Depressiv aber nicht Krank?

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Mad_Smurf
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Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von Mad_Smurf »

Hallo,

Ich habe dieses Forum eigentlich nur durch zufall gefunden als ich auf der suche nach nebenwirkungen von antidepressiva gesucht habe. Und da ich jetzt schonmal hier gelandet bin ...


Ich habe den Test auf dieser Seite gemacht und musste leider alles mit "ja" beantworten.
Dieser Test will mir zwar sagen das ich an Depressionen leide aber ich halte das einfach nur für ... nun ja ... meine Persönlichkeit. Aus diesem Grund habe ich nun zweifel ob ich zu einem Arzt gehen sollte. Ich möchte ja nicht das dadurch mein Ich also meine Pesönlichkeit geändert wird ... quasi geformt von jemand der meint ich entspräche nicht dem was man allgemein als "normal" bezeichnet. Sind meine Ängste berechtig?


(zum Thema Suizid, da das hier scheinbar ein ernstes und delikates Thema ist: Ja ich habe daran gedacht ABER bevor ich auf so etwas zurückgreife, müssten SEHR VIELE Ereignisse eintreten, die zudem auch sehr unwarscheinlich sind.)
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von tommich »

Hallo Etienne,

erst einmal herzlich willkommen im Forum, schön, dass du hergekommen bist.

Deine Frage ist schwierig zu beantworten. Allerdings kann ich zwei Dinge sagen: Das Gehirn hat kein Selbstanalysesystem, so dass man selbst nur schwer beurteilen kann, ob man nun krank ist oder ob das ganze zur Persönlichkeit gehört. Außerdem wirkt die Depression auf die Persönlichkeit ein, verändert sie, und nie zum Positiven (siehe die Fragen). Und vor allen Dingen geht das bei manchen Menschen wirklich so schleichend, dass sie es nicht mitbekommen oder die Eigenschaften wie du als "Ich-synton" (zu sich selbst gehörend) bezeichnen.
Andererseits musst du dich fragen: wie hoch ist dein Leidensdruck? Geht es dir allgemein gesehen gut oder schlecht?
Wenn du die Fragen auf der Homepage alle mit ja beantwortet hast, habe ich ernste Zweifel daran, dass bei dir kein Leidensdruck herrschen soll. Die Fragen sind sehr objektiv. Ich konnte nicht alle mit ja beantworten und habe trotzdem eine mittelschwere Depression.
Zuletzt jedoch: ohne Krankheitseinsicht keine Behandlung. Daher schlage ich folgendes vor: versuch mal in deinem persönlichen Umfeld herauszufinden, wie die anderen dich sehen, jetzt und vor -sagen wir- 1-3 Jahren. Und schreib uns hier mal, was du herausgefunden hast.

Alles gute

Thomas
Thomas



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Mad_Smurf
Beiträge: 7
Registriert: 11. Jan 2006, 18:50

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von Mad_Smurf »

Danke Thomas.

Ich hatte garnicht damit gerechnet das mir jemand so schnell antwortet.

Da ich, durch meine eigene Definition, nicht krank bin werde ich also auch keinen arzt aufsuchen. Es sei denn ich würde mich plötzlich viel schlechter fühlen als bisher.(falls mir das da auch bewusst wird)

Wenn ich das richtig verstanden habe soll ich mein persönliches Umfel danach befragen wie ich vor diesen Depressionen war.
Wenn das so ist wird es schwer jemand zu finden, der mir etwas brauchbares sagen kann, da dieser Zustand schon seit über 8 jahren anhält.
Simone87
Beiträge: 15
Registriert: 10. Jan 2006, 17:16

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von Simone87 »

Hallo!

Irgentwie habe ich das Gefühl, dass du dich selbst schon bei dem Themanamen wiedersprichst...
Für mich ist Depression in irgenteiner Hinsicht schon eine "Krankheit"...verstehst du was ich meine?

