Strategien entwickeln

Heckenrose
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Strategien entwickeln

Beitrag von Heckenrose »

Hallo Ihr,

meine erste-Hilfe-Kiste für Krisen ist nicht ausreichend für das, was mich seit Wochen schüttelt. Mein Therapeut und mein Arzt sind wirklich immer für mich ansprechbar, aber ich habe den Eindruck, hier muss ich selber dran.
Es geht um den immer wiederkehrenden Todeswunsch, gegen den ich ankämpfe, bis mir die Kraft ausgeht. Mein Arzt weiß davon und wir haben auch ganz offen darüber gesprochen, dass der Wunsch noch sehr lange oder vielleicht mein ganzes Leben lang vorhanden sein kann. Mal stärker mal schwächer - aber ich werde damit gut leben können. Nun, das kann ich ja auch wirklich zwischendurch, aber eben manchmal gar nicht. Ich müsse - wenn es sehr schwer wird - lernen, Automatismen zu entwickeln, wie: in die Klinik fahren, Therapeuten anrufen, Bedarfsmedikation usw.

Was habt Ihr denn in Eurer Notfallkiste? Wie habt Ihr Strategien entwickelt, um weiterzumachen und durchzuhalten.
Ich meine nicht die allgemeinen Dinge wie gemütlich Tee trinken, lesen oder mal einen Tag zu Hause bleiben. Ich glaube, ich muss mich ernsthafter mit dem Thema auseinandersetzen.

Bitte schreibt mir von Euren Erfahrungen.

Lieben Dank,
ele
Without
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Re: Strategien entwickeln

Beitrag von Without »

Hallo ele!

Ich kann das sehr gut nachvollziehen, was bei dir gedanklich so abgeht. Ich habe diese Gedanken schon seit ca. 20 Jahren.

Nimmst du Medikamente, also AD?
Manche AD's haben in der Anfangszeit ja die Nebenwirkungen, dass sie solche Gedanken noch verschlimmern.

Also mir hat einfach sehr geholfen, dass ich einigen Nachbarn und Freunden Bescheid gesagt habe, dass ich solche Gedanken habe. Ich kann dort zu jeder Tages- u. Nachtzeit erscheinen, wenns akut ist. Allein das hat mich schon sehr erleichtert. Ich hab das leider auch schon einige Male in Anspruch nehmen müssen.

Das zweite ist, das ich mir immer wieder sage: "Das sind nur Gedanken, das sind nur Gedanken,....." Also wie so eine Art Mantra.
Somit komme ich für mich selber sehr gut über die Runden und bin ja auch gottseidank noch da!

Ich hoffe das du noch mehr Tipps bekommst.

Liebe Grüße

Petra
>> Der Optimist sieht das Licht am Ende des Tunnels - der Pessimist den entgegen kommenden Zug
cool
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Re: Strategien entwickeln

Beitrag von cool »

Liebe Ele, liebe Petra.

Ich habe noch eine unerledigte Hausaufgabe aus meiner Psychoedukationsgruppe.

Nämlich einen schriftlichen Notfallplan aufzustellen.

Wie so was aussehen könnte, steht zum Beispiel hier :

http://www.buendnis-depression.de/depre ... llpass.php

Viele Grüße, Cool
Grenzgängerin
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Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: Strategien entwickeln

Beitrag von Grenzgängerin »

Hallo ele,

ich kenne diese sehr "anhänglichen" Gedanken auch.

>Was habt Ihr denn in Eurer Notfallkiste?

Einen Ausdruck mit Telefonnummer und Sprechzeiten der psychiatrischen Notfallpraxis (für nachts und am WE), die Mailadresse meiner Psychiaterin, einen handgeschriebene Zettel meiner Therapeutin (der war eigentlich für einen längeren Auslandsaufenthalt gedacht, aber er erinnert mich daran, dass es sie noch gibt und wir einen Termin haben), mein Bedarfsmedikament (Benzo) und die Erfahrung, dass (bei mir spitzt es sich i.d.Regel abends zu) die Welt am nächsten Morgen meistens ein klein wenig anders aussieht (die Gedanken nicht mehr so wahnsinnig akut sind und die Situation besser aushaltbar ist).
Als weitere Notfallpläne habe ich im Kopf, dass ich in den Ort fahren kann, wo "meine" Klinik steht, da fühle ich mich sicher (auch ohne in der Klinik selbst zu sein) und für den allerletzten Notfall natürlich die Klinik.

