Umgang mit Todesgedanken

thea
Beiträge: 59
Registriert: 30. Nov 2004, 07:52

Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von thea »

Hallo,

Gleich vorab:
Ich würde mich nicht als SM gefährdet einstufen. Dafür habe ich viel zu große Angst vor dem Sterben.

Außerdem geht es mir eigentlich nicht schlecht. Ich nehme AD, habe unlängst meine P-Therapie beendet. Ich gehe zur Arbeit. Ich treffe mich mit Freunden. Wenn ich abends zu meinem Freund nachhause komme unterhalte ich mich mit ihm ganz normal als wäre alles OK.

Nur unter dem Tag muss ich mich zu allem aufraffen, sonst sitze ich einfach nur tatenlos da und fühle mich leer und kalt. Diese Lustlosigkeit akzeptiere ich als Teil meiner Krankheit und als Folge, dass der Arbeitsplatz vom Klima her nicht ganz passend ist.

Doch immer wieder denke ich über verschiedene "Variationen" nach zu sterben. Gehe ich über eine Brücke stell ich mir manchmal vor hinunterzuspringen, Ich habe schon Messer weggelegt, weil ich mir vorgestellt habe wie ich mich damit schneide...

Am Sonntag habe ich in einem Pflanzenbuch gelesen. Seit dem spuken in meinem Kopf ständig verschiende Versionen herum wie es sich anfühlt durch Gift zu sterben.

-

Ich kann mit keinem darüber reden. Meine Familie hat mich als "Sonderling" eingestuft und nimmt mich nicht für voll. Meine Freunde will ich nicht schockieren.

Ich will nicht, dass das als Drohung oder als Versuch im Mittelpunkt zu stehen interpretiert wird.


Thea
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von DepriXX »

Hallo
ich würde diese Gedanken sehr ernst nehmen und auf jeden Fall mit meinem Psychiater darüber reden.

Solche "Gedanken" können recht schnell ernst werden und man kann dann ggf. nicht rechtzeitig etwas dagegen unternehmen.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



gülcan
Beiträge: 10
Registriert: 30. Jan 2006, 18:04

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von gülcan »

Hallo....mir geht es ähnlich.
allerdings muss ich sagen, daß ich durch viel Krankheit in der Familie irgendwie einen "Hau" hab. Sämtliche Krebserkrankungen sind hier in der familie, was für mich mittlerweile bedeutet, tut mir was weh, denke ich direkt an eine schlimme Erkrankung. Mein Therapeut sagte, es wäre aber normal und verständlich.
Hast Du auch viele Schicksalschläge um Dich? Vielleicht kannst du gewisse Dinge, so wie ich, einfach nicht verarbeiten.
Auch ich denke nicht an Selbstmord, muss aber sagen, daß ich ab und an daran denke, wie es wäre.Ich versuche meine Gedanken dann schnell zu beenden und versuche mich abzulenken..mit Musik, TV oder ähnlichen.
Lebensfreude lernen...
lilly
Beiträge: 360
Registriert: 24. Jan 2006, 11:06

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von lilly »

Hallo Thea,

auch ich habe solche Gedanken schon öfter gehabt und habe mir auch überlegt, was und wie ich "es" machen würde.

Ich glaube, dass viele Menschen manchmal solche Gedanken haben und dass das ganz normal ist, weil wir alle Stimmungsschwankungen ausgesetzt sind.

Man ist jedoch irgendwann wieder besser drauf, auch mit helfenden Medikamenten, und dann findet man wieder Freude und Lust am Leben.

Außerdem habe ich mir ausgemalt, was passieren würde, wenn ich in den Freitod ginge: Meine Familie wäre furchtbar traurig, käme nur schwer darüber hinweg, dass die Mutti nicht mehr da ist. Es würden unsagbar viele Tränen fließen und, was auch schlimm wäre, Schuldgefühle würden entstehen. Jeder würde die Schuld an meinem Tod bei sich suchen.
Man muss auch an die eventuelle finanzielle Veränderung denken und an die Folgen für die Familie.

Kopf hoch! Setze Dich auf Deine Couch und mache es Dir gemütlich. Lege Deine Lieblingsmusik auf. Es kommen wieder bessere Tage, und Du wirst sehen, dass es sich lohnt, zu leben.

Ich umarme Dich

Barbara
thea
Beiträge: 59
Registriert: 30. Nov 2004, 07:52

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von thea »

Hallo,

Danke für eure Posts.