Vielleicht liegt es daran dass dein Zustand schon seit 8 jahren anhält, dass du deswegen nicht denkst dass du krank bist, weil es für dich halt schon normal geworden ist. Und dadurch, dass du denkst, dass du nicht krank bist, ist es auch nicht einfach dir zu helfen, weil du dir ja dadurch gar nicht helfen lassen willst!
Jetzt wiederrum frage ich mich, aus welchem Grund du dich dann hier anmeldest, wenn du ja denkst, dass du nicht krank bist und auch nicht zum arzt gehen willst, weil du es nicht für nötig hälst?!
sorry, aber ich verstehs nicht ganz und sorry, falls ich dir grade irgentwie auf den schlips getreten bin...ich wills nur verstehen!

lg
simone
Mad_Smurf
Beiträge: 7
Registriert: 11. Jan 2006, 18:50

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von Mad_Smurf »

Hallo Simone

Dir muss nichts leid tun. Und du hast warscheinlich recht. Das dauert nun schon so lange das ich es für normal halte.

Nur in einem Punkt muss ich dir wiedersprechen: Depressiv sein ist eine Stimmung keine Krankheit.
Und ich habe mich deshalb angemaldet, gerade weil ich die Meinung anderer dazu hören will.
BeAk

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von BeAk »

Etienne,

falsch, es ist eine Krankheit.

Und wenn Du Dich im Leben wieder mal freuen und Dich als ein Teil der Welt fühlen willst, solltest Du den Weg zum Psychiater einschlagen.

Ohne Depri ist das Leben viel schöner, kann ich Dir sagen.
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von tommich »

Hi Etienne,

ich will mich da auch nochmal zwischenhängen.
Ich glaube nämlich, du hast nicht ganz verstanden, was ich sagen wollte (kann aber auch an mir liegen).

Daher nochmal in aller Deutlichkeit: eine Depression ist eine (wodurch auch immer ausgelöste) Stoffwechselerkrankung des Gehirns. Diese ist ernst, potentiell tödlich! Und: auch wenn du keine traumatischen Erlebnisse, keine Schicksalsschläge oder ähnliches hattest, kannst du die Krankheit trotzdem haben, es gibt nämlich noch die (seltene) endogene Form, die sozusagen in den Erbanlagen steckt.

Noch etwas. Es steht eigentlich schon in meinem ersten Posting, aber gerne immer wieder: du selbst kannst bei einer Depression gar nicht definieren, ob du krank bist oder nicht, weil du dir gegenüber nicht objektiv sein kannst. Der Test auf der Homepage ist objektiv, und der sagt bei dir: lass das einen Arzt beurteilen, am besten einen Neurologen.

Du kannst also einen Zeitpunkt benennen, an dem deine psychische Gesamtlage sich so zu entwickeln begann? Was war da los?

Bis denne mal

Thomas

P.S. an Simone: einfach klasse *g*
Thomas



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barney

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von barney »

Hallo Etienne,

ich möchte kurz zusammenfassen, was Du geschrieben hast:

1. Depression ist für Dich nur eine Stimmung, jedoch keine Krankheit.

2. Du wirst nicht zu einem Arzt gehen.

Dann stellt sich mir allerdings die Frage, warum Du in einem Forum, in dem es um die Erkrankung Depression geht, schreibst?

Bernd
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von tommich »

Hi nochmal,

und Stop: das ist doch wohl hoffentlich nicht als Rausschmeißerspruch gemeint, oder Bernd?
Könnte man nämlich so verstehen, und das wollen wir doch nicht, oder?

Verständnisvolle Grüße

Thomas
Thomas



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Mad_Smurf
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Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von Mad_Smurf »

Ich glaube nicht das eine Therapie mir helfen kann, da die Ursache bestehen bleiben wird.

Da ich nicht weiß ob ich nochmal wieder komme:
@ all
Danke das ihr euch die zeit genommen habt mir zu antworten.
Ich werde erstmal darüber nachdenken müssen.
Aber ich denke, ich werde euren Rat befolgen und mit einem Arzt darüber reden.

