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Verfasst: 21. Nov 2006, 22:16
von chimera

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 21. Nov 2006, 23:21
von Cyberwalk
Hallo Chimera,

dein Beitrag ist von einer beeindruckenden Wucht und Intensität und er erinnert mich stark an meine dunklen Zeiten.

Ich war immer etwas Besonderes. Ich habe andere zum Lachen gebracht, ich habe andere verletzt, ich habe - ohne es zu wollen - andere mit meiner Depression zum Weinen gebracht. Anders konnte ich Menschen nie erreichen.

Und dabei wollte ich immer nur ein Teil der anderen sein, verstanden, angenommen werden.

Ich habe hier den Eindruck gewonnen, dass es in einer Hinsicht zwei Ausprägungen der Depression gibt: Die Traurigen, die viel weinen und die Gefühlstoten, die nicht mal weinen können. Ich bin eindeutig auf dem Weg nach oben. Die leeren Phasen werden seltener, sie werden kürzer, ich habe Mittel, mich zu wehren.

Aber: ich kann auch heute nur im Schlaf weinen. Wie geht es dir? Bist du stark genug für die Traurigkeit?

Glaub' es oder nicht: Ich weiß, wie du dich fühlst und ich bin für ein paar Gedankenmomente bei dir als Mensch. Ich habe den Trost nie bekommen, ich habe ihn abgelehnt, ich wäre ohne ihn zugrunde gegangen und habe ihn schließlich angenommen. Ich möchte dich für den Bruchteil einer Sekunde trösten.

Alles Gute

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 00:28
von dietmar45
Hi Chimera,

große Freude bei mir, Dich zu "sehen". Weniger erfreulich ist, dass, so wie ich es verstehe, Deine Situation noch weitgehend die "alte" ist.
Obwohl meine Konzentration mittlerweile bedenkliche Züge annimmt, hab ich jedes Deiner Worte aufgesogen. Alles hab ich sicher nicht verstanden, aber das wäre auch zu viel des Guten.

Ja ja, die mistigen Blockaden. Die werd' ich auch nicht los. Ich denke grad drüber nach, ob die in einer Therapie aufgelöst werden können. Aber ich bin wie immer sehr skeptisch. Und als Selbstzahler....ja die alte Leier bei mir.

Also, ich finde Deinen Beitrag von allgemeinem Interesse. Jedenfalls hast Du meins. Mehr von Dir, bitte.

Viele Grüße
Dietmar

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 08:58
von albert
Hallo Chimera,

du schreibst von Bruchstücken, von einer verlorenen Sprache. Ich fühle mich berührt, denn in diesem Jahr bin ich getroffen worden, ohne Vorbereitung, außerhalb meines Zyklus. Ich habe in dieser Zeit geahnt, dunkel gefühlt, dass ich Defizite habe und seit letzter Woche hab ich es schriftlich von außerhalb des Landes. Ich gestehe mir ein, dass ich Wahrnehmungsstörungen aufweise, (=cognity deficiencies) und dass ich auf Hilfe angewiesen bin. Ich bin mit meiner Aufgabe überfordert, besonders da ich immer wieder aufs Neue an Grenzen stoße, die depri-auslösend wirken. Wenn ich diesen Teufelskreis nicht verlasse, reisst er mich voll nach unten.
So kann ich manches mir eingestehen, aber ich sehe auch meine begrenzten Möglichkeiten. Alle Anstrengungen kann ich nur darauf richten, diese begrenzten Möglichkeiten auszuschöpfen - soweit wie nur irgend möglich und ohne Rücksicht auf andere.
Ich habe Bruchstücke in der Hand, ich weiß, dass es möglich ist, sie zusammenzufügen, ich weiß wie das möglich ist, aber ich kann es alleine nicht.
Soviel für heute, nicht rauchend, nicht trinkend, nicht fluchend, aber weit sehend und nach einer Brücke suchend.
Gruß
Albert

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 13:13
von Chiron
Lieber Chimera,

gerne würde ich Dich trösten, leider fällt mir nichts Passendes ein.

Wie Du weißt, gehöre auch ich zu denen, die immer wieder abstürzen und dann sauer auf sich und die Welt reagieren, weil man endlich mal verschont bleiben will von diesen negativen Gefühlen.

