Wäre für eure Einschätzung dankbar!

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mini
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Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von mini »

Gestern gab mir eine Freundin diesen Link hier und bat mich, mir bitte Ratschläge einzuholen.

Ich fühle mich seit einiger Zeit alles andere als gut, zweifle daran, gebraucht zu werden und habe gerade einfach nur Angst.

Vielleicht sollte ich einfach mal ein bißchen von mir erzählen:
Vor einem Monat hatte ich - nach einem Prüfungszeitraum von genau drei Monaten (die Zeit der Zulassungsarbeit und des Vorbereitens freilich ausgeschlossen)meine letzte Staatsexamensprüfung und warte, im Gegensatz zu meinen Kollegen, die bereits ihren Bescheid bekommen haben, immer noch auf mein Ergebnis.
Da ich im Studium sehr viel nebenher arbeiten mußte und viele private Sorgen hatte, und daher weiß, daß das Bestehen nicht sicher war, hab ich nun einfach riesige Angst und finde kaum Freude mehr.

War auch an Weihnachten alleine, weil das Verhältnis zu meinen Eltern in der Zeit sehr schwierig war.

Was mir dazu unheimlich großen Kummer bereitet, ist die Beziehung zu meinem "Freund" (mal war dem einen nicht klar, wie wir zu einanderstehen, mal dem anderen nicht).
Er meinte, mit mir könne man keinen Spaß mehr haben und beendete unser Verhältnis "in mehreren Etappen" gleich nach den Prüfungen. Ich fühle mich so schlecht, weil wohl nichts auf der Welt ihm verständlich machen kann, warum ich so ängstlich, zurückgezogen und - wenn ich hier in meiner kleinen Wohnung bin - freudlos bin. (Seine Ex-Freundin habe "doch auch Examen und sogar die Dr-Arbeit geschrieben".)
Am Silvestertag waren wir zusammen im Allgäu beim Rodeln und hinterher meinte er zu mir, daß er sich gewünscht hätte, daß der Tag sch... mit mir verlaufe. "Warum muß nur wieder so ein schöner Tag mit dir sein?".
Versteht ihr, wie es sich anfühlt, wenn jemand, der einen liebte, nur danach sucht, zu bestätigen, daß man down und absolut wertlos ist?
Wie fröhlich bin ich doch, wenn ich abschalten kann, wenn wir zusammen Ausflüge machen... Ist es denn nicht verständlich, daß ich gerade alles andere als Freude am Leben habe und wäre es nicht das natürlichste der Welt, wenn mein "Freund" (32)mich durch diese Wartezeit begleitet und mich nicht noch mehr runterzieht.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Vielleicht kennt ihr Ähnliches und könnt mir irgendwie helfen.

Liebe Grüße,
Lina
Guitaranderl

Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von Guitaranderl »

>Ist es denn nicht verständlich, daß ich gerade alles andere als Freude am Leben habe und wäre es nicht das natürlichste der Welt, wenn mein "Freund" (32)mich durch diese Wartezeit begleitet und mich nicht noch mehr runterzieht.

Ja, Lina, ganz eindeutig ja! Ich sehe das ganz genauso. Dass Du mit einer gewissen Krise auf besondere Stressoren reagierst, ist völlig normal. Wir müssen doch gar nicht darüber diskutieren, dass wir - gerade in so einer Situation - dem Partner Halt geben. Das ist doch selbstverständlich. Dass Du Deinen Freund in Anführungsstriche setzt, zeigt ja deutlich, wie enttäuscht Du bist. Und zwar zurecht, möchte ich meinen. Nun ist es schwierig, aus der Distanz und nur aufgrund Deiner Schilderungen konkret zu sagen, welcher Weg der beste für Dich wäre. Auf jeden Fall steht Deine Beziehung auf dem Prüfstand, wenn nicht sogar auf der Kippe. Nach meinem Eindruck ist das aber schon länger ein Thema zwischen Euch. Sein wirklich dummer und kränkender Spruch im Allgäu zeigt für mich, dass er es sich möglichst leicht machen will, sich von Dir zu lösen.
Auf der anderen Seite war Deine dort empfundene Freude ein wirklich gutes Zeichen, dass eben die Fähigkeit dazu in Dir wohnt.

