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Suche Rat

Verfasst: 20. Mär 2006, 11:12
von schönwetter
Hallo Leute,

auch ich bin grad ganz ratlos, und weiß nicht mehr weiter.

Hier mal die "Fakten". Vielleicht könnte sich jemand kompetentes dazu melden?

Tagesablauf

Im Grunde sieht der Tag bei mir immer gleich aus. Ich schlafe viel zu lange – es ist meist nie vor 9 Uhr, das Aufstehen fällt schwer – und überhaupt in den Tag zu kommen, ist für mich mühselig.
Wenn ich mich an dem Tag zur Arbeit gemeldet habe, mich mit Freunden verabre-det habe (von den Vorlesungen ganz zu schweigen), kann es passieren, dass ich mir irgendwelche nichtigen Gründe und Ausreden für mein Nichtkommen einfallen las-sen muss. Weil ich mir einfach schon beim Aufstehen sage, nein, das ist nicht mein Tag. Ich habe einfach keine Lust. Wenn ich schon an die ganzen Menschen in der Bahn oder unterwegs denke: Furchtbar.
Dann schaue ich fern, oder höre Musik oder sitze am Computer. So vergeht der ganze Tag. Mir ist furchtbar langweilig stellenweise, aber ich weiß nichts sonst mit mir anzufangen. Ich könnte an den Vorlesungen teilnehmen, ins Büro fahren, den Haushalt machen, mich um eventuellen Schriftverkehr kümmern, mich mit Freun-den treffen, telefonieren, spazieren gehen, sonst was: Ich habe einfach keine Lust. Ich kann mich nicht aufraffen. Es fällt mir schwer.
Und am Abend denke ich mir: Meine Güte, Du hast den Tag schon wieder nichts gemacht. Und wenn ich dieses Nichtstun der letzten Jahre reflektiere, vor allem im Vergleich zu Freunden oder Bekannten, dann wird dieses Loch nur noch größer, weil ich weiß, dass ich einfach die beste Zeit des Lebens vergeude. Und aus mir nichts wird. Ich traue mir auch nichts mehr zu.
Ich habe auch mal versucht, den nächsten Tag streng durchzuplanen. Aber nicht einen einzigen Punkt habe ich dann erledigt am nächsten Tag. To-Do-Listen schrei-be ich häufig. Aber umgesetzt werden sie praktisch nie, oder mit erheblicher zeitli-cher Verzögerung.
Ich bin sehr froh, dass ich meinen Freund habe, mit dem ich nun seit über einem Jahr in einer gemeinsamen Wohnung lebe. Er macht es mir ziemlich leicht: Die Kü-che aufräumen, Besorgungen erledigen und vor allem den Einkauf. Alles Sachen, die ich nur mit höchster Überwindung meistern könnte. Selten gehe ich auch mit ihm gemeinsam Einkaufen. Aber letztendlich macht er es mir auch nicht einfacher. Bei gewissen Sachen braucht er ewig: Nehmen wir jetzt das oder das? Und ich möchte am liebsten ruckzuck durch den Laden, weil ich einfach rauswill, weil es anstrengend ist für mich. Schlimmer noch: Ich möchte gerne mal wieder das und das haben und packe es in den Einkaufskorb. Aber nein: Das ist zu teuer. Das ist nicht fairgehandelt. Da ist zu viel Chemie drin. – Diese Diskussionen erschweren die ganze Sache noch viel mehr. So dass ich am Ende höchst gereizt und gestresst bin – und froh, wenn ich wieder zu Hause bin.
Wenn er Zeit und ich Lust habe, freut es mich, dass ich ihn dann zu einem Spazier-gang durch den Park überreden kann. Was mir sehr wichtig ist, glaube ich, weil ich die Natur mag. Alleine spazieren gehen könnte ich nicht. Aber in der letzten Zeit habe ich auch dazu fast keine Lust mehr. Ich sage dann meistens zu ihm: Ach nein, lass uns morgen. Ich will jetzt erst mal was anderes machen. – Und wenn er nicht da ist, sitze ich nur in der Wohnung mit dem oben besagten Tagesablauf. Jetzt war ich schon eine Woche nicht mehr draußen. Und ich mag auch nicht. Ich sehe so liederlich aus.