Ja, ich habe eine recht unfangreiche Vorgeschichte. Aber das haben meine Schwestern auch. Und von denen "hat es jeder geschafft" und keiner ist depressiv geworden, außer mir.

Nur ich bin immer der Sorgenpunkt in der Familie. Ich bin nicht umgänglich. Ich bin nicht fröhlich. Nur besserwisserisch, zornig, seltsam. Mittlerweile fragt mich keiner mehr wie es mir geht, weil die Antwort unangenehm ist. Aber ich kann einfach nicht lustig in der Runde sitzen. Das geht einfach nicht.

Wegen den Hinterbliebenen wäre es mir daher egal. Ich hab mir auch dass recht detailiert vorgestellt. Der Verlust wäre zu verkraften.

Ich bin auch weder finanziell gebunden, noch habe ich Kinder. In dieser Hinsicht würde ich keinem Wehtun.


****************


Nein, ich werde auch nie Selbstmord begehen, sonst hätte ich es in der Vergangenheit, wo es mir schlechter gegangen ist, sicher getan.

Ich kann nicht einmal in der Therapie richtig über meine Gedanken reden, weil ich sie dann bagatellisiere.

Mich bedrückt es mit niemanden über meine Gedanken reden zu können.

Thea
Blackmail
Beiträge: 43
Registriert: 25. Jan 2006, 18:58
Kontaktdaten:

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von Blackmail »

Huhu Thea (und alle eigentlich*g*)!

Ich denke schon, dass eine familiäre bindung in jedem fall existiert. klar, die meisten verluste verkraftet man irgendwann, aber ein selbstmord in der familie is doch in jedem fall sehr schwer..

Barbara schrieb:
> Außerdem habe ich mir ausgemalt, was passieren würde, wenn ich in den Freitod ginge: Meine Familie wäre furchtbar traurig, käme nur schwer darüber hinweg, dass die Mutti nicht mehr da ist. Es würden unsagbar viele Tränen fließen und, was auch schlimm wäre, Schuldgefühle würden entstehen. Jeder würde die Schuld an meinem Tod bei sich suchen.

nunja.. wie meinst du den begriff freitod hier genau? sicher im sinne von "dich befreien", oder?!
aber genau das (gefühle anderer) is auch mein wichtigster grund, mich selbst abzuhalten. ich weiß, selbst, wenn ich oft stress mit leuten hab, bedeute ich ihnen was (und wenn es nur als "diskusionspartner" is).
die sache mit den schuldgefühlen is fraglich. auch mir geht es so, dass ich selber so denke, aber ich glaube mal, dass wir sowas viel zu oft auf unsere mitmenschen reflektieren und die meisten garnich so denken. wir verstehen es nicht, wie man nicht so denken kann, die nicht, wieso wir so denken..
Schönen Tag noch!
gülcan
Beiträge: 10
Registriert: 30. Jan 2006, 18:04

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von gülcan »

Hallo Thea, ich nochmal.
Auch ich bin, wie man so schön sagt, ein schwarzes Schaf der Familie. Ernst werden meine Depressionen nicht genommen und anscheint bin auch ich die einzige, die Depressionen von allem bekommen hat.
Ich kämpfe mich momentan wieder durch eine sehr schwere Zeit, für meine Familie(mehr Krebskranke als Gesunde) und auch eine Hammerzeit für mich...ich sitze und starre auch manchmal, hab Angst vor jeden neuen Tag...aber ich versuche kleine Erfolge zu verbuchen. Lesen, Musik hören und wenn das Wetter bald wieder mitspielt Radfahren, daß hat mir letztes Jahr sehr geholfen.
alles Liebe
Lebensfreude lernen...
BeAk

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von BeAk »

Liebe Gülcan, liebe Thea,

Sport ist in jedem Fall gut, es hebt die Stimmung. Auch ich bevorzuge das Radfahren ca. 15- 20 km Stecken täglich. Mit warmer Unterwäsche geht das auch bei diesem Wetter.

Liebe Tea, finde Deinen Zustand auch allmählich bedenklich, zumal Du Dir breits ein Tötungswerkzeug bereit gelegt hast.
Ich kenne Todesgedanken und auch Suizidimpulse, allerdings hat es mir keine Mühe gemacht, diese beiseite zu schieben.
Du hast damit offensichtlich Schwierigkeiten, oder läßt sie bewust zu. Ich habe den Eindruck das Du Dich auf einer abschüssigen Straße befindest und es nur eine Frage der Zeit ist, bis Du die Kontrolle verlierst.
Setzt Dich bitte mit einem Psychiater in Verbindung. Erzähle schon der Arzthelfrin den Ernst der Lage, dann bekommst Du einen Notfalltermin.