Lina, ich weiß, es ist schwer, aber offenbar kann Dir dieser Freund im Moment keine wirkliche Hilfe sein und es ist an der Zeit, dass Du Dir den Halt, den Du jetzt brauchst, woanders suchst. DAs ist vielleicht bitter, aber welche Alternative bleibt denn?

>Da ich im Studium sehr viel nebenher arbeiten mußte und viele private Sorgen hatte, und daher weiß, daß das Bestehen nicht sicher war, hab ich nun einfach riesige Angst und finde kaum Freude mehr.

Du musst ein bißchen aufpassen, dass Du Dich nicht von der Angst und/oder Freudlosigkeit bestimmen lässt. Dabei ist es sehr hilfreich, die innere Belastung aktiv anzugehen und sich davon zu befreien.
Mein Tipp wäre, dass Du Dich einmal mit einem -zugelassenen- Therapeuten oder einem vertrauten Arzt besprichst. Das würde ich vor allem dann tun, wenn erkennbar ist, dass hinter diesen Belastungen und Sorgen eine gewisse Kontinuität steckt. Dadurch kannst Du sehr schnell in eine Stressspirale geraten, die u.a. wirklich in die Depression führen kann.

Für Dein Prüfungsergebnis drücke ich Dir alle Daumen und zudem wünsche ich Dir Mut und Kraft auf Deinem Weg!
Aus Hamburg grüßt
Andreas
Ingo
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von Ingo »

Hallo Lina! Einiges von dem was Du schreibst kommt mir bekannt. Leider, weiß ich aus eigener Erfahrung, dass Erschöpfungen Depressionen auslösen können... Aus der Ferne habe ich den Eindruck, bei Dir ist es noch nicht soweit. Andreas Tipp mit professioneller Hilfe rechtzeitig den Eintritt, in eine Stressspirale zu vermeiden, finde ich sehr gut. Ein Therepeut kann Dir helfen, mit Deiner Situtation einen Umgang zufinden, der weniger belastend ist. Die Angst selber ist ja ein wichtiges Zeichen dafür, dass Dir etwas zuviel ist (Nimm es ernst!), aber es drückt sich leider auf eine Art aus, die Probleme schafft, statt zur Lösung beizutragen.

Was ich sehr spät festgestellt habe, dass mir meine alten Freunde, von denen ich mich über 2 Jahre fast vollständig zurückgezogen haben, eine viel größere Hilfe sein konnten als meine damalige Freundin. (Die konnte nur Hilfe für sich einfordern, aber mir nicht geben.) Du schreibst nur von Deinem Ex und den Eltern, aber nicht, ob es da noch andere gibt, die evtl. einfach da sein können und wollen. Solche Menschen wünsche ich Dir ebenso wie eine erfolgreiche Prüfung. Liebe Grüße, Ingo
mini
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von mini »

>Mein Tipp wäre, dass Du Dich einmal mit einem -zugelassenen- Therapeuten oder einem vertrauten Arzt besprichst.


Dank dir, Andreas, für deine Antwort!
Dein Ratschlag, einen Fachmann dazu aufzusuchen, ist sicherlich richtig, nur stellen sich mir da ein paar Problemchen:

- Seit ich nicht mehr immatrikuliert bin, habe ich keine Krankenversicherung, d.h. kann auch zu keinem Arzt oder (Kassen-)Psychologen.
(Wenn ich das Examen bestanden haben sollte, dann wird sich das jedoch im Februar ändern... reicht das bis dahin? Mein "Freund" zwingt mich, jetzt (!) etwas zu unternehmen)
- Beratungssitzungen selbst zu zahlen, kann ich leider auch nicht...
Ganz schön verzwickt, oder?

