Angst vorm Autofahren ist geblieben

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Nefertari
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Angst vorm Autofahren ist geblieben

Beitrag von Nefertari »

Hallo Ron, eigentlich denke ich immer darüber nach, daß Fluctin ganz abzusetzen. Aber so, wie es mir hin und wieder immer noch geht, glaube ich nicht, daß das so schlau wäre. Habe mir vor 2 Wochen ein neues Auto gekauft und bin mittlerweile der Meinung, daß das mit Gewalt auch nicht geht. Ich fahre zwar jeden Tag, aber immer mit gemischten Gefühlen. So richtig unbeschwert fahren kann ich überhaupt nicht. Aber immerhin, gelingt es mir. Ich hätte das damals echt nicht für möglich gehalten, jemals wieder allein autofahren zu können. Aber es ist schon verdammt schwer. Wie lange bist Du denn schon in Behandlung? Fährst Du Auto? Bist Du verheiratet? Machst Du Psychotherapie? Ich hab damals mit den Gesprächen aufgehört, weil ich das einfach nicht mehr hören konnte. Aber vielleicht sollte ich darüber nachdenken, doch wieder anzufangen. Im Moment geht es mir wieder ziemlich mies. (Zuhause: tote Hose, unglücklich verliebt, die ganze Autofahrerei, meine Firma läuft nicht so gut etc.) Wäre schön, wenn Du Dich wieder mal melden würdest. Ich guck zwar unregelmässig vorbei, aber ab und zu schon. Danke für Deine Antwort. Gruss Nefertari
waltraut
Beiträge: 926
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Angst vorm Autofahren ist geblieben

Beitrag von waltraut »

Liebe Nefertarti, vielleicht können wir uns gegenseitig beim Autofahren helfen? Ich hab nun mein Urteil wegen Fahrerflucht bekommen (ich hatte vor 2 Monaten einen Bagtellunfall und bin dummerweise voller Panik weggefahren),700 Euro Strafe und ein Monat fahrverbot. Nun wollte ich vor der Zwangspause noch mal eine Fahrstunde nehmen,weil ich so verunsichert war. leider ging das schief. Ich war wie blind,konnte die Anweisungen des Fahrlehrers einfach nicht umsetzen und hörte nach 10 Minuten auf. Dabei kann ich allein schon ziemlich sicher fahren,allerdings nur bekannte Strecken. Ich war ziemlich down,hab aber doch die feste Absicht,wieder weiterzumachen mit meinem Übungsprogramm. Ich finde übrigens,wenn du seit 2 Wochen ein neues Auto hast,kannst du noch nicht verlangen,daß du dich sicher fühlst,oder? Und mach keine Experimente mit dem Absetzen von Fluctin,wenn es dir nicht supergut geht! Weißt du,wovor du Angst hast? Bei mir ist es vor allem die Angst,die Straßenführung nicht schnell genug zu erkennen. ich bin immer froh,wenn die Ampel rot ist,weil ich da in aller Ruhe schauen kann,wie es weiter geht. Und die Angst,die Kontrolle zu verlieren,weil ich vielleicht innerlich abschalte. Ich würde mich freuen,wenn wir uns weiter austauschen könnten. Was hast du denn für eine Firma? lieben Gruß Waltraut
rachel
Beiträge: 284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von rachel »

Hallo Waltraut und Nefertarti! Ich habe auch viel Angst beim Auto fahren. Ich habe mich oft gedrückt, wenn ich irgendwo hin sollte mit Auto. Nicht mal tanken traute ich mir mehr zu. Es wurde immer schlimmer. Ich hatte vor mehr als zehn Jahren einen schweren Verkehrsunfall. Ich missachtete die Vorfahrt, und so fuhr ein anderes Auto mit 100 kmh bei mir rein. Zum Glück waren die anderen nicht verletzt, die hatten einen Schutzengel, denn das Auto sah furchbar aus. Ich hatte Gesichtsverletzungen, musste genäht werden. Zum Glück sieht man es nicht mehr. Ich hatte auch unglaubliche Schuldgefühle, gegenüber den anderen. Bis ich dann regelmässig zum Therapeuten musste, und dann noch in die Stadt. Ich musste die Strecke immer wieder üben, mit meinem Mann. Bis ich alleine konnte. Aber immer mit Herzjagen, und weiche Beine, und Beklemmungen. Dann kam es das ich zum Neuro. musste, also noch weiter in die Stadt rein, und dann noch ins Parkhaus. Auch dieses musste ich üben, und üben. Jetzt fahre ich alleine, trotz Angst, und Herzjagen, aber ich schaffe es, ich merke die Angst wird kleiner, und ist bei weitem nicht mehr so schlimm wie zu Anfang. Ich habe immer Angst, das ich mich falsch einordne, oder irgendwelche Fahrradfahrer übersehe. Wenn ich an rote Ampeln stehe, wird die Angst grösser, weil ich dann wieder Zeit zum denken habe. Und ich habe Angst, wenn die Autos zu dicht an mir rumdrängeln. Wenn die Angst zu gross wird, kann ich mich nicht mehr konzentrieren. Jetzt wenn ich zum Neuro. muss, übe ich vorher nicht mehr. Ich fahre jetzt immer allein, und es wird jedesmal besser. Viele Grüsse an Euch Rachel
heidi
Beiträge: 153
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von heidi »