PS @ Bernd: vtl. hilfts wenn du liest was ich zu simone geschreiben hab
tomroerich
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Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von tomroerich »

Hi Etienne,

nimms lieber nicht auf die leichte Schulter! Es ist geradezu ein Kennzeichen depressiver Menschen, dass sie ihre depr. Stimmungen für ihre Persönlichkeit halten und still vor sich hinleiden im Glauben, so sei das Leben halt. Du magst im Moment davon ausgehen, das sei keine Krankheit, weil es sich nicht anfühlt wie eine, aber das heißt nur, dass dein Leidensdruck nicht groß genug ist. Trotzdem ist dein Leben beeinträchtigt und das ist ganz unnötig und keinesfalls normal.
Wenn du eine Trennlinie ziehen willst zwischen krank und einer natürlichen Veranlagung, wäre melancholisch das bessere Wort. Dann aber würdest du nicht jede Frage des Tests mit "ja" beantworten. Ein Melancholiker leidet weder an Schlaflosigkeit noch an schweren Schuldgefühlen.
Auch wenn du im Moment noch meinst, das sei eben so, der Zeitpunkt kann schnell kommen, wo du keinen Zweifel mehr haben wirst, dass es sich um eine verdammt leidvolle und gefährliche Krankheit handelt. Dann nämlich, wenn du Panikattacken bekommst und es dir so elend geht, dass du nur noch sterben möchtest. Spätestens dann wird der Unterschied zwischen Persönlichkeit und Krankheit klar.

Ich wette mit dir: wenn du von diesem Bündel belastender Symptome befreit wärst, dann würdest du nicht sagen "Jetzt bin ich nicht mehr ich" sondern "Endlich bin ich wieder ich"

Viele Grüße von

Thomas

P.S. Nicht über Bernd ärgern. So isser halt
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zweifler
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Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von zweifler »

Hallo Leute!



Ich habe da einen Gedanken und eventuell treffe ich damit die Fußstapfen von Etienne.
Ganz klar aber,die Depression ist eine Krankheit da bin ich fix.Aber ,wenn die Umstände welche zu so einer Depri führen können,im Bereich der persönlichen "Architektur"liegen
würde ich diese nicht unbedingt als Krankheit bezeichnen.
Ein permanentes leben konträr zu dieser Architektur wie ich es nenne kann sehr wohl eine Depression auslösen.
Beispiel:Ich pflege am Arbeitsplatz,Wohnort usw buchstäblich anzuwurzeln.Ich liebe komplizierte Arbeitaufgaben aber es macht mir nichts aus wenn sie monoton ist.Ich bin nicht sehr flexibel.Das ist vereinfacht erlärt mein Haus und ich fühle mich mit ihm wohl und nicht krank.
Mein Bruder:Er fliegt für seine Firma in der Weltgeschichte umher.Wo er wohnt ist ihm wurscht die Hauptsache ist es gibt gutes Geld zu verdienen.
Wenn ich seine Art leben müßte ,dann würde mich das in eine tiefe Depression stürzen.
Bin ich jetzt Krank? Wohl nicht,aber trotzdem kann ich den immer schärfer werdenden Anforderungen des Lebens (Arbeitsmarkt)nicht folgen.Aber genau das macht mich krank,nicht meine Architektur.

