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Dysthymie und depressive Episode

Verfasst: 1. Sep 2005, 15:42
von steppenwolf1
Hallo zusammen,

ich wollte den anderen Thread nicht stören und habe deshalb einen neuen Thread aufgemacht. Ich hoffe, das ist ok so.
@decamerone - danke für Deine Antwort im anderen Topic - ich würde die Diskussion bzw. den Erfahrungsaustausch hier gerne fortsetzen.
Ich habe gelesen, dass Dysthymie auch neurotisch ist. Ich frage mich inwieweit dies die Entwicklung einer stärkeren depressiven Episode begünstigt oder ob man beide Diagnosen getrennt voneinander betrachten muss. Weiterhin interessiert mich, ob eine chronische Depression heilbar ist oder ob man diesen "Glotz am Bein" ein Leben lang tragen muss ?
Über einen Erfahrungsaustausch und Hinweise würde ich mich sehr freuen.

Viele Grüße,
steppenwolf

Re: Dysthymie und depressive Episode

Verfasst: 2. Sep 2005, 00:40
von kiboo
Hallo steppenwolf,

ich würde mich gerne deiner Frage anschließen, ob man den "Klotz am Bein" mal wieder los werden kann.

Laut meiner (Haus-)Ärztin habe ich Depressionen, beim Psychologen war ich noch nicht. Bin also noch recht unwissend auf dem Gebiet.
Ich bin auf dieses Forum gestoßen und habe schon einige Threads gelesen und dabei von Dysthymie gehört.

Ich selbst hatte vor ca. 11 Jahren eine schwere depressive Phase über 1-2 Jahre lang und nun wieder seit ca. einem halben Jahr. Aber einen leicht "depressiven Hang" hatte ich schon immer, auch schon als 5-Jährige. Das ist mir nur erst jetzt aufgefallen bzw. wieder eingefallen.

In Lebensphasen, in denen mein Leben ganz gut lief, also in Bezug auf Schule, Freunde, Partner usw. ging es mir eigentlich auch ganz gut.

Ich kann mich in sooo vielen Äußerungen in diesem Forum wiederfinden, wenn andere über ihre Probleme sprechen, aber dennoch: ich habe Hoffnung! Ich habe "Visionen", wie ich mich in ein paar Jahren sehe: glücklich und zufrieden, erfolgreich, in einer harmonischen Beziehung, selbstbewusst.

Hört sich das eher nach Dysthymie mit einer vorübergehenden depressiven Phase an?
Kann man das wirklich überwinden?
Ich frage mich langsam, ob ich mir was vormache und ewig mit mir selbst zu kämpfen habe. Das macht mir dann doch eher Angst und meine Visionen zerfallen...

Liebe Grüße,
Nadja

Re: Dysthymie und depressive Episode

Verfasst: 5. Sep 2005, 15:05
von steppenwolf1
Hallo Nadja,

vielen Dank für Deine Antwort. Was sich bei Dir gut anhört, ist, dass Du Hoffunungen und Visionen hast. Finde ich gut.

Schade, dass so wenige eine Antwort auf die Fragen haben. Vielleicht kann ja auch das Moderatorenteam eine Antwort geben ????

Da die Dysthymie ja chronisch ist, ist sie denn dann überhaupt heilbar ?

Ich würde auch gern noch eine weitere Frage in den Raum werfen, wenn ich darf. Es betrifft das Thema Suizid ... da ich sehr oft Gedanken ans Sterben habe, auch wenn ich nicht akut in einer schwereren Phase stecke. Sind Suizidgedanken auch ein Zeichen einer Dysthymie oder hängen die mit der eigentlichen depressiven Episode zusammen ?? Dagegen spricht eigentlich, dass ich solche verqueren Gedanken eben auch habe, wenn es mir eigentlich auch besser geht ...

Viele Grüße,
steppenwolf

Re: Dysthymie und depressive Episode

Verfasst: 6. Sep 2005, 12:51
von Iris
Hallo Steppenwolf,

ich bin schon viele Jahre Depressiv,zuerst war es "nur" eine Angsterkrankung,dann kamen schleichend die Depressionen dazu.
Weder der Arzt noch die Therapeutin haben je eine genaue Diagnose gestellt.
Durch umfangreiche Recherchen meinerseits würde die Diagnose Dysthymie voll auf mich zutreffen.
Hatte nun bis vor kurzem Therapie die mit 25 Stunden beendet wurde.
Die Therapeutin war zwar nicht zufrieden mit dem Ergebnis,wollte aber keine weiteren beantragen.
Nun sitz ich da,bin in ständig schlechter stimmung und weiß mir nicht zu helfen.
Ich versuche mich Abzulenken,gehe raus ,versuche auf andere Gedanken zu kommen,aber jeden morgen ist diese Negative Stimmung wieder da.
Wie ist das bei dir?Was hast du alles unternommen dagegen?Wie lange hast du das schon?
Habe mal gelesen das es mindestens 2 Jahre anhalten soll.