Hallo Waltraut, Deine Strafe für die Fahrerflucht finde ich ziemlich heftig. Ich kann Dich gut verstehen, dass Du voller Panik weggefahren bist. Mir ging es vor längerer Zeit ähnlich. Ich hatte damals ein Auto auf einem Parkplatz angefahren und beschädigt, traute mich überhaupt nicht, meinem Mann davon zu erzählen und bin davongefahren. Am nächsten Tag bekam ich dann ein wahnsinnig schlechtes Gewissen und habe mich dann beim Besitzer gemeldet. Im Grunde war es nicht sooo schlimm, die Panik und der Schrecken waren viel schlimmer. Im Laufe der Jahre ist mir auch das eine oder andere Mißgeschick passiert, und es hat mich jedes Mal wahnsinnig aufgeregt. Und es ist immer dasselbe. Hinterher traue ich mich fast nicht, mich wieder ins Auto zu setzen und zu fahren, aber ich muß, da mein Mann nicht fährt. So bin ich eben immer gefahren, egal wie schlecht es mir ging. Wie oft habe ich mich dazu zwingen müssen und wie oft habe ich plötzlich feststellen müssen, dass ich ziemlich unkonzentriert fuhr und bekam dann erst recht einen Schrecken. Ich werde bestimmt nie vergessen, wie ich mir einmal einen "Nottermin" bei meinem Therapeuten geholt hatte, weil es mir so schlecht ging. Ich habe überhaupt nicht überlegt, ob ich fahren konnte oder nicht. Ich war in Tränen aufgelöst, aber bin gefahren. So gut war DAS sicher nicht. Wahrscheinlich geht mehr, als man sich selbst zutraut. Ich habe auf jeden Fall die Erfahrung gemacht, dass ich - zumindestes früher - alleine sicherer fuhr als mit meinem Mann, weil er sehr schreckhaft ist. Heute ist es mir egal. Auf jeden Fall möchte ich Dir und auch Dir, liebe Rachel, Mut machen, wieder Auto zu fahren. Nicht aufhören!!! Immer wieder fahren. Je mehr man fährt, umso sicherer wrid man doch. Und wenn man nicht weiß, wo es lang geht, einfach Blinker raus und an den Straßenrand fahren. Wie oft habe ich mich schon in Hamburg verfahren und habe mein Ziel dann trotzdem irgendwie erreicht. Die Angst vor dem Verfahren und dass man u.U. nicht erkennt, wie die Straßenführung ist, ist glaube ich viel größer, als es tatsächlich ist, wenn man im Verkehr "steckt". Viel Mut und nur nicht verzagen! Herzliche Grüße Heidi PS: Liebe Waltraut, Du wunderst Dich vielleicht, dass ich nur ganz sporadisch selbst etwas schreibe. Oft bin ich dazu nicht in der Lage, weil ich einfach nicht die Kraft dazu habe, aber dafür lese ich sehr viel in diesem Forum. Auch das bringt mir eine ganze Menge, auch wenn ich sehr oft sehr erschrocken bin, wie schlecht es doch vielen geht, und dann sage ich mir immer wieder, dass es mir doch gut geht, auch wenn ich immer wieder das Gefühl habe, absolut am Ende zu sein.
Rippchen
Beiträge: 203
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Rippchen »