Möchte noch ergänzen, das ich mich über meine Suizidalität letzte Woche mit meinem Therapeuten/Psychiater unterhalten habe und er mir sagte, das Suizidalität vor allem am Anfang und am Ende einer Episode auftritt, wenn das AD wirkt und der Antrieb wieder stimmt, aber ein Rest an Depressivität vorhanden ist.
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

feuerfisch
Beiträge: 1118
Registriert: 15. Jan 2005, 01:45
Kontaktdaten:

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von feuerfisch »

Hai Thea

Anscheinend erschrecken dich diese Gedanken - find ich ein gutes Zeichen

Ich lebe schon sehr lange mit diesen Gedanken, für mich sind sie allgegenwärtig. Meist lenke ich mich ab, sorge dafür das ich stets beschäftigt bin, zum Teil sogar mit mehreren Dingen auf einmal.
Ich habe auch eine Art Mix aus mehreren Entspannungstechniken für mich um wenigstens hin und wieder mal langsamer treten zu können.

Wie lange geht das nun schon bei dir mit den Gedanken? Und bei welchen Gelegenheiten treten sie auf?

*lieb drück*

feuerfisch
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Horizont
Beiträge: 86
Registriert: 6. Jan 2006, 03:44

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von Horizont »

Frauschlotterbeck
Beiträge: 267
Registriert: 17. Dez 2004, 19:29

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von Frauschlotterbeck »

hallo Ihr,
kann es sein,dass diese dunkle kalte Jahreszeit mit sich bringt.

Mein Mann hat sich vor 8 Jahre das Leben genommen und heute war die Beerdigung einer lieben alten Dame,die uns beide gekannt hat.
Seither habe ich ständig im Kopf:"Ich beneide sie,weil sie meinen Mann nun sieht und auch ihren eigenen Sohn. Und die beiden fragen kann warum sie so grausam zu ihren Angehörigen waren" Ich würde es nämlich zu gern wissen.

Aber leider werden ich in diesem Leben sicher keine Antwort bekommen
Es geht aufwärts hat die Maus gesagt.............



als sie von der Katze die Treppe raufgetragen wurde
sandwurm
Beiträge: 2
Registriert: 21. Jun 2004, 17:25
Kontaktdaten:

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von sandwurm »

Hallo Thea und auch Horizont,

ihr schreibt mir aus der Seele. Denn genau die gleichen Gedanken bewegen mich auch. Bin gestern erneut von einer Partnerin verlassen worden und da ich nur schwer alleine zurecht komme, sehe auch ich im Moment kein Land. Nun da ist das Angebot erneut in eine Klinik zu gehen - aber wofür, um hinterher wieder in der "normalen" Welt anzukommen - außerdem mache ich mir Gedanken über meinen Job, bin zwar Beamter aber merkwürdige Andeutungen kamen aufgrund meines vielen Fehlens zuletzt. So sitze ich hier und wollte nur sagen: Ihr seid nicht alleine, ich denke an Euch und irgendwann kommt der Tag wo wir einfach nur leben auch ohne Kampf.
Seid gedrückt
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von tommich »

Hallo zusammen,

ein kleiner Einwurf, ein Denkansatz vom selbsternannten Querdenker:

In meiner Welt haftet an den Worten "Selbstmord" oder "Freitod" immer das Stigma von Flucht oder Feigheit. So hat MEINE persönliche Umwelt mir das jedenfalls beigebracht. Wenn ich Schulden habe oder mich einer Strafverfolgung ultimativ entziehen will mag das auch zutreffen.

Bei uns liegt die Sache etwas anders. Wir haben eine Krankheit. Ich betrachte die Depression also als potentiell tödliche Krankheit. Folgerichtig sehe ich die Sache so, dass wir nicht Selbstmord begehen, sondern an der Depression sterben. Da der niedrige Serotoninspiegel per se nicht tödlich ist, uns aber das Leben versaut, wird uns quasi die Hand geführt.
Natürlich ändert es nichts an den Fakten, aber diese Sichtweise tut was für mein Selbstverständnis. Ich bin nämlich weder schwach noch feige! Und sollte die Krankheit doch siegen, will ich nicht, dass irgendwer sagt: "Er hat Selbstmord begangen".

