Kinderwunsch, aber Angst davor...

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anniko
Beiträge: 30
Registriert: 16. Okt 2005, 13:23

Kinderwunsch, aber Angst davor...

Beitrag von anniko »

Hallo,
schon seit einiger Zeit merke ich, dass der Kinderwunsch bei meinem Mann und mir immer stärker wird. Nur bin ich mir so unsicher, ob das nicht dem Kind gegenüber unfair wäre - eine Mutter, die evtl. unter Depressionen leidet...
Ich kann super mit Kindern umgehen, mich nannte ein Kindergartenkind neulich erst "Kindermagnet". Ich weiß auch, dass ich eine gute Mutter sein könnte. Doch weiß ich nicht, wie sich meine Krankheit weiterentwickelt, das kann mir natürlich auch niemand sagen. Fakt ist, dass ich in drei Jahren drei Depri-Episoden hatte und medikamentös behandelt werde. Ob die Medis bei einer Schwangerschaft abgesetzt werden müssten, werde ich natürlich ärztlich klären lassen.

Stand von Euch schonmal jemand vor dieser Entscheidung? Wie seid Ihr damit umgegangen?

Hach, ich bin so unsicher...

Anke
Das, was vor uns liegt

und das, was hinter uns liegt

ist nichts verglichen mit dem,

was in uns liegt.
sick
Beiträge: 9
Registriert: 31. Okt 2005, 15:27

Re: Kinderwunsch, aber Angst davor...

Beitrag von sick »

Hi,
ich stand noch nie vor so einer Entscheidung. D.h. ob ich ein Kind haben wollte oder nicht. Meine Tochter war dann halt "einfach da"

Jedenfalls weiß ich nicht, inwieweit Deine Depressionen da eine Rolle spielen dürfen... Natürlich können die ein Hindernis sein, aber um es mal von der anderen Seite her aufzurollen: Sollten Depressive dann keine Kinder haben?

Vielleicht hast Du meinen Thread schon gelesen, dann wirst Du auch erahnen wie mein Zustand sich auf die Beziehung zu meiner Tochter auswirkt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, welche Antwort ich da geben soll. Jedenfalls, wenn Du Deine Depris jetzt halbwegs im Griff hast und Du eh schon in Behandlung bist solltest Du einfach mal mit Deinem Arzt darüber reden.

Grüße,
Markus
Guitaranderl

Re: Kinderwunsch, aber Angst davor...

Beitrag von Guitaranderl »

Liebe Anke,

das ist eine sehr schwierige Entscheidung. Im übrigen stellt "das Kinderkriegen" auch für den "gesunden" Menschen eine ganz neue Situation dar, die nicht immer reibungslos abläuft. Es gibt - soweit ich weiß - während einer Depression den Grundsatz, KEINE tiefgreifenden Entscheidungen zu treffen. Du klingst aber, als bist Du recht stabil. Nur, würde die Stabilität auch "halten", wenn eine solch tiefgreifende Veränderung Deines Lebens und eine große Verantwortung auf Dich zukäme. Meiner Erfahrung nach bessern sich gerade depressive Episoden dann, wenn eben nicht so viele Lasten drücken. (der Umgang mit "fremden" Kindern ist etwas ganz anderes als der Umgang mit den eigenen... das ist ja einer der Gründe, warum z.B. Großeltern für ihre Enkel oft wesentlich aufmerksamer und zugewandter sind als für die eigenen Kinder.)
Ja, und was ist wirklich, wenn Du Deine Antidepressiva nicht mehr nehmen kannst. Es ist ja längst erwiesen, dass auch das ungeborene Kind im Mutterleib an den Gefühlen der Mutter teilhat. Ein bißchen Stabilität wäre da schon wünschenswert.

Es gibt aber auch noch eine ganz andere Seite (und da, lieber Markus, besteht doch ein wesentlicher Unterschied zu Deiner Geschichte): Deine Beziehung scheint gefestigt, denn ihr wollt ja beide ein Kind und für gewöhnlich ist das einer der größen Liebesbeweise überhaupt.
WENN es z.B. wirtschaftlich vertretbar wäre, dass Dein Mann eine längere Zeit nicht oder nur teilweise arbeitet, warum sollt ihr dann kein Kind haben? Es würde Dich doch kollossal erleichtern, wenn Du weißt, dass Dein Mann jederzeit "da" wäre, wenn...
Ein Kind zu bekommen, kann für Dich auch eine Chance sein, zu wachsen, womit ich nicht meine, dass Du Dir über das Kind fehlenden Selbstwert holtst; das wäre fatal.

Du siehst, es gibt viele Aspekte. Ich würde ganz einfach so vorgehen: Nimm Deinen Mann an die Hand und geh mit ihm zu Deinem Therapeuten/Arzt und lasst Euch beraten.

In ganz schweren Stunden habe ich mir oft gewünscht, dass ich meine Kinder (2) nicht gezeugt hätte, weil ich mich so entsetzlich unfähig und als versagender Vater sah. Heute weiß ich, dass auch das ein Symptom der Erkrankung war, was ich fälschlicherweise eine Zeit lang für die Realität hielt.
Heute bin ich sehr froh - dass es meine beiden "Antichristen" gibt - auch, wenn wir nicht in einer Familie zusammenleben.

Ich hoffe, ich konnte Dir etwas Perspektive und VOR-sicht aufzeigen.
Herzliche Grüße aus Hamburg
Andreas
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