Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Data

Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Data »

Hier gehts zum Teil 1:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1133699847


...und hier zum Teil 2:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1134465311


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Erstellt am 15/12/2005 22:47 von Ben1


Hallo Data

hab den Thread nur ein wenig überflogen - da ist ne Menge drin. Ganz kurz meine Gedanken dazu

Ich denke, das es Ziel und Aufgabe jedes Menschen ist, seine männlichen und weiblichen Züge (intern!!!!) so in Einklang zu bringen, das ich mir "von außen" - also über die Partnerschaft, nicht zu viel holen muß. Ich wäre hoffnungslos überfordert, für meine Frau den Gegenpart (das männliche - dafür bin ich zu viel Weichei und zu wenig Hooligan-Schubser)komplett zu übernehmen - und ich würde sie genau so hoffnungslos überfodern, wenn sie meine weiblichen Wesenszüge mitleben müßte.

Ich denke, Menschen spüren instinktiv bei der Partnerwahl, wenn diese Überforderung eintritt (dann, wenn sie einigermaßen gesund sind und weder Macho, noch Megamama sein wollen) und distanzieren sich davon - und das mit gutem Recht.

So glaube ich zumindest.

(Hobby)psychologe

Ben


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erstellt am 15/12/2005 23:06 von Chimera


[geschrieben]

Tach!

Cooler Thread! Aber ich frage mich ernsthaft, ob wir uns mit der Intellektualisierung emotionaler Unerfülltheit einen echten Gefallen tun. Ich mag nicht emotionale Probleme in einen Wesensbereich verlagern, in dem sie nichts zu suchen haben, und habe den Eindruck, daß der menschliche Verstand Teil einer Vermeidungsstrategie ist -- einer Strategie, die letztenendes darauf abzielt, nicht fühlen zu wollen, was man dennoch fühlt, nicht haben zu wollen, was dennoch ist... Weil der menschliche Verstand stets den Ausweg aus dem Schmerz sucht, das Auflösen des Schmerzes jedoch nicht dadurch stattfindet, daß man ihn vermeidet, sondern dadurch, daß man ihn annimmt -- zugleich über den Schmerz hinauswächst. Angst und Verstand sind zwei üble Kumpanen -- las ich und glaube ich...

Könnte ich meine Bedürftigkeit und ebenso meinen Wunsch, geben zu wollen, einfach fühlen, einfach wahrnehmen, mich dafür nicht verurteilen, mich blöde und schwach zu fühlen, wäre doch alles okay, oder? Ich könnte Mensch sein, könnte klar sein, könnte ganz sein -- könnte fühlen, daß es okay ist, daß es "normal" ist, so zu fühlen... Emotionale Reife entsteht nicht durch das Erklären von Gefühlen, sondern durch das Wieder-erleben-Können der wahrscheinlich abgespaltenen Gefühlsdämonen, instead of Niederdrücken dieser angstbesetzten, erlaubnistechnisch nicht fühlbar erscheinenden Gefühle.

Der Kern der ganzen Selbstwertproblematiksgrütze liegt meines Erachtens in der falschen Identifikation, die, vor allem wenn sie noch aus Säuglingszeiten oder sonstig ekligen Kindheitspassagen stammt, nicht so leicht erkenn- und veränderbar ist: Ich denke, Bruder Data, dessen emotionale Probleme einige Parallelen zu den meinigen zeigen, lebt -- wie wahrscheinlich viele von uns -- in dieser falschen Identifikation und brautschaut aus dieser falschen Identifikation heraus. Aus dem erlebten Gefühl des Mangels, des Unzureichendseins, einer wahnideengleichen Fehlidentifikation, die zum Beispiel besagen könnte: "Ich bin nicht liebenswert, die anderen sind es aber, und weil ich fucking und verdammt noch mal aufgrund diverser nicht veränderbarer Eigenschaften niemals die angenommenen Grundbedingen dafür, liebenswert zu sein, erfüllen kann, wird mir das Reich der Liebe lebenslang verschlossen bleiben." Welch trostlose Vision! Wir mögen noch so psychointellektuell daherquatschen, der fucking Kern unseres Daseins besteht (zumindest sacht mir das mein Limbisches System oder so) darauf, dieses komische Gefühl, welches und das wir "Liebe" nennen, möge -- wenn nicht heute, so doch morgen -- erfüllbar sein -- selbstredend trugschlüssigerweise... Und im Grunde isses irgendwie und überhaupt recht egal, warum und wohin sich die Liebe nicht erfüllt -- entscheidend ist nur, daß es sie nicht gibt. Wirkliche Liebe kann in der Abneigung gegenüber dem, was oder wie wir sind, nicht stattfinden. Das Außen kann nicht bereitstellen, was im Innen nicht existiert. Darum, und ich glaube nur fucking darum, erfüllt sich nichts -- beziehungsweise nur Grütze. Womit wir vielleicht wieder bei der auszugsweisen Richtigkeit des Psychogelabers angelangt wären, wenngleich ich nach wie vor glaube, daß Gelaber vom Eigentlichen trennt: Wer weiß, redet nicht -- wer redet, weiß nicht...

Meine eigene Geschichte zeigte mir, daß es depri-technisch irgendwie mittelegal ist, ob man einen Partner hat. Ein Partner kann das substantielle Erleben der Einsamkeit nicht beseitigen -- wie denn auch, wenn man aufgrund von Selbstablehnung nicht den "richtigen" (ich weiß, den gibt's nicht beziehungsweise immer) ordern kann. Wenn ich in einer Partnerschaft nicht als der, der ich bin, geliebt und angenommen werde, sondern nur Projektionsfläche für den anderen darstelle, ein sensibles Kerlchen bin und das somit authentizitätssuchenerweise nicht wegfühlen kann, werde ich mich zurecht ungeliebt fühlen, und ich werde mich mit jemandem rumschlagen müssen, auf den ich gar keinen richtigen Bock habe, den ich mir vielleicht nur aus einsamkeitsnichtmehrertragenkönnenden Motiven in die Hütte geholt habe. Aber ich denke irgendwie nicht, daß der Kern des Problems nur Bedürftigkeit ist. Ich denke, der Kern des Problems besteht darin, sich nicht als der, der man ist, ausdrücken zu können, Reflektion zu erhalten, gespiegelt zu werden, sein wahres Wesen zeigen können. Depressiogen (cooles Caro-Wort) wirkte sich in meiner zum Glück beendeten letzten längeren Beziehung vor allem aus, es in Depri-Phasen nach Möglichkeit vermeiden zu müssen, mein Befinden auszudrücken -- Resultat wäre nur entvalidierendes, unempathisches, rumnörgelndes Dummgetexte gewesen. Heißt also: Wenn ich sage und zeige, was ist, bekomme ich brutal eins auf die Fresse, bin nur als Als-Ob-Persönlichkeit gefragt. Auch ich finde es zum Kotzen, extra-schräg und notorisch down zu sein, muß ich mich jedoch für das, was ich selber gerne beseitigen würde, es aber einfach nicht schaffe, von einem Menschen, der vorgibt mich zu lieben, auch noch blöde antackern lassen?

