Diskussionsforum Depression

Hallo

ich lese nun schon seit einiger Zeit hier mit und habe mich nun endlich mal durchgerungen hier zu posten.

Heute ist wieder mal kein so guter Tag - aber die sind in letzter Zeit sowieso kaum da...

Alles fing damit an, dass ich in den letzten Jahren immer antriebsloser und müder wurde. Vor einem 3/4 Jahr wurde dann eine UF der Schilddrüse festgestellt und eigentlich dachte ich, dass nun alles besser werden müßte - da ich nun ja auch eine Erklärung dafür hatte, warum ich einiges an Gewicht zugelegt habe und so schlecht drauf war - dem war aber nicht so. Die Werte haben sich zwar gebessert aber Abnehmen ist nach wie vor so gut wie unmöglich und meine trübselige Stimmung geblieben.
Im Winter hab ich die Tage wirklich nur mehr irgendwie überlebt. Mein einziger Antrieb war mein Sohn, der mich ja braucht und für den ich einfach funktionieren muss. Mit meinem Mann habe ich zu dieser Zeit nur mehr das nötigste gesprochen, da ich immer im Hinterkopf hatte, dass er mich nicht mehr attraktiv findet und ja sowieso nur aus Mitleid hier ist... vor ca. 1,5 Monaten habe ich mir eine Therapeutin gesucht, da die Situation für mich unerträglich geworden ist und ich überlegte mich von meinem Mann (der auch kaum anwesend war, bzw. sich im Keller verkrochen hat, wenn er zu Hause war) zu trennen - da ich einfach aus diesem Loch rauswollte um nicht ganz unterzugehen.

Kurz nachdem ich mit der Therapie begonnen hatte, fand ich raus, dass mein Mann, im letzten halben Jahr - also zu der Zeit, wo es mir am Schlechtesten ging - eine Affäre hatte.
Er bemüht sich zwar im Moment sehr, unsere Beziehung zu retten - aber ich weiß nicht ob und wie ich diesen Vertrauensbruch verkraften soll und ob uns das überhaupt noch gelingen wird - es gibt eben Tage in denen ich ein wenig zuversichtlich bin und Tage in denen ich mir das überhaupt nicht mehr vorstellen kann. Manchmal könnte ich mich einfach nur in den Hintern beißen, weil ich mich so hinters Licht führen hab lassen, manchmal tut es einfach nur weh und ich könnt den ganzen Tag heulen und ich frage mich, was an mir eigentlich nicht stimmt, und er diesen Weg gesucht hat...

tut mir leid, das wurde jetzt länger als ich wollte

danke eure
nowhere

hallo

also deine geschichte find ich ganz schrecklich.
ich kann mir denken das es grausam ist betrogen zu werden aber ich denke du solltest dich nicht von ihm trennen.
also ich könnte mir mein leben im mom nicht ohne meinen freund vorstellen er steht voll hinter mir und ich bin froh ihn zu haben weil er mich als einzigster wirklich kennt
und weis wie er mit mir umgehen kann und muss.

aber es ist eben deine alleinige entscheidung wie du dich entscheidest.
ich wünsch dir viel kraft dabei

gruss anni

Hallo Anni

danke für die liebe Antwort. Ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung wie ich mich entscheiden soll - im Moment kann ich es auch nicht, es fehlt mir die Kraft dazu. Es ist schon ein Kampf, den Tag zu überstehen und für mein Kind zu sorgen.
Deswegen hab ich auch ein schlechtes Gewissen meinem Mann gegenüber, denn er weiß ja im Moment gar nicht wie er dran ist und ich denk schon, dass es nicht fair von mir ist die Entscheidung auf die lange Bank zu schieben. Er weiß ja auch nie in welcher Verfassung er mich vorfindet, wenn er von der Arbeit heimkommt bzw. wenn ich dann, nachdem mein Kind im Bett ist, in eine Stimmung verfalle, die einer Beziehung sicher nicht gut tut...und das, wo mein Mann mit solchen Dingen eh nicht viel anfangen kann - ich weiß nicht, ob er das jemals verstehen kann...

Vielleicht bin ich ja wirklich selbst an dem ganzen Schlamassel schuld.

Werd mich jetzt vor den Fernseher knallen und hoff, dass ich meinen Kopf ein bissl frei bekomm - wenigstens für ein paar Stunden ab ins Niemandsland...

Hoffe du hast einen schönen Abend und wünsch noch allen die hier lesen und schreiben eine gute Nacht
nowhere

Liebe nowhere,

eines gleich vorneweg: Du bist nicht schuld! Es gibt kein Verhalten, das rechtfertigt, dass der Partner einen hintergeht. Man kann über alles reden (ist ein abgedroschener Satz, ich weiß, aber meistens ein sehr wahrer).

