007, 13:55
von CyberAndrea
hallo thomas,

ich kann es nicht mehr 100%ig sagen, wann bei mir eine positive wirkung einsetzte.

ich weiss nur noch, dass ich mitte juni 2005 mit der einnahme begonnen habe, die erste woche bzw. die ersten zwei wochen waren fürchterlich, ich habe da zwar so gut es mir möglich war gearbeitet, aber es war eine schlimme zeit.
ich habe gerade nochmal in meinen terminkalender (geschäftlich) geschaut um ein gefühl für die zeit danach zu bekommen, ich kann es aber trotzdem nicht genau eingrenzen, bin aber der meinung, dass die wirkung so langsam nach 4-6 wochen einsetzte. was ich auf jeden fall weiss, ist das wir anfang september 2005 in den urlaub geflogen sind, und da ging es mir besser und ich war relativ stabil.
letzten endes musst du das aber deinen arzt entscheiden lassen - vetraue ihm und seiner aussage (habe ich auch gemacht, obwohl ich sehr "mißtrauisch" war..)

LG und versuche irgendwie durchzuhalten,
Andrea

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 4. Feb 2007, 14:05
von tomya
vielen Dank für deine Antwort,

ich weiß, dass ich durchhalten muss und sag mir auch immer (auch, wenn es schwer ist), dass ich das auch werde.
Ich vertrau dem Arzt im Prinzip schon, zumal er -glaube ich ihm - umfangreiche Erfahrungen mit dem Medikament hat.
Aber, du weißt sicher ja, wenn es einem schlecht geht, ist alles nicht so einfach, vor allem das warten nicht.
Schönen Sonntag noch
Thomas

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 5. Feb 2007, 09:45
von Sieglinde1964
Danke für deine schnelle Antwort, Andrea.
Ich werde mein Essverhalten auch kontrollieren. Wird wohl so besser sein.

Ich habe heute eine schlimme Nacht hinter mir. Ich hatte Alpträume, zum Glück weiß ich nicht mehr genau was ich geträumt habe. War aber ziemlich verwirrend. Auch bin ich erst wieder gegen 12.45 Uhr eingeschlafen und hatte wieder eine totale innere Unruhe, die ich durch Schaukelbewegungen im Bett versuchte zu unterdrücken. Das Grübeln setzte bei mir wieder ein, also mal wieder auf das Foto der Internationalen Raumstation ISS gestarrt um nicht noch schlimmere Gedanken zu bekommen. Das hat geholfen bis zum endgültigen Müdewerden.

Gegen 2.15 Uhr war ich von den Alpträumen aufgewacht. Stöhn

Jetz bin ich wie gerädert.

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 6. Feb 2007, 17:33
von Sieglinde1964
Stöhn!!! Habe soeben ein vierstündiges heftiges Tief hinter mich gebracht. Bin noch nicht wieder ganz da. Ich bin heulend ins Bett und kam da kaum noch hoch um einen Augenarzttermin für mich und meinen Sohn abzusagen, für den ich insgesamt 72 km mit dem Auto hätte fahren müssen. Konnte mich kaum auf den Beinen halten am Telefon. In den kurzen Schlafphasen hatte ich wieder schreckliche Träume. Stand kurz davor zu hyperventilieren. Ich hoffe, das kommt "nur" von der Einschleichphase des Medikaments.
Liebe Andrea,lieber Thomas welche Erfahrungen habt ihr beim Einschleichen gemacht?

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 7. Feb 2007, 13:34
von tomya
Hallo Sieglinde,

das mit dem Hyperventilieren kenn ich nicht.
Leider aber auch, dass es mir zu Beginn der Medikamenteneinschleichung schlechter ging.
Bin ansonsten auch immer noch nicht überm Berg.
Habe immer noch die starke Unruhe und meist schlechte Stimmung, nachdem es schon zwischendurch bessere Tage gab.
Also bin ich immer noch am Warten, was sehr kräftezeherend ist.
Ich wünsche dir, dass es bei dir schneller geht, so wie bei mir letztes Jahr.
Mein Arzt mahnt mich aber immer, nicht aufzugeben.
Wenn es zu schlimm mit der Unruhe wird, nehme ich ein Viertel Benzo.
Ist keine schöne Zeit, ich weiß.
Wünsche dir auch viel Kraft und Hoffnung.
Jeder kommt wieder aus der Krise raus, wie meine Therapeutin mir gesagt hat, ich muss auch fest dran glauben.
Bis dann
Thomas

