Beruf und Depression.... /auch an die Doc`s/LANG!!!

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freebird
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Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Beruf und Depression.... /auch an die Doc`s/LANG!!!

Beitrag von freebird »

....oder wieviel Verständnis hat ein Arbeitgeber

Hallo liebe Mitstreiter
Guten Tag an die Doctoren und Administratoren,

Was ist geschehen

Vor einigen Wochen hatten meine Arbeitgeberin, mein Mann und ich ein 6 Augengespräch. Es ging um die Arbeitszeit. Vertraglich ist eine wöchentliche Arbeitszeit von 25 Std. vereinbart und Überstunden werden auf einem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben.

In diesem Gespräch ging es nun darum, wie mein Arbeitseinsatz am besten koordiniert werden kann, dass ich nicht durch zuviel Arbeit wieder überlastet bin und dann in eine Depression falle.

Wir verabredeten, dass ich grundsätzlich nicht mehr als 25 Std. in der Woche arbeiten kann und bei Urlaubsvertetung nach 4 hintereinanderliegenden Arbeitstagen von á 8 Std. mindestens 2 Tage Ruhepause brauche, um mich zu regenerieren.

Meine Chefin akzeptierte diese Vereinbarung und versprach auf diese Regelung zu achten.

Einen Tag später widersetzte sie sich dieser Abmachung und ich mußte 4 Tage arbeiten, hatte 1 Tag frei, 4 Tage arbeiten, 1 Tag frei, 1 Tag arbeiten, 1 Tag frei, 1 Tag arbeiten, 1 Tag frei, 4 Tage arbeiten 1 Tag frei, etc.

Sie sagte freundlich aber bestimmt, dass es durch den Urlaub einer Kollegin nicht anders ginge.
Ich versuchte es und brach dann, als ich 2. Runde der 4 Tage-Woche hintermich gebracht habe völlig depressiv zusammen.

Ich muss noch erwähnen, dass meine Arbeitgeberin sich groß auf die Fahne schreibt für Menschen mit Behinderung Arbeitsplätze zu schaffen und auch nur Behinderte verschiedenster Coleur beschäftigt.
Von Anfang an gestaltete sich die Verhandlung und Vereinbarkeit zwischen mir und meiner Chefin schwierig und sie widersetzte sich schon einmal einer Verabredung, so dass ich nun meinen Mann als Zeugen und Unterstützung hinzu nahm.

Als sich meine Arbeitgeberin nun das zweite Mal – und diesmal wirklich massiv – gegen eine verbindlich abgesprochene Vereinbarung widersetzte und auf meine Einschränkungen keine Rücksicht nahm. Sah ich mich gezwungen zu kündigen.

Als ich ihr die Kündigung überreichte, nahm sie diese nicht an sondern änderte auf einmal den Arbeitsplan zu meiner Entlastung ab.

Am nächsten Tag machte sie Ihrem Ärger Luft. Sie sagte ich solle das nie wieder tun, ihr einfach die Kündigung geben. Obwohl ich innerhalb der vertraglich vereinbarten Kündigungsfrist gekündigt hätte.

Zum zweiten Fragte sie mich, ob es mir eine innere Befriedigung wäre, wenn ich andere mit meinen Depressionen quälen würde.
Ich kann mir (Zitat) „ruhig meine Anfälle nehmen, aber bitte nicht auf Kosten anderer und schon gar nicht auf Kosten der Arbeit“.


Meine Schuldgefühle

Ich habe ich nicht das Recht eine rechtmäßige Kündigung auszusprechen, ohne daran zu denken was aus meinen Kollegen wird. Stehe ich mit meinen Empfindungen und Bedürfnissen hinten an.

Habe ich überreagiert? Sind meine Depressionen eingebildet und privatsache?
Habe ich ein schwerwiegendes Verbrechen begannen, in dem ich den Feierabend meiner Chefin versaut habe.

Meine Qualen sind meine Qualen und ich darf niemanden mit hineinziehen, sie nicht zeigen und muß sie verstecken?

Meine Wut

Ich habe ihr die Erkrankung erklärt. Mein Mann hat ihr die Erkrankung erklärt und dass ich manchmal nicht anders kann, als wie ich gerade bin und dass ich es nicht alles aus Jux und Dollerei mache.

Ich bin nicht unkonzentriert, weil ich blöd bin sondern weil mir die Puste ausgeht. Ich bin nicht schlapp, müde und antriebslos, weil ich ne faule Socke bin und vielleicht die Nacht durchgesumpft habe. Ich bin nicht verschlossen und sprachlos, weil ich eine unhöfliche blöde Kuh bin.

