....und nun???

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DownUnder
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Registriert: 7. Apr 2005, 18:22

....und nun???

Beitrag von DownUnder »

Hallo an alle,


bin schon länger nicht hier gewesen.Ich war zehn Wochen in der Klinik....und nun seit vier Wochen wieder zu Hause. Mir geht es leider nicht besser nach dieser langen Zeit der Therapie-im Moment sogar eher schlechter denn je.Es fühlt sich alles so sinnlos an. Da quäle ich mich zehn Wochen mit den Ereignissen meiner Kindheit,wühle in meiner Gefühlswelt herum, sehe die Zusammenhänge zu meinen heutigen Beziehungsstrukturen-alles scheint so einleuchtend und klar vor mir zu liegen und sobald ich zu Hause bin packt mich das Gefühl der Hoffnungslosigkeit wieder und alle guten Vorsätze und Ideen sind aus meinem Kopf gelöscht.
Ich bin enttäuscht von mir,von den Therapeuten, von den zehn Wochen Arbeit und frage mich, was mir denn noch helfen kann,wenn ich nach einer so langen Auszeit noch nicht mal in der Lage bin etwas zu verändern.
Warum scheint anderen es so viel leichter zu fallen ihr Leben zu meistern und sogar noch Spaß daran zu haben?
DownUnder
Beiträge: 43
Registriert: 7. Apr 2005, 18:22

Re: ....und nun???

Beitrag von DownUnder »

Was bedeutet es wohl, wenn mein Hilferuf zwar gelesen,aber nicht beantwortet wird??
Tut nicht gut in dieser Phase....
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: ....und nun???

Beitrag von Emily »

Hallo Beate,

ein 10-wöchiger Aufenthalt in einer Klinik ist schon ein längerer Zeitraum, in welchem viele neue Eindrücke auf einen einstürmen. Da braucht es auch viel Zeit hinterher, die ganzen therapeutischen Gespräche zu verkraften und zu verdauen. Das kann durchaus viel länger dauern als der Zeitraum von 4 Wochen, der inzwischen nach deiner Entlassung verstrichen ist.
Du sagst, du hast im Prinzip keinen Bezug mehr zu den Erkenntnissen der Therapie in der Klinik. Du könntest folgendes versuchen:
Nimm ein Blatt Papier und versuche nach und nach (evtl. über mehrere Tage hinweg) aufzuschreiben, was dir aus dieser Zeit in den Sinn kommt. Anschließend kannst du das alles ordnen und nach Wichtigkeit strukturieren. So kannst du vielleicht die Erinnerung daran wieder besser aufgreifen und dir erneut zugänglich machen.
Dann versuche, dir selbst ein paar Fragen zu diesen Erkenntnissen und zu der Problematik der Umsetzung in die Praxis zu stellen. Solche Fragen könnten z.B. sein:
- welche Gefühle/Gedanken/Empfindungen verhindern, dass ich die Erkenntnisse in die Tat umsetze?
- wie wichtig sind mir diese Gefühle etc.? kann und muss ich selbständig noch daran weiterarbeiten?
- welche anderen Hemmnisse gibt es, z.B. Angst vor der Kritik anderer, Angst vor Konsequenzen im täglichen Leben?
- wie berechtigt/unberechtigt ist diese Angst überhaupt? oder habe ich nur Angst vor der Angst?
- wie würde ich mich fühlen, wenn ich es schaffen würde, die Veränderungen tatsächlich umzusetzen?
- welche Vorteile würde mir das bringen für mein tägliches Leben?

Diese Fragen können dir helfen, mehr Klarheit und Systematik zu schaffen. Den Sprung ins kalte Wasser muss man trotzdem einfach mal wagen, man wird sehen, inwieweit man Erfolge hat damit. Änderungen können dann neu überlegt und neu angepasst werden, werden wahrscheinlich auch ständig notwendig bleiben. Aber das Verharren in einer Situation ist auch keine Lösung auf Dauer.

Gruß von
Emily
Sofie
Beiträge: 151
Registriert: 3. Aug 2005, 09:06

Re: ....und nun???

