Angst, Stress, Coming out... verschoben - Depression? Hilfe?
Verfasst: 9. Nov 2005, 00:14
Hallo, ihr Lieben,
ich hatte schon mal hier geschrieben. Ich bin Gabriel, 23 aus Kiel, Student.
Mein erstes Posting hier beinhaltete (ganz kurz und knapp), dass ich ungeoutet schwul bin (bzw. glaube, es zu sein), damit nicht klar komme und vermute, dass meine permanente Unzufriedenheit, Antriebslosigkeit und Freudlosigkeit Zeichen für eine Depression oder zumindest depressive Verstimmung sein könnte.
Wen es interessiert, der kann ja mal unter meinem Namen im Forum nach Beiträgen suchen.
Der Grund warum ich jetzt wieder schreibe:
Es hat sich leider nichts geändert. Ich hatte die letzten Wochen/Monate ziemlich viel Stress (uni-technisch) und hatte daher einfach keine Zeit, mich mit mir selbst zu beschäftigen. Ich habe zwar eine Internet-Beratungs-Stelle für schwule Männer aufgesucht. Das hat mich auch durchaus erbaut und motiviert, mich zu outen und ein neues Leben zu beginnen.
Aber als die Beratung "abgeschlossen" war, mit dem Ergebnis, dass ich versprochen hatte, mein outing baldmöglichst anzugehen, überwiegten doch die Zweifel und die Angst.
Jetzt geht der Stress weiter und obwohl er sogar größer geworden ist, ist er nicht mehr groß genug, mich von meinen Problemen abzulenken. Ich bin sozusagen am Ende, so platt das klingt - ich kann nicht mehr. Ich habe zu tun und ich werde meine Aufgaben auch erledigen - mehr oder weniger zuverlässig. So wird es weitergehen, bis ich wirklich am Ende bin. Und dann?
Ich habe Angst. Ich habe Angst, mich zu outen und mindestens so viel Angst, zu jemandem zu gehen, der sich mit so etwas auskennt. Aber das schlimmste ist, dass ich durch die Verquickung von diesen (beiden) Problemen einfach keine Möglichkeit sehe, mich meinen Freunden anzuvertrauen, die ich ja durchaus habe.
Es ist ein Teufelskreis: Zum Arzt kann ich nicht gehen, weil ich mich nicht traue und einen Freund dazu um Hilfe bitten kann ich nicht, weil ich ihm die Gründe nicht sagen kann. Versteht ihr, was ich meine? Wenn ich nur einfach verschwinden könnte!
Was ich mir davon erwarte, hier zu schreiben? Ich weiß es selbst nicht genau. Ich habe mittlerweile gelernt, dass man seine Probleme nicht online lösen kann. In erster Linie ist es schon einmal befriedigend, sich überhaupt irgendjemandem mitzuteilen. Aber trotzdem ist es nur ein Hinauszögern. Ich bräuchte jemanden, mit dem ich "echt" reden kann und der mich wenn nötig an den Haaren zu jemandem schleift, der mir helfen kann. Ich kann nicht mehr warten, bis sich etwas ergibt aber ebenso wenig kann ich die Initiative ergreifen. ICH KANN ES EINFACH NICHT!
Ich habe über die Jahre ein solch großes schauspielerisches Talent entwickelt, dass es niemandem mehr auffallen würde, wenn ich subtil nach Hilfe schreie. Hat man so etwas schon mal erlebt? Ein Talent, das einem zum Verhängnis wird? Vielleicht wird mich ein Missgeschick ja irgendwann retten.
Wenn ich nicht meine Familie und meine Freunde (und meine Träume) hätte, die natürlich nichts wissen, vermutlich nicht einmal etwas ahnen, dann wäre vermutlich schon alles vorbei - so oder so.
Tja, so viel bis hierher.
Und wieder freue ich mich auf eine Antwort.
Und wieder werde ich eine bekommen.
Und wieder werde ich mich freuen.
Und wieder werde ich mich bedanken.
Und wieder werde ich mich dadurch weitere Wochen durch mein Leben hangeln.
Und wieder werde ich irgendwann am Ausgangspunkt zurückkommen - wie oft noch?