Das alles ist die Krankheit „Depression“
Während der Erklärungen tat sich so als hätte sie es verstanden.

Aber dann - wenn es darauf ankommt - kommen plötzlich Äußerungen wie: Ob ich eine innere Befriedung verpüre wenn ich so komisch drauf bin. Ich nehme mir die Anfälle, so als ob ich Spaß daran hätte.

Ich war so wütend über diese Sätze. Die haben mich tief verletzt und mich wieder stigmatisiert.

Das war auch ein Grund, neben dem Nichteinhalten von Abmachungen, dass ich kündigen wollte.

Wie kann ein Mensch wissentlich Arbeitnehmer einstellen, die gewisse Einschränkungen mitbringen und diese Einschränkungen aber nicht wahr haben wollen. So nach dem Motte „Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht naß“?`
Wie kommt sie dazu mich derart zu denonzieren – oder reagiere ich jetzt über?

Die sich selbsterfüllende Prophezeiung/Zwangsgedanken

Als meine Chefin mir sagte, dass der Arbeitsplan nicht anders zu stricken sei habe ich mich mit meinen Gedanken selbst in diese Situation der neuen Depression hineinmanövriert?

In dem Moment wo klar war, dass ich nicht meine 2 Tagen Mindesruhe bekam sondern für 3 Wochen eigentlich statt 25 Std. die Woche 40/45 Stunden die Woche arbeiten muss. Habe ich mir gleich gesagt, dass ich das nicht schaffe. Habe ich mich darauf so fest gefahren, dass ich scheitern musste.


War es am Ende meine eigene „Schuld“, dass ich wieder depressiv wurde, weil mir meine Zwangsgedanken suggerierten, dass ich dieses Arbeitsvolumen nicht schaffen werde, ohne offen zu sein für eine andere Erfahrung?

Borderlinestörung

Ich habe mit meiner Kündigung sehr agressiv und impulsiv gehandelt.
Leide ich zusätzlich zu unipolaren Depression noch an Borderline?

Ich habe hier gewieß nur einen subjektiven Ausschnitt beschrieben. Alles andere würde nun gänzlich den Rahmen sprengen.

Mich würde Eure Meinung und Eurer Empfinden interessieren.

Liebe Grüße
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
Trulla
Beiträge: 80
Registriert: 31. Okt 2005, 12:39

Re: Beruf und Depression.... /auch an die Doc`s/LANG!!!

Beitrag von Trulla »

Hallo Corinna,
Dein Beitrag war ja ein bißchen lang, aber bei dem Thema hat sich so viel bei Dir angestaut, dass Du es mal loswerden mußtest. Das kann ich auch verstehen.

Zu Deiner Arbeitgeberin möchte ich Dir sagen, so leid wie es mir um Dich tut, aber Du wirst sie nicht ändern können. Wenn sie die Vorstellung hat, Depressionen sind nur ein Grund für eine Ausrede, wird man ihr das nicht austreiben können. Es gibt eben immer noch viele Menschen, für die sind nur körperbehinderte echte Behinderte.
Du hast doch sicher einen Schwerbehindertenausweis? Sonst würde ich das ganz schnell beantragen. Dann kann sie nämlich nicht mehr so einfach nach Laune mit Dir umspringen.
Für den rechtlichen Rat, den Du dann evtl. brauchen wirst, können Dir andere Forumsteilnehmer sicher Rat geben.
Es ist wirklich schade, dass einem sowas den Spaß an der Arbeit nehmen kann. Aber das kann ich gut nachvollziehen. Kündigen würde ich erst mal nicht.
Trulla
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Beruf und Depression.... /auch an die Doc`s/LANG!!!

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Corinna

Zu deinem Postimg fallen mir manche Gedanken ein.

Steht in deinem Arbeitsvertrag SCHRIFTLICH die wöchentliche Stundenzahl? Wenn ja, gibt es daran nicht sehr viel zu rütteln. Es gibt Gesetze, die vorsehen, wie eine Teilzeitarbeit zu funktionieren hat im Sinne, dass festgeschrieben steht, wieviel Überstunden zB pro Woche oder Monat geleistet werden können etc etc. Ich weiß nicht, wie das in Deutschland geregelt ist, da ich nicht in D. lebe.