Sorry, Du sprichst von inneren Blokaden, also keine Gefühle?
Ich glaube doch, Du hast sehr viel Gefühl, das Du hinter einer Mauer verborgen hältst, vielleicht aus Angst, die völlige Kontrolle über Dich selbst zu verlieren?

Zu Beginn unseres Kennenlernens schriebst Du mir folgende Zeilen, die mich nicht mehr losließen, weil sie mein Herz berührten und mich seitdem, besonders in schwierigen Zeiten, begleiten.

Deshalb möchte ich sie Dir hier in Erinnerung rufen, als Stütze für Deine momentan schwierige Situation.

"Dein ganzes Leben ist davon bestimmt, was Du von Dir selbst denkst und was Du für Dich selbst fühlst. Begib Dich bitte auf die Reise und Du wirst entdecken, dass es da nichts Schlechtes zu denken und zu fühlen gibt...
Alles, was in Dir ist, hat seine Berechtigung. Dies zu erkennen, heißt nicht, alles zu behalten, aber es ist der Beginn der Liebe zu Dir selbst..."

Den Satz "alles, was in Dir ist, hat seine Berechtigung" finde ich am beeindruckendsten.

Denn er bedeutet für mich nichts anderes als:"Auch die Selbstzweifel in der Depression, die Fragen nach dem Warum und Wieso, Weshalb gehören zu uns, weil sie in uns sind und somit ihre Berechtigung haben."

Dann der nächste Satz: "Dies zu erkennen, heißt nicht, alles zu behalten, aber es ist der Beginn der Liebe zu Dir selbst..."

Für mich heißt das, die negativen Gefühle der Depri immer wieder aufs Neue loszulassen um angenehmen Gefühlen Platz zu machen, um offen zu sein für den Beginn der Liebe zu mir selbst, die ich in guten Zeiten sogar manchmal empfinden kann.

Deshalb mein Rat an Dich, nimm Deine negativen Gefühle, inneren Blokaden als Teil von Dir an, versuche nicht mehr dagegen anzukämpfen, sondern sie als Anteil Deiner Persönlichkeit zu akzeptieren.

Denn der Mensch Chimera mit seinen positiven und negativen Eigenschaften, mit seinen Selbstzweifeln und Erkenntnissen, ist der Chimera, den wir, die Dich kennen, schätzen und gern haben.

Nun bleibt mir nur noch zu hoffen übrig, dass all die Wärme und positiven Gefühle, die Deine Freunde für Dich haben, Dein Herz erreichen und erwärmen, so dass auch Du bald wieder, das Licht am Ende des Tunnels erkennst.

Alles Liebe und Gute für Dich,
auch von F.,

Chiron

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 13:34
von Chiron
Lieber Albert,

Dir, wünsche ich nicht nur, das Licht am Ende des Tunnels, sondern auch das baldige Erreichen der Brücke, nach der Du Ausschau hältst.

Du bist ein Mensch mit sehr viel Kraft, Intelligenz und Weisheit. Deshalb bin ich davon überzeugt, Du wirst trotz Deprigefühlen, mit dem Dir zur Vefügung stehenden Potenzial, Dein Ziel erreichen.

Damit es Dir leichter fällt, schicke ich Dir hier noch den nötigen Schwung an Energie und verbleibe mit wohlwollenden Gedanken und lieben Grüßen an Dich,

Chiron

Bruchstücke

Verfasst: 22. Nov 2006, 14:56
von albert
Hallo Chimera und Chiron,

Da stehe ich allein, stehe zweifelnd-verzweifelnd auf einer Insel der Freiheit und Anarchie, dort wo es möglich, unbegrenzt und ungehindert von Vorschriften alles zu denken und auch gleich zu sortieren.