Vielleicht kennt ja jemand Anlaufstellen, die ohne Bezahlung beraten? Sollte es sowas geben?
Und wenn, findet ihr, daß es nicht sinnvoll wäre, wenn mich mein "Freund" dorthin unbedingt begleiten sollte? Immerhin macht mich sein Unverständnis ja ziemlich fertig...

Grüße aus Nürnberg,
Lina
mini
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von mini »

>Leider, weiß ich aus eigener Erfahrung, dass Erschöpfungen Depressionen auslösen können... Aus der Ferne habe ich den Eindruck, bei Dir ist es noch nicht soweit.

@Ingo:
Ich denke auch nicht, daß man das bei mir bereits als "Depression" bezeichnen kann, nur hat man von außen halt einen anderen Eindruck ... und ich schaffe es nicht, mein Umfeld davon zu überzeugen:

- Seit 2004 hab ich ca. 14 Kilo abgenommen (laut amtsärztlicher Untersuchung sei das bei mir jetzt Untergewicht), und da ich mir bisher keine neuen Klamotten leistete, sieht das halt alles etwas flattrig aus.
Ich habe aber doch keine Eßstörungen; mir fehlt lediglich der Appetit.

- Ich weine sehr viel, aber das nicht ohne Grund oder aufgrund einer allgemeinen Depression: Wie erzählt macht mir meine Zukunft Sorgen, daneben sind letztes Jahr unsere beiden, mich seit der Kindheit begleitenden, Katzen gestorben.
Für viele Menschen sind das einfach Tiere, für mich waren das Freunde.
Und wenn ich deswegen Taschentücher en masse verbrauchte, dann hieß es bei einigen in meinem Freundeskreis "ich ticke nicht mehr richtig".
Daneben Probleme mit meinen Eltern...

- Einige meiner engsten Freunde wissen, daß ich als Jugendliche mal einige Zeit lang eine Therapie mitmachte; das hatte aber ganz andere Gründe.
(Für die es interessieren sollte: Ich hatte damals als Kind nicht verkraftet, Tote zu sehen.
Außerdem wurde ich damals von meiner Hausärztin in Behandlung geschickt, weil ich immer triefende Hände hatte, und das alles sicherlich "psychosomatisch" sei - Fehlanzeige: Diagnose im Jahr 2003: Hyperhydrosis. Die hab ich seitdem mit einem Reizstromgerät wunderbar im Griff! )
Guitaranderl

Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von Guitaranderl »

>ganz schön verzwickt...

in der Tat, liebe Lina,

es obliegt nicht mir und anderen hier, Ferndiagnosen zu stellen. Allerdings bin ich nach Deinen neuerlichen Posts sehr sicher, dass Du professionelle Hilfe brauchst. Dass mit der fehlenden Krankenversicherung ist nicht so toll, aber sicher auch kein Drama. Es gibt meines Wissens eine Reihe von Anlaufstellen, öffentlicher oder caritativer Art, wo Du Dir Hilfe holen könntest.
Das mit Deinem Freund (ich lasse die Anführungsstriche mal weg ) finde ich seltsam: Auf der einen Seite wünscht er sich mit Dir einen Sch...tag und auf der anderen Seite "zwingt" er Dich, etwas zu unternehmen!? Wie passt das denn zusammen?

Lina, sollte es nicht eher in Deinem ureigensten Interesse liegen, Dir Hilfe zu suchen? Natürlich kannst Du versuchen, Deinen Freund in die Behandlung einzubeziehen. Ob das gegenwärtig sinnvoll ist, kann ich nicht beurteilen.

Also, dann tu mal was für Dich und hilf Dir!

Herzliche Grüße
Andreas
Ingo
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von Ingo »

Ich weiß, dass zunehmend Menschen aus den Sozialversicherungen fliegen, doch bist Du sicher, dass es bei Dir auch so ist? Müsstest Du nicht nach dem Studium ALG II kriegen und darüber sozialversichert sein?