Deshalb solltest Du Dich auch nicht rechtfertigen für "Stimmungen", die einer Beziehung nicht gut tun. Du hast jedes Recht der Welt, Dich jetzt schlecht zu fühlen. Einen solchen Vertrauensbruch muss man erstmal verkraften, das kostet eine Menge Energie.

Ich will Dich nicht in die Verlegenheit bringen, Deinen Mann verteidigen zu müssen. Stattdessen frage ich einfach mal: Kannst Du ihm denn noch vertrauen? Hat Eure Beziehung noch Zukunft? Geht es Dir jetzt überhaupt so, dass Du Dich mit solchen Fragen auseinandersetzen kannst? Wie geht es Dir überhaupt?

Ich finde, das, was Du schreibst, weist einige depressive Symptome auf. Vielleicht solltest Du Dir Hilfe holen. Du musst da nämlich an einigen Fronten kämpfen, wenn ich das richtig sehe. Du musst für Deinen Sohn funktionieren, Du musst das Verhältnis zu Dir und Deinem Körper bewerkstelligen und vielleicht auch abnehmen, Du musst die Müdigkeit bekämpfen und so ganz nebenbei auch noch die Beziehung und Eure Familie retten. Schaffst Du das alles?

Liebe nowhere, das ist ein bisschen viel für eine Person. Du hast mindestens die volle Unterstützung und das volle Verständnis Deines Mannes verdient. Aber vielleicht gönnst Du Dir auch noch ein bisschen mehr Hilfe und redest mit jemandem. Hast Du Freunde, mit denen Du darüber sprechen kannst?

Viele Grüße,
chrigu

Liebe nowhere,

es steht außer Frage dass Du verletzt bist und der Vertrauenbruch Deines Mannes Dich sehr verletzt hat.

Andererseits, wenn ich es richtig gelesen habe, ging es Dir schlecht und wenn ich es vom Zeitablauf her richtig verstanden habe hat Dein Mann später eine Affäre begonnen.

Hat er sie inzwischen beendet?

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es für direkte Angehörige häufig sehr schwer ist mit unserer Krankheit umzugehen. Viele Dinge passieren dann einfach aus einem gewissen Fluchtgedanken heraus.
Das soll keineswegs heißen dass ich das Verhalten Deines Mannes in Ordnung finde, nur versuche ich immer beide Seiten zu sehen.

Ich denke aber dass es nicht gut sein kann im Verlauf einer Depression eine so wichtige Entscheidung wie die einer Trennung zu fällen. Meiner Meinung nach hat man in so einer Phase kein reales Bild des Geschehens oder eine objektive Einstellung zu den Gefühlen, da man sich in einem wahren Gefühls-Dschungel befindet.
Schuldgefühle und Schuldzuweisungen empfindet man verstärkt.

Ich würde darüber mit der Therapeutin sprechen, da sie Dich persönlich kennt, wird sie Dir sicher bei der Entscheidungsfindung behilflich sein können. Vielleicht kannst Du ja auch mit ihr gemeinsam einen Weg suchen um wieder mit Deinem Mann ins Gespräch zu kommen, ein paar gemeinsame Therapiestunden wären evtl. auch eine Möglichkeit.

Wenn sich einiges verändern würde durch ein körperliches Leiden von Dir - würdest Du darin auch eine Schuld sehen? Gib Dir also auch keine Schuld für Dein psychisches Leiden.

Du hast tatsächlich viele Probleme zu bewältigen, vielleicht könntest Du mit Deiner Therapeutin zusammen überlegen, wo Du Prioritäten setzen und so ein Problem nach dem anderen lösen könntest.

Ich hoffe, Du bist jetzt nicht gekränkt über meine offenen Worte, ich denke nur schönreden ist auch nur Kopf-in-den-Sand-stecken.

LG Brigitte

Hallo,

fühl Dich mal ganz lieb von mir gedrückt.

VG Sonja

Hallo

erstmals möcht ich mich bei euch für die lieben Antworten bedanken - tut gut auf Menschen zu treffen, die für diese Situation Verständnis haben (ist leider nicht so oft der Fall...)

@chrigu: Im Moment kann ich ihm nicht vertrauen - so sehr ich es auch möchte, mein Mann bemüht sich zwar sehr mir seine Schritte nachvollziehbar und kontrollierbar zu machen aber ich habe halt immer ein mulmiges Gefühl und es geht mir einfach gegen den Strich, da ich nie der Typ war der jemand anderem nachspioniert bzw. kontrolliert und ich möcht es einfach nicht. Ob unsere Beziehung noch Zukunft hat, weiß ich nicht und da könnte ich im Moment auch keine klare Entscheidung treffen. Mir geht es im Moment zwar schon besser als in den vergangenen Monaten, aber von einem "es wird alles wieder gut" bin ich noch Meilenweit entfernt.

