Ich habe es geschafft

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Pusteblumen
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Ich habe es geschafft

Beitrag von Pusteblumen »

Moin, moin,
was heisst hier ich habe es geschafft. Naja, zumindest habe ich schon zwei wichtige Dinge hinter mir. Ich leide schon seit vielen Jahren (so ca. 20 Jahre) an Depressionen. Mal stärker, mal weniger. Seit über 4 Jahren weiss ich, was ein Hauptthema meiner Depression ist. Ich wurde in meiner Kindheit mißbraucht vom eigenem Vater. Bis vor einigen Wochen wusste es keiner aus meiner Familie. Jetzt habe ich es aber endlich geschafft es meiner Mutter bzw. meinem Bruder mitzuteilen. Und ich bin froh diesen Schritt getan zu haben. Nur mit viel Unterstützung meiner Therapeutin habe ich es geschafft und es viel mir gewiss nicht leicht. Wieviele Zweifel waren in mir und selbst jetzt noch kommen sie ab und zu hoch. Aber ich habe immer wieder Flashbacks. Natürlich liegt noch ein weiter Weg vor mir, aber zumindest habe ich es geschafft ein Stück an meiner Mutter bzw. meinem Bruder abzugeben. Ich muss jetzt nicht immer aufpassen, was ich sage (das habe ich 4 Jahre lang getan). Die grösste Arbeit kommt aber noch auf mich zu, indem ich diese Flashbacks zusammen mit meiner Therapeutin bearbeite. Und ich habe verdammt viel Angst davor!!! Es fällt mir immer noch sehr schwer frühere Situationen auszuhalten, ich muss mich wirklich zwingen, dass ich mir sage, ich bin im Jetzt und Heute und kein kleines Kind mehr. Vielleicht haben einige von euch auch so ein Trauma miterlebt. Ich wäre dankbar für Antworten.

Gruss
Petra
BeAk

Re: Ich habe es geschafft

Beitrag von BeAk »

Liebe Petra,

ja, ich teile Dein Schicksal. Mir ist vom Psychiater geraten wordem an dem Trauma zu arbeiten, ende des Monats beginnt meine Therapie, das Vorgespräch hat bereits stattgefunden. Ich bin noch ziehmlich verunsichert wie diese Traumaarbeit abläuft, aber entschlossen mich dem zu stellen.
Pusteblumen
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Re: Ich habe es geschafft

Beitrag von Pusteblumen »

Hallo Beatrix,

seit wann weiß du denn von den Mißbrauch? Ist es Deine erste Therapie?
Ich finde es immer gut, wenn jemand sagt, das kenne ich auch, denn dann fühle ich mich nicht mehr so alleine damit. Natürlich würde ich es jeden wünschen, diese Erfahrung nicht gemacht zu haben.
Also ich mache zur Zeit eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie und die hat mir doch schon so einiges gebracht. Sonst wäre ich bestimmt noch nicht so weit gewesen, dass ich es in der Familie bekannt gebe.
Wann hast du denn deinen Termin? Ich wünsche dir viel Kraft und Durchhaltevermögen. Würde mich freuen wieder von dir zu hören.

Gruß Petra
BeAk

Re: Ich habe es geschafft

Beitrag von BeAk »

Liebe Petra,

ich habe den Mißbrauch nie vergessen.
Ja, es ist meine erste Therapie, eine Tiefenpsychologische Kurzzeittherapie, 25 Stunden. Sie beginnt am 28.11 . Habe Heute noch mal mit meine Psychiater gesprochen. Er meinte, ich sollte in der Therapie auf meine Emotionen aufpassen, wenn es zu heftig wird müsse ich mich zurücknehmen.

Nun bin ich erst recht gespannt, was auf mich zukommt.

Liebe Petra, wie haben deine Geschwister und deine Mutter auf deinen Tabubruch reagiert?
Pusteblumen
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Re: Ich habe es geschafft

Beitrag von Pusteblumen »

Moin Beatrix,

das Gespräch mit meiner Mutter hatte ich zusammen mit meiner Therapeutin gemacht. Meine Mutter hatte mit viel Wut auf meinem Vater reagiert und das beste war, dass sie mir geglaubt hatte. Denn ich hatte wirklich grosse Angst davor, dass sie mir nicht glaubt. Und ganz im Gegenteil. Sie steht total hinter mir. Bei meinem Bruder brach erst einmal eine Welt zusammen und er wollte Beweise haben. Ich konnte/kann ihn natürlich keine Beweise geben, ausser, dass ich meine Erinnerungen habe und ich ein wenig erzählt habe, wie es mir damit geht. Was ich dann auch durchmache in diesem Moment. Er hat mir später auch geglaubt. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich nicht dieses Trauma mehr verbergen muss vor meiner Mutter und meinem Bruder. Es ist mir doch eine ganze Last von den Schultern gefallen und ich bin wirklich froh, diesen Schritt gemacht zu haben.
Es waren mehrere Jahre dazwischen, bis ich endlich den Entschluss gefasst habe, mein Trauma preiszugeben. Vor allem hatte ich grosse Angst davor, dass man mir nicht glaubt.
Meine Thera ist jetzt in eine Langzeittherapie umgewandelt worden. Da bin ich auch total froh rüber.

