vergeudetes Leben

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vero
Beiträge: 3
Registriert: 16. Aug 2005, 12:00

vergeudetes Leben

Beitrag von vero »

Hallo,
bin gerade zufällig auf dieser Seite gelandet, d.h. jemand hatte sie als Link angegeben.
In manchen Dingen geht es mir ähnlich, was ich hier gerade gelesen hab. Jeder Tag, jede Stunde empfinde ich gerade nur als Anstrengung und ich habe gerade nur das Gefühl "schon wieder einen Tag von meinem Leben nicht gelebt zu haben" das Problem ist gerade nur, ich weiß nicht, was ich mit diesem Leben anfangen soll. Habe im April meinen Job verloren, Kündigung nach knapp 6 Monaten. Der Alltag ist weggebrochen und auch ich weiß nicht wie ich einen Tagesablauf hinbekommen soll.... Am liebsten würde ich nur schlafen, mit der Hoffnung, dass mich irgendjemand weckt und sagt "Hey du hast nur schlecht geträumt" gehe oft nicht mehr aus der Wohnung, fühl mich als absoluter Looser und ebenfalls als Belastung für meine family und Freunde. Jobmäßig weiß ich gar nicht mehr was ich tun soll. Bewerb ich zwar mäßig, hab noch 2 Arbeitsstellen offen, wüßte aber nicht was ich machen soll, wenn ich einen von beiden Jobs bekommten sollte. Trau mir einfach gar nichts mehr zu und habe überhaupt keine Ahnung wie's weitergehen soll...
Kennt jemand dieses Gefühl??? bzw. einen Ausweg???
Grüße Veronika
steppenwolf1

Re: vergeudetes Leben

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Veronika,

oh ja, ich kenne das nur zu gut. Nach meinem Diplom, was ich noch mit Ach und Krach durchgezogen habe, musste ich auch Bewerbungen schreiben, tat ich auch, obwohl ich mir nix mehr zutraute. Daran änderte auch das Diplom nichts. Dann kam der Zusammenbruch und ich war zum 2. Mal in einer Klinik, die mir sehr geholfen haben. Ich fing dann erstmal ein Praktikum an - es war sehr schwer mit der ständigen Angst nicht gut genug zu sein im Nacken, aber letzten Endes hat es geholfen, wieder mehr Zutrauen zu erlangen ...
Ich denke wichtig ist ein geregelter Tagesablauf, der einem etwas Struktur geben kann. Vielleicht kannst Du Dir auch Tagespläne machen ?? Der Klinikaufenthalt hat mir auch sehr geholfen, wieder Struktur reinzubekommen. Und jetzt versuche ich es auch mit einem Tagesplan (was mir zugegeben nicht immer gelingt - bin wohl auch noch nicht ganz übern Berg). Na ja, du kannst es ja mal probieren, wenn du magst ?

Viele Grüße,
steppenwolf
Antje
Beiträge: 445
Registriert: 1. Dez 2004, 15:37

Re: vergeudetes Leben

Beitrag von Antje »

Hallo Veronika,

ich bin der gleichen Meinung wie Steppenwolf, daß es in so einer Phase sehr wichtig ist, klare Strukturen und einen geregelten Tagesablauf zu haben.
Ich war auch total antriebslos. Und habe mir zusammen mit meiner Therapeutin einen vernünftigen Tages- und Wochenplan aufgestellt, an den ich mich in der Krise gehalten habe. Das hat auch dazu beigetragen, daß es mir wieder besser ging.

Für mich war mein Leben auch über 2 1/2 Jahre eigentlich vergeudete Zeit bis es mir wieder besser ging. Aus heutiger Sicht kann ich auch einige gute Dinge aus der Erfahrung mit der Depression ziehen. Aber in der Krise war alles nur fürchterlich und für mich eigentlich nichts mehr lebenswertes.

Bei Dir ist es auch kein Wunder, daß Du so verzweifelt bist. Schließlich sind die Gründe dafür nur nachvollziehbar.

Du kannst Dir jeder Zeit fachliche Hilfe holen. Du kannst mit einem Psychotherapeuten kontakt aufnehmen und Dir da Hilfe holen oder auch erst einmal in eine psychologische Beratungsstelle gehen. (Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt ...)