Ich kenne es sehr gut, dass man verstanden werde möchte, wenn es einem schlecht geht. Doch denke ich gerade nach Deinem 2. Posting, dass Du unabhängig von Deinem Freund einen anderen Umgang mit schwierigen Situationen finden musst.

Gerade in katholischen Regionen gibt es oft kostenlose Partnerberatungen, die Du evtl. mit Deinem Freund aufsuchen könntest. Doch scheinen Deine Ängsten und Sorgen recht wenig mit ihm zu tun haben. Eine Paartherapie kann vielleicht dazu führen, dass er Dich mit Deinen Probleme besser versteht. Doch mit einem Dich krank machenden eigenen Umgang mit schwierigen Situationen, hat er nichts zu tun. Verstehe mich nicht falsch: Die Situationen, die Dich belasten, sind schlimm, doch werden Menschen unterschiedlich gut damit fertig. Bei Dir sind noch Verbesserungsmöglichkeiten
Liebe Grüße, Ingo
mini
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von mini »

>Ich weiß, dass zunehmend Menschen aus den Sozialversicherungen fliegen, doch bist Du sicher, dass es bei Dir auch so ist? Müsstest Du nicht nach dem Studium ALG II kriegen und darüber sozialversichert sein?

Auch wenn das eigentlich nicht hierher gehört, will ich dir doch ganz kurz drauf antworten:
Es könnte sein, daß es außer mir noch einige andere Ex-Studis gibt, denen es genauso geht.
"Früher" hatte man sich einfach während/nach dem Examen in der Zeit bis zum Referendariat an der Uni rückgemeldet; heute geht das nicht mehr so einfach. Der bayr. Staat verlangt da ja 500 Euro Studiengebühren...
Und die Krankenversicherung ohne Studententarif ist knapp doppelt so teuer.

Ich könnte mich sicherlich ans Sozialamt wenden, doch ehrlich gesagt fühl ich mich da nicht gut. Ich möchte mich nicht an das Staatssäckl hängen, wenn sich's vermeiden läßt...

Es grüßt lieb
Lina
Kroki
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Beitrag von Kroki »

mini
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von mini »

Danke!
Ich werd mich denk ich morgen mal (vor Ort)informieren.

LG,
Lina
Mittwochsdepri
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von Mittwochsdepri »

Liebe Lina,

erst einmal Glückwunsch, dass du den Weg hierher gefunden hast. "Diagnose" hin oder her: hier findest du zumindest Menschen, die sensibel auf dein Befinden eingehen können, einfach mal "reden" können ohne Bewertung tut einfach gut.

Ich kann dich auch nur ermuntern, dir im direkten Kontakt Hilfe zu holen - denn das Netz hat doch deutliche Grenzen. Hast du in deinem Freundeskreis jemand, der sich einfach nur mal anhört, welche Sorgen du hast?

In Nürnberg gibt es einen Sozialpsychiatrischen Dienst in der Pirckheimer Str. 16 (Tel. 0911/ 9359 555). Ich weiß zwar nicht, ob die für dich die richtigen Ansprechpartner sind, aber vielleicht können Sie dir mit Tel.-Nrn. weiter helfen.

Noch ein Rat von einer Frau Anfang 40: bleib bei deinem Problem mit deinem Freund "bei dir". Konzentriere dich auf dich.
Alles Gute für dich und ganz viel Kraft!

Liebe Grüße von der Mittwochsdepri
zweifler
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von zweifler »

hallo Lina!


Ich meine im Forum schon einmal gelesen zu haben ,dass es an den Uni´s psychologische Anlaufstellen geben soll!?
Möglicherweise ist das was.

mfg herbert
mini
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von mini »

Hallo Herbert,

ja, es gibt (psychol.)Beratungen vom Studentenwerk aus.
Da ich allerdings seit Oktober nicht mehr an der Uni eingeschrieben bin, werden die mich vermutlich nicht aufnehmen...?!!

