Tiefenpsychologie

Gert
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Tiefenpsychologie

Beitrag von Gert »

Hallo an Alle,

ich mache schon seit mehreren Jahren Therapie, aber als Verhaltenstherapie. Irgendwie stosse ich aber an die Grenzen der VT.
Ich weiß inzwischen, dass mir der Zugang zu meinen Emotionen fehlt, d.h. ich kann mich nicht so freuen, trauern, wütend sein, usw, wie es in einer entsprechenden Situation angemessen wäre. Ausserdem habe ich wieder mit massiven Schlafstörungen zu kämpfen.
Meine Frage an Euch: Macht es Sinn eine tiefenpsychologische Behandlung zu versuchen? Mich interessiert natürlich vor allen Dingen, wer erfolgreich solche eine Behandlung durchgemacht hat?
Ich weiß nicht mal genau, wie die Tiefenpsychologie funktioniert.
Wenn Jemand auch andere erfolgversprechende Behandlungsmethoden kennt (gerade für mein Problem)bin ich auch für Hinweise dankbar.

Viele Grüße
Gert
Nachttaube
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Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von Nachttaube »

Hallo decamerone,

vorweg: nein, ich habe keine Erfahrung mit Tiefenpsychologie.

Tiefenpsychologie ist ein weiter Begriff. Bevor Du dich dafür entscheidest, solltest Du dich tatsächlich informieren, welche Richtigungen es gibt. Ein - für mein Empfinden zu kurzer - Bericht, steht auch im KND unter Psychoanalyse. Ansonsten versuche mal mit dem Begriff Tiefenpsychologie zu googlen, dann wirst Du sehen, wie viele Schulen es davon gibt.

Du musst selber Entscheiden, ob Dir diese Methode liegt.

Meine Erfahrungen, um Zugang zu Emotionen zu finden:
- Konzentrative Bewegungstherapie: hier wird mit spielerischen, körperlichen, naiven und bildlichen Elementen gearbeitet. (die Emotion wird indirekt angesprochen). Ich habe die Therapie in einer Klinik als Gruppentherapie kennengelernt und war wegen den einfachen Mitteln sehr begeistern von dieser Methode
- Entspannungstechniken: bei mir hat Qi-Gong gefunkt. Kann sein, dass Dir eine ander Meditationtechnik den Weg zu Deinen Emotionen zeigt, probiere es aus
*
*
*
Exotisch: Ich probiere zur Zeit auch Akupunktur aus. Kann dazu aber noch kein abschließenden Bericht geben. Schlußendlich ist es ja doch eine Lebensaufgabe an seine Emotionen so nahe zu kommen, dass man sie auch verstehen kann....
oktober

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von oktober »

Hallo Decamarone,

ich hab aus denselben Gründen von einer Vt zu einer TP gewechselt. Die war dann aber ähnlich erfolglos.
Will dir jetzt nicht den Mut nehmen... ich glaube, es hängt ganz viel von der Person ab, bei der du landest. Und dass im Optimalfall dann die "Art" der Therapie gar nicht so entscheidend ist.
Im Nachhinein denke ich öfter an die Worte des V-Therapeuten zurück...
Ich glaube ohnehin, ein kompetenter Therapeut kombiniert beides je nach Bedarf.

Liebe Grüße,

Petra
barilla
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Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von barilla »

Hallo Decamerone!
Also, ich habe Erfahrungen mit beiden Therapieansätzen:
Ich wurde als Kind 4 Jahre lang wegen akuten Waschzwängen mit einer VT behandelt. Das war in diesem Fall auch sehr gut, da mir sozusagen "Werkzeug" an die Hand gegeben wurde, um meine Zwangszeit überhaupt überleben zu können. Mir wurden Strategien aufgezeigt wie ich in bestimmten Situationen anders reagieren kann, als permanent mit meinen Zwangsritualen den Problemen zu begegnen.