Meinst du das so ähnlich Etienne?


mfg herbert
tomroerich
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Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Herbert,

ja, natürlich, das ist sonnenklar. Wenn ich durch Umstände gefesselt bin, die mir ein glückliches (zufriedenes, erfülltes, lustvolles [bitte ankreuzen]) Leben nicht ermöglichen und ich die nicht ändern kann, dann ist der Grund für die Depr. eher da zu suchen als in der persönlichen Architekur. In der Praxis ist es aber eher selten, dass solche Umstände so zwingend sind, dass ich sie nicht ändern kann. Sondern es erscheint mir dann eben so, dass sie nicht änderbar sind, während ich sie in Wahrheit gar nicht ändern will, weil eine innere Überzeugung mir sagt, dass ich es nicht darf (kann, sollte). Bsp.: Ich darf meinen Partner nicht verlassen, ich darf meine kranke Mutter nicht im Stich lassen etc. Und dann muss man ja schon wieder fragen, warum ein äußerer Umstand über das eigene Wohlergehen gestellt wird und ob die dahinter liegenden Überzeugungen nicht ziemlich lebensfeindlich und somit depressiv sind.
Wenn ich im Gefängnis sitze oder auf einer einsamen Insel gestrandet bin oder im Konzentrationslager der Nazis sitze, dann bin ich zu 100% Opfer. Aber das ist wirklich sehr selten.

Meint

Thomas
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Guitaranderl

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von Guitaranderl »

Hallo Leute, lieber Bernd/Barney,

wir haben uns kürzlich mal im Thread "Artikel in der Zeit" kennengelernt und ich empfand Dich dort als freundlichen Zeitgenossen, der zudem -durch seine Ausbildung und Erfahrung als Arzt- diesem Forum und den Leuten, die hier schreiben, sehr helfen könnte.
Nun fällt mir aber öfter mal eine gewisse Ruppigkeit auf, mit der Du die Leute ansprichst. So auch hier. Es mag ja sein, dass Du -ganz pragmatisch gesehen- recht hast, aber dennoch möchte ich bezweifeln, dass Du - in diesem Fall Etienne- hilfst, indem Du ihr Posting in diesem Forum grundsätzlich in Frage stellst.

Verrätst Du mir mal, warum Du das machst, wenn ich doch erlebt habe, dass Du ganz anders "kannst" ?

Herzliche Grüße an alle; insbesondere an Etienne: Die zugewandten Beiträge sagen Dir ja im Wesentlichen, "wo/wie der depressive Hase läuft". Habe dem nix hinzuzufügen, außer dass ich Dir -naturellement-
BONNE CHANCE wünsche!

Andreas
zweifler
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Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von zweifler »

Hallo Thomas!


Es gibt Situationen da müßte auch ein Pferd fliegen können.Es kommt trotzdem keiner auf die Idee das Pferd als krank zu bezeichnen.
Natürlich sollte man zwischen Dingen die man ändern kann sofern man will und einer "gewachsenen Architektur " zu unterscheiden wissen.Manchmal ist das aber kompliziert,gebe ich zu.
Ein Baum wächst nach der Sonne optimiert egal wie schief er dann in der Landschaft steht-der Baum ist gesund.
Ich denke ,jeder Mensch besitzt eine sehr persönliche Architektur und die ist wirklich nur in sehr seltenen Fällen als krank zu bezeichnen.Aber dagegen leben zu müssen,ist für mich auch ein Mitgrund für meine Depression.

mfg herbert
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Etienne,

zum Titel des Threads:
ja, depressiv zu sein heißt nicht unbedingt an der Krankheit Depression zu leiden.
"depressiv" ist u.a. auch ein Modewort, welches von manch Gesundem benutzt wird um auszudrücken dass man einen stimmungsmäßigen Durchhänger hat.
Definition des Wortes depressiv lt. meinem Wörterbuch: traurig, niedergeschlagen, gedrückt
Somit drückt das Wort depressiv die gedrückte Stimmung aus, wobei dann allerdings nicht unbedingt automatisch die Krankheit Depression vorliegt. Allerdings ist die gedrückte Stimmung ein Hauptsymptom der Krankheit Depression. Soviel zum Grundlegenden.

Du schreibst, du hältst es für deine Persönlichkeit so wie du jetzt bist, andererseits schreibst du du wüßtest genau seit wann (8Jahre) du so bist wie du jetzt bist. Sehnst du dich nach dem "Zustand" zurück so wie du warst vor dem Ereignis vor 8 Jahren, als du all die Symptome des Tests nicht hattest?

