Depression-Gemtskrankheit

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sandra
Beiträge: 162
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression-Gemtskrankheit

Beitrag von sandra »

Hallo ihr, ich weiss wie schon geschrieben jetzt einiger Zeit das ich an einer Depression leide und meine Arbeitskollegen scheinen das auch zu wissen. Auf jeden Fall musste ich mir heute wieder einen saudummen Spruch anhören. Von wegen "die" ist ja krank im Kopf. Dabei habe ich mich ganz normal wie immer verhalten und war sogar heute morgen wirklich super drauf. Warum ist unsere Gesellschaft so gemein, kann mir das jemand beantworten? Ich kämpfe so sehr gegen die Depression an das man mir die meiste Zeit sowieso nichts anmerkt. So treibe ich sehr viel Sport, ernähre mich gesund, treffe mich oft mit Freunden und all so solche Dinge. Sicherlich sollte ich nicht unbedingt davon ausgehen das ich gemeint bin und das versuche ich auch oft, aber es ist so offentsichtlich das mir das nicht immer gelingt. Kann mir jemand über seine Erfahrungen mit seiner Umgebung berichten. Wie soll ich mich verhalten? Danke für eure Antwort! Gruß von Sandra.
Anonym
Beiträge: 406
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression-Gemtskrankheit

Beitrag von Anonym »

Liebe Sandra, Du schreibst, dass du an deiner Depression seit einiger Zeit leidest. Meine erste Frage ist: Hast Du fachliche Hilfe? Damit meine ich jemanden (Arzt oder Therapeut), dem du dich anvertrauen kannst, der dich nicht auslacht und mit dem du reden kannst. Die Depression für sich anzuerkennen, ist ein großer Schritt. Ich bin jetzt seit 1 1/2 in therapeutischer Behandlung und kann mich erst ganz langsam mit der Diagnose abfinden. Daher kann ich mich gut mit deinen Gefühlen identifizieren. Auch ich bin nach außen "normal". Unsere Gesellschaft ignoriert die Depression als wahre Volkskrankheit Nr. 1. Aber ignorieren wir uns nicht auch selbst, indem wir etwas ganz anderes nach außen vorgeben? Diese Frage stelle ich mir immer häufiger, weil dieses "nach außen hin glücklich sein" immer mehr bröckelt. Ich muss feststellen, das sich für mich dadurch ein zusätzlicher Stress entsteht. Nach "außen hin" bin ich stark, arbeite teilzeit, versorge meine Familie (2 grundschulpflichtige Kinder)und bringe zur Zeit 4 Settings in der Woche unter, ohne das jemand etwas merkt. Das strengt verdammt an! Wenn ich mein Innenleben betrachte, könnte ich heulen (Sorry, aber das mit dem Heulen klappt auch nicht mehr). Zum Glück habe ich eine ganz liebevolle Therapeutin, die mich nicht drängt, aber doch sanft weiterbringt. Ohne den Zuspruch dieser Frau hätte ich wahrscheinlich längst kapituliert. Depression ist als Krankheit noch nicht gesellschaftsfähig. Das erleben wir jeden Tag. Wobei ich häufig den Gedanken habe, das viele mit Worten etwas anderes ausdrücken als das was sie wirklich meinen. Denn wer outet sich schon als Depri in der Öffentlichkeit. Das sind wirklich wenige. Eine Kollegin von mir hat das geschafft. Ich bewundere sie dafür. Sie steht jetzt wirklich über den Dingen und es geht ihr wieder gut. Wir beide werden dazu noch Zeit brauchen und die sollten wir uns mit gutem Gewissen nehmen. Wichtig ist nur, dass wir am Ball bleiben und an der Depression arbeiten. Dann können auch wir uns sicher eines Tages Schritt für Schritt nach außen öffnen. Als erstes können wir hier im Forum üben. Auch das ist eine super Möglichkeit, die Grübelgedanken umzusetzen. Aber auch das schaffe ich vorerst nur anonym. Der Spruch deiner Kollegen war vielleicht gar nicht auf dich bezogen. Wir sind aber sensibel und nehmen schnell Kritik auf. Dafür müssen wir uns aber auch nicht schämen. Gehört halt zum Krankheitsbild. Sollten die Kollegen es wirklich ernst gemeint haben, zeugt das jedoch von großer Unerfahrenheit über die Volkskrankheit Nr. 1. Dir zu sagen, "Vergiß es einfach" brauch´ ich nicht, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie lange man daran knabbern kann. Auf jeden Fall wünsch ich dir einen ruhigen Abend und hoffe, dass mein Beitrag dir vielleicht etwas helfen konnte. Liebe Grüße, A.
sandra
Beiträge: 162
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression-Gemtskrankheit