Mittlerweile mache ich eine tiefenpsychologische Gesprächstherapie wegen meiner Depression.
Dort erzähle ich zwar auch von aktuellen Problemen etc. und es wird nach konkreten Llösungsansätzen gesucht, aber vermehrt auch innerhalb der Familiengeschichte versucht zu erforschen, wo der Urprung für ein bestimmtes Verhalten von mir in Bezug auf aktuelle Situationen liegt. Man wühlt sozusagen viel mehr in den Ursprüngen herum, als dass es bei der VT der Fall ist. Bei meiner TP habe ich z.B. viel mehr das Gefühl, dass ich nochmal intensiver mit meiner Kindheit konfrontiert werde etc..
Im Allgemeinen habe ich bei der jetzigen Therapieform den Eindruck, dass ich sehr viel mehr rede und sich meine Therapeutin mit Ratschlägen eher zurückhält, was aber, glaube ich, auch dem Ansatz der TP zu Grunde liegt. Die TP hat ja auch Ansätze der Psychoanalyse übernommen, bei der der Fokus ja auch besonders auf das Erzählen des Patienten gerichtet ist und der Therapeut viel stärker die Rolle des Zuhörers übernimmt und weniger Lösungsvorschläge gibt.
Was bei Dir die Problematik des Zulassens der Emotionen betrifft, wäre eine TP eventuell gar nicht schlecht. Durch einige Erfahrungen während meiner TP, bin ich durch das aktive Erforschen meiner Kindheit an wichtige Emotionen gekommen, die ich lange, lange unbewußt unter Verschluß gehalten habe, von denen ich aber heute weiß, dass das Zulassen dieser Gefühle in der TP für meinen Heilungsprozess ganz elementar war!
All das kann für jemand anderen natürlich wieder ganz anders sein bzw. überhaupt nicht funktionieren. Aber ich wollte eben mal meine Erfahrungen als eine Art der Anregung hier beitragen.

LG,
BARILLA
balduin.cruchot
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Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von balduin.cruchot »

Hi Decamerone,
ich habe die TPT nach ca. 48 Stunden abgebrochen, weil sie meiner Depri überhaupt nix brachte. (Habe danach eine VT gemacht, die auch nix brachte, aber das ist ein anderes Thema... Mir helfen zur Zeit nur die Medis.) Zu der Tiefenpsychologischen Therapie kann ich sagen, dass ich sie sehr interessant fand, und dass ich auch im Nachhinein sagen kann, dass sie sehr wichtig war. Ich habe mich da sehr intensiv mit meiner Kindheit auseinandergesetzt, mir ist klar geworden, wo und wie mich meine Eltern "misshandelt" haben. Ich weiß inzwischen, dass ich kein dummes, schlechtes, nicht liebenswertes Kind war, sondern dass meine Eltern einfach nicht in der Lage waren, mir ihre Gefühle zu zeigen. Das war eine enorm wichtige Erkenntnis für mich, die sich sehr auf mein Selbstwertgefühl ausgewirkt hat.
Dass es trotzdem meine Depris nicht lindern konnte - nun, vielleicht liegt das daran, dass damals zu viel passiert ist, was auch körperlich Spuren hinterlassen hat.
Nach dem Stand der Forschung ist es wohl so, dass eine VT bei einer Depri bessere Wirkung zeigt, als eine TPT.
Wenn Du das Gefühl hast, dass Du mit Deiner Vergangenheit und/oder Deinen Eltern ins Reine kommen willst, dass Du darüber sprechen willst, dass Dich das Gechehene belastet, dann rate ich Dir auf jeden Fall zur TPT. Ob das gegen Deine Depri helfen kann, weiß ich nicht, aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig.
Alles gute
Anke
Gert
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Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von Gert »

Hallo,

danke für Eure Antworten. Wie "befürchtet", sind die Erfahrungen mit der TPT individuell sehr unterschiedlich.
Allerdings denke ich, dass es nicht mehr so viel aufzuarbeiten gibt, was die Ursachen der Depri angeht. Ich muss dazu sagen, dass ich auch schon mal Psychodrama gemacht habe, was mir viele Erkenntnisse darüber gebracht hat, was in meiner Familie (auch in den Großelternfamilien) passiert ist und das meine Krankheit eben durch emotionale Vernachlässigung in frühen Jahren bedingt ist.
Genutzt haben mir diese Erkenntnisse aber nicht viel. Der Panzer um die Seele ist immer noch da.
Die TPT wird dann wohl auch nicht unbedingt was bringen.
Ich bin auch am Überlegen, ob Hypnose etwas bringen könnte.
Hat Jemand von Euch Erfahrung mit Hypnotherapie?