Bruder Data möchte ich besserwisserischerweise natürlich wieder davor warnen, sich zu sehr in die "Partnerschaft macht glücklich"-Sehnsucht einzugraben, diese ist nach meiner Erfahrung ziemlich trügerisch. Partnerschaft an sich macht nicht glücklich, sie ist eben ein zentraler Baustein -- wenn sie was taucht. Aber tauchen kann sie nur, wenn ich meine eigene Unklarheit ein wenig beseitige. Daß fehlende Liebe an sich (Bedeutet für mich nicht fehlende Partnerschaft!) brutal krank machen kann, muß ich leider selbsterfahrerischerweise bestätigen, habe ich mich doch selbst aufgrund doch des penetranten Fehlens selbiger in den höllisch-quälenden Abgrund manövriert: Weil ich es so wollte.

Ich weiß, daß das ganze hier anzutreffende Psychogeschlabber ziemlich korrekt und fucking schlau ist, und ich setze Teile davon auch in die Tat beziehungsweise den Selbstbezug um, weiß aber ebenso, daß es nur 'ne fucking Krücke bleibt, mit der ich es für 'nen Zeitraum ganz gut aushalte, die Nichterfüllung der Sehnsucht mich aber immer wieder so brutal niederstreckt, daß ich in regelmäßigen Abständen mich und mein Leben zerstören muß. In der Rückschau sehe ich, daß meine Weigerung, meine ekelhaft alltäglichen Pflichten zu erfüllen immer im zeitlichen Zusammenhang mit dem Zerplatzen der Hoffnung, der Wunsch nach Liebe möge sich erfüllen, stand. Keine Aussicht auf Liebe -- kein Bock zu leben... Warum arbeiten? Warum mich um irgendwelchen fucking Kram kümmern, der mich sowieso nicht erfüllt? Ich kann mir nicht mehr einreden, Arbeit, psychospirituelle Bücher und Freundschaften seien genug. Ich wäre gerne in der Lage dazu -- aber es geht nicht, beziehungsweise nur für jeweils kurze Zeiträume.

Sorry, sollte der Beitrag (Darf man das Geschreibsel so nennen?) irgendwie zu "fucking" gewesen sein...


Viele warme Grüße von
Chimera


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erstellt am 15/12/2005 23:44 von Petra (oktober)


Danke für deinen Beitrag, Chimera.

Du sprichst mir aus der Seele.

Wahrscheinlich hast du auch viel Denk- und/oder Rede- bzw. Schreibzeit hinter dir oder lebst noch damit - sonst könntest du deine Einsichten wohl nicht so gut in Worte fassen..., oder (?).

Liebe Grüße,

Petra


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erstellt am 16/12/2005 00:47 von Dietmar (dietmar45)


Hi Chimera,

echt geil, dass Du mal wieder hier bist. Freut mich wirklich, da ich Deine Beiträge immer gern gelesen hab. Ich muss aber gestehen, dass ich von Deinem heutigen Beitrag, sagen wir mal, 50% nicht verstehe und weitere 45% nicht unbedingt teilen kann. Naja, wir denken in Bezug auf Liebe/Partnerschaft vermutlich doch sehr unterschiedlich. Ich befinde mich da eher auf der Linie unseres Bruder Data. Aber auch da sehe ich einige entscheidende Abweichungen. Mir fehlt die Energie, das jetzt alles aufzudröseln.
Ich lese nur immer wieder von der Bedürftigkeit nach Liebe. Aber kaum jemand erwähnt die Bedürftigkeit nach Sex. Da bekomme ich ja fast das Gefühl, damit ziemlich alleine zu stehen. Bei mir stelle ich fest, dass mir mit zunehmendem Alter, Liebe und Partnerschaft immer weniger wichtig wird, ja ich kann mittlerweile sogar ohne dergleichen leben. Und ich bin mir ziemlich sicher, meine Depris nicht von dem Fehlen einer Beziehung bekommen zu haben, sondern von dem Fehlen von befriedigendem Sex und den damit verbundenen unerträglichen Entbehrungen. Was mir zum Verhängnis wurde ist, dass ich Sex immer nur in Verbindung mit Liebe wollte. Heute weiß ich, dass das ein großer Fehler war. Und ich bin gerade dabei, diesen Fehler zu korrigieren.

So, das fiel mir jetzt gerade dazu ein und ich schick das mal schnell ab, auch wenn ich mich morgen wahrscheinlich darüber ärgern werde.

Viele Grüße

Dietmar





 
Data

Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Data »

Hallo Andreas!

Der Unterschied, auf den ich hinaus wollte, liegt in der -schwierigen- Abgrenzung von "Lieben" und "Brauchen".

In den letzten Stunden und Tagen habe ich viel über den Unterschied zwischen Lieben und Brauchen nachgedacht, und ich muss sagen, dass ich das beides – zumindest bzgl. einer Partnerin – nicht so recht trennen kann. Ich liebe z. B. meinen Bruder, aber ich brauche ihn nicht. Wenn ich ihn ein paar Wochen nicht sehe, fehlt mir nichts. Aber eine Partnerin? Ich glaube, wer sich nach (s)einem Partner sehnt, der braucht ihn auch, oder umgekehrt, wer (s)einen Partner nicht braucht, der wird ihn auch nicht (schmerzhaft) vermissen, wenn er nicht da ist. Kann man aber in letzterem Falle noch von Liebe sprechen? Ich denke, man sollte das Brauchen nochmals unterteilen in gesund/normal und krank/abhängig. In einer Beziehung überlappen sich Lieben und gesundes Brauchen zu großen Teilen, würde ich sagen.

Ich habe viele Jahre als Junggeselle gelebt und – entschuldige – dabei nicht annähernd solche Schmerzen erlebt wie Du. Ich wundere mich vielmehr, dass ich meine Beziehung überhaupt aushalte... denn imgunde bin ich dafür gar nicht so recht geschaffen. Ich neige bei vielem, was mir (zu) gut tut, zur Sucht.

Den ersten Teil deiner Aussage (keine Schmerzen, Beziehung kaum aushalten) interpretiere ich so, dass du eigentlich keine Beziehung brauchst, ja fast ablehnst. Der zweite Teil klingt für mich jedoch so, als hättest du Angst, nach einer Beziehung bzw. deiner Partnerin süchtig, d. h. von ihr abhängig zu werden, weil sie dir so gut tut. Liegt darin nicht ein Widerspruch?


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Hallo Lee!

Du immer mit deinem Sublimieren ... Wenn ich mich recht erinnere, ist das ein Ausdruck aus der Psychoanalyse und bedeutet "Schmerz umwandeln".

sub|li|mie|ren [lat.]: 1. a) auf eine höhere Ebene erheben, ins Erhabene steigern; verfeinern, veredeln; b) einen [unbefriedigten Geschlechts]trieb in kulturelle, künstlerische o. ä. Leistungen umsetzen (Med., Psychol.). 2. ...

...zum ersten Mal eins meiner Manuskripte verkaufen können.

Geil! Wie heißt das Buch?

Ebenso sehe ich eine Paarbeziehung und Kinder als ein Geschenk, eine Bereicherung meines Lebens. Ich laufe nicht Amok, wenn ich sie nicht "habe". Wenn ein Mann daherkommt, der im positiven Sinne passt, super. Wenn ich ihn nicht treffe, auch ok.

Klingt gut. So sollte es sein. Ich besitze nicht diese vorbildliche Lockerheit. Man kann sich das durchaus mal für eine gewisse Zeit einreden, niemanden zu brauchen, das habe ich auch schon geschafft, aber es funktioniert nicht auf Dauer, das Bedürfnis nach Nähe wird irgendwann wieder durchbrechen, wenn man mit diesem "Trick" nichts erreicht, d. h. keinen Partner gefunden hat. Ich bin bisher auch nicht Amok gelaufen, aber es ist absolut nicht okay, wenn ich keine passende Frau finde.