Alle sagen immer: Ich werde nicht sterben am Krebs. ich kann alt werden mit Diabetes. Ich halte durch mit Aids so lange die Krankheit mich nicht besiegt.
Sollten wir nicht auch sagen: ICH WERDE NICHT STERBEN AN DER DEPRESSION?!

In diesem Sinne: allen ein langes und erfülltes Leben

Thomas
Thomas



Man kommt nie an, wenn man immer nur den halben Weg geht.



Zum Plaudern und mehr: http://www.depriforum.de.tt
chrisp
Beiträge: 139
Registriert: 22. Dez 2005, 22:04

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von chrisp »

Thomas,

das hast du zumgänsehautkriegen gut gesagt!!
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

malin
Beiträge: 454
Registriert: 27. Jun 2003, 22:57

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von malin »

Hallo Thea,
ich kenne dieses Auftauchen von Todesgedanken auch schon so lange, wie ich krank bin und auch wenn es mir zur Zeit ziemlich gut geht, kommen diese Gedanken immer wieder...
Stellt sich die Frage, warum sie kommen und was man tun sollte...
Ich weiß, dass ich den Suizid lange als Möglichkeit gebraucht habe, um überhaupt in der Depression weiterleben zu können.
Um das alles auszuhalten, brauchte ich die Hintertür, dass ich nicht unbegrenzt weiterleben muß und schlimme Zustände nicht ewig ertragen muß, sondern dass es zur Not noch den Ausweg gäbe...ich habe ihn nie benutzt und habe vor dem Tod selbst zuviel Angst, auch davor, dass es schief gehen könnte...aber das Wissen um die theoretische Möglichkeit des Suizids hat mir ermöglicht, jeden Tag weiterzumachen...deshalb sehe ich die Gedanken für mich nicht mehr nur als negativ, sie sind zwar ein Zeichen dafür, dass es einem nicht gut geht, aber auch eine Hilfe...jedenfalls habe ich es so empfunden.
Was soll man dann tun? Ich weiß für mich, wie ich meine unterschiedlichen Suizidgedanken einschätzen muß und wann ich Hilfe brauche...bei Dir klingt es so, als wenn Du Dir mit dieser Einschätzung nicht sicher bist, daher würde ich auch sagen, dass es besesr wäre, wenn Du Dich jemanden anvertraust, der damit umgehen kann und Dir helfen kann, ein Psychiater, Therapeut oder so...
Liebe Grüße
Nele
elvis
Beiträge: 188
Registriert: 20. Nov 2005, 18:03

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von elvis »

Hallo,
ich will es bestimmt nicht "kleinreden"; nur Du selber weißt, wie bedrohlich das wirklich ist!
Was ich selber hin und wieder kenne ist dieses ein Messer o.ä. schnell weglegen müssen. Ich WEIß, dass ich es nicht tun würde, nicht mal tun will... noch viel erschreckender fand ich, dass ich manchmal den Gedanken hatte, "versehentlich" meine über alles geliebte Katze zu verletzen!
Ich habe das inzw. für mich als eine Art Zwangsgedanken abgehakt. Es unterscheidet sich bei mir sehr deutlich von echten Suizidgedanken und es gelingt mir auch immer, das schnell wieder zu verdrängen. Also was solls. Ein weiterer "Macken" mehr.

Aber nochmal: war nur ein "vorschlag". Ob das bei Dir was ähnliches sein könnte, kannst nur Du selber beurteilen.

Liebe Grüße
elvis
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von tomroerich »

Hallo Thea,

ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit dem Thema Suizid als Krisenbegleiter suizidgefährdeter Menschen beim Arbeitskreis Leben e.V. (AKL)

Hier wurde viel von dem ausgedrückt, was fast alle Menschen mit Suizidgedanken erleben. Von Feigheit war die Rede, eine Krise nicht aushalten können u.s.w.
Wir beim AKL sehen das völlig anders. Suizidgedanken sind erst einmal der Wunsch nach Kontrolle über das eigene Leben, so paradox sich das anhören mag. Aber Menschen, die großes Leid erfahren (größer, als die Kritiker Suizidgefährdeter sich das überhaupt vorstellen können) brauchen den Gedanken an ein Ende dieses Leids einfach als Trost. Jeder, der Depressionen kennt, weiß auch, dass ein Ende dieses Zustands nicht vorgestellt werden kann- er wird fast immer so erlebt, als ob er endgültig und ewig sei. Sich den eigenen Tod da vorzustellen und zu wissen, dass diese Möglichkeit besteht, dass man also NICHT zur ewigen Qual verdammt ist, ist ein wichtiger Fixpunkt, der tröstet und das darf auch so sein. Das ist natürlich und vollkommen menschlich. Das ist eine ganz offizielle, fachliche Ansicht.

