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"wie sag ichs meinem Kinde???"

Verfasst: 8. Nov 2006, 19:39
von why
Hallo, ich melde mich eher selten zu Wort, doch jetzt habe ich eine Frage:
Ich lebe alleine, meine Mutter lebt in einem Pflegeheim und meine Brüder sind auch irgendwo in der Welt verstreut.
Am kommenden Montag muss ich in die Klinik. Ich muss ja wohl irgendwie meiner Familie Bescheid geben, doch weiß ich nicht, wie ich das anstellen soll. Die würden aus allen Wolken fallen, wenn ich jetzt sage: so ich hab' ne Depression und geh für ein paar Wochen in die Klinik. Sie wissen nichts davon. Ich war auch immer eine Meisterin im "Maske Tragen", so dass es ihnen auch nicht auffiel. Wir sehen uns nur selten.Ich freue mich über Antworten und sag jetzt schon mal. "danke"
lore

Re: "wie sag ichs meinem Kinde???"

Verfasst: 8. Nov 2006, 20:06
von nesb069
Ich kenn auch das Problem mit Familie bzw. meiner Mutter. Die hält alle Irre, die diese Krankheit haben. Passt nicht in ihre "heile" Welt. Aber ich steh inzwischen dazu, weil es mein Leben und meine Krankheit ist. Ich muss damit fertig werden, dass nimmt mir meine Familie nicht ab. Ich würde es meiner Familie völlig ruhig sagen. Ich weiss Menschen, die nicht an Depris leiden, können das nicht nachvollziehen. Ich habe diese Menschen auch immer belächtet. Aber es kann einen wie aus heiterem Himmel plötzlich treffen, selbst erlebt. Bei mir war es der Tod von meinen Vater. Jahrelang alles heruntergeschluckt, mich selber unter Druck gesetzt. Aber irgendwann macht der Körper dicht. Und weil in unserer Gesellschaft Despressionen immer noch "schräg" angeschaut werden, immer versucht sich selber zu heilen. und was ist das Ergebnis ein Scherbenhaufen von Leben. Deswegen würde ich an Deiner Stelle keine Angst haben, meiner Familie dies zu erzählen. Hoffe Dir ein wenig geholfen zu haben und wünsch Dir gute Besserung.

Re: "wie sag ichs meinem Kinde???"

Verfasst: 8. Nov 2006, 20:43
von seppibabs
hallo lore,
ich schlingere mich seit ca 7 jahren durch mal graue und auch teilweise sehr schwarze depressive löcher und habe die berühmte "maske" sehr lange getragen, weil ich mich geniert habe, meiner familie und meinen kindern (19+25) davon zu erzählen, wie schlecht es mir geht. diese maske hat mich aber agressiv und ungerecht werden lassen, weil ich mich dann irgendwann in einer sackgasse befand und immer irgendwelche ausreden hatte, weshalb ich so oder so reagiere. als ich mich dann offenbarte, stieß ich zunächst auf unverständnis, denn so eine wie ICH hat doch keine depression....
damit alle ein bischen einblick in die krankheit haben, ließ ich ein fachbuch rumgehen und hoffte auf etwas mehr verständnis. ich selbst hatte damals nicht die kraft, alles zu erklären. meine leute können jetzt auch noch nicht wirklich verstehen, was da in meinem kopf passiert, aber sie sind nicht mehr böse, wenn ich falsch reagiere, oder einfach nur in ruhe gelassen werden will. es war auch eine kleine befreiung in meinem kopf, dass ich zumindest zuhause die anstrengende "maske" mal fallen lassen konnte.
lieben gruß barbarella