Depressionen und Sex

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HopeW
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Depressionen und Sex

Beitrag von HopeW »

An all die lieben Menschen,
die mich kennen und an die, die mich jetzt kennenlernen.

Ich bin seit Jahren immer mal wieder hier, manchmal sehr aktiv, manchmal nur still und leise zum Lesen, wenn ich nicht mehr weiter weiß.

Im Moment weiß ich nicht so recht weiter und möchte ein Thema anfangen, das hier eher untergeht.

Ich frage mich und frage Euch, kann Sex helfen, die Depression zu lindern, aufzuheben für den Moment oder sogar etwas längerfristig das Wohlbefinden verbessern.

Auf dieses Thema bin ich gekommen, weil ich mich gerade mal wieder mit Borderline beschäftige, in der die sexuelle Promiskuität angesprochen wird.

Ich wünsche mir hier, niemandem zu nahe zu treten, erhoffe mir aber viel Feedback,

denn: Das Eingehen einer sexuellen Beziehung ist für uns Depressive möglicherweise von einer anderen Dimension als für Menschen ohne Depression.

Liebe Grüße in den Abend
von Hope
Imlsch

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von Imlsch »

Auch eine interessante Frage.


Ich halte es nicht für eine Lösung bzw. Befreiung von der Depression.

Aber mögen das bitte die Experten beantworten.

Bin gespannt.
nachteule
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Re: Depressionen und Sex

Beitrag von nachteule »

Hallo Hope

hm...schwierige Frage. Wenn es mir richtig schlecht geht ist Sex für mich gar kein Thema.
Aber wenn es mir etwas besser geht baut es mich auf. Dazu muss ich sagen, das ich eine sehr liebevolle und überaus glückliche Ehe führe. Das ist einfach Vorraussetzung für mich, solch eine Bezehung zu haben.
Dann...ja es ist schon etwas dran...es baut mich auf, stärkt mein Selbstbewußstsein...macht mich einfach glücklich.

In den Tiefphasen strengt es mich einerseits an, meinen Mann abzuweisen. Manchmal bereitet es mir auch Schuldgefühle, obwohl er versucht mir das auszureden.
Aber andererseits ist es schon ein aufbauendes Gefühl von einem tollen Mann, der auch noch meiner ist begehrt zu werden, selbst wenn ich mich selbst gar nicht mehr begehrenswert finde.

Ist alles etwas kraus geschrieben, ich weiß, aber alles in allem würde ich sagen wenn die Beziehung stimmt ist Sex auch für den Depri etwas tolles und auch für´s Seelchen hilfreiches.

Liebe Grüße
Tina
Gert
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Registriert: 11. Dez 2003, 09:08

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von Gert »

Hallo Hope,

Sexualität ist ja für Viele ein Tabuthema oder zumindest heikel.
Aber spätestens seit Freud weiß man in der Psychologie, das "ein erfülltes Liebesleben" sehr wichtig für die seelische Gesundheit ist.
Ich habe gerade das Buch "lachen, lieben, leben lernen" von Ohm gelesen, in dem etwas über die gesundheitserhaltenen Faktoren steht. Dazu gehört zb neben dem sozialen Rückhalt auch der Sex.
Denn positiv erlebter Sex ist das Gegenteil von Depression, nämlich Lebensfreude pur.

Nur Sex ist nicht wie ein Medikament abrufbar, vor allen Dingen nicht, wenn man eben keinen (oder nicht den Richtigen) Partner(in) hat.

LG
Gert
tomroerich
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Re: Depressionen und Sex

Beitrag von tomroerich »

Hallo Hope,

könntest Du Sex denn innerlich so unberührt ausleben, dass es nur Sex ist? Was ich sagen will- ich würde da für mich sehr befürchten müssen, dass ich die angenehmen Gefühle durch den Sex vielleicht mit Komplikationen und eher nicht so angenehmen Gefühlen bezahlen müsste. Es ist eher etwas Seltenes (vielleicht auch nichts Erstrebenswertes), dass 2 Menschen ganz ausschließlich Sex machen und ihre Gefühle genau darauf begrenzen.
Wenn eine solche Beziehung aber möglich ist, sehe ich auch keinen Grund, sie nicht zu leben.

