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Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 9. Mai 2006, 20:23
von paradiddler
Hallo,

da bin ich mal wieder. Komisch, dabei dachte ich, es würde mir gut gehen. Aber ausgelöst durch eine Beziehung geht's mir mal wieder richtig scheiße. Um es kurz zu machen:

Ich bin seit ca. sechs Wochen mit meiner absoluten Traumfrau liiert. Nach monatelangem Hoffen, Baggern, Zeichen senden usw., und auch nachdem ich die Sache längst aufgegeben hatte, passierte es plötzlich. Wir saßen in einer Kneipe, unterhielten uns, ich knutschte sie auf die Wange (keine Reaktion), wir unterhielten uns weiter, ich knutschte sie nochmal auf die Wange (keine Reaktion), wir unterhielten uns weiter, sie knutschte mich (nicht auf die Wange).

Und jetzt? Geht es mir so beschissen wie noch nie. Das mag auch daran liegen, dass sie für eine Woche einen Schulausflug begleitet. Aber das ist es nicht. In mir steigt vielmehr die absolute Panik auf, eine Panik, die ich lange nicht mehr gespürt habe. Am liebsten würde ich alles hinschmeißen, dann wäre ich wenigstens nicht mehr diesen Gefühlen ausgesetzt. Ich habe unglaubliche Angst, sie zu verlieren (wozu es überhaupt keinen Anlass gibt, wir hatten in den letzten sechs Wochen eine wunderbare Zeit), ich habe Angst, dass ihr etwas zustößt, dass sie mich verlässt etc. Die Woche, in der wir nun getrennt sind, ist ja noch überschaubar, aber im September muss ich aus studiumstechnischen Gründen für vier Monate ins Ausland! Wie soll das denn gehen? Am liebsten würde ich vorher Schluss machen.

Ich komme mir vor wie in meiner ersten Beziehung, da war ich 19 und meine Freundin ging für ein halbes Jahr nach Paris. Ich war total fertig. Ich schaff das alles nicht mehr, diese Gefühle.

Warum mache ich mich so abhängig? Warum bin ich so? Warum sitze ich gestern zu Hause und heule, obwohl meine Freundin mich zweimal angerufen hat? Warum nehme ich das nicht war? Ich will den Mist nicht noch einmal durchleben.

Das Schlimme ist, dass meine Depri in den letzten Tagen wieder voll ausgebrochen ist. Ich habe irgendwie auch das Gefühl, dass ich mir in den letzten Jahren gewisse Gefühle wie die oben beschriebenen "wegtherapieren" wollte, damit ich nicht noch einmal so leiden muss wie in der besagten ersten Beziehung. Meine anderen Beziehungen habe ich rückblickend eher mit Frauen geführt, in die ich nicht wirklich verliebt war, vielleicht, um mich vor diesen Gefühlen der Schwäche zu schützen. Und doch hat mir immer etwas gefehlt. Echte Liebe.

Nun habe ich diese Liebe, und die einzige Folge ist, dass ich in meinem Zimmer sitze und weine, mich entwerte, leide, mich hasse. Echt toll.

Ist das in der Liebe immer so, oder liegt es an meiner Depression? Wenn ja, kann ich jemals "normal", will sagen selbstbewusst lieben?

Stefan

Re: Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 9. Mai 2006, 21:05
von lilly
Dass es Dir schlecht geht, kann ich verstehen. Aber es muss keine Depri ausgebrochen sein. Eine echte Depression kann entstehen, wenn die Trauer länger andauert und man immer tiefer sinkt und von allein nicht mehr herauskommen kann.

Du hast Angst, sie zu verlieren, weil Du 4 Monate fort sein wirst. Kann sie Dich besuchen? Ihr könnt Euch sicherlich irgendwie regelmäßig verständigen. Achte darauf, dass die Beziehung lebendig bleibt, d.h. immer wieder während Deiner Abwesenheit Kontakt zu ihr suchen. Kannst Du an Wochenenden nach Hause kommen und sie treffen?

Mehr kannst Du nicht tun, und ich würde auf keinen Fall vorher Schluss machen. Das macht alles nur noch schlimmer für Dich und zieht Dich erst recht herunter.