Meistens schaffe ich es, ins Bett zu gehen. Oft kann ich dann auch aus Erschöpfung schlafen, wenn nicht, helfe ich mit dem Benzo nach.

Für mich ist es so, dass ich sehe, durch diese Gedanken halte ich mir ein "Hintertürchen" offen. Zur Zeit schaffe ich es auch nicht, das zu schließen. Ich hattes es mal geschlossen für gut ein Jahr und da gings mir insgesamt besser. Ich bin anders mit Schwierigkeiten umgegangen, habe mich mehr dem Leben gestellt und konnte mehr genießen.

Grüße,

Alex
Without
Beiträge: 209
Registriert: 27. Aug 2006, 18:58

Re: Strategien entwickeln

Beitrag von Without »

Hallo Sunny!

Klasse Tipp. Vielen Dank dafür. Was es alles gibt, von dem man nichts weiß!

Liebe Grüße

Petra
>> Der Optimist sieht das Licht am Ende des Tunnels - der Pessimist den entgegen kommenden Zug
SchwarzeSchnecke

Re: Strategien entwickeln

Beitrag von SchwarzeSchnecke »

Hallo...

Also bei mir sind diese Gedanken im Hintergrund immer irgendwie vorhanden. Wenn ich ’ne Weile allein bin, kommen sie raus. Zusammen mit dem Gefühl, daß sowieso alles sinnlos ist. U.a. deshalb bin ich Mitte September wieder zu meinen Eltern gezogen.

Was mich bisher davon abgehalten hat, mir etwas anzutun, waren:
1. Meine Angehörigen bzw. der Gedanke, daß mich jemand vermissen könnte;
2. Verpflichtungen und Versprechen: Wenn man jemandem etwas versprochen hat, dann muß man es auch halten;
3. Medikamente.

So ’ne richtig gute Strategie hab ich aber auch nicht.

VG, Anne
Anita2
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Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: Strategien entwickeln

Beitrag von Anita2 »

Hallo ele,
kann Dich gut verstehen. Ich habe diese Gedanken fast jeden tag latent im Kopf und kann dann nicht mit Schwester, Sohn, Schwiegertochter oder Bruder darüber sprechen.
Ich wehre die Gedanken ab, indem ich denke du brauchst nicht für das Leben aber auch nicht dagegen zu kämpfen. Meistens kann ich die Gedanken damit verdrängen.
Wenn es ganz dicke kommt, gehe ich, wenn zeitlich möglich unter Menschen. Ist es am späten Abend oder in der Nacht, so rufe ich in der Klinik an, in der ich war.
Damit komme ich ganz gut zurecht.

Liebe Grüße
anita2
gnom
Beiträge: 23
Registriert: 29. Okt 2005, 14:52

Re: Strategien entwickeln

Beitrag von gnom »

Hallo alle zusammen,
ihr seid mir weit voraus,
ich werde mir eure Tips/Strategien nochmal in Ruhe durchlesen.
Mich wundert, wie ihr mit Therapeuten offensichtlich darüber sprechen könnt, also ich habe bisher nur die Erfahrungen gemacht, in ambulanter Therapie sowie im Krankenhaus (Psychosom.), daß Therapeuten schon auf vorsichtiges Erwähnen von Suizidgedanken wie von der Tarantel gestochen reagieren, da ist noch nie ein Gespräch möglich gewesen, weder über die Gedanken an sich, noch über mögliche Strategien...
Und es scheint Möglichkeiten auch nachts und am Wochenende zu geben, Ansprechpartner zu finden im Notfall, wo man hin kann und es ist jemand "da", das ist mir bisher nicht unter gekommen (außer bei einer sehr guten Freundin, das halte ich allerdings für keine gute "Dauerlösung").
Danke auf jeden Fall für eure Hinweise.
lomo
Heckenrose
Beiträge: 243
Registriert: 31. Mär 2003, 16:31

Re: Strategien entwickeln

Beitrag von Heckenrose »

Vielen, vielen Dank für Eure Antworten. Jede einzelne Zeile zeigt mir, dass ich mit meinem Problem nicht alleine da stehe. Manchmal wenn ich in einer Gruppen von lachenden Menschen bin denke ich "wenn die jetzt wüßten, dass neben mit das -ich kann das Leben oft kaum aushalten und weiss auch nicht wie ich das lernen soll Gespenst- steht, was würden die dann tun?" Nein, das ist kein Thema für fröhliche und ausgelassene Menschen. Ich habe dann den Wunsch, diese fröhlichen Menschen vor mir zu schützen, damit nichts ihre Lebensfreude trüben kann.