Hab auch grad erst richtig drangedacht, daß ja morgen schon wieder Samstag und somit wohl sämtliches an Stellen (hab gerade die Infoline, die mir Schnattchen gegeben hatte, angerufen) zu ist.

Ich versuche mich nun - wie schon den ganzen Tag - abzulenken, auch wenn's mir grad schwer fällt.

Grüße,
Lina
zweifler
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von zweifler »

Haklo Lina!


Wenn du sehr unter Druck stehst dann könntest du eventuell oben Rechts unter"Notfallnummern" einen Kriesendienst in deiner Nähe telefonisch erreichen.


mfg herbert
Kroki
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Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

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Beitrag von Kroki »

BeAk

Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von BeAk »

Liebe Lina,

Du könntest es mal bei der Caritas oder Diakonie probieren, das geht auch kostlos. Oft sind die aber völlig überlaufen und Du bekommst erst in 2 Monaten einen Thermin. Das gilt übrigens auch für Psychotherapeuten die von der Krankenkasse bezahlt werden, sie haben in der Regel Wartelisten. Also laß Dich schon mal auf eine Warteliste setzen.
Auch auf einen Thermin beim Psychiater muß man ein paar Wochen warten, da kannst Du auch schon mal anrufen und Dich informieren damit Du schnell einen Thermin hast, sobald wieder Versicherungsschutz besteht.

Und noch was, wenn Es dir wirklich dreckig geht, ist es schnurtz egal, was andere davon halten, wenn Du das Sozialamt bemühst. Dein Leben sollte Dir wichtiger sein.
mini
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von mini »

Hallo Beatrix,

danke, daß du mir das mit der Wartezeit sagst. Ich gebe das glaub ich demnächst - sofern er wieder ans Telefon geht - meinem "Freund" weiter.
Die Bedingung, daß er sich eventuell darauf einläßt, mit mir sowas wie Urlaub zu machen, ist eben, daß ich in Therapie gehe. Da der noch im Januar organisiert werden muß, kann ich davon jetzt wohl nur träumen Ich hoffe, daß er dafür Verständnis hat.

Ich glaub, das einzige, was ich am allermeisten neben einem bestandenen Examen brauche, ist erst mal nicht ein Psychologe, sondern ein paar verständnisvolle Arme von ihm, die mich einfach mal ganz lange ganz fest drücken. Das versteht er anscheinend leider nicht oder er versteht es sehr wohl und weiß, mir durch Zuneigungsentzug weh zu tun...
BeAk

Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von BeAk »

Liebe Lina,

Krankheiten kann man nicht weglieben.

Ich kann Deinen Freund sehr gut verstehn und würde/habe mich genauso wie er verhalten.

An seiner Stelle würde ich mit Dir Urlaub machen, wenn Du Dich auf verschiedenen Wartelisten von Psychologen hast setzen lassen und einen Thermin in 2 Monaten beim Psychiater nachweisen kannst.

Und ich würde mir an seiner Stelle, geschwind eine andere Freundin zulegen, wenn Du es Dir erlauben solltest die Thermine zu verpassen.

In einer Beziehung trägt man Verantwortung für das gelingen der Beziehung und das geht nur bei psychischer Gesundheit, ansonsten wird die Beziehung zur einseitigen Belastung für den Gesunden. Du hast die Verantwortung für Deine Gesundheit zu sorgen, vor Dir und Deinem Partner und bist Du nicht bereit dazu, mußt Du alleine weiterleben.
mini
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von mini »

>Ich kann Deinen Freund sehr gut verstehn und würde/habe mich genauso wie er verhalten.Und ich würde mir an seiner Stelle, geschwind eine andere Freundin zulegen, wenn Du es Dir erlauben solltest die Thermine zu verpassen.