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 8. Feb 2007, 13:18
von Sieglinde1964
Hallo Thomas,
danke für die Antwort. Ich denke mal das mit dem Hyperventilieren kommt von meinen Angsattacken, die dann auftraten als ich wach wurde von den Alpträumen. Dann sehe ich aufeinmal kleine "Schimmelflecken", wo in echt gar keine sind. Dass man von Mirtazapin auch Halluzies bekommen kann, sagt ja auch schon der Beipackzettel. Erst wenn ich so richtig wach bin ist das wieder weg und es kehrt wieder Ruhe bei mir ein.
Ist aber eine unangehmen Begleiterscheinung, mit der ich eben zurechtkommen muss. -Augen zu und durch.

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 8. Feb 2007, 20:06
von CyberAndrea
hallo sieglinde, hallo thomas,

das mit dem hyperventilieren hatte ich persönlich auch nicht - ich denke bei jedem äussert sich die einschleichphase auch ein wenig anders.

ich hatte eher das gefühl irgendwie neben mir zu stehen - manchmal wenn ich durch die stadt ging und jemanden traf der mich kennt, hatte ich während des gesprächs mit dieser person den eindruck, ich würde sprachlich total leiern und irgendwie den eindruck erwecken ich sei "high" oder betrunken oder so.

ob ich so super unruhig war kann ich gar nicht mehr sagen, das schlafen hat bei mir mit mirtazapin eigentlich von beginn an ganz gut geklappt, in den ersten tagen hat es mich (trotz nur 15 mg) regelrecht weggenockt - da bin ich entgegen meiner sonstigen gewohnheiten, schon um 19h in einen tiefen schlaf gefallen, der dann allerdings oft um 21h schon wieder vorbei war. woran ich mich erinnern kann ist, dass ich trotzdem in den frühen morgenstunden oft wach wurde in dieser zeit und richtig schlimme panikattaken hatte und große ängste aus denen ich keinen ausweg sah.
einmal habe ich meine freundin angerufen die dann zu mir rüber kam und ich habe zitternd im bett gesessen und nur geheult - mein gott, war das eine schlimme phase.

ABER ES IST IRGENDWANN VORBEI GEGANGEN - UND IN DEM MOMENT IN DEM ES MIR SO SCHLECHT GING HABE ICH DARAN K E I N E N MOMENT GEGLAUBT....

also ich will euch, vor allem dich sieglinde da du im moment in dieser schweren phase steckst ermutigen: das ganze hat irgendwann ein ende!!!

LG
A

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 9. Feb 2007, 12:50
von Sieglinde1964
Hallo Andrea,
ein ganz herzliches, dickes Danke für deine Antwort.

Du schreibst...woran ich mich erinnern kann ist, dass ich trotzdem in den frühen morgenstunden oft wach wurde in dieser zeit und richtig schlimme panikattaken hatte und große ängste aus denen ich keinen ausweg sah...

So erging es mir heute morgen wieder, sah wieder die "Schimmelflecken", wo eigentlich gar keine sind, ausgerechnet auf dem Foto meiner "geliebten" Raumstation, der ISS (auf ihren Sonnenpaddeln), was ich zum Abklenken vom Grübeln und zum Beruhigen anschaue. Erschrecke jedesmal und gerate in Panik. Lege das Foto schnell neben mich und warte ab, bis ich wacher bin und traue mich dann erst wieder draufzuschauen.

Habe immer noch eine Unruhe in mir (der Wetterumschwung spielt bei mir auch eine Rolle) und Angst, ich werde wieder heute mal in ein Tief fallen. Ich sehe das schwarze Loch wieder in der Ferne, auf das ich zuwandere.

Es ist gut zu wissen, dass das irgendwann ein Ende hat. Aber das Irgendwann ist noch soweit weg für mich.

Danke trotzdem nochmals für die ermutigenden Worte.

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 11. Feb 2007, 17:55
von Sieglinde1964
AAAhh! (hier als wohltuende Lautäußerung)

Was habe ich gut auf die erste GANZE Tablette Mirtazapin geschlafen. Ich wurde auch wunderbar müde davon, natürlich müder als mit nur einer halben, klar. Aber diese Müdigkeit war so angenehm, auch wenn ich mich im Bett fühlte, als würde ich von einem starken Magnet auf die Matratze gezogen. Ich habe zwar heftig geträumt, aber auch angenehm.