> Petra,
ja ich nehme Cipralex und Valproat - seit über 1 Jahr.

> cool,
diesen schriftlichen Notfallplan finde ich klasse. Besonders gut finde ich die Taxi-Nr. und das Taxigeld.

> Alex,
Mein Plan besteht bisher auch eher im Kopf. Für den absoluten Absturz habe ich die Adresse und Tel. meiner Klinik bei mir, aber so weit will ich es ja gar nicht kommen lassen.
Wenn ich längere Zeit nicht schlafen kann nehme ich Stilnox. Das stimmt schon, das Gefühl eine ganze Nacht nicht wachgeworden zu sein, gibt mir morgens ein Gefühl von "überstanden".

> Anne
das Versprechen mir niemals etwas anzutun, kann ich nicht geben, weil ich nicht weiss, ob ich das halten möchte. Ich würde dieses Versprechen gerne geben, aber das ist zu hoch gegriffen.
Ich habe das Versprechen gegeben, nichts unversucht zu lassen, mit meinen Depressionen umgehen zu können.

> anita2
"man muss nicht für aber auch nicht gegen das Leben kämpfen" der Satz gefällt mir sehr.
Menschen um mich herum, kann ich in Krisenzeiten so gar nicht gut haben.

> lomo
Anfangs hatte ich auch das Gefühl, dass Ärzt und Therapeuten wie von der Tarantel gestochen reagieren, aber das Gefühl resulierte eher aus meiner Angst vor einer solchen Reaktion. Etwas, was mir immer wieder Mut macht ist das Wissen, dass es tatsächlich meinen Arzt und Therapeuten gibt, die mich begleiten wollen und können. Sie können wirklich gut mit der Wahrheit umgehen und reagieren eher ruhig und analytisch.



Liebe Grüße,
ele
bavo
Beiträge: 64
Registriert: 6. Nov 2006, 11:35

Re: Strategien entwickeln

Beitrag von bavo »

nur ganz kurz, bin gerade selber ziemlich platt

Ganz konkret habe ich in der Küche eine Magnettafel hängen: Daran hängen Bilder und Briefe von meiner Tochter und ganz fett in rot darauf geschrieben: Deshalb nicht aufgeben.

Trotzdem machen auch wenns schwer ist.

Klingt vielleicht ziemlich banal, aber neben Tavor und Seelsorge hat mir die schon 2-3 mal geholfen!!!

Wünsche dir Kraft
Wycombe1
Beiträge: 278
Registriert: 7. Dez 2006, 15:22

Re: Strategien entwickeln

Beitrag von Wycombe1 »

Hallo,

ich hoffe meine strategie kommt jetzt nach all den super tips nicht als die "barbienummer" rüber, aber mir hilft es sehr, wenn ich mein handy immer bei mir habe. bin ich draussen, hab ichs griffbereit in der jackentasche, geh ich zu bett, liegts neben mir, so dass ich jederzeit "zugreifen" kann; da mich zur zeit u. a. auch das symptom "ich kann nix mehr sehen" quält, ist das für mich besonders wichtig, hab so irgendwie das gefühl,wenn was ist, kann ich zur not nur auf die wahlwiederholung drücken und hab meine freundin dran!

ja und bilder meiner zwei töchter sind auch immer bei mir sowie ein selbstgemaltes von meiner älteren; sie hat sich, mich und ihre schwester gemalt, alle 3 lachen wir und sie hat darüber E., Mama, M. geschrieben..... Das gibt mir sehr sehr viel!

liebe güsse,
silke
Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden,

wenn es besser werden soll.



(G. C. Lichtenberg)
SchwarzeSchnecke

Nicht zuviel versprechen!

Beitrag von SchwarzeSchnecke »

Hallo nochmal...

@ ele:

Du schreibst:
"das Versprechen mir niemals etwas anzutun, kann ich nicht geben, weil ich nicht weiss, ob ich das halten möchte. Ich würde dieses Versprechen gerne geben, aber das ist zu hoch gegriffen. [...]"

