Nikotin als Medizin?

Maria
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Nikotin als Medizin?

Beitrag von Maria »

chrisp
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von chrisp »

Hier ein paar Texte/Artikel zum Thema:
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I.

Nikotin und Angst

...die teuerste Zigarettenschachtel meines Lebens war die, für die meine Freundin und ich ein Taxi zur nächsten Tankstelle genommen haben (und wieder zurück nach Hause)...


Körperliche und psychische Abhängigkeit

Nikotinsucht und Zigarettenabhängigkeit sind zwei wirklich fürchterliche und immer noch unterschätzte Süchte, die Hand in Hand arbeiten und so verhindern, dass die Abhängigen jemals der Droge entsagen können. Raffiniert ist (zudem), dass sich die psychische Abhängigkeit in der Symptomatik der körperlichen Abhängigkeit zeigen kann – obwohl die Entgiftung des Körpers (streng genommen) längst vollzogen ist.


Angst vor der Angst vor Selbstauflösung

Umgekehrt ruft jedes körperliche Entzugssymptom wiederum psychische Ängste hervor. Auf der Ebene der Gedanken ist dies die Überzeugung, das Leben nicht mehr genießen zu können und nicht mehr produktiv (konzentriert, Stress bewältigend, ruhig, kreativ...) zu sein (Vgl. A. Carr).
Die emotionale Entsprechung sind Gefühle, die weitaus existentieller greifen und somit die süchtige Person in ihrem Sein zu bedrohen scheinen: die Ich-Struktur, manifestiert durch die den gesamten Alltag durchziehende Befriedigung der Sucht und somit auch Vermeidung von Entzugserscheinungen läuft immer wieder Gefahr, sich aufzulösen. Es bleibt ein Gefühl der Leere, die unmittelbar Angst und Panik, ja manchmal „Todesangst“ zur Folge haben könnte – eine irrationale Angst, nicht mehr vollständig zu sein und ohne die Droge wegzurutschen in einen nie enden wollenden Abgrund der Nicht-Existenz.
Rudimente dieses Gefühls erleben RaucherInnen mehrmals am Tag (und ggf. auch in der Nacht), weswegen sie durch die Droge wieder „Boden unter den Füßen“ bekommen wollen.
Führen sich die Abhängigen diese Droge nicht mehr zu, wird das Gefühl stärker, jedoch niemals so existentiell schlimm, wie ich es oben beschrieben habe, DENN: die RaucherInnen auf Entzug erleben keine Selbstauflösung, sondern in diesem Moment die ANGST vor der ANGST, die Angst, ohne die Droge in Zustände der Nichtexistenz geraten zu können. Sie erahnen das Gefühl des Besiegt- und Vernichtetseins als die scheinbare Vorwegnahme einer in Wirklichkeit gar nicht eintretenden Selbstzerstörung dennoch so qualvoll, dass jeder weitere Schritt in diese Richtung und damit aus der Sucht heraus in diesem Moment unmöglich scheint – OBWOHL er getan werden MUSS!


Angst vor dem Versagen im Kapitalismus

Übersetzt man diese Gefühle zurück in die ihr entsprechenden Gedanken, gelangt man in Bereiche, die in unserer Gesellschaft fundamentalen Charakter haben: Genuss und Spaß auf der einen, Leistungsfähigkeit und Erfolg auf der anderen Seite. Erfährt der Süchtige dies bei sich als bedroht, wundert nicht, dass sich Ängste bilden, die dermaßen umfassend sein können: was ist der Mensch in heutiger turbokapitalistischer Gesellschaft ohne Lifestyle und Erfolg?
Ein Nichts – so wie er sich auf Entzug manchmal fühlt, manipuliert durch Freunde, Medien und Werbung, und in letzter Instanz durch die Machtcliquen, die ihre wirtschaftlichen Interessen damit durchsetzen.


Nach dem Entzug: Was bleibt?

Will man die psychische Abhängigkeit beseitigen, müssen natürlich zuerst die dysfunktionalen Kognitionen („Ohne Zigaretten kann ich mein Leben nie mehr genießen und bewerkstelligen“) immer wieder falsifiziert werden (vgl. A. Carr).
Aber: bleibt es nicht auf Dauer – unabhängig von der konkreten Raucherentwöhung – fragwürdig, welchen gesellschaftlichen Vorgaben man nicht nur als RaucherIn, sondern auch als frischgebackene NichtraucherIn dennoch entsprechen möchte, wenn man sich beruhigt: „Ich bleibe ein funktionierendes Mitglied der Leistungs- und Spaßgesellschaft, auch wenn ich nicht rauche!“? Hierüber zu reflektieren ist eine lohnenswerte Aufgabe. Der erste Schritt für Abhängige ist allerdings die Überwindung der Sucht, sonst bleibt alles andere Schall und insbesondere Rauch...