Selbstwertgefühl

Ein weiterer wichtiger und problematischer Punkt, sind die Marotten, das Selbstver-trauen und das Selbstbewusstsein, welche den Tag so schwer für mich machen.
Am Schlimmsten sind immer noch Ansammlungen von Menschen. Das müssen gar nicht mal viele sein. Es können schon wenige fremde Menschen, aber auch viele bekannte Menschen sein, die die Situation sehr unangenehm für mich gestalten. Mit dem Öffentlichen Nahverkehr unterwegs zu sein, ist stellenweise die Hölle. Vor allem im Berufsverkehr. Wenn mir Leute gegenübersitzen ist das sehr unangenehm. Dann weiß ich nie, wohin ich schauen soll. Dann habe ich stellenweise das Gefühl, jemand schaut mich an, und bin völlig irritiert und frage mich, was mag der jetzt über mich denken? Ich habe versucht Lösungen für dieses Problem zu finden. Auf den Nahverkehr verzichten geht nicht, als habe ich eine Ablenkung gesucht. Jetzt nehme ich die Zeitung mit und versuche nicht in den Stoßzeiten zu fahren, aber es macht die Sache im Prinzip auch nicht besser. Spätestens dann wenn ich jemanden entdecke, den ich für recht gutaussehend halte. Dann geht das Malheur weiter: Der findet mich nicht schön. Der schaut mich nicht einmal mit dem linken Auge an. Ich bin hässlich. Keiner mag mich. – Oder wen Leute lachen: Ich beziehe es auf mich und fühle mich elendig. – Eine Zeitung oder ein Buch mögen vielleicht kurzzeitig ablenken, dann schaut mein Kopf nach unten, und ich fühle mich unbeobachtet. Aber die Empfindungen bleiben, und die grundlegende negative, melancholische Einstellung. Tag für Tag. Woche für Woche. Immer die gleichen Denkmuster und Empfindungen.
In diese Kategorien fallen natürlich auch der Vorlesungs- bzw. Unibetrieb, Fußgän-gerzonen oder sonstige Veranstaltungen. Wenn ich in Begleitung bin, ist das nur eine halbe Qual. Im letzten Sommer war ich mit meiner Tante und meinem Freund auf einem Trödelmarkt: Es war alles so eng, so heiß, so viele (schöne) Menschen, so viele Eindrücke. Es war einfach furchtbar und mir tat es für die Beiden leid, da ich den Besuch dieses Trödelmarktes abrupt beendet habe. Ich konnte nur noch leise sprechen, mir rannte der Schweiß von der Stirn und ich dachte, ich fange gleich an zu schreien. Nichts anderes bei meinem letzten Besuch an der Universität. Dort in der S-Bahn-Station war es mir so unangenehm, dass ich jegliche Besuche dort seit-dem vermeide.
Nicht schöner wird es, wenn mir bisher völlig unbekannte Leute vorgestellt werden. Dann bin ich furchtbar aufgeregt, weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, und im Nachhinein denke ich mir immer wieder: Was hast Du bloß wieder für einen Blöd-sinn geredet. Was denken die Leute jetzt über Dich?
Schlimmer noch sind mir selbstbewusste Menschen oder mir unangenehme Situati-onen. Dann habe ich Hemmungen meine Meinung entsprechend zu vertreten. Im Prinzip kann ich diese dann meistens nicht mal richtig formulieren.