– Äh... So habe ich das nicht gemeint. DAS würde ich auch nicht versprechen!
Ich versuche das mal durch ein Beispiel zu erklären: Meiner Oma (die sich immer um meine Zukunft sorgte) hatte ich versprochen, auf jeden Fall mein Abi zu machen. Meine Oma starb, als ich in der 12. Klasse war; und ich hatte keine Lust auf ein weiteres Jahr Schule. Dennoch zog ich es durch. Versprochen ist versprochen.
Man kann z.B. jemandem versprechen, daß man anruft, oder gemeinsam etwas unternimmt... Irgendein Ziel eben... und durch das Versprechen ist man dann daran gebunden, kann sich nicht mehr herausreden. Ich bin jedoch der Meinung, daß man nur solche Dinge versprechen sollte, bei denen man denkt, daß man sie auch halten kann.

VG, Anne
keiju
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Re: Strategien entwickeln

Beitrag von keiju »

Hallo,

mein Notfallplan für Suizidalität:
- Absprache mit meinem Therapeuten, dass ich mir Hilfe hole, sollte es ernst sein (Dieses Versprechen war anfangs ein Kampf aber ist inzwischen für mich sehr wichtig, dass ich es gegeben hab)
- Telefonnummer meines Therapeuten
- Adresse der Notfallambulanz
Freund oder Freundin erzähle ich nichts davon. Die Verantwortung wär zu groß. Das kann ich niemandem zumuten.

mein Notfallplan für Krisen:
- mir sagen 'es sind nur Gedanken'
- mir sagen 'es vergeht wieder'
- Tagebuch schreiben
- herausfinden was der Auslöser für die Krise war
- klare Gedanken durch Gespräche mit Freunden bekommen
- viele, viele andere Dinge ...


keiju
feuerfisch
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Re: Strategien entwickeln

Beitrag von feuerfisch »

Hai

ich habe diese Gedanken seit der Kindheit.
Im "Anfangsstadium" hilft mir ununterbrochene Beschäftigung - ist aber auch keine gute Möglichkeit.

Ansonsten hilft mir nur Eines: da ich schon sehr lange um meine störung weiß, sage ich mir immer wieder das es unlogisch ist, und das ich mich - verdammt noch mal - nicht von so einer mistigen Krankheit, die ich ja noch nicht einmal selbst verschuldet habe, unterkriegen lassen will.

Alles Gute

feuerfisch
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Bellasus
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Re: Strategien entwickeln

Beitrag von Bellasus »

Hallo,

bei mir war es höchstens 1-2 mal wirklich brenzlig mit konkreten Gedanken, und dann hat mir die Frage geholfen: Was würde mir entgehen auf dieser Welt? Da fiel mir immer etwas ein, zuallererst mein Patenkind samt Familie, zuallerletzt meine eigene Herkunftsfamilie, und dazwischen einige Banalitäten wie die Nase ins Fell meiner Tiere graben, die Natur mit ihren Sinnesreizen. Diese Dinge geben mir etwas Positives, berühren mich im Innersten.

Latent hatte ich diese Gedanken ca. 1,5 Jahre, und dann hat geholfen, auch wie ein Mantra: Weitermachen weitermachen weitermachen. Zu Versprechen war ich in dieser Zeit auch nicht bereit, geholfen hat mir das Vertrauen meiner Helfer, dass ich immer rechtzeitig Hilfe suchen werde. Vorschußvertrauen sozusagen, und das hat mich gestärkt.

Und irgendwann war plötzlich die Entscheidung FÜR dieses Leben da.




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Heckenrose
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Re: Strategien entwickeln

Beitrag von Heckenrose »

und wieder vielen, vielen Dank für jede einzelne Zeile. Kein Tipp, der auch nur einem von uns hilft kann banal sein.

bavo - vielen Dank, dass Du schreibst, obwohl Du Dich selber platt fühlst. Hoffe, Dir geht es bald wieder besser.

silke - in meinem handy sind auch alle Notfallnummern gespeichert. Im Portemonnaie trage ich eine Kinokarte, die kaum noch lesbar ist. Eine liebgewonnene Erinnerung.

anne - Du hast schon recht, aber momentan belasten mich Versprechen eher. Ich kann mir gewisse Dinge versprechen, z. B. spazieren zu gehen. Das wäre vielleicht ein Anfang, oder?

keiju - ja, das Versprechen mir Hilfe zu holen habe ich auch abgegeben. Mein einziges Versprechen, aber wahrscheinlich auch der wichtigste 1. Schritt. Ich habe sogar einen Vertrag mit meinem Therapeuten geschlossen, in dem er sich "verpflichtet hat" in Krisen für mich da zu sein.

feuerfisch - mein Mantra ist leider noch nicht so stark. Ich habe eben doch die Angst, dass mich diese Krankheit klein und alle kriegt.

bellasus - das mit dem Vorschußvertrauen beschreibst Du sehr schön. Es macht mir bewußt, dass ich dieses Vertrauen auch bekommen habe und im Grunde dankbar und sorgsam damit umgehen möchte.