Ich sollte mir eine Brücke suchen zum Festland, eine Fährverbindung und Kontakt zu den ordnungsliebenden Menschen dort herstellen, aber wenn ich auf der Fähre bin und ich sehe die Festlandbewohner auf der Kaimauer, suche ich vergeblich nach einem freundlichen Gesicht. Die Wartenden dort sind kalt, abweisend, fürchten meine Unordnung, meinen Regelbruch. Es könnte dem einzelnen in seinem abgegrenzten, wohlgeordneten Bereich schaden. Ja, sie lachen und spotten über die Bruchstücke in meinen Händen. Ich sehe durch sie hindurch und werde gewahr, dass in diesem Land Veränderungen zum Besseren hin nur in Abständen von dreißig Jahren möglich sind. Abschottung gegen den Nachbarbereich ist der stille Grundsatz und er wirkt als dicke feste, undurchdringliche Mauer, als Blockade.
Dabei ist niemand unhöflich, es sind alle vollendet förmlich, aber wenn ich mich umdrehe, fühle ich mich nicht gut. Niemand schaut mich an, aber ich spüre hinter meinem Rücken die argwöhnischen Blicke, das Schweigen, die nicht ausgesprochene und doch wirksame Ablehnung, die Symptome für eine intrigenbeladene Atmosphäre, die sicherlich depressogen wirkt.

Nichts wie weg!

So bleibe ich besser auf der Fähre und warte auf die nächste Anlegestelle, hoffe, dass ich dort Menschen treffe, die begierig sind, neue Dinge aufzunehmen und zu prüfen, ob es zur Verbesserung ihrer Zustände tauglich ist. Sie nehmen wahr, dass meine Bruchstücke in den Händen nicht ohne Gründe so sind, dass ich sie nur deshalb in die Hände bekommen habe, weil ich die feste runde Form der Ordnung im Nachbarland bezweifelt habe und ich habe sie immer noch in den Händen, weil ich an mir selbst zweifele. Sie sind bereit, sich auf ein Wagnis einzulassen und einen neuen Weg zu beschreiten, wissend, dass die alten ausgetretenen Pfade längst Sackgassen geworden sind.

Heute bin ich mir bewusst geworden, dass ich die Bruchstücke nicht allein zusammenfügen kann. Ich habe mich verausgabt, bin erschöpft, ich habe mich zu lange durch die Blockade an der festen Mauer aufhalten lassen. Jetzt bin ich auf der Fähre zu einer anderen Anlegestelle und hoffe dort Menschen zu finden, die bereit sind, ihr Gefühl für Ordnung zu nutzen, um die Bruchstücke in meinen Händen zusammen zu fügen, mir zu helfen. Gegeneinander ist nichts zu erreichen, nur zusammen ist zu einer neuen Ordnung zu finden.

Noch ein Wort zur Fähre!
Kann ich sie als Sinnbild nehmen für mein Inneres? Sie ist ein gut durchdachtes Fahrzeug, ein Werkzeug mit Antrieb, Kraftstoffverbrauch und Steuerung. Wenn Antrieb, Kraftstoffverbrauch und Steuerung nicht koordiniert sind, ist die Fähre nicht zu gebrauchen und nur ein Haufen Schrott. Aber es ist möglich die Löcher in der Schiffswand zu flicken, die Maschine zu reparieren und die Steuerung neu zu formatieren. Das braucht Zeit und Arbeit entsprechend den Schäden; aber auch so manches gesunkene Schiff ist wieder gehoben und flott gemacht worden.

So, das erstmal für den Rest des Tages von meiner Seite aus.

Danke dir Chiron für den Zuspruch. Manchmal braucht es einen Anstoß, um den Lichtschein am Ende des Tunnels zu sehen und den Zweifel in Worte zu fassen. Natürlich ist es besser, wenn ich eine Brücke finde, denn darüber ist hoffentlich besser zu gehen, als in einem dunklen Tunnel.

Herzlichen Gruß
Albert

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 15:53
von Nabucco
Hallo Chimera,

das was Du geschrieben hast fand ich sehr nachvollziehbar. Auch wenn mir viel Text zum lesen schwerfällt, habe ich es gelesen.

Trotzdem um was geht es Dir? Das konnte ich dabei nicht herauslesen.

Willst Du Mitleid für Deine Situation - Sorry, kann ich Dir nicht geben, mir geht es selbst beschissen.

Willst Du finanzielle Zuwendungen - Sorry, im Moment habe ich zwar genug zum leben, aber weiß nicht was die Zukunft bringt - und ohnehin müsste ich dann überlegen wenn ich Geld übrig hätte, wie ich es einsetze.

Willst Du Zuwendung? Ok, dafür ist das Forum eigentlich da. Aber musst Du Dich dann so umschweifend und weitausholend artikulieren?