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Hallo Acedia,

freut mich, dass wir auch mal wieder das Vergnügen haben.

Leider kann ich auf das Mutterthema jetzt nicht eingehen, dass würde erstens viel zu weit führen und zweitens passt es auch inhaltlich nicht hier her, wie ich finde. Es wäre aber mit Sicherheit einen eigenen Thread wert, vielleicht eröffnest du einen solchen?


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Hallo Ben,

vielen Dank für deine Meinungsäußerung und dein Erscheinen hier im Thread, dies war für Bruder Chimera vermutlich der entscheidende Grund, sein Schweigegelübde zu brechen, weshalb er nun wieder der Verdammnis anheim fallen wird...


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Wohl Euch, Bruder Chimera! Was verschafft mir die Ehre?

Aldor, dass'sch dass noch orlähbm dorf...isch gloubs ja ni...da gomm mior glei di Drähn...abor du haddsd dor soune schöine Bousdingzoahl... Isch ganns ürschndwie ni ganns begreifn, wie mor sisch sowas schöines freiwillisch gabutt machn gann, un oh nor gurz vor Weihnachdn...

...das Auflösen des Schmerzes jedoch nicht dadurch stattfindet, daß man ihn vermeidet, sondern dadurch, daß man ihn annimmt -- zugleich über den Schmerz hinauswächst.

Wie gehdn das?

Könnte ich meine Bedürftigkeit und ebenso meinen Wunsch, geben zu wollen, einfach fühlen, einfach wahrnehmen, mich dafür nicht verurteilen, mich blöde und schwach zu fühlen, wäre doch alles okay, oder?

Nein, leider nicht. Müsste ich meine Bedürftigkeit und ebenso meinen Wunsch, geben zu wollen, einfach NICHT fühlen, DANN wäre alles okay. Denn dann würde ich mich auch nicht schwach und blöde fühlen. Ich verurteile mich aber nicht deswegen, den ich habe in meinen Augen nicht wissentlich einen Fehler begangen. Nur habe ich manchmal das Gefühl, es bald nicht mehr aushalten zu können (und in solchen Momenten hält mich vom praktischen Herumexperimentieren wohl nur der Gedanke an den Schmerz meiner Mutter ab, den ich ihr ggf. damit bereiten würde, aber wer weiß, vielleicht ist das auch nur vorgeschoben und ich wäre dann doch zu feige dazu, eines Tages werde ich es wissen, wenn es so weiter geht), und deshalb verurteile ich höchstens den lieben Gott, weil er nicht verhindert hat, dass meine Eltern sich begegnet sind. Wenn ich wenigstens auf Gottes Zorn rechnen könnte, dann würde ich fluchen, bis mir die Stimmbänder versagen, aber leider hilft das alles nix...

...sondern durch das Wieder-erleben-Können der wahrscheinlich abgespaltenen Gefühlsdämonen

Ich erlebe die ungestillte Sehnsucht der letzten 25 Jahre leider fast jeden Tag wieder, das ist das Schreckliche, ich würde es gern abspalten können.

Ein Partner kann das substantielle Erleben der Einsamkeit nicht beseitigen

Wenn es der falsche Partner ist oder man sich irgendwann nicht mehr versteht, dann kann es der Partner nicht (mehr), nein. Und mir ist auch aufgrund eigener Erfahrungen durchaus klar, dass gemeinsam einsam schlimmer sein kann als allein einsam. Aber meist ging dieser gemeinsamen Einsamkeit irgendwann mal eine gute Zeit voraus. Und diese gute Zeit, die möchte ich wenigstens EINMAL erleben. Denn irgendwie glaube ich, dass mir diese Erfahrung – allen Unkenrufen zum Trotz – Entscheidenes geben würde für's Leben, und wenn es nur die Enttäuschung darüber wäre, dass es sich doch nicht anfühlt wie im Paradies...

Bruder Data möchte ich besserwisserischerweise natürlich wieder davor warnen, sich zu sehr in die "Partnerschaft macht glücklich"-Sehnsucht einzugraben, diese ist nach meiner Erfahrung ziemlich trügerisch. Partnerschaft an sich macht nicht glücklich, sie ist eben ein zentraler Baustein...

Besserwisserisch hättest du wohl gern, wie? Nein, Bruder Chimera, ich schrieb in einem anderen Posting weiter oben schon, dass mir das völlig klar ist und ich es genauso sehe, und du weißt eigentlich auch, dass ich das weiß...

Aber taugen kann sie nur, wenn ich meine eigene Unklarheit ein wenig beseitige.

Ja, natürlich, nichts anderes behauptet ja die "Psycho-Fraktion" hier im Thread und überall.

Aber schauen wir uns doch mal die Unklarheit genauer an, worin besteht sie in meinem (und ja wahrscheinlich auch in deinem) Falle konkret? Darin, dass ich keinen Job habe, nicht mein eigenes Geld verdiene, keine Familie ernähren kann, mit anderen Worten, nur die unterste Rangstellung im sozialen Gefüge einnehme. Dieser Umstand bedingt wiederum, dass auch ich selbst mich superbeschissen und minderwertig fühle. Durch dies alles wird eine potentielle Partnerin natürlich abgeschreckt. Aber was heißt "durch dies alles" denn nun genau, wodurch wird sie denn eigentlich abgeschreckt? Ich denke, es ist weniger meine – durch das Gefühl des Gesellschaftlich-nichts-wert-Seins noch weiter gestiegene – emotionale Bedürftigkeit, sondern vielmehr ihre eigene Angst, sie könnte sich mit mir einen Habe- und Taugenichts ans Bein binden, den sie schlimmstenfalls auch noch mit durchfüttern muss, und der somit ggf. auch für die Aufzucht der Jungen mangels bestehender materieller Sicherheiten völlig ungeeignet ist. Mein Wesen spielt bei dieser "Eignungsprüfung" keine oder nur eine untergeordnete Rolle, es sei denn, es lässt sich nicht vermeiden, dass man sich aufgrund widriger bzw. glücklicher Umstände zwangsweise öfter über den Weg läuft und sich somit näher kennenlernt, was aber wiederum meist nur auf einer Arbeiststelle passiert, die ja aber gerade nicht vorhanden ist. Ansonsten nämlich wird ein Mann, dessen materiell-soziale Rahmenbedingungen nicht stimmen, und der nicht gleich auf den ersten Blick sofort alle Herzen für sich gewinnt, weil er aussieht wie Brad Pit, von Frauen, die nicht selbst auch emotional sehr ausgehungert und deshalb zu Abstrichen bereit sind, keines zweiten oder gar dritten Blickes gewürdigt, und ich wirke nun mal erst auf den zweiten Blick. (Na immerhin!  ) Ohne Job habe ich also kaum eine Chance, eine Partnerin kennenzulernen, deren eigene Liebeshungrigkeit nicht mindestens so riesengroß ist wie meine (was mich zwar prinzipiell vermutlich nicht stören würde, ABER... [und das lasse ich jetzt besser weg, jeder denke sich selbst seinen Teil]), allerdings eben bei weitem nicht nur wegen meiner abschreckenden gesteigerten emotionalen Bedürftigkeit ('sch meene, da gommd gehn Gomma), wie immer wieder ausschließlich propagiert wird, sondern schlicht und einfach auch wegen Ansehens- und Geldmangel. Sou sidds aus. Mergdseusch, Gindors. Frauen wollen aufschauen können. Aufschauen wohin? Zum Kopf und zum Hirn, ja. Auch. Vor allem aber zur gesellschaftlichen Position eines Mannes, welche er sich einzig und allein durch seinen Job erkämpfen kann, von den paar Firmenerben, Lottogewinnern und Adligen, die kraft ihrer Brieftasche oder von Geburt an eine gehobene soziale Stellung innehaben, einmal abgesehen.