Gruß von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Chiron
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Re: Depressionen und Sex

Beitrag von Chiron »

Hallo Hope,

ich glaube nicht, dass Sex die Depression kurzzeitig oder sonstwie bessern kann.
Wenn ich richtig in der Depri stecke, ist mir nicht nach Sex.
Viel mehr nach Nähe, Wärme und Geborgenheit, ohne erotische Gefühle.
Denn in der Depri fühle ich mich oft als kleines hilfloses Kind, nicht als erwachsene Frau, die das Bedürfnis nach Sex haben könnte.
Sobald sich beim Kuscheln mehr Gefühle ergeben, finde ich das dann auch o.k.
Aber eben ohne Absicht vom Partner dahinter.
Weil es für mich, nicht nur in der Depri, nichts Schöneres gibt als einen Partner zu haben, der meine Gefühle versteht und dem die Erfüllung meiner Bedürfnisse wichtig ist.

Liebe Grüße,
Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Lioness
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Re: Depressionen und Sex

Beitrag von Lioness »

Hallo Thomas,

ich wage mal zu antworten, obwohl es eben ein heikles Thema ist und ich mich bei aller Anonymität nicht zu weit aus dem Fenster lehnen möchte.

Aber ich hatte im letzten Jahr und auch dieses Jahr genau die Art einer sexuellen Beziehung, die Du beschreibst - und sie hat mir im Nachhinein gar nicht gut getan, und brachte genau die Komplikationen mit sich, die Du beschreibst.

Ich habe von der Beziehung letztes Jahr noch keiner Menschenseele erzählt, es beim Thera nur angedeutet; es war für mich das erste sexuelle Erlebnis (aus Gründen, die ich hier nicht weiter ausführen möchte), zu einer Zeit, als ich in einer schweren Episode steckte und kurz vor dem zweiten Klinikaufenthalt stand. Ich quälte mich mit massiven Suizidgedanken, meine Lebenssituation erschien mir völlig aussichtslos, und ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, wieder und wieder diese entsetzlichen Gefühle des Abgelehntseins, des Zu-nichts-Nutze-Seins aus der Kindheit zu durchleben. Just in dieser Zeit zeigte ein ehemaliger Mitpatient aus der Klinik lebhaftestes Interesse an mir. Er besuchte mich, baute mich auf, redete mir gut zu, mich bei diesen massiven Gedanken wieder stationär aufnehmen zu lassen, gab mir ein Gefühl von Geborgenheit - und ein Angenommensein auf einer Ebene, dass ich noch nie erlebt hatte. Ich hatte mich nicht mehr gespürt an diesem Tag und den Tagen vorher, gedanklich bereits einige Schritte in Richtung Suizid gemacht, wollte eigentlich nur noch meine Ruhe und dann....... dann hat offenbar mein Körper den Überlebenswillen gezeigt, den meine Seele zu diesem Zeitpunkt verloren hatte, und signalisierte mir: ICH WILL LEBEN, HÖRST DU?

Der Sex war also - und deswegen schreibe ich hier überhaupt darüber.... - der verzweifelte Versuch, mich auf irgendeine Weise zu SPÜREN, und mich in Richtung LEBEN zurückzuziehen - was auch durchaus gelang, wie ihr seht. Er hat mich wieder ein Stück weit zurückgeholt aus meinem Kokon; ich habe es in dem Moment sogar genießen können.

Mich macht es nun aber ziemlich fertig, dass ich zwar die körperliche Seite durchaus genießen kann, meine Seele sich aber meinem Gegenüber total verschließt. Ist der Sex vorbei, will ich allein sein; weiterhin habe ich furchtbare Angst vor Nähe - und muss feststellen, dass es gar nicht die körperliche Nähe ist, wie ich immer gedacht hatte.....

Ich merke, wie sich wieder Traurigkeit breit macht in mir, und Hilflosigkeit angesichts der Notwendigkeit, mit der ganzen Situation umzugehen - das involvierte männliche Wesen ruft natürlich öfter an, möchte mehr Kontakt etc. - und mir meine Bedürfnisse und meine Ängste einzugestehen. Es ist noch ein langer Weg.....

