keine erinnerungen, und nun?

samaya
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keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von samaya »

hallo ihr lieben

vielleicht könnt ihr nir helfen?

ich möchte an mir arbeiten, damit ich endlich diese depressiven schübe loswerde. ich habe meine ernährung umgestellt, mache jeden tag sport oder yoga. passe auch sonst gut auf mich auf. es läuft alles fein. bis auf den sexuellen bereich. da habe ich große schwierigkeiten. und das ist immernoch oft ein auslöser meiner depresiven phasen.
ich möchte auch daran arbeiten, doch wie soll ich dinge verarbeiten, an die ich nicht rankomme?
ich bin traumatisiert, kann mich aber nicht erinnern. mittlerweile meinte schon der dritte therapeut, dass es danach aussähe, als sei ich in der fühen kindheit sexuell missbraucht worden. ich kann mich aber an nichts erinnern. kann mir auch nicht vorstellen, wer es hätte sein sollen. das macht mich ganz wahnsinnig.

wie soll ich meine jetzige sexualität in den griff kriegen, wenn ich die auslöser meiner ängste nicht kenne? ich dachte schon an eine hypnose, therapeuten raten aber davon ab. sie meinen, wenn ich von selbst nicht rankomme, sei ich vielleicht noch nicht stark genug. ich fühle mich aber stabil... und ich möchte endlich einen entspannten umgang mit sex haben können. nur weiß ich nicht wie

habt vielleicht einen tipp für mich?

in hoffnungsvoller erwartung und dankbarkeit
sam
Lioness
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von Lioness »

Hallo Sam,

das hört sich in der Tat sehr nach Traumatisierungen an. Es gibt spezielle Traumatherapien, die vor allem auch auf die Behandlung von Patientinnen mit sexueller Missbrauchserfahrung abgestimmt sind. Dazu bedarf es einer speziellen Ausbildung seitens der Therapeuten, lange nicht jeder kann - und sollte! - dies machen.

Es wird - nach einer Stabilisierungsphase, in u.a. der Techniken der Selbstberuhigung erarbeitet werden - dann gezielt daran gearbeitet, die verdrängten Erinnerungen allmählich wieder ins Bewusstsein zu bringen - WENN eine ausreichende Stabilität erreicht ist, und nur unter sicheren Bedingungen und enger Unterstützung seitens der Therapeuten. Dies geschieht oft im schützenden Rahmen eines stationären Klinikaufenthaltes, um nicht damit alleine gelassen zu werden.

Die letzte Phase ist dann die Phase, in der man das Trauma / die Traumata in sein Leben zu integrieren lernt.

Sprich doch Deinen Thera darauf an - mich wundert, dass er es nicht von selbst erwähnt hat, auch wenn er Dich im Moment nicht für stabil genug hält, die Erinnerungen zu verarbeiten. Traumatherapie setzt ja, wie oben beschrieben, vor der Erinnerung an/ Konfrontation mit den belastenden, traumatischen Erlebnissen an.

Es ist übrigens ganz "normal", dass man derartig heftige Erlebnisse komplett verdrängt - das Hirn arbeitet so, um sich zu schützen. Ich kann als Lektüre nur die beiden Bücher zum Trauma und zur Traumatherapie von Michala Huber wärmstens empfehlen, dort wird auch der Mechanismus, der zum Vergessen traumatischer Ereignisse führt, gut erklärt. Vielleicht ist dies ein schwacher erster Trost: Bei dem, was Du (wahrscheinlich) erlebt hast, hat Dein Gedächtnis eine ganz "normale" Notbremse gezogen. Du bist nicht verrückt, und ganz vielen anderen geht es - leider - so wie Dir.

Gut finde ich, dass Du selbst den deutlichen Wunsch spürst, "daran" zu gehen und die Sache zu bearbeiten. Ein guter Traumatherapeut / Therapeutin wird beurteilen können, ob bzw. ab wann Du stabil genug bist, die Erinnerungen hochzuholen.

Alles Gute Dir
Lioness



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MenschMeier
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von MenschMeier »

Hi, samaya

die Möglichkeit mit der Hypnose würde ich ernsthaft überlegen und auch mehrere Fachleute mit unterschiedlichem Hintergrund befragen.

Vielleicht muss es auch für erste Ideen nicht gleich Hypnose sein.