Beratung

Bereits zum Ende meines ersten Studiums habe ich versucht, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. An der damaligen Universität habe ich die dortige psychologische Beratungsstelle aufgesucht. Es hieß, wenn Du das machst, kannst Du möglicherweise Dein Studium retten, und Du darfst Deine dreimal nichtbestandene Prüfung (wovon zweimal einfach nicht hin-gegangen, es war mir eben gleichgültig) noch ein viertes Mal belegen.
Doch von Anfang an, kam es mir unnütz vor. Was sollte es schon bringen? Ich hatte das Gefühl, ich kann meine Gedanken und Empfindungen und Probleme nicht rich-tig kommunizieren. Oder wollte mich die Frau dort einfach nicht verstehen? War es ihr egal? Es hat mir absolut nichts gebracht. Für mich war es nur eine belanglose Tee-Plauder-Stunde. Und als dann die Absage vom Prüfungsamt kam, was praktisch das Ende meines Studiums bedeute, bin ich einfach nicht mehr hingegangen. Es hat sich auch keiner dafür interessiert, dass ich dort erscheine.
Mir blieb nichts anderes übrig, als ein völliger Neubeginn. So ging ich woanders hin und ließ mich dort in einem anderen Fach einschreiben.


Studium

Anfänglich lief es auch hier relativ gut. Aber als ich die erste Prüfung nicht bestanden habe, fing auch dort wieder alles an. Mittlerweile studiere ich nun das achte Jahr und habe noch nicht einmal das Vordiplom. Seit zwei Semestern be-suche ich auch keine Vorlesungen mehr. Ich kenne praktisch auch keine Kommilito-nen dort. Mit dem einen, mit dem ich anfangs relativ gut befreundet war, habe ich nun nichts mehr zu tun. Er hat sich aufgrund meiner Unzuverlässigkeit von mir ab-gewendet.
Mit dem Lernen ist es auch so eine Sache. Wenn ich es mal schaffe, mich aufzuraf-fen und für ein Fach zu lernen, fühle ich mich leicht überfordert. Und spätestens nach einer Stunde resigniere ich, und lege das Buch beiseite.
Schon jetzt graust mir vor nächster Woche, wenn die Vorlesungen wieder begin-nen. Wie jedes Semester nehme ich mir nun vor: Dieses Mal muss ich nun aber wirklich konsequenter zu den Vorlesungen gehen. Dabei habe ich es mir dieses Se-mester auch nicht zu schwer gemacht. Nur sechs Vorlesungstermine in der Woche. Es wäre ein Anfang. Aber schon jetzt mag ich gar nicht an die nächste Woche den-ken, und ich weiß, dass ich wieder irgendwelche Gründe suche, nicht dorthin zu gehen.


Arbeit

Am besten funktioniert es noch bei meinem studentischen Nebenjob. Der ist ziem-lich interessant, da ich mich für die Branche interessiere und ich zudem in alle Be-reiche reinschnuppern kann.
Gerade in der letzten Zeit habe ich jedoch zunehmend das Gefühl, dass ich dort nur meine Zeit totschlage und zudem völlig ineffizient an die Arbeit gehe. Anfangs ha-be ich zumeist viele Ideen, z. B. für kleine Teilprojekte. Wenn es dann an die prakti-sche Ausarbeitung geht, habe ich aber Mühe, diese so zu verfolgen, wie es mir meine Ansprüche abverlangen. Unter Umständen gebe ich dann einfach auf. Oder ich bin bei einigen Sachen, wie ich finde total pingelig, und meinen Kollegen ist das egal, dann fühle ich mich unverstanden. Und ich denke: Nanu, ist das alles egal hier? Wozu bin ich dann hier?
Aber es gab auch Erfolge. Vor kurzem konnte ich ein wichtiges Projekt durchsetzen, welches ich von Anfang an bis zur nun folgenden praktischen Umsetzung durch eine Agentur konzeptionell begleiten konnte. Ich habe dafür ein Lob bekommen. Aber der Erfolg der Durchsetzung des Projekts, das Lob – der Effekt – beide sind bereits am ersten Tag völlig verpufft, und mittlerweile hätte ich am liebsten alles anders gemacht.
Ein großes Problem stellt auch meine Zuverlässigkeit dar. Ich sage zu, dass ich an bestimmten Tagen ins Büro komme. Schon am Morgen überlege ich: Wie kann ich absagen? Mit welchem Grund? Hatte ich diesen Grund nicht schon einmal? Werde ich nicht langsam unglaubwürdig? Und trotzdem komme ich immer wieder mit den gleichen Ausreden. Ich bin einfach unmotiviert und ich empfinde es als lästig, auf-zustehen, mich in die Bahn zu setzen, und ins Büro zu fahren. Natürlich ist es mir gegenüber meinem Chef höchst unangenehm und peinlich. Und natürlich gibt es auch zwischendurch Phasen, wo ich regelmäßig zu meinen Bürotagen komme. Und jeden Tag denke ich: Ab morgen musst Du wirklich ganz früh aufstehen, und schon um 7 Uhr im Büro auf der Matte stehen, deine To-Do-Liste gewissenhaft, konse-quent und korrekt abarbeiten und halte meine Zusagen ein. Aber im Grunde drehe ich mich im Kreis und komme nicht wirklich voran.
Gar nicht so selten ist auch eine völlige Erschöpfung wenn ich dann von der Arbeit heimkehre. Zumeist mit Kopfweh, wobei natürlich der Rest des Tages gelaufen ist, und ich einfach nur noch meine Ruhe haben will.
Jetzt war ich schon zwei Wochen, wovon eine entschuldigt, nicht mehr da. Und ich habe einfach keine Lust mehr hinzugehen. Ich schäme mich so.