So, und das Schlimme an diesem ganzen, beschissenen Schlamassel ist nun eigentlich nicht das Schlamassel selbst, denn der ist quasi Naturgesetz, so, wie z. B. das unvorstellbar grausame Verhalten eines Löwenmännchens, das nach einem gewonnenen Kampf gegen seinen rivalisierenden Vorgänger auch gleich dessen Nachkommen ausrottet, indem es sofort versucht, die Jungen seiner zum Begatten auserkorenen Herzensdame totzubeißen; dies tut er aber nicht aus Grausamkeit, sondern weil sonst das Löwenweibchen gar nicht erst wieder läufig wird und er somit seine Gene nicht fortpflanzen könnte. Die Natur hat es nun mal so eingerichtet, auch wenn dieses Verhalten aus menschlicher Sicht entsetzlich grausam ist. Hart und ungerecht ist die Natur im Übrigen auch für den Menschen, was aber die Depris meist nicht wahrhaben wollen, verständlicherweise, stattdessen wird halt psychologisiert, intellektualisiert und sublimiert.

Also, das Schlimme an obigem Schlamassel ist, DASS ICH ES ERST JETZT ZU BEGREIFEN BEGINNE! Jetzt, wo ich 25 Jahre meines Lebens mit Träumen an eine "unnatürliche, weiche" Welt versäumt habe und damit in einen kaum noch aufholbaren evolutionären Rückstand geraten bin. (Das kann ja echt nicht wahr sein, ähnliche Worte sagte mir schon vor längerer Zeit mal eine böse, böse Hexe im dunklen, dunklen Wienerwald. Die wird sich jetzt aber freuen.  )

Nun möchte ich niemandem (auch mir nicht) die alleinige Schuld daran geben, dass ich erst jetzt die Welt zu verstehen beginne, und Schuldzuweisungen helfen mir ja auch nicht wirklich weiter. Ich muss jetzt halt einfach sehen, wie ich mich am besten in die Lage versetzen kann, diesen Entwicklungsrückstand wieder etwas aufzuholen.

Es tat aber gut, mir diese Gedanken mal von der Seele zu schreiben. Also weiter im Text.

...die Nichterfüllung der Sehnsucht mich aber immer wieder so brutal niederstreckt...

Du meinst jetzt aber nicht doch ganz zufällig die Sehnsucht nach einer Partnerschaft? Oder zumindest nach einer Frau? Nu hörema, mior gannsdes dor saachn...


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Hallo Dietmar,

mein Bedürfnis nach Sex ist natürlich auch vorhanden. Aber glücklicherweise habe ich es auch schon ein wenig ausleben dürfen in den letzten 11 Jahren (und es hat auch nachgelassen, was hoffentlich an meinem seelischen Zustand liegt). Bevor ich zum ersten Mal Sex hatte (mit Ende 27 oder so), da hat mich der Wunsch danach fast umgebracht. Nun sehne ich mich nicht mehr so brutalstens nach Sex wie damals, denn ich hatte ihn ja immerhin, und teilweise auch wirklich guten. Was ich nun noch diesbezüglich erleben möchte, wäre das, was du auch immer angestrebt hast, also Sex mit einer Frau, in die ich auch selbst total verliebt bin bzw. die ich mit ganzem Herzen liebe, das war nämlich bisher nie so ganz der Fall... Tja, vielleicht ist das ein utopischer Wunsch. Ich mag die Hoffnung darauf aber noch nicht aufgeben.


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Scheiße, von wegen pünktlich im Bett...


Geschwisterliche Grüße in die Runde,

Data
Lee
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Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Lee »

Guitaranderl

Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Guitaranderl »

>In einer Beziehung überlappen sich Lieben und gesundes Brauchen zu großen Teilen, würde ich sagen.

gohnz sischär, mon Data,

vielleicht können wir mal "lieben" und "brauchen" im Beziehungszusammenhang unter zeitlichen Aspekten betrachten. Ich glaube, das "brauchen" (i.S. von es fehlt was) bezieht sich vielleicht auf die Vergangenheit, bzw. etwas ungestilltes aus der Vergangenheit; eben jenes 2:4 im Finale von Wimbledon 1966, was heute nicht mehr ausgeglichen werden kann. Da können wir aufstellen, wen wir wollen.
Das zweite Ding ist ja die Perspektive: Lieben ist aktiv und nach außen gerichtet; brauchen zielt auf eine Handlung nach Innen ab. Aber was schwafel ich hier rum... Du hast das doch viel besser auf den Punkt gebracht:
>Mir wird gerade klar, dass mich die Schmerzen der Vergangenheit eigentlich noch viel mehr quälen als die der Gegenwart. Und ich glaube, ich sehne mich genau deshalb so sehr nach einer Beziehung, weil ich darin das einzige Betäubungsmittel sehe, was gegen diese Schmerzen hilft

>Den ersten Teil deiner Aussage (keine Schmerzen, Beziehung kaum aushalten) interpretiere ich so, dass du eigentlich keine Beziehung brauchst, ja fast ablehnst. Der zweite Teil klingt für mich jedoch so, als hättest du Angst, nach einer Beziehung bzw. deiner Partnerin süchtig, d. h. von ihr abhängig zu werden, weil sie dir so gut tut. Liegt darin nicht ein Widerspruch?

Zum ersten Satz: Ja, damals (vor 20 Jahren) war das so.
JETZT hast Du mich erwischt: ich BIN ein wandelnder Widerspruch; meine Ambivalenz ist mein Fluch und mein Segen. Ich lebe nur in einer Beziehung, weil mein Weib so unglaublich gefestigt ist, dass sie mich erträgt; ich selbst würde mich kaum ertragen.. Ich habe keine Angst, beziehungsabhängig zu werden; ich BIN es. Was glaubst Du denn, wozu ich Therapie mache? Ich habe - wie viele von uns Männan- größte Probleme mit dem Spannungsfeld aus Bindung und Autonomie. Ich muss da tüchtig nachsitzen. Am Eingang der Schule steht im übrigen "Psychotherapie"...

>...das Auflösen des Schmerzes jedoch nicht dadurch stattfindet, daß man ihn vermeidet, sondern dadurch, daß man ihn annimmt -- zugleich über den Schmerz hinauswächst.

>Wie gehdn das?

Wunderbar gesagt, Chimera!
Indem Du Dich entscheidest, stehenzubleiben und Dich zu stellen! Ich kann Deine Trauer allein anhand Deiner Worte nachempfinden, sehe aber auch gleichermaßen ein gewaltiges Abwehrbollwerk aus Witz, Charme und manchmal auch Aggressivität.. (NUR MEIN EINDRUCK..bitte nich haun..)