Liebe Grüße

Antje2
vero
Beiträge: 3
Registriert: 16. Aug 2005, 12:00

Re: vergeudetes Leben

Beitrag von vero »

Hallo Steppenwolf,hallo Atje,
lieben Dank für Eure Antworten, ich weiß auch, dass ihr Recht habt ein geregelter Tagesablauf ist wichtig, aber es fällt mir echt super schwer. Sobald die wichtigste Komponente wegfällt, bei mir auf jeden Fall die Arbeit krieg ich's gar nicht mehr gebacken.
Vorhin hat natürlich prommt ein zukünftiger Arbeitgeber in spe angerufen, für eine 2. Vorstellungsrunde. "ob ich noch immer interessiert wäre"? (ich glaube oft höre und wirke ich wahnsinnig gleichgültig obwohl ich's nicht bin),aber im Moment bin ich wirklich super unsicher was den Job, bzw. die Berufswahl betrifft, seit meiner Ausbildung läuft ständig etwas schief....1. Arbeitsstelle Kündigung, 2. selbst gekündigt, weil ich einfach gedacht hab ich pack das nicht, hatte von Anfang an Panik und konnte nicht schlafen....Ich kann mich grad einfach nicht hinstellen und sagen:"ich bin Euer mann"(bzw. Eure Frau) und das merkt man. Mein Bruder meint ich bin grad sowieso nicht in der Lage zu wissen was ich will und was nicht(hat auch Erfahrung mit dem Thema Depression) Darf ich Euch fragen wie's da Euch erging? das traurige ist nur, ich hab das Gefühl ich wusste noch nie was ich will(beruflich), geschweige denn wer ich bin...
steppenwolf1

Re: vergeudetes Leben

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Veronika,

das mit dem Vorstellungsgespräch kann ich auch nachvollziehen. Bekomme heute abend einen Anruf für ein telefonischen Erstkontakt und weiss irgendwie jetzt schon, dass ich scheitern/durchfallen werde. Kommt noch hinzu, dass ich wahnsinnige Angst habe, mir richtig übel ist (hab deshalb heute noch nix gegessen) - das liegt wohl an der Sozialen Phobie. Aber welcher Arbeitgeber nimmt schon jemanden mit solchen Ängsten. Wenn es nach mir ginge, würde ich alles per Mail klären.
Ich denke, ob man es merkt oder nicht kommt vielleicht auf die Person an. Ich bin ein Mensch, der dann schon versucht weitestgehend seine Maske aufzubehalten, aber ich kann es auch nicht so gut verbergen, so dass es bestimmt auffallen wird. Andere kriegen das vielleicht besser hin. Ein Patentrezept dagegen habe ich leider nicht.

Ich wünsch Dir viel Glück.

steppenwolf
fellnase
Beiträge: 4
Registriert: 16. Aug 2005, 13:29

Re: vergeudetes Leben

Beitrag von fellnase »

Hallo Veronika,

es geht mir ähnlich, ich wusste noch nie, welcher Beruf zu mir passt und was ich eigentlich tun möchte.

Wie hast du dich entschieden? Hast du dem Vorstellungsgespräch abgesagt oder hast du zugesagt?
Falls du zugesagt hast, solltest du vielleicht irgendwie versuchen auch wirklich hinzugehen.
Schlimmstenfalls käme eine Absage bei raus, aber wenn du gar nicht erst hingehst, bekommst du die Stelle auch nicht.
Ich befinde mich auch gerade in einer schrecklichen depressiven Phase und bange um meinen Job, weil ich mich ständig krankmelde. Und sicher ist es gerade überhaupt nicht einfach, sich auf so ein Gespräch zu konzentrieren. Vielleicht hilft es dir, wenn du daran denkst, dass du die Leute dort sicherlich eh nie wiedersehen wirst, also selbst wenn sie irgendwie das Gefühl haben, dass du etwas weggetreten oder sagen wir unkonzentriert wirkst, dann kann es dir letztendlich doch wieder egal sein. Und da sie dich nicht kennen, fällt es ihnen vermutlich nicht einmal auf.
Im Grunde kannst du also erstmal nur gewinnen.