Beitrag von Sofie »

Hallo Beate,

ich habe gerade von Rolf Merkle "Nie mehr deprimiert" gelesen, ein Selbsthilfeprogramm. Wie wär es, wenn Du Dir das Buch auch holen und lesen würdest?
Hast Du weiterhin jetzt ambulant Therapie? Würde ich für sinnvoll erachten. Und wie sieht es aus mit Selbsthilfegruppen in Deiner Nähe? Erkundige Dich doch da mal. Ich habe über die Telefonseelsorge (kann man auch anmailen) 3 Selbsthilfegruppenadressen in meiner Nähe zum Thema Depressionen erhalten... Ich finde es wichtig, dass man einen Halt hat, das da andere Menschen sind (Therapeut, andere Betroffene, Literatur, Freunde...). Dinge, die mir geholfen haben und helfen. Ich dachte, ich schreib es Dir einfach mal.

Ich schicke Dir viel Kraft, Mut und Sonnenstrahlen! Gib nicht auf!


Lieben Gruß von Sofie
Lisa23

Re: ....und nun???

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Beate, ich habe das schon ähnlich erlebt. Ich war in der Klinik, mit mir viele Mitpatienten, die anscheinend spielend wieder zu einer gewissen Stabilität gefunden haben.

Sie wurden glücklich und albernd entlassen. Ein großer Bahnhof beim Abschied und viel Trara. Ich dachte dann auch, die haben es geschafft, ganz im Gegensatz zu mir. Ich bin mit meinem Bündel wieder nach Hause, fast so wie ich gekommen war, teilweise noch schlimmer.

Ob sie es wirklich geschafft haben, dass weiß ich nicht. Die, zu denen ich noch Kontakt habe, erleben nach wie vor Berg- und Talfahrten, haben Eingewöhnungsprobleme, fühlen sich überfordert und erleben Rückfälle. Bei manchen haben sich neue berufliche oder private Chancen aufgetan, sie gehen es an, ob es gelingt, da ist jeder auf seine Art abwartend und kritisch.

Ich habe vor etwa 2 Monaten meine Reha beendet und arbeite immer noch an dieser Zeit. Diesmal dauert es auch bei mir etwas länger. Wir sind zum Glück nicht alle gleich und sollten uns deshalb auch von den angeblich schon Gesunden nicht unter Druck setzen lassen. Wie schnell Rückfälle eintreten können, das wissen wir ja auch alle.

Ich bin weiterhin in VT, ich brauche meinen Arzt, meine Therapeutin, ohne diese Menschen wäre ich aufgeschmissen.

Sei bitte nicht unglücklich, wahrscheinlich gehörst Du auch zu denen, die etwas mehr Zeit oder ganz viel Zeit brauchen. Es ist Dein Leben. Einiges konntest Du sicher mit Deinem Klinikaufenthalt für Dich erreichen und auch jetzt danach. Vielleicht kannst Du es nur noch nicht sehen.

Hast Du noch eine ambulante Nachsorge? Wenn nicht, es hilft Dir bestimmt, wenn Du Dich nach einem Thera umsiehst, vielleicht hast Du auch die Möglichkeit, weiterhin in eine Tagesklinik zu gehen.

Liebe Grüße, Lisa
gruwe
Beiträge: 16
Registriert: 13. Okt 2005, 18:20

Re: ....und nun???

Beitrag von gruwe »

Hallo Beate,
jetzt gib dir bloß keine Schuld, dass es dir nach der ganzen "Arbeit" noch nicht besser geht und sei auch nicht enttäuscht von dir - du stehst auf gar keinen Fall alleine da, dass dir eine so lange stationäre Therapiezeit noch keine Besserung gebracht hat. Jetzt hast du sehr vieles herausgefunden, dass du in einer ambulanten Therapie weiter ver(be-)arbeiten mußt. Also, nicht verzweifeln, sondern (leider) weiterarbeiten und dann wird es bestimmt, auch unter Zuhilfenahme von Medis, wieder positiver.
Wünsche dir viel Erfolg,

Gruß

Kurt
DownUnder
Beiträge: 43
Registriert: 7. Apr 2005, 18:22

Re: ....und nun???

Beitrag von DownUnder »

Emily, Sofie, Lisa und Kurt


Danke für Eure Ideen.... Heute Morgen sah alles sehr hoffnungslos bei mir aus und ich bin überrascht was ein paar Zeilen-selbst von Menschen,die ich gar nicht kenne-ausmachen....


Gruß Beate
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