Ungute Klinikerfahrungen
Verfasst: 22. Mai 2006, 11:00
Guten Morgen,
ich nutze den Raum hier im Forum jetzt einfach mal dafür, mir etwas von der Seele zu schreiben.
Ich hatte vor einem Jahr einen elf-wöchigen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik, die eigentlich als sehr gute gilt und mit der ich viele Jahre vorher auch schonmal selbst sehr gute Erfahrungen gemacht habe.
Bei meinem Klinikaufenthalt im letzten Jahr ist allerdings vieles schief gelaufen und mit und mit kommt immer mehr Wut auf Klinik und therapeutisches Team hoch. Manchmal, wenn ich so dran denke, würde ich am liebsten eine Bombe auf die Klinik schmeißen.
Es begann damit, daß ich den dringenden Wunsch geäußert habe, Musik- oder Kunsttherapie machen zu dürfen, und nicht, wie bei meinem ersten Klinikaufenthalt konzentrative Bewegungstherapie, die ich damals als wenig hilfreich empfunden hatte. Aus "organisatorischen Gründen" bin ich dann aber trotzdem in der KBT gelandet, gut, damit hab ich mich dann erstmal abgefunden. Dann hatte ich mir eine weibliche Therapeutin gewünscht. Für die Einzelgespräche hat man meinem Wunsch entsprochen, für die Gruppe (die den größeren und wichtigeren Teil ausmacht, was ich aber damals noch nicht wußte) hat man mich überredet, es mit einer Gruppe mit zwei männlichen Therapeuten zu versuchen. Ich hab mich drauf eingelassen, was ich dann später sehr bereut habe. Mit einem der beiden Therapeuten kam ich überhaupt nicht klar, ich habe mich erstens körperlich total vor ihm geekelt und fand ihn außerdem fachtlich nicht gut. Der Ekel war so schlimm, daß ich manchmal kaum in der Gruppe sitzen konnte. Der zweite Therapeut hat leider kurze Zeit später die Stelle gewechselt und wurde nicht ersetzt. Ich habe meine Probleme mit Therapeut und Gruppe in der Visite angesprochen, worauf man mir sagte, ich hätte hier die Chance, einen wichtigen Konflikt zu bearbeiten und solle diese Chance nutzen, das würde mir sehr helfen. Die Gruppe bestand im Übrigen aus einer handvoll Patienten, die gar nicht fähig zur Gruppenarbeit waren, im Gegensatz zu den anderen Gruppen, in denen gut gearbeitet wurde (das war bei den Patienten allgemein bekannt, in meiner Gruppe wollte keiner sein, aber mir wurde von seiten des Teams unterstellt, ich hätte generell Probleme mit Neid und könne den Enscheidungen des Teams nicht vertrauen, weil ich mit Vertrauen schlechte Erfahrungen gemacht hätte). Ich habe dann also brav meine Probleme in der Gruppe zur Sprache gebracht, es hat sich aber nichts geändert, ich fühlte mich sehr schlecht in der Gruppe. Ich bekam in der Klinik immer wieder zu hören, ich müsse lernen, mich besser abzugrenzen und mich besser zu schützen. Als ich aber versucht habe, aus der Gruppe raus zu kommen, weil ich dachte, ich halte es nicht mehr aus, hat man mir gesagt, ich könne ja auch gehen, wenn mir das Vorgehen der Klinik nicht passen würde. Ich konnte aber nicht gehen, ich wußte nämlich nicht weiter und hatte das Gefühl, daß die Klinik meine letzte Chance ist. Also habe ich mich angepaßt, die Gruppe und den Therapeuten ertragen, nachts Alpträume gehabt und gedacht: vielleicht haben die ja Recht, die wissen schon, was sie tun. - Jetzt fang ich an zu heulen, wenn ich das schreibe.