Und wenn ich mir das alles wieder bewusst mache, dann weiß ich nicht, wie das noch weitergehen soll, wo das noch hinführt? Werde ich mit Dreißig immer noch kein Vordiplom haben? Immer noch diesen gleichen, ziellosen Tagesablauf haben? Werde ich dann noch zurückgezogener leben, als jetzt schon? Werde ich noch son-derlicher, als ich mich jetzt schon sehe? Ist das alles banal? Oder sind das wirklich Probleme?

Vor kurzem habe ich eine hiesige Beratungsstelle mit diesen Problemen angeschrieben. Das fand ich besser als Telefon. Ich habe alles so erklärt wie hier. Und was ist? Es kam auch relativ prompt eine Antwort. Aber das hörte sich alles sehr stark nach Textbausteinen an. Man verwies mich auf eine telefonische Abstimmung für einen Termin. Aber da geht immer nur der Anrufbeantworter an, und auf meine zweite E-Mail haben die sich gar nicht gemeldet. Irgendwie fühlt man sich dann blöd. Bilde ich mir das nur ein? Ist das alles gar nicht so schlimm? Was soll ich noch denken, von Leuten, die mir helfen sollen?

Entschuldigt die Länge

Re: Suche Rat

Verfasst: 20. Mär 2006, 12:42
von chrigu
Hallo Schönwetter!
Ich bin auch neu im Forum und nach langem Lesen traue ich mich endlich auch, was zu schreiben. Erstmal antworte ich Dir einfach, das fällt mir leichter als einen neuen Thread aufzumachen. Was ich schreiben wollte, ähnelt dem, was Du geschrieben hast, sehr. Wenn es mir schlecht geht, dann sieht mein Tagesablauf ganz ähnlich aus: Ich komme einfach nicht aus dem Bett, unter die Dusche zu gehen erscheint mir sinnlos, außerdem kann ich die Energie dafür nicht aufbringen. Ebensowenig für irgendwelche anderen normalen Tätigkeiten wie Einkaufen, Putzen, Wohnung aufräumen, Freunde treffen. Deine Erlebnisse in der S-Bahn kenne ich auch zu gut. Wenn mich jemand anschaut, dann bin ich mir sicher, dass er jetzt gerade mitleidig denkt, wie sieht die Arme nur aus, warum traut sie sich so vor die Tür?. Ich habe auch mein erstes Studium geschmissen, weil ich einfach nicht mehr hingegangen bin.
Aber seit ich weiß, dass ich eben depressiv bin und all diese Dinge dazugehören, geht es mir besser. Nein, nicht so, dass ich es immer schaffe, aufzustehen oder mich in der S-Bahn wohl fühle. Aber es war eine Erleichtung zu wissen, woran das alles liegt und dass etwas dagegen getan werden kann.
Deshalb - nach vielen Zeilen - mein Rat: Such Dir Hilfe. Lass Dich nicht entmutigen von der Beratungsstelle, lass Dir von Deiner Krankenkasse eine Liste von Therapeuten geben. Wenn Du studierst, wohnst Du wahrscheinlich in einer größeren Stadt oder zumindest in der Nähe, vielleicht sogar in einer mit Universitäts-Klinik. Da gibt es mit Sicherheit eine psychiatrische Ambulanz, wo Du direkt hingehen kannst, ohne dass Du auf einen Therapieplatz warten musst. Nimm das bitte in Angriff! Fast alles, was Du schreibst, kommt mir so bekannt vor. Glaube mir, je länger Du wartest, desto schlimmer wird es. Raff Dich auf, schenk Dir das selber und hol Dir Hilfe. Und dann melde Dich bald mal, wie es Dir geht.
Alles Gute von
chrigu