Beitrag von sandra »

Hallo A. Ja ich finde es toll das du dich bei mir gemeldet hast. Nein ich habe noch keine ärztliche Hilfe, d.h. meine Hausärztin hat wohl die Diagnose Depression gestellt, aber wg. begründetem Mobbingvorfällen bei uns in der Firma. Therapie habe ich noch keine gemacht und momentan bin ich auch noch zu feige. Die Therapeuten habe alle so lange Wartezeiten und ich weiß eben nicht ob ich dann in einem halbem Jahr noch den Mut habe. Würde gerne sporadisch mit dir in Kontakt bleiben wenn es dir möglich ist. Gruß Sandra.
stephanie
Beiträge: 70
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von stephanie »

Hallo Sandra, ich habe seid ein paar Jahren, das Probelm mit der Depression und jetzt kam noch die Angst dazu. Mir passiert es auch immer wieder das ich auf Unverständnis und dummes Gerede stoße. Manchmal ist es von den Andern garnicht mal so böse gemeint,sie sind meißt unwissend und haben keine Ahnung wie sehr ihr Verhalten verletzt. Ich versuche das zu überhören oder es zu erklären was mit mir los ist. Das ist aber auch nicht immer ganz leicht, da sie nicht nachvollziehen können was in einem vorgeht.Sie wissen nicht wie unsere Realität ist, wie jemand fühlt in einer Depression. Ich muß mir oft anhören, das ich mich nicht so anstellen soll, nicht immer so negativ denken soll oder es vergessen soll. Würde ich ja auch lieben gern so machen wenn mir mal jemand verraten würde wie man das macht! Es ist halt nicht so leicht mit der Umwelt umzugehen. Aber ich denke ich werde es schon noch lernen. Irgendwann. Liebe Grüße Stephanie
Benedicta
Beiträge: 18
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression-Gemtskrankheit

Beitrag von Benedicta »

Hallo, Sandra auch ich schaffe es nicht, meiner Umwelt zu sagen, was mit mir los ist, die Reaktionen, wenn über andere Betroffene geredet wird, reichen mir schon - und ziehen mich oft sehr runter. Leider fehlt da noch viel Verständnis!!! Ich möchte Dich ermutigen, weiter zu kämpfen - Du wirst es schaffen, und Du wirst stärker. Diejenigen, die meinen, "schlaue" Kommentare äußern zu müssen, wissen es nicht besser, und verstecken hinter ihrem "coolen" Auftreten doch auch nur eine große Portion Angst, es könnte sie auch treffen.... Laß Dich nicht entmutigen!!! Liebe A. , ich bewundere Dich, wie Du das alles so schaffst, Beruf,Familie und eine so intensive Therapie... ich habe es auch lange so versucht, bin jetzt aber aus dem Beruf draußen... Machst Du eine Analyse? Hallo Stephanie, leider kenne ich auch Dein Problem, erst Depressionen und dann auch noch eine Panik- bezw. Angststörung, wie wenn eines nicht genug wäre! Aber es gibt nur eines - durchhalten, nicht aufgeben!!! Irgendwann ist man so weit, dass die "Umwelt" egal wird, bezw. dass man sich so gut schützen kann, dass man dummes Gerede überhört. Ich hoffe es, im Moment ist mein Schutz auch nur sich verstecken, sich einigeln.... Alles Gute für Euch Benedicta
RE
Beiträge: 4
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von RE »