Jetzt muss ich mal tief durchatmen. In den letzten Tagen hatte ich das Gefühl, dass mich nur noch Schmerzen und Müdigkeit erreichen. Für eine sinnvolle Beschäftigung fehlt mir die Kraft, habe mich wohl schon verausgabt; das Fell meiner Tiere fühlt sich so gut an, aber sofort ist das gute Gefühl wieder weg; mir ist so unglaublich kalt - wie im tiefsten Winter; ich möchte niemanden treffen, mit niemandem sprechen, auch nicht mit meinem Therapeuten ... und genau hier verspreche ich Euch jetzt, trotzdem mit ihm zu sprechen. So geht das doch nicht.


Alles Liebe,
ele
cool
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Re: Strategien entwickeln

Beitrag von cool »

Dieser link führt zu einem sehr detaillierten Muster für eine Behandlungsvereinbarung mit einer Klinik.
Das Muster des Bündnisses gegen Depression (siehe link in einem vorhergehenden posting) ist kürzer gefasst.
http://buergernetz.muenster.de/psychiat ... VOrig.html

Ich hoffe es stört niemanden, dass ich derzeit im Forum so überaktiv herumwirble.
Mir gehts zur Zeit nicht soooooooooo super (berufliche Probleme) und mir tut es gut, mich mit etwas anderem zu beschäftigen.
Ausserdem muss ich diesen Krisen- und Notfallplan auch als Hausaufgabe machen und mit euch zusammen macht mir das einfach mehr Spass.
Ich habe mir jetzt einen Leitzordner angelegt und hefte da die ausgedruckten Muster rein. Und natürlich Notizen der hier im thread gefundenen Anregungen, die ich übernehmen und in meinen Plan einbauen möchte.
Den Tip mit dem Handy immer "am Mann" finde ich superklasse und garnicht "barbiehaft".
Manchmal sind es eben auch Kleinigkeiten, die sehr gut helfen. Zum Beispiel die Visitenkarte meiner Verhaltenstherapeutin in der Hosentasche ............
Grüße, Cool
cool
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Re: Strategien entwickeln

Beitrag von cool »

Und hier ist ein link mit Kontaktdaten zu bundesweiten Anlaufstellen für Krisenintervention.
Leider stammen die Daten aus dem Jahr 2004 und sind evtl. nicht mehr aktuell oder vollständig. Sollte man also im voraus und nicht erst in der Krise prüfen.
(Überlege gerade, ob ich meinen Nick in " Die Königin der Suchmaschinen" umändere *grins*)

http://209.85.135.104/search?q=cache:SK ... =clnk&cd=1
Heckenrose
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Re: Strategien entwickeln

Beitrag von Heckenrose »

Hallo cool,

die Seiten sind wirklich sehr gut. DANKE!

Versprechen gehalten, ich habe mit meinem Therapeuten gesprochen. Jetzt werde ich zu meinen Pflegepferden fahren und vielleicht heute abend ein bisschen berichten. Es geht mir heute besser.

Lieben Gruß,
ele
Heckenrose
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Re: Strategien entwickeln

Beitrag von Heckenrose »

Hallo,

rückblickend auf die vergangene Woche bin ich sehr dankbar für Eure Ratschläge und Euer Verständnis. Ihr wußtet um meinen Kampf und wißt auch jetzt, dass er nicht endgültig überstanden ist. Aber ich schaue nicht mehr auf den letzten Punkt meiner Strategie-Liste, d. h. in die Klinik fahren, sondern fühle mich wieder etwas geerdet.


Alles Liebe für Euch,
ele
cool
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Beitrag von cool »

Heckenrose
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Re: Strategien entwickeln

Beitrag von Heckenrose »

Hallo cool,

Danke für die Möhren - lieben die beiden.