Hallo...ich bin 3 Jahre kein Auto gefahren..habe lieber alles zu Fuß erledigt...und wenn ich stunden gelaufen bin.Notfalls bin ich mit der Bahn gefahren...hab mich immer geschämt dafür.Als ich heute euer Forum gefunden habe war ich richtig erleichtert daß nicht nur ich da Probleme habe.Heutzutage fahre ich nur bekannte Strecken...bis zu 50 km da ich oft umgezogen bin....immerhin geht das schon wieder.Aber das hab ich nur geschafft wegen den Kindern...ich bin alleinerziehend und MUß fahren da kein anderer da ist der das machen könnte.Wenn möglich versuche ich keine Autobahn zu fahren,da ich Schwierigkeiten mit dem Einordnen und mit der Orientierung habe. Toll daß es ein Forum gibt,wußte ich gar nicht. Liebe Grüße,Rippchen
waltraut
Beiträge: 926
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Angst vorm Autofahren ist geblieben

Beitrag von waltraut »

Liebe Nefertarti,Rachel,Heidi und Rippchen, im Grunde sagt ihr alle dasselbe,mutmachende: das einzige Mittel gegen die Angst ist Fahren!!! Heidi,die besonderen Dank für den Tipp,einfach blinken und rechts ran. Das ist irgendwie ein Notanker,den ich mir merken werde. Was mir nicht in den Kopf will,ist,daß ich allein normalerweise schon ganz gut und flüssig fahre (bekannte Strecken),aber beim Fahrlehrer nur murkse,abwürge,nichts was er sagt umsetzen kann usw. Heidi,ich glaub,es gibt sehr viele hier,die im Hintergrund sind. Das muß jeder für sich entscheiden,wie er es gerade braucht. Für mich ist nur lesen schwer,ich brauche den Austausch. Euch allen liebe Grüße und gute Fahrt!!! Waltraut
heidi
Beiträge: 153
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Angst vorm Autofahren ist geblieben

Beitrag von heidi »

Liebe Waltraut, ich finde es gar nicht so unverständlich, dass Dich der Fahrlehrer nervös macht und Dich verunsichert. Damit bin ich wieder an dem Punkt, dass ich häufig lieber alleine, ohne Mann, fahre. Und wenn Du einfach für Dich übst? Oder wie ist es mit einem Sicherheitstraining beim ADAC? Habe ich zwar auch noch nie gemacht, stelle es mir aber ganz gut und hilfreich vor. Liebe Waltraut, ich habe schon mehrfach den Versuch gemacht, hier zu schreiben. Ich finde auch, dass der Austausch viel besser und hilfreicher ist. Aber ich habe schon so oft abgebrochen, weil ich einfach nicht in der Lage war zu schreiben. Wenn ich schreibe, geht es mir ganz gut. Ich muß sagen (dieser Abschnitt passt eigentlich nicht hier her), dass ich alle sehr bewundere, die hier schreiben, obwohl es ihnen sehr schlecht geht. Denn auch das Schreiben kostet doch viel Kraft. Herzlichen Gruß Heidi
Nefertari
Beiträge: 5
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Angst vorm Autofahren ist geblieben

Beitrag von Nefertari »