Liebe Grüsse
Petra
BeAk

Re: Ich habe es geschafft

Beitrag von BeAk »

Liebe Petra,

finde ich gut das Du Dir für dieses Gespräch die Hilfe deines Thera geholt hast.
Ich weiß nicht wie sich meine Mutter verhalten würde, sie ist eine Meisterin im verdrängen und schönreden.
Daher weiß ich noch nicht, wie ich mit dem Thema weiter umgehe, in der Familie. Erstmal werde ich mich in der Therapie damit befassen und dann weiter sehn.
Pusteblumen
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Re: Ich habe es geschafft

Beitrag von Pusteblumen »

Moin Beatrix,

laß' dir bloss Zeit. Erst einmal muss du die Sicherheit bekommen, dich besser abzugrenzen. Bloß keine Hektik. Es soll alles gut überlegt sein. Du wirst dieses Thema auch mit dem Thera durchgehen. Ich hatte auch totale Ängste, dass mich meine Mutter nicht ernst nimmt, sie ist auch ganz gut im verdrängen. Also noch einmal "keine Hektik", es muss alles gut überlegt sein.

Liebe Grüsse
Petra
Anki
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Re: Ich habe es geschafft

Beitrag von Anki »

Hallo!

Auch ich wurde als Kind von meinem Vater missbraucht. Ich habe es einige Jahre wunderbar verdrängen können - bis ich einen Freund hatte der mit mir auch Sexuellen Kontakt haben wollte. Da ging bei mir eine Türe zu - und es machte sich grosse Panik und Angst breit. Meine Schwester sprach mich damals auf dieses Thema an (meine Schwestern haben es auch erlebt) ob ich nicht damit auch Probleme hätte .... es folgten Gespräche und ich nahm ihren Rat an und ging zu einer Psychotherapeutin. Ich war 3 Jahre in Behandlung bei ihr. Es war eine harte und anstrengende Zeit. Sich an all die Sachen zu errinnern, an die man ja eigentlich gar nicht mehr denkt (denken mag) ist erschreckend. Plötzlich tauchen Bilder vor einen auf, die man erlebt hat, aber einem so lange nicht mehr bewusst ist. Ich bin froh dass ich das getan habe. Jetzt bist es 11 Jahre her seit ich die Theraie angefangen habe. Ich würde sagen, ich kann mit dem Thema Missbrauch gut umgehen - es beeinträchtigt mein Leben nicht mehr so stark wie damals - jedoch komm ich immer wieder an Stellen in meinem Leben an, wo eine Ahnung der Angst hochkommt die ich damals empfunden habe. Meine Theraupeutin meinte damals, dass das Leben mit diesem Thema eine Spirale ist, immer wieder komme ich an einer Stelle wieder an, jedoch die entfernung zu dem Thema wird immer grösser.

Es war für mich auch sehr hilfreich zu wissen, dass es vielen Frauen/Mädchen so ging wie mir. - nicht ausgegrenzt zu sein....

Ich wünsche Euch viel Kraft und Energie auf diesem Weg.

Es grüsst herzlich Anki
Pusteblumen
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Re: Ich habe es geschafft

Beitrag von Pusteblumen »

Moin Anki,

ich gratuliere dir, dass du es soweit gebracht hast. Dorthin möchte ich auch kommen. Mit Männerbeziehungen habe ich totale Schwierigkeiten, hatte auch schon mehrere Freunde, aber es kam immer eine Panik in mir hoch, wenn es um Sex ging oder mich auch nur anzufassen. Ich hatte mich immer total geekelt und wusste zuerst gar nicht, was mit mir los war. Jetzt ist es mir natürlich viel klarer.
Ich kann dich total verstehen, wenn sich einige Situationen gleichen, dass dann deine Alarmglocken läuten. Es braucht - glaube ich - auch ganz schöne Zeit, bis man den Mißbrauch soweit abgeschlossen hat.
Hattest du eine tiefenpsychologische Thera gemacht? Warst du auch in einer Psychosomatischen Klinik?
Ich war zuletzt 2001 in der Psychosomatischen Klinik in Bad Pyrmont, dort ist es dann auch rausgekommen. Seitdem habe ich es erst einmal die letzten Jahre im Kopf gehabt, aber ich konnte noch nicht viel erzählen, dabei ging es mir total mies. Erst seit dem vergangenen Jahr habe ich mich entschlossen erneut eine Thera zu beginnen. Dann habe ich fast 1 Jahr Wartezeit für einen Theraplatz.

