Wachtherapie - (Schlafentzug)

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Jonny
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wachtherapie - (Schlafentzug)

Beitrag von Jonny »

Ja, Hallo erstmal! Bin der Jonny. Hab` da mal ne` Frage. Wer von Euch hat Erfahrungen mit Wachtherapie gemacht? Hab` darüber bisher erfahren, dass man eine Depression damit zwar nicht für immer los wird, aber zumindest für ein paar Tage vielleicht. Das kann aber zumindest eine Motivation sein, um weiter einen anderen Weg zu suchen, wenn man quasi merkt, wie schön das Leben ohne Depris sein kann. Wichtig sei es, nicht nur die Nacht "Durchzumachen" ohne Pennen, (dat wäre kein Thema) , sondern den folgenden Tag auch, ohne sich auf`s Ohr zu legen o. Einzunicken (völlig verboten angeblich). Das Ganze ca. 3 mal/Woche(nicht hintereinander) über 2 Wochen hinweg. Kann man sowas schaffen? Hab 2 Tage geschafft, scheusslich war das. Schweissausbrüche, Peilung verloren, dauernd nach Bettchen o. etwas vergleichbar Weichem gesucht. (Perle weg) :-(( Kurzum hab`s nicht weiter probiert. Vielleicht hat Jemand von Euch Erfahrungen damit gesammelt. Würde mich freuen etwas darüber zu erfahren. Grüsse an Alle J. Lohnt es sich, sich sowas anzutun?
hobbit
Beiträge: 285
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Wachtherapie - (Schlafentzug)

Beitrag von hobbit »

Hi Jonny (ohne h, soviel Zeit muss sein), ich habe zwar noch keine konkreten Erfahrungen mit dem Schlafentzug gemacht, habe mich aber ein wenig in das Thema eingelesen (mal abgesehen von den Nächten, in denen ich ohnehin schlaflos grübelnd wachlag). Seltsamerweise scheint der Schlaf, und hier insbesondere der in den Morgenstunden, eine depressionsverstärkende Wirkung zu haben. Deshalb ggf. das normaltypische Morgentief mit relativer Besserung zum Abend hin (was bei mir in der Regel genau umgekehrt ist...). Es gibt verschiedene Formen des Schlafentzugs: Man bleibt eine komplette Nacht oder auch nur partiell die halbe Nacht, also nach 0:00 Uhr wach, oder betreibt eine Schlafphasenverlagerung. Die ersten Versuche sollten unter psychiatrischer Aufsicht gemacht werden. Schon das kürzeste Einnicken reduziert die antidepressive Wirkung. Also muss man für geeignete Beschäftigung sorgen (Klavierspielen um 3:00 Uhr ist Gift für nachbarschaftliche Beziehungen). Ausserdem darf man keinesfalls den verlorenen Schlaf tagsüber nachholen, sondern muss einen "normalen" Tagesrhythmus einhalten. Bei der Schlafphasenverlagerung wird versucht, den antidepressiven Effekt zu verlängern. Am ersten Tag schläft man z.B. von 16:00 Uhr bis Mitternacht, in der darauffolgenden Nacht von 17:00 Uhr bis 1:00 Uhr usw. bis eine "normale" Einschlafuhrzeit von 22:00 Uhr oder 23:00 Uhr erreicht ist. Diese Behandlungsform wird in erster Linie in Kliniken mir Depressionsabteilungen angeboten (Quelle: Depressionen überwinden. Ein Ratgeber..., Hg. Stiftung Warentest, 1998). Das Ganze klingt so, als könne man dies auch daheim praktizieren, und der von Dir Jonny erwähnte Effekt, endlich mal wieder einen depressionsfreien Tag erleben zu dürfen, ist, meine ich, hinsichtlich der Motivation zur langfristigen Weiterbehandlung nicht zu unterschätzen. Die Schwierigkeit sehe ich a) im Wachbleiben und b) in der Wahl einer sinnvollen nächtlichen Beschäftigung, die das Grübeln unterdrückt. Wohl dem, der/die ein Schlaflabor oder eine geeignete Einrichtung in der Nähe hat. Do-it-yourself halte ich für zu anstrengend und nicht praktikabel. Wo soll ein tief Depressiver die Motivation für mehrere allein durchwachte Nächte hernehmen? Über Praxiserfahrungen würde ich hier gern etwas lesen. Gruß aus dem Ruhrgebiet hobbit
Dr. Niedermeier