In Hamburg gibt es ein nach meiner Erfahrung sehr gutes Angebot für Traumbegleitung: http://www.klaus-lange-hamburg.de/
Erste Erfahrungen damit können in der Gruppe gemacht werden. D. h. eine Begleitung erfolgt für alle gemeinsam und der Tag-/ Halbwachtraum passiert ausschlieslich in einem selber. Wer mag, kann nachträglich gemeinsam darüber reden. Intensiver ist die Einzelbegleitung. Die kann auch zunächst in Anwesenheit der Gruppe erfolgen. Mit Einzelbegleitung allein mit einer/m Begleiter/in habe ich allerdings noch keine Erfahrung.

Schau doch mal auf die genannte Seite.
Bücher und Kassetten habe ich auch von dort und könnte die zum Nordlichtertreffen mitbringen und verleihen.
Bei Klaus Lange handelt es sich zwar um einen Professor, aber pschologisch um einen Laien, soweit ich weiss. Sobald du erste Ansatzpunkte hast, würde ich dann tatsächlich spätestens auch zu anerkannten Fachkräften gehen.

Diesen Vorschlag mache ich, weil das was du schilderst ja nicht zwangsläufig auf früheren verdrängten Traumatisierungen beruhen muss. Wenn dir das zu gefährlich erscheint, dann möchte ich mich lieber meiner/m Vorschreiber/in (?) anschliessen.

Bis bald vielleicht?

Lg mm
Andrea37
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von Andrea37 »

Liebe Sam,
genau dieses Problem habe ich auch.
Ich hatte vor ca. 5 Monaten einen ganz intensiven flashback und 2 Monaten später bei einer anderen Gelegenheit auch noch mal und seitdem bin ich sicher, dass "es" passiert ist. Nur wer es war, weiss ich auch nicht. Das schlimme ist, ich wohne in einer Wohnung meines Erzeugers, zahle Miete an ihn. Er hat mir jetzt die Wohnung gekündigt und Enterbung angekündigt.
Vielleicht werde ich mich nie vollständig erinnern können, aber damit muss ich leben.

Viele Grüsse und Kopf hoch, zwinge Dich nicht zu etwas, was man nicht erzwingen kann.
Es kommt wie es kommt...
Andrea
Sweety42
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von Sweety42 »

Hallo Samaya,

leider kann ich dir keinen Tipp geben.
Ich will dir nur sagen,dass ich meine Vergewaltigung (ich war 15 J.) auch unbewußt voll verdrängt habe.Ich kann mich nur daran erinnern,dass Tränen über meine Wangen liefen.Mehr weiß ich nicht mehr.Seit dieser Zeit habe ich auch sexuelle Schwierigkeiten.

Du siehst,du bist nicht allein mit diesem Problem.Vielleicht hilft dir das ein wenig.

Ich finde es toll,dass du jetzt an dieser Sache arbeiten willst.Das braucht schon Mut.

Liebe Grüße

Sweety
samaya
Beiträge: 266
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von samaya »

liebe lioness,

vielen dank für deinen lieben beitrag! ich hab mich wohl ein bisschen missverständlich ausgedrückt. zuzeit ich bin in keiner therapie mehr. die erste habe ich nach 2,5 Jahren "erfolgreich" beendet (das war vor sechs jahren) und die zweite, eine psychoanalyse habe ich von mir aus abgebrochen. ich weiß erhlich gesagt nicht mehr so ganz warum. naja, oder doch. mir ging in der ganzen zeit soooo mies, dass ich dachte, nur wenn ich sie abbreche, kann ichs überleben. aber dabei ist nichts hochgekommen. -äh... außer diesen fürchterlichen gefühlen natürlich.
die aber nicht zuordnen konnte, aber auch nicht unbedingt auf missbrauch hindeuten, finde ich. ich bin jetzt irgendwie so therapie-satt. immer wieder über die scheiß kindheit reden. immer wieder die scheiß gefühle hochkommen lassen. gehts nicht auch ohne?? muss man nochmal durch die hölle gehen ?