LG
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
tomroerich
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Re: Depressionen und Sex

Beitrag von tomroerich »

Hallo Lioness,

danke für Deinen Beitrag, der Dich bestimmt Überwindung gekostet hat, aber eben das ausdrückt, was ich meinte. Ich wollte nicht irgendwie moralisch wirken und darum geht es hier auch nicht, das ist keine moralische Frage. Es geht eben darum, dass das Vorhaben "Ich tu mir mit Sex was Gutes" eine ziemliche innere Stabilität erfordert (und ich meine, ganz besonders bei Frauen, die sich m.E. schneller innerlich berühren lassen)und auch einen Partner, der eben auch nur genau das will. Steht er/sie am nächsten Tag vor der Tür und spricht von Liebe etc., dann ist der Weg zum Vorwurf des Egoismus nicht weit. Wer will das schon in der Depression? Ich kanns mir nicht gut vorstellen, dass das eine gute Idee ist.

Grüße von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Lioness
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Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von Lioness »

Thomas,

du bist auch nicht moralisch rübergekommen - und ich stimme Dir zu, es war nicht leicht, darüber zu schreiben.

Letztlich hat das Erlebnis für mich eine ganz wichtige Tür geöffnet, die so lange verschlossen war, und somit bin ich schon auf einer Ebene froh, das es geschehen ist - aber es hat eben auch ganz neue Probleme mit sich gebracht, die ich nun lieber nicht hätte.....

Es ist auch nicht hilfreich, dass der betroffene Mann selbst psychisch sehr labil ist.... ich mag ihn nicht verletzen, aber letztendlich werde ich um ein Gespräch mit ihm nicht herumkommen, in dem ich Tacheles reden muss. Heikel, das......

LG
Lioness



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poulette
Beiträge: 31
Registriert: 19. Apr 2006, 21:07

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von poulette »

Hallo Thomas,

ich denke Sex und Depression ist eine ganz individuelle Sache.....
Jeder bringt ja auch seine eigene und ganz individuelle Vorgeschichte mit und jeder hat andere Sachen, die ihm da helfen können. Grundsätzlich denke ich, gut für dich ist das, wobei du dich gut fühlst....

Für mich persönlich ist es so, dass ich, wie Chiron, in einer Phase, in der es mir schlecht geht, sowiso und überhaupt gar keine Lust verspüre.....
Wobei ich aber auch anmerken muss, dass ich persönlich (und auf die Gründe möchte ich auch nicht näher eingehen) erst mit einem Mann Sex hatte, und auch nur deshalb, weil ich dachte es muss halt sein/ es gehört ja dazu/ sonst ist er enttäuscht (ich korrigiere: ich dachte nicht er wäre enttäuscht, er WAR es dann wirklich und hat wirklich so lang geschmollt und genervt, bis er dann doch hatte, was er wollte)....Was natürlich von vorneherein eine komplett falsche Einstellung ist, und deswegen natürlich auch gar nicht prickelnd, wohltuend oder sonst was für mich war (ER hat nicht mal gemerkt, dass ich weder Lust noch Spass an der ganzen Sache hatte...)
Also unterm Strich ist Sex für mich mehr Gift als Hilfe.....aber wie schon gesagt, das ist meine ganz persönliche, individuelle Erfahrung....

Liebe Lioness, Große,

lass dich ja nicht unterkriegen.....nehm dich mal ganz fest in´Arm........
Habe ehrlich gesagt den Schluss nicht ganz verstanden (ich stehe heute aber auch auf dem Schlauch...), aber, dass da ein ganz heisses Thema bei dir wach wird, das habe sogar ich gemerkt...*einenSternzudirrüberschick*
Mal schauen, vielleicht bist du ja drüben auf der Insel, dann setz ich mich ein wenig zu dir, wenn es dir recht ist......

Liebe grüße an alle, einen wunderschönen Abend,
die Poulette
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von Lioness »

Danke, Poulette - auch für Dein ebenso offenes Posting, da haben wir ja eine wesentliche Sache gemeinsam.... und mal darüber zu reden/schreiben tut so unendlich gut, ich fresse es jetzt seit über einem Jahr in mich hinein, traue es keinem zu erzählen, auch nicht der besten Freundin....

Sitze drüben auf der Insel am Lagerfeuer und warte auf Dich!

Liebe Grüße
Lioness



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poulette
Beiträge: 31
Registriert: 19. Apr 2006, 21:07

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von poulette »

Liebe Lioness,
habe gerade (habe ich heute schon erwähnt, dass meineLeitung besonders lang ist) gesehen, dass sich irgendwie mein Beitrag mitthomas´und deinem 2. überschnitten hat (ich brauch halt immer etwas zum schreiben, mein Computer, hat ein eigenleben und hängt sich auf, soblad er keine Lust mehr hat (und das ist ziemlich oft der Fall....)