... and the nightmare rides on...
Viele Grüße an alle
.
.
.
ich hatte schon mal hier geschrieben. Ich bin Gabriel, 23 aus Kiel, Student.
Mein erstes Posting hier beinhaltete (ganz kurz und knapp), dass ich ungeoutet schwul bin (bzw. glaube, es zu sein), damit nicht klar komme und vermute, dass meine permanente Unzufriedenheit, Antriebslosigkeit und Freudlosigkeit Zeichen für eine Depression oder zumindest depressive Verstimmung sein könnte.
Wen es interessiert, der kann ja mal unter meinem Namen im Forum nach Beiträgen suchen.
Der Grund warum ich jetzt wieder schreibe:
Es hat sich leider nichts geändert. Ich hatte die letzten Wochen/Monate ziemlich viel Stress (uni-technisch) und hatte daher einfach keine Zeit, mich mit mir selbst zu beschäftigen. Ich habe zwar eine Internet-Beratungs-Stelle für schwule Männer aufgesucht. Das hat mich auch durchaus erbaut und motiviert, mich zu outen und ein neues Leben zu beginnen.
Aber als die Beratung "abgeschlossen" war, mit dem Ergebnis, dass ich versprochen hatte, mein outing baldmöglichst anzugehen, überwiegten doch die Zweifel und die Angst.
Jetzt geht der Stress weiter und obwohl er sogar größer geworden ist, ist er nicht mehr groß genug, mich von meinen Problemen abzulenken. Ich bin sozusagen am Ende, so platt das klingt - ich kann nicht mehr. Ich habe zu tun und ich werde meine Aufgaben auch erledigen - mehr oder weniger zuverlässig. So wird es weitergehen, bis ich wirklich am Ende bin. Und dann?
Ich habe Angst. Ich habe Angst, mich zu outen und mindestens so viel Angst, zu jemandem zu gehen, der sich mit so etwas auskennt. Aber das schlimmste ist, dass ich durch die Verquickung von diesen (beiden) Problemen einfach keine Möglichkeit sehe, mich meinen Freunden anzuvertrauen, die ich ja durchaus habe.
Es ist ein Teufelskreis: Zum Arzt kann ich nicht gehen, weil ich mich nicht traue und einen Freund dazu um Hilfe bitten kann ich nicht, weil ich ihm die Gründe nicht sagen kann. Versteht ihr, was ich meine? Wenn ich nur einfach verschwinden könnte!
Was ich mir davon erwarte, hier zu schreiben? Ich weiß es selbst nicht genau. Ich habe mittlerweile gelernt, dass man seine Probleme nicht online lösen kann. In erster Linie ist es schon einmal befriedigend, sich überhaupt irgendjemandem mitzuteilen. Aber trotzdem ist es nur ein Hinauszögern. Ich bräuchte jemanden, mit dem ich "echt" reden kann und der mich wenn nötig an den Haaren zu jemandem schleift, der mir helfen kann. Ich kann nicht mehr warten, bis sich etwas ergibt aber ebenso wenig kann ich die Initiative ergreifen. ICH KANN ES EINFACH NICHT!
Ich habe über die Jahre ein solch großes schauspielerisches Talent entwickelt, dass es niemandem mehr auffallen würde, wenn ich subtil nach Hilfe schreie. Hat man so etwas schon mal erlebt? Ein Talent, das einem zum Verhängnis wird? Vielleicht wird mich ein Missgeschick ja irgendwann retten.
Wenn ich nicht meine Familie und meine Freunde (und meine Träume) hätte, die natürlich nichts wissen, vermutlich nicht einmal etwas ahnen, dann wäre vermutlich schon alles vorbei - so oder so.
Tja, so viel bis hierher.
Und wieder freue ich mich auf eine Antwort.
Und wieder werde ich eine bekommen.
Und wieder werde ich mich freuen.
Und wieder werde ich mich bedanken.
Und wieder werde ich mich dadurch weitere Wochen durch mein Leben hangeln.
Und wieder werde ich irgendwann am Ausgangspunkt zurückkommen - wie oft noch?
... and the nightmare rides on...
Viele Grüße an alle
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