Es ist mir verständlich, dass einem bestimmte Symptome gar nicht mehr bewußt sind nach so einer langen Zeit, geht mir auch oft so. Dennoch quälen mich manche Symptome tagtäglich. Ist es bei dir auch so, vor allem wenn du an die Zeit vor 8 Jahren zurückdenkst?

Du schreibst:
"Durch eigene Definition nicht krank, deswegen kein Arzt, außer würde mich plötzlich viel schlechter fühlen."
Das "v i e l s c h l e c h t e r" impliziert, dass es dir jetzt auch schlecht geht, zumindest dass du dich die letzten 8 Jahre nicht gut fühlst. Sehe ich das richtig?

Viele Grüße
Edeltraud
Ingo
Beiträge: 35
Registriert: 23. Nov 2005, 13:08

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von Ingo »

Hallo Etienne, ich möchte noch mal auf Deinen ersten Beitrag zurückkommen: Das Du Deine Persönlichkeit nicht verändern lassen möchtest, verstehe ich. Allerdings bezweifele ich sehr stark, dass das Folge einer Behandlung von Depressionen ist. Ich habe (und das wird bei anderen Betroffenen auch so sein, vermute ich) eine depressive Persönlichkeitsstruktur. Das ist jedoch in keinster Weise eine Krankheit, jedoch kann daraus eine krankhafte Depression werden bzw. ist sie es geworden. Meine Therapie soll mich daher nicht "verwandeln", sondern mir helfen, dass ich so lebe, dass es meiner Persönlichkeitsstruktur angemessen ist, also krankhafte Aspekte reduziert werden oder verschwinden. So wie es auch mal war. Ich denke, dass verbirgt sich hinter dem Gedanken (den hier viele kennen), dass man wieder so werden möchte, wie früher.
Vielleicht täusche ich mich, aber Dein Beitrag klang sehr nach einer diffusen Angst vor einer Therapie. Therapeuten sind jedoch keine mysteriösen Gehirnwäscher, die Dich mit obskuren Methoden verdrehen. Meine Sitzungen sind zwar sehr hilfreich, aber doch auch sehr unspektakulär. Es passiert nichts, was meine ehemals vorhandenen unbesrtimmten Vorbehalte bestätigt hat. Da Du alle Fragen des Fragenbogens mit Ja beantwortet hast, wie Du schreibst, würde ich Dir dringend raten, Dir professionell helfen zu lassen.
Liebe Grüße, Ingo
Mad_Smurf
Beiträge: 7
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Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von Mad_Smurf »

Ich bedanke mich bei allen die hierzu etwas geschrieben.

Eigentlich wollte ich mich aus dieser diskusion zurückziehen aber da noch so viele bei diesem Thema aktiv sind....

1. @ Andreas: Etienne ist zwar französisch aber ein mänl. Name ... ansonsten danke für dein post.

2. @ Herbert: Das was du schreibst trifft es recht gut.

3. @ Edeltraud: Ich weiß nicht GENAU was das angefangen hat. Es müsste nur ungefär 8 Jahre her sein. Ich kann mich nur teilweise erinnern wie ich davor war ... aber die Situation war noch eine andere( da bin ich noch zur Schule gegangen ... bin jetzt 22)

4. @ Ingo: Ein grund weswegen ich hier geschrieben hab: Ich weiß nicht was eine Therapie genau bedeuten würde. Und was die Folgen davon wären.
Da ich mich nicht wirklich erinnern kann wie ich vorher war bin ich mir auch nicht sicher, ob ich wieder so werden.
Und ja ich hab schon ein bischen Angst vor einer Therapie.
albert
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Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von albert »