Also, wolte dir auch nur sagen, dass ich das mit dem Heikel´..... jetzt endlich (auch) verstanden habe....
Und ich kann verstehen, dass dir das ganz schön auf den Magen drückt....
1. grundsätzlich einsehr unangenehmes Thema (nehme ich an)
2. dann auch noch jemand VERMEINTLICH vor den Kopf zu stossen, wo dieser jemand
3. auch noch psychisch nicht stabil ist.....

ich habe ganz bewusst vermeintlich geschrieben. leider kann ich es (noch) nicht richtig erklären (muss ich selbst ncoh verstehen lernen). Aber Tatsache ist, dass der andere nicht davon ausgehen darf, dass für dich das alles so ok ist, wie für ihn.....und wenn er damit ein Problem hat, ja, dann hat er es....du solltest es nicht haben.....wenn du meinst, dass du ihm damit auf die Füsse trittst, dann nur weil er dich das glauben macht.....
Ich meine, jeder hat das recht, seine erigene Meinung zu bilden, jeder hat das recht seine eigene Meinung zu sagen, erst recht wenn es uns selbst betrifft....
er will was von dir!!! er geht auf dich zu, aber deswegen musst du ihm nicht haus und hof öffnen.....
ohje, ich merke, ich rede nur noch wirr....verzeih mir, aber es ist spät.....

und ach ja, wenn es gut tut, zu reden, dann tue es....hier, drüben, (obwohl ja schon recht öffentlich) bei deiner besten Freundin, der thera, oder mir kannst du auch ne email schreiben, wenn du magst....(werde nacher noch drüben die email sichtbar machen....)

also gute nacht und einen schönen Tag morgen an dich liebe lioness, und an euch anderen ..
liebe grüße
Poulette
HopeW
Beiträge: 367
Registriert: 23. Mai 2004, 10:38

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von HopeW »

Hallo,
guten Abend,

und wenn Sex dazu dient/hilft, die eigene Leere zu füllen, sich mehr oder weniger wohl zu fühlen ?
Als Transfer dient, einem anderen Menschen nahe zu kommen -
kommt man auf eine andere Art einem Menschen SO NAHE ?

Meine Äusserungen, ließe ich sie so stehen, deuten in Richtung Sexsucht,
was ich aber meine, ist:

Ist womöglich der/die Depressive eher in Gefahr, sich "aufzugeben / hinzugeben " bzw. auch eine falsche Liebe zu entwickeln, nur um Nähe - hier Sexualität - wieder herzustellen ?

Ihr Lieben, die ihr da gerade etwas "gebeichtet" habt, berichtet vom Gegenteil -
doch denke, vermute ich, daß viele "falsche" Lieben aus mangelndem Selbstwertgefühl = Teil einer Depression (?) entstehen.

Ups, finde ich grad mal schwierig, was ich da geschrieben habe.
Versteht mich jemand

LG
Hope
Chiron
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Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von Chiron »

Hallo Hope,

meinst Du, dass man in der Depri sich so sehr nach menschlicher Nähe sehen kann, um schneller mal mit jemanden Sex zu haben, nur um sich angenommen und begehrt zu fühlen?

Liebe Grüße,
Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
trude
Beiträge: 220
Registriert: 13. Okt 2005, 14:05

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von trude »

Hallo,

Das Thema Sex ist ja an sich schon sehr kompliziert und dann in Verbindung mit Depris...

Ich kenne das auch so, daß (bei mir auch die Verliebtheit) das eigene körperliche Begehren wie auch die körperliche Begehrtheit zu einem "bewußten Erleben und Spüren" der eigenen Person führen. Somit dient es natürlich auch als Transfer einem anderen Menschen nahe kommen zu können, weil ich mir in dem Moment selbst nah bin und deshalb den anderen auch wahrnehmen kann. Und das ist dann sehr intensiv und heftig und kann mein Selbst viel mehr als Worte streicheln.