Sprecht miteinander und macht einen Plan, wie die 4 Monate aussehen sollen und macht bereits neue Pläne für das Zusammensein, wenn Du wieder da bist.

Re: Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 9. Mai 2006, 21:51
von r.p.mcmurphy
Hi Stefan,

mir fällt bei Deinen Zeilen spontan das Schlagwort der „self-fulfilling prophecy“ ein:

(engl. sich selbst erfüllende Prophezeiung) Der Begriff bezeichnet die Auswirkung von Einstellungen, Zuschreibungen und Vorurteilen auf das Verhalten. Wenn eine Person einer anderen eine bestimmte Eigenschaft zuschreibt (Hans ist faul), wirkt sich dies unbewusst auf das Verhalten der zuschreibenden Person aus. Sie wird »Hans« so behandeln, dass ihm das Arbeiten keinen Spaß mehr macht. So bestätigt sich die ursprüngliche Zuschreibung und verfestigt sich. Diese Art von Zuschreibung oder Vorhersage nimmt dem anderen die Möglichkeit, sich zu entwickeln.

Woher kommt die Befürchtung, sie könnte Dich verlassen? Wahrscheinlich hast Du schon in früheren Beziehungen erlebt, dass Du plötzlich wieder alleine dastandst?

Vielleicht kommt da gerade was in Dir hoch, das Du bisher nicht richtig verarbeitet hast. Eine frühere Trennung? Vielleicht projizierst Du einen früheren Trennungsschmerz vorab in Deine aktuelle Beziehung hinein?

Ich glaube, eine „erste Beziehung“ bzw. deren Verlust ist immer was ganz besonderes und man knabbert irgendwie das ganze Leben daran herum (ich würde z.B immer noch liebend gerne wissen, was meine erste – richtige – Freundin heute macht… die Beziehung endete 1989

Ich weiß nicht, ob es richtig ist, Deine Freundin mal direkt daraufhin anzusprechen, ihr Deine Gedanken und Befürchtungen mitzuteilen… vielleicht wäre das nur der Anfang des oben beschriebenen Schlagworts… (Mädels wollen starke Typen, nicht jemand der ihnen s t ä n d i g die Hucke volljammert – wahrscheinlich ziehe ich jetzt Kritik auf mich? Egal.) Sie würde Dich anfangs sicherlich trösten, wenn das dann aber längere Zeit so weitergeht, bestimmt irgendwann genervt sein und sich letztendlich vielleicht tatsächlich von Dir trennen…

Auf der anderen Seite ist es wohl auch nicht so toll, wenn die Beziehung zu Deiner „Traumfrau“ nur von Albträumen Deinerseits begleitet ist. Vielleicht vergötterst Du sie ja zu sehr. Du wirst bestimmt auch irgendwann ihre schlechten Launen, ihren Mundgeruch, was weiß ich… erleben. Denk mal so rum… stell Dich mal auf eine Stufe mit ihr… d.h. steig mal die Treppe hoch zu ihr, mach Dich nicht so klein…

Oder: Kann man zu sehr lieben?

Wenn ich Dir mal kurz von mir erzählen darf: Auch ich bin schon öfter verlassen worden, auch ich war schon mit Frauen zusammen, in die ich nicht richtig verliebt war…

Stichwort „wegtherapieren“ – bei mir verhält sich das ähnlich, nur dass ich es für mich nicht „aktiv“ sehe, sondern eher „passiv“:
Wenn ich verlassen werde (meistens bin i c h verlassen worden), zerspringt bei mir leider auch immer ein Stück Gefühl, ein Stück Unbedarftheit, ein Stück Unbefangenheit, ein Stück Vertrauen, ein Stück Liebesfähigkeit… und diese Tatsache finde ich sehr sehr traurig, wenn nicht sogar bedenklich…

Und wenn ich dann von diesen Frauen höre „Du bist so nett, so lieb und absolut in Ordnung, Du findest bestimmt eine andere Frau, die Dich liebt… dann könnte ich so was von aggressiv werden, weil mir die Trennung dann völlig unplausibel erscheint, überhaupt nicht nachvollziehbar…

Auf der anderen Seite höre ich oft im Fernsehen (z.B. bei „Domian“) von Frauen, die von ihren Männer und Freunden grün und blau geschlagen werden, sehenden Auges hintergangen und betrogen werden und dann doch sagen: „Ich könnte ihn nie verlassen, weil ich ihn so sehr liebe.“

Ketzerische Frage: Muss man ein Arschloch sein, um geliebt zu werden?