Liebe Grüße
Gert
albert
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Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von albert »

von mir gelöscht
oktober

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von oktober »

Hallo Gert,

musste etwas schmunzeln, als ich deinen neuesten Beitrag las. Ich hab ja aus denselben Gründen von einer VT zur TPT gewechselt, aus denen du dir diesen Schritt überlegst.
Und hab in einer Klinik ähnliche Erfahrungen mit Psychodrama gemacht - es hat mir viel gezeigt und bewusst gemacht, aber wirklich geholfen hat es nicht.
In dieser Klinik hatte ich dann auch Hypnotherapie. Und das war das Beste, was mir passieren konnte und hat zu einer (leider vorübergehenden ) Lebensqualität geführt, die ich bis dahin noch nicht kannte. Ich weiß nicht, warum mir dieser neue Umgang mit mir selbst, meinen Gefühlen, dem Leben wieder entglitten ist.
Dass das allerdings bei mir so erfolgreich war, lag wohl zu einem großen Teil an der Intensität der Therapie und dass diese Ärztin mich auch unglaublich gut kannte (besser als ich . Obwohl auch sie mir beim Abschied sagte, sie sei überrascht gewesen, wie viel die Hypnose mit mir gemacht habe.
Aber mit ambulanter Hypnose hab ich es nie probiert, obwohl ich nach der Klinik auch mit dem Gedanken gespielt habe. Die damalige Betreuung in der Klinik war einfach auch sehr zeitintensiv (neben der Hypnose - 3x die Woche - auch unglaublich viele Gespräche).

Doch vielleicht ist es einen Versuch wert?

Liebe Grüße,

Petra
Gert
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Registriert: 11. Dez 2003, 09:08

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von Gert »

Hallo Albert, hallo Petra,

vielen Dank für Eure Antworten. Mir scheint, die Hypnotherapie könnte doch mehr bringen als TPT, wenn ich von Euren Erfahrungen lese.

Petra, würdest Du mir sagen, in welcher Klinik Du gewesen bist?

Es gibt auch eine Klinik auf Föhr,
http://www.hypnose-klinik.com/themen/themen_30.php,
aber ich glaube nicht, das ich hier ehemalige Patienten finde, die Klinik ist doch ziemlich klein.
Aber ich denke,den Weg über die Hypnose werde ich mal versuchen.

Ich würde mir natürlich erhoffen,dass es auch dauerhaft wirken kann.

Liebe Grüße
Gert
oktober

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von oktober »

Ja natürlich, Gert - es war die Burghof-Klinik (Rinteln), von der hier auch immer mal die Rede ist.
Das ist allerdings keine Hypnotherapie-Klinik! Zwar wird dort Hypnose gemacht, auch 3x die Woche, jedoch eher, um allgemeine Ressourcen zu aktivieren. D.h. die Hypnose ist nicht auf dich zugeschnitten und dient erfahrungsgemäß den meisten Patienten "nur" zur Entspannung. Einige (und dazu gehörte auch ich...) konnten damit auch gar nichts anfangen.
Ich hatte das große Glück, dass meine Bezugstherapeutin nach 8 Wochen und nachdem es mir immer noch ganz beschissen ging, bereit war, diesen Weg mit mir zu versuchen. So dass ich neben den Gesprächen auch noch die Hypnose bei ihr bekam.
Ich weiß nicht mal, ob Hypnose ihr so lag - aber dadurch, dass sie mich kannte, hat`s halt funktioniert und ganz viel in Bewegung gebracht. Meistens hab ich danach Rotz und Wasser geheult.
Find ich interessant, dass es spezielle Kliniken gibt, deinen link werde ich mir gleich mal anschauen.

Liebe Grüße,

Petra
oktober

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von oktober »

Ja natürlich, Gert - es war die Burghof-Klinik (Rinteln), von der hier auch immer mal die Rede ist.
Das ist allerdings keine Hypnotherapie-Klinik! Zwar wird dort Hypnose gemacht, auch 3x die Woche, jedoch eher, um allgemeine Ressourcen zu aktivieren. D.h. die Hypnose ist nicht auf dich zugeschnitten und dient erfahrungsgemäß den meisten Patienten "nur" zur Entspannung. Einige (und dazu gehörte auch ich...) konnten damit auch gar nichts anfangen.
Ich hatte das große Glück, dass meine Bezugstherapeutin nach 8 Wochen und nachdem es mir immer noch ganz beschissen ging, bereit war, diesen Weg mit mir zu versuchen. So dass ich neben den Gesprächen auch noch die Hypnose bei ihr bekam.
Ich weiß nicht mal, ob Hypnose ihr so lag - aber dadurch, dass sie mich kannte, hat`s halt funktioniert und ganz viel in Bewegung gebracht. Meistens hab ich danach Rotz und Wasser geheult.
Find ich interessant, dass es spezielle Kliniken gibt, deinen link werde ich mir gleich mal anschauen.