>Es wäre aber mit Sicherheit einen eigenen Thread wert, vielleicht eröffnest du einen solchen?
Trifft das nicht auch für die Entwicklung hier zu. Wir sind ja wieder bei Liebe, Beziehung und ein bißchen Sex, soweit wir nicht sublimieren, gelandet..

Es grüßt Euch aus dem windigen Hamburg
der Anderl
Guitaranderl

Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Guitaranderl »

>auf Hamburg 1

Moment mal.. sind wir etwa "Nachbarn"??


>Das Argument "ohne Moos nix los" ist - mit Verlaub - Quatsch
Das möchte ich unbedingt bestätigen. ICH war derjenige, der geglaubt hat, dass sich keine Frau mehr für mich interessieren würde, weil ich ein geschiedener Looser auf seinem lila 28er mixed-Rad war. Pures Selbstmitleid. Meine Freundin hingegen, war völlig fasziniert, wie intensiv ich mit meinen Dämonen kämpfe. Mein inneres Konto interesierte sie; nicht mein Giro oder meine Hemden von Aldi..

>Das Leben verläuft in Wellen, Schmerz kommt, Schmerz geht. Beziehung kommt, Beziehung geht. Niemand ist dauerhaft glücklich. Allenfalls zufrieden.

Nennt man dieses Scheiß nicht "Erwachsensein"..?

sei sehr herzlich aus Wandsbek gegrüßt, Lee
Andreas
Tine
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Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Tine »

Hallo Zusammen,

nur ein kurzer Beitrag bezüglich des Sublimierens.
Sublimierung ist selbstverständlich keine Technik zur Depressionsbekämpfung oder zur Überwindung des Leides bei nicht erlebter Beziehung.
Laut Freud fällt die Sublimierung unter die Kategorie der Unlustvermeidung. Unlustvermeidung als ein Element innerhalb der Relativierung des Glücksbegriffes. Glück kann ja auch verstanden werden als die Abwesenheit von Unlust. Wenn es mir nun also nicht möglich ist, Glück zu erleben, bleibt mir als Alternative die Vermeidung von Unlust.
Unerfüllte Bedürfnisse und Triebe sind allerdings größte Unlustfaktoren. Finden sie keine Befriedigung, wird das Leid darum übermächtig und lebensbestimmend. Im größten Sumpf wird es schwer sein, Bedürfnisse zu sublimieren, oder wie Freud es in Bezug auf das Sexualleben formulieren würde, seine Libido zu verschieben. Im Grunde ist beides eine Möglichkeit mit Trieben umzugehen, bevor deren Nichterfüllung zum Lebensdämon wird.
Allerdings, um bei Freud zu bleiben, sieht auch er in dem Wagnis der Liebe die vollkommenste Möglichkeit Glück zu erleben. Allerdings ist auch hier die Gefahr des Leides am größten. "Niemals sind wir ungeschützter gegen das Leiden, als wenn wir lieben, niemals hilfloser unglücklich, als wenn wir das geliebte Objekt oder seine Liebe verloren haben."

Was aber nun, wenn ein solches 'Objekt' nicht einmal in Sichtweite ist?
Wer es nicht schon vorher geschafft hat, seine Bedürfnisse zu sublimieren, zu kontrollieren oder völlig zu unterdrücken (aber ich gehe mal davon aus, dass unter uns hier keine Fakire weilen) hat eindeutig schlechte Karten. Sich selbst so zu lieben, dass man keinen anderen Menschen mehr braucht, der das tut, ist doch auch eine Form der Verschiebung. Solange wir uns vormachen, dass das der natürliche Ablauf ist: Sich selbst lieben, dann lieben uns auch andere; kommen wir auch nicht aus dem Dilemma. Es verschlimmert sich. Zu der schmerzlichen Tatsache, nicht geliebt zu werden, kommt dann auch noch der indirekte Vorwurf, sich selbst nicht genug zu lieben, und somit diesen Weg für andere nicht gangbar zu machen.

Dann sind wir soweit, dass wir uns an allen Ecken schuldig fühlen. Wir sind nicht liebenswert für andere, das sind wir nicht, weil wir zu dämlich und zu schwach sind uns selbst zu lieben, und das wiederum sind wir ja, weil wir eben nicht liebenswert sind.
Wie kommt man da raus?
Meiner Meinung nach, indem man seine natürlichstes Bedürfnis, nach der körperlichen und geistigen Nähe eines anderen Menschen, endlich nicht mehr als Ich-Schwäche begreift, sondern als Zeichen einer funktionierenden Instinktfähigkeit und als Zeichen einer nicht degenerierten Natürlichkeit.

Viele Grüße
Tine
rita63
Beiträge: 18
Registriert: 27. Jul 2005, 19:26

Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von rita63 »

Hallo

so ganz neu bin ich nicht im Forum, hab aber bisher nur unter Pharmakotherapie gelesen und geschrieben, und das ist auch schon eine Weile her.

An dem Thread "sich selber lieben und wertschätzen" bin ich "hängengeblieben" - es stand soviel darin, was mich berührt hat.
Diese scheinbar unstillbare Sehnsucht (ja wonach eigentlich genau???), dieser unglaubliche Schmerz, der nicht aufhören will, auch wenn ich nicht in einer Depression bin (oder bin ich permanent darin?), das Gefühl, es reicht nie, ist nie genug - Data nannte es in einem seiner Beiträge, es käme ihm vor wie der Trostpreis (sich selber lieben und wertschätzen).

Diese unstillbare Sehnsucht - ich bin ein Mensch mit vielen Süchten: nach Kaffee, Zigaretten, Berührungen, Liebe, die Liste ließe sich fortsetzen. Ich bin maßlos, komme mir vor wie ein Fass ohne Boden. Eine Zeitlang kann ich relativ gut damit leben, aber in einer Krise wird das Ausmaß sehr deutlich, daß ich nie genug bekomme. Ich lebe in einer Beziehung seit über 15 Jahren, habe drei Kinder, uns geht es materiell gesehen einigermaßen gut. Die Grundbedürfnisse sind also befriedigt (danke für die Pyramidendarstellung!), und doch bin ich zutiefst unglücklich.
Das war ich schon als Kind, und tiefenpsychologisch weiß ich seit langem, was diese Sehnsucht/diese Schmerzen verursacht haben kann. Das erklärt aber nicht, warum es bei mir so ist und bei anderen Menschen nicht. Mir kommt es so vor, als sei ich mit dieser Melancholie/Traurigkeit geboren, als gehöre der Schmerz seit jeher zu mir, egal was ich mache, was ich verändere.

Seit ein paar Monaten beschreite ich einen neuen Weg, und ich weiß noch nicht, wohin die Reise gehen wird.
Im Sommer habe ich aufgehört, Alkohol zu trinken, weil Alkohol meine Depressionen nur verschlimmert hat. Ich habe Hilfe bei AA-online gesucht und auch gefunden, aber feststellen müssen, daß Alkohol bei mir nicht das Hauptproblem ist, sondern eben dieses (Depression) nur verstärkt.
Seit Juli nehme ich nun AD, ich kann wieder ein wenig schlafen, doch die Probleme lösen sich nicht auf, sondern ich habe das Gefühl, es werden immer mehr Aus dem Suizidkreisel bin ich vorerst raus, das wenigstens habe ich geschafft.