Meine Probleme gehen dann eher in die Richtung, daß in meinen Beziehungen irgendwann das körperliche Begehren zu der Person weg ist und ich wenig Ahnung habe, was da passiert. Ich finde es auch ganz, ganz schwierig darüber zu reden, höre immer daß viele Menschen damit Probleme haben, aber insgesamt bleiben die Aussagen dazu sehr vage. Jetzt kämpfe ich als Depri sowieso schon dauernd gegen die "defizitären Gedanken" in mir und muß dann vielleicht nochmal eine zusätzliche Beratungsstelle aufsuchen, weil "da auch was nicht stimmt. (Mal abgesehen von dieser scheinheiligen, angeblichen, gesellschaftlichen Freizügigkeit in der jegliche Erotik und Lust schon im Keim erstickt wird)

Ich finde die Beiträge und "Öffnungen" hier sehr mutig,und hoffe sich dem Thema weiter behutsam nähern zu können.
Und da gehört das Stochern und Stammeln im Nebel auch dazu...

Grüße Trude
HopeW
Beiträge: 367
Registriert: 23. Mai 2004, 10:38

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von HopeW »

Und da gehört das Stochern und Stammeln im Nebel auch dazu...

Danke Trude

und allgemein einen schönen guten Morgen.

Ich habe meinen ganz persönlichen Kampf oder auch meine Therapie, um mit der Depression bestmöglich zu leben, aufgenommen

und mir ist gestern abend beim Laufen (was mir echt gut tut)

auch der Gedanke gekommen, daß im positiven Umgang mit Sexualität auch ein Stück Normalität kommt. Habe ich das Gefühl der Minderwertigkeit sozusagen mit Löffeln gefressen, merke ich, daß ich in diesem Bereich keine Versagensängste habe.

Leider muß ich mich jetzt hier bis wahrscheinlich morgen abend ausklinken - unternehme ich heute nach der Arbeit (ja, ich kann auch wieder arbeiten)doch einen ersten Versuch, mich mit Bekannten zu treffen (was bisher eine zu große Belastung war)

Ich bin sehr gespannt, wie es hier weitergeht und wünsche mir sehr, daß wir zu Ideen, Gedanken, Ergebnissen gelangen, die uns helfen, mehr gute Lebensgefühle zu entwickeln.

Liebe Grüße
von Hope
stan
Beiträge: 56
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von stan »

Natürlich ist die Lust in der Depri vermindert, aber ein Orgasmus ist so herrlich, dass er sich bei mir noch auf den nächsten Tag positiv auswirkt. Ähnlich ist es mit der Musik: Ein Klavierkonzert von Mozart zB hebt meine Stimmung sehr an. Manchmal hilft allerdings auch garnichts.
stan
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von flora80 »

Hallo ihr!

Ich habe gerade erst diesen Thread für mich entdeckt. Irgendwie habe ich mich heute abend mit dem Thema beschäftigt und bemerkt, dass mir in meinem Leben ein ganz wesentlicher Teil völlig fehlt. Und zwar die körperliche Nähe und Zusammenkunft mit einem Partner oder auch einer Partnerin. Da ich seit der Pubertät psychisch krank bin, habe ich nie erfahren, wie das eigentlich "normal" ist. Schade, ich wüsste es gerne. Es gibt oft tatsächlich Situationen, in denen ich unerhörte Lust auf Sex hätte... aber eben auch nur unter der Bedingung, einen Partner zu haben, dem ich mich öffnen möchte und dem ich vertraue. Und das habe ich nicht. Sex haben kann man auch "einfach so"... Da muss man nur in eine Disco gehen und ein paar Typen ansprechen, ob sie nicht Lust haben... Aber das ist nicht die Art von Sex, die ich mir wünsche.

Ich finde es schwierig, ein grundlegendes menschliches Bedürfnis nicht befriedigen zu können. Und Masturbation befriedigt eben auch nur einen Teil davon... Um es jetzt mal unverblümt auszudrücken.

Ich glaube, dass es schon ein Aspekt der Depression ist, wenn man nie bekommen kann, wonach Körper und Seele verlangen. Aber ich finde das Thema auch sehr schwierig und habe mich nie getraut, das in einer meiner Therapien wirklich anzusprechen. Vielleicht, weil ich bisher nur männliche Therapeuten hatte.? Jetzt wird mir klar, wie wichtig es wäre, daran innerlich zu arbeiten, aber mir fehlt die Möglichkeit.

Gute nacht, flora
Elaine_Marley
Beiträge: 57
Registriert: 2. Mai 2006, 20:11

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von Elaine_Marley »

Hallo Flora!

Ich möchte gern zu deinem Beitrag etwas sagen.

Ich finde es gut, dass du keinen Sex "einfach nur so" haben willst.
So wie du sprichst, würde ich annehmen, dass du auch noch keinen Sex hattest.
Da finde ich es umso wichtiger mit einem Partner zu schlafen, den man auch liebt.