Liebe Grüße,

Petra
Gert
Beiträge: 129
Registriert: 11. Dez 2003, 09:08

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von Gert »

Hallo Petra,

wie läuft die Hypnotherapie eigentlich ab?
Bist Du dabei "geistig voll anwesend"? Wie fühlt es sich an, hypnotisiert zu sein?
Und während der Hypnose läuft ein normales Therapiegespräch?

Ich hoffe, ich nerve Dich nicht mit meinen Fragen.

Liebe Grüße
Gert
oktober

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von oktober »

Hallo Gert,

- heute hätte ich gern so einen Anschluss, bei dem man unbegrenzt lange im Netz sein kann

Quatsch, du nervst doch nicht, dafür ist ein Forum doch da.

Also, ich hab eben den Infozettel der Klinik zur ärztlichen Hypnose wiedergefunden und schreib dir erstmal das auf:

"... Zur Vorbereitung ist es wichtig, dass sie vorher nicht mehr lesen, Radio hören oder miteinander diskutieren. Sie sollten versuchen, sich positiv auf die Stunde einzustellen, in der sie sich in einem hypnotischen Zustand erleben werden. Im Bett nehmen Sie eine möglichst entspannte Haltung in der Rückenlage ein, in der Sie 1 Stunde gut liegen können... Über Hypnose herrschen die unterschiedlichsten Vorstellungen. Besonders durch die Bühnenhypnose oder durch die Publikationen in den Medien haben die meiste Menschen ein völlig falsches Bild von diesem therapeutischen Zustand. Hypnose bedeutet kein Schlafzustand. Während der Hypnose sind sSie voll orientiert, der Kopf ist klar, Sie spüren eine angenehme körperliche Entspannung, Arme und Beine sind angenehm warm und schwer. Voraussetzung, dass dieser th. Zustand entstehen kann, ist ihre positive Einstellung, sich in dieser Zeit zu erleben, alles geschehen zu lassen und nicht etwas zu erwarten. Je besser Sie dieses umsetzen können, umso schneller kommt es zu Veränderungen, die sich im Laufe der Zeit mehr und mehr spürbar einstellen. Die Beschwerden treten in den Hintergrund und Sie erleben, dass sie belastbarer werden und Ihre Konflikte besser bewältigen können."

So, das war schon einiges über die Hypnose, die jeder Patient dort bekommen hat. Alle Therapeuten haben das dort gemacht und manche konnten es besser, manche weniger gut. Wie gesagt, war das jedoch für einige durchaus entspannend. Die Therapeuten kamen an dein Bett, haben dir was erzählt (dich deinen Körper spüren lassen, dich irgendwohin "hingeschickt",...) und dich dann allein gelassen. Viele Patienten sind dann eingeschlafen und haben das als außerordentlich entspannend empfunden. Ich war immer etwas enttäuscht und konnte auch keine entsprechenden "Bilder" entwickeln

Der Ablauf verlief bei meiner Einzelhypnose eigentlich ähnlich: Ich lag, und die Ärztin hat die Hypnose durchgeführt. D.h. sie hat "erzählt", wobei die Inhalte immer mehr auf mich gemünzt waren. Wie passieren konnte, was da bei mir abging, weiß ich nicht. Ich hatte auch bei ihr Probleme, irgendwelche Szenarien entstehen zu lassen, aber die Gefühle, die sie da erweckt hat, waren von einer unglaublichen Intensität. Die Hypnose war auch nicht darauf angelegt, dass ich mich dabei entspanne. Und je länger diese Therapie dauerte, desto mehr hat sie mir sogar vorher erzählt, was sie mit mir machen würde. Ich erinnere mich z.B. besonders an eine Sitzung, als sie mir vorher erklärte, wie sehr Scham mein Leben prägt und dass Scham im Gegensatz zu Schuld (da will man es immer und immer besser machen) komplett handlungsunfähig macht. Als sie mich dann an einen dunklen Ort schickte und mich ins Licht treten ließ (Kurzfassung), war das der Hammer.
Wie fühlte sich das an? Es war schlimm, ich war das verlassene Kind, die Gefühle waren kaum auszuhalten. Ich war geistig voll anwesend - ja - ich hatte das Gefühl, ich war noch NIE so anwesend. Ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben "ganz". Und die Erfahrungen haben zwar beinahe unerträgliche Verzweiflung hochkommen lassen, aber auch sehr viel Kraft!

