Hilfe beim Durchhalten

[Mela]

Hallo,

seit Stunden klicke ich mich jetzt durch dieses Forum, und irgendwie fehlt mir der Mut, auch etwas zu schreiben, obwohl ich davon überzeugt bin, dass mir Zuspruch von "Mitleidenden" helfen würde.

Es ist auch so, dass ich ein bisschen Angst davor habe, erkannt zu werden (also dass jemand, der mich kennt, zufällig auf diese Seite geht und nun weiß, wie`s um mich steht, das ist ziemlicher Quatsch, ich weiß).

Ich glaube, ich erlebe zurzeit die dritte Depression meines Lebens, ich habe sie auch schon kommen sehen, bin aber, statt bei der Vorahnung sofort jemanden aufzusuchen, erst letzte Woche bei einer Psychologin gewesen und ebenso hat mir erst letzte Woche mein Hausarzt (schweren Herzens) Citalopram verschrieben, das ich seit vier Tagen nehme. Bin auch noch bin Mitte nächster Woche krank geschrieben, obwohl mir mein Fehlen noch mehr Arbeit bescheren wird (und spätestens morgen muss ich mit dem Vorbereiten anfangen, eigentlich wollte ich das schon heute machen, aber ich habe nichts, aber auch gar nichts gemacht...).

Ich schäme mich so angesichts meiner nicht aufgeräumten Wohnung und des Arbeitsstapels, den ich noch nicht angegangen bin. Und ans Telefon gehe ich auch nicht, obwohl ich wusste, dass es meine beste Freundin ist, eine der einzigen, die meine jetzige Situation wirklich verstehen und begleiten wollen.

Wie schaffe ich es, morgen endlich mit den Aufgaben anzufangen, die sich vor mir türmen? Ich weiß, dass ich mit Behandlung/ Therapie noch ganz am Anfang stehe und erhoffe mir auf diesem Wege Hilfe mein Durchstehen der nächsten Stunden, Tage, Wochen, Monate.

Wie habt ihr das geschafft?


Mela

[Re.S.]

Hallo Mela,
schön dass du dich entschlossen hast hier zu schreiben.Herzlich willkommen

Du hast schon den ersten und ganz wichtigen Schritt getan. Du hast dich in die Hände deines Arztes begeben und möchtest eine Therapie machen.

Damit hast du vielen etwas voraus.
Für die meisten ist es schwer sich Hilfe zu suchen(Für mich auch).

Zum durchhalten kann ich dir leider nicht viel sagen. Ich kämpfe mich zur Zeit auch von Tag zu Tag.

Ich wollte dir aber zeigen, dass du nicht allein bist und hier auch ein wenig (oder auch viel) Verständniss und Wärme bekommen kannst;).

Wenn du magst melde dich doch noch mal.

Ganz liebe Grüsse Sternchen

[Mela]

Hallo Sternchen,

vielen Dank für deine Antwort. Wie ist es denn bei dir? Bist du schon in Therapie und wenn ja, in welcher? Und obwohl du schreibst, dass du mir zum Durchhalten keine Ratschläge geben kannst: Wie meisterst du den Alltag? Kannst du noch arbeiten?
(Diese Fragen richten sich natürlich auch an alle anderen, die das lesen und "Durchhaltestratgien" anbieten können - oder auch nicht, aber es tut gut, denn es tut gut, zu wissen, dass es nicht nur einem selbst so geht).

Viele Grüße

Mela

[0407434833]

Hallo Mela,So wie Dir geht es sehr vielen Menschen,und um so offener Du mit Deiner "Erkrankung"um gehst,umso mehr werden es auch die anderen tun. Schutzengel

[0407434833]

ich bin jetzt seit drei Jahren in Therapie,und bin vor kurzen erst wieder angefangen zu arbeiten,es war ein sehr harter Weg aber Du darfst niemals aufhören Hoffnung zu haben Schutzengel

[Mela]

Hallo Schutzengel,

danke für deine Antwort.

Darf ich frage, in welchem Beruf du arbeitest? Ich habe nämlich tierische Angst vor dem "sozialen Abstieg", wenn ich jetzt nicht schnell die Kurve kriege (und mich z.B. in stationäre Therapie begebe). Allerdings fällt es mir schwer zu arbeiten, da ich - wie schon gesagt - morgens ganz schlecht aus dem Bett komme und außerdem wahninnige Probleme habe, mich zu konzentrieren.

Mela

[Re.S.]