Heute spüre ich auch keine Müdigkeit am Tag. Bin auch nicht irgendwie "daneben". Obwohl ich heute wieder ein heranfliegendes Tief wegatmen musste. Nach ein paar tiefen Atemzügen ging es mir dann wieder besser. Liegt wohl auch wieder an dem besch....... Wetter. Trüb bis dorthinaus.

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 14. Feb 2007, 14:11
von schmitt
Hallo

Ich bin neu hier und habe bislang nur wenig Erfahrung mit Mirtrazapin. Es wirkt sehr gut, aber ich bin davon sehr benommen und "high", es ist ein künstlich aufgesetztes Wohlegfühl. Es fällt mir schwer mich zu konzentrieren und ich bin nicht wirklich arbeitsfähig. Auch habe ich den Eindruck, daß ich langfristig nicht wirklich am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann - Kino, Theater oder Kneipe am Abend sind mir zuviel, ich bin auch ohne glücklich (eben durch die Tablette), aber dadurch isoliere ich mich natürlich immer mehr. Deswegen bin ich etwas in Sorge, weil ich nicht denke, daß man die Tablette dauerhaft nehmen soll...
schmitt

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 14. Feb 2007, 15:34
von Sieglinde1964
@Stefan
Ja, manchmal habe ich auch das Gefühl von der Tablette "high" zu sein. Meine Zunge wird dann auch schwerer und ich fühle mich wie ein Betrunkener. Die Wirkung ist nicht immer gleich bei mir. Mal mehr mal weniger. Einfluss auf mein Alltagsleben hat sie aus meiner Erfahrung heraus nicht. Ich nehme nach wie vor am Gesellschaftlichen Leben aktiv teil und habe bisher noch keine "Einbußen" registriert, auch nicht von meiner Lebensmentalität her nicht.

Mag sein, es wirkt bei jedem anders. Wie lange nimmst du sie denn schon?

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 14. Feb 2007, 18:55
von tomya
hallo
ich bin´s wieder Thomas
da bei mir das mirtazapin auch nach fast 6 Wochen nicht den entscheideneden erfolg gezeigt hat, ist nun doch ne Mediumstellung angesagt.
Seit vorgrestern nehme ich nun nur noch morgens 30 mg Mirtazapin und abends dosiere ich auf 100 mg Stangyl (Wirkstoff trimipramin) auf. mal sehen, ob das besser wird.
Die einschlaffördernde Wirku8ng hat mirtazapin bei mir schon lange verloren.
Habe grad auch in dem anderen Thread davon gelesen. Ich glaube bei mir hat eine geringe menge Mirtazapin auch eher scvhlaffördernd gewirkt als eine hohe Dosis, die ich nun ja morgens nehme.
Insgesamt ist nun auch weiterhin Warten angesagt, was sehr anstrengend ist.

Trotzdem liebe Grüße an alle
thomas

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 3. Mär 2007, 22:47
von Marion1961
Hallo ich bin noch neu hier,
im Juni 2006 war ich auf Grund von Starken Rücken schmerzen zur Kur als da Hyperventilierte, wurde mir erklärt das ich unter Starker Depri mit Angstzuständen litt, Vermutlich ausgelöst durch die Flut 2002 als meine Wohnung abgesoffen ist und kurz danach wurde ich auf Arbeit Umgesetzt,das machte mir alles sehr zu schaffen.
Seit dem nehme ich also Mirtazapin, von der Wirkung merke ich allerdings nicht allzu viel, habe immer noch Einschlafstörung und habe fast 10kg zugelegt,
im November glaubte ich auf Arbeit von meiner Chefin gemoppt zu werden und kam darauf hin in eine Tages Klinik für Psychosomatik für 12 Wochen, das war sehr anstrengend aber ich hab mich da auch aufgehoben gefühlt, jetzt gehe ich erst mal für 4 Stunden wieder Arbeiten,aber ich merke das Strengt mich alles noch sehr an, bin unkonzentriert und mein Gewicht macht mir nun auch noch zu schaffen.
Am liebsten würde ich mit den Tabletten aufhören (1 und eine halbe Mirta TAD 30mg am Abend)aber Denk mal das wäre auch nicht so gut.Manchmal hab ich es so satt,
aber eure Beträge machen auch mir etwas Mut, doch nach so langer Zeit müsste sich doch mal was von den Tabs bemerkbar machen oder?