Mein Thera meinte zu dieser Frage: „Eindeutig nein!“ (so 100prozentig überzeugt hat er mich damit nicht). Er meinte, ich würde den Frauen keine Reibungspunkte bieten, weil ich mich selber noch nicht richtig gefunden hätte… aber Reibungspunkte heißt ja dann doch wieder Konflikt???? „Nein!“ Er meinte, wenn ich mich selbst gefunden hätte, dann könnte ich sagen: Stopp! Bis hierhin und nicht weiter. Und die Frauen würden es akzeptieren. Klare Abgrenzung und so… ich dagegen lasse mich wohl umhertreiben, ohne eigenes Ziel…

Stefan, so richtig aufmuntern konnte ich Dich mit meinem Geschreibsel wahrscheinlich nicht… vielleicht habe ich Dir ja ein paar Denkanstöße mitgeben können… vielleicht hilft es Dir ja etwas, wenn Du siehst, dass Du nicht der einzige bist der seine lieben Probleme mit dem anderen Geschlecht hat…

Aber man soll ja bekanntlich die Hoffnung nie aufgeben

Gruß
Patrick

Re: Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 9. Mai 2006, 23:53
von Matze78
Hallo Stefan!

Mir geht es genauso wie Dir !! Der einzige Unterschied ist, daß ich mich noch in der "Anmach-Phase" befinde und es nun doch - leider - wohl auf einen Korb hinauslaufen wird.

Aber es gab eine Zeit bei dieser Frau, die ich auch als Traumfrau bezeichen würde, da lief es so gut, daß ich absolut überzeugt war: Das mit uns wird was! Und wie habe ich mich urplötzlich gefühlt? Es ging mir BESCHISSENER denn je zuvor! Ich habe innerhalb kürzester Zeit eine saumäßige Angstörung bekommen, mit Panik und Depressionen! Meine Reaktion war also in allerhöchstem Maße paradox - ich hätte mich doch viel eher freuen sollen über ihre Zuneigung (der ich mir damals noch sicher war). Doch da war noch ein anderes Gefühl, wenn sie mal nicht da war: Eine maßlose Einsamkeit, eine größere Einsamkeit, als ich sie je zuvor in meinem Leben gekannt habe!

Und genau an diesem Punkt ist auch mir klargeworden, daß ich all diese Gefühle, die auch in mir stecken, über Jahre verdrängt - oder eben "wegtherapiert" habe. Daß ich schon immer so einsam war, dies aber in den letzten Jahren gar nie in mein Bewußtsein gedrungen ist. Genau genommen hat mich diese Frau erst wieder "zum Leben erweckt", sie hat mir die Gefühle gezeigt, die in meinem Leben verdrängt waren, die aber mit ihrer (vermeintlichen) Zuneigung urplötzlich hervorgebrochen sind und mich völlig überrumpelt haben.

Nun versuche ich mein Leben komplett neu zu gestalten, ich begreife dies als Chance, denn nie zuvor war mir so deutlich, was da an verdrängten und nichtgelebten Gefühlen eigentlich in mir steckt, nie habe ich klarer gesehen. Die augenblickliche Situation ist für mich dennoch sehr, sehr schwer: Ich WEISS was mir so sehr fehlt, und daher ist die Einsamkeit so viel größer als zuvor, als ich das Gefühl "Einsamkeit" gar nicht in mein Bewußtsein habe gelangen lassen. Zusätzlich habe ich mit dem Korb zu kämpfen, der sich da gerade anbahnt - entsprechend schlecht fühle ich mich. Doch erstmals bin ich der Hoffnung, daß ich am Ende besser dastehe als bisher in meinem Leben, denn erstmals lüge ich mich nicht mehr selber an, erstmals kann ich die diffusen Magenschmerzen deuten, die ich all die Jahre mit mir rumgetragen habe.