Ich merke, mein Bericht ufert etwas aus... Aber es war halt wirklich etwas ganz Einzigartiges für mich... Der Rest aber dann in Kürze: Es findet kein Gespräch währenddessen statt - du bist mit dir selbst allein. Und das war für mich auch wichtig. Die Therapeutin kam jedoch nach einer gewissen Zeit wieder und hat mich "zurückgeholt" (manchmal zu früh), mich bei Bedarf getröstet, Fragen gestellt, ein Gespräch geführt. Meistens wollte ich aber gar nicht viel erzählen und mein "Einssein", auch die Traurigkeit (ein sehr lebendiges Gefühl!) noch für mich haben.

Okay - hoffe, dass dir das jetzt einen kleinen Einblick geben konnte (?). Falls du noch was wissen willst, frag mich gerne. Wie du bemerkt haben wirst, schreibe ich gern darüber

Gute Nacht,

Petra
DewaChe

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von DewaChe »

albert
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Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von albert »

Hallo Gina,

ich will keinen Streit im Forum, deshalb habe ich die kontroversen Teile in diesem Posting gelöscht.

Ich bin hier als Betroffener, ich bin bipolar II und das bedeutet für mich eine lebenslange Auseinandersetzung mit dem Thema Depression. Deshalb lese ich hier mit und schreibe auch mal, will mich über die Depression und ihre Erscheinungsformen informieren und mich darüber austauschen. Keiner meiner bisherigen Depri-Schübe war wie der andere.

Auf den Boden der Tatsachen zu kommen ist sehr wichtig. Ich führe dazu eine Realitätsüberprüfung durch und betrachte die Dinge, welche mir Angst machen aus mehreren Blickwinkeln, hole dazu weitere Informationen ein, als ich zu Beginn der abweichenden Zustände hatte. Ich kann dir nur empfehlen, dich weiter über kontroverse Sachverhalte zu informieren.

Noch etwas: dein Posting erscheint mir sehr von Gefühlen geprägt. Ich kann das gut verstehen, schließlich hat sich dein guter Freund wegen einem sogenannten Therapeuten umgebracht. Das tut mir sehr leid für ihn und für dich und du hast mein Mitgefühl für dieses schreckliche, zerstörerische Ereignis.

Auf der anderen Seite sehe ich durchaus die Gefahr, dass sich hier aus Rede und Gegenrede ein Streit entwickeln kann, der hier im Forum nichts zu suchen hat. Das will ich nicht. Deshalb werde ich keine weitere Postings in diesem Thread schreiben. Für einen weiteren Meinungsaustausch stehe ich im Chat II oder per Email zur Verfügung. Mein Profil ist offen.
Gruß
Albert
Gert
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Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von Gert »

Hallo Petra,

vielen Dank für Deine ausführliche Beschreibung der Hypnotherapie. Scheint doch ein interssanter Ansatz zu sein.
Ich glaube, das sollte ich auch mal versuchen, allerdings war ich diesem Winter gerade erst in der Klinik, ich weiß nicht, ob ich so schnell wieder einen Aufenthalt bezahlt bekomme.
Muß ich mal mit meinem Neurologen drüber sprechen.

Ich hab übrigens glücklicherweise einen Dsl-Anschluss, bei dem ich permanent online sein kann. Es ist schon eine große Erleichertung, wenn man zb im Forum schreibt.

Weitere Fragen zur Hypnose habe ich im Moment nicht, Deine Beschreibung war schon sehr ausführlich. Ausser: Hat dieser positive Effekt durch die Hypnose ganz langsam nachgelassen oder ging es knall auf fall?
Kannst Du Dir überhaupt nicht vorstellen, warum es Dir wieder schlechter ging?
Oftmals sind es ja bestimmte Lebensumstände oder Personen, die uns immer wieder in die Depression treiben.
Ich weiß nur, dass es mir vor fünf Jahren nach einem längeren Klinikaufenthalt absolut super ging, aber nach meiner Entlassung ging es mir jeden Tag wieder ein Stückchen schlechter. Im Grunde genommen hatte sich zuhause auch nichts geändert und meine Versuche mir ein soziales Umfeld zu schaffen waren auch gescheitert.

Viele Grüße
Gert

P.S.
Bitte nicht wieder einen neuen Streit anfangen.
oktober

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von oktober »

Lieber Gert,

bitteschön - das war gestern beinahe ein Vergnügen und hat mir einiges zurück ins Gedächtnis gerufen. Leider allerdings nur dahin...

