EINSAMKEIT

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thea
Beiträge: 59
Registriert: 30. Nov 2004, 07:52

EINSAMKEIT

Beitrag von thea »

Hallo,

Eigentlich spüre ich, dass es für mich ein Grundbedürfnis ist unter Menschen zu sein, damit es mir gut geht.

Ich sehne mich regelrecht nach einen lustigen Abend mit Freunden. Doch ich halte gesellige Runden kaum aus, weil ich mich so nichtig fühle und meistens total verkrampfe. Deswegen passiert es total oft, dass ich im letzten Moment absage, weil ich mich einfach nicht gut fühle.

Ich mag nicht mehr die Initiative ergreifen und Leute zu etwas einladen, weil ich mich so oft so müde fühle, dann passiert es mir nämlich auch ganz leicht, dass ich jammere. Dann schäme ich mich wiederum im Nachhinein weil ich wieder nur ein elendes Etwas bin und niemanden aufheitern oder unterhalten kann.

Und so drücke ich mich vor den Menschen. Ich fahre mit dem früheren Zug, um nicht Bekannten zu begegnen.
Ich halte mir die Zeit für jedes Wochenende frei, damit ich mit den Terminen nicht in Bedrängnis komme.

Und jedes Mal wenn ich keine "Termine" habe, sitze ich am Samstag zuhause, schau mein Handy an und verzweifle weil mich keiner anruft. Raus gehen und selbst was unternehmen macht mir dann keinen Spaß.

Wenn ich ein Treffen ausgemacht habe, ärgere ich mich das ich los muss, weil ich mich so lustlos fühle...Ich bin müde, ich kann mich zu nichts aufraffen.

Ich war vor Jahren in einem Freundeskreis etabliert, Dann bin ich - einerseits durch ein Burnout, andererseits durch die folgende Depression - aus diesem Kreis herausgefallen. Ich bekam null Verständnis für meine Lage.

Seither fühle ich mich mit niemanden verbunden. - Außer mit meinem Partner, aber der alleine ist mir aber wieder nicht genug, weil ich MEHR will.

Selbst im Urlaub mag ich mich zu nichts aufraffen. Ich schlafe lang, sitze umtätig herum, mag nichts tun, zwinge mich aber zumindestens irgendetwas zu tun, weil ich meinen Freund nicht verlieren will.
Oft geht es mir dann so, dass ich die Unternehmung an sich gar nicht so schlecht finde, und es mir kurz besser geht.
Aber schon nach ein paar Stunden ist wieder alles verflogen und ich fühle mich gleich matt und müde wie vorher.

Ich habe mich als Kind immer in Stich gelassen gefühlt. Und daher hört auch der Zweifel an meinem Umfeld nicht auf. Ich "muss" immer wieder alle hinterfragen, weil ich mich im Grunde so alleingelassen fühle.

Wie ihr seht, rinnen meine Gefühle ständig auseinander.
Ich weis nicht was ich tun soll um da raus zu kommen.

Ich verstehe die Menschen nicht und die Menschen verstehen mich nicht.

Thea
Guitaranderl

Re: EINSAMKEIT

Beitrag von Guitaranderl »

Hi, einsame Thea,

nichts von dem, was Du schreibst, ist mir fremd.
Kurz zu mir: Ich bin 45, lebe in einer festen Beziehung und habe zwei Kinder aus früheren Beziehungen, die ich auch regelmäßig sehe; arbeite -naja, was man so arbeiten nennt- Vollzeit.
Ich habe nach einer überwundenen Suchterkrankung einige Jahre Therapie gemacht und merke deutliche, aber laaangsame Fortschritte.
Bei mir ist das auch ganz ambivalent: Ich habe soooviel Liebe und Zuwendung zu geben, aber ich "ertrage" sog. gesellige Runden kaum. Ich habe eine große Sehnsucht nach Menschen, halte sie aber gleichermaßen nicht aus. Auch ich kenne das seit frühester Kindheit. Später gab es dann immer wieder längere Epochen, wo das anders war. Mit Anfang 20 - sehr typisch!- traten dann größere Ängste und depressive Verstimmungen auf, die dann leider falsch behandelt wurden. Aber das war eben so und ist vorbei..
Heute fühl ich mich manchmal so wie der "lonesome Cowboy"; auch gern mal als der unverstandene lonesome Cowboy.