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II.


Die Rückfallquote in die Depression steigt mit der letzten Zigarette

Wer sich das Rauchen abgewöhnt und früher einmal an einer Depression gelitten hat, hat im Vergleich zu Rauchern mit gleicher Vorgeschichte ein siebenfach erhöhtes Risiko, wieder an einer Depression zu erkranken.
Das ist das Ergebnis einer Studie mit 100 Freiwilligen, die mit dem Rauchen aufhören wollen.
Die Probanden hatten vor Beginn der Versuchsreihe mehr als ein Päckchen Zigaretten pro Tag geraucht und zu einem früheren Zeitpunkt an einer Depression gelitten.


Abstinenz kann physiologische Prozesse im Gehirn verändern

Diese musste jedoch seit mindestens sechs Monaten überwunden sein.
76 der Probanden wurden drei und sechs Monate nach der Entwöhnung befragt, darunter 42 erfolgreich Abstinente und 34, die wieder rauchten.

Die Entwöhnungsphase selbst wurde nach dem Zufallsprinzip entweder mit dem Antidepressivum Sertralin oder mit einem Scheinmedikament unterstützt, das keine Auswirkungen auf den Erfolg hatte.
Dafür zeigte sich bei der Nachbeobachtung ein halbes Jahr später:
Nur zwei der 34 Raucher, aber 13 der Nichtraucher hatten inzwischen erneut Symptome einer Depression bekommen.
In einem Kommentar in derselben Ausgabe der Zeitschrift, in der die Studie vorgestellt ist, wird über die Gründe für die erhöhte Rückfallquote unter den Nichtrauchern spekuliert:
"Abstinenz könnte einige grundlegende physiologische Prozesse im Gehirn verändern, diese Veränderung könnte dauerhaft sein und das Risiko für einen Depressionsrückfall vergrößern. "
Die Autoren der Studie plädieren allerdings keinesfalls dafür, dass für Depressionen anfällige Raucher vorsichtshalber weiter rauchen sollten.
Sie ziehen stattdessen zwei andere Konsequenzen:
Ärzte sollten sich erkundigen, ob Patienten, die wegen einer Depression kommen, kurz zuvor mit dem Rauchen aufgehört haben.
Im Einzelfall könne es nützlich sein, ihnen zeitweise Nikotinpräparate zu verordnen.

Außerdem geben sie zu bedenken, dass Entwöhnungswilligen, die früher an einer Depression gelitten haben, der Verzicht auf die Zigarette durch die vorübergehende Gabe von Antidepressiva leichter gemacht werden könnte.

Schon vor der neuen Studie war unter Experten bekannt, dass die einst von Depressionen betroffene Gruppe von Rauchern beim Versuch, der Zigarette abzuschwören, überdurchschnittlich häufig scheitert.
Möglicherweise spüren sie an frühen Anzeichen, dass die Gemütsveränderung nach dem Verzicht auf die Zigarette wieder aufzuflammen droht und geben dann auf.
Mit dem lockeren Spruch " Twenty a day keeps the psychiatrist away" (auf Deutsch: Zwanzig Zigaretten jeden Tag ersetzen den Psychiater), unter dem die Studie vorgestellt wurde, wollen sich die New Yorker Psychopharmakologen nicht begnügen.
Quelle: krankerfuerkranke.de

Hier ist die Literaturangabe zu der Follow-up-Studie, die dem Artikel zu Grunde liegt).

Glassman,A. Smoking cessation and the course of major depression: a follow-up study. The Lancet 2001;357:1929-1932.
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III.

- Gesundheit 25.06.2001
Mit dem Rauchen aufzuhören kann Depressionen aufleben lassen

Raucher, die jemals an einer Depression gelitten haben und ihre Sucht aufgeben, tragen ein erhöhtes Risiko, wieder depressiv zu werden. Es ist sechsmal so groß wie bei Rauchern, die nicht zu Depressionen neigen. Dies ist ein Nebenergebnis einer Studie zu einem Antidepressivum an Rauchern, die mit dem Rauchen aufhören wollten. Nach Alexander Glassman, Leiter der Studie und Chef der Abteilung für klinische Psychopharmakologie am Columbia University's New York State Psychiatric Institute, scheinen einige Raucher mit Nikotin ihre Depressionen zu "behandeln". Die Ergebnisse der Studie haben die Forscher in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht.