ich glaube wenn es so ist, muss ich eben damit leben, probleme beim sex zu haben. ahhh, mist, andererseits hab ja nicht nur ich probleme damit, sondern ziehe ich damit ja auch zwangsläufig meinen süßen damit rein. und das tut mir dann leid. er it echt so lieb und verständnisvoll, ihn möchte ich ja granicht verletzten. hui, nervt das. aber dann wiederum, wenn ich gar nicht missbraucht worden bin, wie kriegt ich den scheiß dann weg? wenn es in insgesammt drei jahren theraipe und fast acht jahren "selbstheilungsversuchen" nicht geklappt hat?

oh nein, wie du merkst, bin ich ganz hin und her gerissen und verweirrt. jetzt weiß ich nich nicht, was ich machen soll. wahrscheinlich habe ich einfach nur angst vor dem was rauskommen kann. egal was.

ich hoffe, ich überfordere dich hiermit nicht.
alles liebe
sam
floh1984
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von floh1984 »

hey sam!

wie du merkst, du bist nicht alleine mit dem thema. auch ich will mich erinnern können, aber es geht einfach nicht. vielleicht will ich es auch zu sehr erzwingen.
mein großes problem ist,dass dieser jenige, schon meine mutter missbraucht hat. aber alle tun so, als sei es ne lapalie. als sei nie etwas geschehen.
aber ich weiß, dass in einem bestimmten alter, so mit ca. 7 jahren, was passiert ist, ich weiß es, aber ich weiß nicht genau was.
auh ich habe quasi flashbacks dazu immer wieder dieselben albträume.
habe ich einen freund, so ist ab einem bestimmten punkt mein körper sperrzone.
ich wünsche mir auch, das ich mich einem anderen menchen gegenüber sexuell öffnen kann, aber bei manchen berührungen komme einfach erinnerungen hoch, und dann ist alles vorbei.

ich finde es aber stark von dir, dass du dieses problem offen ansprichst und es auch angehen willst. ich wünsche dir auf deinem weg alles erdenklich gute und dass du die richtigen therapiehilfen bekommst, um dein trauma zu bewältigen.

lg floh
samaya
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von samaya »

hallo menschmeier,

den link werd ich mir gleich mal angucken. vielen dank!

ich denke eine gruppe wäre absolut nichts für mich, da häzte ich viel zu sehr angst vor! aber vielleicht eine einzelbegleitung? ich werds mir mal genau durchlesen! und wenn's was für mich ist, werd ich dir gern nochmal bescheid sagen!

bis zum treffen in der t.r.u.d.e.!
lieben gruß
sam
Lioness
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von Lioness »

Hallo Sam,

"immer wieder diese Scheißgefühle, die hochkommen" - bei einer herkömmlichen Therapie steht frau mit diesen Gefühlen dann auch alleine da! Und Psychoanalyse ist so ziemlich das Verkehrteste, was man Traumaopfern angedeihen lassen kann.

Bei einer Traumatherapie lernt man in der Stabilisierungsphase auch, wie man mit diesen "Scheißgefühlen" umgehen und sie sicher ablegen kann. Es werden sogar ganz bewusst Techniken vermittelt, sich von solchen Gefühlen zu distanzieren, sie sicher wegzupacken und sich bewusst erstmal nicht mehr damit zu beschäftigen. Erst wenn dies erreicht und hinreichend eingeübt ist, geht es an's Eingemachte, an den Umgang mit den traumatisierenden Erinnerungen per se.

Ich bin zwar nicht sexuell traumatisiert - bzw. nicht missbraucht worden - habe aber andere Traumatisierungen in der Kindheit erlebt. Auch ich habe andere "klassische" Therapien hinter mir, die mir zwar bewusst gemacht haben, was meine psychischen Störungen verursacht hat - aber es ist wie Du sagst: dauernd in der Kindheit wühlen und die Scheißerinnerungen, die hochkommen, nein Danke!

Meine Therapeutin arbeitet zur Zeit mit dem sicheren inneren Ort, den inneren Kindern, hilfreichen Wesen, die mir zur Seite stehen..... Für mich ist der traumazentrierte Ansatz bahnbrechend. Das heißt nun nicht, dass er das automatisch auch für Dich sein muss. Wie gesagt, die Bücher von Michaela Huber, und natürlich auch von Luise Reddemann, DIE Vorreiterin in Sachen Traumatherapie in Deutschland, sind sehr lesenswert, um sich in die Materie einzulesen. Vielleicht erleichtert Dir das die Entscheidung.