Wir unterscheiden grob 3 Stufen von Suizidalität:

- Allgemeine Fantasien über Suiz. in der Form von Vorstellungen darüber, wie es wohl wäre, nicht mehr da zu sein, wie sich sterben anfühlt etc. Von solchen Gedanken geht meist keine große Kraft aus und sie sind nicht als besonders gefährlich einzustufen

- Gedanken darüber, welche Form des Sterbens besser sei. Konkrete Vorstellungen, in denen man sich selbst in Situationen hineinfantasiert, wie man von einer Brücke springt etc. Formulieren von Abschiedsbriefen und Gedanken darüber, was wohl die Nachwelt denken würde. Handlungsbedarf!

- Planen des eigenen Todes, konkrete Vorbereitungen. Plötzlich innere Ruhe. Man weiß nun, es ist bald vorbei. Alarmstufe rot.

Ich würde dich bei Stufe 2 sehen. Rede drüber! Das ist das Allerwichtigste überhaupt! Gut, dass du es hier tust, aber hier hat es Grenzen. Überwinde deine Scham und such dir jemanden, mit dem du reden kannst, kann ja ein Profi sein. Viele Menschen glauben, dadurch, dass sie ihr Geheimnis preisgeben, würde man sie mit aller Macht an ihrem Vorhaben hindern und damit würden sie ja ihre letzte Zuflucht verlieren. Aber niemand kommt und sperrt dich weg. Du würdest dich entlasten und man merkt ja, dass du Entlastung suchst.

Also, bleib nicht damit allein, das ist grundfalsch. Diese Gedanken sind gut beherrschbar, wenn du mit der Realität im Kontakt bleibst und ausdrücken kannst, wie es dir geht.

Wenn du in BW lebst, kannst du die Dienste des AKL natürlich in Anspruch nehmen, dafür ist er da. http://www.ak-leben.de
In anderen Bundesländern gibt es ähnliche Einrichtungen.


Viele Grüße von

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Dendrit
Beiträge: 4976
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
Kontaktdaten:

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von Dendrit »

Mann, Thomas,

das war ja interessant mit den Einstufungen! Der Werdegang von 1 bis 3 und umgekehrt ... man könnte es direkt als "Überschriften" für mein "psychiatrisches Tagebuch" verwenden.

Schade, dass es den AKL nicht in Bayern gibt ...

LG, Manuela
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von maggy »

Hallo Ihr Lieben,

ich nehme mir das Leben - täglich neu.

Das war nicht immer so. Ich wollte mir das Leben nehmen, weil ich es so, wie ich es lebte, bzw. nicht lebte, nicht mehr aushalten wollte. Das alles existierte nur in meinem Kopf, ich habe es nie getan, weil ich einen Therapeuten hatte mit dem ich darüber reden konnte - es machte ihm keine Angst; denn wir hatten einen "Pakt" geschlossen, ich tue es nicht solange ich mit ihm über meine Gedanken reden kann.
Und irgendwann hatte ich mir (anfangs mit seiner HIlfe) mein Leben so "eingerichtet", dass ich es mir täglich nehmen konnte und das mache ich heute noch so, ganz bewußt; denn wer außer mir sollte das für mich tun?!

Alles Liebe
und einen Wunder-vollen Tag
schickt Euch
Maggy
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
thea
Beiträge: 59
Registriert: 30. Nov 2004, 07:52

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von thea »

Guten Morgen,


Danke für eure vielen ehrlichen Antworten.

Ja, meine Gedanken erschrecken mich. Aber es geht auch eine seltsame Fazination von ihnen aus.

Es ist so schwierig darüber zu reden. Ich bin seit 2000 in verschiedenen Therapien und konnte bisher nur ansatzweise andeuten, dass ich solche Gedanken habe. Die Reaktion war dann zwar verstehend - aber eben nur dieser kurze Moment und dann Themenwechsel.