Gemeinsam einsam - im tiefsten Inneren weiß ich, daß meine Sehnsucht nie gestillt werden wird, daß ich immer einsam sein werde, letztendlich. Mir fällt dazu immer ein Satz von Augustinus ein: unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.
Ich weiß nicht, ob ich jemals die Traurigkeit verlieren werde, die mich mein Leben lang begleitet hat. Aber ich würde gerne damit so leben können, daß es nicht immer wieder unerträglich wird für mich.

"Solange wir uns vormachen, dass das der natürliche Ablauf ist: Sich selbst lieben, dann lieben uns auch andere; kommen wir auch nicht aus dem Dilemma. Es verschlimmert sich. Zu der schmerzlichen Tatsache, nicht geliebt zu werden, kommt dann auch noch der indirekte Vorwurf, sich selbst nicht genug zu lieben, und somit diesen Weg für andere nicht gangbar zu machen. Dann sind wir soweit, dass wir uns an allen Ecken schuldig fühlen. Wir sind nicht liebenswert für andere, das sind wir nicht, weil wir zu dämlich und zu schwach sind uns selbst zu lieben, und das wiederum sind wir ja, weil wir eben nicht liebenswert sind."

Danke Tine, Du hast das Dilemma hervorragend beschrieben!

Liebe Grüße

frenchy
Lee
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Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Lee »

Clown
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Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Clown »

Andy at his best!

Was du an Data schreibst, finde ich total überzeugend, mich hast du damit erreicht!

Respekt, Gorilla

Irgendwie freut mich heute morgen vieles ...

Lieben Gruß, Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
heike56
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Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von heike56 »

Hallo Ihr Lieben,

wenn das mit der Liebe und Selbstliebe so einfach wäre, warum sind dann schon sooooo.... viele Bücher darüber geschrieben worden. Schon in der Bibel taucht es auf, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. (bin nicht Bibelfest, aber das ist hängen geblieben).
Erich Fromm schrieb über die Kunst des Liebens etc.

Liebe ist ein Wort mit sehr unterschiedlichen Bedeutungen, aber es gibt kein Maß dafür.

Ich finde es interessant, wenn man den Begriff Liebe durch, für etwas Sorge tragen, (im positiven Sinne) ersetzt.

Da bekommt der Begriff der Selbstliebe eine ganz andere Bedeutung. Für mich selber Sorge tragen, mit mir selber sorgfältig umgehen, das könnte für mich Selbstliebe bedeuten. Genau so, wie auch mit anderen Dingen oder Wesen, die ich liebe, sorgfältig und fürsorglich umgehe.

Und ich finde mit mir selber fürsorglich umzugehen ist eine Riesenaufgabe und wird oft durch äußere Umstände sehr erschwert.

Auch Grenzen ziehen, sich abgrenzen können, gehört dazu.

Liebe Grüße in die Runde

Heike 47
Chiron
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Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Chiron »

Hallo Ihr Lieben,

es wurde viel zum Thema Partnerschaft und Sehnsucht danach geschrieben.
Kann es nicht sein, dass Liebe geben und fühlen gleichzeitig auch Selbstliebe beinhaltet?
Wenn ich meinen Partner liebe, überkommt mich ein warmes schönes Gefühl und auch ich fühle mich geliebt.

Uups, jetzt kommt sicher wieder die Frage:"Was tut man ohne Partner?"

Liebe hat viele Gesichter. Auch ein Lächeln eines Unbekannten kann warme Gefühle erzeugen.
Freundschaften können Wärme bewirken.

Partnersuche:

Es gibt mehrere I-net Partnerschaftsagenturen.
Warum nicht einfach mal dort anmelden?
Damit will ich sagen, werdet aktiv wenn Ihr den Traumpartner noch nicht gefunden habt.
Klärt aber vorher genau ab, was Ihr eigentlich sucht. Ist das Partnerprofil überhaupt realistisch oder zu hoch gegriffen? So nach dem Motto, sie sollte mindestens so schön wie Claudia Schiffer sein oder so attraktiv wie Brad Pitt.
Data schrieb:"... ich bin der Mann auf den 2.Blick."
Es gibt auch Frauen auf den 2.Blick.
Vielleicht machen sich das alle Partnersuchenden mal klar und versuchen nicht nur in jedem gegengeschlechtlichen Wesen, das dem gerade gültigen Schönheitsideal entspricht, den potenziellen Traumpartner zu sehen.
Dadurch wird man lockerer und erhöht seine Chancen auf eine Partnerschaft ganz gewaltig.

@Data
Was nützt Dir eine Frau, die nur auf Äußerlichkeiten setzt?
Wärmt ein dickes Bankkonto?
Kann es Liebe, Anerkennung oder Zuneigung geben?
Setz mal mehr auf Deine inneren Werte und lass sie die Frauen auch erkennen.
Das heißt, verschanze Dich nicht länger hinter coolen Sprüchen.
Zeige auch mal Dein weiches Herz.

Alles Liebe und Gute für Euch,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Lee
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Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Lee »

Guitaranderl

Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Guitaranderl »

>Täusche ich mich oder gibt es eine Riesenpalette an unangenehmen Gefühlen aus den Bereichen Angst, Trauer, Wut - und die angenehmen Gefühle (Bereich Freude) nehmen sich dagegen bescheiden aus? Wenn ich mir das angucke, verstehe ich, warum Freud (übrigens auch "gestört" ...) den Menschen auf Triebe reduziert hat.

Liebe Altona-Lee
(Mensch, ich war gerade Mittwoch bei Sister Soul im Altonaer Theater... )

DA setzt für mich genau dieses Ding ein, was super gegen Depressionen wirkt: Selbstwirksamkeit als eine der Vorstufen zu Selbstwertgefühl!
Es liegt meiner Erfahrung nach auch in unserer Hand, bzw. Macht, Wertigkeiten anders zu setzen. Wir können uns auch bewusst dazu entscheiden, das Positive zu sehen und zu BEwerten. Komischerweise machen wir das häufig nur mit negativen Dingen, besonders IN der depressiven Phase. Dennoch ist das Gefühl der Bemächtigung, also Wirksamkeit meiner eigenen Handlung oder Bewertung einer der Königswege aus der Depression heraus; wider die so verhasste Ohnmacht oder das Gefühl dessen.

Das Schlechtmachen und Schlechtreden ist eine inzwischen beliebte German Krankheit, gell. In diesem Klima ist es nicht leicht, ganz bewusst eine andere Richtung einzuschlagen.. Und beizeiten habe ich auch das Gefühl, es macht gerade uns Deutschen so richtig Wonnen, wenn wir uns im Dreck suhlen können. Wobei offenbar alles Dreck zu sein hat, was nicht perfekt ist oder läuft... Perfektionismus, DIE ideale Basis für die kollektive und damit auch individuelle Depression.