Luise Reddemann schreibt z.B. auch klar und deutlich, dass eine direkte Konfrontation mit Traumamaterial längst nicht bei allen Traumapatientinnen angesagt ist. Traumatherapie beinhaltet also nicht automatisch eine Konfrontation.

Ich wünsche Dir, dass Du den für Dich gangbaren Weg findest. Es hört sich ehrlich gesagt schon so an, dass Du Deinen gegenwärtigen Status Quo auf Dauer unerträglich findest. Aber alles in DEINEM Tempo, das ist ganz wichtig!

Lieben Gruß
Lioness



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samaya
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von samaya »

Liebe Andrea, Liebe Sweety! Liebe Floh!

vielen Dank für euer mitgefühl. es tut mir so leid, was euch wiederfahren ist! ich würde euch auch gern helfen können, aber leider steh ich da echt wie 'n ochs vorm berg

also nochmals vielen Dank für euren zuspruch! dass kann ich nur zurückgeben.
lieben gruss
sam
samaya
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von samaya »

Liebe Lioness,

das wusste ich nicht? ich habe nur gespührt das eine psychoanalyse nichts für mich ist! es hat mich fast kaputt gemacht (aber ich bin stark!)

interessanter weise ist heute gerade ein buch von luise reddemann angekommen! ich staune immer wieder, wei diese bücher mich finden

ich hatte es eiglich nur bestellt, weil mich das thema imagination fasziniert hat. ich wollte auch eine kleine schutzarmee wie muriel (ein anderer thread). ich hatte es nur überhaupnicht mit dem missbrauchs-thema in zusammenhang gebracht. und auch erst jetzt nach deinem beitrag lese ich auf dem titel "zur behandlung von traumafolgen" wow. wie das unterbewusste einen doch lenken kann ist immer wieder faszinierend!

ich habe jetzt zwei wochen urlaub... also viiiiel zeit mich damit auseinanderzusetzen.

lioness, dein beitrag hat mir sehr geholfen. ich würde mich freuen, wenn ich dir vielleicht noch ein paar fragen dazu stellen dürfte, wenn welche aufkommen... vielleicht ist so eine art von therapie doch nicht so schlecht?

ganz lieben gruß
sam
Lioness
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von Lioness »

Hi Sam,

das ist ja in der Tat faszinierend - "Imagination als heilsame Kraft" lese ich auch gerade! Gerne darfst Du mich wieder fragen; ich gebe gerne weiter, was ich gelesen und selbst erfahren habe, ohne selber Fachfrau zu sein.

Muriels Thread hat mich natürlich auch ganz besonders angesprochen! In Muckelmaus Threads Nr. IV + V habe ich mich länger über meine Arbeit an meinen inneren Kindern etc. ausgelassen.

Meine Thera hat mich übrigens in den ersten Wochen und Monaten immer gebremst, wenn ich von früher erzählen wollte, immer mit dem Hinweis, dass sie nicht bei mir in die Tiefe gehen wollte, solange ich noch so instabil sei. Erst jetzt, allmählich, findet eine Auseinandersetzung damit statt.

Und nochmals: Michaela Hubers Buch:

"Trauma und die Folgen - Trauma und Traumabehandlung Teil 1" ist absolut empfehlenswert. Sie hat auch eine Homepage mit ein paar downloads, die auch schon interessant sind:

http://www.michaela-huber.com/

Ebenso Luise Reddemann:

http://www.luise-reddemann.info/

Und noch folgende Links sind sehr lohnenswert:

http://www.schotterblume.de/

http://www.traumhaus-bielefeld.de/index2.htm

http://www.blumenwiesen.org/

Viel "Erleuchtung" beim Stöbern wünscht
Lioness



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Muriel
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von Muriel »

Liebe Sam,

also die Postings von Lioness unterschreibe ich alle, besser kann man es nicht ausdrücken.

Ich habe sexuellen Missbrauch in meinem Lebenslauf (allerdings ohne Berührungen oder Vergewaltigung) und ich mache auch Traumatherapie mit Elementen aus dem EMDR und aus PITT von Louise Reddemann.
Mein Therapeut hat mich am Anfang übrigens ebenfalls gebremst und wir haben erst einmal lange am Schutzaufbau gearbeitet.
Erst als ich mich verlässlich schützen konnte, haben wir mit dem Aufarbeiten der Traumata begonnen.