Ich weiß nicht, ob Dir diese Antwort hilft, aber wie gesagt, bei mir war es wie bei Dir: Ab dem Zeitpunkt, an dem ich meine Liebe erwidert zu glauben meinte, ging es mir miserabel! Daher fand ich Deinen Beitrag bemerkenswert und habe mich hier gleich registriert, ich dachte schon, ich sei der Einzige, mit diesem seltsamen Problem.

Viele Grüße,
Matze

Re: Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 10. Mai 2006, 15:15
von KAW
Hallo,

ich bin zwar eine Frau, habe aber auch so ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich denke da an meine große Liebe. Wir waren 3 Jahre zusammen. Am Anfang war alles toll, doch dann fing meine Angst an. Ich hatte Angst er könnte mich verlassen, ich hatte Angst ihm könnte etwas passieren, ich hatte Angst er könnte mich verletzten. Dazu kommt, dass genau da meine schlimmste Zeit mit meiner Depression begonnen hat. Ich war glücklich wenn er da war, aber ich war trotzdem immer deprimiert (ist das jetzt zu verworren?).

Ich habe ihm irgendwann von meinen Depressionen erzählt. Er war auch während meiner Zeit in der Tagesklinik mit mir zusammen. Irgendwann erzählte ich von meinen Ängste. Am Angang war er verständnisvoll, hat versucht immer für mich da zu sein. Irgendwann hat es angefangen ihn zu nerven, immer das auf und ab mit mir ohne das er etwas dagegen machen konnte, am Ende hat er sich von mir getrennt. Es trat genau das ein, wovor ich immer Angst hatte. Er hat mich einfach nicht mehr ertragen.

Es gibt nicht nur Frauen die Arschlöcher wollen. Ich lebe eigentlich immer mit dem Vorurteil, dass alle Männer Arschlöcher sind. Mein jetztiger Freund hat 3 Monate gebraucht, mich davon zu ünerzeugen, dass er keins ist. Bis jetzt wurde auch ich immer verlassen und ich kann sagen:
Ich stehe nicht darauf, dass ich betrogen oder geschlagen werde!

Ich wollte immer nur eine ganz normale Beziehung, in der man sich gegenseitig vertraut und man ehrlich zu einander ist. Leider habe ich das Gefühl, dass Ehrlichkeit und Treue nicht mehr die obersten Werte in einer Beziehung sind.

Vielleicht liegt es auch ein einem selbst, dass man so oft betrogen wird. Vielleicht strahlt man vielleicht so etwas aus wie: "Hey ich bin zu lieb für diese Welt, belüge und betrüge mich!!!!" Ich weiß es nicht.

Tja, heute erzähle ich meinem Freund nicht mehr alles. Damals war mein Problem, dass ich mich völlig selbst aufgegeben hatte. Mein Ex war alles, was noch für mich zählte. Heute mache ich nicht mehr alles mit. Ich setze Grenzen. Ich denke, dass ist das wichtigste. Ich denke, man sollte nicht jedes Problem mit seinem Partner teilen. Wozu hat man Freunde?
Entweder man macht aus seinem/r Geliebte/n eine/n Freund/in oder es bleibt der/die Geliebte/r (vielleicht blöd ausgedrückt)!

Jedenfall würde ich versuchen, dass positive zu sehen. Als ich mit meinem Freund zusammen gekommen bin, kamen bei mir auch wieder diese Ängste auf, doch ich habe sie besiegt. Denk daran, dass du auch ohne sie etwas wert bist. Das du auch weiter lebst, wenn sie nicht mehr da ist. Versuch dich auf die schönen Gefühle zu konzentrieren. Wie schön es doch ist, die Zeit mit ihr zu teilen. Lass die Gedanken an Trennung abprallen. ich weiß, dass ist schwer, aber man kann es schaffen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Lass dich nicht hängen, du schaffst das und dann kannst du wirklich eine schöne Beziehung erleben. Denn sie ist jetzt sicher nicht mit dir zusammen, um sich dann gleich wieder von dir zu trennen.