Dein Posting klingt vor allem so, dass du bei Überlastung schnell erschöpft bist. Ich nehme ja an, dass du deshalb auch Teilzeit arbeitest und eben keine volle Stelle.

Deine Kündigung scheint mir allerdings etwas vorschnell ausgesprochen zu sein. Ich würde eher versuchen, die Arbeitszeit noch etwas runterzufahren. Ich habe keine Ahnung, ob du in einem größeren Betrieb arbeitest oder eher in einer kleinen Firma. Ist der Betrieb klein, so ist es natürlich sehr gut nachvollziehbar, wenn durch Urlaub eines Kollegen schnell Mehrarbeit für die anderen ansteht. Und dass da dann auch Überstunden fällig sind im Interesse der andern Mitarbeiter kann ich auch gut nachvollziehen.

Ich würde an deiner Stelle in Zukunft nicht mit deiner Krankheit argumentieren, wenn du keine oder weniger Überstunden machen willst, sondern mich schlicht und einfach auf die festgeschriebene Stundenzahl berufen. Gegebenfalls würde ich auf eine Vetragsänderung hinwirken in Sachen Arbeitszeit.

Dass deine Chefin diese nicht gerade nette Meinung von Depressiven hat, wirst du wahrscheinlich kaum ändern können. Ich weiß aber auch, dass es vor allem unter den Kollegen nicht immer gut kommt, wenn man sich auf Depressionen als Hinderungsgrund beruft. Das ist leider Realität. Daher macht es ja auch in meinen Augen wenig Sinn, damit zu argumentieren. Bevor ich kündigen würde, würde ich echt noch einmal das Gespräch suchen, auch wenn es der wiederholte Versuch ist. Informiere dich über das Arbeitsrecht, welches Teilzeitarbeit regelt und erkläre freundlich, aber deutlich ( eine hohe Kunst! ) deiner Chefin deinen Standpunkt.

Ich glaube nicht unbedingt, dass sie dir das Recht zur Kündigung absprechen wollte, vielleicht will sie einfach nicht auf deine Arbeitskraft verzichten? Das könntest du ja auch als Lob auffassen?

Ich schreibe dir, weil ich selber auch Teilzeit arbeite in einem kleinen Betrieb und immer wieder mit Wünschen des Chefs nach Überstunden konfrontiert werde. Geht es mir deprimäßig eher schlecht, so fällt mir das alles auch ganz schwer. Auf der andern Seite sehe ich aber auch die Kollegen und weiß, die Arbeit, die anliegt, muss so oder so erledigt werden. Das Thema ist heikel und will mit etwas Diplomatie behandelt werden. Es bringt aber nichts, wenn die eine oder die andere Seite auf stur schaltet und nicht mehr zu Kompromissen fähig ist.

Ich wünsch dir Verhandlungsgeschick

Caroline
xhagen
Beiträge: 316
Registriert: 3. Mär 2005, 10:03

Re: Beruf und Depression.... /auch an die Doc`s/LANG!!!

Beitrag von xhagen »

Hallo Corrina,

hast du jetzt gekündigt und ist diese Kündigung wirksam?
Ich Spür bei der Arbeitgeberin Fürsorge.
Ich hoffe das renkt sich wieder ein.
Sei mir nicht bös.
Ich begrüße die rationale Aspekte im vorherigen Posting.
Tabby
Beiträge: 189
Registriert: 4. Jun 2003, 00:30

Re: Beruf und Depression.... /auch an die Doc`s/LANG!!!

Beitrag von Tabby »

Ich zögerte, ob ich dir das so schreiben soll, Corinna, bin aber der Meinung, dass man mit Honig um den Bart nicht schneller gesund wird. Eher wohl, wenn man der Wahrheit ins Auge blickt.

Sehr Viele würden sich die Finger lecken, eine solche Chefin, wie du zu haben, die Rücksicht nimmt. Das ist in der heutigen Zeit eine Rarität.
Wenn du nicht mehr arbeiten willst und kannst, dann hast du nicht überreagiert, denn dann ist eine Kündigung wohl der bessere Weg, als sich zu quälen. Das lese ich allerdings so nicht aus deinem Beitrag.
Hast du dir schonmal überlegt, dass deine Chefin evtl. auch Probleme hat ?
Tini62
Beiträge: 17
Registriert: 18. Nov 2005, 08:20

Re: Beruf und Depression.... /auch an die Doc`s/LANG!!!