Ob der Job dann der ist, der dir wirklich zusagt ist eine andere Sache, aber vielleicht tut es dir gut, erstmal wieder überhaupt Arbeit zu haben.

Um was für eine Arbeit geht es denn, wo du dich beworben hast, wenn man fragen darf? Ich arbeite im Büro und bin damit völlig unzufrieden. Ich glaube, dass zu mir eher etwas kreatives passt, aber weiter bin ich in dieser Hinsicht leider auch noch nicht gekommen.

Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück!
Frauw
Beiträge: 115
Registriert: 13. Jan 2004, 14:55

Re: vergeudetes Leben

Beitrag von Frauw »

Hallo Veronika,

ich kann auch sehr gut verstehen, wie Du Dich fühlst. Kann auch sehr gut nachvollziehen, dass Du momentan das Gefühl hast, dass Du einen geregelten Tagesablauf, eventuell mit einem Tagesplan nicht schaffst.
Vielleicht wäre eine Tagesklinik eine Idee? Da hättest Du einen geregelten Tagesablauf und es würde Dir sicher besser gehen.

Gehst Du zu einem Psychologen? Oder zu einem Psychiater? Ich denke, es ist sehr wichtig, dass Du Dir Hilfe holst und vor allem kann es erlösend sein, wenn man merkt, man muss sich mit dem ganzen nicht mehr alleine beschäftigen.

Übrigens, das mit der Berufswahl: ich war mir da auch noch nie sicher, was ich da eigentlich möchte, finde das auch eine sehr schwere Entscheidung und denke auch, dass wenn man stark depressiv ist, solche Entscheidungen nicht treffen kann.
Aber natürlich kann eine Arbeit auch ein wenig Linderung in die Depression bringen, eben wegen dem geregelten Tagesablauf.
Aber setz Dich nicht unter Druck mit dem ganzen.

Wenn es nicht geht mit der Arbeit, dann geht es nicht. Hol Dir auf jedenfall Hilfe bei Therapeuten oder evtl wäre auch eine Klinik das Richtige für Dich?

Wünsche Dir auf jedenfall alles Gute und ganz viel Kraft! Du wirst das schaffen!

Liebe Grüße
Silke
vero
Beiträge: 3
Registriert: 16. Aug 2005, 12:00

Re: vergeudetes Leben

Beitrag von vero »

Hallo Ihr Lieben,
Tja was soll ich sagen? Soll jetzt nicht blöd klingen, aber es ist schön, dass es auch anderen ähnlich geht wie einem selbst. Irgendwie tröstlich....Habe das Gefühl um mich rum sind nur Leute die alles richtig machen in ihrem Leben....
Steppenwolf, ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen für Dein Gespäch. Gib mal bescheid, wie es lief. Es ist glaub ganz wichtig, dass man nicht schon im Vorfeld in Panik verfällt, aber halt nicht so einfach gell?
Zu Deiner Frage Fellnase ich arbeite in der Hotelbranche bzw. habe eine Ausbildung als Hotelfachfrau gemacht und suche auch in diesem Bereich.... auch wenn ich grad wie schon gesagt nicht weiß, ob dies das richtige ist....
Seit ca.5 Wochen habe ich wieder mit einer Therapie begonnen. Allerdings bisher ohne medikamentöse Behandlung. Vor gut 2 Jahren habe ich auch schon mal eine Therapie angefangen, kann aber bis heute nicht sagen inwieweit sie wirklich geholfen hat, fände es schön von Euch zu erfahren wie Ihr Eure PT empfindet???? liebe Grüßle
Antje
Beiträge: 445
Registriert: 1. Dez 2004, 15:37

Re: vergeudetes Leben

Beitrag von Antje »

Hallo zusammen,

warum versucht ihr diese Vorstellungsgespräche (ob Telefon oder 2. Gespräch) nicht auch als Übung zu sehen?
Klar, wenn man stark depressiv ist negativiert man alles und sieht es schwärzer als es wirklich ist.

Ihr seid aber ganz bestimmt ganz tolle, intelligente, liebenswerte Menschen und braucht Euch bestimmt nicht "zu verstecken" oder "Euer Licht unter einen Schemel stellen".

Ich wünsche Euch viel Erfolg bei Euren Bewerbungen und Vorstellungen.

Liebe Grüße

Antje2
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