Ich hoffe, dass du deine Ängste in den Griff bekommst. Liebe Grüße

Kaawe

Re: Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 10. Mai 2006, 16:32
von Kudelka
hey catch und Matze...

ihr seit bestimmt nicht alleine mit dem Problem...schaut mal den von mir eröffneten Thread im AnghörigemForum an

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1145231124

Vesrtehe auch daher nur allzu gut....

mein tipp. mehr auf sich und seine Bedürfnisse achten, sich nicht aufgeben und der Damenwelt den daraus resultierenden Widerstand bieten....obs hilft ? keine Ahnung

Re: Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 10. Mai 2006, 17:50
von r.p.mcmurphy
Hi Kaawe,

Du hast mir mit Deinem Beitrag fast 1oo-prozentig aus der Seele gesprochen (siehe meinen Beitrag zu Stefans Problem).

Obwohl Du eine Frau bist!

Erstaunt-verwundert brüderliche Grüße
Patrick

Re: Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 10. Mai 2006, 19:49
von KAW
Hallo Patrick,

schwesterliche Grüße zurück.

Ja, da gibt es eindeutig Gemeinsamkeiten.

Es gibt tatsächlich noch Frauen, denen meine im ersten Beitrag erwähnten Werte wichtig sind. Genauso musste auch ich einsehen, dass es wohl tatsächlich noch Männer gibt, die einfach nur gute Menschen sind.

Zum Teil haben wir beide aber wohl recht. Schau dich um, es ist doch nur noch wichtig was du bist und nicht WER du bist.

Frauen rennen Männern hinterher, weil sie ein dickes Bankkonto haben oder unglaublich toll aussehen oder am besten beides. Bei den Männern ist es wohl so ähnlich. Frei nach dem Motto:"Was soll ich mit einer intelligenten Frau? Hauptsache sie sieht gut aus und hält den Mund!" Unter diesen Umständen soll man dann die bzw. den Richtige/n finden und dann auch noch glücklich sein? Ich weiß es nicht? Ich denke mal, dass hat dann schon etwas mit Lotto spielen zu tun. Obwohl ich gestehen muss, dass ich mittlerweile glaube, doch eines dieser wenigen Exemplare gefunden zu haben!

Nun ja, ich denke vieles hat auch mit dem heutigen Lebenswandel zu tun. Heute kämpft man nicht mehr um eine Beziehung, heute sucht man sich halt die bzw. den Nächste/n. Heute ist die Liebe einfch nur noch zweitrangig!

Ein Freund hat mir mal eine nette Geschicht erzählt. Er ist selbst bei der Bundeswehr und an seinem Standort, gibt es eine Disco. Dort suchen sich die Frauen die Männer nicht nach Sympathie aus, sondern nach dem Dienstgrad! Nett nicht war? Oder eine Freundin: Sie hat eine gute Beziehung geführt. Alle dachten diese Beziehung ist glücklich. Von einem auf den anderen Tag wurde sie ausgetauscht. Die Neue ist Model!!!!

Nun ja, genug davon. Ich denke wir verstehen uns.

Grüße
Kaawe

Re: Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 11. Mai 2006, 10:20
von Kudelka
dasselbe Problem im Gesundheitswesen oder im Krankenhaus...als krankenpfleger haste kaum ne chance eine der Krankenschwestern oder Röntgenassistentinnen oder Krankengymnastinnen für dich zu gewinnen.....die überwiegenden Anzahl dieser Damen wollen einen Arzt und natürlich nicht nur den Assi-Doc sondern zumindest einen Stationsarzt oder Oberarzt.....vom Zivi, Pfleger oder Hausmeister träumt und schwärmt kaum keine

einmal hatte ich es miterlebt, dass eine Ärztin sich ein einen Pfleger verliebte, das war schön zu sehen......

Re: Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 11. Mai 2006, 10:31
von Sonnensucherin
Liebe Kaawe,

all das was Du schreibst kommt mir so bekannt vor.

Einem wirklich guten "Freund" war ich dann echt böse, als er mir einmal sagte: Mach Dich nicht selbst zum Opfer.

Aber ich habe es immer noch nicht gerafft.
Bevor ich verlassen werde, verlasse ich.