LG
Iris

Re: Dysthymie und depressive Episode

Verfasst: 6. Sep 2005, 17:53
von steppenwolf1
Hallo Iris,

ich glaube bei mir hat es schon vor 9 Jahren angefangen. Damals bekam ich das erste mal richtig heftige Schlafstörungen. Nun bin ich schon seit 3 Jahren in Therapie, nehme auch Medikamente und frage mich, ob man überhaupt gesund werden kann bei einer chronischen Depression. Na ja, ich hab jedenfalls keine Lust noch wer weiss wieviele Jahre damit zu verbringen und mich quälen zu müssen.

Ich wünsch Dir alles Gute.

steppenwolf

Re: Dysthymie und depressive Episode

Verfasst: 7. Sep 2005, 12:55
von capella
Hallo steppenwolf!

Auch ich zähle mich zu den Dysthymikern obwohl auch bei mir nur eine Allgemein-Diagnose Depression festgestellt wurde!
Suizidgedanken hatte ich persönlich noch nie,obwohl ich auch mal kurze Phasen hatte in denen es mir ganz mies ging!

Ob Sowas heilbar ist?
Ich komme momentan mit einer akzeptablen Dosis Medikamente mit erstaunlich wenig Nebenwirkungen gut klar--sehr gut sogar!
Natürlich hab ich mir da auch schon mal die Frage gestellt,wie es aussehen wird sollte ich die Medikamente eines Tages absetzen!

Notfalls würde ich sie dann wieder einnehmen!
Ob eine Therapie bei mir etwas bringen würde weiss ich nicht...bei mir ist die Angst und die Depris schon seit Kindesbeinen ein ständiger Begleiter von mir--also quasi angeboren--bei einer Dysthymie würd ich also eher zu einer Therapie mit Medikamenten tendieren....

gruss capello

Re: Dysthymie und depressive Episode

Verfasst: 7. Sep 2005, 19:57
von Ronja75
Hallo Zusammwn!

Auch meine Diagnose war (ist) Dysthymie mit schwerer d.Episode. Die schwere Zeit ist nbun vorbei, vor 3 Tagen habe ich die letzte Dosis Trevilor genommen.
Die Diagnose "chronisch" finde ich schwierig! Für den Menschen, der ich "damals" vor 3 Jahren war, stimmt sie, aber ich habe mich und meine Sicht auf die Welt vor allem durch die Therapie sehr geändert. Und nun habe ich shcon die Hoffnung, dass ich ölängerfristig glücklich und zufrieden sein kann. Die Sicherheit, dass das für immer so ist habe ich nicht - aber die hat niemand, nur dass es jemandem, der shcon mal 'ne Krise hatte bewußter ist.

Suizidgedanken. Finde ich für dieses Forum kein gutes Thema. Aber wenn du willst kannst Du an meine E-Mail Adresse schreiben, Steppenwolf, dann schreib ich Dir meine Meinung dazu. Hier nur soviel: Ich hab mal einen S - Versuch gemacht und bin inzwischen froh, überlebt zu haben!
Liebe Grüße an alle,
Ronja

Re: Dysthymie und depressive Episode

Verfasst: 9. Sep 2005, 12:48
von steppenwolf1
Hallo miau, hallo Ronja,

danke für Eure Antworten.
Ich glaube, wenn es eine definitive Zusage gäbe, dass auch chronische Depris heilbar sind, gäbe das schon etwas Hoffnung. Mich würde schon mal interessieren, was die Experten (Moderatoren) zu Prognosen bei Dysthymie bzw. chronischen Depris sagen ??

Zur Zeit tue ich mich extrem schwer auf Arbeit zu konzentrieren, da ist auch wieder so eine Grund-Antriebslosigkeit in mir, dadurch bin ich extrem langsam, der Druck steigt ... etc. ... vielleicht ist es nur Faulheit ??