Hallo Mela,
ich kämpfe zur Zeit selber mit einem sehr schweren,langen Tief.
Ich finde es gar nicht gut so, dir davon so viel zu schreiben. Es dauert einfach schon so lange und ich möchte dich nicht entmutigen.
Ich würde gar nicht sagen, dass ich meine Tage meister. Der Haushalt bleibt komplett an meinem Mann hängen. Ich kämpfe mich irgendwie zwischen Couch und Bett durch den Tag. Jeder Tag ein Kampf. Wofür weiss ich auch nicht mehr. Genug davon!

Ich arbeite schon lange nicht mehr- wegen Krankheit. Leider habe ich dadurch nun auch noch meinen Job verloren. Na egal-es geht ja um dich.
Es wäre gut wenn du etwas Struktur in deinen Tagesablauf bringst. Wenn du dich daran halten kannst ist das schon ein guter Weg.
Wenn aber deine Kräfte, dein Mut und deine Hoffnung dich zu sehr verlassen, solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen. Der wird wissen was zu tun ist und dir helfen.

Alles Gute Sternchen

[0407434833]

Ich war vor meiner "Erkrankung" selbstständig gewesen und hatte ein hohes Ansehen!!? dann landete ich auf einmal als Sozialfall beim Amt (was auch durch meine Scheidung)bedingt war.Und trotz finanzieller Einbussen würde ich sagen ,das ich heute wieder glücklicher bin als damals.
Schutzengel

[0407434833]

Darf ich fragen ,aus welcher Stadt Du kommst und ob Du Familie hast?
Schutzengel

[Mela]

Es fällt mir ein bisschen schwer, "aufzudecken", aus welcher Stadt ich komme (ich bin das erste Mal in so einem Forum, und ich habe irgendwie eine hysterische Angst, dass man mich erkennt). Ist das albern oder vielleicht symptomatisch? Ich habe keine Familie, eher ganz im Gegenteil, habe mich gerade von meinem Freund getrennt. Es war auch meine Entscheidung, da ich zurzeit der Trennung in jemand anderen verliebt war, was aber aussichtslos war. Jetzt sitze ich alleine in meiner neuen Wohnung, die mir auch nicht mehr gefällt, bin kaum arbeitsfähig und zweifele jede Entscheidung, die ich in den letzten Monaten getroffen habe, an, auch die Trennung (aber es gibt kein Zurück mehr).

Mela

[Mela]

Hallo Schutzengel,

darf ich dich fragen, warum du das von mir wissen willst?

[0407434833]

Ich kann Dich gut verstehen,bin heute selber zum ersren Mal im Forum.Mein Vorteil ist meine langjährige Therapieerfahrung.Ich habe gelernt,das meine Erkrankung mir nicht peinlich sein muss oder etwas ist wofür ich mich schämen müsste,es wäre schön ,wenn Du es irgendwann auch so sehen könntest !?
Hast Du Angst ,das die Leute über Dich reden könnten?

[Mela]

Hallo Schutzengel,
ja, eine gewisse Scham ist schon vorhanden, obwohl ich weiß, dass es eigentlich albern ist bzw. dass es falsch ist, psychische Erkrankungen zu tabuisieren. Stehe allerdings beruflich in, wenn auch begrenzter, Öffentlichkeit, und deswegen habe ich ein wenig Angst, weniger wegen der Leute, die mir privat nahestehen.

Jetzt aber nochmal meine Frage: Warum interessiert es dich, aus welcher Stadt ich komme und ob ich Familie habe?

[Re.S.]

Hallo Mela,
du nimmst ja schon ein Medikament ein.
Sicher werden dir deine Aufgaben wieder leichter fallen wenn das Medikament wirkt.

Aber das dauert leider so drei bis vier Wochen. So lange heisst es durchhalten.
Aber das weisst du ja bestimmt von den letzten Malen.
Villeicht tun dir ja schon die Dialoge hier im Forum gut.
Darf ich fragen wie alt du bist?
Liebe Grüsse
Sternchen

[0407434833]

Das war einfach Intressen halber,ich würde schon gerne mal, mich mit gleichgesinnten
treffen oder telefonieren!aber vergiss es einfach ok ?war ne blöde Frage .Sorry
Schutzengel

[Mela]

Hallo Sternchen,

ja, darfst du. Ich bin knapp über dreißig (und du?) Du hast Mann und Kinder , wenn ich das richtig herausgehört bzw. -gelesen habe.

Habe gerade gesehen, dass du heute auch schon eine Menge "gepostet" hast und dass es dir echt beschissen geht. Ist es nicht bemerkenswert, dass es einem einerseits so schlecht gehen kann und man andererseits die Kraft findet, sich mit einem anderen Menschen zu beschäfigen?

