Fragebogen vom Therapeuten

[Hopefull]

Hallo zusammen,

ich habe gestern bei meiner ersten Sitzung vom Psychotherapeuten einen ellenlangen Fragebogen zu meinem Lebenslauf (Kindheit, Jugend, familiäres Umfeld etc.), meiner Sexualität, Ängsten, Wünschen und und und mitbekommen.

Er meinte, dass ich diesen alleine ausfüllen und niemandem zeigen soll, damit ich nicht beeinflusst werde. Lesen wird nur er ihn und sonst niemand. So könne er mich und meine Probleme besser einschätzen und die Therapie darauf abstimmen. Diese Vorgehensweise finde ich nicht schlecht.

Hat damit schon jemand Erfahrungen gemacht. War es bei euch auch so?

Bin dankbar für jede Antwort, da ich noch absoluter Psychotherapieneuling bin.

Grüße an alle,
Hopefull

[BeAk]

Hallo Karin,

von Neuling zu Neuling, ja habe auch solche Fragen beantwortet, ingesamt 12 Din A4 Seiten. Aber gebracht hat es mir nicht viel, der Therapeut meinte mir therapeutisch nicht helfen zu können und so habe ich die Therapie nach der ersten Stunde abgebrochen.

Hatte vor einigen Wochen wieder ein Vorgespräch, dieser Thera gab mir keinen Fragebogen, hat mich nur erzählen lassen. Diesmal habe ich ein gutes Gefühl. Allerdings meint er 2mal 50 Minuten reichen um meine Probleme zu bearbeiten. Ich werde ihn überzeugen müssen, das er noch etwas mehr Zeit investieren muß.

[Tinus]

[Dendrit]

Hallo,

ich hatte auch schon mehrere ausgefüllt. Die ersten waren auch so 12 Seiten. Mir sagten auch jeweils die Psychiater, was mir zu persönlich wäre, könne ich weg lassen. Ich hatte auch mal für eine Studie welche ausgefüllt (ca. 825 Fragen - zumindest 2 h Beschäftigung) auch da sagte der Psychiater, ich könne das weg lassen.

Aber mir fiel auf, je öfter ich einen ausfüllte bzw. je besserer es mir ging, desto mehr "Zugeständnisse" - also offener - konnte ich sein.

LG, Manuela

[Delphin]

Ich habe auch so einen Fragebogen von meiner Therapeutin erhalten. Er bestand auch aus bestimmt 15 Seiten. Damit war ich fast 6 Stunden beschäfting. Das hat mir schon gut getan, weil ich das Gefühl hatte einen Anfang gemacht zu haben meine um Probleme zu bewältigen. Meine Therapie mit 25 Sitzungen habe ich jetzt bewilligt bekommen, und es wird in ein paar Tagen los gehen.
Alles Gute Finchen

[Hopefull]

Hallo an alle,

danke für die lieben Antworten.

Mein Fragebogen umfasst 19 Din A4 Seiten und ich bin sehr erstaunt, wieviele Dinge aus meiner Kindheit mir jetzt beim Schreiben wieder einfallen.

Er hilft mir jetzt schon ein bisschen, mit mit meinen Problemen mehr auseinander zu setzen.

Nochmals Danke und bis bald,
Hopefull

[Tini62]

Hallo,
ich habe auch diesen Fragebogen ausgefüllt!

Bea: Wieso kann ein Therapeut nach einer Stunde schon sagen: "Ich kann Ihnen nicht helfen!"
So etwas kann ich nicht verstehen.

Tini

[BeAk]

Liebe Tini,

ich auch nicht.

Habe eine rezidivierende Depression, das heißt sie wird möglicherweise oder warscheinlich wieder auftreten.

Mein Therapieziel ist, mich endgültig zu stabilisieren, meine Traumata zu verarbeiten um soweit wie möglich einer weiteren schweren Episode den Boden zu entziehen. Der Therapeut sagte mir das ich dieses Ziel durch Psychotherapie nicht erreichen könne, sondern nur mit Hilfe dauerhafter Meditation.
Die Therapie sollte 25 Std, ein Jahr lang laufen, ich habe 35 km Anfahrtsweg und das alles für NICHTS. Als er mich dann fragte, ob ich breit bin die Therapie bei ihm zu machen, sagte ich NEIN.

Mein Psychiater und mein neuer Thera sind anderer Meinung und halten eine Therapie im Hinblick auf meine Depression für sinnvoll, so wie ich auch.

[Mittwochsdepri]

Hallo Karin und ihr anderen,

ich habe auch einen solchen Fragebogen ausgefüllt und finde ein solches Vorgehen hilfreich, aus mehreren Gründen:

Zum einen muss man sich intensiv Gedanken über sich und die eigene Situation Gedanken machen und kommt vielleicht schon selbst auf einige Ansatzpunkte einer Therapie. Oder man entdeckt Zusammenhänge, die man vielleicht noch nicht entdeckt oder über die man noch nicht näher nachgedacht hat.

Zum anderen sehe ich es ganz pragmatisch - warum soll ich eine teure Thera-Stunde damit verschwenden, alles zu erzählen? So kann sich der Thera vorbereiten und es kann gleich "losgehen".