Na ja, ich sollte nicht so viel rumjammern.

Ich wünsche Euch alles Gute !!

Viele Grüße, steppenwolf

Re: Dysthymie und depressive Episode

Verfasst: 9. Sep 2005, 13:05
von Leni2
Hallo Steppenwolf,

hab mal eine Frage Off-Topic. Ich habe in einem alten Thread gelesen, dass du dein Diplom mit Depris gemacht hast und danach in eine Klinik gegangen bist. Ich stehe auch gerade vor dem Examen und mir geht es zur Zeit ziemlich schlecht. Ich frage mich, ob ich mich jetzt da durch quälen soll, oder ob ich vorher in eine Klinik gehe und danach das Examen anfange. Ich hatte nur leider schon 3 Krankheitssemester und konnte nie so volle Kraft studieren.

Das passt dann wieder zur Dysthymie. Ich bin nie so ganz einsatzfähig und brauche für alles einfach länger. Kann mir gar nicht vorstellen, mal richtig arbeiten zu gehen. Aber im Moment ist eh alles dunkel.
Steppenwolf, ich glaube nicht, dass es nur Faulheit ist.

Lieben Gruß,

Lena

Re: Dysthymie und depressive Episode

Verfasst: 9. Sep 2005, 13:43
von ege0804
Hallo Steppenwolf,

habe auch die Diagnose Dysthymia

Vor 12, 4 und 2 Jahren hatte ich eine schwere Depressive Phase. Diese Diagnose wurde in einer Psychosomatischen Klinik gestellt. Dort war ich neun Wochen, also lange genug so dass sich Chefarzt, Oberarzt und Therapeut eigentlich nicht irren können mit der richtigen Diagnose.

Habe auch einen Schreck bekommen und Angst das diese Diagnose bedeutet unheilbar zu sein. Eine Neigung zur Melancholie hatte ich schon immer. Bei mir waren immer auch reelle äußere Probleme die Auslöser, also könnte ich von hohen reaktiven Anteilen meiner Depression ausgehen.

Dagegen spricht, daß ich in anderen schwierigen Situationen nicht Depri wurde, sondern im Gegenteil, stärker wurde, je größer die Anforderungen waren.

Inzwischen ist es mir egal welche Diagnose man mir stellt, oder wie Therapeuten mich beurteilen, sondern mir ist wichtig, dass ich vorbereitet bin, über Werkzeuge verfüge, mich wieder selbst zu befreien aus dem Niedergedrückt sein und der Hoffnungslosigkeit.

Ich glaube wir Depressive, müssen ein bisschen vorsichtiger mit uns umgehen als die sogenannten Gesunden.

Ich habe früher stark gestottert und bin in der Beziehung ganz gut rehabilitiert, trotzdem taucht dieser Demon immer wieder mal auf, besonders in Kombination mit Depri. Aus dieser Erfahrung heraus, glaube ich nicht an Heilung, sondern an die Lernfähigkeit trotz aller Symptome ein recht zufriedenes Leben zu führen. Diesmal haben mir Medi sehr gut geholfen.
Vor welcher Herausforderung ich das nächste mal stehe, das weis ich nicht - das weis keiner, was morgen ist ist immer offen, es gibt keine Garantie auf Heilung. Nie!

Für mich war wichtig Krankheitseinsicht zu bekommen, sowie die Krankheit nicht als Alibi zu nutzen (für was auch immer), sondern in kleinen Schritten besser leben zu lernen.

Heilung oder Befreiung, ist für mich, gelassen zu werden, mich an den kleinen Dingen, an einem guten Buch zu freuen, keine großen Sorgen zu haben, wenn die Verdauung stimmt, ich mich auf gute Freunde verlassen kann und immer mehr ich selbst werde.

Ganz wichtig war für mich, damit auzuhören, auf eine bessere Vergangenheit zu hoffen.

viele Grüße ernie

Re: Dysthymie und depressive Episode

Verfasst: 9. Sep 2005, 16:25
von Clown
".... damit aufzuhören, auf eine bessere Vergangenheit zu hoffen."

Hallo Erwin, dieser Satz von dir bringt es für mich so auf den Punkt, dass ich dir das unbedingt sagen musste.
Ich ertappe mich zwar manchmal noch dabei, dass ich die Vergangenheit ändern will, merke es dann doch recht schnell und höre sofort wieder auf.
Ja, es ist ein Leben-Lernen.

Grüße von Clown