Beitrag von Tini62 »

Auch ich habe gezögert Dir zu schreiben, aber ich versuche es einfach. Versuche die richtigen Worte zu finden.
Ich denke auch, dass manch einer froh wäre so eine Chefin zu haben. Wenn ich mit einer Kündigung bei meiner Chefin antreten würden, dann würden die mich ganz bestimmt nicht halten. Ersetzbar ist nämlich jeder. Wenn ich gehe warten schon 100 andere auf so eine Stelle. Du kannst wirklich froh sein, dass Sie so reagiert. Du und Dein Mann habt ihr ja die Krankheit, so wie ich es verstanden habe, ausführlich erklärt. Nur immer nur mit der Krankheit zu kommen ist auch falsch. Wahrscheinlich deswegen die Reaktion.
Wenn Du natürlich in Deinem Vertrag noch vollzeitbeschäftigt bist, wird Deine Chefin sich darauf berufen. ich würde dann versuchen eine Vertragsänderung zu beantragen, wo die Stundenzahl festgelegt ist. Dann dürfte es auch kein Problem mehr sein. Nur agumentiere nicht immer mit Deiner Krankheit im Hintergrund. Ich denke, dass da jeder irgendwann Probleme damit hat.
Nur sehe es als positiv, dass Deine Chefin die Kündigung nicht angenommen hat.
Ich denke ja auch zu Deinen Depressionen kommt ja auch noch die Borderline, wie Du ja selbst geschrieben hast "Ich habe agressiv und impulsiv gehandelt".
Bist du in psych. Behandlung? Nimmst Du Medis gegen Deine Depressionen? Machst Du eine Psychotherapie?
Was ich geschrieben habe soll keine Kritik sein.
Tini
freebird
Beiträge: 1137
Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Beruf und Depression.... /auch an die Doc`s/LANG!!!

Beitrag von freebird »

Hallo an alle die mir gepostet haben

Erst einmal danke für all die Zuschriften. Ich habe jede zur Kenntnis genommen und einige haben mich zum nachdenken angeregt.

@Trulla,

ja ich habe einen Schwerbehindertenausweis - schon seit Jahren, seit ich halt psychisch am Boden bin.
Du hast vollkommen Recht, wenn meine Chefin die Einstellung hat, dass Depressionen nur eine Ausrede sind, werde ich es ihr nicht ausreden können.
Ich glaube ich bin meinen eigenen Wunschvorstellungen auf dem Leim gegangen. Sie hat mich aufgrund meiner Behinderung eingestellt und ich dachte, dann müsste sie ja auch Verständnis haben. Mittlerweile habe ich da wieder eine Distanz hergestellt. Sie stellt vornehmlich Behinderte ein, um Lohnzuschüsse zu bekommen, so finanziert sie zum Teil ihr Geschäft.
Traurige Wahrheit, so nun wohl aber die Regeln - und nicht nur bei ihr sondern auf dem Arbeitsmarkt gesamt.
Ich habe ja nun viele Tage noch nachdenken können und ich glaube, ich muss die Regeln unserer Gesellschaft in und auswendig lernen und versuchen diese dann so einzusetzten, dass auch ich etwas gewinne. Wie in jedem Gesellschaftspiel ob vom Matell oder Ravensburg oder ... oder... oder. Ich habe nur noch keine Ahnung wie.
Also DAS LEBEN IST EIN SPIEL!!!

@ Caroline
Deine rechtlichen Hinweise waren auch sehr hilfreich. Ich werde mal darauf hin etwas im Internet googeln.

Im Übrien hat sich das zwischen mir und meiner Chefin wieder eingerengt. Ich habe mich bei Ihr entschuldigt - mit einem Blumenstrauss und wir haben noch einmal in Ruhe über die Dinge gesprochen. Vielleicht sieht sie jetzt auch etwas mehr ein.

Ich habe am Mittwoch einen Termin bei meiner Thera. Dann werde ich mal näher beleuchten, ob sich hinter meiner unipolaren Depression vielleicht noch eine Borderlinestörung verbirgt oder ich vielleicht doch wiedererwartend manisch-depressiv bin oder ob ich einfach nur an Zwangsgedanken leide.

Trotzdem noch mal danke an Euch alle.

Vielleicht findet sich ja jemand im Forum der an Borderline, Zwangsgedanken oder Manisch-Depression leidet und sich in den Dingen wie ich sie eingangs beschrieb wiedererkennt und mir seine Erfahrung mitteilt und wie er mit diesen Störungen umgeht.

Liebe Grüße
Corinna
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