Nee, das ist schleichend wieder schlimmer geworden und ich wäre froh, wenn ich dir sagen könnte, woran es nun genau lag. Das Skurille an der Zeit nach der Klinik war auch, dass es mir nicht immer gut ging - aber es war ganz anders als in den Zeiten davor. D.h. ich war mitunter auch traurig, wütend, o.ä. - aber es fühlte sich richtig an, lebendig und unter gar keinen Umständen lebensmüde. Ich war halt traurig oder wütend, wenn ich einen Grund dazu hatte. Da du in deinem Eingangsposting geschrieben hast, dass dir auch negative Gefühle fehlen, weißt du vielleicht, was ich damit meine.
Umso schlimmer war es dann, dass ich mich allmählich in der bekannten Abwärtsspirale mit gewohnter Gefühllosigkeit wiederfand. Ich glaubte, dass ich einen völlig neuen Umgang mit mir erlernt/erfahren hatte, der eben auch "krisensicher" ist. Nach meinem ersten Klinikaufenthalt ging es mir objektiv ne Weile viel besser als nach der zweiten Erfahrung - aber das zweite Mal hatte das Ganze eine nie gekannte Qualität. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll.

Vielleicht war das Erlebnis, mich zu spüren, zu kurz, um gegen über Jahrzehnte erlerntes Verhalten eine Chance zu haben? Vielleicht hab ich durch diese Zufriedenheit, durch diese Einssein mit mir, aufgehört, an mir zu arbeiten? Vielleicht auch die Resignation, dass sich nicht sofort auch die äußeren Bedingungen ad hoc zum Besseren gewendet haben (z.B. auch soziale Kontakte nicht einfach so da waren).
Keine Ahnung... ich weiß nur, dass der neuerliche Absturz echt heftig war, da ich dachte, so etwas nicht mehr erleben zu müssen.
Aber eines ist gewiss: Hätte ich diese Erfahrung nicht gemacht, würde ich daran zweifeln, dass irgendeine Therapie überhaupt etwas bei mir bewirken könnte. Davor war`s ein Auf und Ab, wobei das Auf jeweils sehr "flach" war - und alles immer recht unabhängig von Medis oder therapeutischer Unterstützung.

Liebe Grüße und gute Nacht!

Petra
DewaChe

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von DewaChe »

Sorry,

hab meinen Beitrag auch gelöscht, bin mal wieder übers Ziel hinaus geschossen.

Wollte lediglich ausdrücken, daß man mit so sehr speziellen "Therapieverfahren" hier vielleicht vorsichtig sein sollte. Zum einen werden damit gerne Geschäfte gemacht und zum anderen schaden sie sehr vielen Hilfesuchenden wenn diese sich nicht ausreichend informieren.

Sorry nochmal Albert, wollte dich nicht so angreifen.

Liebe Grüsse

Gina
albert
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Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von albert »

siehe Thread

Nachsorge für Hypnotherapie
DewaChe

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von DewaChe »

Hallo Albert,

dieser thread gfällt mir besser, ich gehöre auch ua. zu den "Trommlerinnen" und das alles in einer stinknormalen Bfa Klinik kennengelernt.

Örgs, nun ist auch dieses posting von dir weg... ok, ich verpiss mal, ich scheine wohl sehr unerwünscht zu sein....

Ok, ich trommle gerne aber scheinbar magst du meine Ebene nicht.... bin schon weg...
Gina
Gert
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Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von Gert »

Liebe Petra,

Du hast geschrieben, dass Dir die sozialen Kontakte im Anschluss an die Therapie gefehlt haben und das es auch ein Grund dafür sein könnte, dass es Dir wieder schlechter geht.
Das würde sich ja mit meinen Erfahrungen decken.
Was würdest Du selbst sagen, wie auschlaggebend war das Fehlen der sozialen Kontakte?
Könntest Du Dir vorstehen, das Du, wenn Du die richtigen Freunde, Bekannte, etc kennengelernt hättest, die Depression losgeworden wärst, bzw das Du Dich dann zumindest stabilisiert hättest?

Mich interessiert wirklich wie wichtig die sozialen Kontakte für die Gesundung sind?

Liebe Grüße
Gert
oktober

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von oktober »

Lieber Gert,

da sprichst du ein auch für mich wichtiges Thema an... Und ein schwieriges!

Ich hab hier vor einigen Wochen mal einen Thread eröffnet: "Depression und die Suche nach Liebe". Und mich dort intensiver mit diesem Thema beschäftigt, d.h. zwar v.a. mit der Sehnsucht nach einem Partner, aber im weiteren Sinne mit der Sehnsucht nach Beziehungen allgemein und der (mir fehlenden?) Fähigkeit dazu.