Re: Suche Rat

Verfasst: 20. Mär 2006, 13:02
von lilly
Mir geht es auch so. Kein Bock für nichts. Mein Selbstbewusstsein ist auch gleich null.

Ich habe vor 2 Jahren angefangen, für wohltätige Zwecke zu arbeiten, sozusagen ehrenamtlich. Doch ich bekam eine Allergie (ich habe Kleidersäcke ausgepackt, und eine Menge Staub kam heraus), und ich musste wieder aufhören. Es gab in der Institution keine andere Aufgabe für mich, also habe ich jetzt wieder nichts.

Vor einem Jahr fing ich an, zu malen. Dieses Malen ist etwas ganz Wunderbares und macht viel Spaß. Wenigstens etwas. Beim Malen blühe ich richtig auf. Aber jetzt fehlen mir die Motive. Es fällt mir nichts mehr ein.

Doch das Malen genügt mir nicht, und ich bin auch immer noch auf der Suche nach einem erfüllteren Leben, liege auch gerne lange im Bett, was ich nicht sollte, habe kaum zu etwas Lust, habe auch Angst vor Menschenansammlungen.

Ich glaube, es geht vielen so. Es gibt zwar viel zu tun, aber die Lust fehlt, weil man depressiv ist. Man hat keine Energie, und alles ist einem gleichgültig.

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Verfasst: 20. Mär 2006, 14:51
von heutemorgen
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Re: Suche Rat

Verfasst: 20. Mär 2006, 15:36
von chrigu
Hallo heutemorgen,
bei mir war es auch so: Bei den Studienberatungen hieß es immer, ich solle das Fach wechseln, ich solle zu einem Seminar gegen Prüfungsangst gehen oder ich solle doch mal mit den Dozenten sprechen. Aber das ist ja gar nicht das Problem! Das liegt nämlich bei mir und nicht etwa in meinem Studium. Zu was für einer Beratungsstelle gehst Du?
chrigu

Re: Suche Rat

Verfasst: 20. Mär 2006, 16:44
von Wölfchen
Hallo,

kenn dein Problem ebenfalls sehr gut. Bin auch Studentin und habe mir letzten Sommer zum ersten mal in ner Psychosomatischen Ambulanz gesucht nachdem ich vor den Prüfungen mal wieder so richtig in ein tiefes Loch gefallen bin. Weiß nicht, ob du sowas auch schon hattest.

Bin jetzt seit paar Monaten in Therapie. Seitdem sind die tiefen Phasen auch weg, aber befinde mich schon seit Monaten in so nem "es geht so" "passt schon" Zwischenzustand.
Grad wenn ich allein bin, lieg ich einfach nur im Bett, will mal alles vergessen können, meine Ruhe haben, keinen Menschen sehen,...