Seit einem Jahr bin ich mit einem Mann "liiert". Dies jedoch immer nur Phasenweise.
Bis er mir zu real rüberkommt und unverblümt die "Wahrheit" sagt. Und schwupps, dann ist alles Sch...., hat keinen Zweck, dann liebt er mich nicht. (Meine Aussagen ihm gegenüber)
Dann haben wir keinen Kontakt und ich leide, leide, leide und suhle mich wieder...ich Armes unverstandenes ungeliebtes.

Doch der Mann ist beharrlich. Nimmt immer wieder Kontakt auf, und vielleicht schaffe ich es ja doch, irgendwie etwas auszustehen und endlich mal gegen dieses von mir gefühlte "Unverständnis" anzugehen.

LG Sonnensucherin

Re: Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 11. Mai 2006, 11:36
von KAW
Liebe Sonnensucherin,

ja, auch deine Verhalten kenne ich nur zu gut. Ich habe genau so reagiert. Das ist ein typisches Muster. Die permanente Angst vor Verletzungen! Lieber habe ich die Beziehung beendet, bevor es jemand schafft mir weh zu tun! Ich habe jede Kritik an meiner Person, als aus der Liebe empfunden. Ich konnte es einfach nicht ertragen, wenn mir mein Ex die Wahrheit ins Gesicht gesagt hat. Mir meine Probleme deutlich vor Augen geführt hatte.

Eigentlich habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass er mich verlässt, dass er sagt, dass er mich nicht mehr liebt, dass er eine Bessere gefunden hat! Ich konnte mein Glück einfach nicht genießen. Ich habe einfach nicht wahr haben wollen, dass er es nur gut mit mir gemeint hat, dass er mir helfen wollte.

Ich denke, wir erwarten einfach nicht geliebt zu werden, da wir uns ja nicht mal selbst lieben können und da ist es einfach so unrealistisch, dass es tatsächlich jemanden gibt, der uns liebt und sein Leben mit uns teilen möchte.

Ich hoffe und wünsche dir, dass du es schaffst, gegen diese Gefühle anzukommen und lernst dein Glück zu genießen.

Liebe Grüße

Kaawe

Re: Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 11. Mai 2006, 14:24
von Leni2
Hallo Stefan!

Das freut mich! Ich finde es total schön für dich, dass es mit deiner Freundin geklappt hat und du jetzt schon 6 Wochen mit ihr glücklich bist! Genieße die schönen Zeiten!

Ich kann deine Sorgen auf der anderen Seite gut verstehen, ich hab diese Ängste auch immer mal wieder, obwohl ich mit meinem Freund schon vier Jahre zusammen bin. Ich hab das aber eher, wenn ich mich in mir selbst unsicher fühle.

Auf der anderen Seite sind Beziehungen auch mit das komplizierteste, was es gibt, und gerade am Anfang, wenn man sich noch nicht so gut kennt, auch mit viel Unsicherheit verbunden. Aber dafür ja auch sehr schön!

Wie gehts denn sonst? Schön, mal wieder von dir zu hören!

Liebe Grüße, Lena

Re: Rückfall durch Beziehung?

Verfasst: 14. Mai 2006, 17:32
von paradiddler
Hallo Ihr Lieben,

erst mal vielen Dank für eure netten und ausführlichen Antworten! Ich hatte gar nicht mit so vielen Rückmeldungen gerechnet, gerade weil das Thema Liebe und Depression oft mit dem selbstmitleidigen Romantik-Gelaber verwechselt wird.