Liebe Grüsse
Petra
Anki
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Re: Ich habe es geschafft

Beitrag von Anki »

Hallo Petra!

Muss gestehen, ich habe nicht so recht eine Ahnung was das für eine Therapie war - Gesprächstherapie?!. Nein, ich war nicht in einer Klinik, wir haben es zum Glück auch so hinbekommen.
Deine Worte über die Angst und Sex kann ich vollkommen nachempfinden. Schon alleine einen Mann nackt sehen war greuselig. Mein Freund musste sich damals immer im dunklen oder im annderen Zimmer umziehen, anfassen etc. war kaum drin. Schon alleien der GEdanke an ein Bad mit ihm - hat mich zum ´verweigern gebracht. ABer nicht nur mit Männern hatte (habe?) ich Probleme, auch mit mir und meiner eigenen Sexualität konnte (kann?) ich nichts (nicht so ganz viel) anfangen. Nicht nur der KÖper vom Mann (Bubi:-) hat mir Angst gemacht, auch mein eigener war mir sehr suspekt.
Es gab Zeiten grosser Zweifel und viele Verzweiflungsfragen - "Warum funktioniert mein KÖrper nicht so, wie mein Kopf es fordert?!" Unterdessen habe ich diese Fragen so weit beantwortet - und zum Glück auch sehr viel gelöst. Ich gehe leichter mit meinem "Zicken" um und akzeptiere es meistens, dass ich eben oft nicht so kann wie es der Partner von mir erwartet. (Tja, nur der Partner kann genau dies in seiner Depression nicht so wirklich aktzeptieren - gradwanderung welches Denken aktzeptiere ich an......)

Ich glaube ich für mich musste erstmal meinen Körper sexuell annehmen - bevor ich auf einen Mann óffenherzig zugehen kann.

Du hast ja auch schon einen sehr anstrengenden Weg hinter Dich gebracht. Und dieser neue Weg ist gut! Es ist echt wichtig mit dem ganzen "Alten" Zeug zu begingen um es wirkich erleben zu können, um dann wieder zu leben. Ups, verständlich, ? ich befürchte eher nicht.
sorry.
Eine Frage geht mir gerade durch den Kopf - weiss Dein Vater schon, dass Du die Geschichte "aufrollst?" Wie gehst Du mit ihm nun um?
Es grüsst Dich herzlich
Anke
Pusteblumen
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Re: Ich habe es geschafft

Beitrag von Pusteblumen »

Moin Anke,

mein Vater ist schon tot. Das war auch ganz merkwürdig. Als ich wieder von einem Klinikaufenthalt nach Hause kam,kam mein Vater den Vortag ins Krankenhaus. Ich konnte ihn nur sehen, aber nie mehr sprechen. Für mich hat er sich aus dem Staub gemacht. Als ob er geahnt hatte, dass ich etwas herausgefunden habe.
Ich hatte ihn noch einen bitterbösen Brief mit ins Grab gegeben - das war ein Rat meiner Therapeutin. Was ich auch ganz gut fand. Zwar ersetzt es nicht das Gespräch, aber immerhin konnte ich ihn noch einiges mitgeben.

Du schreibst, dass du Probleme hattest (hast) mit deinem Körper. Also, dass kann ich ganz groß schreiben. Denn ich akzeptiere meinen Körper nicht. Wenn ich Dusche, muss ich mich wirklich ab und zu ablenken, damit der Ekel nicht hochkommt. Da ich neben diesen ganzen Mist auch noch unter Esssucht leide, fällt es mir sowieso sehr schwer, mich so zu akzeptieren, wie ich bin.
Appropo noch einmal zu meinem Vater. Ich soll ihm jetzt noch einmal einen Brief schreiben "Was ich dir noch sagen wollte". Bin heute so ein bißchen damit angefangen, da kommt aber ganz schön Wut, Traurigkeit hoch. Ich könnte auf keinen Fall mehr mit ihm unter einem Dach wohnen - aber das hat sich ja auch erledigt.

Lieben Gruß
Petra
Anki
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Re: Ich habe es geschafft

Beitrag von Anki »

Hallo Petra!

Ich habe Dir vor ein paar Tagen ein Mail geschrieben,an eine Adresse welche hinter deinem Namen hinterlegt ist. Stimmt die noch? Da könnten wir uns vielleiht noch intensiver austauschen.

Viele Grüssse Anke
Pusteblumen
Beiträge: 39
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Re: Ich habe es geschafft

Beitrag von Pusteblumen »

Moin Anke,

danke für deine mail, habe sie soeben gelesen. Würde gerne mit dir in Kontakt kommen.
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