Für seine sechsmonatige Studie beobachtete Glassman 76 Raucher, die alle schon einmal schwere Depressionen hatten, aber keine Antidepressiva dagegen einnahmen. Alle Raucher nahmen an einem Entzugsprogramm teil. Sie erhielten entweder das Antidepressivum Zoloft oder ein Placebo. Am Ende des Programms hörten 42 Teilnehmer mit dem Rauchen auf und 34 rauchten weiter.

Unter den erfolgreichen Probanden haben mehr als 30 Prozent eine neue Depression entwickelt. "Die Studie weist in der Tat darauf hin, dass einige Raucher, die versuchen aufzuhören, anfälliger für Depressionen sind, als wir dachten", sagt Raymond Niaura, Professor für Psychiatrie an der Brown Medical School in Providence. "Wir wussten immer, dass Personen Entzugserscheinungen erleben, wenn sie aufhören zu rauchen, darunter auch Anzeichen von Depression, aber wir erkannten niemals das Ausmaß dieses Effektes. Wir wissen, dass es nützlich ist, mit dem Rauchen aufzuhören, jedoch kann Rauchen vor einem Rückfall in die Depression bewahren."

Wenn zu Depressionen neigende Menschen mit dem Rauchen aufhören wollen, brauchen sie ein Antidepressivum und das wahrscheinlich auch noch lange nach dem Entzug, sagen die Forscher. Das Ergebnis der Studie, dass Nikotin wie ein Antidepressivum wirkt, könnte nach Glassman ein neues Gebiet für neue Antidepressiva erschließen. "Es ist wahrscheinlich möglich, dass man Nikotin-Derivate herstellt, die nicht die medizinischen Komplikationen von Nikotin hätten, sich aber als sehr nützlich im Umgang mit Depressionen herausstellen könnten."

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Grüße von
Chrisp
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Maria
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von Maria »

chrisp
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von chrisp »

Liebe Maria,

sorry, dass ich dich so zugespamt habe, ich wollte dich nicht erschlagen ;-= ...war ja auch mehr als Angebot zum Stöbern gedacht, ich hatte auch leider keine Links, die ich hätte angeben können, um das hier zu Entschlacken. Aber du musst ja auch nicht alles lesen.

Quintessenz zweier Artikel ist, dass es für Menschen, die eine Depression hatten, gefährlich sein kann mit dem Rauchen aufzuhören, wenn dies nicht medizinisch begleitet wird.
Soll nicht heißen, dass man nicht aufhören soll (hab es selber vor 1/2 Jahr geschafft , aber mit aller gebotenen Vorsicht!!! Sonst kann ein Rückfall drohen.

Grüße von
Chrisp
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

chrisp
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von chrisp »

Heio Nina,

nee, ich habe doch geschrieben, dass ich seit 1/2 Jahr nicht mehr rauche - der Nikotinentzug war insgesamt echt nicht schlimm .

Aber es ist doch wichtig zu wissen, dass man vorsichtig sein sollte bzw. den Nikotinstopp mit einem Arzt durchspricht. Dann kanns auch funktionieren.

Grüßle
Chrisp
Clown
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von Clown »

Akupunktur kann helfen und es gibt auch homöopathische Mittel, die bei 'Sucht' helfen.

Und dann: Tief durchatmen...

Viel Glück und Mut beim Absprung!



Clown
(ehemalige Raucherin, die wegen schlichter, aber massiver Angst vor den spürbaren körperlichen Folgen aufgehört hat)
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

Maria
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von Maria »

Clown
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von Clown »

"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
albert
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von albert »

Hallo Maria,

es gibt auch eine Hypnotherapie gegen das Rauchen - soweit wie ich den Kleinanzeigenteil der Zeitung lese. Ich weiß aber nicht, wieweit diese Angebote seriös sind. Habe sie als Nichtraucher noch nie nötig gehabt.
Viel Erfolg beim Aufhören, egal mit welcher Methode, Hauptsache es hilft.

Gruß
Albert
albert
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von albert »

Data

۬

Beitrag von Data »

zweifler
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von zweifler »

Hallo Leute!