Auch ich habe als wesentliche Bezugsperson meine Partnerin, die -gott sei dank- aber ganz anders gestrickt ist als ich. Meine Erfahrung ist, dass mein Unbehagen unter Menschen ganz eng mit dem Vertrauensniveau eben zu diesen Menschen verknüpft ist. Meine erste gegenteilige Erfahrung habe ich vor einigen Jahren in einer Gruppentherapie gemacht, wo - wen wunderts - die meisten etwas "lustlos" (in Wirklichkeit ängstlich) im Hingehen waren, aber umso erfüllter, als sie/wir nach Hause gingen. Dieser Effekt ist natürlich darin begründet, dass wir dort eben schnell merkten, dass wir doch nicht so allein sind, wie wir eigentlich glauben. Daraus, aus diesen erfüllten Kontakten und Beziehungen, kann Vertrauen entstehen.. und darum gehts hier.. Es ist nicht meine Schuld oder die Schuld anderer, dass mir dieses Vertrauen, also eine gewisse grundsätzliche Zuversicht ins Leben fehlt.. es ist einfach so. Aber ich bin deswegen ja nicht ohnmächtig. Es liegt auch mit an mir, entsprechend nährende Beziehungen aufzubauen und zu halten.

Hm... Burnout-Depression? Die typische Karriere der "Erfolgreichen"!? Was hat Dich
so ausbrennen lassen? Welche Grenzen hast Du nicht respektiert oder gesehen?
Zu der Reaktion Deines "Freundeskreises" (sind DAS wirklich Freunde??) würde ich sagen: ziemlich dumm, aber nicht ungewöhnlich. Als ich offener wurde, habe ich auch "neu sortieren" müssen... Meine "Freunde" konnten schlecht verstehen, dass ich nun doch nicht die unbegrenzte Funktionalität innehabe, wie ich es gern mal suggeriert habe. (Und das wiederum fand ich aus Sicht der Freunde verständlich.)

>Ich verstehe die Menschen nicht und die Menschen verstehen mich nicht.
Doch, ich glaube schon...

Du möchtest MEHR? Das finde ich gut. Das ist ein guter Antrieb. Na, was tust Du denn zur Zeit dafür? Wie entwickelst Du Dich weiter? erzähl doch mal...

Bisweilen sehr herzliche Grüße aus dem sonnigen Hamburg
Andreas
Lisa23

Re: EINSAMKEIT

Beitrag von Lisa23 »

susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: EINSAMKEIT

Beitrag von susan »

Hallo Thea,

was du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Gerade diese Ambivalenz, sich auf der einen Seite die Nähe anderer Menschen zu wünschen, sie aber andererseits nicht aushalten zu können, erlebe ich sehr oft. Mir fehlt(e) auch oft das Vertrauen, auf andere zuzugehen, habe mich deshalb immer mehr zurückgezogen.

Ich lebe auch in einer Partnerschaft, habe aber irgendwann erkannt, dass mein Mann nicht allein für meine Einsamkeit zuständig ist und so habe ich vor 3 Jahren eine Selbsthilfegruppe gegründet. Das war zu diesem Zeitpunkt der einzig mögliche Weg, den ich mir vorstellen konnte.

Die SHG hat den Vorteil, dass man nicht viel erklären muss, auch gibt sie mir das Gefühl, nicht allein zu sein mit meinem Problem. Könnte das auch ein Weg für dich sein? Evtl gibt es auch eine bestehenden Gruppe in deiner Nähe. Erkundigen kannst du dich z.B. bei SEKIS oder Nakos.

Ich habe inzwischen auch andere Dinge versucht und so langsam stellen sich positive Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen ein, die das Bild, was ich vorher hatte, verändert haben.

Ehemalige Freundschaften sind bei mir auch in die Brüche gegangen, weil niemand verstehen konnte, was mit mir los war. Da blieb nur die Trennung und seitdem suche ich mir z.B. auch Menschen, die die gleichen Interessen haben wie ich. Da sind Kurse an der VHS sehr hilfreich, auch die Kontaktstellen für SHG können dabei helfen, das Passende zu finden.

Ich weiß, wie es ist ,sich total einsam zu fühlen, unverstanden und irgendwie nicht dazugehörig. Alle um einen rum scheinen ein "normales" Leben zu führen und man kommt sich teilweise vor wie von einem anderen Stern

Ich habe dir geschrieben, weil ich denke, dass es dir hilft, zu wissen, dass du nicht allein bist mit deinen Problemen - wenn du magst, kannst du mir auch per e-mail antworten. (mein Profil lasse ich bis morgen offen)

Liebe Grüße
Susan


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