Danke für deine Antworten übrigens, sie bringen mich über den Samstagabend.

[Mela]

Sternchen,

nein, ich finde nicht, dass es ne komische Frage war, und ich wollte dich auch nicht mit meiner knappen Gegenfrage vor den Kopf stoßen.

Bitte nicht falsch verstehen, bin nur etwas zögerlich!

Sich mit Gleichgesinnten zu treffen, ist sicherlich ne gute Idee (auch zu telefonieren).

[Mela]

Jetzt habe ich mich doch glatt in der Anrede vetran, mein letzter Beitrag war natürlich an Schutzengel gerichtet! Oh Gott, wie peinlich!

Sorry!

[0407434833]

War wirklich etwas vor den Kopf gestossen,bin ziemlich empfindlich geworden seit ich Depris habe ! schnief
Freue mich aber Dich hier getroffen zu haben,es ging mir heute nämlich ziemlich mies.übriegens bin ich im gleichen Alter wie Du. Schutzengel

[Mela]

Schutzengel, tut mir sehr leid, dass du dich vor den KOpf gestoßen fühltest von meiner knappen Antwort bzw. Gegenfrage. Denn ich kenne das auch: Jeden schiefen Blick bezieht man auf sich, obwohl es ganz andere Gründe haben könnte usw. Diese Dünnhäutigkeit kenne ich nur zu gut.

Du schreibst, dass du drei Jahre lang Therapieerfahrung hast - das macht mir ziemliche Angst! Die depressieven Schübe, die ich vorher hatte, waren nach spätestens einem halben Jahr quasi von alleine vorbei, ich habe aber nicht an der Ursache gearbeitet. Magst du ein wenig über dich und deine Erfahrungen erzählen?

[Re.S.]

Hallo Mela,
ja mir geht es auch echt schlecht zur Zeit. Irgendwie hilft es mir auch mich hier etwas
mit anderen zu beschäftigen. Leider klappt das auch nicht sehr oft.

Ich bin übrigens 40 und habe zwei Kinder.

Da ich schon so einiges durch habe mit Depressionen, weiss ich auch viel darüber.
Aber wenn es mich schlimm erwischt hat, nützt mir das Wissen leider auch nichts mehr.

Eine Erfahrung die ich gemacht habe, ist das ich gut damit gefahren bin, die Depression nicht mehr geheim zu halten.

Das war damals auch ein ganz schwerer Schritt für mich.
Ich habe mich sehr geschämt. Aber es war vieles leichter danach.
Andere haben es viel mehr als Erkrankung gesehen als ich.
Meine Kinder gehen auch super damit um.
Und warum soll man sich auch verstecken?
Wir haben uns das ja auch nicht ausgesucht.
Ich habe wirklich keine negative Erfahrung
dadurch gehabt. Im Gegenteil- vieles wurde leichter für mich.

Alles Gute

Sternchen

[bavo]

q sternchen

Und warum soll man sich auch verstecken?

Weil viele dann denken man sei doch einfach nur faul.

Letztens noch hörte ich wie jemand sagte: depressiv, ja klar, als wenn immer alles glatt laufen würde, hatte auch schlechte Zeiten, konnte es mir aber nicht leisten mir die Decke über den Kopf zu ziehen.

War sehr wütend als ich das hörte und habe versucht denjenigen darauf anzusprechen: null Erfolg

[Re.S.]

bravo,
also wenn ich sowas hören würde, würde es mich auch voll treffen.

Aber unsere Krankheit lässt einen doch auch für andere faul wirken. Es scheint doch so als ob man sich gehen lässt.
Aber wer sich informiert wird es villeicht etwas verstehen.
Sicher nicht alle begreifen und wollen es auch gar nicht. Für mich sind das Idioten.
Aber solche Bemerkungen tun trotzdem sehr weh.

Liebe Grüsse

Sternchen

[0407434833]

Natürlich ging es mir nicht nur schlecht die ganze Zeit.Aber da ich nicht der Mensch war der gerne über sich selber redet ,hatte meine Therapeutines nicht gerade leicht mit mir.Grins-ich bin wirkl.froh das ich Sie gefunden habe.Und da ich mich sehr von anderen Menschen distanziert habe,und meistens zu Hause bin, bin ich echt froh ,
das Sie immer noch für mich da ist.Das heisst also nicht das es bei Dir auch so lange dauert OK?wollte Dir damit keine Angst machen

[0407434833]

Hallo Bavo ,solche Äusserungen tun sehr weh,vor allem wenn es noch aus der eigenen Familie kommt,musste diese Erfahrung leider auch macheh. Schutzengel