Im theoretischen bin ich ja gut informiert aber ich schaff es einfach nicht, die Dinge praktisch umzusetzen - ein Beispiel dafür: ich weiß, dass ich regelmäßig essen sollte - schaff es aber nicht, da ich Panik habe dadurch noch mehr zuzunehmen - war ja bis jetzt auch immer der Fall (aufgrund der SD-UF leider auch bei "normaler und ausgewogener Ernährung" bzw. bei Diät unter ärztlicher Aufsicht keine Abnahme)dadurch kommt es halt öfter vor, dass ich mich z.B. zwar 3 Tage an das Ernährungskonzept halten kann, dann jedoch 3-4 Tage so gut wie gar nix (bzw. wirklich nix) ess, da ich ja zusehen kann wie schnell, mein Gewicht sonst in die Höhe schiesst - da ich früher mal sehr sehr schlank war, ist das für mich kaum zu verkraften. Vor allem ist es ja auch für Aussenstehende kaum nachvollziehbar, muss heute eh wieder zum Arzt - ich hoff, der kann mir aufgrund der neuen Befunde weiterhelfen.

Mit meiner besten Freundin kann ich zwar über meine Probleme sprechen, aber selbst da hab ich dann immer ein schlechtes Gewissen. Und selbst hier habe ich im Moment Angst, dass ich ihr auf die Nerven falle und sie mich bald nicht mehr ertragen kann. Andere lass ich da nicht so nah an mich ran.

Es ist kaum zu schaffen und ich weiß nicht ob ich es schaffe, bin aber heute wieder ein wenig zuversichtlicher. Die Probleme von meinem Sohn, werden endlich weniger (Schulprobleme da unterfordert - seit 3 Wochen eine neue Lehrerin und es klappt immer noch), habe soeben mit seiner Therapeutin gesprochen und somit sehe ich wenigstens, dass ich doch nicht alles falsch anpacke und das tut mal sehr gut.

@brigitte
ja, das hast du richtig verstanden - die Affäre hatte er - lt. seiner Aussage - am Tag bevor ich dahinterkam beendet. Das könnte auch stimmen, denn er hat ja auch angenommen, dass sie mich darüber informiert hat.
Beendet hat er sie angeblich aus dem Grund, da sie ihn vor die Entscheidung stellte und da hat er ihr mitgeteilt, dass er versuchen möchte unsere Ehe zu retten. Ich weiß, daß ich in dem Fall sicher nicht objektiv genug sein kann - zumindest im Moment, aber ich kann mir halt kaum vorstellen, daß mich ein Mensch lieben kann, bzw. mich ein Mensch, der mich angeblich liebt so verletzen kann - auch wenn er das eigentlich nicht wollte. Wir haben aber vor gemeinsam eine Beratung zu machen, denn ich denke, dass wir nur dann die Probleme in den Griff bekommen - egal welche Entscheidung dann gefällt wird.

Ich würd mir auch die Schuld geben, wenn sich meine Situation durch ein körperliches Leiden von mir verändern würde - das ist mein großes Problem.
Ich suche immer bei mir die Schuld und irgendwas find ich dann auch immer - selbst wenns für andere an den Haaren herbeigezogen ist. Meine Therapeutin arbeitet mit mir zur Zeit daran, mein Selbstwertgefühl (das praktisch nicht vorhanden ist) aufzubauen. Da ich hier aber einige Probleme aus der Kindheit mitschleppe - ist es sehr schwierig und anstrengend für mich, nach der Thera-Stunde bin ich immer einige Stunden total am Sand.

Außerdem muss ich lernen, mich gegen meine Eltern und meine Schwiegermutter (sehr dominant und natürlich in allem was sie tut perfekt) zu behaupten - denn da höre ich ja bis heute, was ich nicht alles falsch mache...

Ich bin nicht gekränkt über deine offenen Worte, sondern dankbar für deinen Rat.

Wie schon oben erwähnt, heute ist es ein bisschen besser, da ich ein kleines Erfolgserlebnis im Bezug auf mein Kind hatte - habe es heute sogar schon geschafft eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine zu schmeißen und so viel zu tippen, aber ich weiß auch, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe.

Vielen Dank an alle für's zuhören
lg nowhere

Danke Sonja - das ist ganz lieb von dir