Liebe Sandra, auch ich kenne dieses Unverständnis, selbst von Freunden, die Bemerkungen machen, die vielleicht gar nicht böse gemeint sind, aber einfach gedankenlos sind, weil ihnen nicht klar ist, wie sehr man davon getroffen wird. Wenn Deine Kollegen diese Bemerkungen bewußt machen (sprich: Mobbing) solltest Du Dich unbedingt an eine Selbsthilfegruppe wenden, die Dir weiteren Rat geben können. Ich selbst war nicht davon betroffen aber meine Schwester. Ich denke auch, daß es in unserer Gesellschaft normal ist, sich "normal" zu verhalten oder zumindest so zu tun. Ich bin aber sicher, daß nicht jeder mit dieser Leistungsgesellschaft klarkommt, in der Menschen nach ihrem Verkaufbarkeitsgrad und ihrem Nutzen fürs Bruttosozialprodukt bemesssen werden. Ich bin ja auch daran gescheitert... Viele tragen ihre Masken der "Normalität", aber wie oft habe ich schon von Bekannten gehört, daß jeder mindestens jemaden kennt, der eine Therapie gemacht hat oder selbst eine brauchte. Also, fühle dich nicht zu sehr entfernt von den sog. Gesunden und Normalen, sie sind uns näher, als Du vielleicht meinst. Du bist nicht allein Ralph
Moni
Beiträge: 117
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Moni »

Liebe Sandra, erstmal vorneweg, ich sage die Dinge, wie ich sie denke: also: die Trottel werden nie aussterben, weder in den Büros noch in der Nachbarschaft noch in der Verwandtschaft ! Da kannst Du sogar so normal wie nochwas sein (wer legt überhaupt fest, was normal ist ?doch jeder für sich selber !!) irgendwas findet ein Trottel immer. Schau, ich bin 48 Jahre alt und von meinen Ängsten, die ich habe, weiß im Büro keiner was. Trotzdem gabs schon den Spruch "huch, sind das bei der jetzt die Wechseljahre...." als ich mich getraut habe, einem liiiieben Kollegen die Meinung zu sagen, aber sehr unverblümt. Eine faule Sau, aber lieb Kind beim Chef. Ich sagte zu ihm dann:"hoffentlich kommen Sie bald in die Wechseljahre, denn bei Ihnen ist ein Wechsel von blöd nach normal dringend nötig..." So direkt kann nicht jeder sein, aber wenn sich mal die richtige Wut im Bauch angesammelt hat, gehts. Ich bin auch ziemlich mollig und in einem reinen Männerbetrieb hört man auch da einiges. Ich merkte mir dann den Spruch in einer Zeitung:"Ich bin dick, das könnte ich ändern, wenn ich wollte -aber manche sind blöd und das bleibt lebenslang" Ich hatte die Lacher dann auf meiner Seite. Auch mir haben die blöden Sprüche sehr weh getan, hätte ich mir das aber anmerken lassen, wäre ich verkauft gewesen. Verständnis kannst Du in der "Gesellschaft" nicht erwarten. Du kannst Dich eigentlich nur mit Angriff schützen. Wenn Du es schaffst, dann gib mal in den Google (oder andere Suchmaschine) ein: Bürowitze, männerfeindliche Witze, dumme Sprüche usw usw - Du findest haufenweise blöder Sprüche, mit denen Du Dich wehren kannst. VIelleicht hast Du auch eine schlagfertige Freundin/Freund, die Dir hier weiterhelfen können. Viele meiner Gegensprüche sind auch geklaut, selber fällt mir auch nicht alles ein. Und wenn ich schon in letzter Verzweiflung zu einem gesagt habe "meine Clospülung hat einen höheren IQ als Sie" - das trifft denjenigen meistens ! Denn nicht der Kranke ist dumm, sondern der, der darüber lästert. Ich wünsche Dir aber zuerst einmal fachliche Hilfe, um mit Deiner Depression umzugehen. Leider kann ich Dir aus meiner Erfahrung raus nicht raten, außerhalb Deiner Familie, besonders im Beruf, offen mit Deiner Depression umzugehen, vielleicht schaffst Du ja den "Angriff" - schon zum Selbstschutz. Ich wünsche es Dir aus ganzem Herzen ! Liebe Grüße von Moni
sandra
Beiträge: 162
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von sandra »

Hallo Stephanie, Benedicta, Ralph und Moni ich habe heute leider nur kurz Zeit möchte mich aber auf jeden Fall rasch für die vielen und hilfreichen Antworten bedanken. @Moni das mit Google werde ich demnächst angehen. Euch allen ein schönes Wochende, melde mich spätestens Montag ausführlicher! Bis dahin Grüßle von Sandra
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