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 4. Mär 2007, 19:11
von Sieglinde1964
Bei mir machte sich die Wirkung in den letzten Tagen bemerkbar. Ich war tagsüber aktiver und habe wieder einiges erledigen können. Seit gestern nehme ich noch zusätzlich eine halbe Tablette Mirtazapin mogens.Mein Neurololge gab mir den Hinweis, wenn es doch wieder seh schlecht mit mir liefe.

Gestern starb mein Vater und ich fange wieder von ganz unten an. Möchte aber behaupten, dass das Mirtazapin mir da natürlich hilft die ganzen Umstände zu ertragen, sonst würde ich hier keinen klaren Satz zustande bringen.

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 4. Mär 2007, 19:49
von Marion1961
Hallo Sieglinde ,

das mit Deinem Vater tut mir sehr Leid, mein Beileid.Ich weiß nicht wie es mir Gänge,wenn einer meiner Eltern,nicht mehr da wären.

Schön das dir Mirtazapin so hilft, ich habe bis 4.00 Uhr letzte Nacht Wach gelegen, obwohl ich sehr Müde war,
ich muss mit meiner Chefin Reden , ich habe es schon die ganze Woche vor mir hergeschoben, Sie hat im Plan mich für 5 Stunden eingeschrieben obwohl sie weis das ich erst nur 4 Stunden arbeite.
Ich habe da ein Problem es fällt mir sehr schwer, Sie darauf anzusprechen, mich zu Überwinden, meine Interessen ernst zu nehmen und vor allem durchzusetzen.

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 31. Mär 2007, 14:04
von Sieglinde1964
Ich musste diesen Beitrag noch einmal hochholen. Ich nehme seit letzten Donnerstag noch zusätzlich morgens eine halbe Tablette Mirtazapin, 15 mg, da mein Dok nicht mit meiner Stimmung zufrieden war. Ich habe das gar nicht so regestriert. Wo ich mich aber nun mehr darauf konzentriere, geht es mir tatsächlich mit der halben Tablette für Tags besser. Nur habe ich das Gefühl seit langem irgendwie abgstrumpft zu sein. Wo vielleicht ein "normaler" Mensch gleich in Tränen ausbricht, bringe ich kein Gefühl raus.
Ich weiß nicht ob das vom Mirtazapin kommt oder ob es sich dabei um eine Nebenwirkung der Depression an sich handelt, wie sind eure Erfahrungen?

Re: Erfahrungsbericht - von Beginn bis zum Ende der Mirtazapin Einnahme

Verfasst: 8. Apr 2007, 17:36
von Finn
Hallo
bin neu hier und möchte auch meine Erfahrung mit Mirtazapin/ Remergil berichten
Ich war Anfang Dez 06 für 5 Wochen in stationärer Behandlung, nachdem **endlich** die Ursache für mein Leiden rausgefunden worden ist.
Angefangen habe ich mit 30 mg Remergil, was dann auf 45 mg gesteigert worden ist.
Seit kurzen bin ich umgestiegen auf Mirtazapin 45 mg...Seit ich medikametös **gut** eingestellt bin, habe ich ein komplett neues Körpergefühl, das ich schon seit Jahren vermisst habe, oder so noch nie kennengelert hatte...Dir innere nervösität , das nie zur Ruhe zu kommen ist weg,kann wieder senden und empfangen,ich kann nachts wieder durchschlafen, und vor allem habe ich wieder einen tiefschlaf.Kann auch wieder abschalten,früher hatte ich immer das Gefühl, als wenn bei mir 24 h Stunden das Licht im Kopf brennen würde...Hab einfach nicht mehr abschalten können...
Bei mir hat es ungefahr 4 Wochen gedauert,bis das Remergil **gezogen** hat..

Ich nehme wieder am Leben teil, wenn es auch noch ein längerer Weg ist, aber die Richtung stimmt, und das ist wichtig...

Das einzigste was mich *belastet* an Mirtazapin ist die enorme Gewichtszunahme...11 KG in knapp 3 Monaten, das ist schon super heftig, zumal ich noch nie soviel auf die Waage gebracht habe..
Mich würde interessieren, ob es möglich ist über den **SPORT** wieder auf**normal** Gewicht runterzukommen,oder nur wenn man Mirtazapin abgesetzt hat..(Keine Sorge, habe nicht vor eigenhändig Mirtazapin abzusetzen..)

Ich bin zur Zeit nur in *ärtzlicher Betreung** bin noch auf der Suche nach nem geeigneten Therapeuten ....

Frohe Oster

LG -- Finn