Und zum dritten finde ich es ganz gut, in größeren Abständen mal wieder nachzuschauen, was sich evtl. an meiner Situation, Ansichten, Einsichten, Wünschen und Zielen verändert hat. Es hilft mir, die Ziele nicht aus dem Auge zu verlieren (hatte mir meinen Bogen kopiert und so kann ich immer mal wieder nachschauen).

Viele Grüße
eure Mittwochsdepri

[Sesa]

Komisch! Ich musste sowas noch nie machen! Naja, ich werd ja hoffentlich bald den Thera wechseln, dann sehe ich ja, ob ich das mal machen darf. Find ich nämlich auch gut. Aber das bestärkt mich mal wieder darin, das mein Thera bisschen komisch ist.

[Hopefull]

Hab mir meinen Bogen auch kopiert, damit ich immer mal wieder nachschauen kann.

Alleine beim Schreiben hatte ich das Gefühl, dass ich weiß, wo meine Probleme liegen bzw. was der Auslöser dafür sein könnte.

Der Thera hat ihn jetzt vorliegen und ich warte mal ab, was er nächste Woche dazu sagt, wenn er ihn gelesen hat.

Euch allen Danke für die lieben Antworten.
Hopefull

[steppenwolf1]

Musste schon viele Fragebögen ausfüllen und hab die Nase davon voll. V.a. brauchte ich immer ewig dafür (wie für alles) und dann verschwinden die wahrscheinlich in irgendeinem Ordner in ner Schublade.

Gruss, steppenwolf

[Mittwochsdepri]

... aber vielleicht liegt der Wert des Fragebogens ja eigentlich bei einem selbst - wie du an Hopes und meiner Reaktion ja schon gelsesen hast. Für den Therapeuten ist es ja nur ein Anfang. Wer sich jahrelang in Therapie befindet, für den verliert der Fragebogen vielleicht an Bedeutung.
Aber wie gesagt: für mich ist er dann noch wichtig, um ab und zu "Bilanz" zu ziehen.

Viele Grüße von der
Mittwochsdepri

[trude]

Hallo
Ich denke auch, daß der Sinn oder Unsinn eines Fragebogens hauptsächlich bei der eigenen Person liegt. Ich hab den Fragebogen damals gerne ausgefüllt, auch weil ich mich mit meinen Problemen so endlich mal richtig ernst genommen fühlte. Und zuhause, beim Ausfüllen, konnte ich mir die Zeit nehmen mich intensiv auf mich zu konzentrieren und wußte, da ist anschließend jemand der mich in der Therapie begleitet und ich stehe nicht alleine vor dem Scherbenhaufen, den ich auf dem Papier skizziert habe.
Aber das ist individuell sehr unterschiedlich und in welcher Form Personen ihre Probleme besser benennen können, sollte eigentlich diesen auch vorbehalten sein.

Zudem der Trend, auch im psychologischen Bereich, immer mehr auf "bewertbare, vergleichbare und meßbare Diagnostiksysteme" hinausläuft. Und wenn du dann innerhalb einer bestimmten Zeit nicht die erforderliche Punktzahl erreicht hast, wird dein Aufenthalt im Therapiesystem leider beendet.(Sorry für die Polemik, ich quäle mich gerade beruflich damit herum)
Auch wenn für mich persönlich das Ausfüllen des Fragebogens ein wichtiger Anfangsschritt in der Therapie war, wurde es komplett mit überlassen, ob ich das tun will oder nicht. Und das denke ich ist der wichtigste Punkt dabei.

Grüße Trude

[Lioness]

Hallo zusammen,

ich kann mich den Worten hier nur voll und ganu anschließen, was die Bedeutung des Ausfüllens solcher Fragebögen angeht, habe das nun auch 4 x hinter mir. Und das Kopieren kann ich auch nur empfehlen.

Meine ambulanten Theras haben beide gesagt, dass sie die ausführlichen Fragebögen auch für das Gutachten benötigen, dass sie ja anfertigen müssen, wenn es um die Genehmigung bzw. die Verlängerung einer Therapie bei der KK geht!

LG

Lioness

[shionage]

Hallo
habe auch einen Fragebogen ausgefüllt.
Dort kamen Dinge zu Tage die ich schon vergessen hatte.
Ich denke für den Anfang ganz gut.

[Hopefull]

Genau das soll damit wohl auch bezweckt werden. Nämlich dass du Dinge zu Tage führst, die du schon längst vergessen hattest, wahrscheinlich aber mit deinem Problem zu tun haben.

Bei mir war es so. Ich habe die Dinge einfach verdrängt und wollte nicht mehr daran denken. Nun, aber gerade diese Dinge sind sehr wichtig für meinen Therapieerfolg, weil ich sie nie verarbeitet habe.

Ich habe jetzt schon einige Sitzungen hinter mir, wo genau diese Dinge auch angesprochen wurden und kann nur sagen, dass ich schon ein kleines Stückchen weiter bin.

Ich drück euch alle mal ganz lieb.

Hope