Wünsche Dir alles Gute, wollte nur einen Gedankenanstoss geben. Immerhin beklagen sich die Moderatoren stets über zuviel Text.

Liebe Grüße
Verdi

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 16:36
von Andrea37
Hallo Chimera,
ich habe deinen Zustandsbericht mit Interesse gelesen.
Leider vermag ich meine Erkenntnisse nicht derartig in Worte zu fassen, aber ich meine, nachfühlen zu können was du meinst.
Sei nicht zu hart zu dir. Versuche nicht, dein inneres Kind zu entmachen, gönne dir mehr Zeit und Geduld, du bist auf dem Weg.

Liebe Grüsse aus BaWü

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 18:01
von ANOVA
Lieber Chimera,

nicht schön, hier von Dir zu „hören“...

>>>Deswegen und dennoch suche ich, verbissen rauchend, trinkend und starrend, die Konfrontation; nichts hat sich hier geändert seit dem Tage des ersten Outings.

Nun ja, ich sehe das absolut ganz anders. Ich denke schon, daß sich sehr viel geändert hat in den letzten zweieinhalb Jahren. Damals warst Du vollkommen am Ende, verängstigt, paralysiert und wolltest von den Menschen nichts mehr wissen. Hattest Dich in Deiner Wohnung vergraben und auf den vollständigen Untergang gewartet.

Das ist heute nicht mehr so. Gerade im letzten Jahr hast Du absolut Berge versetzt, hast Dein Leben grundlegend verändert, hast Schritte ins Unbekannte gewagt, kurz: Du nimmst am Leben teil, Du lebst. Das war damals echt ganz anders.

Okay, das hilft Dir vermutlich momentan auch nicht weiter...

Eigentlich möchte ich Dir nur sagen, daß ich nicht glaube, daß Du wieder zurück in Dein „altes“ Leben gehen kannst, dazu bist Du schon viel zu lange auf einem wirklich guten Weg!

Ich hoffe einfach, daß Du die momentane Tiefphase in irgendeiner Weise für Dich positiv nützen kannst, vielleicht gibt es ja einige Dinge in Deinem Leben, die Du überdenken mußt. Vielleicht mußt Du auch das ein oder andere Ziel neu formulieren, meinetwegen auch noch eine Weile im Nichts hängen. Aber am Ende wird es doch so sein, daß Du auch aus diesem Tief wieder gestärkt hervortrittst.

Liebe Grüße

Xenia

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 18:49
von Regenwolke
Hallo Chimera,

hab den Thread angeklickt, weil mich die Überschrift gepackt hat. Hab selbst oft das Gefühl, keine Sprache zu haben, stumm zu sein, nur in Bruchstücken etwas sagen zu können, nur Bruchstücke von mir zu finden.

Besonders beschäftigen mich die beiden Abschnitte, wo Du schreibst, was Du gelernt hast und was nicht (bzw. was Du Dir eigentlich wünschen würdest, gelernt zu haben).

In dem "gelernt-Teil" steht all das, was man eine zeitlang versucht hat, mir beizubringen. "Cooldown" ist ein gutes Wort dafür: Stimmungen gehen vorüber, Depressionen gehen vorbei, was ich fokussiere, wird zu meiner "Wirklichkeit", was ich unbeachtet lasse, verschwindet wieder. Ich war fasziniert - noch bis vor kurzem. Irgendwie ist was dran, aber irgendwie auch nicht.

Auch ich habe bis jetzt nicht gelernt, mich als Teil der Welt zu empfinden, mein Leben zu bejahen, es anzunehmen, mich anzunehmen. Und es weint und schreit immer noch und manchmal hab ich das Gefühl, soviel innere gute Gestalten, wie da Kinder schreien gibts gar nicht. Manchmal schreib ich anderen hier, daß ich an die Arbeit mit inneren Kindern glaube, weil, manchmal glaube ich wirklich daran. Und manchmal - wie heute - verläßt mich die Kraft.

Ich mache eine für mich im Augenblick sehr wichtige Ergotherapie, in der seit einiger Zeit mehr und mehr Körperarbeit eingesetzt wird. Und seitdem hab ich das Gefühl, ohne daß ich an die Traurigkeit, die Schmerzen, die miesen Gefühle rangehe, funktioniert gar nichts. Sich nicht reinfallen zu lassen, ist das eine, aber es einfach nichtmehr anzugucken bringts zumindest für mich nicht. Ich merke an meinem KÖrper, wieviel besser es mir geht, wenn ich ansehe, und annehme, was er mir sagt, auch, wenn ich das nicht mag, oder es mir weh tut.

