Angst (verrckt zu werden)

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Seraphina
Beiträge: 12
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Angst (verrckt zu werden)

Beitrag von Seraphina »

Hallo Ihr lieben, Ich habe "erst" seit anderthalb Monaten Depressionen. Ich hatte schon Phasen dieser widerlichen Gefühllosigkeit und Leere. Dazwischen, wenn es mir eigentlich besser geht, steht die Angst im Vordergrund. Ich habe irgendwie vor so ziemlich allem Angst. Ziemlich viel Angst momentan auch davor durchzudrehen und dann jemandem etwas ganz Schlimmes anzutun (obwohl ich ehrlich noch nie den Drang dazu hatte). Aber das liegt wohl auch in der Natur der Ängste, dass sie irrational sind. Die Angst davor wahnsinnig zu werden, kommt wohl daher, dass meine Mutter 8 Jahre lang psychisch krank war, nämlich litt sie unter einer psychotischen Depression mit Wahnvorstellungen. Jemandem etwas zuleide getan hat sie allerdings auch nicht. Was meine ganze Angst-Depressions-Problematik angeht, so wird diese dadurch verschlimmert, dass ich sowieso zu Hysterie, Reinsteigerei und Fatalismus neige. Ich war bislang erst drei mal bei einer therapeutin. Sie vermutet neurotische Depression. Heute habe ich nochmal einen Therapie-Termin bei ihr und am Sonntag abend in einer Klinik ein Gespräch mit einem Arzt, der meine Mutter kennt und vielleicht etwas raten kann. Worauf ich eigentlich hinauswollte: Kennt hier irgendjemand die Angst davor verrückt zu werden? Am schlimmsten ist es nachts, wenn ich aufwache, dann habe ich so ein albtraumartiges Gefühl und ich fühle mich schon der Welt total entrückt und irgendwie beunruhigend realitätsfremd. Naja, zu 50% mindestens ist das wohl wieder meine Reinsteigerei. Ansonsten bin ich recht klar im Kopf ;-) Alles Gute für jeden von Euch! Seraphina
Petra
Beiträge: 19
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Angst (verrckt zu werden)

Beitrag von Petra »

Hallo Seraphina, ich kenne diese Angst sehr gut,ich litt unter ihr, ganz stark so ca. 3 Monate nach dem richtigen Ausbruch dieser Erkrankung. Ich wachte auf und plötzlich uberfielen mich solche Angstgedanken - ein unermessliches Leid!!! Oft reichte nur ein Anblick eines Gegenstandes aus, und ich dachte ich tue jemanden etwas damit an. Dabei bin ich ein ganz friedfertiger Mensch. Das war auch die Zeit, wo ich immer dachte , ich mach jetzt schluß, weil ich konnte es fast nicht mehr ertragen. Ich sah mich schon in irgendeiner Psychiatrie, festgeschnallt auf einem Bett liegen und ich hab`mich da immer mehr reingesteigert. Auch wenn ich meine Familie mal zum einkaufen begleitet habe, kam mir alles so fremd vor, ich glaubte zu dem Zeitpunkt echt, den Verstand zu verlieren. Das ist heute nicht mehr so, ich denke äußerst selten daran und wenn, dann steigere ich mich nicht mehr rein und dann verschwinden auch die Gedanken. Dafür haben sich bei mir diese Todes- angstgedanken so festgesetzt, daß ich täglich dagegen ankämpfen muß und das ist ebenso leidvoll. Liebe Grüße, Petra
Seufzerbrücke
Beiträge: 19
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Angst (verrckt zu werden)

Beitrag von Seufzerbrücke »

Hallo Seraphina, ohja, ich komme mir manchmal auch so irre vor, so verrückt! Manchmal gehste durch die Straße und fühlst Dich wie *im Traum* oder irgendwie entrückt und realitätsfern.. Dann schaltet sich Dein Gehirn ein und sagt: He, das kann doch gar nicht sein! Du BIST hier - aber Du fühlst es nicht... Du mußt irre werden! Angst kenn ich auch gut - meine große Angst ist immer, die Menschen um mch herum zu verlieren, ihnen nicht zu genügen, dass sie meine Minderwertigkeit erkennen und sich abwenden. Auch hier schaltet sich mein Gehirn ein und sag: He, was ist denn jetzt los? Spinnst Du? ... und da ist es dann schon wieder, dieses Verrücktheitsgefühl. Oder dieses *die anderen können mich nicht leiden und tolerieren mich höchstens* Gefühl... Einmal vor der Geburtstagsparty meiner Freundin war es so doll, dass ich es beinahe nicht geschafft habe, zu ihr rüberzugehen. Dabei waren da lauter Leute, die ich kannte (mehr oder weniger) und es war wirklich nur ein Zusammentreffen und Kaffe trinken, mehr nicht! Kein Riesenfest oder sonst was Aufregendes - aber ich bin fast rübergeschnappt! Ich war regelrecht steif vor Angst, hab mich kaum aus meinem Bett zwingen können, um mich anzuziehen. ... und dann diese Angst, dass es immer so bleiben könnte mit diesen düsteren, bedrückenden Gedanken und Gefühlen! Diese Angst, nie mehr WIRKLICH glücklich sein zu können, nie mehr wirkliche Lebensenergie zu verspüren. In *lichten Momenten* sagt mir aber mein Geist: Nein, es wird nicht so bleiben und es gibt einen Weg, der herausführt aus der Finsternis. Es wird Tag werden nach der Nacht. Ich glaube daran. Herzlichst, Seufzerbrücke
coke
Beiträge: 44
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Angst (verrckt zu werden)

Beitrag von coke »