Ich selbst habe erst mit 21 Jahren das erste mal mit einem Mann geschlafen.

Schon vorher hatte ich einen Partner, mit dem ich es mir echt gewünscht hätte. Hab ihn wirklich geliebt und wir haben es auch immer und immer wieder probiert, aber es wollte nicht klappen, die Schmerzen waren zu groß.

Man kann sich ja vorstellen, dass man sich nach 1 1/2 Jahren Beziehung da ganz schöne Sorgen macht, ob etwas mit einem nicht stimmen könnte.

Naja ..dann also mit 21 neuen Partner gehabt.
Und siehe da, es hat einfach so funktioniert.
Niemand musste was sagen, oder irgendwas besonderes machen. Es ist einfach so passiert.


Und auch wenn es schwer ist zu warten ... es lohnt sich. Ich bin mir ganz sicher, dass du auch bald wundervollen Sex haben wirst. Denn das haben doch vor allem die Menschen verdient, die sich nach Liebe (als rundum-Paket) sehnen und nicht nach einfachem Spaß.


Gruß,
Elaine
ege0804
Beiträge: 436
Registriert: 13. Aug 2004, 17:31

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von ege0804 »

Hallo zusammen,

abhängig vom Alter und der Dauer der Beziehung ändert sich natürlich auch die Sexualität. Ich bin jetzt 49 Jahre und seit 27 Jahren mit meiner Frau zusammen.

Es gab Phasen in denen Sexualität ein Ventil war, und zum Ritual wurde. In der Depri habe ich mich als Verlierer in jeder Beziehung gefühlt: Guten Sex zu haben hatte eine zu große Bedeutung.

Ich habe festgestellt das Antidepresiva die Sexualität verändern. In eher manischen Phasen, nach überwundener Depri habe ich ein gesteigertes sexuelles Verlangen.

Viele Männer in meinem Alter haben dieses Dorian Gray Syndrom. Ein übertriebene Angst vor dem Alter, Armut und Krankheit. Also das Gegenteil von jung, sexy und reich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Dorian-Gray-Syndrom


Es gibt da immer noch diese Sehnsucht und den Wunsch mich wieder zu verlieben, geliebt und begehrt zu werden; lebendig zu sein, den eigenen Körper und den des Partners zu spüren, im Idealfall den des Partner. Sexualität ist für mich der Schlüssel dazu ein zufriedenes und glückliches Leben zu führen.

Literaturtip: Die neue Sexualität der Männer
http://www.buch.de/buch/03007/332_die_n ... enner.html

viele Grüße Ernie
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von Chiron »

Hallo Flora,

herzlichen Glückwunsch zu Deinem Mut Dein Problem hier offen anzusprechen.
Ich finde es gut, wichtig und völlig normal, dass Du den Wunsch nach einer erotischen Beziehung hast.
Selbst wuchs ich in einem sehr sex- und körperfeindlichen Elternhaus auf.
Sex wurde bei uns immer mit Schmutz und Sünde in Verbindung gebracht.
Vor allem eine anständige Frau kennt solche Gefühle nicht. Das gehört sich nicht.
Leztes Jahr während meines Klinikaufenthaltes und mit der liebevollen Hilfe meines Freundes schaffte ich es, das Thema der sexuellen Unzufriedenheit zum ersten Mal gegenüber meines männlichen Theras anzusprechen.
Immerhin stand ich zu dieser Zeit kurz vor meinem 42. Geburtstag.
Ich wünsche Dir, dass Du nicht so lange brauchst wie ich.
Und siehe da, er (Thera) reagierte sehr gelassen und normal und ich konnte unbefangen darüber plaudern.
Warum "suchst" Du Dir nicht einen passenden Partner/In?
In meinen Augen hast Du eine genaue Vorstellung davon wie der oder die sein muss.
Du bist eine sehr liebenswerte Person, die durchaus charmant und fröhlich plaudern kann, wenn sie sich wohl fühlt.

Ich wünsche Dir einen/eine Partner/in, der/die Deine Wünsche mit Dir teilen kann und Du endlich mal eine erfüllende Sexualität erfahren kannst, sowie ich sie nach 18 unglücklichen Beziehungs/Ehejahren erfahren darf.

Liebe Grüße,
Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von flora80 »

Hallo ihr!

