Wer hat Erfahrungen mit einem psychsomatischen Klinikaufenthalt?

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sonnenschein26
Beiträge: 28
Registriert: 24. Nov 2003, 20:23

Wer hat Erfahrungen mit einem psychsomatischen Klinikaufenthalt?

Beitrag von sonnenschein26 »

Hallo ihr alle,
meine Ärztin hat mir einen Rehaaufenthalt in einer psychosomatischen Klinik vorgeschlagen. Hat jemand damit schon Erfahrungen sammeln können? Was kommt auf mich zu? Würdet ihr es machen?
Wäre schön hier Infos zu bekommen?
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem psychsomatischen Klinikaufenthalt?

Beitrag von triste »

Hallo Tina,

es kommt auf das Konzept der psychosomatischen Klinik an, da gibt es, soweit ich weiß, Unterschiede.

In der Regel geht es wohl darum, dem Patienten zu vermitteln, wie ungelöste, unerkannte seelische Konflikte sich auf der Körperebene ausdrücken können. Vereinfacht gesagt: Wenn die Seele sich nicht bemerkbar machen kann (weil z.Bsp. der Kopf in Diktatur regiert), agiert sie auf einer anderen Bühne: dem Körper.
Und der bietet eine Menge an "Rollen" an!
Der Psychosomatiker lebt natürlich völlig im Irrglauben, er leide an einer organischen Erkrankung, die nur kein Arzt imstande ist zu finden...
In meiner Klinik wurde deshalb all´meinen Symptomen diagnostisch auf den Grund gegangen, d.h., alles wurde mit modernster Technik untersucht. Und auch, weil man natürlich einen organischen Befund ausschliessen muß.
Das Ergebnis war: Fräulein Virginia ist kerngesund.
Oh - war ich enttäuscht!
Ist der Patient dann überzeugt (obwohl dies fast unmöglich ist), dass KEIN organisches Problem zu Grunde liegt, kann man mit der Seelenarbeit beginnen:
Einzeltherapie, Gruppentherapie, Kunsttherapie, Musiktherapie, manuelle Therapie (Massage etc.) etc. pp.

Zu der Einsicht zu gelangen, dass ein psychisches Problem all´die körperlichen Symptome macht, ist ein echter Kraftakt und ich habe viele erlebt, die das einfach nicht sehen wollten.
Denn dann beginnt die richtig harte Arbeit: Sich dem stellen, was da ganz und gar schief läuft im Leben, sich selbt auseinandernehmen und neu zusammenbauen, und:
verändern!

Für mich war die psychosomatische Klinik die erste Stufe zum Verstehen. Weil ich so stur war, hat sie mich zwar nicht vor dem Absturz in die Depression gerettet...
aber sie hat das Tor zu meiner Seele aufgestossen.

Falls Du Dich hier in Teilen wiedererkennst, dann mach´es!

Viel Glück
wünscht Virginia

P.S. Falls Du in einer depressiven Krise steckst, solltest Du aber überlegen, ob nicht eine psychiatrische Klinik sinnvoller wäre...auch da gibt es Kliniken, die etwas mehr Psychotherapie mit einbeziehen und nicht nur auf Medikamente bauen.
Ist aber nur meine eigene Erfahrung, dazu solltest Du dann mit Deinem überweisenden Arzt sprechen.
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem psychsomatischen Klinikaufenthalt?

Beitrag von triste »

sorry,
ich habe eben erst gesehen, dass es bei Dir um eine Reha in einer psychosomatischen Klinik geht. Das ist nochmal etwas anderes...
das habe ich auch hinter mir und es war nur eine Art "medizinischer Urlaub".
Mag sein, dass ich eben Pech hatte mit der Klinik.
Für Depressive halte ich persönlich eine Rehamassnahme in einer solchen Klinik für falsch und Verschwendung von Zeit und Geld.
Du solltest aber auch das mit deiner Ärztin besprechen, und ob nicht ein stationärer Aufenthalt in einer "richtigen" psychosomatischen Klinik besser wäre.
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem psychsomatischen Klinikaufenthalt?

Beitrag von Chiron »

Liebe Tina,

ich habe bereits 2 längere Aufenthalte in einer psychosomatischen Abteilung eines Krankenhauses hinter mir.
Meine körperlichen Beschwerden äußerten sich in qualvollen Magenschmerzen (Gastritis), Bauchschmerzen (Reizdarm), wiederholt blockierten Rückenwirbeln und gehäuften Infektionen, sowie schlaflosen Nächten.
Bereits nach 2 Wochen in der Klinik war ich beschwerdefrei. Heute weiß ich wie sehr mein soziales Umfeld an meiner Seelenpein mitverantwortlich war und lebe inzwischen beschwerdefrei, weil ich mich aus meiner Ehe löste. Die Therapie in der Klinik bestand aus Einzelgesprächen, Gruppentherapie, Kunst-und Gestaltungstherapie, Sport, Entspannung und konzentrativer Bewegungstherapie.
Alles war aufeinander abgestimmt und hat mir sehr geholfen, hinzusehen wo das Problem liegt und wie ich es lösen kann.
Jederzeit würde ich bei einer akuten Krise wieder Hilfe in der Klinik suchen und hoffe Dir die "Angst" davor genommen zu haben.

Alles Liebe und Gute für Dich,
Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
sonnenschein26
Beiträge: 28
Registriert: 24. Nov 2003, 20:23

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem psychsomatischen Klinikaufenthalt?

Beitrag von sonnenschein26 »

Vielen Dank ihr zwei für eure Ausführungen. Bin schon etwas relaxter bei dem Gedanken. Kommt nur noch drauf wie meine liebe Familie es auffassen wird. Denn gerade hier ist eher der Knackpunkt. Denn ich selber weiß schon seit etlichen Jahren, dass ich an Depris leide. Auch das die quälenden Kopfschmerzen hiervon kommen. Nur die Familie (gerade) meine Mutter will es nicht einsehen. Sie tut es alles als Einbildung ab. Darum hab ich auch so lange gebraucht um mir endliche Hilfe holen zu können.
sambasira
Beiträge: 4
Registriert: 22. Okt 2005, 15:56

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem psychsomatischen Klinikaufenthalt?

Beitrag von sambasira »

Hallo Tina,
ich war vor einem Jahr für sechs Wochen in der psycho-somatischen Klinik Bad Bramstedt und ich kann diese Klinik nur weiterempfehlen. Keine unwohle Atmosphäre wie im Krankenhaus, sondern nett gelegen mit (hauptsächlich) Einzelzimmern und Möglichkeit zum weitläufigen Spazierengehen und sogar Möglichkeit abends mal ins benachbarte Kurhotel zu gehen um mal zu entspannen. Denn eins vorweg: Der Aufenhalt ist kein Wellness-Hotel. Man hat jeden Tag volles Programm. Dazu gehört (für jeden individuell abgestimmt) Gruppentherapie, Einzeltherapie, Sport, und speziellere Sachen wie z.B. Biofeedback, Soziales-Kompetenz-Training u.s.w.
Leider sind die Krankenkassen inzwischen knauseriger geworden, so muss auch solch eine Klinik einsparen (wie überall anders auch). Zudem waren in meiner Zeit die Ärzte und Therapeuten auf meiner Station öfters krank.
Insgesamt kann ich von meinem Aufenthalt sagen, dass er mir viele wichtige Informationen über meine Krankheit gegeben hat und ich viel mitgenommen habe.
Man sollte in sechs Wochen keine Heilung erwarten können, aber das der richtige Weg gebahnt wird, so dass es aufwärts geht.
Kopf hoch,
sambasira
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