Es gab noch andere Dinge, unendlich viele Mißverständnisse, die immer mir angekreidet wurden, da ich mich ja total verwirrend äußern würde. Es kam so viel Druck seitens des Teams, daß ich irgendwann nicht mehr wußte, ob ich meinem Gefühl trauen kann oder ob die Therapeuten nicht doch recht haben, und ich ein total verwirrter, schwieriger Mensch bin. Ironischerweise ist das, was eigentlich gestärkt werden sollte, meine Fähigkeit, mich zu schützen, mich abzugrenzen, meine Interessen zu wahren und zu verteidigen, total untergraben worden. Ich habe Glück gehabt, daß meine Mitpatienten mich überhaupt nicht verwirrend fanden, sondern mich sehr gut verstanden und unterstützt haben, ebenso Freunde außerhalb der Klinik. Trotzdem hat es lange Zeit und einen völlig unmöglichen Klinikbericht (der kam über 4 Monate! nach der Entlassung, wurde vom Gruppentherapeuten geschrieben und enthält jede Menge Aussagen, die schlichtweg völlig falsch sind) gebraucht, um mir richtig klar zu machen, was da eigentlich gelaufen ist.
Ich weiß nicht so richtig, wie ich mit meiner Verletzung und meinem Ärger umgehen soll. Ich habe überlegt, ob ich das meiner Einzeltherapeutin, die ich eigentlich gern mochte - die mich aber, so sehe ich das im Nachhinein - trotzdem an wichtigen Punkten nicht unterstützt hat, mal schreiben soll, aber andererseits, was soll das bringen? Bei der Arbeitsbelastung, die sie dort haben, ist eh nicht die Zeit für eine richtige Auseinandersetzung. Und ich hätte auch Angst, wieder in diese komische Dynamik von Widersprüchen verstrickt zu werden, denn daß man mir recht geben würde, damit würde ich gar nicht zu rechnen wagen. Bleibt nur, mir das ganze hier etwas von der Seele zu schreiben und drüber zu reden, um mich ein bißchen zu entlasten.
Gruß an alle und hoffentlich bessere Erfahrung mit Klinikaufenthalten,
Regenwolke
ich nutze den Raum hier im Forum jetzt einfach mal dafür, mir etwas von der Seele zu schreiben.
Ich hatte vor einem Jahr einen elf-wöchigen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik, die eigentlich als sehr gute gilt und mit der ich viele Jahre vorher auch schonmal selbst sehr gute Erfahrungen gemacht habe.
Bei meinem Klinikaufenthalt im letzten Jahr ist allerdings vieles schief gelaufen und mit und mit kommt immer mehr Wut auf Klinik und therapeutisches Team hoch. Manchmal, wenn ich so dran denke, würde ich am liebsten eine Bombe auf die Klinik schmeißen.
Es begann damit, daß ich den dringenden Wunsch geäußert habe, Musik- oder Kunsttherapie machen zu dürfen, und nicht, wie bei meinem ersten Klinikaufenthalt konzentrative Bewegungstherapie, die ich damals als wenig hilfreich empfunden hatte. Aus "organisatorischen Gründen" bin ich dann aber trotzdem in der KBT gelandet, gut, damit hab ich mich dann erstmal abgefunden. Dann hatte ich mir eine weibliche Therapeutin gewünscht. Für die Einzelgespräche hat man meinem Wunsch entsprochen, für die Gruppe (die den größeren und wichtigeren Teil ausmacht, was ich aber damals noch nicht wußte) hat man mich überredet, es mit einer Gruppe mit zwei männlichen Therapeuten zu versuchen. Ich hab mich drauf eingelassen, was ich dann später sehr bereut habe. Mit einem der beiden Therapeuten kam ich überhaupt nicht klar, ich habe mich erstens körperlich total vor ihm geekelt und fand ihn außerdem fachtlich nicht gut. Der Ekel war so schlimm, daß ich manchmal kaum in der Gruppe sitzen konnte. Der zweite Therapeut