Hallo Beatrix,

eine ganze Weile hab ich jetzt überlegt, ob ich auf deine Nachricht antworten soll, aber ich finde besser, sie nicht so stehen zu lassen.

Ich finde es gut, daß du versuchst, den Leuten hier Ratschläge zu geben, aber irgendwie möchte ich dich bitten, auch vorsichtig damit umzugehen, vorallem dann, wenn man nur ganz wenig über die Situation der anderen Person weiß.

Ich habe gestern übrigens ziemlich lange mit einer Beratungsstelle in Nürnberg telefoniert und die sehr freundliche Dame meinte, daß sie sich ziemlich sicher sei, daß bei mir keine psychische Erkrankung vorliege, sondern es sich um ein vorübergehendes seelisches Tief handele. Sie rate mir zu einer Lebensberatung, nicht weil ich krank sei, sondern um mein Selbstwertgefühl wieder auf die Beine zu bekommen.
Sie sehe in meinem "Freund" narzißtische Züge und meine Gefühle darauf seien absolut verständlich.

Und jetzt lese ich, daß du dich genauso verhalten würdest wie er.
Weißt du, das erinnert mich ein bißchen an mein Praktikum vor einigen Jahren beim Tierarzt. Da brachte ein kleines Mädchen ein ziemlich zerflettertes Meerschweinchen, das durch eine Behandlung so gut wie kein Fell mehr hatte, vorbei, mit der Bitte, es einzuschläfern, es habe keine Freude mehr an diesem Tierchen. Der Tierarzt war entsetzt (ich ebenso) und nahm es zu sich heim. Das Meerschweinchen war nach der langen Behandlung zwar ausgelaugt, aber es war kurz davor, wieder gesund zu sein.

Siehst du den Vergleich?

Ich bin einfach ausgelaugt durch die Prüfungen (in denen er mich kein bißchen seelisch unterstützte; gut, es liegen zwischen Nürnberg und Ulm einige Zugstündchen, aber es ist nicht aus der Welt), abgemagert, habe - so sagt er - keine Ausstrahlung mehr.
Und jetzt findest du es gerechtfertigt, daß er mich, vermutlich um sein Gewissen zu beruhigen, bei einem Therapeuten absetzt und sich eine neue sucht? Hab ich dich da richtig verstanden?
Fühl dich bitte nicht angegriffen, Beatrix, ich möchte dir einfach damit sagen, daß ich über deine Einstellung traurig bin. Wir können uns gern drüber unterhalten, wenn du magst (icq 210 182 811)- vielleicht haben wir ja aneinander vorbeigeredet...
Gert
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Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von Gert »

Hallo Lina,

wenn ich mich in Eure Diskussion einmischen darf:
Ich finde die Haltung von Beatrix, ehrlich gesagt, auch zu "neoliberal".
Sind wir schon soweit, dass die "Kranken" sind sich um das Wohlbefinden der "Gesunden" sorgen müssen?
Sollte es nicht vielleicht umgekehrt sein?
Gilt für eine gute Beziehung nicht: in guten wie in schlechten Tagen?
Das nicht heißen soll, das man sich nicht um die Wiederherstellung der eigenen Gesundheit bemühen muss.
Was ist das für eine Schönwetterbeziehung, wo ein Partner beim kleinsten Problem wegläuft und sich was Neues sucht.

Vielleicht solltest Du, Lina, Dich fragen, ob Dein "Freund" wirklich der Richtige für Dich ist?

Liebe Grüße
Gert
Mittwochsdepri
Beiträge: 48
Registriert: 4. Dez 2005, 06:46

Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von Mittwochsdepri »

Liebe Lina,

wir hier wissen einfach zu wenig um eure Beziehung, um wirklich etwas "Kluges" dazu sagen zu können. Sorry: aber wir erfahren ja hier nur deine Sichtweise. Eine mir liebe Kollegin sagte immer: Eines Mannes Rede ist keines Mannes Rede...