Chiron hat was geschrieben, was ich dick unterstreichen möchte:
"Deshalb mein Rat an Dich, nimm Deine negativen Gefühle, inneren Blokaden als Teil von Dir an, versuche nicht mehr dagegen anzukämpfen, sondern sie als Anteil Deiner Persönlichkeit zu akzeptieren."

War vielleicht etwas wirr, ist leider für mich wirklich ein übler Tag heute,

trotzdem lieben Gruß,
Regenwolke

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 19:36
von barney
Hallo Chimera,

was genau möchtest Du mitteilen? Dein Text ist leider sehr weitschweifig und nicht leicht verständlich.

Gruß
Bernd

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 20:21
von triste
@ Cyrano:
2 Sätze von Dir sind ganz wunderbar und voller gelebter Erfahrung:

"Bist du stark genug für die Traurigkeit?"

"Glaub' es oder nicht: Ich weiß, wie du dich fühlst und ich bin für ein paar Gedankenmomente bei dir als Mensch. Ich habe den Trost nie bekommen, ich habe ihn abgelehnt, ich wäre ohne ihn zugrunde gegangen und habe ihn schließlich angenommen. Ich möchte dich für den Bruchteil einer Sekunde trösten."

Druckreif, wunderbar, in solchen Momenten ist das Forum eine Quelle der Wahrhaftigkeit.
Sorry für die Emotionalität, aber ich muss ja auch mal Lob loswerden

Grüße
Virginia

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 20:27
von Tine
Hallo Chimera,

dich wieder hier zu lesen ist einerseits schön, andererseits erschreckend, zeigt es doch, in welcher Situation du gerade steckst.

Das Zermürbende an der Depression ist, dass wir zwar mit der Zeit sehr viel über sie wissen, wir erkennen Zusammenhänge, erlernen Überlebensstrategien; kognitiv sind wir also gewappnet, aber emotional nutzt das erbärmlich wenig.
Wenn dich die Schwärze erst einmal umspült, ist der emotionale Teil des Bewusstseins nicht mehr für andere Farben zugänglich, der Verstand, der so wunderbar erklären und rationalisieren kann, ist auf verlorenem Posten.
Um Hilfe schreien fast unmöglich, wer im sumpfigen Morast versucht nicht unterzugehen, muss den Mund geschlossen halten, damit nicht durch ihn noch Morast und Geröll eindringen können.

Und doch ist es gut, wenn man ein Zeichen von sich geben kann, um dann auch wieder Zeichen durch die Dumpfheit hindurch zu empfangen. Xenia schrieb dir, dass du in den letzten Jahren Veränderungen erfahren hast, Leben gelebt hast, Glück erfahren hast, Liebe erlebt hast. Auch wenn dir dies im Moment nicht mehr fühlbar ist. Jeder Tag, an dem du wirklich gelebt hast zeigt dir, dass du leben kannst. Mögen es in deiner Lebensbilanz vielleicht bislang auch nur wenige sein.
Man möchte dir so viel sagen, dir so viel mit auf den Weg geben. Aber es ist total schw... man ist von Sprachlosigkeit erfasst, weil das Unaussprechliche eben unaussprechlich ist.

Nebenbei bemerkt muss man nicht unbedingt etwas Konkretes von anderen wollen um hier zu schreiben. Schreiben ist auch eine innere Reinigung, deren Wirkung nicht zu unterschätzen ist.

Liebe Grüße, begleitet von dem Wunsch etwas von meinem Verständnis für dich und deine Situation mitzuschicken
Tine

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 21:57
von Cyberwalk
Hallo Virginia,

das Forum ist etwas Besonderes, weil ihm besondere Menschen angehören.

Ich schreibe einigermaßen regelmäßig hier, und ich gebe mir meist einige Mühe.

Aber nur ganz wenige Sätze kommen aus meinem Innersten und ich muss sie nicht formulieren, ich muss sie nur schnell niederschreiben.

Fast immer bekomme ich von einem sensiblen Menschen eine Reaktion auf solch einen Satz wie jetzt von dir. Das berührt mich sehr. Lieben Dank dafür.