Hallo Etienne,

in einigem kann ich mich in deinen Schilderungen wiedererkennen, so in den psychischen Schwierigkeiten als junger Mensch. Als Schüler war ich bei zwei Psychiatern, keiner hat mir bei meinen Problemen geholfen. Danach habe ich zwanzig Jahre Abstand von Psychiatern gehalten.
Da ist auf der einen Seite ein hoher endogener Anteil der Depression und auf der andren Seite die Weigerung, um Hilfe zu suchen - das ging soweit, bis ich eines Tages in die volle berufliche Krise gestolpert bin und aus dem Job abgerufen wurde. Da war ich schon Ende Dreißig. Auch danach habe ich sehr gezögert, einen Fachmann aufzusuchen, habe das erst getan, als ich Zwangsvorstellungen hatte. Als ich aus dem Depressionsschub wieder ausstieg, wurde mir bewusst, dass ich ein Problem hatte und das Umfeld hat kräftig geschoben, dass ich daran zu arbeiten anfing. So bestanden zu jener Zeit manche Leute darauf, mich persönlich zu sehen, gaben sich mit Briefen oder Telefonaten nicht zufrieden. Auch bin ich Leuten über den Weg gelaufen, die Positives an mir fanden und haben mir als Fachleute von sich aus Therapieleistungen angeboten. Ich habe das gerne angenommen und sogar gemerkt, dass es im täglichen Umfeld auch Menschen gab, die günstige, sprich therapeutische Wirkungen auf mich hatten, ohne dass darüber gesprochen wurde. Im Ganzen weiß ich heute, dass ich seit etwa vier Jahren stabil bin. Die verschiedenen Therapien haben sich gelohnt, ich bin auf diesem Weg auch ein anderer Mensch geworden; das hat sich so ergeben.
Soviel nur auf die Schnelle.
Ich meine persönlich, dass der Mensch nichts überstürzen soll. Es kommt alles zu seiner Zeit und es kann jeder seinen eigenen Weg gehen.
Alles Gute für dich und für deinen Weg.
Gruß
Albert
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von tommich »

Hallo etienne,

engagierte Leute hier, oder?

Um es nochmal im einfachen Satz zu sagen:

DIE DEPRESSION verändert die Persönlichkeit. Die Behandlung stellt sie wieder her.

Zur Diskussion da oben habe ich folgendes beizutragen:
Ich habe eine angeborene Veranlagung für Depressionen, bin ein ruhiger, melancholischer Typ. Immer gewesen und glücklich damit, wenn man mich nicht versucht, mich zu ändern, denn das nervt ("sei doch nicht so", als ob man falsch wäre, scheiß Gefühl).
Durch exogene Faktoren (psychisches Dauerbelastungs- und Erschöpfungssyndrom, Burn-out) wurde ich depressiv krank (reaktive Affektstörung oder wie das heißt). Die Behandlung greift mittlerweile, so dass sich jetzt die "kranken" Eigenschaften zurückbilden und der Melancholiker wieder zurückkehrt, mit dem ich glücklich bin.
Und, Etienne, das ist nur endgeil...

Melancholische Grüße

Thomas (der mit "M")
Thomas



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albert
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Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von albert »