Ich habe vor 3 Jahren einen Freund Buchstäblich innerhalb 9 Monaten an Lungenkrebs "verrecken" sehen.Auch er war einer der dieses Risiko immer locker kleingeredet hat.Er hat auch dann mit allen Mittel gekämpft um wie er sagte wenigstens noch ein bis zwei Jahre herauszuschinden.
Leider war der Krebs zu weit fortgeschritten.
Die Metastasen in den Knochen machten sie so brüchig,dass schon beim bloßen husten seine Rippen zerbrachen.Als später auch sein Gehirn Metastasen bekam ,erlitt er mehrere Schlaganfälle die sein Denk und Sprachzenrum lähmten.Kein Zuckerschlecken also.
Ich rauche schon seit vielen Jahren nicht mehr und es fehlt mir nichts.Im Gegenteil!
Die Zigarette ist eine Krücke aber man kann ohne sie viel besser laufen.


mfg herbert
Birgit49
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von Birgit49 »

Wie sagte Hildegard Knef einmal sinngemäß, jeder "Anti-Raucher" ist froh über jeden Raucher, der an Lungenkrebs stirbt.

Ich selber rauche (und das nicht wenig), bekam im März 2004 in der Klinik eine bakterielle Lungenentzündung, also röntgen, oh Schreck, auf dem Schirm ist etwas, was wir- Lungenärzte- nicht deuten können, in eine Spezialklinik. Ich von der Depri-Station mit mitleidigsten Blicken der Ärzte und Krankenschwestern in die Lungenklinik. Nach 14 Tagen stationären Aufenthalt und bravem Schlucken von Antibiotika - Diagnose, ich habe vielleicht eine schwarze Seele, aber nix an der Lunge. So kann es also auch sein.

Natürlich sagt jeder Arzt zu mir, hören sie mit dem Rauchen auf, meine Antwort, sobald ich mit den Depressionen „fertig“ bin, gehe ich es an, eins nach dem anderen.

Mit eine Zigarette in der Hand, Toleranz den Nichtrauchern gegenüber übend

Birgit
Die Fähigkeit das Wort “Nein“ auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.
(Nicolas Sebastién Chamfort)
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

Maria
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von Maria »

lilly
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von lilly »

Im Jahre 2005 sind in Deutschland 50.000 Menschen an den Folgen des Rauchens gestorben. 50.000!!!

Ich verlor vor Jahren 3 Arbeitskollegen, der eine Lungenkrebs, der andere Kehlkopfkrebs, der Dritte Zungenkrebs. Alle sind elendig verhungert. Besonders der mit dem Zungenkrebs. Er konnte nur noch durch eine Sonde ernährt werden, konnte nicht mehr sprechen geschweige denn schlucken.

Dann habe ich eine Freundin, die raucht. Sie ist extrem dünn, hat eine faltige, schlecht durchblutete Haut. Sie stinkt und hustet viel und sieht immer so erschöpft aus.
Es soll Leute geben (angeblich), die ihr ganzes Leben lang geraucht haben sollen, ohne krank zu werden. Diese Leute kann man mit der Lupe suchen. Falls es diese seltenen Exemplare gibt, haben sie nur großes Glück gehabt, weiter nichts.
ege0804
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von ege0804 »

Hallo zusammen,

Mir persönlich ich der Spaß am Rauchen endgültig vergangen. Ich muss jetzt aufhören, ob ich es schaffe weis ich nicht.

Bei mir scheint gerade alles anders zu ticken wie bei Euch. Ich habe auch gerne geraucht. Es war schön zu Rauchen, alles was Ihr schreibt habe ich mir auch eingeredet, nur jetzt funktioniert der Selbstbetrug nicht mehr.
Bisher habe ich in der Depri immer aus Angst vor Krankheit aufgehört zu rauchen. Ich wollte nie zum 'Entlastungsraucher' werden, und auf diese Weise süchig sein. Wenns mir wieder besser ging wurde ich leichtsinnig und fing wieder an 'Genussraucher' zu sein.
So war es während den letzten 3 Depriphasen.
Wenns mir eh schon schlecht geht, zwinge ich mich zusätzlich noch dazu mit dem Qualmen aufzuhören. Ich will dann einfach alles und sofort ändern - ein besserer Mensch werden usw.

Seit 2 Monaten habe ich einen konkreten und handfesten Grund die Kippen nicht mehr anzufassen. Aufgrund einer Erbkrankheit (gestörte Gerinnungshemmung, Faktor V Leiden) hatte ich im Oktober erst eine Thrombose und später eine Lungenembolie. Das war der berühmte Schuss vor den Bug. Das Bild vom Raucher mit Infusionsständer im Raucherraum des Krankenhauses, geht mir nicht mehr aus dem Kopf, das ist für mich der Horror. Wie groß muss der Selbsthass sein, oder die Lust am Risiko sein, wenn am Rauchen erkrankte weiterrauchen.