>Irgendwie freut mich heute morgen vieles ...
Clown, wo kommen wir denn da hin? keine Sorge, das vergeht wieder.... hahahah (und Danke!)

es grüßt aus dem sonnig schmuddeligen Hamburg
Andreas
triste
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Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von triste »

hallo alle, data, chimera

auch wenn mir die Zeit fehlt, alles hier zu lesen, so habe ich doch den gesamten thread ausgedruckt um ihn mir nä. Woche bei einer langen Zugfahrt `reinzuziehen. Denn das Thema fixt mich schon ganz schön an.
Ich gehöre seit der Krankheit ja auch zur Fraktion der vermurksten Verzweifelten, der verschrobenen Verschollenen, aber mich trennen da so ein paar Ansichten von denen der Herren Datus und Schimerus.
Ich möchte meine Gedanken hier gar nicht groß verbreiten, aber zwei Schilderungen hier sind mir als so grundsätzliche Sackgassen aufgestossen, dass ich Einspruch erhebe, erheben muß!
Data, es kann einfach nicht sein, dass Du wirklich dieser Meinung bist: dass man toll aussehen muß, erfolgreich im Beruf und /oder ein fettes Bankkonto haben, um auf dem Liebesmarkt eine Chance zu haben. Es beleidigt mich als Frau, dass Du folgendes wirklich zu glauben scheinst:

"Frauen wollen aufschauen können. Aufschauen wohin? Zum Kopf und zum Hirn, ja. Auch. Vor allem aber zur gesellschaftlichen Position eines Mannes, welche er sich einzig und allein durch seinen Job erkämpfen kann, von den paar Firmenerben, Lottogewinnern und Adligen, die kraft ihrer Brieftasche oder von Geburt an eine gehobene soziale Stellung innehaben, einmal abgesehen."

Das ist doch dumm.
Unser Wesen ist es doch, das andere für uns einnimmt. Was wir selber als hässlich an uns empfinden, betrachtet ein anderer gerade als schön, als besondere Qualität.
Nun ist das Wesen der Depressiven zwar krank und geschwächt und kann deshalb nicht strahlen und andere bezaubern.
Wie man das ändert, ist hier bereits mehrfach geschrieben worden: Do it yourself.
Das Suchen von Gründen im Äusseren ist ein absoluter Trugschluss, mit dem man sich selbst Knüppel zwischen die Beine wirft.
Und den Grund des Alleinseins darin zu sehen, dass man (vermeintlich) nicht allzu hübsch, reich und erfolgreich ist, ist - verzeih´- einfach eine Selbstlüge.

Du wirst es jetzt lästig finden, wenn ich Dir sage:
Du mußt bei Dir anfangen, nicht beim (weiblichen) Gegenüber.
Nicht diese Fokussierung auf das Thema
Einsamkeit und Partnerlosigkeit, denn das führt doch zu keinem Ergebnis, wenn Du mal ehrlich bist.
O.K., sich hier auskotzen, mal alles rausfliessen lassen an Leid und Schmerz und Wut, ist in Ordnung. Sich mal ein bißchen Anteilnahme Gleichfühlender abzuholen, ist auch legitim. Aber danach wird sich nichts verändert haben.

Nun hierzu:
"(...)eine Aussicht auf Liebe -- kein Bock zu leben... Warum arbeiten? Warum mich um irgendwelchen fucking Kram kümmern, der mich sowieso nicht erfüllt? Ich kann mir nicht mehr einreden, Arbeit, psychospirituelle Bücher und Freundschaften seien genug. Ich wäre gerne in der Lage dazu -- aber es geht nicht, beziehungsweise nur für jeweils kurze Zeiträume."

Lieber Chimerus...alles was ich dazu sagen möchte, würde Dich nur noch mehr verzweifeln lassen. Aber ich kann das nicht unkommentiert lassen, denn es gleicht so sehr einer Kapitulation, dass es mich wütend macht.

Zu Euer beider Ansichten fällt mir eines besonders ein, und entschuldigt, wenn ich etwas wiederhole, das hier zuvor bereits gesagt wurde, da ich nur wenig gelesen habe:
Tut doch verdammt noch mal endlich etwas für EUCH.
Data, fang´an zu arbeiten, mach´eine Therapie, verbessere Dein Selbst-Bewußtsein durch überwundene Herausforderungen! Geh´endlich `raus in die Welt.
Chimera, beginne mit einer Therapie. Wende Dich ab von der Kopfarbeit, und hin zur Herzarbeit.
Tut das für Euch, denn das ist der Anfang. Und bevor ihr nicht diese Schritte geht, wird Euch keine Frau der Welt retten. Aber nicht, weil sie Euch für unattraktiv hielte, sondern weil sie euch nicht "sehen" könnte, weil ihr Euch selbst nicht liebt.
Das ist jetzt wieder Psychogelaber...ohne das gehts bei dem Thema nunmal nicht.
Und da ich jetzt so oberschlau daherschwadroniere:
ich hab´natürlich auch Momente, in denen ich mich schrecklich fühle, unzulänglich, auf immer allein, hässlich, alt...etc.
Aber ich würde niemals denken, dass ich deshalb niemals keinen Mann mehr abbekomme. Für mich ist ganz klar, dass ich am Ende des Weges wieder strahlen werde.

So, jetzt könnt ihr schimpfen oder mit den Schultern zucken, für mich ist das die Wahrheit.

schüss!
Virginia
HappyEnd
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Registriert: 12. Dez 2005, 13:31

Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von HappyEnd »

Hallo Virginia!

Das mit dem Ausdrucken finde ich eine gute Idee, ich habe auch so eine lange Zugfahrt vor mir nächste Woche - vielleicht kommt dann ja mein Wiedereinstieg nach Weihnachten (nur so eine Drohung am Rande )

Also ich finde Dein Posting äußerst erfrischend, und stimme unbedingt zu, was die Glückssuche im Äußeren angeht: funkschoniert nich!

"Für mich ist ganz klar, dass ich am Ende des Weges wieder strahlen werde."

Herrrrrrrlich, eine Bestätigung meiner HappyEnd-Gefühle! Merci beaucoup! JETZT kann ich schlafen gehen!

Allen ein schönes Wochenende!
das HappyEnd
chimera

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Beitrag von chimera »

triste
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Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von triste »

ja doch, Zicki...
guts Nächtle
chimera

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Beitrag von chimera »

Data

Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Data »

Scheiße, Chimera, du Vollidiot, wieso bist du zum Teufel noch mal keine Frau... Ich lieb dich echt. Wie 'n echten Bruder.

Data
Lee
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Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Lee »

dietmar45
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Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von dietmar45 »

Tach Allerseits!

Lieber Bruder Data,
Ich hab das starke Gefühl, Du stehst am Wendepunkt Deines Lebens. Nimm die gesammelten Erkenntnisse (Du hast jetzt genug davon) und setze sie im RL um.
Übrigens, ich find's schade, dass Du nur in einer Liebesbeziehung einen Sinn für Dein Leben siehst. Darin unterscheiden wir uns grundlegend. Der Sinn meines Daseins hängt nicht davon ab, ob ich eine Liebesbeziehung hab oder eben nicht. Ich hab noch eine Menge anderer Interessen in meinem Leben, die mir einen Sinn geben. Die waren teilweise verschüttet, durch die unendliche Sehnsucht nach...(wissen wir ja nun). Diese anderen Interessen/Bedürfnisse (Hobbies) hab ich jetzt wieder ausgegraben und zum Mittelpunkt meines Lebens gemacht. Die Partnersuche betreibe ich nur noch nebenbei und der Erfolg (oder Misserfolg) selbiger entscheidet nicht mehr über mein Leben. Die dadurch gewonnene Freiheit erlaubt es mir wieder, mein Leben zu genießen. Vielleicht wirst Du mir das ja nicht glauben, aber da kann ich inzwischen drüberstehen. Und das Bedürfnis nach Sex werde ich eben anders stillen müssen, solange es mit der Liebe nichts wird.