Hallo zusammen, wenn man Eure Beträge so liest, kommt es bei den meisten wirklich fast aufs gleiche raus. Ich denke oft an Euch, wenn ich so mit dem Auto fahre. Bei mir ist es so, daß ich eigentlich am meisten Angst habe, irgendwie "abzuschalten". Die Kontrolle über mich zu verlieren. Allerdings ist es bei mir am schlimmsten, wenn ich vor einer roten Ampel halten muss. Ich hab ganz oft das Gefühl, ich könnte es einfach nicht mehr aushalten. Gedanken wie: Was, wenn Du jetzt plötzlich ohnmächtig wirst, oder einfach losfährst, obwohl noch rot ist. Oder nicht rechtzeitig reagieren zu können. Als das damals mit den Depressionen losging, war Autofahren das erste womit ich aufgehört hab. Ich bin immer total gerne Auto gefahren und war kreuzunglücklich, wenn ich mal kein Auto hatte. Ich hatte auch nie irgendwas schlimmes mit dem Auto. Hallo Waltraut, vielleicht liegt es ja daran, daß dein Fahrlehrer Dich so nervös macht, daß Du total unter Druck stehst, und ihm alles "recht machen" willst. Denn allein scheint es ja besser bei Dir zu gehen. Bist du im "täglichen Alltag" auch so, daß Du immer Angst hast, was verkehrt zu machen? Mir passiert das auch ganz oft bei meinen Schülern. (Ich hab ein kleine Computerschule, wo ich Erwachsene unterrichte, die lieber Einzelunterricht haben). Die sind manchmal so kunfus, das die gar nichts mehr auf die Reihe kriegen. Denen ist einfach peinlich, daß sie als Erwachsene nicht hinkriegen, was ihre Kinder aus dem FF beherrschen. Und wenn die das dann unbedingt hinkriegen wollen, verfranzen die sich noch mehr. Vielleicht darfst Du das nicht so verbissen sehen. Und außerdem bezahlst Du dem eine Menge Geld, das er sich mit Dir "abgibt". Du hast also alle Zeit der Welt. Und das mit dem Blinker, gilt auch in der Fahrschule. Oder geb das auf, und nimm lieber eine Freundin mit, die sicher ist. Hallo Rippchen, 50 km!!!! Die schaff ich nicht mal, wenn mein Mann neben mir sitzt. Das ist doch klasse. Morgen früh müssen wir in so ein Kaff, 30 km von hier. Sein Auto ist kaputt und soll da in die Werkstatt. Zuerst dachte ich, ich würde hinter ihm herfahren, wenn was passiert mit seinem Auto. Wahrscheinlich muss er hinter mir her. Hallo Heidi, ich glaub auch, was Du sagst. Denn bisher sind einem diese ganzen Horrorgeschichten, die man sich so ausdenkt, ja noch nie wirklich passiert. Ich weiß von keinem, der plötzlich blind geworden ist etc. Und wenn man mitten im Verkehr steckt, reagiert man wahrscheinlich automatisch richtig. Hallo Rachel, die Angst an der roten Ampel kenn ich auch. Vor allem, wenn man dann anfängt, z. B. das Handschuhfach auf und zuzumachen. Unter Sitze guckt etc. um sich irgendwie abzulenken. Vielleicht noch eine Zeitung auf dem Beifahrersitz hat. Dann ist man schon so nervös und fahrig, daß man auch ohne Auto Schwierigkeiten hätte. Ich würde auch so gerne mal wieder ganz cool an einer Ampel stehen und Leute beobachten. Ohne Angst. Aber ich bin fest davon überzeugt, daß wir das irgendwann wieder hinkriegen. Man muss echt nur dabeibleiben. Egal wie schwer das auch sein mag. Ein Therapeut hat mal zu mir gesagt, alles was man "erlernt" hat, kann man auch wieder "wegtrainieren". Und der Effekt den man mit der Zeit rausbekommt ist ja wirklich: Es passiert nichts. Man kommt immer an. Egal wie schlecht es einem unterwegs ging. Und wie sehr Hände und alles andere flattert. Hoffe, wir hören noch oft voneinander. Liebe Grüsse Nefertari
waltraut
Beiträge: 926
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Angst vorm Autofahren ist geblieben

Beitrag von waltraut »

Hallo Autofahrer, liebe Heidi, ich habe heute meinen Führerschein für einen Monat abgegeben. Dann will ich wieder mit meinen eigenen Übungen anfangen. Aber das mit dem ADAC ist ein guter Tipp,will mich mal erkundigen. Schade,daß du meinst,nicht schreiben zu können,wenn es dir schlecht geht,denn gerade dann wär ja das Forum für dich da. Vielleicht erwartest du zu viel von dir dabei? Liebe Nefertarti, der Kontrollverlust ist auch meine größte Angst. Was mein Therapeut natürlich gleich allgemein sieht. Er hat wohl recht.Ich habe schreckliche Angst,irgendwo die Kontrolle zu verlieren. Komischerweise sind rote Ampeln für mich Zufluchten. Naja,wenigstens etwas. Mit dem Fahrlehrer habt ihr wohl beide recht. Das Schlimme ist,daß er ein Freund ist. Und daß die Fahstunden in einer anderen Stadt sind,wo ich keine Straße kenne. Das Witzige ist,daß dieser Fahrlehrer auch Sänger ist und früher immer zu mir pilgerte,um bei mir zu lernen,und jetzt ich zu ihm pilgerte. Aber ich werde es nicht weitermachen. Das Problem mit Erwachsenen kenne ich gut. Und natürlich ist da auch bei mir was dran,grade weil ich vorher die "Lehrerin" war. Nun ja,ich mach in jedem Fall weiter. Liebe grüße an euch alle Waltraut
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