hat leider kurze Zeit später die Stelle gewechselt und wurde nicht ersetzt. Ich habe meine Probleme mit Therapeut und Gruppe in der Visite angesprochen, worauf man mir sagte, ich hätte hier die Chance, einen wichtigen Konflikt zu bearbeiten und solle diese Chance nutzen, das würde mir sehr helfen. Die Gruppe bestand im Übrigen aus einer handvoll Patienten, die gar nicht fähig zur Gruppenarbeit waren, im Gegensatz zu den anderen Gruppen, in denen gut gearbeitet wurde (das war bei den Patienten allgemein bekannt, in meiner Gruppe wollte keiner sein, aber mir wurde von seiten des Teams unterstellt, ich hätte generell Probleme mit Neid und könne den Enscheidungen des Teams nicht vertrauen, weil ich mit Vertrauen schlechte Erfahrungen gemacht hätte). Ich habe dann also brav meine Probleme in der Gruppe zur Sprache gebracht, es hat sich aber nichts geändert, ich fühlte mich sehr schlecht in der Gruppe. Ich bekam in der Klinik immer wieder zu hören, ich müsse lernen, mich besser abzugrenzen und mich besser zu schützen. Als ich aber versucht habe, aus der Gruppe raus zu kommen, weil ich dachte, ich halte es nicht mehr aus, hat man mir gesagt, ich könne ja auch gehen, wenn mir das Vorgehen der Klinik nicht passen würde. Ich konnte aber nicht gehen, ich wußte nämlich nicht weiter und hatte das Gefühl, daß die Klinik meine letzte Chance ist. Also habe ich mich angepaßt, die Gruppe und den Therapeuten ertragen, nachts Alpträume gehabt und gedacht: vielleicht haben die ja Recht, die wissen schon, was sie tun. - Jetzt fang ich an zu heulen, wenn ich das schreibe.
Es gab noch andere Dinge, unendlich viele Mißverständnisse, die immer mir angekreidet wurden, da ich mich ja total verwirrend äußern würde. Es kam so viel Druck seitens des Teams, daß ich irgendwann nicht mehr wußte, ob ich meinem Gefühl trauen kann oder ob die Therapeuten nicht doch recht haben, und ich ein total verwirrter, schwieriger Mensch bin. Ironischerweise ist das, was eigentlich gestärkt werden sollte, meine Fähigkeit, mich zu schützen, mich abzugrenzen, meine Interessen zu wahren und zu verteidigen, total untergraben worden. Ich habe Glück gehabt, daß meine Mitpatienten mich überhaupt nicht verwirrend fanden, sondern mich sehr gut verstanden und unterstützt haben, ebenso Freunde außerhalb der Klinik. Trotzdem hat es lange Zeit und einen völlig unmöglichen Klinikbericht (der kam über 4 Monate! nach der Entlassung, wurde vom Gruppentherapeuten geschrieben und enthält jede Menge Aussagen, die schlichtweg völlig falsch sind) gebraucht, um mir richtig klar zu machen, was da eigentlich gelaufen ist.
Ich weiß nicht so richtig, wie ich mit meiner Verletzung und meinem Ärger umgehen soll. Ich habe überlegt, ob ich das meiner Einzeltherapeutin, die ich eigentlich gern mochte - die mich aber, so sehe ich das im Nachhinein - trotzdem an wichtigen Punkten nicht unterstützt hat, mal schreiben soll, aber andererseits, was soll das bringen? Bei der Arbeitsbelastung, die sie dort haben, ist eh nicht die Zeit für eine richtige Auseinandersetzung. Und ich hätte auch Angst, wieder in diese komische Dynamik von Widersprüchen verstrickt zu werden, denn daß man mir recht geben würde, damit würde ich gar nicht zu rechnen wagen. Bleibt nur, mir das ganze hier etwas von der Seele zu schreiben und drüber zu reden, um mich ein bißchen zu entlasten.
Gruß an alle und hoffentlich bessere Erfahrung mit Klinikaufenthalten,
Regenwolke