..und müsste eigentlich für eine schon so lang rausgezögerte Studienarbeit was tun. Aber ich bleib dann einfach liegen. Kann auch gut sein, dass die ein oder andere Mahlzeit ausfällt weil ich es einfach nicht schaffe aufzustehen.
Ich melde mich bei den zwei drei Bekannten die ich noch habe nicht, fühle mich auch extrem unwohl unter Menschen"mengen" und fühl mich gleichzeitig aber einsam und alleingelassen.
Habe mich mittlerweile abgefunden, dass ich zwei Semster noch hintendranhängen muss.
äh...

Sorry, irgendwie schreib ich grad wild durcheinander...

Was ich eigentlich sagen will:
Für mich hört sich das ganz und gar nicht so ein, als ob du dir das nur so einbildest und die Tatsache das du schon versucht hast dich diesbezüglich beraten zu lassen und hier zu posten zeigt doch deutlich, dass die ganze Sache für Dich sehr belastend ist, darauf kommt es doch nur an, somit natürlich auch schlimm.

Hört sich so an, als ob du aus einer größeren Stadt kommen würdest, dort gibt es dann sicher wie eine vorrednerin schon bemerkte auch eine Ambulanz eines (Universitäts-)Klinikums. Zumindest bei mir war das so, dass sich sehr Zeit genommen wurde, ich das Gefühl hatte verstanden zu werden und mir auch gut auf meinen weiteren Weg geholfen wurde.
Ansonsten wende dich doch direkt an einen Psychologen.

Wenn du noch fragen hast, stehe ich auch gern zur Verfügung.

Liebe Grüße
Wölfchen

Re: Suche Rat

Verfasst: 22. Mär 2006, 09:48
von zwerg174
Guten morgen schönwetter,

so wie Du Deine Situation beschreibst ist das glaube ich die typische Spirale der Depression. Zumindest kenne ich es so aus meiner eigenen Erfahrung. Der Tagesablauf beeinträchtigt das Selbstbewußtsein, das wiederum die Arbeit, Beruf und/oder Studim und Umfeld wie Freunde und Familie und führt zu den sogenannten Berührungsängsten.
Ich möchte mich dem Rat anschließen: Such Dir einen Therapeuten/in und nimm professionelle Hilfe in Anspruch. Du brauchst, sofern Du bereit bist die 10€ Praxisgebühr zu zahlen, noch nicht einmal eine Überweisung o. ä., musst keinen anderen Arzt ins Vertrauen ziehen sondern kannst direkt zum Thera gehen. Meine Therapeutin hat 3 Probestunden angeboten, um festzustellen, ob das gegenseitige Vertrauen da ist und ob wir es miteinander "können", wenn es nicht geklappt hätte, hätte ich ohne Probleme oder Zusatzkosten einen anderen Thera suchen können.
Vielleicht bieten in Deiner Umgebung auch einige Theras so etwas an, das wäre doch ein guter Kompromiss finde ich.

LG Brigitte

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Verfasst: 22. Mär 2006, 12:51
von heutemorgen
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Re: Suche Rat

Verfasst: 22. Mär 2006, 13:25
von chrigu
Hi Heutemorgen,
Schlaflosigkeit und Appetitlosigkeit können auf eine Depression hindeuten. Muss nicht, kann aber.
Das Wesentliche ist aber, dass es Dir schlecht damit geht, Du nicht weiterkommst und Dir selber auch nicht weiterhelfen kannst - deshalb gibt es ja wohl einen Grund, Hilfe zu holen.

Hat bei mir auch ewig gedauert, bis ich das überhaupt kapiert habe. Dachte immer, ich hätte einfach nur meine Selbstdisziplin verloren, ohne dass ich mich gefragt habe, warum ich sie eigentlich verloren habe.

Hoffe, dass sie Dir bei der evangelischen Beratungsstelle weiterhelfen können. Denke aber, dass Du auf einem guten Weg bist, klingt ja so, als hättest Du alles in die Wege geleitet, damit es besser wird.
Alles Gute,
chrigu