Ich neige dazu, wenn ich mit jemanden anderen rede die schwerwiegenden Sachen zu bagatellisieren oder "vergesse" regelrecht soetwas zu überhaupt erwähnen.
Dafür rede und beschwere ich mich dann über 1000 Nichtigkeiten, oder ich tu überselbstbewusst und besserwisserisch, obwohl mir im Inneren zum Schreien ist.
Mittlerweile denke ich dass mich aus diesem Grund jeder für einen Simulanten hält und deswegen den Kontakt mit mir scheut.

Deswegen fällt es mir so schwer mit jemanden "real" mitzuteilen. Ich habe auch schon darüber nachgedacht bei der Telefonseelsorge anzurufen. Aber irgendwie tu ich es dann nicht.

Das die Gedanken über das Sterben mein Leben erträglicher machen - das hat mich überrascht, aber es stimmt. Ich schlag mich schon viele Jahre mit meinem "Problemen" herum. Und es geht mir definitv schon besser als vor einiger Zeit. Aber andererseits kostet der Alltag soviel Kraft. Da ist es tatsächlich ein beruhigender Gedanke, dass ich noch einen Ausweg "in Reserve" habe.


Danke nochmal für eure Mühe, eure Antworten bedeuten mir sehr viel.

Thea
feuerfisch
Beiträge: 1118
Registriert: 15. Jan 2005, 01:45
Kontaktdaten:

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von feuerfisch »

Hai

ich habe mal (ich glaube das war sogar in diesem Forum) etwas sehr Schönes und auch Kraftgebendes gelesen:

sich das Leben NEHMEN !
nicht im Sinne das Leben her zu geben, sondern es sich zu nehmen, es zu nehmen und es für sich selbst zu nutzen, etwas das so manchem hier doch recht schwer fällt

Nicht das ich das für mich verwirklichen könnte, aber es hat mir schon zu denken gegeben das man genau diesen Satz auch ganz anders interpretieren kann. Und auch das ich dazu noch einen weiten Weg vor mir habe.
Aber vielleicht ist das ja auch die Grund-Einstellung die uns von anderen trennt.
Es so zu sehen das das Leben ja schliesslich auch für uns da ist.

feuerfisch
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von tommich »

Hallo Nina,

>Feigheit? Ich denke nicht. Dazu gehört eine verdammte Menge Mut, in meinen Augen zumindest. Flucht - ja vielleicht. Mein Serotoninspiegel ist dank meines SSRI höher geschraubt, so vermute ich zumindest, und trotzdem diese Gedanken? Das kann es also nicht sein.<

w/ Feigheit: Mag sein dass du recht hast, würde ich mir sogar wünschen. Ich sag auch nicht, dass ich das unterschreibe. Ich sage nur, dass mir beigepult wurde, dass die Welt es so sieht oder sehen könnte. Ich möchte mich dem nicht aussetzen.

w/ Serotonin und Gedanken: Ich habe nirgendwo behauptet, dass mit Steigen des Serotoninspiegels irgendwelche Gedanken abgeschaltet werden. Ich erlebe gerade selber, dass das nicht so ist, die depressiven Gedankenkreisel sind noch da, sie werden nur immer unwichtiger. Das passiert aber scheinbar ziemlich langsam. Ich denke einfach, ohne den richtigen Serotoninspiegel kann es uns nicht gelingen, uns gegen diese Gedanken zu wehren. Er zwingt uns, den Gedanken nachzugeben, sie zu konkretisieren, dahingehende Pläne zu machen (Stufe 3 beim anderen Thomas).

Im übrigen, wenn deine Suizidalität sich nicht zum Positiven ändert besteht auch noch die Möglichkeit, dass dein AD nicht ganz passt und dir nur in Teilbereichen Linderung verschafft.

Allerdings, du hast das Wort "vermuten" benutzt, und damit hast du Recht. Keiner von uns hat ein Multifunktionsdisplay auf der Stirn, daher wird ziemlich viel bei uns nur "vermutet". Von Ärzten, Therapeuten, Betroffenen und Nicht-Betroffenen.

Vermute ich zumindest...

LG

Thomas
Thomas



Man kommt nie an, wenn man immer nur den halben Weg geht.



Zum Plaudern und mehr: http://www.depriforum.de.tt
Horizont
Beiträge: 86
Registriert: 6. Jan 2006, 03:44

Re: Umgang mit Todesgedanken

Beitrag von Horizont »

Antworten