Verrückt ist das ich im April 2005, gleichzeitig mit dem Wirkungseintritt der AD wieder einen Nikotin-Rückfall hatte, das war im April 2005.
Depri wurde ich als ich von meiner Krankheit erfuhr, die Medies wirkten einfach nicht mehr. Medikaton: Trevilor 225 mg und Mirtazapin 30 mg.
Mein Vater ist an Lungenkrebs gestorben, ein Freund an Gehirnbluten, ein Arbeits-Kollege hatte einen Schlaganfall.
Alle hätten länger und besser gelebt hätten ohne Nikotin. Ich glaube das Nikotin nicht die alleinige Ursache für Krankheiten ist, aber es macht einfach alles nur noch schlimmer.
Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht?

viele Grüße Ernie
zweifler
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von zweifler »

Hallo Ernie !


Also Patienten welche den Infusionsständer schieben und nebenbei eine rauchen habe ich schon auf der Krebsstation eines Krankenhauses gesehen.Ich habe dann bei einer Schwester kopfschüttelnd nachgefragt.Anwort:Bei denen spielt das keine Rolle mehr.
Auch hatte ich eine Arbeitskollegin welche mit 29 an Brustkrebs erkrankte. Man hat ihr mit Op,Chemo und Bestrahlungen wieder eine Chance gegeben.Das hinderte sie aber nicht daran im selben starken Umfang weiter zu rauchen.Ich hätte da schon mal nachgedacht.

mfg herbert
Maria
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von Maria »

zweifler
Beiträge: 629
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von zweifler »

Hallo Maria!


Wenn es dir nur um die Vorzüge des Nikotins geht,dann wäre doch ein Nikotinpflaster eine elegante Lösung?
Ich muß mir demnächst meine Schulter operieren lassen und bin ganz froh dies unter NR Bedingungen zu machen.
Eine 5 stündige Narkose als Raucher habe ich in sehr schlechter Erinnerung.Habe vier Tage gebraucht um diese zu verdauen.Jahre später hatte ich eine gleiche Op als NR und da konnte ich schon vier Stunden danach drei Meter zum Telefon latschen.
Also ich vermisse nichts bin aber das was man als Kaffeetante bezeichnen kann.
Coffein soll bei Depris auch etwas positives bewirken.

mfg herbert
Maria
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Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von Maria »

nautila
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Registriert: 4. Apr 2006, 12:36

Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von nautila »

Hallo,
ich bin neu hier.
Dein Beitrag hat mich eben umgehauen - genau mein Problem.
Ich leide seit Jahren an Depressionen, wohl seit meiner Kindheit. Habe dirverse Psycho-Therapien hinter mir, haben nicht wirklich viel geholfen.
Nun wollte ich mit dem Rauchen aufhören - da traf es mich wie ein Hammer. Ich denke, dass meine Depris all die Jahre ständig da waren, ich hatte nur gelernt, wenigstens zu funktionieren. Fiel mir ständig unglaublich schwer - ihr kennt das.
Jetzt geht es mir furchtbar schlecht, ich schleppe mich durch die Tage, suche aber wieder Hilfe.
Habe noch nie AD´s genommen - woher weiß man denn, welcher Stoff einem in Gehirn fehlt? Gibt es da Untersuchungsmethoden, das herauszufinden? Zu was für einem Arzt muss ich denn?
Und wird nicht auf Dauer alles nur noch schlimmer, wenn ich mit dem Rauchen aufgehört habe?
Könnte es nicht sein, dass ich mit dem Rauchen all die Jahre die Depression einigermaßen in Schach gehalten habe?

Bitte helft mir!

Nautila
nautila
Chiron
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Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Nikotin als Medizin?

Beitrag von Chiron »

Hallo Nautila,

willkommen im KND.

Raucher bin ich zwar nicht, aber schokosüchtig und ich glaube es ist egal mit was man versucht seine Depris im Griff zu halten.
Gehe zuerst mal zu Deinem Hausarzt und sprich mit ihm über Deine Sorgen. Dieser kann Dich zu einem Psychiater überweisen.
Antidepressiva werden nach Analyse/Schilderung der Probleme verschrieben.
Es kann vorkommen, dass Du erst ein paar ausprobieren musst, bis Du das für Dich richtige gefunden hast. Das ist jedoch nicht besonders schlimm. Ich nehme gerade mein 3. und komme endlich damit zurecht.

Alles Liebe und Gute für Dich,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
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