Hallo Thomas M.,

mit Verlaub gesagt, darf ich dein Posting um einiges ergänzen.
Es gibt nicht nur die einfache „angeborene Veranlagung für Depressionen“ und die zugehörigen exogenen Faktoren, welche den Depressionsschub auslösen. Depressionen haben sehr vielfältige Erscheinungsbilder. Ich vermag nicht, aus den wenigen Zeilen von Etienne herauszulesen, welchem Depressionstyp seine Depression zuzuordnen ist, abgesehen davon, dass es neben der unipolaren Depression auch bipolare Erscheinungen gibt. In dem Alter von 22 Jahren war ich ein recht unfertiger Mensch. Zu jenem Zeitpunkt war noch vieles offen. Heute kann ich nur darüber lächeln, wenn mir jemand sagen wollte,
„DIE DEPRESSION verändert die Persönlichkeit. Die Behandlung stellt sie wieder her.“
Die großen Depressionsschübe infolge von äußeren Belastungen waren deutliche Aufforderungen meines Körpers, kürzer zu treten und sich von den Überforderungen zu erholen. Ich bin wohl in Therapien gegangen, aber das war keine Behandlung, sondern ich bin begleitet worden. Arzt und Therapeuten haben mir Anstöße gegeben. Das hat mir geholfen, einen eigenen Weg zu suchen und zu gehen. Gehen musste ich selber. Dieser Weg war über viele Jahre hinweg sehr steinig und hart. Ich bin dadurch ein andrer Mensch geworden.
Hinterher kann ich natürlich gut sagen, warum habe ich zwanzig Jahre den Psychiater gemieden und erst dann wieder einen aufgesucht, als es mir wirklich ganz schlecht ging. Der Leidensdruck war nicht hoch genug, da hat Thomas R. recht. Ich wusste es nicht besser, so ist es gekommen, wie geschehen.
Hier im Forum kann ich nur aus meinem eigenen Erleben erzählen als Beispiel.
Es kann sicher zutreffen, dass eine sogenannte Behandlung wirkt, aber in wie vielen Fällen? Und in wievielen Fällen wird der Depri-Betroffene sich besser daran halten, Ärzte und Therapeuten als Begleiter zu betrachten?
Wieweit mein eigenes Erleben für andere zutrifft, kann ich nicht ermessen. Auch die Fachleute für das Gebiet Depression halten sich mit Ferndiagnosen und virtuellen Behandlungsvorschlägen zurück
Es darf jeder seinen eigenen Weg suchen und finden.

Frohe Grüße aus einem stabilen Zustand
Albert
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von tommich »

Hallo Albert,

nun, auch ich berichte hier aus meiner Erfahrung und meinem Erleben, und beides ist so wie oben beschrieben.

Auch ich stelle hier keine Ferndiagnosen, ich bestärke die Leute die sich an das Forum wenden, sich Hilfe zu suchen. Und ob ich das nun Behandlung oder Begleitung nenne empfinde ich, mit Verlaub, als Wortklauberei. Ich denke wir meinen dasselbe, das sei hiermit also richtiggestellt.

Und ob diese akademische Diskussion Etienne weiterhilft, bezweifle ich, aber das muss er sagen...

Alles gute für alle Beteiligten.

Thomas M.
Thomas



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Ingo
Beiträge: 35
Registriert: 23. Nov 2005, 13:08

Re: Depressiv aber nicht Krank?

Beitrag von Ingo »

Hallo Etienne! Ich wollte was zu meinem Beitrag ergänzen, was auch Deine anschl. Frage nach den Folgen einer Therapie beantwortet.
Es war missverständlich, als ich schrieb, wir Drepis wollen wieder so werden, wie wir mal waren. Das tatschliche Ziel ist natürlich, wieder der nicht depressive Mensch, der man mal war, zu werden, aber zusätzlich mit besseren Möglichkeiten, auf unangenehme Situation zu reagieren. Ich finde, Thomas M hat das gut beschrieben.
Eine Depression an sich ist nicht zwecklos, da diese Krankheit den Zweck hat, einem Menschen seine Grenzen zu zeigen. Nur leider ist die Art völlig kontraproduktiv, da sie keinen Weg vermittelt, wie er besser mit Stress, Anforderungen von mir oder von außen umgehen kann. Statt dessen wird es schlimmer, da die Krankheit den Blick auf die Welt völlig vernebelt. Ziel der Therapie ist es, sich so zu entwickeln, dass Stress abgebaut werden kann. Es kann nicht das Ziel sein, von jemanden zu einem anderen Menschen gemacht zu werden (was auch gar nicht geht), sondern es geht darum einem Menschen dabei zu helfen, die Möglichkeiten und Chancen, die er ohnehin hat, zu entwickeln, damit er sie auch nutzen kann.
Ein schönes WE, Ingo
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