Da du so gerne liest, es gibt ein Buch (speziell zum Thema "sexueller Missbrauch), das ich empfehlen könnte.
Es ist von Ellen Bass & Laura Davis und heisst:

Trotz allem. Wege zur Selbstheilung für Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren haben.

Laura Davis hat auch noch ein Buch für Partner geschrieben, es heisst:

Verbündete. (Ein Handbuch für Partnerinnen und Partner sexuell missbrauchter Frauen und Männer.)

Vielleicht wäre das ja auch noch etwas zum ans Thema rantasten ?


Einen lieben Gruss für dich dalasse

Muriel


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Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt,

sieht sich von zwei Seiten,

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samaya
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von samaya »

liebe muriel,

danke für den tipp!
"Trotz allem" habe ich vor ein paar jahren angefangen zu lesen, es aber dann wieder weg gelegt (seitdem wohnt es im schrank bei seinen kumpeln weil ich mir gar nicht sicher bin, ob es überhaupt einen missbrauch gab. allerdings werde ich es wohl auch nie rausfinden, wenn ich das problem nicht mal angehe.

andererseits ist es überhaupt sinnvoll sich damit auseinanderzusetzen? ich meine, wie machen sich diese fortschritte bemerkbar? ist es möglich aus diesem traumatisieretm verhalten auszubrechen? es wird einem bewusst und man steuert dagegen? oder kommt dieses panikverhalten einfach nicht mehr vor?
fragen über fragen
Lioness
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von Lioness »

Hi Sam,

LIES - DAS - BUCH!

(von Huber oder Reddemann)

LG
Lioness



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samaya
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von samaya »

*lach*

ok, lioness, ich hab's verstanden

ich werde es in meinen zwei wochen urlaub verschlingen es kommt, wie es kommen soll...

ganz lieben gruß
sam
feuerfisch
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von feuerfisch »

Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
samaya
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von samaya »

hallo feuerficsh,

eine selbsthilfegruppe... hm, ich brauche immer so lange bis ich vertrauen zu fremden menschen finden kann. ich denke, das wäre nichts für mich. und irgendwie habe ich auch das gefühl, dass einfach niiiie irgendwelche erinnerungen kommen werden.

laut therapeuten bin ich mehrfach traumatisiert. was auch durchaus sein kann, beider meiner eltern waren alkoholiker. und nicht in der lage mir geborgenheit oder sicherheit zu geben und ich weiß tatsächlich so gut wie nichts mehr von meiner kindheit.
alles weg. und auch in den ganzen jahren der therapie kamen keine neuen erinnerungen hoch.

ja, aber wer weiß. vielleicht war ich auch nur noch nicht in der geschützten umgebung, die ich dazu brauche? kann sein...

lieben gruß
sam
Muriel
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von Muriel »

Liebe Sam,

"andererseits ist es überhaupt sinnvoll sich damit auseinanderzusetzen? ich meine, wie machen sich diese fortschritte bemerkbar? ist es möglich aus diesem traumatisieretm verhalten auszubrechen? es wird einem bewusst und man steuert dagegen? oder kommt dieses panikverhalten einfach nicht mehr vor?
fragen über fragen"

Ich denke, Lioness hat Recht, lies das Buch und dann beantworten sich wahrscheinlich einige deiner Fragen dadurch von alleine.

Ich kann dir auch "nur" aus meiner Erfahrung heraus antworten, denn die ist immer individuell gefärbt und muss somit nicht auch auf dich zutreffen.
Ich probiere es aber trotzdem einmal, da dir dieses Thema ja sehr am Herzen liegt.

In dem Moment, wo du immer wieder beginnst, nachzufragen, beantwortet sich die Sinnfrage von ganz alleine .... denn sonst würde es nicht in dir arbeiten.

Meine Fortschritte bemerke ich daran, dass ich angefangen habe, anders mit Situationen umzugehen, als früher.
Ich kann mich heute schützen, übernehme vermehrt die Verantwortung für mich und mein Leben, so dass es meine Kleine nicht mehr tun muss.
Das heisst, ich agiere heute "erwachsener" und nicht mehr wie ein trotziges und verletztes Kind.