Liebe Lee,

>>>Ihr könnt mir nicht erzählen, dass ihr ohne Sex auskommen müsst, nur weil ihr nicht in einer liebevollen Beziehung lebt ...

Meinst Du damit die käufliche Variante? Das war mir bisher immer zu wenig, weil ich Sex ohne verliebt zu sein, (früher) nie angestrebt hatte. Aber in der Not frisst der Teufel ja bekannlich Fliegen.


Lieber Chimera,
wenn ich 50% Deines Beitrags nicht verstehe, heißt das nicht, dass ich es für "wirres Zeug" halte. Es soll aussagen, dass mein Hirn eher "simpel und pragmatisch" denkt. So nach dem Motto: Ich brauch nur Liebe und Sex, dann gehts mir gut. Ob das dann tatsächlich so ist, weiß ich erst, wenn ich es hatte. Ich bin aber nach wie vor davon überzeugt.

Liebe Grüße an euch alle

Dietmar
dietmar45
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Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von dietmar45 »

Mal zurück zum Thema des Threads. Gab's auf die Frage eigentlich schon ne Antwort? Hm, meine Meinung ist, man kann sich selbst lieben und wertschätzen bis zum geht nicht mehr und es ändert sich trotzdem nichts an der Unzufriedenheit. Ich persönlich kann weder mit der Frage noch mit einer Antwort darauf etwas anfangen, da ich damit nie wirklich ein Problem hatte. Geliebt hab ich mich selbst, glaub ich jedenfalls, schon immer und meinen eigenen Wert hab ich leider immer eher zu hoch als zu niedrig eingeschätzt. Letzteres hat dann die lange Depriphase zurechtgerückt.
Aber wenn es darum geht, sich selbst etwas gutes zu tun, für sich selbst zu sorgen, dass es einem gut geht, unabhängig werden, von der Meinung anderer und den Erwartungen der Gesellschaft? Sein eigenes Leben führen, ohne schlechtes Gewissen, jaaa, das bringts!

Lieber Bruder Data,
was ich noch sagen wollte (Wieso fällt mir dabei der Spruch mit dem Glashaus ein? Egal).
Nicht die Tatsache, dass Mann im Schlamassel steckt oder sich gerade ziemlich weit unten in der sozialen Skala befindet, schreckt Frauen ab. Was sie abschreckt ist, wenn Mann sich hängen lässt und nichts unternimmt, um seine Situation zu verbessern. Sorry, ich weiß, das tut weh. Ich hab leider viel zu lange gebraucht, bis ich das kapiert hatte.

Das war das Wort zum Sonntag.
Viele Grüße

Dietmar
Clown
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Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Clown »

"Nicht die Tatsache, dass Mann im Schlamassel steckt oder sich gerade ziemlich weit unten in der sozialen Skala befindet, schreckt Frauen ab. Was sie abschreckt ist, wenn Mann sich hängen lässt und nichts unternimmt, um seine Situation zu verbessern."

Ja, Dietmar, gut erkannt, zumindest mir geht es so wie du sagst, ob es allen Frauen so geht weiß ich natürlich nicht.

"Sorry, ich weiß, das tut weh. Ich hab leider viel zu lange gebraucht, bis ich das kapiert hatte."

Es tät mich schon interessieren, Dietmar, wodurch du das nach langer Zeit endlich kapiert hast?
Aber, dass du es schließlich kapiert hast, finde ich toll!


"...man kann sich selbst lieben und wertschätzen bis zum geht nicht mehr und es ändert sich trotzdem nichts an der Unzufriedenheit."

Hier bin ich ganz anderer Meinung als du. Ich erlebe es so, dass sich Selbst-Mögen und Unzufriedenheit einander ausschließen.
Das heißt, immer, wenn ich mich unzufrieden fühle, kann ich auch eine ablehnende Haltung mir selbst gegenüber entdecken, wenn ich dann mal in mich schaue!

Viele Grüße,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Data

Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von Data »

Hallo Bruder Dietmar, (so langsam sollten wir 'nen Orden gründen  )

danke für deine Rückmeldung.

"Nicht die Tatsache, dass Mann im Schlamassel steckt oder sich gerade ziemlich weit unten in der sozialen Skala befindet, schreckt Frauen ab. Was sie abschreckt ist, wenn Mann sich hängen lässt und nichts unternimmt, um seine Situation zu verbessern. Sorry, ich weiß, das tut weh. Ich hab leider viel zu lange gebraucht, bis ich das kapiert hatte."

Ja, ich denke, damit hast du ganz klar recht. Was ich weiter oben schrieb, war vielleicht doch nicht so ganz richtig, zumindest gibt es wohl auch noch eine Menge Frauen, denen Geld und soziale Stelung nicht so viel bedeuten. War halt auch bisschen ein Frustposting.


An alle anderen:

Tut mir leid, falls ich irgendwelche Fragen nicht beantwortet habe oder auf eure Antworten nicht weiter eingegangen bin, aber ich bin irgendwie "leergeschrieben" zum Thema und sowieso etwas matschig in der Birne heute, außerdem muss ich forumsmäßig ohnehin mal wieder kürzer treten, sonst komme ich ja gar nicht dazu, eure vielen guten Ratschläge umzusetzen.


Viele Grüße an alle,

Data  
dietmar45
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Re: Sich selber lieben und wertschätzen, wie geht das? (3)

Beitrag von dietmar45 »

Liebe Clown,

Du "forderst" gerade Höchstleistung von meinem Denkapparat.

>Es tät mich schon interessieren, Dietmar, wodurch du das nach langer Zeit endlich kapiert hast?
Puh, wenn ich das so genau sagen könnte. Es war irgendwie ein Entwicklungsprozess. Gemerkt hab ich das, nachdem ich gezwungenermaßen mein Leben ordnen musste und dafür nicht länger auf eine Liebesbeziehung warten konnte. Davor gab es Jahre, in denen ich nur wie gelähmt auf die "Rettung" durch eine Frau gewartet hab.
Ein Meilenstein in meiner Entwicklung war der Satz einer Frau. Sie schrieb mir: "Ich mag keine Jammerlappen." Ich bin dieser Frau dankbar. Sie hat mir damit sehr geholfen. Nachdem ich mich von diesem "Abschiedssatz" erholt hatte, beschloss ich, nie wieder in Selbstmitleid zu verfallen. Von da an trug ich mein Lebensversagen mit Würde, falls man das so nennen kann. Jedenfalls hab ich dann irgendwann festgestellt, welch positive Reaktionen ich von Frauen bekam, wenn ich offen über meine Krisen und den Weg daraus erzählte, ohne Selbstmitleid und Jammerei, sondern mit klaren Zukunftsperspektiven.
Naja, so ungefähr muss ich es dann wohl kapiert haben.

>Ich erlebe es so, dass sich Selbst-Mögen und Unzufriedenheit einander ausschließen.
Hm, ich gerate etwas in Zweifel. Ich mag mich zwar, bin aber auch etwas unzufrieden mit meinem Äußeren. Vielleicht unterliege ich in der Frage der Selbstliebe auch einer Selbsttäuschung. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall schließe ich für mich völlig aus, dass auch die absolute Selbstliebe, die liebevolle Zweisamkeit ersetzen kann, weil ich mir die Berührungen eines andern Menschen, beim besten Willen nicht selbst geben kann.

Übrigens hab ich bis vor kurzem noch gedacht, Clown sei männlich.

Lieben Gruß

Dietmar
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