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Neurotransmitter Analyse

Verfasst: 21. Aug 2006, 18:30
von Munder
Hallo,
gibt es eine Möglichkeit, durch eine Blutuntersuchung, die Werte der verschiedenen Neurotransmitter zu kontrollieren bzw. analysieren.
Mit freundlichen Grüßen
Marga

Re: Neurotransmitter Analyse

Verfasst: 21. Aug 2006, 19:44
von Petrus
Ich glaube daß dies nicht wirklich funktioniert. Das Problem ist die Blut-Gehirn-Schranke. Also messen und dann zielgenau mit AD anpassen geht noch nicht.

Re: Neurotransmitter Analyse

Verfasst: 21. Aug 2006, 20:06
von Xavro
Hallo Marga,

man kann zwar Serotonin & Co. im Blut messen, der Wert ist aber im Zusammenhang mit Depressionen nicht aussagekräftig. Hierfür wird der Gehalt an Serotonin in den Synapsen im Gehirn benötigt.

Meines Wissens kann das am lebenden Menschen nicht direkt gemessen werden. Da man hierfür eine Probe des Gehirns bräuchte, halten für derartige Versuche normalerweise Ratten her. Ich weiß nicht, inwieweit man z.B. durch eine Lumbalpunktion (Entnahme von Rückenmarksflüssigkeit) aussagekräftige Werte bekommt. Aber selbst dass wäre keine Methode, die man einem Patienten mal soeben nebenbei zumutet.

Im Übrigen gibt es meines Wissens immer noch keinen positiven Beweis dafür, dass ein niedriger Gehalt an Neurotransmittern Ursache bzw. positiver Nachweis einer Depression ist. Insofern hat der Gehalt an Neurotransmittern - selbst wenn man ihn ermitteln könnte - auch keine praktische Bedeutung.

Gruß
Xavro

Re: Neurotransmitter Analyse

Verfasst: 21. Aug 2006, 21:37
von Munder
Hallo Kirsche!
Hallo Xavro!

Ich danke euch sehr für die raschen Antworten.
Ich habe bisher auch keine Seite im Internet mit einer Antwort gefunden.
Die Frage wurde mir von einem Heilpraktiker gestellt.

Liebe Grüße
Marga

Re: Neurotransmitter Analyse

Verfasst: 22. Aug 2006, 12:14
von Tiara
Hallo,

Es gibt definitiv keine Untersuchungsmethode um den "Neurotransmittergehalt" im Gehirn eines lebenden Menschen zu messen. Blutwerte zum Serotoningehalt sind als Anhaltspunkt nicht geeignet, da sie nicht mit den Mechanismen im Gehirn korrelieren.
Bis heute gibt es keine einheitlich Hypothese zu den neuronalen Grundlagen von Depressionen. Depressionen als gestörten Stoffwechsel von Serotonin oder Noradrenalin zu bezeichen ist sprachlich unsauber. Korrekt muß man sagen: Es gibt eine Hypothese, wonach eine Disregulation des Serotonin- und/oder Noradrenalin- (auch Glutamat kommt seit einiger Zeit in die Diskussion) Signalwegs als Grundlage von Depressionen angesehen wird. Diese Hypothese ist umstritten und es gibt dazu sehr widersprüchliche Daten. So ist zum Beispiel ein sehr seltsamer Fakt, daß das küstliche Absenken von Serotonin im synaptischen Spalt nicht notwendigerweise zu Depressionen führt. Oder noch ein alter Hut: die Erhöhung von Serotonin führt nicht zu einem antidepressiven Effekt. Erst der konstante Eingriff in dieses System über mehrere Wochen erzielt den Effekt. Fazit: Selbst wenn man den Neurotransmittergehalt im Gehirn messen könnte, wäre uns damit nicht viel weitergeholfen.
Am Rande: Auch bei Ratten ist es sehr schwierig. Der synaptische Spalt ist ca. 200nm breit. Eine Kanüle, sei sie noch so fein, ist um ein Vielfaches größer und richtet immer großen Schaden im umliegenden Gewebe an. Meßungen an der lebenden Ratte sind auch sehr ungenau. Meßungen an Zellkulturen, Gewebeschnitten und fixierten Gewebe haben viele Einschränkungen.

Viele Grüße, Tiara

Re: Neurotransmitter Analyse

Verfasst: 22. Aug 2006, 20:47
von Xavro
Hallo Tiara,

bei solchen Fragestellungen wird üblicherweise das gesammte Gewebe (in diesem Fall also das ganze Gehirn) im Mixer homogenisiert, das gewünschte Molekül durch chemische oder physikalische Methoden extrahiert, gemessen und anschließend der relative Anteil in der Gesamtmasse errechnet.

Gruß
Xavro

Re: Neurotransmitter Analyse

Verfasst: 22. Aug 2006, 23:30
von Munder
Hallo Xavro,

da steht mir bei der Untersuchung ja einiges bevor

Ich war auf deiner Webseite und habe nun noch eine weitere Frage an dich:
Was ist eine Majordepression?
Handelt es sich um die endogene Depression?

Liebe Grüße
Marga

Danke nochmal an alle für die Antworten

Re: Neurotransmitter Analyse

Verfasst: 23. Aug 2006, 18:56
von Xavro
Hallo Marga,

der englische Begriff "major depression" bedeutet eigentlich nichts anderes als das deutsche Wort "Depression". Das "major" soll lediglich abgrenzen, dass es sich um eine "typische" Depression mit klassischen Erscheinungsbild handelt. Im Gegensatz also zum Beispiel zu einer bipolaren Depression (früher als manisch-depressiv bezeichnet), einer Dysthemia, einer lavierten Depression oder anderen "Sonderformen" der Depression.

Mit der Frage, ob die Depression endogen, neurotisch oder somatogen ist (als mit der Frage nach der Ursache der Depression) hat das Wörtchen "major" nichts zu tun. Im Übrigen ist die ursachenbetonte Unterscheidung auch in Deutschland inzwischen nicht mehr ganz zeitgemäß.

Gruß
Xavro