Inwiefern meinst du das "aus dem Verhalten ausbrechen" ?
Wenn du es so verstehst, dass du erkennst: Aha, das und das sind die Gründe für mein Verhalten .... sprich' von der intellektuellen Seite her daran gehst .... bei mir hat das nie funktioniert.
Ich habe es verstanden und trotzdem prompt denselben Fehler wieder gemacht.

Die Arbeit mit dem inneren Kind ist emotional und eher intuitiv und das war bei mir der Schlüssel für die bisher verschlossene Tür.

Ich sehe das heute so: du kannst einem tief verletzten (traumatisiertem) Kind nicht mit Ratio erklären, woher der Schmerz kommt, das kann es nicht nachvollziehen und empfindet es eher als Zurückweisung.
Wenn die Mama es aber in den Arm nimmt, Schutz gewährt und vermittelt: du bist in Ordnung, dein Schmerz hat seine Daseinsberechtigung, ich glaube dir und bei mir bist du gut aufgehoben und beschützt .... das kann das Kind begreifen und vorallem .... fühlen, spüren, intuitiv erfassen.
Das Kind darf weiter Kind sein und wird nicht in Rollen gedrängt, die es nicht ausfüllen kann.

Das Panikverhalten klingt bei mir zunehmend ab, seit ich gelernt habe, mich überall und jederzeit zu schützen.
Praktisch läuft das beispielsweise so ab: jemand verletzt mich verbal .... bevor meine Kleine ihm ins Gesicht springen kann, begleite ich sie an den "inneren sicheren Ort" und lasse sie dort in der Obhut der Verbündeten.
Dann ist sie geschützt und muss keine Verantwortung übernehmen, die sie nicht tragen kann und ich kann dann angemessen und "erwachsen" auf den Angriff reagieren, weil mein kindlicher Anteil gut behütet und geschützt wird.

Du hast alle Zeit, die du brauchst.
Du musst jetzt keine Erkenntnisse jedweder Art über's Knie brechen.
Behutsamkeit, Achtung meiner Bedürfnisse und liebevolleres Umgehen mit mir selbst, hat bei mir mehr gebracht, als jede Willensaktion.

Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen begreiflich ausgedrückt ?
Bei Unklarheiten darfst du mich natürlich jederzeit fragen.


Namasté, liebe Sam,


Muriel


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samaya
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von samaya »

liebe muriel,

als ich deine zeilen las, musste ich mir ein weinen verklneifen. genau dass war immer mein schutzmechanismus. ratio. klarer verstand. intelligenz. an meine wahren gefühle komme ich glaube ich gar nicht richtig ran.

ich bin jezt grad bei freunden und nicht in der verfassung gebührend darauf einzugehen. aber kurz antworten wollte ich.

morgen werde ich mir wieder zeit nehmen. nur eins noch kurz: muriel, lioness, ich bin froh euch gefunden zu haben und fühle mich bei euch gut aufgehoben. vielen dank, ihr lieben.

bis morgen
sam
findulin
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von findulin »

Hallo Samaya,
ich habe lange überlegt ob ich dir auch was schreibe, bin auch von Mißbrauch in frühester Kindheit betroffen.Das Problem mit den 3-Buchstaben habe ich auch. Aber ich glaube das ist ganz normal.Da hilft nur viel Zeit und ein verständnisvoller Partner.Redemann habe ich glesen, von ihr gibt es auch eine CD mit Imaginationsübungen. Die mir persölich sehr geholfen hat. Huber lese ich gerade.Finde auch ihre Bücher richtig klasse.Besser ist es bei mir erst nach der EMDR-Therapie geworden.Das Trauma ist nicht verschwunden,aber endlich ins Leben integriert.Es war für mich ein sehr schmerzhafter aber sehr sehr lohnender Proßes.Zum Thema EMDR gibt es ganz gute Bücher.
LG
Kathrin
samaya
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von samaya »

liebe kathrin,

vielen dank, dass du mir geschrieben hast. es ist schön zu lesen, dass irgendwas hilft!
an emdr habe ich auch schon gedacht. habe mich auch an eine therapeuten gewand, aber er meinte, dass es nicht das richtige für mich wäre, da ich an erinnerungen nicht ran komme. aber wer weiß, vielleicht werde ich mich doch irgendwann erinnern... und dann vielleicht? allerdings bei einem anderem thearpeuten, das ist sicher! und das buch von luise reddermann lese ichgrad. die cd mit den übungen werde ich mir danach mal anhören.