@ Chiron

Warum ich mnir keinen Partner suche? - Na, wenn das so einfach wäre... Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Männer mich zwar durchaus mögen, mich toll und "cool" finden, aber letztendlich bleibt es dann doch immer bei einer kumpelhaften Freundschaft. Warum das so ist, habe ich noch nicht ganz raus. Die Psychologin, mit der ich an der Uni ein paar Mal geredet habe meinte, ich würde sehr stark wirken und selbstbewusst und das würde vielen Männern Angst machen und sie "abschrecken". Ich kann mir schon vorstellen, dass da was dran ist, weil ich meine "zerbrechliche Seite" erst preisgeben kann, wenn ich jemanden schon sehr eng kenne. Und dann ist der Zug meistens abgefahren, eine Beziehung einzugehen, weil sich die Struktur der "besten Freundin" schon zu sehr eingebrannt hat... Ach ich weiß auch nicht. Eigentlich fühle ich mich schon begehrenswert, aber ich habe tatsächlich oft das Gefühl, dass Männer sich nicht trauen, sich mit mir einzulassen. Nur, was soll ich dagegen tun, ich kann mich ja nicht verstellen, oder?
Hmpf. Ich finde das sehr frustrierend und es macht mich oft traurig, in der Hinsicht alleine zu sein. *heul*
Den Spruch, dass irgendwann schon der richtige für mich kommt, kann ich ehrlich gesagt nicht mehr hören...

Liebe Grüße, Flora
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Depressionen und Sex

Beitrag von Chiron »

Liebe Flora,

kann es sein, dass Du Angst vor dem richtigen Partner hast?

Mir ging das in jungen Jahren so.
Voller Komplexe ging ich nur gestylt aus dem Haus, mit einer Maske der Fröhlichkeit und starken Frau.
In Erinnerung ist mir folgender Satz geblieben:"Du bist ja ganz nett und gar nicht eingebildet oder arrogant."
Das hörte ich nach ein paar Wörtern öfters von Männern, die sich dann endlich trauten mich mal anzusprechen.
Ich hatte ständig panische Angst davor, verletzt zu werden und sehnte mich gleichzeitig nach Liebe und Zärtlichkeit.
Beim näheren Kennenlernen waren die Männer, denen die scheinbar starke Frau gefiel sehr enttäuscht und teilweise böse, sobald sie merkten was für ein kleines hilfloses Mädchen hinter der Fassade steckt.
Ein ehemaliger Freund meinte mal zu mir:"Geh doch mal ungestylt und ungeschminkt aus dem Haus. Die Männer, die für Dich richtig wären, trauen sich sonst nicht an Dich heran."
Ehrlich, das hätte ich mich vor 20 Jahren nicht getraut.
Die Panik verletzt zu werden war zu groß.
Es ist nicht leicht sein altes Muster zu verlassen.
Oh weh, ich würde Dir so gerne dabei helfen, weil ich Dich sehr gut verstehen kann.
Ja selbst ich, "beneidete" Dich letztes Sommertreffen, wie fröhlich und selbstbewusst Du rüber kommst.
Nur wie?
Vielleicht über eine Kontaktanzeige, in der Du ehrlich von Deiner verletzlichen Seite sprichst?
Ganz wichtig finde ich, das Thema in der Therapie anzusprechen.
Du solltest Dir bewusst werden, was Dich daran hindert als sexuelles Wesen von Männern wahr genommen zu werden.

Und was den Wechsel von Kumpel zu Liebhaber angeht. Es funktioniert. Sieh F. und mich an.
Zwischen uns entwickelte sich ganz langsam eine E-mail-Freundschaft, dann viele viele Telefonate und irgendwann merkten wir beide, es ist mehr.
Dies war nicht geplant und kam für uns beide sehr überraschend.
Deshalb, verdränge den Gedanken, ein Kumpel kann nie Dein Liebhaber werden, nicht ganz.
Lass es einfach mal auf Dich zukommen.
Oder sprich es doch mal direkt einem Kumpel gegenüber an, was er meint, woran es liegt, dass Männer in Dir nur den Kumpel sehen und nicht die Frau.
Vielleicht ist der ein oder andere sogar froh darüber, weil er sich bisher nicht näher an Dich heran traute.
Denn Du machst schon einen sehr starken Eindruck, vielleicht sogar ein bisschen Männer vernaschend.

Alles Liebe und Gute für Dich,
ich drück Dich mal,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
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