Ich glaube, mich könnte eine soziale Eingebundenheit sehr stützen, stabilisieren. Damit meine ich wirkliche Freundschaften mit viel Nähe. Aber ich merke, dass ich Nähe nicht wirklich empfinden, zulassen kann. Deshalb glaube ich weiterhin, dass erstmal ein gesunder Umgang mit dir selbst bis zu einem gewissen Grad überhaupt Voraussetzung dafür ist, dass man so etwas aufbauen kann...
Also irgendwie ein Teufelskreis: Auf der einen Seite wird der Mensch durch das Du zum Ich (hat mal irgendein schlauer Mensch gesagt, Buber?), auf der anderen Seite braucht es Eigenliebe und -wertschätzung, damit richtige Freundschaften möglich sind. Meiner Meinung nach - es sei denn, die ganze Sache ist äußerst ungleichgewichtig.

Manchmal denke ich, dass ich von Freundschaften unheimlich viel erwarte und damit von vorneherein erfolglos sein werde. Das, was du von deinen Eltern eigentlich bekommen solltest (bedingungslose Liebe) kriegst du später nicht mehr in dieser Form (wenigstens nicht bei deinen Freunden) - und eigentlich ist es wohl das, wonach ich lechze. Und das fehlt dann auch als Grundstock für funktionierende, erwachsene Freundschaften.

Etwas verwirrend... Versuche dennoch mal ein (provisorisches) Fazit: Ich denke, dass die Arbeit an sich selbst generell wichtiger ist, um überhaupt die Freundschaften, die möglich sind (mit all ihren "Defiziten"), leben und wertschätzen zu können. Ich glaube aber auch, dass bestehende Freundschaften dann ganz viel dazu beitragen können, dass es dir gut/besser geht.
Und ich bin davon überzeugt, dass Einsamkeit (und damit meine ich auch empfundene Einsamkeit - eher: Beziehungslosigkeit -, evtl. unter vielen Menschen, in der Familie, etc.) krank bzw. unglücklich macht!

Der Mensch ist ein soziales Wesen.

War das so einigermaßen verständlich?

Liebe Grüße an dich und gute Nacht,

Petra
Gert
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Registriert: 11. Dez 2003, 09:08

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von Gert »

Liebe Petra,

ich habe Dich gut verstanden. Es ist eigentlich immer und immer wieder das Gleiche:
Die fehlende Liebe und Zuwendung der Eltern, als Folge die Depression und die Unfähigkeit sich selbst zu lieben.
Wer sich selbst nicht lieben kann, wird auch nicht geliebt werden.
Der hässliche Depri-Teufelskreis.
Wissen Eltern eigentlich was sie ihren Kindern antun, wenn sie die ihnen zustehende Liebe vorenthalten?
Hoppla, ich habe gerade ein Deja-vus-Erlebnis.
Habe ich das Gleiche schon mal geschrieben? Ich weiß es nicht.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, was Du geschrieben hast, ich kenne es auch. Mit einem Unterschied: Mittlerweile kann ich Nähe zulassen.
Aber ich habe das gleiche Problem wie Du. Auch ich neige dazu an meine Mitmenschen sehr hohe Anforderungen zu stellen. Und damit scheitern viele mögliche Freund-, und Bekanntschaften.
Es gibt, glaube ich, auch nicht viele Menschen, die soviel Nähe zulassen, wie wir haben möchten.
An dieser emotionalen "Baustelle" versuche ich jetzt zu arbeiten (jenseits der Gesprächstherapie).

Diese materielle Gesellschaft macht es uns, die wir nach menschlicher Nähe suchen, sehr schwer.
Konsum als Ersatzdroge, das wird uns heute angedient.
Du hast Recht, der Mensch ist ein soziales Wesen.

Liebe Grüße
Gert
Leni2
Beiträge: 471
Registriert: 10. Aug 2005, 18:00

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von Leni2 »

Lieber Gert, liebe Petra,

ich hatte vor ein paar Jahren mal ein Erlebnis: Beim Umziehen hab ich alte Briefe durchgesehen und auf einmal hab ich gemerkt, dass die meisten Freundschaften kaputt gegangen sind, weil ich irgendwann nicht zurück geschrieben habe. Und zwar meistens, weil ich sie zu oberflächlich fand und sie meinen Ansprüchen nicht genügten. Es lag also meistens gar nicht daran, dass sie mich nicht mochten!!

Ich habe immer noch gewisse Ansprüche an Freundschaften. Aber ich lebe jetzt damit, dass ich nicht so viele enge Freunde habe und viele Kontakte einfach oberflächlich bleiben, weil man Dinge nicht erzwingen kann. Ich erwarte einfach nicht mehr so viel und habe auch unrealistische Ansprüche (das man sich in ALLEM verstehen muß, "Seelenverwandtschaft"...) relativiert. Schwer finde ich nur, das man mit so tieferen Ansprüchen an Freundschaft immer so exponiert ist irgendwie, so auffällig und unnormal. Geht euch das auch so?