vielen dank nochmal und einen lieben gruß
sam
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Liebe Poster,
es ist schwierig hier jetzt was zu schreiben, weil ich alles sehr klug finde was hier geschrieben steht, insbesondere die Tips zu Redemann, EMDR, das sind alles seriöse und gute Hinweise für Frauen die mißbraucht wurden.
Trotzdem finde ich es wichtig schon nochmal darauf hinzuweisen, dass sexuelle Probleme, Ablehnung des Körpers, Essstörungen etc. massenhaft vorkommen und dass der Großteil der betroffenen Frauen (aber auch Männer) NICHT sexuell mißbraucht wurde. Insofern bitte ich etwas Vorsicht walten zu lassen, auch mit den Empfehlungen an andere...insbesondere wenn die sich an nichts erinnern können.
Dr. Niedermeier
samaya
Beiträge: 266
Registriert: 3. Jul 2006, 20:54

Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von samaya »

sehr geehreter dr. niedermeier,
hallo alle andern,


jetzt bin ich ein bisschen verwirrt. bedeutet dass, das eine traumatherapie mir gar nicht helfen könnte? weil ich vielleicht gar nicht missbraucht worden bin? hmmm

aber moment, lioness, dir hilft diese therapieform doch auch, obwohl du nicht missbraucht worden bist? du hattest wohl andere traumen...

woher weiß ich denn, ob ich welche hab?

lieben gruß
sam
Muriel
Beiträge: 421
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Re: keine erinnerungen, und nun?

Beitrag von Muriel »

Liebe Sam,

Traumatherapie ist gedacht für Traumata jeder Art.
Dazu zählt nicht nur der sexuelle Missbrauch.

Ich zitiere mal aus Wikipedia:

"Als Trauma (Plural: Traumata) oder Psychotrauma bezeichnet man in der Klinischen Psychologie eine von außen einwirkende Läsion der seelisch-psychischen Integrität.

Der Begriff bezeichnet also nicht, wie häufig gemeint wird, das gefährliche, bedrohliche Ereignis, welches die psychischen Verarbeitungskapazitäten fast jedes Menschen übersteigt und intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen auslöst. Sondern er meint die durch ein solches Ereignis ausgelöste Verletzung der Seele, der Psyche.

Seelische Verletzungen treten u.a. durch äußere Ereignisse auf. Beispiele hierfür sind: Flucht, Krieg, Unfälle, Katastrophen, Kindesmisshandlung, Vernachlässigung, sexueller Missbrauch, Mobbing, Verschüttungen bei Bergarbeitern, Miterleben der genannten Ereignisse, beispielsweise als Copatient usw. Maßgeblich für die Folgewirkungen des Traumas ist jedoch nicht die äußere Intensität des erlebten Ereignisses, sondern die subjektive Intensität des eigenen Erlebens.

Vernachlässigung oder äußere Gewalteinflüsse wirken sich dabei negativ auf die weitere seelisch-psychische Entwicklung aus und können zu einer akuten Belastungsreaktion, posttraumatischen Belastungsstörung, Anpassungsstörung oder zur Entwicklung von neurotischen Erkrankungen (Neurosen) führen.

Selbstverletzendes Verhalten (SVV) kann ein Merkmal einer durch ein Trauma verursachten psychischen Störung sein."


Mit anderen Worten: das Aufwachsen mit zwei alkoholkranken Elternteilen zählt da sicherlich mit dazu.
Und keine Erinnerung muss nicht gleich sexueller Missbrauch bedeuten.

Es ist leider so, dass es vorkommt, dass bei fehlender Erinnerung schnell sexueller Missbrauch eingesetzt wird, obwohl das nicht zutrifft.

Ich nehme an, deshalb hat Herr Dr. Niedermeier uns um Vorsicht gebeten.

Beim Herausfinden, ob und wenn ja, unter welchen Traumata du leidest, wird dir ein kompetenter Therapeut helfen.
Und den suchst du ja bereits, wie ich gelesen habe.

Schade, dass du nicht in Berlin wohnst, hier könnte ich dir einen guten empfehlen.
Ich werde ihn nächste Woche mal fragen, ob er einen in Hamburg kennt.


Sei mir von Herzen gegrüsst

Muriel


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