Hallo Seraphina, auch ich kenne dieses Gefühl, gleich verrückt zu werden....ein Jahr nach dem Ausbruch meiner unbehandelten gehemmt-apathischen Depression kündigte sich der Absturz in eine schwere ängstlich-agitierte Depression mit Angstattacken aus dem Schlaf, da wußte ich erst mal nicht wo ich bin und dachte, ich drehe gleich durch....Angstattacken aus dem Schlaf sind die scheußlichsten Ängste, man schlummert friedlich und plötzlich wacht man panikartig auf dem Höhepunkt der Angst auf...einfach gräßlich, innerhalb von einer Sekunde von einem Extrem zum nächsten. Tagsüber hatte ich auch Angstattacken, sie kommen zwar schnell, aber ich konnte mich wenigstens darauf vorbereiten. Die Abstände zwischen den panikartigen Momente aus dem Schlaf wurden immer kürzer bis die ängstlich-agitierte Depression im November voll ausgebrochen ist, da hatte ich auch Angst vor allem und jeden und war nervös. Allerdings hatte ich nicht die Befürchtung, jemandem was anzutun, eher hatte ich die Angst, mir selbst was anzutun....ich war in der ersten Woche selbstmordgefährdet ehe die Angst und Unruhe etwas nachließ und dann habe ich gelernt, mit ihr umzugehen. Dennoch war vielleicht die Angst in der Depression vielleicht gar nicht, wenn sie auch sehr unangenehm ist, nutzlos denn erst da bin ich aufgewacht und habe mich endlich in ärztliche Behandlung begeben - wenn auch die ersten 2 Antidepressiva nicht viel gebracht haben und ich jetzt einen dritten Versuch starte....man muß leider oft verschiedene Antidepressivba ausprobieren bis was Passendes dabei ist. Im Dezember bekam ich nach 3 Wochen Ruhe wieder eine Angstattacke aus dem Schlaf....da habe ich es schon gelassen genommen obwohl mein Herzrasen 150 Schläge/min. betrug und ich einen Bluthochdruck von 100/150 hatte. Das mit dem Entrücktsein kenne ich auch, in meiner agitierten Depression war ich extrem lärmempfindlich und die Welt kam mir zu grell und bunt vor so daß ich, wenn meine Sinne überfordert waren und ich mich trotzdem weiterhin der Situation aussetzte, für Sekunden in einen Art Derealisationszustand geriet....ich sah und hörte die Leute aber sie rückten in die Ferne und mich erreichte kein Wort obwohl ich hören konnte. Ich dachte schon daß ich eine Psychose habe aber meine Ärztin erklärte, das käme bei Depressionen und Ängste häufig vor, der Körper schützt sich auf diese Weise vor einer Überforderung. Keine Sorge, Du bist nicht verrückt...die Angst läßt einem das Gefühl, verrückt zu werden aber man wird nicht verrückt - sonst säße ich nicht hier ;-) (ich habe auch die Angst 3 Monate lang ohne Beruhigungsmittel ertragen und bin trotzdem noch nicht balla :-)))) Meine Angst ist frei flottierend und ohne einen Auslöser als Ursache...da dachte ich auch ich bin verrückt, andere Angstpatienten haben Angst vor Spinnen, Kaufhäusern, Menschen etc., man mußte mir erst erklären daß die diffuse Angst typisch ist für Depressionen und sich leicht von reinen Angststörungen trennen läßt und die Angst verschwindet auch mit der Depression, ich brauche ganz klar Medikamente! Mit einer mittelschweren Depression ist schon nicht mehr zu spaßen und ich brauche Antidepressiva um wieder aus dem Loch zu kommen und therapierbar zu sein...leider! Liebe Grüße Coke
katrin
Beiträge: 16
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Angst (verrckt zu werden)

Beitrag von katrin »

Hallo Seraphina, diese "frei flottierende Angst" kenne ich auch. Sie ist zur Zeit leider wieder viel zu oft in meinem kopf! ich habe dann auch manchmal angst, das ich verückt werde, also nochmehr angst... ein ziemlicher teufelskreis. ich verirre mich auch oft völlig in meiner eigenen gedankenwelt. bei problemen, die für gesunde leute eigentlich gar keine sind, halte ich das berühmte "worst case scenario" für das absolut realistischste was mir passieren könnte und natürlich bin ich dann selber dran schuld. wenn dann das schlimmste nicht eintritt ist es ein zufall! zum beispiel habe ich vor jeder ärztlichen diagnose angst. Ich denke dann: er wird mir jetzt sagen, das ich viel zu spät gekommen bin und meine bauchschmerzen ein bösartige magentumor sind... und es ist dann meine eigene schuld das ich sterben muss und alle die mich lieben verlassen muss. Diese Angst jemandem etwas anzutun kenne ich allerdings nicht. ich hab eher angst mir etwas unüberlegtes oder gefährliches anzutun, wenn ich in einer situation bin, in der die gegebenheiten so sind das ich es könnte. ich habe aber keinerlei selbstmordgedanken. ich glaube auch das angst und depressionen zusammenhängen. das mit deiner mutter ist sehr interessant, meine mutter hat auch oft irrationale ängste und manchmal denke ich, das sie die in ihrer erziehung unbewusst auch auf mich übertragen hat. liebe grüße katrin
Seraphina
Beiträge: 12
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Angst (verrckt zu werden)

Beitrag von Seraphina »

Hallo Petra, Seufzerbrücke, Coke und Katrin! Lieb von Euch geantwortet zu haben, da fühle ich mich gleich nicht mehr so allein mit meiner irrationalen Angst. Ich wünsche euch allen angstfreie, entspannte Tage und alles Liebe! Seraphina
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