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Beitrag von Dr. Niedermeier »

Sprechen Sie über Schlafentzug mit Ihrem Behandler....nicht einfach so ins Blaue... Viele Grüsse Dr. Niedermeier
hobbit
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von hobbit »

Hallo Dr. Niedermeier, natürlich würde ich keinen Selbstversuch starten, ohne vorher mit der behandelnden Ärztin und/oder dem Psychotherapeuten geredet zu haben - genausowenig, wie ich mir selbst Medikamente aussuchen würde, die ich dann ohne Rücksprache und Beratung einnähme. Was ich oben verfasst habe, entstammt der angegebenen Literatur. Es ist keine Anleitung für den Psychoheimwerker, sondern Beschreibung bestehender Anwendungsformen des Schlafentzugs. Was mich als diagnostiziert Depressiven eben interessiert ist, ob eine(r) der Forumsteilnehmer(innen) bereits praktische Erfahrungen mit einem fachmännisch kontrollierten Schlafentzug gemacht hat. Und mit diesen mitgeteilten Erfahrungen kann jede(r) dann abschätzen, ob er/sie mit dem behandelnden Mediziner über diese Möglichkeit der unterstützenden Therapie reden will. Nächte "durchzumachen" kenne ich übrigens; ich habe während meines Studiums als Nachtwache in einem Pflegeheim gearbeitet. War dann nach "Feiermorgen" immer absolut erschossen und habe bis mindestens mittags durchgeschlafen. Der Rest des Tages war dann auch quasi gegessen. Gruß aus dem Ruhrgebiet hobbit
Jonny
Beiträge: 92
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Beitrag von Jonny »

Hallo Hobbit! Thanks für Jonny o. "H", soviel zeit muss sein, ha, ha. Danke für die Infos. Auf Dich ist, glaube ich, immer Verlass. Die Theorie zu finden und sich anzueignen ist schon schwer genug, wenn die Konzentration nicht so recht mitmachen will. Deshalb bin ich für jede Erkenntnis immer dankbar. Mir ist übrigens schon beim Lesen und später im kläglichen Selbstversuch natürlich klar geworden, dass ich sowas unmöglich selbst durchziehen kann, ohne nach 2-3 Tagen als "Scheinleiche am Krückstock" zu enden. Davon ab, schien mir ein solcher Versuch immernoch ungefährlicher, als Stoffwechselbasteleien an mir vorzunehmen a la NA.., Allah sei ihnen gnädig. Da hat der im Gegensatz dazu überall anerkannte und fröhlich gefeierte Alk, schon genug bei mir angerichtet. Obwohl mir die Balken auf diesen "Klorollen", auch Threads genannt, auch blau erscheinen, weiss ich nicht, was Dr. Niedermeier damit gemeint haben könnte: "Nicht einfach so ins Blaue". Ich suchte u.a. wie Hobbit, denke ich, natürlich auch nach E r f a h r u n g s b e r i c h t e n. Ich laufe doch nicht mit jedem SESSELPUPS(Und Idee), der mir quer im Darm liegt gleich zu meinem Behandler... Nix verstehen, ich andere Baustelle... Grüsse aus`m Pott J.
Jonny
Beiträge: 92
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Beitrag von Jonny »

Shit, irgendwo in vorigem Text, habe ich das @ Dr. Niedermeier vergessen. Sorry, hobbit! Grüsse J.
Dr. Niedermeier

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Beitrag von Dr. Niedermeier »

"Nicht einfach so ins blaue" bedeutet schlicht, dass ich Schlafentzug nicht alleine, ohne genaue Anweisung (wie, wann, wo) durchführen würde.. Viele Grüsse Dr. Niedermeier
hobbit
Beiträge: 285
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Beitrag von hobbit »

Hallo Dr. Nierdermeier, ich werde mich auch nicht unter eine Autobahnbrücke legen, um konstant wachgerüttelt zu werden. Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich in Erfahrung bringen kann, welche Klinik o.ä. im Ruhrgebiet einen solchen kontrollierten Schlafentzug durchführt? Danke im voraus. Gruß hobbit
Dr. Niedermeier

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Beitrag von Dr. Niedermeier »

Das sollten eigentlich alle Psychiatrischen Universitätskliniken im Ruhrgebiet machen.. Gruss Dr. Niedermeier
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