Allerdings wäre die Vorstellung, dass mein Lebensgefährte mich so behandeln würde, ein Graus. Ich wüsste, dass ich solch eine Beziehung nicht wollte.
Du hast einen wichtigen Schritt getan und dir Hilfe geholt - Forum und Krisentelefon.

Ich kann dich nur ermutigen, weiter zu gehen, um dir einfach klar über deine Situation zu werden und möglichst viele Fakten einzuholen (Versicherungsschutz etc. - den brauchst du ja nicht nur im Falle einer Thera). Lebensberatung kann da sicher ein guter weiterer Schritt sein - und dann wirst du ja sehen, wie es dir damit geht.

Was mir bei euch nicht klar ist: wie geht ihr miteinander um? Wie redet ihr miteinander? Wie offen könnt ihr miteinander sein? Beherrscht ihr eine Kommunikation, die den Partner nicht verletzt?

Gruß von der Mittwochsdepri
mini
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Registriert: 6. Jan 2006, 09:59

Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von mini »

>Was mir bei euch nicht klar ist: wie geht ihr miteinander um? Wie redet ihr miteinander? Wie offen könnt ihr miteinander sein? Beherrscht ihr eine Kommunikation, die den Partner nicht verletzt?

Liebe Mittwochsdepri,

kurz noch, bevor ich mich ein bißchen an mein Buch mach:

Es ist halt nun wieder mal eine Aussage von mir, ohne daß er dazu hier Stellung nimmt, aber ich kann denke ich guten Gewissens sagen, daß es ziemlich verletzende "Gespräche" waren, die vorallem die letzten Wochen prägten.

Da kamen Sätze wie "Jetzt weiß ich, was ich an meiner Ex hatte" (das hat er ihr auch so gesagt...), unentwegtes Höreraufknallen oder ein "Jetzt nicht!" ohne einen Hinweis darauf, wann wir dann bitteschön mal telefonieren können... "Man kann dich doch nicht auf die Menschheit loslassen!" (Hm... und dabei sagt mir das sonst niemand...). Und bei Kritik von meiner Seite ist er mehr als schnell auf 180 und schleudert mir Dinge an den Kopf, die einfach nur boshaft sind und so doch auch nicht stimmen. (Oft tut ihm das hinterher dann leid.)
Vertrauen kann ich ihm auch nicht mehr... neulich kam ein Satz (ob er ernst gemeint war?), daß er mir nicht versprechen könne, mit einer Bekannten, mit der er einen DVD-Abend machte, nichts anzufangen.

Aber warum will ich nicht den Gedanken loslassen, daß in ihm doch noch mehr steckt, als dieser kalte und einfühlungslose Mensch?

Es grüßt lieb und wünscht einen schönen Sonntag:
Lina
Mittwochsdepri
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Registriert: 4. Dez 2005, 06:46

Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von Mittwochsdepri »

Liebe Lina,

ich habe so was geahnt...

Ich als 43jährige Frau mit einem halben Leben Liebes-Erfahrung sage jetzt "einfach" mal: Warum tust du dir das an? Warum lässt du dich demütigen und verletzen?

Mir fällt noch eine Parallele zu Frauen ein, die ihren schlagenden Mann mit den Worten in Schutz nehmen: Aber er hat doch auch seine guten Seiten...

Noch etwas: zu Freundschaft und Liebe gehört Vertrauen.

Verzeih, wenn ich so offen bin...

die Mittwochsdepri
BeAk

Re: Wäre für eure Einschätzung dankbar!

Beitrag von BeAk »

Liebe Lina,

auch auf die Gefahr ihn das Du es wieder falsch verstehst, Du bist für Dein Wohlergehn verantwortlich, nicht Dein Freund.

Und noch ein Zusatz zu meinem Post von oben. Ich bin durch die Jahre lange Belastung, durch die Depression meines Mannes der seine Krankheit verleugnet hat, selber an der Depression erkrankt.
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