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 22:39
von Maria

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 22:44
von Maria
Hallo Verdi,

"Willst Du finanzielle Zuwendungen - Sorry, im Moment habe ich zwar genug zum leben, aber weiß nicht was die Zukunft bringt - und ohnehin müsste ich dann überlegen wenn ich Geld übrig hätte, wie ich es einsetze."

Ich weiß genau was die Zukunft bringt: Den Tod!

Viele Grüße von Maria

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 22. Nov 2006, 23:14
von Emriye2

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 23. Nov 2006, 00:03
von triste
Hallo Cyrano,

"Aber nur ganz wenige Sätze kommen aus meinem Innersten und ich muss sie nicht formulieren, ich muss sie nur schnell niederschreiben."

Ja - genau so funktioniert es.
Es ist faszinierend, dass man doch über das geschriebene Wort, das ja eigentlich auf so unendlich vielschichtige Art interpretierbar ist, mitunter einen Gedanken- und Gefühlsinhalt transportieren kann, der dann auf eine magische Weise doch wieder so eindeutig ist... und man trifft sich plötzlich in einer authentischen Aussage -obwohl man den anderen gar nicht kennt - ... das gibt mir ein gutes Gefühl und bestärkt mich in meinem momentanen Staunen darüber, dass es manchmal auch so einfach sein kann, einen anderen Menschen zu verstehen und ihm ganz direkt zu begegnen.
Das ist eine Qualität dieses Forums, das einen Ort für solche Berührungen bietet, mit Menschen, die auch immer wieder andere hier an ihren Gedankenschätzen teilhaben lassen. Danke.

Lieber chimerus...das alles letztlich hervorgerufen durch Deine hier niedergeschriebenen Gedanken ...die wiederum etwas in den anderen zum Klingen brachten. Auch das (und nicht nur das!) ist eine besondere Gabe!

Liebe Grüße an alle,
Virginia

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Verfasst: 23. Nov 2006, 01:27
von chimera

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 23. Nov 2006, 02:59
von Nabucco
Hallo Maria,

"Ich weiß genau was die Zukunft bringt: Den Tod! "

Ja, damit hast Du verdammt recht und das müssen wir alle uns immer wieder bewusst machen.

So lass uns die verbleibenden Jahre "genießen", erleben oder was auch immer. Ich für meinen Teil versuche das Beste daraus zu machen.

Viele Grüße Dir und allen Anderen!
Verdi

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 23. Nov 2006, 15:45
von Weltenwandlerin
@ Verdi:

Du hast geschrieben, dass es dir gerade sehr mies geht. Ich wünsche dir an dieser Stelle eine gute Besserung!

Und Chimera natürlich auch. Ich mag deinen Schreibstil sehr! Und manchmal ich denke, es ist es auch in Ordnung, wenn nicht jeder Satz verstehbar für alle ist, aber zwischen den Zeilen das zu Grunde liegende Gefühl deutlich wird. Und das ist dir in meinen Augen sehr gelungen!

Lg,
Mika

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Verfasst: 24. Nov 2006, 03:02
von chimera

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 24. Nov 2006, 11:14
von Chiron
Guten Morgen Chimera,

ich hoffe Du schläfst noch, nach diesem Posting am frühen Morgen und es geht Dir besser?

Für heute, wünsche ich Dir einen angenehmen, kreativen Arbeitstag mit viel Licht, das Deine Traurigkeit zum Verblassen bringt.

Bei uns scheint die Sonne. Ich hoffe bei Dir auch, um der Melancholie im Herzen keine Chance mehr zu geben.

Alles Liebe und Gute für Dich,
fühl Dich aus der Ferne herzlich gedrückt, wenn Du magst.

Chiron

Re: Fragments of a lost language

Verfasst: 24. Nov 2006, 11:45
von Andrea37
Hallo chimera,
Beziehungen ohne Liebe sind wie Speisen ohne Würze- man verliert schnell den Geschmack daran. Es gibt durchaus Menschen, deren Geschmacksempfindung abgestumpft ist und solche die einen grossen Hunger haben und essen, auch wenns nicht schmeckt.
Dein inneres Kind war/ist einfach bedürftig-schön dass Du es erkannt hast.

Liebe Grüsse