Und ich habe auch gemerkt, dass sehr vieles an mir selbst liegt. Mir fehlt es vor allem an Mut, auf Menschen zu zu gehen (hab mal gelesen, dass von 100 Menschen, die man kennen lernt, meist nur einer zum Freund wird). Ich nehme einfach Zurückweisungen viel zu ernst und nicht unter dem Motto "da hat er aber Pech, dass er mich nicht kennen lernen will". Ich bin einfach auch nicht so unkompliziert, wie manche anderen. Und ich gebe mich, glaub ich, auch etwas unnahbar, damit andere mir nicht unkontrolliert zu nahe kommen. Mir fällt es schwer, mich anzuvertrauen, wenn es mir nicht so gut geht.

Ich glaube, so wie du das machst, Gert, ist es schon richtig, einfach neue Sachen ausprobieren, Menschen treffen, Erfahrungen sammeln. Und Geduld haben und nicht zu ehrgeizig sein. Ich denke, man muß wirklich die Zeit abwarten, bis man selbst auch bereit für Kontakte ist. Und auch offen sein für die kleinen unerwarteten Begegnungen.

Ich hoffe einfach nur, dass je mehr die Gesellschaft konsumorientiert wird, immer mehr auch die anderen Menschen sichtbar werden, sozusagen als Gegenbewegung. Das Internet ist ja eine große Hilfe .

Hm, sind nur meine Erfahrungen, vielleicht könnt ihr ja was damit anfangen...

Liebe Grüße,

Lena
Alles, was man über das Leben lernen kann, ist in drei Worte zu fassen: Es geht weiter!

Gert
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Registriert: 11. Dez 2003, 09:08

Re: Tiefenpsychologie

Beitrag von Gert »

Liebe Lena,

wir müssen sicherlich unsere Ansprüche an Freundschaften zurückschrauben.
Ich bin jetzt auch schon zufrieden, wenn ich beim Nordic Walking Menschen treffe, mit denen man beim Walken einfach ein bisschen quatschen kann.
Aber die Ansprüche ganz aufgeben, nein, ich denke nicht. Wir sollten uns den Wunsch nach Seelenverwandtschaft erhalten, es besteht immer noch eine kleine Chance auf Erfüllung des Traums. Aber realistischer sein und nicht gleich zu hohe Erwartungen an andere Menschen stellen, ja.

Ich habe genau wie Du das Gefühl irgendwie unnormal zu sein, mit diesem Wunsch nach Tiefgang, mit dem Wunsch mit Freunden über alles reden zu können. Vielleicht sind wir tatsächlich ein Stück weit unnormal, warum auch nicht? Wir müssen uns ja nicht überall der Norm anpassen.

Letztlich können wir natürlich nur neue Freunde nur gewinnen, wenn wir aktiv auf andere Menschen zugehen, ich kann von mir sagen, dass es mir sehr schwer fällt.
Ich habe es nie gelernt, allerdings bin ich durch das soziale Kompetenztraining doch soweit gekommen, dass ich es kann, manchmal.
Ich merke, es hängt sehr von meiner Stimmung ab und davon wie gut oder schlecht ich es mir geht.
Ich weiß aber zumindest, dass ich es kann.
Eine Psychologin erzählte in der Klinik von einem Psychologen (ich glaube es war sogar ein "Mitbegründer" der Verhaltenstherapie), der wohl nicht der Attraktivste war. Der gute Mann sprach in einem Park (ich meine, es war der Central Park) 100 Frauen wahllos darauf an, ob sie mit ihm Essen gehen würden. Und tatsächlich, ein paar Frauen haben tatsächlich zugesagt.
Man kann also fast sagen: Wer wagt, gewinnt.
Das Gleiche würde ich mich noch nicht trauen, aber wenn, dann könnte ich sagen, ich habs geschafft. Es ist ein Ziel von mir, dahin zu kommen.
Aber man muss immer wieder mit Rückschlägen fertig werden und den Mut finden, irgendwann wieder nach vorn zu gehen.

Liebe Lena, ich hoffe auch sehr, dass eine Gegenbewegung zur stumpfen Konsumgesellschaft entsteht. Einer Gesellschaft, die keine ethische und sozialen Werte kennt.
Wir sind alle aufgefordert an uns zu arbeiten.

Liebe Grüße
Gert
Antworten