Der Begriff entstand, als ich meinem Arzt von einem Unfall erzählte, bei dem ich 1. Hilfe geleistet hatte. Ich hatte ihm berichtet, dass ich ziemlich gut dafür ausgebildet bin und niemals zögere, ein Leben zu retten. Irgendwie weiß ich dann genau, was ich gelernt habe und reagiere schnell und relativ sicher. Wenn es aber um mein eigenes Leben geht, dann sieht die Sache anders aus.
So kamen wir zu dem Vergleich - ich müsse für mich eine 1. Hilfe Strategie entwickeln, um in Krisensituationen genauso schnell und ohne lange zu zögern zu reagieren.

Wenn ich einfach einen schlechten Tag hatte, reicht eine Art Wundsalbe ... vielleicht ein schöner Film ganz für mich alleine.
Wenn ich ganz furchtbar schlecht geträumt habe, muss es vielleicht schon eine Wundauflage sein ... vielleicht ein Extrabesuch bei meinen Pferden, eine Meditationsübung.
Wenn ich eine Zeit lang Nacht für Nacht Entsetzliches träume und mich das langsam zermürbt hilft Ruhe, Wärme und Zuspruch ... dann nehme ich 1/2 Stilnox. Wenn nötig auch ein paar Tage hintereinander.
Wenn ich sehr verzweifelt bin Therapeuten oder Arzt anrufen.


Das mag sich sehr klar anhören, aber es gibt noch ganz große Lücken. Wenn ich z. B. nicht mehr weiß, was ich fühle. Wenn mir ein Gefühl sagen will, dass ich nicht mehr leben möchte und ein anderes Gefühl, dass es solche Krisen schon öfter gab und ich dageben etwas tun muss - ich gerate dann in ein Ohnmachtsgefühl und bin ganz unsicher. Dann zögere ich zu lange, so als würde ich bei einem Unfallopfer erst einmal 1 - 2 Tage nachdenken, ob ich nun etwas unternehmen soll oder nicht. Gleichzeitig frage ich mich, was es da zu überlegen gibt.

Verstehst Du, daran möchte ich noch arbeiten.

Lieben Gruß,
ele
cool
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Beitrag von cool »

cool
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Beitrag von cool »

Cieloazul
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Re: Strategien entwickeln

Beitrag von Cieloazul »

Hallo ele und andere

Ja, so ein Notfallkoffer ist eigentlich eine gute Sache. Er sollte aber immer mal wieder erneuert werden, denn du veränderst dich mit der Krankheit und die Krankheit verändert sich auch...

Für mich war in der tiefsten Depri-Phase mit schrecklichen Panikattacken wichtig, dass ich mir mit Hilfe von andern Listen machte, abgestuft nach Befindlichkeit.

Es waren drei Listen! Ich überlegte mir, woran habe ich Freude, welche Tätigkeiten helfen mir aus dem Gedankenkarussell z.B. malen, Hörbuch, lesen, telefonieren, mit Hund spazieren usw.

Was kann ich tun, wenn obiges nicht mehr geht? Bad nehmen, fernsehen

Dritte Liste: Notfallmedi, Notfalltelefonnummern, Therapeut anrufen, ev. Selbsteinweisung in die Klinik.

Die Listen hingen gut sichtbar in der Küche, grosse Schrift, damit ichs auch lesen konnte ohne Brille

Diese Auflistung war aber für mich nur mit Hilfe möglich u. ich brauchte einen guten Tag!

Mir gings u. gehts auch heute noch oft so, dass mir in den schlechten Zeiten nicht mal mehr die banalsten Dinge einfall, was ich tun könnte. Der Kopf ist voll mit andern Dingen.

Rituale können auch helfen den Tag zu überstehen. Sich zwingen immer zur selben Zeit und an jedem Tag z.B. um 8 h aufzustehen, immer um 16 h meine Kaninchen zu kuscheln usw. Mir hilft das - doch das ist bei jedem wieder anders. Schön ist, wenn es dir gelingt in dich hineinzuhören u. zu spüren, was du bräuchtest, wer dir ne Hilfe sein könnte.

Guten Abend wünscht dir Cieloazul
Herzliche Grüsse

Cieloazul



“Malen ist eine Sprache der Empfindung, die da anhebt, wo der Ausdruck mit Worten aufhört.” Asmus Jakob Carstens (1754-1798, Maler)

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