Zunächst einmal stelle ich doch fest, dass es im Endeffekt immer auf die Frage hinausläuft, wie sehr man fähig ist, sein Leben ALLEIN zu genießen und etwas daraus zu machen, sein Glück nicht nur in einer quasi-symbiotischen Beziehung zu einem Partner zu sehen. Genau hier liegt mein Problem. Ich glaube, ich bin genau so: Ich will etwas (wieder) herstellen, was ich einmal hatte, eine enge Beziehung, in der man mit all seinen Fehlern angenommen ist, in der man für Liebe und Zuspruch nichts tun muss, in der man "für sich" geliebt wird. Immer wieder finde ich diese Gedanken in mir, und obwohl ich diese Gedanken benennen kann, schaffe ich es nicht, sie zu vermeiden. Obwohl ich weiß, dass eine Beziehung ein Geben und Nehmen ist, dass man sich nicht abhängig machen darf, dass man nur dann eine schöne Beziehung haben kann, wenn man auch alleine Glück empfinden kann (s.o.), so gewinnt am Ende immer meine emotionale, meine schwache Seite, die Seite, die bedingungslos geliebt werden will. Dabei verlerne ich natürlich nebenbei auch, Ansprüche zu stellen und entwerte alles, was ich tue, kann und will.

Patrick,
ja, zumindest würde meine Lebensgeschichte genau in das Schema Einen-früheren-Verlust-wieder-gutmachen-Wollen passen. Entweder den Tod meiner Mutter (als ich fünf war) und dem danach folgenden Aufwachsen in einer, na, sagen wir mal "lieblosen" Umgebung, oder den Verlust meiner ersten Freundin (eher unwahrscheinlich, da ich damals schon die gleichen Probleme hatte).
Übrigens glaube ich nicht, dass man ein Arschloch sein muss, um geliebt zu werden; ein gesundes (was auch immer das ist, s.o.) Selbstbewusstsein reicht wohl schon.

Matze,
ich kann mir vorstellen, was du mit "mein Leben komplett neu gestalten meinst". Sei aber vorsichtig, achte darauf, dass du für SIE nicht alles einfach umschmeißt und alles vorherige entwertest. Das dich diese Frau "erst wieder zum Leben erweckt hat" klingt sehr nach dem, was ich oben geschrieben habe, dass ich (und du vielleicht auch?) ein Problem damit habe, mich alleine und mein Leben als lebens-, liebens- und gestaltenswert betrachte. Doch wenn du für jemanden alles änderst, wo bist du dann? Dein Gegenüber will ja jemanden mit einer eigenen Persönlichkeit haben, eine Persönlichkeit, die gewachsen ist, die eine eigene Grundlage hat. Weißt du, was ich meine?

Kaawe,
du hast geschrieben
"Vielleicht liegt es auch ein einem selbst, dass man so oft betrogen wird. Vielleicht strahlt man vielleicht so etwas aus wie: 'Hey ich bin zu lieb für diese Welt, belüge und betrüge mich!!!!'",
was ja im Endeffekt nichts anderes ist als die von Patrick erwähnte self-fulfilling prophecy.
Ich erzähle meiner Freundin auch nicht alles. Sie weiß nichts über meine Depressionen und ich habe auch nicht vor, ihr etwas davon zu erzählen. Ich glaube nicht daran, dass totale Offenheit unbedingt das Richtige ist. In dieser Hinsicht habe ich tatsächlich aus meiner letzten Beziehungen gelernt. Wenn man soviel von sich preisgibt, begibt man sich immer in eine schwache Position, und da Beziehungen auch irgendwie Machtverhältnisse sind (auch wenn das schrecklich klingt), bin ich jetzt lieber vorsichtig.
Danke für deine netten Schlussworte. Zu wissen, dass man auch ohne den Partner noch weiterleben könnte – das ist es eben, was zu verinnerlichen mir so schwer fällt. Ich versuche es, glaub mir.

Hallo Lena!
Schön, wieder von dir zu hören.
Ja, eine Beziehung muss sich erst einmal einspielen, dann klärt sich vielleicht auch einiges auf eine ganz entspannte Art und Weise. Na ja, ich will halt immer alles sofort und das perfekt haben.
Ansonsten werde ich im September also für vier Monate nach Glasgow gehen. Eine Traumstadt, in der ich hoffentlich nicht verloren gehe... Schottland, juhuuu!
Meine Medis habe ich übrigens abgesetzt, aus denselben Gründen, die du damals genannt hast: totale Antriebslosigkeit und Benommenheit, keine Emotionen mehr... du hattest also recht! Da habe ich noch so gedacht: "Hmmm, da hatte Lena wohl doch recht..."
Ich hoffe es geht dir gut! Viele Grüße in den "Süden"!